Der Artikel hinter dem Link spricht ein wichtiges Thema an. Schwache, wolkige Formulierungen kitzeln die Fantasie des Lesers nicht, sein inneres Bild von der Geschichte bleibt nebelig und grau. Man kann aber auch die Farbigkeit übertreiben und den Leser mit grellen und leuchtenden Farben überfordern. Im schlimmsten Fall kippen die Sätze ins Lächerliche. Und wenn man genaue Beschreibungen wählt, müssen sie auch stimmen.
Das Beispiel in dem Artikel macht genau diesen Fehler. Ich zitiere mal aus dem Positivbeispiel:
Die Sonne blendete mich, als ich im Park spazieren ging. Ich zog mir die Sonnenbrille ins Gesicht und schlenderte zu der Parkbank, die im Schatten von Akazienbäumen stand. Das war der Ort, wo ich Joe treffen sollte. Dieser grüne Fleck inmitten von Asphaltsträngen und Betonbergen schien mir nicht der Ort zu sein, an dem ich Joe, den Naturallergiker, zu treffen vermutete. Immerhin, hier dampften Hundehaufen, Kinder tobten über die Wiese und die Blätter rauschten. Dieser Ort bildete eine Rettungsinsel vom Großstadtlärm.
Also: "Ich zog mir die Sonnenbrille ins Gesicht" - nein, die Sonnebrille zieht man sich über die Augen. Ziehen kann man sie nur, wenn sie vorher in die Haare geschoben war. Das sollte die Formulierung widerspiegeln.
"Im Schatten von Akazienbäumen" - Akazien spenden herzlich wenig Schatten. Ich Deutschland findet man sie außerdem kaum. Aber vielleicht spielt die Geschichte ja in den Subtropen oder Tropen. Der übrigen Beschreibung nach sieht es aber nicht so aus.
"Joe, den Naturallergiker" - doch, hier ginge es genauer. "Joe mit seiner Allergie gegen [Baumpollen, Gräserpollen, Kräuter] ..."
"Hier dampfen Hundehaufen, Kinder toben über die Wiese und die Blätter rauschen". Wenn schon genau, dann treffend. Hundehaufen dampfen nur umittelbar nach dem Absetzen und nur bei kalter Witterung, was wiederum nicht mit den Akazien zusammenpasst. Die drei völlig unzusammenhängenden Bilder (Hundehaufen, Kinder, Blätter] wirken unfreiwillig komisch. Die Reihenfolge der Beschreibungen sollte den Weg des Protagonisten widerspiegeln, nicht einfach mit Gewalt kräftige Verben zusammenschnüren.
Für mich sollte der Text auch das Seelenleben des Protagonisten spiegeln. Was ich beschreibe, wie und in welcher Reihenfolge gibt die Außenwelt gefiltert durch die Stimmung des Protagonisten wieder.
Also: Der Artikel spricht ein wichtiges Problem an, diskutiert es aber nicht aus, und das ausführlichste Beispiel steckt voller Fehler. So finde ich den Artikel zwar etwas hilfreich, aber auch grenzwertig ärgerlich.