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Neurobiest von Aiki Mira


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53 Antworten in diesem Thema

#1 Rezensionsnerdista

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    Yvonne

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Geschrieben 01 Oktober 2023 - 07:05

Das Ebook wurde heute früh ausgeliefert - wer hat Lust auf einen spontanen Lesezirkel?


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#2 Naut

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Geschrieben 01 Oktober 2023 - 08:33

Nächste Woche vielleicht, nachdem ich das Buch beim HM erworben habe ...
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#3 Rezensionsnerdista

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    Yvonne

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Geschrieben 02 Oktober 2023 - 07:24

Okay, dann versuche ich mal, die Personen aufzuschlüsseln:

 

Aruke ist in Berlin, genau wie Kenoah, die beiden sind miteinander (auch sexuell) verbandelt. Beide sind von woanders her eingewandert, Kenoah aus dem ehemaligen Hawaii und Aruke aus dem Amazonas. 

 

Prima (14 Jahre, fast 15), ist mit ihrer Mutter und deren Ehefrau Vera ausgewandert, sie haben Deutschland verlassen und befinden sich ... an einem interessanten Ort, sage ich mal. Prima komme ich recht rasch sehr nah.

 

 

Der Weltenbau steckt wieder mal voller Details, was ich wirklich cool finde, sind die "einfachen zweistöckigen Behausungen aus dem 3-D-Drucker,m wie sie auf Berlins Dächern häufig zu finden sind". 

 

Sprachlich habe ich schon einige Perlen markiert und einiges ist sehr phantastisch bis schräg (Stichwort Ei), da bin ich noch unsicher, wie ich das zu interpretieren habe.


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#4 Zack

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    Illuminaut

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Geschrieben 02 Oktober 2023 - 21:55

Bin auch gerade am lesen und es ist sehr weird :D

Die Bildsprache begeistert mich wieder, auch die Darstellung zukünftiger junger Erwachsener und Jugendlicher, die Leben echt in komplett anderen Welten als wir und innerhalb der Zukunftsvision finde ich sie authentisch, teils schwer zugänglich, aber spannend.

Anfangs wusste ich nicht, wo das alles hinführen soll, der Sog, den ich bei "Neongrau" von Seite 1 gespürt habe, hat sich erst nach 70-80 Seiten eingestellt und momentan suchte ich es weg, bin fast durch ...
“Die Farben sind der Ort, wo unser Gehirn und das Universum sich begegnen.” (Paul Cézanne)


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#5 Rezensionsnerdista

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    Yvonne

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Geschrieben 03 Oktober 2023 - 06:32

Es ist sehr weird! Das mit dem Ei bzw. an einer anderen Stelle mit der Bohne - hat das irgendwas mit Menstruation bzw. Geburt zu tun? Ich finde die Idee interessant, würde aber nicht so weit gehen, dass ich sie komplett verstehe!

 

Dann habe ich gestern die Stelle mit dem Vogel, der ein Schimpfwort ruft (nachdem er sich mit dem Schnabel im Fenster verfängt und wieder frei macht) gelesen, aber die war offenbar drogeninduziert. 

 

Ich bin bei 36%.

 

Mit Prima bin ich sofort warm geworden und mag ihre Welt und ihre Sicht. Das plötzliche Head Hopping ist inzwischen ja schon Miras Markenzeichen und ich akzeptiere es einfach und kann es genießen. 

 

Die Story um Aruke, Crispin und co. ist noch nicht so richtig an mein Herz gelangt. Und inzwischen gibt es ja auch mehr Perspektivfiguren, die ich mindestens interessant finde.

 

 

Allerdings ist es sehr intensiv, gestern Abend habe ich Pause gemacht und stattdessen das Future Fiction Magazine zu Ende gelesen.


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#6 Rezensionsnerdista

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    Yvonne

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Geschrieben 05 Oktober 2023 - 10:17

So, ich bin bei 60%. Ich lese etwas langsamer (zwischendurch Kurzgeschichten), da es ziemlich intensiv ist und ich es etwas sacken lassen konnte.

 

Irgendwann bei ca. der Hälfte wurde mir klar, worum es eigentlich geht und ich war erleichtert. Dann habe ich den Plotpoint bei ca. 60% auch kommen sehen und war froh, als es dann kam (wenn auch ein wenig anders als vermutet). Jetzt komme ich deutlich besser zurecht als vorher.

 

Ich bin überrascht (eher positiv), dass einige Schrägheiten sogar so etwas ähnliches wie erklärt werden, ich dachte schon, ich würde als Leserin da komplett alleine gelassen werden. Insofern bin ich jetzt beim Lesen zufriedener. Autorx hätte ich es auch zugetraut, Schrägheiten einfach stehen zu lassen. 

 

 

Sprachlich ist es so, dass ich ganze Seiten am liebsten markieren würde. So kreativ geht in der deutschsprachigen Szene niemand mit Sprache um. Bei Kurzgeschichten reicht mir das auch schon, bei Romanen aber nicht, zumal ich das sonst eigentlich noch langsamer lesen wollen würde. Der Weltenbau ist wieder ähnlich beeindruckend wie bei Neongrau, nur dass nicht mehr alles total neu und abgefahren ist. Auch etwas normaler, da Berlin nicht überschwemmt ist. 

Die Handlung scheint mir aber etwas "straighter" zu sein, auch nicht ganz so viele unterschiedliche Figuren wie bei Neongrau. 

 

Ich bin ziemlich neugierig, wie es zu Ende geht, der Plan lautet, weiterhin langsam zu lesen, aber ungefähr Samstag fertig zu sein, ich habe nur noch 1,5 Stunden zu lesen.


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#7 Zack

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Geschrieben 08 Oktober 2023 - 14:30

Ich bin durch - sprichwörtlich :D

 

"Neurobiest" ist wirklich weird und ich finde, im ersten Drittel doch recht holprig geraten. Man muss die vielen Seltsamkeiten hinnehmen und tatsächlich verbindet sich vieles nach und nach zu einem sinnvollen Ganzen. Bei "Neongrau" war ich sofort in der Story drin, hier hat es doch einige Seiten gedauert, aber dann habe ich es schnell weggelesen und es hat mir wieder sehr gut gefallen.

 

Es gibt so einige verstörende Szenen, Biopunk geht schnell Richtung Horror, weil das Organische für uns oft mit Ekel behaftet ist. Aiki Mira stellt hier spannende Fragen nach der Natur des Bewusstseins und bearbeitet eine Vielzahl von Themen, während die eigentliche Handlung recht geradlinig und teils etwas schwach ist. So manches Problem ist unglaubwürdig schnell gelöst.

 

Sehr gelungen dagegen fand ich wieder die Darstellung junger Menschen, die teils schwer zugänglich sind, da sie in einer völlig anderen Welt als wir leben. Im Kontext dieser Welt fand ich die Figuren jedoch authentisch und mochte die Protagonist*innen auch. Die Biologinnen im Synthetischen Biom hingegen waren für mich zu sehr das Klischee von karriere-besessenen, grenzüberschreitenden Wissenschaftlerinnen. Doch sie sind nicht gänlich unrealistisch dargestellt, so mancher geht für seine Forschung tatsächlich zu weit und nicht alles, was möglich ist, sollten Menschen auch tun.

 

Wie bei Aikis anderen Romanen mochte ich auch wieder den Stil, die tollen Metaphern und auch die Überzeichnungen, die für mich als Stilmittel hier wunderbar funktionieren und die Extreme der Zukunft zwischen Klimakrise und krassen Technologien perfekt einfangen.

 

Rezi folgt.


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#8 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 08 Oktober 2023 - 14:58

Ich bin auch durch ;-)

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#9 Naut

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Geschrieben 08 Oktober 2023 - 15:48

Ich hab's im Zug angefangen und finde es gar nicht holprig. Näheres bald ...

Die Lesung war jedenfalls toll, nicht nur aber vor allem von Aikis Stimme getragen.
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#10 Zack

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Geschrieben 08 Oktober 2023 - 16:25

Ausführliche Rezi hier ...

 

Im Vergleich zu "Neongrau" hat es hier für mich anfangs einfach geholpert - dennoch wieder ein sehr lesenswerter Roman und ich maaaaag Aikis Stil einfach sehr :D

 

@Yvonne: durch oder durch oder beides? ;)


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#11 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 08 Oktober 2023 - 16:33

Nur fertig mit Lesen

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#12 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 08 Oktober 2023 - 18:35

Habe deine Rezension jetzt gelesen, super! Dürfte die erste sein?

Ich habe gestern Abend im Gespräch mit Autorx festgestellt, dass mir noch etwas entgangen war. Das hat gut in meine Lücken gepasst.

Sonst habe ich andere Stellen markiert, kann ja mal ein wenig dazu schreiben, wenn ich wieder zu Hause bin

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#13 Zack

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Geschrieben 08 Oktober 2023 - 19:10

Nein, die erste war auf queer.de (oder hat sonst noch wer eine Rezi entdeckt?)

Und ich habe noch so viel mehr markiert, war schwer, zu entscheiden *uff*... Echt viele tolle Stellen!
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#14 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 08 Oktober 2023 - 19:20

Interessant!

Ich finde die Sprache im Gegensatz zu der Rezension dort gelungen, gehe mit bei Kurzatmigkeit und denke, die Verschmelzung war Ansicht ;-)

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#15 Zack

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Geschrieben 08 Oktober 2023 - 21:18

Ja, ich finde die Sprache auch sehr gelungen - Aiki hat einen sehr eigenen Stil, der mich begeistert, aber ich kann mir auch vorstellen, dass es für andere nicht passt.

Für mich als Vielleser ist Aikis Stil eine Wohltat, das Lesen macht mir großen Spaß.
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#16 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 09 Oktober 2023 - 05:10

Geht mir auch so und ich sehe auch viele andere Meinungen auf uns zukommen

Bei der Lesung in Leer gab es auch einen, der nicht so glücklich mit der Präsenz Form war und daher Titans Kinder lieber mochte.

Das höre ich auch öfter, ich selbst stehe auf Präsenz ;-)

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#17 Naut

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Geschrieben 09 Oktober 2023 - 05:57

Geht mir auch so und ich sehe auch viele andere Meinungen auf uns zukommen

Bei der Lesung in Leer gab es auch einen, der nicht so glücklich mit der Präsenz Form war und daher Titans Kinder lieber mochte.

Das höre ich auch öfter, ich selbst stehe auf Präsenz ;-)

Ich finde es auch eher seltsam, das Präsens abzulehnen, wobei ich die Wortmeldung in Leer eher als Verwunderung denn als Ablehnung verstanden habe.
Bei Neongrau fand ich die Präsensform sehr folgerichtig, ebenso bei Neurobiest - im Cyberpunk hat das auch eine lange Tradition. Es gibt zahlreiche Romane von Gibson und Kollegen, die das aus gutem Grund so handhaben.

Lustige Seitennotiz: Meine Frau meinte in Leer folgend auf die Präsensanmerkung: "Ist mir nicht aufgefallen, dass das im Präsens steht."
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#18 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 09 Oktober 2023 - 06:57

Ich hatte mich mit der Wortmeldung vorher unterhalten und habe daher Insider wissen.
Wobei ich die Unterhaltung trotzdem charmant fand. ;+)

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#19 Uwe Post

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Geschrieben 09 Oktober 2023 - 07:21

Mich hat die Frage auch leicht irritiert. Ist nun wirklich nicht der erste SF-Roman im Präsens.

 

Ich finde den bei der Lesung gehörten (und mittlerweile auch gelesenen) Einstieg sehr gelungen. Aber wie üblich lese ich äußerst langsam. Nehme das Buch aber mit in meinen bevorstehenden Mini-Erholungsurlaub.


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#20 Naut

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Geschrieben 09 Oktober 2023 - 07:22

Ich hatte mich mit der Wortmeldung vorher unterhalten und habe daher Insider wissen.
Wobei ich die Unterhaltung trotzdem charmant fand. ;+)

Dachte ich mir fast. Aber ja, es gibt Gründe, warum Schreibratgeber von der ersten Person Präsens abraten. Allerdings gelten die meiner Meinung nach nicht für Aiki.

 

Schon etwas mehr stimme ich da der queer.de-Rezension in Punkto "head hopping" zu: Zwar finde ich das beim Lesen nicht allzu störend (wenn man in seinem Leben mehr als 2-3 Jugendbücher gelesen hat, schocken die meisten Stilmittel nicht mehr so), aber es stört doch oft die Einfühlung in eine Figur.

 

Der Weltenbau bisher (ca. 30%) erinnert an 90er-Jahre-SF von Ian McDonald ("Hände, Herzen, Stimmen") oder John Shirley (speziell manche Welten in "Hitzefühler"). Mag ich.

 

@Uwe: Gute Erholung!


Bearbeitet von Naut, 09 Oktober 2023 - 07:23.

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#21 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 09 Oktober 2023 - 07:39

Mich stören head hopping sonst extrem, aber inzwischen empfinde ich es fast als Aikis Markenzeichen.

A la "Das darf nur Chuck Norris. Ähm, Aiki Mira"

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#22 Uwe Post

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Geschrieben 09 Oktober 2023 - 09:18

Es ist ja nicht das einzige Markenzeichen, es funktioniert vermutlich nur zusammen mit dem intensiven Erzählstil, der Nähe zu vielen Figuren vermittelt.


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#23 Naut

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Geschrieben 09 Oktober 2023 - 09:32

Es ist ja nicht das einzige Markenzeichen, es funktioniert vermutlich nur zusammen mit dem intensiven Erzählstil, der Nähe zu vielen Figuren vermittelt.

Und, nicht zu vergessen, es funktioniert nur für Lesende, die bereit sind, sich darauf einzulassen. Es gibt durchaus welche, die davon so genervt sind, dass sie abbrechen. (Aber das ist ja eine Trivialität: Nicht jeder Style geht für jede Zielgruppe.)


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#24 Uwe Post

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Geschrieben 09 Oktober 2023 - 13:36

So isses. Ich bin jetzt vor allem gespannt, wie die Erzählung diesmal aufgebaut ist. Oben stehen dazu ja schon erste Einschätzungen, und gerade im Vergleich zu den Vorgängern bin ich sehr gespannt, wie sich Aiki da immer weiter entwickelt.


Bearbeitet von Uwe Post, 09 Oktober 2023 - 13:38.

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#25 Naut

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Geschrieben 22 Oktober 2023 - 08:11

Es gibt im Grunde nur eine Biopunk-Geschichte, und die geht so: Bioforschende züchten eine neuartige Zelle oder ein neues Lebewesen. Dann gerät eines der Forschenden in Konflikt mit der Gesellschaft und den anderen, hybridisiert sich durch einen Unfall oder Absicht mit dem neuen Wesen und setzt es frei. Am Schluss gerät die Geschichte so außer Kontrolle, dass diese neue Biologie die gesamte Menschheit transzendiert oder zumindest so nachhaltig verändert, dass eine biotechnische Singularität entsteht.

Beispiele für diesen Plot sind zum Beispiel "Blutmusik" von Greg Bear (1988), "Mund voll Zungen. Ihre totipotenten Tropicanalia" von Paul DiFillipo (2010) und nun eben "Neurobiest" von Aiki Mira. Es gibt noch etliche weitere Beispiele, etwa "Mona Lisa Overdrive" von William Gibson, aber ich nenne diese drei Beispiele aus einem bestimmten Grund, stellen sie doch quasi einen emanzipatorischen Dreisprung dar, der die genannte Thematik in Parallelität zu unserer gesellschaftlichen Entwicklung fortspinnt.

In Blutmusik infiziert sich der Protagonist absichtlich, aber ohne Kenntnis der möglichen Konsequenzen mit seinen künstlichen Zellen, und zwar aus gekränkter Eitelkeit. Das Motiv ist eine sabotierte Forscherkarriere - ein Motiv, das sich auch bei Mira in Person von Lilima wiederfindet. Bei Bear gibt der Forscher die Infektion zunächst an seine neue Freundin weiter, indem er seine bisher unterdrückte Sexualität auslebt und sie damit, diesmal fahrlässig, in eine andere Lebensform verwandelt und schließlich buchstäblich verflüssigt und in den Abfluss spült. Das Ganze liest sich für mich als eine entfesselte männliche Emanzipation, die zwar die Fesseln der Gesellschaft abstreift, dessen erstes Opfer aber - mal wieder - eine Frau ist. Dass dabei am Schluss zumindestens die gesamte nordamerikanische Zivilisation transzendiert wird, versöhnt mich etwas mit der Geschichte, macht aber den narzisstischen Egotrip zu Beginn nicht ungeschehen.

Paul DiFillipo geht da einen Schritt weiter. Seine Protagonistin handelt, weil sie von ihren männlichen Vorgesetzten und Kollegen zum Opfer gemacht wird. Sie rächt sich, indem sie sich in eine Art aztekische Sexgöttin verwandelt, die diese männlich dominierte Rape-Culture mittels ihrer eigenen Methoden zerstört. So watet der Roman hier wohl durch einen Sumpf aus Splatter und Porno, und füttert den Tätern so ihre eigene Medizin. Ich habe es bis heute nicht gewagt, das Buch zu lesen, finde es aber interessant, dass hier mehrere Motive aus "Neurobiest" auftauchen: So z.B. die marginalisierte Wissenschaftlerin und das Motiv der halluzinogenen Reise in den Dschungel als Schritt zur Ich-Werdung. DiFillipo stellt die Emanzipation einer jungen Frau ins Zentrum, die groteske Rache nehmen darf.

Der vorliegende Roman schließlich, "Neurobiest", thematisiert auch eine Emanzipation, diesmal die zweier Frauen, die als Kinder in einem biologischen Experiment missbraucht wurden. Dies wird durchaus drastisch geschildert, und Mira macht auch plausibel, welche Strukturen dazu führen können, dass die eigene Mutter solchen Taten zustimmt. Die Katalyse (oder, wie ich auch sagen könnte, der Kataklysmus) wird dann erneut durch eine unterdrückte junge Forscherin ausgelöst. Dann aber differenziert Mira wieder: Die Bewältigung des Traumas der Opfer geschieht nicht in einem Rausch, in einem Amoklauf, sondern zieht sich quälend über Jahrzehnte hinweg. Mira schildert das durch eine Interlacing-Erzählweise, eine zunehmend schneller getaktetes Hin- und Herspringen zwischen Gegenwart in Berlin und der Vergangenheit im Amazonas. Dieses stellenweise schlaglichtartige Erzählen erschwert teils das Einfühlen in die Situationen, fährt aber damit gleichzeitig das berüchtigte "Head Hopping", also den Wechsel der Erzählperspektive mitten in einer Szene, herunter, was ich wieder angenehm fand. Zurück zur Geschichte: Auch die ehemals unterdrückte Lilima wandelt sich vom Opfer zum Täter - auch etwas, das real geschieht. Hier ist der Roman, dem ich zuweilen die doch etwas platte Zeichnung der "bösen" Wissenschaftlerinnen nachtragen muss, dann geradezu hyperrealistisch, und das ist richtig gut. Auch "Neurobiest" mündet, wie seine Vorgänger, in einer Ablösung der Menschheit durch etwas Neues, und die Protagonistinnen dürfen ihren Teil beitragen. Aber auch hier eine Neuerung: Nicht die eine Erlöserin transformiert die Gesellschaft, typisch für Mira geht das nur in der Gruppe, der Familie, dem Biom. Am Schluss wird an eine neue Generation übergeben, die es hoffentlich besser, zumindest aber ganz anders machen kann.

Bearbeitet von Naut, 22 Oktober 2023 - 10:09.

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#26 Zack

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Geschrieben 22 Oktober 2023 - 09:11

Sehr gut analysiert :)
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#27 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 22 Oktober 2023 - 09:47

+1

Beeindruckend und auch spaßig zu lesen, zumindest Blut Musik habe ich gelesen (Kurzgeschichte und Roman)


Deine Analyse hat das für mich Besserung sortiert, ich bin nach einem Mira Roman immer eine Weile lang erschlagen;-)

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#28 Uwe Post

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Geschrieben 23 Oktober 2023 - 08:02

Ich bin im Kapitel "Berlin 2100", das auf Seite 46 beginnt, übel hängengeblieben. Ich will mal versuchen, das zu begründen.

 

 

Dann sagt sie etwas Unheimliches: "..."

 

An dieser Stelle bin ich gestolpert, weil ich mich fragte, wer denn diese Wertung vornimmt, dass das gesagte unheimlich sei. Aruke? (Subjekt im Satz davor) Crispin? (Den starrt Aruke gerade an) Aiki?

Wenn man die wörtliche Rede dann liest, kann man auf Crispin schließen. Aber hier ist für mich die Reihenfolge verkehrt. Aruke müsste ja zuerst etwas sagen, und erst dann kann Crispin es unheimlich finden.

Zweitens stolpere ich an dieser Stelle, weil ich den Satz überhaupt nicht unheimlich finde. Crispin hat da offenbar ganz andere Einschätzungen als ich. In diesem Kapitel erfahren wir außerdem, dass Aruke verrückt nach der Streamerin Riva Lux ist, und dass Crispin in Aruke verliebt ist und ihr (deswegen) helfen will, sich Riva Lux zu nähern. Außerdem erfahren wir, dass Crispin zwei Mütter hat und noch ein paar andere Hintergrundinfos.

Was ich in diesem Kapitel außerdem erfahre ist, dass ich große Schwierigkeiten habe, mich mit den jugendlichen Figuren zu identifizieren.  Das ist sehr, sehr weit von meiner Lebenswirklichkeit entfernt, und das, obwohl ich Kinder habe.

Und ich merke, dass dieses dauernde "they" mich beim Lesen leider etwas nervt. Mag sein, dass es nicht unrealistisch ist, dass das englische Fürwort Eingang in die deutsche Sprache findet, weil wir uns nicht auf ein eigenes Fürwort für nichtbinäre Personen einigen können. Aber für mich liest es sich halt wie denglisch, und in diesem Kapitel ist die Konzentration von they/them für mich persönlich einfach anstrengend hoch.


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#29 Naut

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Geschrieben 23 Oktober 2023 - 10:32

Dann sagt sie etwas Unheimliches: "..."
Ja, die Stelle hat mich auch irritiert. Ich musste das dann einfach ignorieren.

 

Zu den Neopronomen: Das ist ja nichts Erfundenes, denn es gibt schon heute Personen, die so sprechen. Ich habe das einfach als gegeben akzeptiert (weil ich so etwas tatsächlich auch schon in echt erlebt habe). Die Lebenswelt der Dachbewohner ist mir genauso fern wie die Hippies der 1960er-Jahre (über die es ja auch gute Romane gibt), insofern ist das kein Problem für mich.


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#30 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 23 Oktober 2023 - 10:39

Im Englischen habe ich eine Weile gebraucht ("Hä, mehrere?"), inzwischen hat sich mein Hirn daran gewöhnt. Im Deutschen ist es passiv inzwischen für mich auch einfach Alltagsrealität und aktiv kriege ich es meistens ganz gut hin. Ich denke, am Anfang ist es normal, dass es irritiert, wie auch die neue Rechtschreibung damals, aber irgendwann hat man sich daran gewöhnt.

 

 

Ich finde es toll, wie in anglo-amerikanischer Phantastik immer von "they" gesprochen wird, solange das Geschlecht noch unklar ist und wünschte, hier wäre es auch so. Bisher mogle ich total und sage "der Mensch", um danach "er" verwenden zu können und "die Person", um danach "sie" sagen zu können. Also, bei Leuten, bei denen ich das Gender nicht kenne.

 

However, es ist ja auch das erste Mal, dass Mira eine Person mit einem Neopronomen nutzt, bisher hat they ja auch bei nonbinären Personen (wie Rain) ein Wald-und-Wiesen-Pronomen verwendet oder Go/Stuntboi auch beide, je nachdem ob gerade Go oder Stuntboi am Steuer war oder wer über ihn/sie gesprochen hat. Ich schätze es, dass they sich offenbar mit dem Thema auseinander gesetzt hat und sich jetzt meiner Erinnerung nach so entschieden hat, weil in der neuen Generation eh viel Englisch gesprochen wird. Die mischen so viele englische Worte in ihre Alltagssprache, da fällt ein "they" kaum noch auf. 


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