So, nun habe ich es auch durch und kann hier eine kleine Rezension beisteuern:
Kurz zusammengefasst spielt die Handlung des Romans in einer durch und durch dystopischen Megastadt, in der eine Künstliche Intelligenz, die geschaffen wurde, um den Menschen zu einer besseren Welt zu verhelfen, ihre Aufgabe sehr viel gründlicher angeht als irgendjemand das erwartet hätte. Das Ganze ist ein Crossover aus Science Fiction und Esoteric Fiction, und hat, im Unterschied zu „Wo beginnt die Nacht“, letztlich eine schlüssige und konsistente Handlung, (obwohl ich damit schon gar nicht mehr gerechnet hatte).
Eigentlich hätte sich die wirklich gute Handlungsidee perfekt für einen Cyberpunkroman angeboten, aber leider ist „Niemandes Schlaf“ stilistisch ziemlich genau das Gegenteil. Erzählt wird alles von einem allwissenden Erzähler (bzw. Erzählerin), der von langwierigen Dialogen über Dinge erzählt, die die Sprechenden berichtet bekommen oder von denen sie sonstwie erfahren – der Leser bekommt also fast den gesamten Roman nicht nur aus zweiter, sondern dritter oder vierter Hand mitgeteilt; direkte Handlung gibt es nur äußerst wenig. Diese viktorianische Erzählweise macht den Roman zäh, langweilig und mühsam zu lesen.
Zwischendurch schweift der Autor ab nach hier und da und dort und philosophiert ein wenig kreuz und quer, was den ohnehin schon höchst unspannenden Roman noch zäher macht.
Dazu kommt ein altbekanntes Ärgernis aus dem Deutschen Zukunftsroman, das man eigentlich längst für glücklicherweise ausgestorben hielt: Angeblich hochkarätige Wissenschaftler und Entscheidungsträger, die auf eine Art miteinander schwatzen, die an Schulkinder erinnert, und die sich zwischendurch gegenseitig umständliche Vorträge halten, um auf die Art dem Leser alles Mögliche zu erklären. Nun ja, hier waren sie wieder, und schlimmer als in jedem 1950er-Jahre-Raumschiff.
Überhaupt wäre an vielen Stellen weniger mehr gewesen; allein das Ende hätte mit zehn oder zwanzig Seiten weniger Erklärungen leichter verständlich sein können.
Alles in allem eine gute Idee mit diversen guten Details und vielversprechenden Ansätzen, die der Autor aber leider ziemlich vergurkt hat.
Als Abschlussschocker kommt hinterher noch eine Danksagungsseite vom Autor in schlimmem Genderisten-Neusprech. Herzlichen Dank an die Lektoren und die Verlegerin, die wahrscheinlich den Roman als solchen vor so etwas bewahrt haben – ich hätte ihn sonst spätestens nach der dritten Seite ins Altpapier geschmissen.
Alles in allem gebe ich „Niemandes Schlaf“ fünf von zehn Blumen.