Ich habe mal gehört, dass es Autoren, die keine US-Amerikaner sind, sehr schwer haben, auf den US-amerikanischen Belletristikmarkt zu gelangen. Was da dran ist, weiß ich nicht. Es wäre aber besonders merkwürdig, wenn das zuträfe, obwohl derart mächtige Verlagskonzerne in deutscher Hand sind. Man müsste ja meinen, dass zumindest deutsche Autoren dort ebenfalls gute Chancen haben, vorausgesetzt dass die Geschichten dort potenziell gut ankommen.
Der Hauptgrund dafür ist trivial: Übersetzungskosten.
Professionelle Übersetzer mit Englisch als Zielsprache sind vergleichsweise rar, können sich ihre Aufträge aussuchen und sind daher teuer. Amazon hat einmal analysiert, dass nur 2% der Titel auf dem US-Markt (über alle Genres hinweg) Übersetzungen sind (und kauft seitdem mit dem hauseigenen Verlag Amazon Crossing weltweit ein).
Der US-Verlag muss in einem solchen Fall den Übersetzer als zusätzlichen Kostenfaktor einkalkulieren. Er hat aber keine Knappheit an originär englischsprachigen Autoren, sodass fragwürdig erscheint, wieso man das Risiko eingehen sollte.
Hinzu kommt insbesondere in den USA, aber auch in UK, ein gewisser Patriotismus als Faktor - ceteris paribus nimmt/ fördert man eben gern "die eigenen Leute".
Speziell in den USA (und in Japan) ist ein kultureller Faktor, dass das Neue an sich einen hohen Wert hat. Man möchte "fresh stuff" und am Puls der Zeit sein. Eine Übersetzung braucht aber ein bisschen Zeit, da tickt die Uhr ... Als Perry Rhodan NEO in den USA herauskam, lief die Serie etwa seit zehn Jahren - sie wurde als "Vintage" vermarktet.
Was für SF speziell aus Deutschland spricht, ist, dass man in den USA die Deutschen mit einem gewissen "Ingenieurs-Nimbus" versieht, sodass wir als besonders qualifiziert für technische Themen gelten. Ein ähnliches Klischee, wie dass wir umgekehrt wohl plausibel finden, dass US-Amerikaner besonders gute Cowboy-Western schreiben können. Das hilft aber natürlich nur im Bereich technisch orientierter SF.
Dass die Erzählweisen grundsätzlich anders wären, kann ich mir deswegen schwer vorstellen, weil nahezu alle Kolleginnen und Kollegen, die ich im SF-Bereich kenne, angelsächsische Autorinnen und Autoren als ihre prägenden Einflüsse nennen. "Ich möchte schreiben wir Carl Amery" habe ich dagegen bisher von niemandem gehört, obwohl Carl Amery fünfmal den KLP (und diverse andere Auszeichnungen) gewonnen hat ...
Das einzige Gebiet, bei dem wir wohl gesamthaft unverkäuflich sind, ist der Humor. Zumindest aus dem Bereich der Fernseh-/Streamingserien ist bekannt, dass US-Humor im weltweiten Maisntream funktioniert, was ein echtes Phänomen ist. Französischer Humor zum Beispiel ist eher Special Interest, und auch an der Sprache liegt es nicht, denn in diesem Bereich haben die Briten dieselben Probleme wie alle anderen Nicht-US-Amerikaner.