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[Kurzgeschichtenlesezirkel] Das Dunkle zwischen uns (Horror)


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#1 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 31 Mrz 2023 - 12:29

Das Dunkle zwischen uns 
von Jasmin Mrugowski, Nadine Opitz und Sarah Jahed
Taschenbuch-ISBN: 978-3-7460-9417-5
Hardcover-ISBN: 978-3-7460-9784-8
 
Ich starte einfach mal einen Lesezirkel und suche mir dann Mitstreitermenschen. Da ich die ersten drei Storys heute in der Mittagspause bereits gelesen habe, kann ich einen kleinen Vorgeschmack geben.
 

Sarggeflüster (Jasmin Mrugowski)

Mir ist klar, dass ich auf hohem Niveau jammere. Das ist persönlicher Geschmack, aber ich ziehe frische Formulierungen vor, bitte keine Phrasen oder mainstreamige, oft gelesene Sätze wie “er hatte sie stets auf Händen getragen”.

 

Subtilität würde mehr Nervenkitzel erzeugen. “Nicht einen Zahn hatte sie ihm gelassen” ist sehr deutlich, “Hatte sie ihm doch wenigstens einen gelassen!” würde mich nervöser machen. Gerade war die Rede von seinen Lippen, also wovon hat sie ihm keinen gelassen? Das würde mich persönlich mehr gruseln, als eine klare Ansage. Später würde das ja dann aufgeklärt.

Recht bald starrt der Protagonistin Henry den Sargdeckel an. Ich erfahre also früh, wo er ist und in welcher Situation - und auch, wer es ihm angetan hat.

“Agathe. Seine Frau. Seine Mörderin.”


Allerdings, richtig schön finde ich, als er über den Tathergang nachdenkt, steht da “Gegen seinen Willen empfand er Bewunderung für seine Frau.

Was für ein interessanter Aspekt seiner Persönlichkeit! Er liegt da, in einem Sarg im Wattenmeer und droht in der baldigen Flut zu ertrinken und er bewundert seine Frau für ihre Tat. Genial sogar. Das ist mein Anker. Kommt nach etwa einer Seite. 

Es steigert sich, als andere Anspielungen folgen, über die Kiste, über eine gewisse Betty.


Etwas mehr im Mainstream wandert die Story, als Henry beginnt, mit jemandem zu sprechen. Dann wird es etwas vorhersagbar für mich, aber immerhin sehr genre-konform und mit eindeutig phantastischen Einschlag. Der Schlusstwist war nicht so ganz meins.


Unter die Haut (Nadine Opitz)

Rein stilistisch ist es mir positiv aufgefallen, dass der Text fast ohne Inquits auskommt - man weiß auch so, wer spricht.

Ansonsten habe ich gerade erst eine thematisch sehr ähnliche Story in der Zwielicht gelesen (aber in Zwielicht konkreter, wenn auch länger ausgebreitet), so dass ich ziemlich rasch wusste, worauf es hinausläuft. Das Problem von Viellesenden.


Der Puppenmacher (Sarah Jahed)

Zwar habe ich hier leichten Phrasenalarm (markerschütternd in Zusammenhang mit Gekreische habe ich schon zu oft gelesen, oder auch die Zornesröte, die ins Gesicht steigt,ein Herz, das in tausend Stücke zersplittert, Blut, das in Adern gefriert), aber zwei Dinge machen diese Story glaubhaft und sehr lesenswert:

Die Einbettung des Grusels in einen Alltag, den wir uns alle vorstellen können. Vater, traumatisierte Tochter, Mutter erst vor kurzem gestorben, jetzt müssen sie den Alltag mit Schule und Psychologin bewältigen.

Lebensecht so etwas wie der Gedanke des Vaters, als er mitten in der Nacht den Alptraum seiner Tochter behandeln muss: “und dachte an die Präsentation, die ich in sechs Stunden vor der Marketingabteilung halten sollte.” Genau so etwas will ich in der phantastischen Literatur lesen! Das macht den Grusel dann für mich aus. Das sind normale Menschen mit Problemen, wie auch ich sie haben und denen stößt etwas zu. Kann das also etwa auch mir passieren?

Diese Art von Verankerung wünsche ich mir.

Auch sehr glaubhaft:

“Kurz nach der Beerdigung waren unsere Mitmenschen nett und aufmerksam gewesen. Und jetzt, nur wenige Wochen später, lief alles wie gewohnt. Außer für Laura. Und für mich”.

Der zweite Grund, warum ich diese Geschichte hoch preisen will, ist der Schluss. Den habe ich nicht kommen sehen. Trotzdem habe ich ihn sofort gekauft. Und er hängt fast nur an einem Wort! (“meiner”) Gelungen.

 

 


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#2 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 01 April 2023 - 07:33

Ok, eine Mitstreiterin für den Lesezirkel habe ich schon mal gefunden, ich warte mal, bis sie dazustößt und gehe die Horror-Fans in meinem Bekanntenkreis durch ... 

 

Edit: Soeben konnte ich einen weiteren Mitleser gewinnen :-)


Bearbeitet von Rezensionsnerdista, 01 April 2023 - 08:09.

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#3 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 03 April 2023 - 05:16

So, nun sind wir zur viert, das ist ja erstmal ein solider Lesezirkel, vor allem wenn's um Kurzgeschichten geht und Horror ist in diesem Forum ja nur ein Nebenthema.

 

Wenn noch jemand dazustoßen will, gern, ich habe ja selbst erst die ersten drei Storys gelesen.


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#4 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 12 April 2023 - 09:27

So, wieder einen Stoß gelesen

 

Das Dunkle zwischen uns (Nadine Opitz)

Sprachlich herausragend, an vielen Stellen, nur der häufige Stakkato-artige Perspektivwechsel war mir zu hart und zu schwindelig. Da hätte ich mir größere Passagen gewünscht mit nur wenigen Wechseln. 

 

Rachegeister (Jasmin Mrugowski)

Es lohnt sich, Sarggeflüster auf jeden Fall vorher zu lesen! Also nicht die Anthologie im Shuffle-Modus genießen. Wobei, wer weiß, vielleicht kommt es auch gut, wenn man diese hier zuerst liest und danach Sarggeflüster? Hier ist quasi die andere Seite der Geschichte und eine Art Fortsetzung, aber aus Perspektive der Frau. Hat mir gut gefallen. Vor allem der Twist kurz vor dem Ende.

 

Ich bring dich heim (Nadine Opitz)

Atmosphärisch angenehm, ein bisschen bedrohlich am Anfang. Gut finde ich, dass vieles, was in der Vergangenheit geschehen ist, nur angedeutet wird. Der personale Erzähler weiß ja schließlich genau, was passiert ist und kaut es nicht eins zu eins wieder. Diese Art von Subtilität sagt mir sehr zu. Die Grundidee fand ich jetzt nicht besonders gruselig. Vermutlich war mir das Thema einfach zu bekannt.


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#5 Dharma

Dharma

    Nochkeinnaut

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Geschrieben 16 April 2023 - 11:44

Hallo allerseits!

 

Ich wurde von Yvonne gefragt, ich diese Anthologie rezensieren will. Ich habe die ersten paar Geschichten gelesen und mein genereller Eindruck ist eigentlich ganz gut.

Meistens lese ich eine Geschichte vor dem Einschlafen und ich freue mich jedes Mal darauf.

Die meisten von den bisher gelesenen sind relativ kurz, dazwischen sind aber offenbar welche, die um einiges länger sind.

 

Das Folgende ist natürlich nur meine persönlich Meinung und jede:r andere Leser:in sieht das vermutlich auch anders. Ich bin auch schon gespannt, Yvonnes Meinungen zu den einzelnen Geschichten zu lesen – da hab ich mich nämlich bisher ganz gut zurückhalten können. Ich will mich ja nicht beeinflussen lassen :D

 

Anthologie: "Das Dunkle zwischen uns" von Jasmin Mrugowski, Nadine Opitz und Sarah Jahed

 
Sarggeflüster von Jasmin Mrugowski ist eine sprachlich ansprechende Geschichte und aus einer interessanten Perspektive erzählt. Sie regt zu Überlegungen über die Vorgeschichte an, und ich hätte mir gewünscht, ein bisschen mehr über die Umstände zu erfahren. Gegen Ende passiert eine (für mich) überraschend "mystische" Wendung. Gut gefallen hat mir die anschauliche Beschreibung des steigenden Wassers. (5/5)
 
Unter die Haut von Nadine Opitz ist sprachlich nicht ganz mein Fall. Ich finde den Rhythmus unangenehm: kurze Sätze, immer wieder sehr kurze Einschübe mit Zeitsprung. Die Idee an sich ist interessant, aber wirkt nur oberflächlich ausgearbeitet. Ich schaffe es nicht, mich in die Protagonistin einzufühlen. Zusätzlich wurde die Aufklärung des ganzen Debakels ein wenig lieblos in einem Satz wiedergegeben. (2/5)
 
Der Puppenmacher von Sarah Jahed empfinde ich als sprachlich gut umgesetzt und angenehm zu lesen. Man findet schnell in die Geschichte hinein. Allerdings ist die Sprache des kleinen Mädchens zu überzogen – kein kleines Kind redet so. Zwar wird ihr Alter wird nicht genannt, aber "dünne Ärmchen, die die Beine des Vaters umklammern", gehören eher zu einem kleinen Kind. Das finde ich ein bisschen schade.
Die Reaktion des Vaters auf die Frage, ob das Mädchen bei ihm schlafen kann, kann ich nicht nachvollziehen. Es hat gerade seine Mutter verloren und schlimme Albträume, und er will standhaft bleiben?
Das Ende ist nicht klar. Man weiß nicht, ob das Traum ist oder Wirklichkeit. Kann man machen, ist aber in diesem Fall irgendwie unstimmig. (3/5)
 
In Das Dunkle zwischen uns von Nadine Opitz wechselt die Perspektive Schlag auf Schlag zwischen zwei Personen (beides Ich-Erzähler). Die letzten beiden Absätze sind dann überraschend in der dritten Person geschrieben. Insgesamt hat mich die Geschichte nicht sehr angesprochen – obwohl man die Gedanken der Protagonisten liest, erfährt man kaum etwas über sie. Durch die Oberflächlichkeit empfand ich keine Anteilnahme am eigentlich tragischen Schicksal der beiden Personen. (2/5)
 
Rachegeister von Jasmin Mrugowski
Was für eine Überraschung! Es ist eine Fortsetzung der ersten Geschichte, nun aus der Perspektive der Frau/Mörderin. Das ist eine nette Idee und hat mir gut gefallen. Trotzdem frage ich mich (und ich weiß, dass ich mir das eigentlich sogar selbst gewünscht hatte!), ob es gut war, die erste Geschichte weiterzuerzählen, oder ob es sie dadurch vielleicht abschwächt. Aber wieder ist die Geschichte angenehm zu lesen und fesselt mich.
Die Kiste mit den Trophäen erinnert mich an "You" – ebenso die Dr. Jeckyll und Mr. Hyde Sache. (4/5)
 
Ich bring dich heim von Nadine Opitz wirkt wie aus einer gewissen Distanz erzählt. Liest sich ein bisschen wie ein Aufsatz in der Schule, denn es ist eine Aneinanderreihung von Geschehnissen, die keine Nähe zu den Protagonisten aufbauen lässt. Die Idee ist interessant, aber die Umsetzung gefällt mir leider nicht so. Teilweise grammatikalisch grenzwertig. (1/5)
 
Der Seelenfänger von Sarah Jahed
Beginnt – für meinen Geschmack – mit einer etwas zu blumigen Sprache (sehr viele Adjektive). Es wird dann aber besser – oder ich habe mich daran gewöhnt :). Perfekter Spannungsbogen und insgesamt tolle Geschichte! (4/5)
 
Ich habe ihn gesehen von Nadine Opitz ist eine außergewöhnliche Idee und gut geschrieben. Die Briefform kommt dem Schreibstil der Autorin entgegen. Sehr gut umgesetzt – hätte eventuell noch ein bisschen länger sein können. Aber das wünsche ich mir meistens bei Geschichten, die mir gefallen ;) (5/5)
 
... Fortsetzung folgt!

Bearbeitet von Dharma, 16 April 2023 - 12:30.


#6 Rezensionsnerdista

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    Yvonne

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Geschrieben 19 April 2023 - 12:15

Der Seelenfänger von Sarah Jahed

Am Anfang war ich sehr gespannt, wie sich alles auflösen wurde, aber dann wurde es mir viel, viel zu klassisch und austauschbar. Vielleicht habe ich schon zu wenig ähnliches gelesen. Außerdem störte mich das mindestens zweimal verwendete "lächelte gequält" (ich lese solche Formulierungen insgesamt zu oft, aber bitte nicht mehrmals pro Kurzgeschichte, auch wenn diese mit achtzehn Leseminuten ja doch recht lang ist).

 

Ein Detail der Story war super, und zwar das mit dem zu stark gekochten Kaffee am Wochenende, den die Mutter dann gesüßt hat - mit der Abschiedsbemerkung, dass sie ihren Kaffee dann immer "bittersüß" trank. So etwas ist großartig. Ich wünsche mir mehr solche guten, treffenden Details. Dann akzeptiere ich auch zu klassische Plots. 

 

Insgesamt ist die Anthologie auch sprachlich sehr flüssig, wenn ich auch manchmal über zu mainstreamige Formulierungen jammere, mehr Beispiele würde ich dann bei passender Gelegenheit nennen.

Gut, dass diese Story mal länger war, aber trotzdem kam keine Identifizierung bei mir auf und das will ich bei Horror eigentlich haben.

 

 

 

 

Dharma, bei Der Puppenmacher von Sarah Jahed liegen wir ja weit auseinander - ich mochte den Twist am Ende ja sehr. Vielleicht muss ich die Story noch mal lesen? Ich warte mal ab, was die anderen beiden sagen, denn ich fand den an sich gut.

Und von wegen, wie Kinder sprechen, da habe ich schon so krasse Bandbreiten erlebt (alleine schon bei den beiden, die wir selbst haben), da akzeptiere ich ungefähr alles inzwischen :-)


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#7 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 19 April 2023 - 12:27

Ich habe ihn gesehen von Nadine Opitz

Ui, jetzt sage ich genau das Gegenteil von dem, was Dharma gesagt hat - gut ist, wenn mehrere Leute an einem Lesezirkel teilnehmen, da sieht man dann gleich, wie weit die Meinungen auseinander gehen können!

Für mich war die Story von der Qualität her sehr weit unter den anderen, die ich bisher in dieser Sammlung gelesen habe.

Der Stil und die Tonalität haben mich nicht überzeugt, die vielen kurzen, einfachen Sätze wirken zwar authentisch und passen zum Briefschreiber, sind aber schwer zu lesen. Dann ist der Plot absolut langweilig und vorherhersehbar - oder habe ich etwas übersehen?

Da passiert ja genau das, womit man auch rechnet. Und die Zweiteilung war jetzt auch irgendwie nicht meins.

Da kommt so gar keine Spannung bei mir auf.

Die Geschichte war irgendwie nicht für mich. Vermutlich war sie für Dharma  :blush: 


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#8 fancy

fancy

    Temponaut

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Geschrieben 19 April 2023 - 16:55

Auch ich wurde von Yvonne gefragt, ob ich hier mitmischen möchte. 

Ich finde die Geschichte hinter der Anthologie, dass sich drei Frauen aus verschiedenen Teilen des Landes kennenlernen und so sympathisch sind, dass sie in Kontakt bleiben und sich dann sogar mal treffen, sehr nett und dass daraus die Idee zu einer Anthologie entstand, sogar noch netter. 

Ich habe schon einen Teil der Storys gelesen und fand etliche sehr kurz. Zu kurz, um Sympathie zu den Protagonisten entwickeln zu können, aber das werde ich dann zu den einzelnen Storys selbst noch mal anmerken. Vorerst habe ich den Eindruck, dass es vielleicht ganz gut ist, dass man mit niemandem mitleidet, denn sie scheinen alle zu sterben. (Eine Ausnahme bislang.) 

Das macht die Lektüre für mich ein wenig langweilig. Wozu soll ich die Geschichten alle lesen, wenn doch alle wegsterben? 

In den meisten Fällen beherrschen die Autorinnen ihr Handwerk gut, aber auch hier gab es wieder mal Storys, in denen die vollendete Vergangenheit zwanghaft vermieden wurde. Ich wünschte mir, diese Unsitte würde endlich wieder verschwinden. 

Ich vermisse einen Hinweis darauf, wer die Grafiken erstellt hat. War es derjenige, der auch für das Cover verantwortlich ist?

So, das nur vorweg. 

 

Sarggeflüster (Jasmin Mrugowski)

 

Ein Mann wacht in einem Sarg auf und weiß, dass es für ihn kein Entkommen gibt. Seine Frau hat ihn ins Watt gestellt und bereitet ihm so einen langsamen Tod durch ertrinken. Er deutet an, dass er sein Schicksal wohl verdient hat. 

Nicht schlecht geschrieben, aber ich fand, die Geschichte hatte weder Höhen noch Tiefen. 

 

Unter die Haut (Nadine Opitz)

 

Die Story war für meinen Geschmack viel zu kurz, um fesseln zu können. Außerdem fand ich das Ende vorhersehbar. Trotzdem fand ich sie gut geschrieben.

 

 

Der Puppenmacher (Sarah Jahed)
 
Diese Story fand ich gut geschrieben, aber abgekauft habe ich sie der Autorin nicht. Die Psychologin, die dem Vater rät standhaft zu bleiben, die meint, das Kind müsse mit dem Trauma fertig werden und sich seinen Ängsten stellen. Nein, das glaube ich nicht. Das Ende fand ich jetzt nicht so wahnsinnig überraschend. 
Wenn z. B. fünf Personen in einem Roman mitspielen und alle sind Polizisten, aber ein Mörder wird gesucht, ist klar, dass einer der Polizisten der Übeltäter sein muss. Insofern, war niemand da, der der Puppenmacher hätte sein können. 
Ich schätze, diese Story hätte gut werden können, hätte vielleicht sogar auf Romangröße ausgeweitet werden können. Dazu hätte ich dann allerdings gerne das exakte Alter des Mädchens gewusst und mir ggf. einen anderen Bösewicht gewünscht. 
Falls der Puppenmacher, der bleiben soll, der er ist, dann wünschte ich mir böse Ahnungen des Mädchens. 
 
Das Dunkle zwischen uns (Nadine Opitz)
 
Hm, auch wieder so eine Story, die schnell und kurz erzählt wird. Dann noch die schnellen Perpektivwechsel und eine Unglaubwürdigkeit, die mir den Genuss verleidet haben. (Die Frau geht zurück zur Stiefmutter, von der sie misshandelt wurde.) Ich finde es gut und wichtig, über Misshandlungen im Elternhaus zu schreiben, aber ich würde mir das ein wenig ausgeprägter wünschen. Hier kommen kaum echte Gefühle auf, auch empfinde ich kein Mitleid mit einer der Personen. Das müsste alles weit intensiver verfasst werden. 
Liebe Nadine, ich bitte dich, lass dir bei den nächsten Geschichten mehr Zeit, arbeite deine Charaktere heraus und lass sie lebendig werden. Dann können wir als Leser auch mitleiden und mitfiebern. Ich denke, dass nötige Rüstzeug hast du. 
 

Rachegeister (Jasmin Mrugowski)

 
Hier wird die erste Geschichte weitererzählt. Wir erfahren, dass der Mann im Sarg ein Serienmörder war und deshalb sein Schicksal wohl verdient hat, oder? Darf seine Frau mithilfe eines Freundes Selbsjustiz üben? Und dulden die Geister das? 
Hm, obwohl hier nicht wieder alle sterben, Ich habe mir notiert, dass diese Autorin richtig gute Geschichten schreiben könnte, wenn sich sich mehr Zeit nehmen würde und sich an die korrekten Zeiten halten würde. Hier wurde die Rückblende mit dem Großvater nicht in die vollendete Vergangenheit gesetzt. Mich nervt das immer, obwohl es inzwischen schon Standard zu sein scheint. 
 
Ich bring dich heim (Nadine Opitz)

 

Ein Mann wird von Albträumen geplagt und seine Therapeutin rät ihm, etwas dagegen zu unternehmen. Hm, wieder so ein kurzer Text, der mich nicht so recht überzeugen konnte. Mit wem soll ich hier mitzittern? Mit einer Nebenperson (der Therapeutin), von der ich nichts weiß? Warum? Mit dem Mann, der offensichtlich nicht nur gestört sondern auch gewalttätig ist? Sicher nicht. Hier geht es mir zu sehr um Effekte. Man soll sich die Situation vorstellen und sich gruseln. 

Handwerklich hätten hier noch ein paar Hilfsverben verbannt werden können. 

Ich stimme Yvonne zu, es muss nicht haarklein berichtet werden, was in der Kindheit passiert ist, aber ein Geheimnis wird in dieser Story auch nicht daraus gemacht. 

Ich bin mir nicht sicher, ob das Alter des Mannes genannt wird, aber wenn er selbst damals noch ein Kind war, bin ich mir nicht sicher, ob ich ihm die Tat abnehmen soll, aber das wird ja durch die Taten von Kindern in letzter Zeit wohl überholt. 

 

Der Seelenfänger (Sarah Jahed)

 

Mal wieder eine etwas längere Story über eine Zeitreise, die nicht ohne Folgen bleibt. Auch hier frage ich mich, mit wem ich wohl mitfühlen soll. Dem Heimkehrer, der gegen Dämonen kämpft? Der Frau, die ahnt, wer da vor ihr steht oder doch mit dem vorlauten Jungen? Ich konnte mich mit keinem identifizieren und fand das Ende nicht besonders gut. Aber das ist natürlich immer alles Geschmackssache. Warum sollte ich Anthologien lesen, wenn ich weiß, dass am Ende immer alle sterben? 

Das alleine macht für mich nicht Horror aus. 

 

Ich habe ihn gesehen (Nadine Opitz)

 

Ein zwölfjähriger Junge schreibt seinem Vater, dass er fürchtet, am Tod seiner Freundin schuld zu sein und glaubt, dass der Mörder nun hinter ihm her ist. 

Die Story war auch nichts für mich. Die Stimme des Jungen hat mich nicht überzeugt. Am Ende habe ich mich gefragt, ob hier ggf. einfach wahre Begebenheiten "umsponnen" wurden und diese Kinder echt verschwunden sind. Aber selbst dann, hätte man mehr daraus machen können. 

 

Fang nicht an, Dinge zu tun, tu sie einfach!
Wer wenig denkt, irrt viel (Leonardo da Vinci)
Meinungsverschiedenheiten über ein Kunstwerk beweisen, dass das Werk neu, komplex und lebenswichtig ist. (Oscar Wilde)
Wenn Kritiker uneins sind, befindet sich der Künstler im Einklang mit sich selbst. (Oscar Wilde)

www.mluniverse.wordpress.com
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#9 Rezensionsnerdista

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    Yvonne

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Geschrieben 19 April 2023 - 17:21

Die danach fand ich richtig gut, morgen mehr dazu!

(Die war auch länger)

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#10 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 19 April 2023 - 19:32

Okay, der nächste Schwung (ich würde an sich gern bis Montag durch sein).

 

Das Haus der vergessenen Bücher von Jasmin Mrugowski

Wir haben einen Gewinner! Bzw. ich habe jetzt meine (bisherige) Favoriten-Story. Es hilft auch, dass die Lesezeit fast eine halbe Stunde beträgt. Viel mehr Zeit, mit den beiden Hauptfiguren warm zu werden. Was bestens gelingt (vor allem mit der älteren Dame) und außerdem auch Spannung erzeugt und genügend Raum für ein, zwei Twists bietet, die bei weitem nicht alle vorhersehbar (aber alle vorbereitet) waren. Und eine "Figur geht in den Keller"-Variante, die noch nicht total ausgelutscht ist.

Jedenfalls ist die Story klasse - stellenweise erinnerte sie mich an die gruseligste Szene in dem Film "Sieben" (ich hatte damals monatelang Alpträume) und die Dialoge sind gelungen. Toller Aufbau! Und sehr schöne Stellen wie:

"dudelte die traurige Du-Idiot-hast-keinen-Strom-mehr-Tonabfolge in seinem Ohr".

Klar, es gibt ein paar Momente, die man schon kennt - aber da die Figuren eben echt sind und vor Leben nur so sprühen, ist das egal. Mein Liebling. 

 

Die Flucht von Nadine Opitz

Das hatte definitiv was. Ein Mann wird von seiner Frau drangsaliert und sogar misshandelt, will sie verlassen - und endet irgendwie im Badezimmer. Kann nicht raus, draußen ist sie und er hat Angst. Der Schluss war mir etwas too much, aber der Weg dorthin war sehr spannend, interessant und ja, ich habe mitgefiebert.

Auch wenn (wie Marianne beobachtet hat), ja die meisten sterben, ach, manchmal könnte doch mal jemand überleben ... oder seine Zurechnungsfähigkeit behalten, na ja, mal heile aus der Situation herauskommen. :-)

 

Der Henkersberg von Sarah Jahed

Hier habe ich ein wenig zu viel zu früh erraten. Was mir aber gut gefallen hat, war die lebensechte Beziehung zwischen den Brüdern und was der Bruder so abfällig über seine Schwägerin sagt (Stichwort Kinder zu Bett bringen). Ansonsten ist viel klassisches dabei. Der Autorin ist es gelungen, der Story ihre eigene Note zu geben, nur der "Über-Plot" hat mich dadurch ein wenig verloren.

 

Das Memory-Kind von Nadine Opitz

Die beste Horror-Idee bisher - nur ich finde, zu wenig draus gemacht, oder, anders gesagt: Ich hätte gern mehr davon gehabt!

Der Horror besteht darin, im falschen Körper aufzuwachen. Das hat eine Menge Grusel-Potenzial. Es bleibt einfach zu kurz und die Perspektivwechsel schreien eigentlich geradezu nach einer längeren Story.

 

Phrasen/Mainstream-Formulierungen

Ich hoffe, es ist okay, dass ich das mal nach mehr als der Hälfte als Rundumschlag mache, statt bei jeder Story erneut darauf herumzureiten, auch wenn bei weitem nicht jede Story Phrasen oder sehr "übliche" Formulierungen hat. Ich meine so etwas wie:

  • Blut in den Ader gefrieren ließ
  • Blut in meinen Ohren rauschen hörte
  • wie von der Tarantel gestochen
  • seit Atem stockte
  • wie zur Saltzsäule erstarrt
  • ihm lief es kalt den Rücken hinunter
  •  

Ich hoffe, ich habe alles ausgespart, was im Dialog steht, da würde ich das nämlich anders sehen, genutzte Phrasen können eine Figur gut charakterisieren. (Und nein, ich verkneife mir mein Long-John-Silver-Beispiel :-) )

 

Ach so und unser werter Kollege Michael K. Iwoleit hätte vermutlich eine falsche Verwendung des Wortes "scheinbar" gefunden, hier war offenbar "anscheinend" gemeint. Das hat er in seinen Rezensionen fast immer irgendwo gefunden und seitdem halte ich aktiv Ausschau.


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Geschrieben 20 April 2023 - 10:06

Zwei weitere gelesen und Marianne wird sich freuen, weil nicht immer und überall nur gestorben wird. :-)

 

Gegenüber von Jasmin Murgowski

Zwischenfazit für mich: Einige Storys sind für mich einfach zu kurz. Es ist schwer für mich, in eine ganz kurze Story reinzukommen. Stilistisch gefällt diese hier mir gut, vor allem, weil sie ihre ungewöhnliche Perspektive nicht aufdeckt oder erst nach und nach. Erst dachte ich, da spricht ein Hund, dann ein Wolf, am Ende habe ich aber für mich entschieden, dass es eigentlich nicht im Text steht, jedenfalls nicht klar, und das begrüße ich sehr.

 

Der Boom-Pow-Effekt von Nadine Opitz

In der Mitte muss ich sagen, hatte ich einen echten Hänger. Mir war langweilig. Warum? Ich habe überlegt. Vielleicht, weil die Szene mit dem Tod auf dem Asphalt mit dem Teergestank ein, zweimal zu häufig kam? Es kann auch daran liegen, dass in der Mitte die Handlung für mich stockte, nichts Neues brachte. Plus, hier wurde das Stilmittel der arg kurzen Hauptsätze etwas überstrapaziert. Das kam mir zu oft, war dann eintönig zu lesen. Sobald mir auffällt, wie etwas gestrickt ist und ich auf Stil achte, statt auf Inhalt, ist es für mich meist nicht so gut.

Beispielstellen:

"Er konnte nun endlich wieder zeichnen. Dachte er. Sein Kopf wollte aber keine Bilder formen."

"Aber es halft nichts. Keine Bilder. Kein Gefühl."

Viele kurze Sätze und etwas Redundanz, ich hatte auch das Gefühl, der Wortschatz wiederholt sich "krampfhaft", was bei mir zu Eintönigkeit führt.

Zwischendurch hatte ich den Eindruck, die Story könnte eine SF-Komponente haben:
"Dieser falsche Speicherplatz war der Grund, dass Micha jede Nach aufs Neue starb"

Wäre übrigens eine gute SF-Ideen. Hier verschwimmt das für mich aber als Nebenthema. 

Ich hatte bei der Story auch das Gefühl, dass sie mittendrin das Thema wechselt, als das Mädchen ins Spiel kommt. Ich war aber dankbar dafür, da mich die Story ab Auftauchen des Mädchen wieder sehr viel dringender interessiert hat. Ich merke beim Lesen auch rasch, was bei dem Mädchen los ist, das wird wundervoll subtil angedeutet: 

Sie sagt im Krankenhaus zu ihm "Das Essen könnte besser sein, aber hier bin ich wenigstens nicht so ein Trottel. Verstehst du, was ich meine?" (Der Vater hat sie aufgrund ihrer vielen "Unfälle", Trottel genannt)

 

Außerdem ist mir wieder scheinbar aufgefallen. Jetzt muss ich doch mal nachschlagen

Es heißt, dass das umgangssprachlich oft verwechselt wird (wie MKI ja auch seinerzeit bemängelt hat).

Es heißt: "Im Schriftdeutschen sollte jedoch der semantische Unterschied zwischen den beiden Ausdrücken beachtet werden: Mit anscheinend wird die Vermutung zum Ausdruck gebracht, dass etwas so ist, wie es erscheint. Hingegen sagt scheinbar, dass etwas nur so scheint, aber nicht wirklich so ist."

 

"Weiß der Teufel warum, aber sie war scheinbar in deinem Zimmer,"

War sie nicht. Sie war anscheinend dort, denn sie war ja tatsächlich dort und nicht als Hologramm oder Gespensterabdruck nur scheinbar dort.

 

An anderer Stelle "Diese Hexe konnte scheinbar Gedanken lesen"

Auch hier war "anscheinend" gemeint, da die Figur Neo vermutet, dass die Figur tatsächlich Gedanken lesen kann.

 

Ich habe sogar eine dritte Stelle gefunden

"Scheinbar versuchte sie, sich zu sammeln."

Auch hier ist "anscheinend" gemeint.

 

Sorry für den Ausflug, ich bin wild entschlossen, das nicht selbst falsch zu machen, wenn MKI mich dabei erwischt, muss ich mir sicher eine Standpauke anhören. :-)


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#12 Rezensionsnerdista

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    Yvonne

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Geschrieben 20 April 2023 - 10:37

Auf dunklen Schwingen von Sarah Jaheb

Ich sollte bei Gelegenheit mal fragen, ob jemand der dreien (oder mehrere?) im medizinischen Bereich tätig sind*, es kommen oft erstaunliche Details vom Körper oder von medizinischen Notsituationen. Vielleicht ist das auch alles recherchiert. Kommt mir jedenfalls fundiert vor.

 

Der Maskenball von Nadine Opitz

Vielleicht ein bisschen zu klassisch und nicht so mein Thema. Hier verschwimmt die Grenze zwischen Legende und Wahrheit - oder, wie nahegelegt wird, die Legende ist in Wahrheit die Wahrheit, aber man tischt sie den Kindern als Legende auf. Kinder merken aber nicht nur, wenn man sie belügt, sie spüren offenbar auch, wenn etwas wahr ist.

 

Nichts als ein Echo von Jasmin Mrugowski

Ich bin unsicher, ob ich nur "ungeprüfte Schrauben" als Unfallgrund für eine Achterbahn kaufen sollte. Ansonsten ist das Thema meins, hier kämpft ein Kind darum, einen düsteren, gefährlichen Ort verlassen zu können. Den Showdown im Krankenhaus mochte ich besonders gern und auch den fast schon optimistischen Schluss. Nicht immer sterben alle. :-)

 

 

*laut Vitae nicht

 

 

Fazit

Ich stimme Marianne zu (die Hinter den Kulissen etwas vor mir gelesen habe, ich erst am Ende), die Kennenlerngeschichte der drei ist sehr nett! Offenbar lektorieren sie sich ja auch gegenseitig, was für eine Anthologie wie diese hilfreich ist. Sie haben auch vorher allerhand Kurgeschichten veröffentlicht, ich vermisste sie nur bisher in meinem Go-To-Horror Magazin Zwielicht. Oder im Weltenportal, das ja auch Horror druckt.

Zwei von ihnen hatte ich in einer Alien-tanzt-Anthologie von Ellen Norten gesehen.

 

Ich bin ein Horror-Fan, auch wenn ich in den letzten drei Jahren deutlich mehr SF gelesen habe. Für mich muss Horror mich aber zunächst einfangen, das geht über die Charaktere. Sonst gruselt mich gar nichts. Gelungen ist das in diesen Geschichten hauptsächlich in meinem Highlight Das Haus der vergessenen Bücher. Die Story bot auch die im Horror so geliebten Twists.

Stilistisch habe ich nicht viel zu meckern (und wenn, habe ich das bereits); rein inhaltlich müsste ich persönlich noch deutlich näher an den Figuren abgeholt werden. Mit weniger Platz ist das schwieriger, ich weiß, plus, man hat ja auch noch den Weltenbau (oder auch: Monsterbau) an der Backe, der Platz frisst, aber ich bin auch der Meinung, dass das möglich ist.

Einige der Ideen waren sehr klassisch, was für mich okay ist, die Themen wiederholen sich nun mal, solange eine interessante hintergründige Story dazukommt, lese ich auch alte Ideen in neuer Gestalt gern.

Andere Ideen sind eher frisch und manches hätte ich gern etwas breiter ausgewalzt gesehen.

 

Ich bin sehr gespannt, wie die Anthologie sich allgemein und auch in unserer Phantastik-Szene so schlagen wird.


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#13 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 24 April 2023 - 11:54

Heute hatte ich übrigens Podcast mit den dreien, erscheint dann im Laufe der Woche  :jumpgrin:


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#14 Rezensionsnerdista

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    Yvonne

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Geschrieben 26 April 2023 - 05:41

Die Podcastfolge mit den drei Herausgeberinnen ist nun auch online, Folge 22: Der Rising Writers Club!


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#15 fancy

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Geschrieben 26 April 2023 - 17:00

Das Haus der vergessenen Bücher (Jasmin Mrugowski)

 

Ein Einbrecher wird von der Besitzerin der Villa, in die er eingestiegen ist, ausgetrickst. Sie hat ihr Haus per Smart Home auch aus der Entfernung im Griff, wird über den Einbruch informiert und riegelt das Haus ab. Der Eindringling ist gefangen. Dann entwickelt sich ein Gespräch zwischen den beiden. Im Gegensatz zu Yvonne fand ich den Einbrecher nicht so überzeugend. Gut, er kann dem Monolog der Dame nicht entkommen, aber für mich hätte der sich weit bockiger zeigen müssen. Ohren zuhalten, Wohnzimmer verwüsten, Bücher anzünden alles wäre möglich gewesen. Bevor er in den Keller geht. Danach bin ich mir auch uneins, ob ein Dieb sich so verhalten würde. 

Das Thema Selbstjustiz hatten wir ja in euren Zahnrädern schon mal besprochen und so sehr ich verstehe, dass die alte Frau im Krieg gelitten hat, denke ich dass sie sich mit ihrer Tat auch nicht besser verhält. 

Aber das ist vielleicht ein Thema, das wir an anderer Stelle noch einmal separat besprechen könnten. 

Mein Liebling ist die Story daher nicht, obwohl ich es begrüße, dass auch mal längere Storys vorkommen. 

 

Die Flucht (Nadine Opitz)

 

Eine prügelnde Frau treibt ihren Mann ins Bad, wo er gefangen ist und versucht sich mit Tabletten zu betäuben. Ich persönlich kann es nicht besonders gut leiden, wenn allte Rollenbilder einfach vertauscht werden. wenn also nicht der Mann, sondern die Frau gewalttätig ist. Und wenn dann dieselben alten Ausreden herhalten müssen, kann ich dem noch weniger abgewinnen. Ja, ich weiß, dass es auch solche Fälle gibt, aber müssen die hervorgehoben werden, wenn es immer mehr Femizide gibt?  Hat mich nicht überzeugt. 

 

Der Henkersberg (Sarah Jahed)

 

Die alte Story über das verwunschene Haus. Eigentlich mag ich solche Geschichten, aber hier haperte es daran, dass mir keiner der drei Protagonisten sympathisch war. 

 

Das Memory-Kind (Nadine Opitz)

 

Wie ich an anderer Stelle schon sagte, finde ich es wichtig und richtig, über sexuellen Missbrauch an Kindern zu schreiben, das Thema zu enttabuisieren und Mitgefühl zu erzeugen, aber hier ist das leider nicht gelungen. Zu schnelle und zu viele Perspektivwechsel, ohne dass mir das Kind nahe gekommen ist oder ich mitleiden kann. 

 

Gegenüber (Jasmin Mrugowski) 

 

Auch diese Geschichte fand ich deutlich zu kurz und zu unpersönlich. 

 

Der Boom-Pow-Effekt (Nadine Opitz)

 

Die erste Story, die mir wirklich gut gefällt. Ein Junge wird von drei älteren krankenhausreif geprügelt. Er hat Albträume. Seine Mutter bringt ihm seine Malsachen ins Krankenhaus, um ihn abzulenken. Er ersinnt einen Superhelden, der böse Taten verhindert, bevor sie stattfinden. Ein Mädchen aus dem Nachbarzimmer stibitzt ihm die Zeichnungen nachts, wenn er schläft. 

Einzig die vielen Wiederholungen hätten meiner Meinung nach gekürzt werden können. Nach dem dritten Mal überfliegt man die eh nur noch. Aber vom Setting her fand ich es schön. Ich konnte mich sowohl mit dem Mädchen, als auch mit dem Jungen identifizieren und das Ende hat mir dann auch mal gut gefallen. 

 

Bei den folgenden Jahrmarktsgeschichten hatte ich den Eindruck, dass die für eine Ausschreibung verfasst wurde, dort nicht angenommen und hier neu verwertet wurden. 

 

Auf dunklen Schwingen (Sarah Jahed)

 

Eine Frau erlebt auf einem Jahrmarkt seltsame Dinge und wir erfahren, dass sie sich schuldig am Tod ihres Bruders fühlt. 

Für mich persönlich war das Ende nicht wirklich aufgeklärt, weil ich nicht weiß, wer den Wagen gefahren hat. 

 

Der Maskenball (Nadine Opitz) 

 

Eine Jahrmarktsstory über einige Leute, die von einer Frau aus dem Fahrenden Volk verflucht wurden. Die fand ich jetzt wieder nicht schlecht, obwohl wieder bei den Zeiten nicht korrekt gearbeitet wurde. 

 

Nichts als ein Echo (Jasmin Mrugowski) 

 

Eine Frau streitet sich auf dem Jahrmarkt mit ihrem Freund und geht alleine los, wird aber schnell von einem Jungen angesprochen, der ihr gar nicht mehr von der Seite weichen mag. Sie erleben seltsame Dinge und nach einer Weile wird es ihr unheimlich. Wozu sie allen Grund hat. 

Auch die Story hat mir gut gefallen. Besonders das Ende. 

 

 

Fazit:

 

Handwerklich hebt sich diese Anthologie von vielen anderen ab, finde ich. Es sind nur sehr wenige Fehler zu finden, bis auf die von mir bereits monierte Freiheit, die sich heute fast alle nehmen, mit den Zeiten lax umzugehen. 

Ich sehe Potenzial in den Autorinnen und bin überzeugt, dass die nächste Anthologie schon viel besser werden wird, denn der Aufwand, den sie hier schon betrieben haben, der ist außerordentlich. Der muss gelobt und erwähnt werden. Dazu erfährt man in Yvonnes Podcast eine ganze Menge. Es ist das erste Mal überhaupt, dass ich höre, dass drei relativ neue Autorinnen sich so viel Mühe gegeben haben. 

Was ich ihnen mit auf den Weg geben möchte, ist dies:

 

Lasst euch bitte mehr Zeit. Haucht den Personen Leben ein und lasst sie authentisch handeln. Nehmt den Leser bei der Hand und führt ihn zu einem Ende, an dem er gerührt, sauer, oder sonst was ist, aber weckt Gefühle in ihm. 

Ich würde euch nur für die Geschichten drei von fünf Punkten geben, aber für das ganze Drumherum, das ich ja nun kenne und somit nicht außen vor lassen kann, würde ich auf vier hochgehen. Aber die nächsten vier, die müsst ihr euch alleine mit den Storys verdienen. ;-) 

 

 


Fang nicht an, Dinge zu tun, tu sie einfach!
Wer wenig denkt, irrt viel (Leonardo da Vinci)
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