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Aufmerksamkeit der phantastischen Szene & englischsprachige Szene


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28 Antworten in diesem Thema

#1 Rezensionsnerdista

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    Yvonne

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Geschrieben 14 Oktober 2023 - 07:37

Diese Diskussion ist ausgelagert worden aus dem Thread Deutsche SF Storys im Ausland, da wir da massiv vom Thema abgekommen sind, die Diskussion aber cool finden.

 

Titel kann ich ggf. auch noch ändern und bin für Vorschläge offen.

 

 

Ich bin da sehr nah bei Nina, Paper, Rezensionen, Berichte auf Englisch kein Problem, aber Prosa ist eine völlig andere Nummer. Vielleicht wegen der Dialoge? Aber ich vermute, das ist nicht der einzige Grund.

 

(mit "Kein Problem" meine ich nicht zwingend fehlerfrei, aber es geht ganz gut)


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#2 Joshua Tree

Joshua Tree

    Yoginaut

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Geschrieben 14 Oktober 2023 - 07:59

Selbstgeschrieben geht nur bei Muttersprachlern meiner Meinung nach. Ich wurde englischsprachig beschult bis zum Abi und würde behaupten, dass ich das Englische sehr gut beherrsche. Aber in der Literatur sind es eben auch die Nuancen, die Semantik, die man nur versteht und kennt, wenn man im entsprechenden Land lebt und aufgewachsen ist. Darum ist die Hürde für Übersetzungen auch nach wie vor aus finanziellem Grund hoch. Gute Übersetzungen gibt es ab 3-4 Ct/Wort, das ist dann bei einem Roman (und Lektorat sollte auch noch sein) schon eine echte Hausnummer. Was wohl der Grund für die vielen DeepL-Übersetzungen ist, die aber schlicht nicht gut sind, keinen Kontext können und für viele Fehler sorgen.


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#3 Rezensionsnerdista

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    Yvonne

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Geschrieben 14 Oktober 2023 - 08:40

Selbstgeschrieben geht nur bei Muttersprachlern meiner Meinung nach. Ich wurde englischsprachig beschult bis zum Abi und würde behaupten, dass ich das Englische sehr gut beherrsche. Aber in der Literatur sind es eben auch die Nuancen, die Semantik, die man nur versteht und kennt, wenn man im entsprechenden Land lebt und aufgewachsen ist. Darum ist die Hürde für Übersetzungen auch nach wie vor aus finanziellem Grund hoch. Gute Übersetzungen gibt es ab 3-4 Ct/Wort, das ist dann bei einem Roman (und Lektorat sollte auch noch sein) schon eine echte Hausnummer. Was wohl der Grund für die vielen DeepL-Übersetzungen ist, die aber schlicht nicht gut sind, keinen Kontext können und für viele Fehler sorgen.

 

Stimme zu, finde aber, dass die Übersetzungen im FFM (die natürlich redaktionell nachbearbeitet werden) idR ganz gut klappen, ich habe bisher nur einmal einen Übersetzungsfehler entdeckt. Habe aber auch schon von "echten" Übersetzungen Fehler entdeckt.

 

However, wenn ich Prosa von mir auf Englisch will, werde ich wohl:

Entweder auf Deutsch schreiben und Übersetzung bezahlen

oder

Auf Englisch schreiben und ein teures Lektorat bezahlen von Muttersprachler*in


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#4 Christian Hornstein

Christian Hornstein

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Geschrieben 14 Oktober 2023 - 13:08

Selbst beim Französischen (meiner Muttersprache) bin ich mittlerweile vorsichtig, weil ich seit nun über 30 Jahren 90 Prozent der Zeit mit Deutsch hantiere. Auch beim Lesen englischer Prosa bin ich als nicht native speaker vorsichtig. Ich sehe bei französischen Prosatexten und besonders bei Lyrik wie schnell das von deutschen Leseri missverstanden wird. Einen deutschen Prosatext von mir ins Englische übersetzt würde ich immer von native speakern prüfen lassen. Immer.


Bearbeitet von Christian Hornstein, 14 Oktober 2023 - 13:09.


#5 Nina

Nina

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Geschrieben 14 Oktober 2023 - 13:48

Ich bin da sehr nah bei Nina, Paper, Rezensionen, Berichte auf Englisch kein Problem, aber Prosa ist eine völlig andere Nummer. Vielleicht wegen der Dialoge? Aber ich vermute, das ist nicht der einzige Grund.

 

(mit "Kein Problem" meine ich nicht zwingend fehlerfrei, aber es geht ganz gut)

 

Es ist vor allem kein Problem, weil es bei den Berichten nicht um sprachliche "Schönheit", sondern um Information geht. 

In meiner einzigen englischsprachigen Geschichte (die es nicht auf Deutsch gibt, aber in russischer Übersetzung) habe ich die Briefform gewählt. Aus Sicht einer deutschsprachigen Person, die unbeantwortete Briefe schreibt. Dadurch kann man auch die stilistischen Schwächen erklären - die Protagonistin und Ich-Erzählerin drückt sich halt so aus. 

 

 

However, wenn ich Prosa von mir auf Englisch will, werde ich wohl:

Entweder auf Deutsch schreiben und Übersetzung bezahlen

oder

Auf Englisch schreiben und ein teures Lektorat bezahlen von Muttersprachler*in

 

Oder wen finden, der das macht. Ist aber nicht einfach, ich sehe zwei Hauptwege: Man hat was ganz Tolles, kommerziell Erfolgreiches, das andere haben wollen. Einen Verlag, der voll drin ist oder einen Agenten.

 

Oder: Man kennt einen und findet wen für einen Kurztext und dann kommt es halt in ein Fanzine. Ich wurde auch manchmal gefragt, da zu vermitteln, aber das tue ich nicht. Zum einen sind die Leute, die ich kenne, nicht an Autoren interessiert, die sich nicht für ihr Fandom interessieren. Zum anderen, zwei Jahre und mehr Wartezeit, meist wird gar nichts, da als Vermittlerin aktiv sein ist blanker Horror! (Möglicherweise hat dann wer noch Vorstellungen bezüglich Bezahlung - wo ich nur lachen kann, man weiß, was deutsche Verlage für eine KG zahlen - nix? Pauschale von 15 Euro? Prozentsatz vom Reingewinn, was dann vielleicht mit 8-12 Euro aufschlägt? - Und was glaubt man dann, was ein bulgarischer Fanzinemacher, der auch noch ne Übersetzung organisiert, abdrückt? - Es ist dort völlig normal, nur ein paar Hundert Euro pro Monat mit einem durchaus vernünftigen Job zu verdienen.) Ich kann mich für mich selbst fragen, ob ich die Geduld habe. Habe ich, meine Verlage können meine KGs nicht übersetzen lassen. Es ist dann halt eine zusätzliche Veröffentlichung im fannischen Bereich, mit einem Minimum an Arbeit - oder halt nicht, sei es drum.  



#6 Rezensionsnerdista

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    Yvonne

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Geschrieben 17 Oktober 2023 - 08:13

Zum einen sind die Leute, die ich kenne, nicht an Autoren interessiert, die sich nicht für ihr Fandom interessieren.

 


Richtig. Das ist ein verdammt wichtiger Punkt und ich würde sogar so weit gehen, zu sagen:
Es veröffentlichen selbst in unserer Szene genügend deutschsprachige SF-Schaffende, die sich null für die Szene interessieren und auch sonst nichts daraus lesen.
Das halte ich für einen Fehler und das zeigen die Einsendungen zu den Magazinen. Da wurde sich teilweise null komma null mit dem beschäftigt, was das Magazin sonst sucht.


Okay, das ist jetzt hart am Thema vorbei, sorry dafür.

Zurück zum eigentlichen Thema: Ich beschäftige mich jetzt verstärkt mit anglo-amerikanischer SF-Kurzprosa (und auch allgemein phantastischer) und kann eh berichten, dass ich dafür noch nicht reif, meine Prosa noch nicht gut genug ist.
Sobald ich den Eindruck gewinne, ich sei nun so weit, mal dort etwas einzureichen, werde ich mich sehr sehr gut mit der Szene auskennen.


Da ich keine anderen Sprachen kann, wird's anderweitig schwierig, da muss ich bisher auf Übersetzungen, mindestens ins Englische, zurückgreifen. Daher wird es sehr mühsam, mich mit anderssprachigen SF-Blasen auszukennen, sofern nicht übersetzt wird.

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#7 Carsten

Carsten

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Geschrieben 17 Oktober 2023 - 09:05

Selbstgeschrieben geht nur bei Muttersprachlern meiner Meinung nach. Ich wurde englischsprachig beschult bis zum Abi und würde behaupten, dass ich das Englische sehr gut beherrsche. Aber in der Literatur sind es eben auch die Nuancen, die Semantik, die man nur versteht und kennt, wenn man im entsprechenden Land lebt und aufgewachsen ist. Darum ist die Hürde für Übersetzungen auch nach wie vor aus finanziellem Grund hoch. Gute Übersetzungen gibt es ab 3-4 Ct/Wort, das ist dann bei einem Roman (und Lektorat sollte auch noch sein) schon eine echte Hausnummer. Was wohl der Grund für die vielen DeepL-Übersetzungen ist, die aber schlicht nicht gut sind, keinen Kontext können und für viele Fehler sorgen.

Joseph Conrad? 

Und wenn es weniger klassisch sein soll: Simone Heller (HUGO nominiert)? Renan Bernardo (demnächst Story auf Tor.com)?
Einfach ist das nicht, klar, aber auch nicht unmöglich. 


Bearbeitet von Carsten, 17 Oktober 2023 - 09:26.

Dieser Account ruht größteneils. PN werden wahrscheinlich nicht gelesen (oder viel zu spät)


#8 Nina

Nina

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Geschrieben 17 Oktober 2023 - 15:27

Ich muss gestehen, ich kenne nicht alle Namen oder na ja, auch keinen. (Ist das jetzt eine furchtbare Schande? Auch Joseph Conrad, wo ich nachgeschaut habe, also Schullektüre bei uns am Gymnasium war es auch nicht gerade.) Aber es gibt allgemein auch einen starken Einfluss, wenn jemand in einem Land lebt, soziale Kontakte und die Landessprache pflegt. (Oder auch beruflich regelmäßig die Sprache spricht.) Ich habe nie im Ausland gelebt, aber mich hat es mit meinem Englisch sehr vorwärts gebracht, dass ich einen Monat lang eben mit dem TransAtlantic Fan Fund in den U.S.A. und in Kanada war. Und da muss man einfach auf Englisch reden - und die Muttersprachler bringen einem normal auch nicht allzu viele "Unarten" bei. In anderen Ländern - die haben ihr Äquivalent zum "Denglisch". Wenn man genau hinhört, bekommt man vermutlich aber einen ziemlichen Mix zusammen, auf der Schule Oxford-Englisch, dann amerikanisches Englisch verschiedener Bundesstaaten. Ich war jetzt beim Kauf eines Hadys geplättet: Ich bin in Oberösterreich geboren, wieder zurück, war zwischendurch in Wien. Und die Verkäuferin: "Wenn es ein Problem gibt, das geht auch unseren Filialen in Wien." - Sie meinte dann, ich würde wie aus Wien klingen. 

 

Ansonsten ist halt die Frage, wo und wie man eine Fremdsprache spricht. Jemand meinte mal, ich würde doch bestimmt Slowakisch lernen, wo ich doch "so oft" dort bin. Anno dazumals 1-2 Mal im Jahr für ein Wochenende. Und es ist eine Sprache, die man kaum wirklich gebrauchen kann, weil die nur eben in dem Miniland gesprochen wird. Ich habe mich ernsthaft, wozu das gut sein soll - okay, ein paar Phrasen, "Hallo", "Bitte", "Danke" - aber eine Sprache so zu lernen, dass man vernünftig was damit machen kann, dauert lange - und wie soll man die vernünftig lernen, wenn man nur rein für sich (oder mal in einem Volkshochschulkurs) das macht? - Diejenigen, die eine Fremdsprache wirklich gut können, waren normal lange im Ausland, haben einen ausländischen Elternteil etc. 



#9 Rezensionsnerdista

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    Yvonne

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Geschrieben 18 Oktober 2023 - 08:25

Ich wusste gar nicht, dass Englisch gar nicht Joseph Conrads Muttersprache war. Das habe ich mir aufgrund deines Hinweises gerade ergoogelt.

 

Simone Heller kenne ich (also, via sozialen Medien, auch Austausch via PN, nicht persönlich bisher), aber Renan Bernardo müsste ich nachschlagen. Ah, aus Brasilien?

 

Es ist durchaus auch mein Ziel, in einer englischsprachigen Anthologie vertreten zu sein, so wie es beispielsweise Lisa Jenny Krieg in Life beyond us war. Ich muss aber nicht zwingend selbst auf Englisch schreiben, kann mir vorstellen, eine Übersetzung zu bezahlen. Das ist aber sicher noch einige Jahre entfernt. Die Szene untersuche ich bis dahin noch kräftig, so dass ich genauer weiß, wohin ich eigentlich möchte und auch passe.

 

Die haben da doch recht oft Texte aus aller Welt drin, manchmal sogar explizit internationale Anthologien (herausgegeben von Ladie Tidhar z. B.), auch im Horror habe ich sowas schon gekauft und gelesen und dabei Attila Veres (ungarischer Horror-Autor) entdeckt und eine Story-Sammlung (auf englisch) von ihm gekauft.

 

 

However, da ich gerade meinen Fokus etwas neu ausrichte, werde ich wohl zukünftig eher 90% auf Englisch lesen und weniger Deutsch als die letzten drei Jahre.


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#10 Carsten

Carsten

    Infonaut

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Geschrieben 18 Oktober 2023 - 09:05

Okay, bevor ich jetzt nur noch als grumpy old troll rüberkomme, mal etwas ausführlicher: 

 

@Nina: was an deiner Aussage steht im Widerspruch zu meiner obigen? 

Niemand "muss" irgendwelche Autoren kennen. Okay, von Joseph Conrad kann man schon mal gehört haben, und sei es nur wegen der Bezüge zu "Apocalypse Now" und "Alien". (Ich rate aber durchaus zur Lektüre von "Heart of Darkness", weil das sehr, sehr geil ist. Auch wenn man sich anschließend die Pulsadern aufschlitzen möchte. Immerhin ist es kurz. :-))

Simone und Renan habe ich als aktuelle Beispiele aus der SF/F-Szene genannt. Letzterer war kürzlich auch im FFM vertreten, Simone war für einen HUGO nominiert. (Die Tatsache, dass das im deutschsprachigen Fandom offensichtlich kaum wahrgenommen wurde, sagt vermutlich mehr über die hiesige Szene aus, aber das ist ein anderes Thema.)

Was ich damit sagen wollte: Joshuas Aussage, dass das nur ausschließlich Muttersprachler können, stimmt so pauschal nicht. 
Zumal er zugibt, dass seine diesbezügliche Expertise auf dem Englischunterricht bis zum Abitur besteht. Das ist jetzt nicht herablassend oder böse gemeint, auch wenn es so klingen mag, aber … da musste ich doch etwas schmunzeln. Es gibt Menschen, die sich über das Abitur hinaus mit einer Fremdsprache beschäftigen, sei es im akademischen, beruflichen oder privaten Bereich. (By the way: ich nehme an, dass das Joshua bewusst ist; ich will ihn hier nicht vorführen, beziehe mich lediglich auf die etwas verallgemeinernde Aussage seines obigen Beitrags – nur damit wir uns hier verstehen!)

 

Ich war ganz gut in der Schule, hatte im Englisch-Abi 15 Punkte, was ich hauptsächlich auf eine exzessive Beschäftigung mit Original-Folgen von Star Trek TNG über Sky One und die Lektüre englischsprachiger (weil nicht übersetzter) Rollenspielbücher schiebe.
Als ich an die Uni kam dachte ich, ich könne gut Englisch. Diese Annahme wurde für mich ganz schnell im ersten Semester zurechtgerückt. :-)

Will heißen, da geht durchaus hinterher noch was. Ja, ich habe ein paar Jahre in UK gelebt und gearbeitet. Bin ich perfekt? Absolut nicht! Ich würde mich nicht mal als wirklich "zweisprachig" bezeichnen. Ich lerne jeden Tag, mache jeden Tag peinliche Fehler und mein Akzent (einst etwas, worauf ich tatsächlich ein bisschen stolz war) ist nach über 10 Jahren Firmen-Denglisch zum Teufel gegangen. 

Trotzdem traue ich mir durchaus zu, mich ab und an einem englischen Text zu versuchen. Es hat für die Bewerbung bei Taos Toolbox gereicht, es hat für zwei kleinere Publikationen gereicht und immerhin als Grundlage für die ein oder andere Übersetzung in weitere Sprachen. Die von mir oben genannten Beispiele anderer Autorinnen und Autoren spiel(t)en dann noch einmal in einer ganz anderen Liga.

Ist es einfach? Nein.

Muss das jeder können/versuchen? Natürlich nicht.

Ist es möglich? Ja, ist es.

Ich hoffe, ich konnte damit das ein oder Missverständnis ausräumen und klarer machen, was ich meinte. 

PS/NACHTRAG:
Hole ich mir dazu noch Hilfe von Muttersprachlern? Klar. Aber ist das anders als die gängige Praxis in Deutschland? (Ironie-Alarm, folgendes ist bewusst überspitzt formuliert) Wer hier nicht jeden Text durch eine Runde von 17 "Beta-Lesern" und dreiundzwölfzig "Sensitivity-Readern" schickt, wird doch auch schon komisch angeguckt. 

 


 


Bearbeitet von Carsten, 18 Oktober 2023 - 09:28.

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#11 Mammut

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Geschrieben 18 Oktober 2023 - 09:26

Simone und Renan habe ich als aktuelle Beispiele aus der SF/F-Szene genannt. Letzterer war kürzlich auch im FFM vertreten, Simone war für einen HUGO nominiert. (Die Tatsache, dass das im deutschsprachigen Fandom offensichtlich kaum wahrgenommen wurde, sagt vermutlich mehr über die hiesige Szene aus, aber das ist ein anderes Thema.)

 

 

genau genommen: Dafür war ich 2019 überraschenderweise Finalistin für den renommierten Hugo und Sturgeon Award und konnte den Eugie Foster Memorial Award als Gewinnerin mit nach Hause nehmen.

 

Quelle: https://www.simone-heller.de/profil/

 

Es geht um diese Veröffentlichung:

https://www.simone-heller.de/projekte/

 

Eine Frage zum Kommentar: Die Tatsache, dass das im deutschsprachigen Fandom offensichtlich kaum wahrgenommen wurde, sagt vermutlich mehr über die hiesige Szene aus, aber das ist ein anderes Thema.

 

Findest du, das der Fakt dieses Preises bzw. der Nominierung weniger wahrgenommen wurde als z.B. dein Gewinn des DSFP? Wieviel Aufmerksamkeit wird von einer englischen Veröffentlichung einer deutschsprachigen Autorin erwartet, wenn sich kaum jemand für deutschsprachige Kurzgeschichten interessiert?

Das ist jetzt eine ehrlich gemeinte Frage. 



#12 Carsten

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Geschrieben 18 Oktober 2023 - 09:43

Eine Frage zum Kommentar: Die Tatsache, dass das im deutschsprachigen Fandom offensichtlich kaum wahrgenommen wurde, sagt vermutlich mehr über die hiesige Szene aus, aber das ist ein anderes Thema.

 

Findest du, das der Fakt dieses Preises bzw. der Nominierung weniger wahrgenommen wurde als z.B. dein Gewinn des DSFP? Wieviel Aufmerksamkeit wird von einer englischen Veröffentlichung einer deutschsprachigen Autorin erwartet, wenn sich kaum jemand für deutschsprachige Kurzgeschichten interessiert?

Das ist jetzt eine ehrlich gemeinte Frage. 

Wir sprengen damit natürlich jetzt ein bisschen das Thema dieses Threads, aber … 

 

Das ist tatsächlich eine gute Frage, denn …  vermutlich weiß ich die Antwort darauf selbst nicht so genau.
Es ist mehr ein Bauchgefühl, tatsächlich nur eine blöde "Meinung". ;-)
Lass mich versuchen, das zu erklären:  Ich erinnere mich noch an eine Zeit, in der viel über den desolaten Zustand der deutschen SF/F gejammert wurde und dass man es international ja so schwer habe, weil die bösen Amis übersetzen ja nicht, und der deutschen Markt, der sei ja so kaputt.  (Zumindest habe ich das so wahrgenommen, aber meine Wahrnehmung mag verzerrt gewesen sein.)

Und dann ist plötzlich eine deutsche Autorin, die für einen der bekanntesten internationalen Preise (wenn nicht den bekanntesten Preis) nominiert wurde, sowie (wie du richtig ergänzt hast) noch für andere, bzw. hat diese auch gewonnen hat.

Ja, ich gebe zu, ich dachte, das würde mehr "Wellen" machen. Weil es für die hiesige Szene ein bisschen Hoffnung macht und, ja, weil ich der Meinung bin, dass man auch mal feiern darf. (Daher z. B. auch meine Kritik am lieblosen ESFS-Award).

Sorry, ist jetzt vermutlich sehr viel Bauchgefühl, aber ist es jetzt ein wenig besser verständlich?
 


Bearbeitet von Carsten, 18 Oktober 2023 - 09:46.

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#13 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 18 Oktober 2023 - 09:44

Okay, hoffentlich bleiben wir alle brav, wenn ich sagen:

 

Viele Menschen interessieren sich deutlich mehr für ihre eigene Prosa als für andere. Michael hat das ja selbst zu einem früheren Zeitpunkt mal geschrieben: Wenn er deutschsprachige Phantastik-Autor:innen fragt, was sie den so in jüngster Zeit an deutschsprachiger Phantastik gelesen haben, kommt da oft ... nicht viel. (Ich weiß nicht mehr, wo und wann du das gesagt hattest, es ist eine Weile her, ich hoffe, ich zitiere hier etwas, das du auch öffentlich gesagt hast oder sagen würdest, sonst schulde ich dir Samstag ein Bier.)

 

Ich halte es für richtig wichtig, sich mit der Szene, in der man veröffentlichen will, auch vorher zu beschäftigen und hatte dazu letztens einen Blogpost verfasst (fast hätte ich den Begriff "Pamphlet" verwendet). So hatte ich beispielsweise alle zehn Ausgaben der Queer*Welten gelesen, bevor ich dort zum ersten Mal einen Text eingereicht habe (aber ich weiß noch nicht, ob sie ihn haben wollen). 

 

Von Simones Hugo-Nominierung habe ich erst so ungefähr 2021 erfahren, ziemlich cool! Vorher hatte ich auch nicht von ihr gehört, ich bin aber auch eigentlich erst seit 2020 verstärkt in der deutschsprachigen Phantastik unterwegs. Und ja, es ist schade, und Cora Buhlert hat ja auch den Best-Fan-Writer gewonnen und davon hatte ich auch erst beim MetropolCon erfahren. Davon wurde offenbar wenigstens in der Regionalpresse viel berichtet, wenn ich mal so google.

 

 

Wagners Stimme (DSFP Gewinn 2021) hat auch viel, viel zu wenig Aufmerksamkeit erlangt hier, für meinen Geschmack, weil das noch immer eine der geilsten und schönsten SF-Short-Storys der letzten Jahre ist (und ich habe 1000+ davon gelesen, bilde mir also ein, mir ein umfassendes Bild gemacht zu haben). 

Ein klein bisschen mehr Aufmerksamkeit hat wohl Aiki Mira später gewonnen, weil gleich drei Storys von Mira nominiert waren und Utopie27 sogar beide Preise (DSFP und KLP) hat holen können.

 

Insgesamt sage ich mal:

Die deutschsprachige SF-Kurzprosaszene hat generell zu wenig Aufmerksamkeit, gerade mal die Storys der Exodus erhalten einen Hauch mehr, aber auch noch lange nicht genug. Wenn wir mal sehen, wie viel Aufmerksamkeit in unserer deutschsprachigen Szene dem gegeben wird, was in der anglo-amerikanischen Welt so an SF-Kurzprosa abgeht, dann ... redet überhaupt wer darüber? Das ist zum Teil verständlich, es wird ja auch kaum etwas übersetzt.

 

 

Ich gehe mal auf Carsten ein (den ich nicht für einen grumpy Troll halte, im Gegenteil):

 

Als 2003 der fünfte Teil von Harry Potter rauskam, konnte ich nicht warten und habe ihn auf Englisch gelesen. Ich habe mich sehr gequält und jeder Witz ging über meinen Kopf. Seither habe ich viel daran gearbeitet und auch beruflich viel mit der Sprache zu tun. Lesen geht sehr gut, beim Schreiben kann ich quasi alles, was Nina über sich selbst dazu sagt, eins zu eins so unterschreiben.

Ich war mal drei Monate lang in Utah, das hat geholfen, aber gut genug ist es nicht.

Ach ja und mein Akzent ist fürchterlich! (Ist beim Schreiben aber wurscht.)

 

Eine Rückfrage habe ich noch zu deiner Bemerkung mit den Testlesenden und Sensitivity Readern:

In welchem Markt ist es üblich, die Story so viel lesen zu lassen? Ich hatte bisher den Eindruck, im anglo-amerikanischen. Was ich sehr professionell finde!

Hier bin ich mir fast sicher, dass die meisten ihre Texte mehr oder weniger un-test-gelesen* einfach an die Herausgebenden schicken und das Beste hoffen. Wenige Ausnahmen inklusive.

 

 

*manche lesen es wohl auch selbst nicht unbedingt noch mal

 

 

 

 

 

 
 
 
 
 

 

 

 


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#14 Mammut

Mammut

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Geschrieben 18 Oktober 2023 - 10:14

Eventuell könnte man die Diskussion auslagern, da es ja hier nicht nur um englischsprachige Kurzgeschichten geht.

 

Viele Menschen interessieren sich deutlich mehr für ihre eigene Prosa als für andere. Michael hat das ja selbst zu einem früheren Zeitpunkt mal geschrieben: Wenn er deutschsprachige Phantastik-Autor:innen fragt, was sie den so in jüngster Zeit an deutschsprachiger Phantastik gelesen haben, kommt da oft ... nicht viel. (Ich weiß nicht mehr, wo und wann du das gesagt hattest, es ist eine Weile her, ich hoffe, ich zitiere hier etwas, das du auch öffentlich gesagt hast oder sagen würdest, sonst schulde ich dir Samstag ein Bier.)

 

Das ist definitiv so. Das habe ich so öfters gesagt und es wird auch immer wieder durch Fakten bestätigt. Gerne kann jemand mal die Jahresrückblicke der gelesenen und gut empfundenen Bücher der diversen Foristen durchlesen und wird sehen, da ist nicht so viel original deutschsprachiges dabei. Wenn dann (außer natürlich so Leute wie Eschbach) nicht mal in der eigenen "Szene" gelesen werden, wundert es da einen, dass Kurzgeschichten komplett untergehen?

 

Kurzgeschichten sind ein Produzentenmarkt. Also die Mehrzahl schreibt Kurzgeschichten, diejeinigen, die welche lesen (dazu noch original deutschsprachige) sind entgegen anderslautenden Behauptungen doch eher in der Minderzahl.

 

Es gibt schon Interessierte. 21 Personen haben sich für die Zwielicht 18 Leserunde beworben und das scheinen überwiegend Leser zu sein. Ich finde das ist echt viel:

https://www.lovelybo...08/10931625090/

 

Diese Leute kaufen das Buch aber wahrscheinlich so nicht. Warum also gibt es potenzielle Leser aber kaum Käufer?

 

Wenn wir jetzt zurück zur These des Produzentenmarkt gehen. Ich arbeite in der Autoindustrie und da ist es normal, man macht ein Benchmark. Man schaut sich andere Autos detailliert an und vergleicht. Viele in der Autoindustrie interessieren sich auch für Autos und das gilt nicht nur für die eigene Marke.

 

Übersetzt auf die Kurzgeschichtenszene und als Replik zu Carsten: Simone Heller hat sich ja direkt nach der Veröffentlichung in der Clarksworld öffentlich beschwert, dass das keinen interessiert. Wer aber kennt Simone Heller, ich meine jetzt nicht mal persönlich, sondern ihr Werk. Wo hat sie veröffentlicht im deutschsprachigen Raum?

Umgekehrt gehört sie und wir, die hier diskutieren, ja ebenfalls zum Produzentenmarkt. Wo also hat Simone oder du Carsten dich mit deutschsprachigen phantastischen Kurzgeschichten öffentlich auseinandergesetzt?

 

Wenn jetzt die Produzenten, also die Verfasser der Kurzgeschichten, sich nur für ihr eigenes Werk interessieren, aber sie gefühlt 98-99,5% des Interesses an Kurzgeschichten repräsentieren, wie soll man da erwarten, dass sich außerhalb der Kurzgeschichtenautoren jemand für diese phantastische Szene interessiert?

 

Meines Erachtens hat dein Bauchgefühl sich getäuscht. Jeder AutorInnen erwartet Aufmerksamkeit und Feedback, aber die wenigsten sind bereit, etwas davon zu geben und so beißt sich die Katze in den Schwanz.

 

Edit: Eine Anmerkung zu Yvonne: Vielleicht ist irgendwann die Bereitschaft, aus einem guten Kurzgeschichtenentwurf etwas Großes zu machen, nicht mehr gegeben, da die Geschichte vielleicht auch ohne diesen Aufwand genommen wird bzw. am Ende sowieso niemand von der Veröffentlichung Notiz nimmt.

 

Edit2: Jeder kann ja mal prüfen, wieviele er von den Kurzgeschichten für den Vincent Preis 2023 gelesen hat (ich poste das in Ermangelung an einer ähnlichen Liste für SF): https://www.dr-dings...l/vpkgl2023.cgi


Bearbeitet von Mammut, 18 Oktober 2023 - 10:27.


#15 Carsten

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Geschrieben 18 Oktober 2023 - 10:51

 

Meines Erachtens hat dein Bauchgefühl sich getäuscht. Jeder AutorInnen erwartet Aufmerksamkeit und Feedback, aber die wenigsten sind bereit, etwas davon zu geben und so beißt sich die Katze in den Schwanz.

 

Edit: Eine Anmerkung zu Yvonne: Vielleicht ist irgendwann die Bereitschaft, aus einem guten Kurzgeschichtenentwurf etwas Großes zu machen, nicht mehr gegeben, da die Geschichte vielleicht auch ohne diesen Aufwand genommen wird bzw. am Ende sowieso niemand von der Veröffentlichung Notiz nimmt.

 

Okay, point taken. 

Du sprichst da wichtige und richtige Punkte an.  (Auch den, dass wir die Diskussion vielleicht auslagern sollten. ;-))

Aber auf eine Sache würde ich dennoch gerne eingehen, insbesondere da ich da eine (sicherlich sportlich gemeinte) Provokation mich persönlich betreffend herauslese. (Ich nehme den Fehdehandschuh an! ;-))
Erstens habe ich mich nicht über mangelnde Aufmerksamkeit beschwert. Das lese ich bei zwei Beiträgen von dir so raus, aber die einzige die diesbezüglich was zu meinem Werk gesagt, war Yvonne. Ich beklage mich nicht. Glaube ich zumindest. Ja, ich finde es "schade", dass Kurzprosa so ein Stiefkind in Deutschland ist, aber der Drops ist wohl einfach gelutscht. 

Willst du aber sagen, dass man die Leistung eines Literaturschaffenden generell nur dann gesehen werden soll, wenn der- oder diejenige sich selbst öffentlich äußert? Steile These. Und ja, ich kann die auch durchaus nachvollziehen; ich glaube schon zu verstehen, was du meinst, kann ihr aber in ihrer Absolutheit nicht zustimmen.

Da du mich persönlich ansprichst, beziehe ich es mal auf mich: Ist meine (öffentliche) Meinung so viel wichtiger als die eines Lesers, bloß weil ich auch schreibe? Ist es die Aufgabe der Autoren, untereinander öffentlich ihre Werke zu diskutieren? Reicht es z. B. in meinem Fall nicht, das bei Workshops oder im direkten, persönlichen Austausch zu tun? Und ja, sorry, ich bin tatsächlich nicht so furchtbar viel in der Öffentlichkeit aktiv wie andere das sind. Was ich nicht bewerte und umgekehrt auch nicht bewertet haben möchte. 
Wäre es denn wünschenswert wenn nur noch die Autoren die Diskussion untereinander führen? Tut das dem Diskurs wirklich gut? Köchelt man dann nicht nur im eigenen Saft?
Aber gut, du hast natürlich Recht, dass wir im deutschsprachigen Raum das Problem des Produzentenmarkts und damit vermutlich wenig Wahl haben. Insofern sind wir vermutlich gar nicht so weit auseinander. Ich widerspreche nur tatsächlich der für mich hier mitschwingenden Konnotation, dass jemand, der im Ausland die deutsche SF/F-Literatur erfolgreich vertritt, dafür im Inland ignoriert werden darf, nur weil er das lokale Fandom nicht genug bauchpinselt. (Wiederum bewusst überspitzt formuliert) Natürlich hat niemand ein eingebautes Anrecht auf Feedback und Anerkennung. 
Aber ich finde, dass man in der extremen Gegenreaktion, dem Nichtbeachten, nur weil sich jemand nicht genug in Foren oder sonstwo meldet, auch eine, böse gesagt, provinzielle Denke sehen könnte. 
(Die ich weder dir noch sonst jemandem hier in diesem Thread vorwerfe, bzw. Ich denke, wer sich hier unterhält, macht sich schon genug Gedanken über das Thema. Sorry, falls ich es mit solchen Erklärungen übertreibe; ich halte bloß Flamewars für unschön, unproduktiv und lästig und baue daher lieber vor :-))


Bearbeitet von Carsten, 18 Oktober 2023 - 11:03.

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#16 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 18 Oktober 2023 - 11:07

... da wir unsere Diskussion ja auslagern sollten ...

 

Ich habe das im Eingangsposting und auch im Ursprungsthread ein bisschen dokumentiert, damit wir später noch durchsteigen


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#17 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 18 Oktober 2023 - 11:17

Falls du dich nicht über mangelnde Aufmerksamkeit beschwert hast, Carsten, ICH tute das, und zwar beileibe nicht nur für meine eigene Prosa (ich fand z. B. Morsche Haut wurde deutlich mehr beachtet als ich es je für möglich gehalten hätte), sondern der Kurzgeschichtenmarkt generell und darin auch die Perlen, zu denen ich Wagners Stimme total zähle.

 

Wenn wir hier genügend "Ich-lese-nur"-Menschen hätten, könnten wir Autor:innen sicher alle den Mund halten. Aber die meisten schreiben ja auch. (Sicher gibt's auch welche, die nur selbst schreiben und niemals lesen oder  immer nur den Eschbach, wobei ich nichts gegen Eschbach habe und den auch ab und zu mal lese).

 

Wenn wir uns alle gegenseitig anschweigen, gibt's gar kein Feedback mehr. Außer bei Workshops. Ich war bei einem, letzten Winter, das war auch cool, aber das reicht mir nicht. Testlesen lasse ich auch, aber ich find's auch gut, mich später nach Veröffentlichung noch dazu auszutauschen.

Nicht nur zu eigener Prosa, auch zu der von anderen. Daher war ich zwei Jahre lang im DSFP Komitee ziemlich aktiv. 

 

Ich fände es gut, wenn wir mehr über die hiesige Phantastik-Szene sprechen würden, gern auch hier, und gern auch über die anglo-amerikanische Szene. 


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#18 Mammut

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Geschrieben 18 Oktober 2023 - 11:21

Willst du aber sagen, dass man die Leistung eines Literaturschaffenden generell nur dann gesehen werden soll, wenn der- oder diejenige sich selbst öffentlich äußert? Steile These. Und ja, ich kann die auch durchaus nachvollziehen; ich glaube schon zu verstehen, was du meinst, kann ihr aber in ihrer Absolutheit nicht zustimmen.

Da du mich persönlich ansprichst, beziehe ich es mal auf mich: Ist meine (öffentliche) Meinung so viel wichtiger als die eines Lesers, bloß weil ich auch schreibe? Ist es die Aufgabe der Autoren, untereinander öffentlich ihre Werke zu diskutieren? Reicht es z. B. in meinem Fall nicht, das bei Workshops oder im direkten, persönlichen Austausch zu tun? Und ja, sorry, ich bin tatsächlich nicht so furchtbar viel in der Öffentlichkeit aktiv wie andere das sind. Was ich nicht bewerte und umgekehrt auch nicht bewertet haben möchte. 
Wäre es denn wünschenswert wenn nur noch die Autoren die Diskussion untereinander führen? Tut das dem Diskurs wirklich gut? Köchelt man dann nicht nur im eigenen Saft?

 

Das habe ich aber überhaupt nicht geschrieben. Das was du da schreibst mag allgemein (also aus theoretischer Sicht) stimmen. Fest steht aber, und das war eigentlich mein eigentlicher Betreff: Fast alle gehen davon aus, man schmort im eigenen Saft und äußert sich dann besser nicht. Nina schrieb mal, man kritisiert niemanden, mit dem man im eigenen Boot sitzt (die hat das allerdings anders ausgedrückt, aber ich komme nicht mehr auf die Formulierung).

Aber ehrlich gesagt, warum sollte mich interessieren, das Simone Heller mit einer Geschichte für den Hugo nominiert war? Ich kenne keine Geschichte von ihr. Ich persönlich interessiere mich doch dann für solche Werke, wenn ich welche kenne und die mich beeindruckt haben. Dann lese ich mehr davon, etc. Aber nur weil das bei irgendeinem Preis nominiert wurde, in einer Sprache, die ich in der Regel nicht lese (wenn es um Literatur geht)?

Die mangelnde Aufmerksamkeit war jetzt auf die Nominierung von Simone Heller gemünzt, kann aber natürlich auch allgemeingültig wieder gegeben werden. Und wenn einer Geschichte wie deine, die den DSFP gewinnt und ein sehr aktuelles Thema beinhaltet, nicht mehr Aufmerksamkeit verdient hat, was dann? 

 

Im deutschsprachigen Raum ist es so, man ist entweder Autor oder Leser. Das eine scheint das andere auszuschließen. Da gab es sogar mal einen Podcast oder einen Webbeitrag zu, ich finde den aber nicht mehr. Aber du hast das in deinen Beiträgen ja mehr oder minder bestätigt.

 

Wo du natürlich Recht hast: Alles, was unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet und die Kurzgeschichten verbessert ist sehr wichtig und richtig. Aber einen Trend, Kurzgeschichten hip zu machen, bekommt man damit nicht.



#19 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 18 Oktober 2023 - 11:23

 

Edit2: Jeder kann ja mal prüfen, wieviele er von den Kurzgeschichten für den Vincent Preis 2023 gelesen hat (ich poste das in Ermangelung an einer ähnlichen Liste für SF): https://www.dr-dings...l/vpkgl2023.cgi

 

Alle aus dem Zwielicht, von Jenseits der Traumgrenze und die vom Totenschein, c'est ca.

 

Aus dem Jahr 2023 habe ich von 273 mir bisher bekannten SF-Kurzgeschichten 91 gelesen und lege später noch die nächste Exodus und die Biokalypse drauf, mehr werde ich wohl 2023 nicht aus der Szene lesen.


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#20 Carsten

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Geschrieben 18 Oktober 2023 - 11:46

Ich fände es gut, wenn wir mehr über die hiesige Phantastik-Szene sprechen würden, gern auch hier, und gern auch über die anglo-amerikanische Szene. 

Nur schnell was  "Administratives" :

Ich hätte den Schnitt beim Thread vielleicht anders angesetzt. Da gab es ja durchaus Diskussionen zum Thema übersetzen (lassen) und so weiter, die man durchaus beim alten Thread hätte lassen *können* (Wobei der ja ursprünglich eher dazu gedacht, nur auf Übersetzungen hinzuweisen) Aber das ist nicht so wichtig.

 

Später mehr.


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#21 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 18 Oktober 2023 - 11:50

Nur schnell was  "Administratives" :

Ich hätte den Schnitt beim Thread vielleicht anders angesetzt. Da gab es ja durchaus Diskussionen zum Thema übersetzen (lassen) und so weiter, die man durchaus beim alten Thread hätte lassen *können* (Wobei der ja ursprünglich eher dazu gedacht, nur auf Übersetzungen hinzuweisen) Aber das ist nicht so wichtig.

 

Später mehr.

 

Ich  kann die Postings nur ganz verschieben, also nicht Teile eines Postings dort lassen und andere Teile hierher verschieben. Das ist immer etwas unhandlich. Und da ich es nicht so schön finde, wenn ein Thread "aus dem Nichts heraus" beginnt, wollte ich wenigstens etwas einleitendes schreiben und das kam mir bei meinem eigenen Posting am besten vor.

 

Ja, Threads zerteilen geht niemals so richtig schön auf. Meiner bisherigen Erfahrung nach jedenfalls nicht.


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#22 Mammut

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Geschrieben 18 Oktober 2023 - 12:06

Am Rande bemerkt:

Ich habe die Nominierung von Simone Heller in drei Blogbeiträgen erwähnt:

 

https://defms.blogsp...n-11032019.html

 

https://defms.blogsp...ten-070419.html

 

https://defms.blogsp...n-12092019.html



#23 Carsten

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Geschrieben 18 Oktober 2023 - 13:05

Das habe ich aber überhaupt nicht geschrieben. Das was du da schreibst mag allgemein (also aus theoretischer Sicht) stimmen. Fest steht aber, und das war eigentlich mein eigentlicher Betreff: Fast alle gehen davon aus, man schmort im eigenen Saft und äußert sich dann besser nicht. Nina schrieb mal, man kritisiert niemanden, mit dem man im eigenen Boot sitzt (die hat das allerdings anders ausgedrückt, aber ich komme nicht mehr auf die Formulierung).

Aber ehrlich gesagt, warum sollte mich interessieren, das Simone Heller mit einer Geschichte für den Hugo nominiert war? Ich kenne keine Geschichte von ihr. Ich persönlich interessiere mich doch dann für solche Werke, wenn ich welche kenne und die mich beeindruckt haben. Dann lese ich mehr davon, etc. Aber nur weil das bei irgendeinem Preis nominiert wurde, in einer Sprache, die ich in der Regel nicht lese (wenn es um Literatur geht)?

Die mangelnde Aufmerksamkeit war jetzt auf die Nominierung von Simone Heller gemünzt, kann aber natürlich auch allgemeingültig wieder gegeben werden. Und wenn einer Geschichte wie deine, die den DSFP gewinnt und ein sehr aktuelles Thema beinhaltet, nicht mehr Aufmerksamkeit verdient hat, was dann? 

 

Im deutschsprachigen Raum ist es so, man ist entweder Autor oder Leser. Das eine scheint das andere auszuschließen. Da gab es sogar mal einen Podcast oder einen Webbeitrag zu, ich finde den aber nicht mehr. Aber du hast das in deinen Beiträgen ja mehr oder minder bestätigt.

 

Wo du natürlich Recht hast: Alles, was unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet und die Kurzgeschichten verbessert ist sehr wichtig und richtig. Aber einen Trend, Kurzgeschichten hip zu machen, bekommt man damit nicht.

 

Was du beschreibst, betrifft grundsätzlich Literatur-Preise und die damit einhergehende Publicity. (Was wieder die Frage nach Sinn und Unsinn von … aber lassen wir das). Sind sämtlich Autoren, die du liest, solche, die du bereits kennst? So könnte man deine obige Aussage verstehen: "Kenn ich nicht, interessiert mich nicht." Dann würdest du ja nie neue Autoren entdecken, und ich bin mir ziemlich sicher, dass du das so nicht gemeint hast. Vielleicht bist tatsächlich der falsche Ansprechpartner in dieser Sache, denn wie du unten in einem weiteren Beitrag deutlich zeigst, schreibst du ja sehr ausführlich für und über die Szene. 

Und jetzt mal weg von Leuten, die hier nicht dabei sind, aber dennoch die ganze Zeit namentlich genannt werden.

Hat "Wagners Stimme" wirklich wenig Aufmerksamkeit erhalten? Sie wurde für 2 Preise nominiert, hat einen weiteren gewonnen. Sie wurde in sechs Sprachen übersetzt und in Estland, Spanien, Rumänien, Polen und China veröffentlicht (zwei Übersetzungen stehen aus teils sehr traurigen Gründen noch aus, bzw. werden vielleicht nie was), ich wurde dazu zu einer Online-Diskussion rumänischer Fans eingeladen, hatte eine Diskussion beim Stuttgarter SF-Stammtisch und den Fans in Darmstadt, sowie eine Lesung in Reutlingen. (Eine Lesung in Paderborn zähle ich mal nicht direkt mit.) Sie wurde in einem Podcast (durchaus ziemlich kritisch) besprochen, und in einem anderen vertont. Sie war bei TOR-Online.de eine Weile im Netz verfügbar. Sie wurde auf der Website des Goethe-Instituts in der Ukraine besprochen. Was will ich denn noch? Schampus und Lachshäppchen? (Nicht, dass ich mich gegen Schampus und Lachshäppchen wehren würde.)

Also ich finde, da geht schon was, wenn man sich bemüht. Einiges davon war Glück, einiges sicherlich dem DSFP geschuldet (das will ich gar nicht kleinreden!), aber ich habe mich auch selbst gekümmert (insbesondere bei den Übersetzungen), habe Klinken geputzt. Da gebe ich dir nämlich Recht. Man darf sich als Autor nicht nur beschweren, ein bissel was tun muss dann auch schon selbst.

Ich tue in bescheidenem Rahmen gerne was ich kann. Wir bewerben im TOTENSCHEIN andere Publikationen auf Austauschbasis und demnächst gibt es Flyer für einen Zine-Verlag (*aus Gründen*), auf unseren Lesungen und für die Besteller.
Ich rühre auf den wenigen Veranstaltungen und Konferenzen auf denen ich sein kann die Werbetrommel für Kurzgeschichten. Ich arbeite gerade an einem Programm für eine Bibliothek zusammen mit einer anderen Autorin und Akademikern zum Thema KI. Ich arbeitet an einem Projekt zur besseren Vernetzung von SF-Autoren und Wissenschaft.  Aber das ist nicht genug, weil ich nicht genug blogge oder twittere?

Du schreibst, ich bestätige indirekt die Aussage, es gäbe bloß Autoren oder Leser. Wie viele Autoren gibt es, die wirklich nicht selbst lesen? Und was hat die Tatsache, dass nicht nicht so viel darüber schreibe, was ich lese damit zu tun ob ich überhaupt lese (und was)? Vielleicht ist es ist nicht sooo viel wie bei anderen. Kann sein. Da gibt es aber einen ganz praktischen Grund: Weil mir schlicht die Zeit und Energie fehlen.
(Sorry, Yvonne, wenn du jetzt herhalten musst) Es ist nicht jeder eine Rezensionsnerdista  – die meiner Meinung nach in Wirklichkeit aus einem Kollektiv von 500 Klonen besteht, um ihr Lese-, Schreib-, Podcast- und Redaktionspensum aufrechtzuerhalten. ;-) *Ich* kann das nicht. Jeder verdammte TOTENSCHEIN-Newsletter ist Zeit, die ich mir aus den Rippen leiere, in der ich nicht an einer meiner seltenen Kurzgeschichten arbeiten kann. Sorry, ich wünschte auch, dass es anders wäre, aber es ist leider nicht so. 

 


Bearbeitet von Carsten, 18 Oktober 2023 - 13:17.

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#24 Mammut

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Geschrieben 18 Oktober 2023 - 13:21

Was du beschreibst, betrifft grundsätzlich Literatur-Preise und die damit einhergehende Publicity. (Was wieder die Frage nach Sinn und Unsinn von … aber lassen wir das). Sind sämtlich Autoren, die du liest, solche, die du bereits kennst? So könnte man deine obige Aussage verstehen: "Kenn ich nicht, interessiert mich nicht." Dann würdest du ja nie neue Autoren entdecken, und ich bin mir ziemlich sicher, dass du das so nicht gemeint hast.

 

Ich wollte damit eigentlich nur zeigen, wie man so tickt (Ich habe mal ICH geschrieben, damit das irgendwie greifbarer ist). Wie wählt man denn neue Autoren aus? Da gibt es ja verschiedene Strategien. Oft werden dir aber neue Autoren nahegebracht.

Bei Kurzgeschichten, wenn man mal als Grundlage nimmt, und um nichts anderes ging es hier, das es um unbekannte Autoren geht: Man liest eine Antho und trifft auf eine Perle. Man bekommt Empfehlungen durch andere Besprechungen, Literaturpreise, Mundpropaganda.

Mein Punkt war nur, wie interessant ist das für einen potenziellen Leser hier wenn jemand, den man nicht kennt, für den Hugo als Kurzgeschichte nominiert ist.

Für die meisten Leser sind englischsprachige Literatur (abseits von Übersetzungen) und Kurzgeschichten völlig uninteressant. 


Bearbeitet von Mammut, 18 Oktober 2023 - 13:32.


#25 Mammut

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Geschrieben 18 Oktober 2023 - 13:47

Zitat Carsten:

Du schreibst, ich bestätige indirekt die Aussage, es gäbe bloß Autoren oder Leser. Wie viele Autoren gibt es, die wirklich nicht selbst lesen? Und was hat die Tatsache, dass nicht nicht so viel darüber schreibe, was ich lese damit zu tun ob ich überhaupt lese (und was)? Vielleicht ist es ist nicht sooo viel wie bei anderen. Kann sein. Da gibt es aber einen ganz praktischen Grund: Weil mir schlicht die Zeit und Energie fehlen.

(Sorry, Yvonne, wenn du jetzt herhalten musst) Es ist nicht jeder eine Rezensionsnerdista  – die meiner Meinung nach in Wirklichkeit aus einem Kollektiv von 500 Klonen besteht, um ihr Lese-, Schreib-, Podcast- und Redaktionspensum aufrechtzuerhalten. ;-) *Ich* kann das nicht. Jeder verdammte TOTENSCHEIN-Newsletter ist Zeit, die ich mir aus den Rippen leiere, in der ich nicht an einer meiner seltenen Kurzgeschichten arbeiten kann. Sorry, ich wünschte auch, dass es anders wäre, aber es ist leider nicht so. 

 

Du hast ja hier diesen Blogeintrag verfasst:

https://www.carstens...shortstoryless/

 

Ich zitiere:

Gleichzeitig wirft das aber auch ein Licht auf den desaströsen Zustand des Kurzgeschichtenmarkts in Deutschland. Ich frage mich, wie Simone Hellers Story wohl in Deutschland ankommen würde. Wäre ein Kurd-Laßwitz-Preis drin, oder der Deutsche Science Fiction Preis?
Eine völlig müßige Frage, denn dafür müsste sie überhaupt mal hier erscheinen. Nur wo? Wie sollte sie denn in Deutschland ein größeres Publikum erreichen

 

Genau das ist doch das was ich geschrieben habe. Wenn es 1000 Leute gibt, die sich im weitesten Sinne mit Kurzgeschichten beschäftigen, sind davon geschätzt 950 (oder mehr?) selbst Autoren. Wenn von denen keiner Lob/Kritik verteilt oder zumindest eine Publikation kauft (Ich sage ja, Produzentenmarkt, Angebot ist reichlich und für keinen zu stemmen, selbst für Yvonne nicht), wer soll es denn tun? Wie willst du jemand etwas schmackhaft machen, was selbst der Koch verschmäht?

 

Wenn also von 950 Kurzgeschichtenautoren (und damit auch potenziellen Lesern) 500-900 nicht mal die eigene Publikation abseits der eigenen Geschichte lesen, wieviele davon sollen denn eine andere Publikation kaufen und lesen?

 

Das führt doch am Ende zu der Tatsache, das die erreichte Auflage am Ende eher zwei- wie vierstellig ist und die Anzahl der Kommentare zur eigenen Geschichte einstellig bis nicht vorhanden. Dieser Fakt kann nur dadurch geändert werden, in dem sich das Verhalten der 1000 Leute ändert. Da kann man die 950 nicht weglassen...den Rest hatte ich ja schon oben beschrieben.

Natürlich kannst du versuchen, Leute außerhalb zu erreichen, die entweder normalerweise keine Kurzgeschichten lesen (das versuchte ja Tor Online, die Kurzgeschichte gibt es jetzt bei Zauberwelten-online.de) oder machst Bücher wie Klimazukünfte, oder du gehst ins Ausland, wie du es bei Wagners Stimme beschrieben hast.

 

Also es geht da nicht um Fingerpointing. Meine Ausführungen sollen nur zeigen, warum es ist wie es ist und wenn die Autorenschaft daran was ändern will, wäre der vielleicht praktikabelste Ansatz, sich an die eigene Nase zu fassen. 

 

Ich lese so jedes Jahr bis zu 100 Kurzgeschichten die original deutschsprachig sind. Wenn ich die für Zwielicht nicht mitzähle sind es vielleicht 50 (schwankt immer mal, hängt auch davon ab, wie interessant ich das Angebot finde). Wenn jeder welche lesen würde, stell dir vor, jeder von den 950 liest zehn und kommentiert die in irgendeiner Form öffentlich, dann würde man sehen, da ist Interesse vorhanden und ein potenzieller Leser sagt sich, das muss ich auch antesten.

Wenn die große Masse schweigt, dann ist das vielleicht genauso ansteckend. 


Bearbeitet von Mammut, 18 Oktober 2023 - 13:48.


#26 Carsten

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Geschrieben 18 Oktober 2023 - 13:50

Ich wollte damit eigentlich nur zeigen, wie man so tickt (Ich habe mal ICH geschrieben, damit das irgendwie greifbarer ist). Wie wählt man denn neue Autoren aus? Da gibt es ja verschiedene Strategien. Oft werden dir aber neue Autoren nahegebracht.

Bei Kurzgeschichten, wenn man mal als Grundlage nimmt, udn um nichts anderes ging es hier, das es um unbekannte Autoren geht: Man liest eine Antho und trifft auf eine Perle. Man bekommt Empfehlungen durch andere Besprechungen, Literaturpreise, Mundpropaganda.

Mein Punkt war nur, wie interessant ist das für einen potenziellen Leser hier wenn jemand, den man nicht kennt, für den Hugo als Kurzgeschichte nominiert ist.

Für die meisten Leser sind englischsprachige Literatur (abseits von Übersetzungen) und Kurzgeschichten völlig uninteressant. 

Ja, das ist ja auch so, insofern alles gut. 

Rudern wird doch mal zurück, woran sich das überhaupt entzündet hat, bevor wir uns auf Nebenkriegsschauplätzen verlieren. Ich schrieb flappsig und verkürzt gesagt:

"is ja schon irgendwie arm, dass so etwas wie die Hugo-Nominierung in Deutschland so wenig beachtet werden"
Du so (ebenso flappsig verkürzt): "Naja, wenn die Autoren sich halt keine Mühe geben in Deutschland bekannter zu sein, warum soll mich das interessieren." 

Passt die Zusammenfassung für dich?

 

Und du hast Recht. (Dazu unten oder später vielleicht noch ein Exkurs, fast schon ein Rant, der einen Aspekt deiner vorherigen Post sogar noch mehr unterfüttert.)
Trotzdem – Feststellung meinerseits – finde ich es etwas kleinkariert, das zu ignorieren. Das hat dann für mich was von: "der/die will nicht mit uns im Sandkasten spielen, also lassen wir ihn/sie nicht rein" Anstatt mal den Blick über den Tellerrand zu wagen und zu fragen: "Warum willst'n du nicht mit uns spielen?" oder "Willste nicht auch mal rüberkommen, und sei es nur einen Tag in der Woche?"
Vermutlich, das gebe ich zu, und rudere hier höchst offiziell zurück, war ich aber in meiner Eingangs-Aussage ebenfalls zu pauschal, da du ja belegt hast, dass zumindest du (als ein Beispiel) zumindest darüber berichtet hast.

 


Bearbeitet von Carsten, 24 Oktober 2023 - 05:18.

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#27 Carsten

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Geschrieben 18 Oktober 2023 - 13:54

 

Genau das ist doch das was ich geschrieben habe. Wenn es 1000 Leute gibt, die sich im weitesten Sinne mit Kurzgeschichten beschäftigen, sind davon geschätzt 950 (oder mehr?) selbst Autoren. Wenn von denen keiner Lob/Kritik verteilt oder zumindest eine Publikation kauft (Ich sage ja, Produzentenmarkt, Angebot ist reichlich und für keinen zu stemmen, selbst für Yvonne nicht), wer soll es denn tun? Wie willst du jemand etwas schmackhaft machen, was selbst der Koch verschmäht?

 

 

Also es geht da nicht um Fingerpointing. Meine Ausführungen sollen nur zeigen, warum es ist wie es ist und wenn die Autorenschaft daran was ändern will, wäre der vielleicht praktikabelste Ansatz, sich an die eigene Nase zu fassen. 

Da sind wir nun wieder beieinander. Siehe mein Rant in meinem obigen Beitrag (den ich geschrieben habe, bevor der von dir hier zitierte Beitrag online war)


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#28 Mammut

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Geschrieben 18 Oktober 2023 - 14:40

Ja, das ist ja auch so, insofern alles gut. 

Rudern wird doch mal zurück, woran sich das überhaupt entzündet hat, bevor wir uns auf Nebenkriegsschauplätzen verlieren. Ich schrieb flappsig und verkürzt gesagt:

"is ja schon irgendwie arm, dass so etwas wie die Hugo-Nominierung in Deutschland so wenig beachtet werden"
Du so (ebenso flappsig verkürzt): "Naja, wenn die Autoren sich halt keine Mühe geben in Deutschland bekannter zu sein, warum soll mich das interessieren." 

Passt die Zusammenfassung für dich?

 

Nein. Verkürzt: Ich habe gesagt, Kurzgeschichten interessieren außer den Autoren niemanden und du hast geantwortet, Lesen und Beachten müssen die anderen. :bighlaugh:



#29 Carsten

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Geschrieben 18 Oktober 2023 - 15:00

Nein. Verkürzt: Ich habe gesagt, Kurzgeschichten interessieren außer den Autoren niemanden und du hast geantwortet, Lesen und Beachten müssen die anderen. :bighlaugh:

Dann haben wir ganz offensichtlich aneinander vorbeigeredet. :-D

 

Aber das immerhin ziemlich ausführlich!


Bearbeitet von Carsten, 18 Oktober 2023 - 15:01.

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