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Kim Stanley Robinson: Das Ministerium für die Zukunft

Roman Klimawandel

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11 Antworten in diesem Thema

#1 WeepingElf

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    Infonaut

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Geschrieben 12 Juni 2023 - 19:22

Das Ministerium für die Zukunft von Kim Stanley Robinson ist ein Roman über die Klimakrise. Im Jahr 2025 wird eine Welt-Klimaschutzbehörde, inoffiziell „das Ministerum für die Zukunft“ genannt, gegründet. Deren Direktorin, die Irin Mary Murphy, ist die eine Hauptperson des Romans. Die andere Hauptperson ist der Entwicklungshelfer Frank May, der in Indien eine tödliche Hitzewelle mit knapper Not überlebt und durch das traumatische Erlebnis radikalisiert wird. Während Mary mit diplomatischen und wirtschaftspolitischen Mitteln versucht, die Klimakrise zu lösen, sehen Leute wie Frank die letzte Rettung in terroristischen Übergriffen gegen die Verursacher der Krise. So reist Frank nach Zürich, wo das „Ministerium“ seinen Sitz hat, und entführt Mary, um sie zu entschlosserem Handeln zu zwingen. Doch kommen die beiden sich näher, stellen fest, dass sie mit unterschiedlichen Mitteln für dieselbe Sache streiten, und Frank lässt Mary wieder gehen. Über die weitere Handlung will ich hier nichts verraten – ihr solltet das Buch selbst lesen – nur so viel: Am Ende gelingt es, die Welt zu retten.

 

Was mir gefallen hat: Endlich ein realistischer und zugleich spannender lösungsorientierter Roman zur Klimakrise! Kein Endzeitschmarren, in dem Helden in den Ruinen der Zivilisation Abenteuer erleben. Auch keine Abenteuer auf Planet B, nachdem die Erde zugrunde gerichtet worden ist. Und kein Deus ex machina etwa in Form freundlicher Aliens, die uns retten. Die Menschen reißen sich vielmehr zusammen, um mit Strategien, die tatsächlich in Diskussion sind, die Krise mit Erfolg zu bewältigen. Der Roman macht den Eindruck, sehr gut recherchiert zu sein, viele der Ideen, die dort erwähnt werden, habe ich schon in einschlägigen (nicht-fiktionalen) Publikationen gesehen.

 

Was mein Lesevergnügen getrübt hat: Nicht viel. Es gibt ziemlich viele Einschübe, die Schlaglichter auf die Krise werfen und Fakten erklären, aber das ist bei einer solch komlexen Thematik kaum zu vermeiden. Des weiteren wird für meinen Geschmack etwas zu viel zu Geoengineering und Sozialismus Zuflucht genommen, aber vielleicht sind solche radikalen Mittel kaum noch zu vermeiden. Und ob das „Carboncoin“-System zur Belohnung von Aktivitäten zur CO2-Reduktion wirklich funktionieren würde, weiß ich auch nicht, dazu fehlen mir die volkswirtschaftlichen und geldpolitischen Fachkenntnisse. Ich habe diese ganzen Kryptowährungs-Geschichten noch nie verstanden.

 

Summa summarum ein gutes Buch, das jeder lesen sollte!

 


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#2 Rezensionsnerdista

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    Yvonne

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Geschrieben 13 Juni 2023 - 05:08

Ich fand's auch wirklich gut, bedauere aber Robinsons Neigung zu dem sachbuchartigen, schwallartigen Infodump, zumindest wenn ich ein Hörbuch habe (wie in diesem Fall). Das erste Kapitel fand ich daher am besten und am eindringlichsten. Das zeigt mir, dass Robinson so schreiben kann, wie ich es am meisten mag: Nur tut er es nicht.

Das ist seine bewusste Entscheidung.

 

Daher lasse ich mir mit den Mars-Romanen noch Zeit, den New York Roman habe ich aber seither auch gelesen und einige Kurzgeschichten.


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#3 WeepingElf

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Geschrieben 14 Juni 2023 - 12:08

Ein positiver Aspekt ist noch nachzutragen: die von manchen Leuten als Lösung des Klimaproblems befürwortete Kernenergie spielt in dem Roman so gut wie keine Rolle.


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#4 Reinhold

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Geschrieben 20 November 2023 - 16:57

Ich habe diesen Roman mit Gewinn gelesen. Am Anfang fand ich es erst ein bisschen übertrieben, gleich Millionen Tote, aber im Laufe der Handlung ist mir klar geworden (was mir vielleicht von Haus aus klar hätte sein müssen), dass das kein unwahrscheinliches Szenario ist. Für mich war es ein bisschen gewöhnungsbedürftig, die vielen Einschübe, auch von Kohlensäure aus der Ich-Perspektive, aber das sind einfach viele Aspekte die unterschiedlich erzählt wurden. 

 

Ich beschäftige mich schon lange mit der Klimakrise. Trotzdem schaue ich das Thema und die Welt nach diesem Roman mit anderen Augen an. Und auch mit ein wenig mehr Optimismus.



#5 head_in_the_clouds

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Geschrieben 04 Januar 2024 - 13:20

Mit Robinson hab ich immer so ein auf und ab. Tatsächlich fand ich bei dem Roman gut das er Lösungsmöglichkeiten gibt (neben technischen Gimicks beeindruckte mich so eine Art genossenschaftlicher Zusammenschluss von Wohnvierteln auf klimaneutrale Lebensweise). Es gab aber auch einige Längen. Insgesamt eine isfdb 7/10.

 

Roter Mars nennt wohl fast jeder (isfdb 8/10) - aber halt Standard was Mars Terraforming angeht. Die Reihe leidet dann aber an sehr langatmigen Themen in Blau und Grün (isfdb 5/10). Das war schon ein Kraftakt und da ich sunken costs an Zeit vermeiden möchte hab ich die auch gelesen..Die beiden Folgeteile als Reread wirds nicht geben.

 

Witzigerweise sind es die Romane die NICHT ins Deutsche übersetzt wurden,  ich am meisten schätze :

The Years of Rice and Salt (2002) alternate history , isfdb 9/10.

Galileo's Dream (2009) eine etwas andere (fiktive) Biografie über den 1. Naturwissenschaftler, isfdb 8/10.

 


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#6 Rezensionsnerdista

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    Yvonne

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Geschrieben 04 Januar 2024 - 13:23

Years of Salt and Rice wollte ich eigentlich immer mal lesen, kannst du etwas dazu sagen?


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#7 head_in_the_clouds

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    Ufonaut

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Geschrieben 04 Januar 2024 - 13:38

„The Years of Rice and Salt“ ist eine alternative history, deren Divergenzpunkt der Schwarze Tod aus dem 15. Jahrhundert ist. Die Pandemie hat weitaus schlimmere Auswirkungen als in unserer Welt und Westeuropa wird im Wesentlichen vernichtet (über 95% sterben) . Sie erweist sich so als Motor einer anderen möglichen Geschichte.

 

In Ermangelung eines christlichen Europas konzentriert sich die Geschichte der nächsten 700 Jahre unterschiedlich auf vom Islam dominierte Länder, auf Indien (Hinduismus) und auf das riesige China (Buddhismus). Auch amerikanische Völker wie die Maya oder Indigene aus Nordamerika haben ihre Reiche aufgebaut ohne Zerstörung durch den Kolonialismus. Robinson zieht dabei Parallelen zwischen dieser Geschichte und unserer eigenen was Erfindungen und wissenschaftliche Fortschritte anbetrifft.

 

Klar sieht man Robinsons Bevorzugung des Buddhismus wenn er Konzepte der Wiedergeburt aufnimmt - stellvertretend durch eine inkarnierende Seele die die Geschichte miterlebt und an den Ereignissen wächst. Das macht er geschickt mit Parabelartigen Einfügungen zwischen bedeutsamen Ereignissen.

Ich meine für Leser von Alternate Histories ein Juwel.

 

Ups. Jetzt ist es fast eine Rezension geworden. Aber hier liegt viel bei mir rum und da greife ich drauf zurück.

 


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#8 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 04 Januar 2024 - 13:44

Oh Man, fast 800 Seiten. Ich schaue mal, wie ich das mache ... danke für die Rezension!


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#9 head_in_the_clouds

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    Ufonaut

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Geschrieben 04 Januar 2024 - 14:38

Oh Man, fast 800 Seiten. Ich schaue mal, wie ich das mache ... danke für die Rezension!

mit viel Zeit. Ach so: Ja, der Einsteig brauch Geduld aber der Sog setzt dann ein alles zu lesen


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#10 lapismont

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Geschrieben 05 Januar 2024 - 07:29

Mit Robinson komme ich nicht klar. Roter Mars hab ich sehr früh abgebrochen, war mir zu langweilig. Das Ministerium begann beeindruckend, wurde dann aber so fade, dass ich es auch abbrach. Ich lass jetzt die Finger von ihm, nachdem ich Aurora zwar zu Ende las, aber auch unterdurchschnittlich fand. Ist nicht meins.


Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
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#11 Rezensionsnerdista

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    Yvonne

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Geschrieben 05 Januar 2024 - 08:29

Ich fand New York 2140 recht gut. Das Ministerium für die Zukunft habe ich auch gelesen (bzw. gehört) und das ist eben sehr durchwachsen (er ist der König des Infodumps), aber immer noch gut genug, um weiterhin manchmal Robinson lesen zu wollen. Ich hatte auch ein paar Kurzgeschichten gelesen, da gab es ja kürzlich mal was ... Ach ja, Erzähler des Klimawandels.


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#12 fancy

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    Temponaut

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Geschrieben 05 Januar 2024 - 14:10

Ich habe es auch gelesen und meine Meinung dazu ist auch gemischt. Ich fand all die Ideen, die helfen sollten, sehr interessant. Allerdings musste es wohl doch zuerst ein paar Anschläge geben, bevor die meisten Menschen sich beugten. Ob das alles so durchgehen würde, ist fraglich. 

An einigen Stellen fand ich es dann auch recht langatmig und da musst ich mich teilweise echt zusammenreißen, um bei der Stange zu bleiben. Im Nachhinein betrachtet bin ich aber froh, dass ich es zu Ende gelesen habe. 


Fang nicht an, Dinge zu tun, tu sie einfach!
Wer wenig denkt, irrt viel (Leonardo da Vinci)
Meinungsverschiedenheiten über ein Kunstwerk beweisen, dass das Werk neu, komplex und lebenswichtig ist. (Oscar Wilde)
Wenn Kritiker uneins sind, befindet sich der Künstler im Einklang mit sich selbst. (Oscar Wilde)

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