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"Niemandes Schlaf" von Sven Haupt (September 2023)


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61 Antworten in diesem Thema

#31 Helge

Helge

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Geschrieben 29 September 2023 - 18:11

So, nun habe ich es auch durch und kann hier eine kleine Rezension beisteuern:

 

Kurz zusammengefasst spielt die Handlung des Romans in einer durch und durch dystopischen Megastadt, in der eine Künstliche Intelligenz, die geschaffen wurde, um den Menschen zu einer besseren Welt zu verhelfen, ihre Aufgabe sehr viel gründlicher angeht als irgendjemand das erwartet hätte. Das Ganze ist ein Crossover aus Science Fiction und Esoteric Fiction, und hat, im Unterschied zu „Wo beginnt die Nacht“, letztlich eine schlüssige und konsistente Handlung, (obwohl ich damit schon gar nicht mehr gerechnet hatte).

Eigentlich hätte sich die wirklich gute Handlungsidee perfekt für einen Cyberpunkroman angeboten, aber leider ist „Niemandes Schlaf“ stilistisch ziemlich genau das Gegenteil. Erzählt wird alles von einem allwissenden Erzähler (bzw. Erzählerin), der von langwierigen Dialogen über Dinge erzählt, die die Sprechenden berichtet bekommen oder von denen sie sonstwie erfahren – der Leser bekommt also fast den gesamten Roman nicht nur aus zweiter, sondern dritter oder vierter Hand mitgeteilt; direkte Handlung gibt es nur äußerst wenig. Diese viktorianische Erzählweise macht den Roman zäh, langweilig und mühsam zu lesen.

Zwischendurch schweift der Autor ab nach hier und da und dort und philosophiert ein wenig kreuz und quer, was den ohnehin schon höchst unspannenden Roman noch zäher macht.

Dazu kommt ein altbekanntes Ärgernis aus dem Deutschen Zukunftsroman, das man eigentlich längst für glücklicherweise ausgestorben hielt: Angeblich hochkarätige Wissenschaftler und Entscheidungsträger, die auf eine Art miteinander schwatzen, die an Schulkinder erinnert, und die sich zwischendurch gegenseitig umständliche Vorträge halten, um auf die Art dem Leser alles Mögliche zu erklären. Nun ja, hier waren sie wieder, und schlimmer als in jedem 1950er-Jahre-Raumschiff.

Überhaupt wäre an vielen Stellen weniger mehr gewesen; allein das Ende hätte mit zehn oder zwanzig Seiten weniger Erklärungen leichter verständlich sein können.

Alles in allem eine gute Idee mit diversen guten Details und vielversprechenden Ansätzen, die der Autor aber leider ziemlich vergurkt hat.

Als Abschlussschocker kommt hinterher noch eine Danksagungsseite vom Autor in schlimmem Genderisten-Neusprech. Herzlichen Dank an die Lektoren und die Verlegerin, die wahrscheinlich den Roman als solchen vor so etwas bewahrt haben – ich hätte ihn sonst spätestens nach der dritten Seite ins Altpapier geschmissen.

Alles in allem gebe ich „Niemandes Schlaf“ fünf von zehn Blumen.



#32 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 30 September 2023 - 06:54

Es ist aufrichtig faszinierend für mich, wie sehr die Empfindungen und Meinungen zu einem Roman auseinander gehen können. Früher (bevor ich in diesem Forum unterwegs war), hatte ich gedacht, dass es zumindest einen kleinen Konsens geben könnte, inzwischen glaube ich das nicht mehr.


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#33 heschu

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Geschrieben 30 September 2023 - 09:36

Ich kann immer noch nicht so mitreden. Meine Prioritäten haben sich stark verschoben, das Lesen ist dabei weit nach hinten gerutscht. Aber der Anfang des Romans gefiel mir schon sehr gut, eben ein typischer Haupt, mein Geschmack. Vielleicht kann ich in einem Monat mehr schreiben ...


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#34 ChristophGrimm

ChristophGrimm

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Geschrieben 01 Oktober 2023 - 14:18

Eine neue Rezension auf „Zauberwelten online“:

„(…) Dabei werden auch komplexere Themen auf eine humorvolle Art und Weise behandelt, die der anspruchsvollen Thematik Leichtigkeit verleiht, ohne die Bedeutung dessen, was erzählt wird, zu schmälern. Wer also auf der Suche nach einem erfrischenden, herausfordernden und dennoch unterhaltsamen Leseerlebnis ist, sollte das neue Buch von Sven Haupt nicht verpassen.“

https://zauberwelten...hen-Himmel,1767
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#35 Christian Hornstein

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Geschrieben 07 Oktober 2023 - 10:17

Es ist aufrichtig faszinierend für mich, wie sehr die Empfindungen und Meinungen zu einem Roman auseinander gehen können. Früher (bevor ich in diesem Forum unterwegs war), hatte ich gedacht, dass es zumindest einen kleinen Konsens geben könnte, inzwischen glaube ich das nicht mehr.

 
Ja, so ist es wohl. Wenn Konsens nicht nur zufällig sein soll, setzt er gleichartige Wahrnehmungsprozesse und Beurteilungskriterien voraus. Davon sind wir in der Literaturwissenschaft weit entfernt, auf dem Buchmarkt erst recht.



#36 heschu

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Geschrieben 13 November 2023 - 13:55

Mir hat der Roman gefallen. Dazu habe ich ein wenig auf meinem Blog geschrieben.  


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#37 Jol Rosenberg

Jol Rosenberg

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Geschrieben 13 November 2023 - 13:57

Magst du verlinken?


Ernsthafte Textarbeit gefällig? https://www.federteufel.de/

 

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#38 heschu

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Geschrieben 13 November 2023 - 17:38

Klar, hier. Ist im SF-Netzwerk. Aus Zeitgründen habe ich nur wenig geschrieben. Aber die nächsten Blogeinträge werden sicher länger und ausführlicher. Jetzt schaue ich erstmal herum, wer wie das Buch beurteilt hat. 


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#39 Jol Rosenberg

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Geschrieben 13 November 2023 - 17:40

Danke. Da hätte ich das ohne Hilfe nie gefunden.


Ernsthafte Textarbeit gefällig? https://www.federteufel.de/

 

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#40 Jol Rosenberg

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Geschrieben 03 Dezember 2023 - 13:11

Ich lese den Roman gerade. Und war am Anfang absolut begeistert. Diese Dialoge sind einfach zu köstlich. Allerdings hatte ich so ab der Hälfte doch Mühe. Ich verstehe zu viel nicht und ich verwechsle dauernd die Personen. Es sind ja doch sehr viele und sie sprechen alle gleich witzig und aneinander vorbei. Ich glaube, es gibt keinen einzigen Dialog, der kein Schlagabtausch von Neckereien ist. Jeder einzelne Dialog ist ein Fest, aber in der Menge nimmt es mich doch nicht recht mit.

Inhaltlich verstehe ich die Sache mit den Suiziden auch nicht. Und wie die Leute auf die Blumen reagieren auch nicht. Kann mir das jemand erklären?

 

Und habe ich als einzige Person Schwierigkeiten mit den Figuren? Ich kann keine davon wirklich greifen. Die Liebesgeschichte zwischen Lou und Eva berührt mich, aber ich verstehe Evas Hintergrund nicht (wieso hat sie so viele Narben?) und bei Lou verstehe ich gar nicht, was sie kann und wie sie lebt. Die ganzen Männer beim Militär haue ich ständig durcheinander und Calvin kann ich auch nicht fassen. Meine Güte, das fordert mich. Ich habe keine einzige Minute daran gedacht, abzubrechen, was bei mir ja echt schonmal ein Qualitätskriterium ist, aber insgesamt bin ich doch recht irritiert.


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#41 Helge

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Geschrieben 03 Dezember 2023 - 14:32

Ja, das mit den vielen Pappfiguren-Personen, die einem fast alle irgendwie fern bleiben, weil man einfach keine Chance bekommt, wirklich in die Story einzutauchen, das war ja das, was mich auch störte. (Ich fand es mitunter sogar mühsam, auch nur die Schauplätze auseinanderzuhalten.) Und die Dialoge mag man lustig finden - aber wie realistisch ist es, wenn all die hochqualifizierten und hochgradigen Entscheidungsträger in einer hochkritischen Situation dauernd in Form von Flachsereien und Schulhofhumor miteinander schwatzen?

Das mit den Suiziden ist eigentlich ganz einfach. Das Ganze spielt in einer Welt, die offenbar extrem lebensunwert ist, also gibt es ganz folgerichtig eine hohe Suizidrate, die bei jedem kleinsten Anlass in die Höhe schnellt. Evas Narben habe ich so gedeutet, dass sie früher misshandelt wurde; ich glaube, das wird aber auch noch irgendwo erwähnt.



#42 Jol Rosenberg

Jol Rosenberg

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Geschrieben 04 Dezember 2023 - 09:05

So erlebe ich das nicht. Also weder erlebe ich die Personen als Pappfiguren, noch stört mich das Unrealistische am Text. Meines Erachtens ist gerade dieses Traumartige und Verfremdende eine Qualität von "Niemandes Schlaf". An anderen Stellen ist der Text dann wieder ganz genau. Dadurch verschiebt sich der Fokus und das finde ich sehr gelungen. Trotzdem stört es mich, dass mir in der Militärperspektive die Figuren durcheinander rutschen.

 

 

 

Das mit den Suiziden ist eigentlich ganz einfach. Das Ganze spielt in einer Welt, die offenbar extrem lebensunwert ist, also gibt es ganz folgerichtig eine hohe Suizidrate, die bei jedem kleinsten Anlass in die Höhe schnellt.

Ja, so habe ich das auch gelesen. Aber das reicht mir natürlich als Auseinandersetzung mit einem so komplexen Thema wie Suizid nicht. Mir ist nun durch den Austausch hier auch klar geworden, dass niemand wirklich in dieser Stadt lebt. Wir bekommen null Alltag mit. Das verstärkt auch wieder das Traumartige, hat aber den Nachteil, dass Haupt uns nicht zeigen kann, was das Leben dort so unlebenswert macht. Er kann es nur vereinzelt behaupten und das tut es für mich nicht.

 

Evas Misshandlungen werden erwähnt, ja. Aber auch das bleibt mir zu generisch.


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#43 Jol Rosenberg

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Geschrieben 06 Dezember 2023 - 20:07

So, ich bin durch. Und grübele seit zwei Tagen über das Ende nach. Ich bekomme es einfach nicht so zusammen, dass es für mich ausreichend Sinn ergibt. Was echt schade ist.


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#44 rostig

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Geschrieben 07 Dezember 2023 - 09:00

Ich fand gerade das Ende sehr gelungen, weil es den Bogen zu "Die Sprache der Blumen schlägt" während die Figur Calvin die Anfänge "Der elektrische Engel" zitiert.


Bearbeitet von rostig, 07 Dezember 2023 - 09:16.


#45 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 07 Dezember 2023 - 09:11

Ich fanf gerade das Ende sehr gelungen, weil es den Bogen zu "Die Sprache der Blumen schlägt" während die Figur Calvin die Anfänge "Der elektrische Engel" zitiert.

 

Da sind dann jene im Vorteil, die die beiden Romane kennen (ich kenne sie nicht, habe nur Wo beginnt die Nacht und Zwischen den Sternen gelesen).

 

Autorx hat versprochen, der nächste Roman wird wieder einfacher, dann versuche ich noch mal mein Glück


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#46 rostig

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Geschrieben 07 Dezember 2023 - 09:17

Ja, der Schlaf war in vielen Teilen "Futter" für Haupt-Fans.



#47 Jol Rosenberg

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Geschrieben 07 Dezember 2023 - 09:39

Ich kenne "Die Sprache der Blumen" auch nicht. Nur die anderen drei Romane. Und was ist "Der elektrische Engel"? Rostig, magst du mir erklären, wie du das Ende verstehst?

 

Ich habe es so verstanden, dass jemand auf einer anderen Bewusstseinsebene irgendwas erreichen wollte und Seelen dort rüber gezogen hat. Aber wieso dann eine KI nutzen? Haben KIs in dieser Welt auch Seelen? Auch wieso all die Blumen? Und sind die Menschen dann am Ende alle tot oder hat das Ganze nur gar keinen Effekt? Wozu dann all der Aufwand? Du siehst, ich verstehe wenig.


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#48 rostig

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Geschrieben 07 Dezember 2023 - 09:56

"Der elektrische Engel" ist ein Episodenroman (Haupts Frühwerk)  mit der Hauptfigur Calvin als KI-Psychoexpertin. In "Die Sprache er Blumen" existiert von der Erde nur noch eine gigantische Raumstation voller tropischer Gewächse und Blumen bedroht von einer KI in Gestalt eines Affen. KIs haben mit Sicherheit ein Bewusstsein, Seelen sind so eine Frage: Haben Menschen eine?



#49 heschu

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Geschrieben 08 Dezember 2023 - 08:41

Gut erklärt, rostig!

 

Und ich hoffe doch sehr, dass Sven Haupt so schreibt, wie er es für richtig hält, egal, ob einfach oder kompliziert. Manchmal sollte man sich von anderen nicht allzu sehr beeinflussen lassen. Sonst verliert der Autor vielleicht eines Tages die Lust am Schreiben. Das wäre schade! Allen kann man es eh nicht recht machen. :)


Bearbeitet von heschu, 08 Dezember 2023 - 08:42.

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#50 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 08 Dezember 2023 - 10:43

Es ist sicher nicht die Sprache, die ist total flüssig, es ist fast immer die Struktur. Aber keine Sorge, dieser Autor lässt sich garantiert nicht beeinflussen, auch nicht von mir!

 

Und ich darf ja einen Roman auch abbrechen, wenn ich nicht klarkomme (ein Recht, dass ich ab und zu in Anspruch nehme).


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#51 heschu

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Geschrieben 08 Dezember 2023 - 12:48

Aber keine Sorge, dieser Autor lässt sich garantiert nicht beeinflussen, auch nicht von mir!

 

Und ich darf ja einen Roman auch abbrechen, wenn ich nicht klarkomme (ein Recht, dass ich ab und zu in Anspruch nehme).

Gut. :)


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#52 Zack

Zack

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Geschrieben 17 Dezember 2023 - 10:56

Ich habe es so verstanden, dass jemand auf einer anderen Bewusstseinsebene irgendwas erreichen wollte und Seelen dort rüber gezogen hat. Aber wieso dann eine KI nutzen? Haben KIs in dieser Welt auch Seelen? Auch wieso all die Blumen? Und sind die Menschen dann am Ende alle tot oder hat das Ganze nur gar keinen Effekt? Wozu dann all der Aufwand? Du siehst, ich verstehe wenig.

Ich wollte schon länger auf diesen Thread bzw. Deine Frage antworten, aber hatte wenig Zeit. Mal schauen, ob ich meine Gedanken noch zusammenbekomme.

 

Vorweg: Ich mag den Stil von Sven Haupt, der sehr assoziativ und metaphorisch ist und überall Brücken baut, daher will ich mir die älteren Werke langsam mal vornehmen. Davor hatte ich "Wo beginnt die Nacht" gelesen und bei "Niemandes Schlaf" wird am Ende klar, wie die Romane zusammenhängen, dass sie quasi in der gleichen Buchwelt spielen. Also ab hier Spoiler, falls andere mitlesen, die noch nicht mit dem Buch fertig sind! ^^

 

In "Wo beginnt die Nacht" geht es um ein Haus, das durch (unendlich?) viele (sterbende) Paralleluniversen und Existenzebenen reist, da fließen verschiedene metaphysische / religiöse Vorstellungen mit ein. In "Niemandes Schlaf" befinden wir uns quasi in einem solchen Universum, einer sterbenden Welt, die auf ihr Ende zusteuert und gerade eine Phase des Hyperkapitalismus durchmacht, quasi eine Cyberpunkwelt, in der die Menschen so entfremdet von der Natur und dem Leben sind, dass sie der Anblick von Blumen erschüttert. Die Blumen sind eine Metapher, anhand der Sven Haupt wunderbar die Mechanismen der vernetzten Social-Media-Welt illustriert. Die Blumen sind auch ein Stück Leben in einer Welt, in der sich die Menschen immer weniger lebendig fühlen, sie sind zart, vergänglich und schön und erinnern die Menschen an all das, was sie verloren haben.

 

In dieser Cyberpunkwelt (die eines von unendlich vielen Universen ist) wurde eine Künstliche Intelligenz erschaffen, die sich so stark weiter entwickelt hat, dass sie Kontakt mit anderen Universen bzw. Existenzebenen aufnehmen konnte. Im Verlauf der Handlung kommt es nun zu einer Konvergenz zweier Welten, einem Kontakt zwischen dem Cyberpunkuniversum und einem ganz jungen Universum. Und die KI sowie Kräfte aus einer anderen Existenzebene, einer Astralebene, nutzen diese Konvergenz, um menschliche Kinder aus ihrem sterbenden Universum herauszuholen und ihnen ein neues Leben in einem neuen Universum, einer anderen Existenzebene zu ermöglichen (als Engel - das ist ziemlich kitschig und ließ mich sehr schmunzeln, aber Sven Haupt schreibt das wirklich berührend und schön). Lous Arbeitsgruppe wird Teil dieses von einer anderen Existenzebene aus gesteuerten Vorgangs, über den Eva irgendwie mehr weiß, aber wir erfahren nie, was genau sie weiß ... für Lou eröffnet sich die Chance, neu anzufangen, wobei ich es großartig fand, dass Lou mit der paradiesischen Engelswelt nicht zurechtkommt :D

 

Am Ende ist also aus dem SF-Roman ein metaphysischer / religiöser Fantasyroman geworden, der viel Interpretationsspielraum lässt. Mein Wissen über Religion ist da auch nicht umfassend genug, aber für mich war das Ende schlüssig und eben sehr passend zu "Wo beginnt die Nacht", wo wir überwiegend zwischen den Universem umhergereist sind und andere, verrückte Existenzebenen kennengelernt haben - hier befinden wir uns überwiegend in einem einzigen Universum, was erst am Ende aufgebrochen wird.

 

Die Menschen sind m Ende nicht alle tot, das Cyberpunkuniversum existiert weiter, doch es ist quasi dem Tod geweiht, weil der Hyperkapitalismus in die Zerstörung führt (also ähnlich wie das echte 21. Jahrhundert, vielleicht kriegen wir aber noch die Kurve ... haha ...) Die Konvergenz der Welten wurde genutzt, um zuvor einen Teil der Menschen, einige Kinder, in ein neues, junges Universum zu holen.


“Die Farben sind der Ort, wo unser Gehirn und das Universum sich begegnen.” (Paul Cézanne)


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#53 Jol Rosenberg

Jol Rosenberg

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Geschrieben 17 Dezember 2023 - 11:45

Wow, zack, danke. Ja, so ergibt das alles Sinn. Ich habe die ganze Zeit nicht wirklich begriffen, was das für eine Konvergenz sein soll. Und auch das mit den Engeln habe ich nicht begriffen. Naja und einiges andere auch nicht. Das war mir zu kryptisch. Aber ich finde es schön, dass es sich alles verständlich einsortieren lässt und ich es nun auch kapiere.  :aliensmile:


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#54 heschu

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Geschrieben 17 Dezember 2023 - 12:25

Ach, Zack, das ist eine umfassende, einfach tolle Rezension. So empfinde ich den Roman auch. 


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#55 ChristophGrimm

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Geschrieben 17 Dezember 2023 - 12:45

Da ich mit Sven auf dem BuCon die Gelegenheit für ein Schwätzchen hatte …
… das übernächste (!) Buch „könnte“ das Hauptuniversum sogar noch mehr miteinander verzahnen :).
(Spoiler, der an und für sich keiner ist: Sein Alien-Contagium-Beitrag ist wohl der „Entwurf“ dafür. Mehr weiß ich auch nicht - aber seeeeeeehr gespannt :)).
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#56 Zack

Zack

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Geschrieben 01 März 2024 - 14:35

Bei uns ist ein Interview mit Sven Haupt zu "Niemandes Schlaf" erschienen :)


“Die Farben sind der Ort, wo unser Gehirn und das Universum sich begegnen.” (Paul Cézanne)


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#57 Jol Rosenberg

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Geschrieben 01 März 2024 - 16:43

Schön. Interessante Hintergründe. Buddhismus habe ich nicht erkannt, obwohl ich mich in der Richtung für nicht ganz unbeleckt halte.


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#58 rostig

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Geschrieben 01 März 2024 - 17:33

Das Thema Buddhismus hatten wir schon bei der DSFP-Laudatio zu "Die Sprache der Blumen" angeschnitten und Sven hat bestätigt, dass dies für ihn eine sehr wichtige Triebfeder sei.



#59 Zack

Zack

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Geschrieben 15 März 2024 - 13:54

Und noch ein Interview mit Sven Haupt, auf der Seite der Phantastik-Bestenliste, wo "Niemandes Schlaf" aktuell vertreten ist: klick


“Die Farben sind der Ort, wo unser Gehirn und das Universum sich begegnen.” (Paul Cézanne)


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#60 heschu

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Geschrieben 16 März 2024 - 17:59

Ein weiterer Pluspunkt für den Autor Sven Haupt. Neben dem tolle-Bücher-schreiben versteht er es, sich selbst nicht so ernst zu nehmen.


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