Sarah Brooks - Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland
#31
Geschrieben 05 September 2024 - 10:34
- • (Buch) gerade am lesen:Stephen King: Glas & Anthologie: In andere Welten
- • (Buch) als nächstes geplant:immer noch Alan Campbell - Scar Night (Kettenwelt 1), aber meine Planungen werden häufig über den Haufen geworfen.
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• (Buch) Neuerwerbung: Weltenportal Sonderausgabe
#32
Geschrieben 05 September 2024 - 11:36
Insgesamt verstehe ich, dass ich damals keine Rezension gemacht hatte, denn so wirklich viel fällt mir dazu nicht ein. Es gibt einfach Werke, über die könnte ich seitenlang sprechen, aber dies ist keines davon. Vielleicht ist es deswegen so still hier?
Das geht mir ähnlich. Es gibt Romane, über die kann ich viel sagen und welche über die nicht. Das hängt damit zusammen auf welcher emotionalen Ebene die Geschichte mich erreicht.
Dieser Roman gefällt mir nach wie vor sehr gut und ich finde es spannend wie sich die Handlungsstränge entwickeln. Der Erzählstil gefällt mir auch sehr gut - alles sehr stimmig.
Maria finde ich gut gelungen. Sie hat eine Mission und muss dabei die konventionelle Frauenrolle verlassen. Ihre Probleme dabei finde ich plausibel, wobei ich aber keine Ahnung habe, was Frauen 1899 tun durften und was nicht. Dass sie ihr Ziel erreichen wird ist offensichtlich, aber das macht nichts. Der Weg dahin ist spannend.
Assoziationen zu Lovecraft und VanderMeer haben sich (noch) nicht eingestellt.
Ich habe noch 5 Stunden zu hören.
#33
Geschrieben 05 September 2024 - 11:58
Die Schilderung der Jugend der Captain hat schon viel von VanderMeer während mich die Krähen eher an Harry Potter erinnerten.
#34
Geschrieben 05 September 2024 - 12:10
Ich bin ca. bei der Hälfte und nach wie vor sehr angetan. Das Buch ist für mich einfach stimmig. Ich ertappe mich dabei, dass mir die Story gar nicht so wichtig ist, da ich den Zug als Setting so mag.
Pragmatische Anmerkung: Die Kapitel haben für mich als Leser die perfekte Länge.
Der Stil ist für mich auch überdurchschnittlich: Fein, ohne manieristisch zu sein. Dabei gelingen ihr "nebenbei" kluge Beschreibungen, zum Beispiel wenn sie den Geistlichen beschreibt. (Ich schlage es später nach, was ich genau meine.)
Bearbeitet von Dyrnberg, 05 September 2024 - 12:13.
#35
Geschrieben 05 September 2024 - 13:28
Liebes Lesetagebuch,
leider bin ich die letzten Tage nicht zum Weiterlesen gekommen. Aber heute hat es geklappt. Ich habe den ersten Teil des Romans abgeschlossen (lt. Reader 25 %). Die ersten zwei Tage der Reise sind um. Viel ist noch nicht passiert, bisher wurde hauptsächlich der Hintergrund der Reisenden beleuchtet. Aber das macht nichts. Das Buch fesselt durch sein Setting, da muss ich Dyrnberg zustimmen.
Der Zug ist mittlerweile im Ödland angekommen und es hat auch die ersten Begegnungen mit seltsamer Fauna gegeben. Die Autorin verteilt von Anfang an im Text immer wieder Andeutungen auf ein Unglück auf der vorhergehenden Reise des Zuges. Das hält die Spannung hoch. Es erscheint mir so, als ob die Aufdeckung der Geschehnisse einen großen Teil des Romans ausmachen wird.
In der Situation, als der Zug an einem verunglückten Vorgänger vorbeifährt, habe ich mich nur gefragt, wie schnell oder eher wie langsam dieser Zug eigentlich fährt, wenn die Passagiere beim Vorbeifahren über längere Zeit deutliche Einzelheiten des Wracks erkennen können. Vermutlich habe ich falsche Vorstellungen davon, wie schnell Züge in 1899 gefahren sind.
Vom Stil her erinnert mich das ganze bisher eher an Agatha Christie oder an die Sherlock-Holmes-Romane von Sir Arthur Conan Doyle. Vandermeer kann ich nicht beurteilen und an Lovecraft erinnert es mich bisher gar nicht.
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#36
Geschrieben 05 September 2024 - 15:55
http://defms.blogspo...blick-2023.html
#37
Geschrieben 06 September 2024 - 13:25
Das Bedrohliche wirkt insgesamt gar nicht so düster, aber man kann die Gefahr des Ödlands spüren.
Die Protagonisten sind bunt gemischt: Eine russische Adlige, eine russische Fabrikantentochter, ein Forscher, das Zugkind, ein Ingenieur, die beiden Krähen.
Insgesamt ist der Roman was völlig anderes als ich lese, erinnert mich an Kindheit und Jugend, ohne dass ich die entsprechenden Geschichten benennen könnte.
http://defms.blogspo...blick-2023.html
#38
Geschrieben 06 September 2024 - 14:51
Podcast: Literatunnat
- • (Buch) gerade am lesen:meistens viele
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• (Film) gerade gesehen: The Whale, Everything everywhere at once, Zurück in die Zukunft III
#39
Geschrieben 06 September 2024 - 17:59
Mir ist aufgefallen, dass im Moment gerade Romane angesagt sind, die im 19. Jahrhundert spielen: Die Tochter des Dr. Moreau, Was die Toten bewegt, Die Hazienda und dieser hier auch.
Scheint sowas wie ein Trend zu sein. Alle vier Romane sind ja auch angesagt.
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#40
Geschrieben 06 September 2024 - 18:28
Ich finde ehrlich gesagt nicht, dass es plätschert. Ja, es gibt keine Action-Szenen (Gott sei Dank). Aber es passiert doch in jedem einzelnen Kapitel etwas inhaltlich Neues, oder?
#41
Geschrieben 06 September 2024 - 18:30
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#42
Geschrieben 06 September 2024 - 20:28
Ich würde mir eher plastischere Figuren wünschen und weniger vorhersehbare Twists.
Maria wird fast nur durch ihren Vater charakterisiert, sie hat sich sicher mehr Facetten? Darüber hinaus kommt nicht viel.
Weiwei ist interessanter, aufgrund ihrer Freundschaft zu Elena. Und dem Professor. Und dem Ingenieur. Da geht irgendwie mehr.
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#43
Geschrieben 06 September 2024 - 21:09
Maria wird fast nur durch ihren Vater charakterisiert, sie hat sich sicher mehr Facetten? Darüber hinaus kommt nicht viel.
Maria ist im Zug um aufzuklären, was bei der Durchquerung passiert ist, die letztendlich zum Tod ihres Vaters geführt hat. Dabei muss sie vorsichtig vorgehen und nicht unnötig auffallen. Und im Zug sind grundsätzlich die Handlungsmöglichkeiten eingeschränkt. Wie sollen sich da komplexere Facetten ihrer Persönlichkeit zeigen. Sie konzentriert sich auf ihre Aufgabe.
#44
Geschrieben 07 September 2024 - 06:22
Für mich bleibt die Figur echt blass
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#45
Geschrieben 07 September 2024 - 09:43
Dieser Account ruht größteneils. PN werden wahrscheinlich nicht gelesen (oder viel zu spät)
#46
Geschrieben 07 September 2024 - 10:16
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#47
Geschrieben 08 September 2024 - 17:33
Der erste Teil ist gelesen, die Bühne bereitet. Wir kennen jetzt den Zug und wir glauben zu wissen, wer für zukünftiges Unheil sorgen wird: Maria, Grey und Elena. Aber ich denke, die Geschichte ist noch für manche Überraschung gut. Das Ödland mit seiner Wirkung auf die Psyche der Reisenden und seinen seltsamen Kreaturen (Krabbler) erinnert mich schon sehr an VanderMeer, der Zug hat eher etwas von Agatha Christie. Die Nostalgie und der Luxus des Orientexpresses rührt wohl jeden an der im ICE vor diesem grausamen Verpflegungskarren steht weil er nach drei Stunden Verspätung und defekter Klimaanlage vor Durst zu sterben meint.
#48
Geschrieben 08 September 2024 - 20:01
Ich bin jetzt durch und höre den neuen Eschbach. Es überrascht mich selbst, dass ich von dem deutlich mehr fasziniert bin.
Mehr dazu dann im Eschbach Thread
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#49
Geschrieben 08 September 2024 - 20:51
Bei mir ist der Zug leider erst losgefahren, aber der Stil und die beiden bisher vorgestellten Personen gefallen mir sehr gut.
Viele Grüße, Helli
Immer cool bleiben.
#50
Geschrieben 10 September 2024 - 09:53
War anfangs der Zug der Hauptprotagonist wird in der Buchmitte das Ödland zum Handlungstreiber. Wie bei VanderMeer erscheint das Biotop als bewusste Einheit, die den Menschen (scheinbar?) feindlich gegenüber steht - ein klassischer Topos "die Natur erhebt sich gegen den Menschen". Diese Dualität - der Mensch ist nicht Teil der Natur sondern ihr Gegenpart und wird von der Natur bedroht - gewinnt in Zeiten des Klimawandels erneut an (literarischer) Bedeutung und drückt vielleicht unser schlechtes Gewissen am Raubbau der Erde aus. Unsere Urangst: Mutter Gaia bestraft ihre ungehorsamen Kinder.
#51
Geschrieben 10 September 2024 - 10:26
War anfangs der Zug der Hauptprotagonist wird in der Buchmitte das Ödland zum Handlungstreiber. Wie bei VanderMeer erscheint das Biotop als bewusste Einheit, die den Menschen (scheinbar?) feindlich gegenüber steht - ein klassischer Topos "die Natur erhebt sich gegen den Menschen". Diese Dualität - der Mensch ist nicht Teil der Natur sondern ihr Gegenpart und wird von der Natur bedroht - gewinnt in Zeiten des Klimawandels erneut an (literarischer) Bedeutung und drückt vielleicht unser schlechtes Gewissen am Raubbau der Erde aus. Unsere Urangst: Mutter Gaia bestraft ihre ungehorsamen Kinder.
“Bestrafung” ist ein menschlicher Begriff. Dass man den auf die Natur anwenden kann bezweifele ich.
Meiner Meinung nach geht es in diesem Roman um eine Dichotomie – wenn man das so nennen kann.
Auf der einen Seite die Natur des Ödlands. Sie tut genau das, was alle nicht-menschlichen Wesen tun. Sie bringen ihr natürliches Wesen zum Ausdruck. Die Natur selber erschafft Vielfältigkeit ohne Ende und sie ist zyklisch.
Dem gegenüber steht die Kompanie, die Krähen, Henry Grey … Denen geht es um Gewinnstreben, Kontrolle, Vereinnahmung, Egoismus.
#52
Geschrieben 10 September 2024 - 10:35
Richtig: Bestrafung ist ein menschlicher Begriff. Wir projizieren unser schlechtes Gewissen auf die Natur. Und die Natur des Ödlands scheint über den traditionellen Naturbegriff hinaus zu gehen.
#53
Geschrieben 10 September 2024 - 10:44
Richtig: Bestrafung ist ein menschlicher Begriff. Wir projizieren unser schlechtes Gewissen auf die Natur. Und die Natur des Ödlands scheint über den traditionellen Naturbegriff hinaus zu gehen.
Oder wir haben Angst vor allem, was sich nicht kontrollieren lässt.
#54
Geschrieben 11 September 2024 - 17:57
Ein klassischer Fall von Leser und Buch passen nicht zusammen.
http://defms.blogspo...blick-2023.html
#55
Geschrieben 12 September 2024 - 06:36
Bei mir hat es wohl gepasst. Im letzten Drittel entwickelt die Geschichte eine Sogwirkung ähnlich dem Ödlandweh. Das Ende ist ein wenig zu Happy-End- lastig aber auch irgendwie einfach schön. Man ist fast traurig, dass das Buch nun zuende sein soll. Mein Fazit: lesenswert und unterhaltsam, bis zum Schluss sehr von VanderMeer inspiriert insb. was die Ödlandstimmung und -kreaturen betrifft. Die Protagonisten bleiben vor diesem Hintergrund blass und oft eindimensional (Anfängerfehler einer jungen Autorin). Ich hätte mir eine Schilderung aus der Sicht des Captains gewünscht, denn diese interessante Frau als Randfigur zu "verbraten" ist schade.
#56
Geschrieben 12 September 2024 - 07:30
Zustimmung bzgl. des Captain, rostig.
Sag mal, kam dir das Ende auch zu abrupt vor? Ich hatte den Eindruck schon beim ersten Lesen und dann, beim zweiten Mal noch mehr. Zwanzig Minuten vor Ende war alles noch hoffnungslos und zack, im Epilog ist dann plötzlich alles Friede-Freude-Eierkuchen und der Weg dorthin kam so plötzlich und fast unfühlbar.
Mir gefiel ja sonst das Ende, aber es war irgendwie zu schnell.
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#57
Geschrieben 12 September 2024 - 07:44
Das war auch mein Eindruck: der Leser wird vom Ende überrannt. Oder die Autorin hatte keine Lust / Zeit (Abgabetermin?) mehr zum weiterschreiben.
#58
Geschrieben 12 September 2024 - 13:19
Ich bin jetzt erst eingestiegen. Zum Glück mit einem Printexemplar, also inklusive Übersichtsgrafik zum Aufbau des Zuges, was mir am Anfang auch die Orientierung erleichtert hat.
Ich musste beim Tonfall an alte russische Romane denken. Das Chinesische fehlt leider völlig, ist nur in den Namen sichtbar. Die altertümliche Sprache passt natürlich gut in die Handlungszeit, findet aber auch außerhalb der Dialoge statt und ist schon etwas gewöhnungsbedürftig, aber das legt sich dann.
Ich finde es witzig, dass der Roman den Titel des fiktiven Sachbuchs trägt, der immer wieder im Roman erwähnt wird und dabei mal positiv, mal negativ bewertet wird.
Noch entwickelt sich die Geschichte sehr langsam, aber mit schönen Figurenbeschreibungen. Bislang gefällt mir das Zugkind am besten.
Was den Weltenbau angeht, musste ich zwar auch an Strugatzki und VanderMeer denken, aber zuerst an den SF-Topos des Überlichtraums. Da wird auch gerne damit gespielt, dass man mit einem Gefährt durch eine Umgebung reist, die man sich lieber nicht anschauen sollte, weil sie den Verstand gefährdet. Und dass sich die Besatzung daran gewöhnt hat.
Ich bin sehr gespannt, ob es im Roman irgendwann Hinweise zur Entstehung des Ödlandes geben wird. Oder ob das mal wieder ausgespart wird.
#59
Geschrieben 12 September 2024 - 14:11
Hallo Udo, statt Strugatzki dachte ich eher an Ballard, insb. einige spätere Szenen erinnern an "Karnival der Alligatoren".
#60
Geschrieben 13 September 2024 - 08:21
Ich bin nun bei etwa 180 Seiten, und leider hat sich das Ungleichgewicht bei der Beschreibung der chinesisch-russischen Zugstrecke und ihrer Passagiere noch verstärkt. Alles wirkt europäisch-russisch, ein chinesischer Touch fehlt völlig und wird bei der Aufzählung der Passagiere der ersten Klasse auf die Spitze getrieben. Alle werden einzeln beschrieben, namentlich genannt, bis auf einen, "ein Chinese". Warum nur dieser ausgespart wird, bleibt offen. Auffällig ist, dass eine Individualisierung der Fahrgäste auch nur in der ersten Klasse stattfindet, die dritte Klasse bleibt eine amorphe Masse. Dass dieser Klassismus zur Handlungszeit des Romans üblich war, ist klar. Aber hier ist es nicht die Äußerung einer Figur, sondern die Darstellung der Autorin. Und das stimmt mich nachdenklich.
Ja, atmosphärisch sehe ich auch Gemeinsamkeiten zum "Karnival der Alligatoren". Aber da habe ich halt im Hinterkopf, dass die veränderte Umwelt durch Zerstörung des Menschen entstanden ist und nicht geheimnisvoll bleibt.
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