Der Tycoon Paul Durham lässt ein Taschenuniversum (das sogenannte Autoverse) von einer Ausnahmewissenschaftlerin konstruieren. Es stellt sich heraus das es sich selbst erhalten kann und solange die Energieversorgung funktioniert somit ewig bestehen und einen Schutzraum für biologische Personen bietet, insofern diese als mit ihnen identische digitale Entitäten hochgeladen werden. Ein Softwarearchitekt designt dazu eine simulierte städtische Umgebung.
Egan wendet sich hier ebenfalls dem Thema der Digitalisierung des menschlichen Bewusstseins zu wie im Vorgänger➡️ Greg Egan – Quarantäne (1993), orig. Quarantine (1992) .
Der Manifestation des biologischen Gehirns in ein siliziumbasiertes Substrat – und damit potentieller Unsterblichkeit. Er stoppt aber hier nicht sondern beschreibt das bewusstseinsverändernde Potential subjektiver Erfahrung auf einer solchen Existenzebene: wie parallele Ausführungen von verschiedenen Instanzen einer Person , die sich aber als ein erfahrbares Selbst erleben müssten oder der Wille durch beschleunigen der Computerzeit zum ultraschnellen Lösen von Problemen - oder banaler des Vertreibens von Langeweile. Wir würden heute „cloud computing“ dazu sagen, in der Ressourcen per Softwaredeployment wie Prozessoren und Arbeitsspeicher nach Bedarf hinzugefügt oder wieder freigeben werden können – nur das eben keine sich selbst bewussten digitale Entitäten ausgeführt werden.
Er zeigt uns aber auch Nachteile wie die Notwendigkeit sich ggf. selbst umzuschreiben um der Öde der Unsterblichkeit (als ewige Wiederkehr des Gleichen) zu entgehen. Wenn vor einem die Unendlichkeit in Verbindung mit der Verlockung ultraschnellen Lernens liegt: Ist erstere dann noch gewünscht? Und wie gibt das Erlangen von beliebigen Fähigkeiten (da "unendlich" viel zeit vorhanden ist) wie zb. die eines Stardirigenten , eines erfolgreichen Autors oder begnadeten Zimmermanns Lebenssinn – das alles kann jemand nur wirklich einmal mit einzigartiger Euphorie erleben. Selbst das Umschreiben lindert nicht – da man sich dieser Fähigkeit sich selbst zu editieren bewusst ist und die Möglichkeit besteht dies schon zig-mal getan zu haben, ohne es zu wissen (ein Nietzsch’er Albtraum).
Da die deutsche Printausgabe selten und damit gebraucht teuer zu erstehen ist , hier der Hinweis das der Heyne Verlag den Roman seit 2016 als kindle ebook wieder im Angebot hat.
siehe auch zur Schaffensphase des Romans: Greg Egan – radikale Hard SF mit menschlichem Einschlag (II): Identität , Bewusstsein und Bioethik
Meine komplette Blog-Serie in scifinet.org:
Greg Egan – radikale Hard SF mit menschlichem Einschlag (I)
Greg Egan – radikale Hard SF mit menschlichem Einschlag (II): Identität , Bewusstsein und Bioethik
Bearbeitet von head_in_the_clouds, 04 Januar 2024 - 10:53.