Im Prinzip beides. Im Podcast geht es ja um einen aktuellen Stand der Lage und meine vorläufige Bewertung breite ich da ja detailliert aus. Mich hat interessiert, wie hier die Bewertungen dazu ausfallen. Ich schätze aber, dass niemand die Episode gehört hat :-) - also vermutlich eher eine allgemeine Diskussion, so wie sie sich jetzt entwickelt hat.
Lieber Joshua,
ich habe mir Euren Podcast angehört und fand Ihn gut recherchiert, recht interessant und unterhaltsam, allein schon wegen Ivans östereichischem Englisch . In rund zwei Stunden kommt natürlich einiges zur Sprache, deswegen wird meine Ergänzung jetzt ein bisserl lang. Aber sei's drum:
Seit vielen Jahren schaue ich mir an, was zum Thema UFO so berichtet wird. Wenn ich mal bestimmte Grundannahmen als valide ansehe, wie z.B. die Annahme, dass Hunderte von Berichterstattungen authentisch sind und die Quellen, aus denen sie kommen, und die mir zum Teil aus anderen Zusammenhängen als seriös bekannt sind, auch bei diesem Thema valides Material liefern, dann kann ich folgendes feststellen:
Informationen über geheime menschliche und erst recht über menschenfremde Technologie sind offensichtlich brisant, weil relevant für militärische und wirtschaftliche Ziele. Deshalb liegt es auf der Hand, dass bestimmte Einrichtungen von Natur aus derartige Informationen geheim halten würden, sollten sie solche Informationen besitzen. Dazu gehören profitorientierte konkurrenzbewusste Unternehmen, militärisch ausgerichtete Organisationen wie Armeen und Regierungen und Akteure, die auf das Erlangen und Bewahren von Information, die später einen Vorteil bieten könnte, spezialisiert sind wie Geheimdienste. Die Mentalität und Ziele dieser Einrichtungen bringen ein Geheimhaltungsverhalten quasi zwingend mit sich.
Nun könnte man einwenden, dass wenn man zugibt, außerirdische Artefakte zu besitzen, dies die Preisgabe der Artefakte z.B. an eine wissenschaftliche Öffentlichkeit noch nicht impliziert. Das ist korrekt, nur ist klar, dass wenn man erst einmal zugegeben hat, diese Artefakte zu besitzen, die Zivilgesellschaft des betreffenden Landes und auch ausländische Mächte mit allen Mitteln versuchen werden, die Preisgabe dieser Artefakte zu erzwingen, und zwar viel offensiver, als wenn nur ein vager Verdacht im Raum stünde. Solchen Ärger wollen die genannten Einrichtungen gewiss vermeiden.
Es wird oft eingewendet, dass sich in unserer heutigen Informationsgesellschaft brisantes Material nicht über längere Zeit unterschlagen lässt. Hier werden zwei Dinge übersehen:
Erstens hängt das von den Strukturen ab. Wir können z.B. getrost annehmen, dass eine relativ große Anzahl an Menschen Steuern im großen Stil hinterzieht. Dafür gibt es viele valide Hinweise. Dennoch ist bis heute nicht restlos geklärt, wer diese Leute alle sind. Hier gilt der Spruch "Irgendwann kriegen wir euch alle" eben nicht. Zweites Beispiel: Betriebsgeheimnisse. Die oben genannte Annahme würde bedeuten, dass es keine echten Betriebsgeheimnisse geben kann. Das ist offensichtlich falsch, denn dann könnte es disruptive Produkte, mit denen ein Unternehmen auf einmal den Markt beherrscht, nicht geben, z.B. die Suchmaschine von Google (1997) oder das iPhone von Apple (2007). Es gibt einfach Strukturen, die in der Lage sind, Information für längere Zeiträume geheim zu halten. Es ist nicht auszuschließen, dass die eingangs erwähnten Organisationen zumindest teilweise solche Strukturen besitzen. In Eurem Podcast habt Ihr z.B. die altbekannte Strategie der Wissensfraktionierung erwähnt und Ivan hat ein sehr konkretes und beklemmendes Beispiel von effektiver Geheimhaltung aus Österreich zur Zeit der Vogelgrippe genannt.
Zweitens hätten wir es beim Thema UFO - insofern versucht würde, etwas geheim zu halten - gar nicht mit völliger Geheimhaltung zu tun, denn vieles wäre ja offenbar an die Öffentlichkeit gelangt. Wir hätten es eher mit konkurrierender Desinformation zu tun. Diese Art der Abwehr ist heute die verbreitetere. Es werden konkurrierende Narrative veröffentlicht, zuweilen in der Absicht, Zweifel zu erzeugen. Diese Strategie hat z.B. die Tabakindustrie über Jahrzehnte sehr erfolgreich angewendet. Auf diesen Aspekt habt Ihr im Podcast auch zum Schluss verwiesen.
Fazit: Es ist durchaus möglich, dass es hier Geheimes gibt, das sich seit Jahrzehnten nicht aus einem Halo der Unschärfe herausbewegt. Eine Verschwörung zum Zweck der Einsichtsabwehr ist also nicht nur möglich, sondern bei dem Thema sogar wahrscheinlich.
Mittlerweile haben sehr viele glaubhafte Zeugen ausgesagt und zwar solche, die von eigenen Beobachtungen (nicht nur Hörensagen) berichten und aufgrund ihrer Biographie, Stellung, Eigenschaften und Lebensphase so glaubwürdig sind, wie man es sich nur wünschen kann (glaubwürdiger kann es kaum noch werden). Darauf habt Ihr aufmerksam gemacht. Umso bemerkenswerter ist es, dass selbst diesen Zeugen wie selbstverständlich unterstellt wird, sie seien geltungssüchtig, zwanghafte Lügner, korrupt, drogenkrank, dement, wahnhaft und dergleichen.
Wir Menschen geben unsere Überzeugungen höchst ungern auf, besonders wenn es unbequem oder beängstigend wäre, dies zu tun. Es kann nicht sein, was nicht sein kann/darf. Deswegen werden erstmal alle nur erdenklichen Alternativerklärungen bemüht. Skepsis ist zwar elementar wichtig für eine wissenschaftliche Erkenntnisgewinnung, sie kann aber auch absurbe Züge annehmen, wenn man grundlegende Plausibilitätserwägungen außer acht lässt. Dieses psychologische Phänomen können wir seit Jahrzehnten nicht nur in den Labors psychologischer Fakultäten beobachten, sondern auch in der ganzen Breite der Gesellschaft, z.B. bei den Wirkungen von Alkohol, Tabak, Zucker oder dem Thema Klimawandel. Mit anderen Worten: Ich vermute, dass diese voreiligen Unterstellungen durch dieses Phänomen bedingt sind, und dass die Wahrscheinlichkeit, dass jeder einzelne dieser Zeugen Unfug erzählt, mittlerweile gegen Null geht. Das Argument, Zeugenaussagen seien das unzuverlässigste, was es überhaupt gibt und daher unbrauchbar, ist eine Halbwahrheit, denn es unterschlägt, dass solche Aussagen unter bestimmten Umständen durchaus zuverlässig sein können und deren Glaubhaftigkeit wissenschaftlich beurteilbar ist.
Es gibt auch UFO-Sichtungen, die von vielen verschiedenen unabhängigen und zufälligen Zeugen stammen, die sich zu gegebenem Zeitpunkt in einer bestimmten Region befanden. Auch solche Sichtungen sind zum Teil bis heute ohne eine plausible gewöhnliche Erklärung geblieben. Es gibt Kombinationen von unmittelbaren Sichtungen und Aufzeichnungen über Kameras und Radar wie beim sogenannten TicTac-Objekt aus den jüngsten UFO-Anhörung im US-Kongress. Es wurde schon bei den belgischen Sichtungen z.B. 1990 in Gembloux versucht, solche Zeugnisse mit einer Kombination aus Tarnkappenbomber-Sichtungen und elektronischer Signalmanipulation zu erklären, doch bei genauer Betrachtung passen diese Hypothesen nicht, denn sie ignorieren, dass die Flugobjekte nur ähnlich aussahen wie die Bomber und sich vor allem ganz anders bewegten.
Das Argument, weit fortgeschrittene Technik könnte gar nicht in unsere Hände gelangen, unterstellt vieles, was wir nicht wissen können, z.B. dass sie unfehlbar ist. Aktuell kenne ich keinen Grund warum das so sein müsste, im Gegenteil: Je komplexer ein System ist, desto anfälliger wird es für Störungen, denn es bietet ja viel mehr Angriffspunkte dafür als ein simples. Ob perfekte Absicherungsmechanismen überhaupt möglich sind, wissen wir nicht. Gödel hat ja auch bewiesen, dass wir kein in sich vollständig abgesichertes Erkenntnissystem erstellen können. Ivans Beispiel zur Wirkung des Überraschungseffekts mit Pfeil und Bogen ist ein weiterer Aspekt.
Die Zusammenführung aller genannten Sachverhalte legt nahe, dass zumindest davon ausgegangen werden kann, dass tatsächlich in manchen Fällen etwas merkwürdiges zu sehen war und darüber stellenweise Geheimhaltung vorliegt. Die Art der Beobachtungen legt desweiteren nahe, dass es sich sehr wahrscheinlich zumindest in manchen Fällen um Flugkörper handelt und nicht lediglich um Störsignale oder technisch bedingte Artefakte. Da die Geheimhaltung bloßer Erscheinungen (wie z.B. ein gruseliger Todesengel am Himmel) in Bezug auf die Ziele der genannten Einrichtungen wenig Sinn ergäbe, handelt es sich hier wahrscheinlich um die Themen Sicherheit und Technik. Da die Bewegungsmuster der Objekte von keiner öffentlich bekannten Technik realisiert werden können und dieses Muster bereits zu Zeiten berichtet wurde, als die Menschheit ganz sicher derlei Maschinen nicht im Stande war zu bauen, ist davon auszugehen, dass es zumindest bei einem Teil der Beobachtungen nicht um Flugkörper geht, die von Menschen gebaut wurden. Das ist die überraschendste Folgerung.
Von der Hypothese, sie könnten aus der Zukunft stammen, halte ich wenig, weil die heutige Physik meines Wissens nie belegt hat, dass es sich bei der Zeit um mehr handelt als um eine Ordnungsdimension in unseren Köpfen. Ich gehe deshalb davon aus, dass Zeit nur ein normierter Maßstab für eine Menge von Zustandsänderungen ist und wir nichts anderes haben als die Gegenwart, also Zeitreisen in die Vergangenheit nicht möglich sind.
Auch die vage Vermutung, sie könnten aus "anderen Dimensionen" kommen, halte ich momentan für unbrauchbar, da in der Physik solche Dimensionen eher mathematische Konstrukte sind, mit denen wir versuchen, etwas zu beschreiben. Sie müssen nicht einer realen Gegenheit entsprechen wie die Ausdehnung unserer Umwelt, die wir als dreidimensional beschreiben und erleben. Das gleiche gilt für negative Energie und dergleichen.
Die Annahme, sie könnten aus einem unerforschten Teil der Erde oder unseres Sonnensystems stammen und nicht von einem anderen Stern, halte ich aus verschiedenen Gründen für wenig wahrscheinlich. Wäre uns eine hochentwickelte Zivilisation auf dem Mars oder auf Io wirklich entgangen?
Nicht menschliche Intelligenz würde ich am ehesten in anderen Sonnensystemen vermuten. Die sind aber weit weg und wir wissen noch nicht so recht, wie diese Distanzen auf praktikable Weise überbrückt werden könnten. Das ist das Hauptproblem, aber auch das Hauptfaszinosum dieser Hypothese, denn die Möglichkeit einer solchen quasi instantanen Versetzung eines Objektes im Raum wäre noch überraschender als die Existenz fremder Intelligenz.
Mit anderen Worten: Ich weiß nicht, ob irgendwer nicht anthropogene Artefakte besitzt, ich gehe aber davon aus, dass wenn die genannten Einrichtungen derlei besäßen, sie ziemlich sicher nicht damit an die Öffentlichkeit gehen würden. Ich gehe auch davon aus, dass es etwas zu verbergen gibt, weil einfach zu viele brauchbare Hinweise in diese Richtung deuten, als dass es rational wäre, weiterhin nur von Geklapper aus Gerüchteküchen auszugehen. Desweiteren spricht vieles dafür, dass es sich zumindest teilweise um Flugkörper handelt und zumindest zum Teil um solche, die wir Menschen nicht gebaut haben. Aus meiner Sicht ist dieses Fazit nicht neu und wurde wohl von vielen, die näher mit der Materie befasst waren, schon vor vielen Jahrzehnten gezogen.
Aus diesem Grund geht es aus meiner Sicht jetzt nicht mehr darum herauszufinden, ob etwas beobachtet wurde oder ob etwas geheim gehalten wird. Beides kann wohl bejaht werden. Jetzt geht es eher darum herauszufinden, was genau hinter diesen Beobachtungen steckt und was geheim gehalten wird. Aus all den genannten Gründen bietet sich die eigentlich ja merkwürdige Hypothese an, es könnte sich um menschenfremde, am ehesten außerirdische Technik handeln. Ob sie etwas taugt wird sich zeigen, aber das Phänomen ist es sicherlich wert, eine nähere Untersuchung gegebener Fakten anzustrengen und zu versuchen, neue Fakten zu erwerben. Gerne können wir das auch in diesem Thread versuchen.
Bearbeitet von Christian Hornstein, 14 Oktober 2023 - 12:06.