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Wie würdet ihr aktuelle deutschsprachige Science Fiction / Phantastik einordnen?


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54 Antworten in diesem Thema

#31 Helge

Helge

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Geschrieben 20 Januar 2024 - 18:29


Die aktuelle deutschsprachige SF/Phantastik hat einige Schwächen, aber die liegen nicht daran, dass irgendeine geheimnisvolle Macht gute (SF-)Bücher etc. aus dem Ausland "runtertunt", damit sie die "geistige Unterschicht" (was ist das eigentlich?) mehr ansprechen.

Da steht keine geheimnisvolle Macht dahinter, sondern ungeschriebene Gesetze, Konventionen und Denkweisen, an die viele Medienmacher (zumindest großer Medien) sich halten, weil man das eben so macht und der Weg des geringsten Widerstands der bequemste ist. Ich finde es deshalb durchaus vorteilhaft, dass zumindest in der fantastischen Literatur mittlerweile die Kleinverlagsszene die Sache übernommen hat, die auf so etwas pfeift.


Bearbeitet von Helge, 20 Januar 2024 - 18:33.


#32 Jol Rosenberg

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Geschrieben 20 Januar 2024 - 19:41

Naja, es ist ja eher so, dass Fantastik aus den großen Verlag weitgehend verdrängt worden ist. Zumindest im Erwachsenenbereich. Woran das liegt, das wäre interessant zu spekulieren.


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#33 Peter-in-Space

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Geschrieben 20 Januar 2024 - 23:00

dann spekuliert mal bei Eurer Konferenz. Und teilt die gewonnenen Ergebnisse mit


Wenn es eine Krisensituation gibt, sucht der intelligente Mensch nach einer Lösung,

der dumme Mensch nach Schuldigen.

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#34 Mammut

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Geschrieben 20 Januar 2024 - 23:06

Naja, es ist ja eher so, dass Fantastik aus den großen Verlag weitgehend verdrängt worden ist. Zumindest im Erwachsenenbereich. Woran das liegt, das wäre interessant zu spekulieren.


Ist das so? Und wann war das besser?

#35 Pogopuschel

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Geschrieben 20 Januar 2024 - 23:39

2015/16 hatten mit Knaur und S. Fischer (Fischer Tor) zwei große Verlage neue Phantastik-Programme gestartet, nachdem sie dem Genre lange fern geblieben waren. Die Programme gibt es heute noch, doch sie sind teilweise geschrumpft, ebenso wie die der anderen Publikumsverlage, die noch Phantastik im Programm haben. Was vor allem daran liegt, dass sich die meisten Titel nicht ausreichend (für die Anforderungen dieser Verlage) verkauft haben. Die Gründ dafür dürften vielfältig sein. Ich würde aber mal behaupten, dass sowohl in der Fantasy als in der Science Fiction mehr deutschsprachige Autor*innen bei diesen großen Verlagen erscheinen als je zuvor. Vor allem als im letzten Jahrtausend. Bis auf vereinzelte Titel und Autor*innen, hatten es deutschsprachige Titel sehr schwer einen Publikumsverlag zu finden und dann dort auch zu bleiben. Erst aber dem Boom der Völkerfantasy ging das richtig los. Und ich würde mal behaupten, dass das auch der Science Fiction geholfen hat.


Bearbeitet von Pogopuschel, 20 Januar 2024 - 23:39.


#36 Peter-in-Space

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Geschrieben 21 Januar 2024 - 03:29

2015/16 hatten mit Knaur und S. Fischer (Fischer Tor) zwei große Verlage neue Phantastik-Programme gestartet, nachdem sie dem Genre lange fern geblieben waren. Die Programme gibt es heute noch, doch sie sind teilweise geschrumpft, ebenso wie die der anderen Publikumsverlage, die noch Phantastik im Programm haben. Was vor allem daran liegt, dass sich die meisten Titel nicht ausreichend (für die Anforderungen dieser Verlage) verkauft haben. Die Gründ dafür dürften vielfältig sein. Ich würde aber mal behaupten, dass sowohl in der Fantasy als in der Science Fiction mehr deutschsprachige Autor*innen bei diesen großen Verlagen erscheinen als je zuvor. Vor allem als im letzten Jahrtausend. Bis auf vereinzelte Titel und Autor*innen, hatten es deutschsprachige Titel sehr schwer einen Publikumsverlag zu finden und dann dort auch zu bleiben. Erst aber dem Boom der Völkerfantasy ging das richtig los. Und ich würde mal behaupten, dass das auch der Science Fiction geholfen hat.

ja, vor Allem in den Jahren 1235 bis 1241 lag die deutsche SF quasi am Boden. Es war eine Durststrecke.

 

Du siehst ich habe mich informiert.

 

:D

 

sorry, war ne Steilvorlage. Ansonsten richtige Analyse!


Bearbeitet von Peter-in-Space, 21 Januar 2024 - 03:31.

Wenn es eine Krisensituation gibt, sucht der intelligente Mensch nach einer Lösung,

der dumme Mensch nach Schuldigen.

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#37 Mammut

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Geschrieben 21 Januar 2024 - 09:18

2015/16 hatten mit Knaur und S. Fischer (Fischer Tor) zwei große Verlage neue Phantastik-Programme gestartet, nachdem sie dem Genre lange fern geblieben waren. Die Programme gibt es heute noch, doch sie sind teilweise geschrumpft, ebenso wie die der anderen Publikumsverlage, die noch Phantastik im Programm haben. Was vor allem daran liegt, dass sich die meisten Titel nicht ausreichend (für die Anforderungen dieser Verlage) verkauft haben. Die Gründ dafür dürften vielfältig sein. Ich würde aber mal behaupten, dass sowohl in der Fantasy als in der Science Fiction mehr deutschsprachige Autor*innen bei diesen großen Verlagen erscheinen als je zuvor. Vor allem als im letzten Jahrtausend. Bis auf vereinzelte Titel und Autor*innen, hatten es deutschsprachige Titel sehr schwer einen Publikumsverlag zu finden und dann dort auch zu bleiben. Erst aber dem Boom der Völkerfantasy ging das richtig los. Und ich würde mal behaupten, dass das auch der Science Fiction geholfen hat.

 

In den 80ern gab es doch auch viel deutschsprachige SF bei Großverlagen.

Man müsste mal analysieren, warum das alles nicht funktioniert hat. Schlechte Titelwahl? Oder haben es Übersetzungen generell leichter, da die schon in ihrem Heimatmarkt bekannt und berühmt sind?

Ich fand z.B.Tom Hillebrand hat zwei tolle Romane rausgebracht, der dritte hat mir nicht gefallen. Aber schreibt der aktuell noch SF?

Athos 2643 fand ich ebenfalls großartig.



#38 Pogopuschel

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Geschrieben 21 Januar 2024 - 09:35

In den 80ern gab es doch auch viel deutschsprachige SF bei Großverlagen.

Man müsste mal analysieren, warum das alles nicht funktioniert hat. Schlechte Titelwahl? Oder haben es Übersetzungen generell leichter, da die schon in ihrem Heimatmarkt bekannt und berühmt sind?

Ich fand z.B.Tom Hillebrand hat zwei tolle Romane rausgebracht, der dritte hat mir nicht gefallen. Aber schreibt der aktuell noch SF?

Athos 2643 fand ich ebenfalls großartig.

Mein Eindruck ist, dass kommt in Wellen. Mal setzen die Verlage verstärkt auf Übersetzungen, in der Hoffnung, dass Bücher besser laufen, die im englischsprachigen Raum schon gut gingen, und dass der Buzz zu uns überschwappt; und dann wieder verstärkt auf deutschsprachige Titel, weil die meist günstiger sind. Deutschsprachigen Midlist-Autor*innen bekommen oft weniger für ein Buch gezahlt als für eine Übersetzung (und da stagnieren die Honorare schon seit 20 Jahren und sind viel zu niedrig). Weshalb einige auch nebenher als Übersetzer*innen arbeiten oder mehrere Bücher pro Jahr raushauen.



#39 Mammut

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Geschrieben 21 Januar 2024 - 09:37

Mein Eindruck ist, dass kommt in Wellen. Mal setzen die Verlage verstärkt auf Übersetzungen, in der Hoffnung, dass Bücher besser laufen, die im englischsprachigen Raum schon gut gingen, und dass der Buzz zu uns überschwappt; und dann wieder verstärkt auf deutschsprachige Titel, weil die meist günstiger sind. Deutschsprachigen Midlist-Autor*innen bekommen oft weniger für ein Buch gezahlt als für eine Übersetzung (und da stagnieren die Honorare schon seit 20 Jahren und sind viel zu niedrig). Weshalb einige auch nebenher als Übersetzer*innen arbeiten oder mehrere Bücher pro Jahr raushauen.

 

Welche deutschsprachigen Romane aus dem Programm Fischer Tor würdest du denn empfehlen?



#40 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 21 Januar 2024 - 09:38

Hillenbrandt und Westerboer finde ich auch großartig


Ich finde auch, dass immernoch zu wenig SF übersetzt wird, auch im Bereich Romane. Daher setze ich viel Hoffnung in Carcossa.

Wenn nur der Mainstream übersetzt wird, müssen wir uns nicht wundern, wenn die deutschsprachige SF sich nicht groß weiter entwickelt.

Und wenn wir mal mit der Lupe gerade auf die Schilderung von Gefühlen (von Angst bis eut und liebe und Trauer) gucken, möchte man meinen, dass man hierzulande so etwas lieber nicht schildert oder die Leseschaft mit ein paar Phrasen abspeist. Größtenteils. Auch das gehört für mich zu lesenswerter Prosa dazu, auch bei SF.

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#41 Pogopuschel

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Geschrieben 21 Januar 2024 - 12:01

Welche deutschsprachigen Romane aus dem Programm Fischer Tor würdest du denn empfehlen?

Da bin ich jetzt als Mitarbeiter natürlich etwas voreingenommen und vorsichtig mit Äußerungen. Besonders gut gefallen hat mir aber "Pantopia".



#42 Mammut

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Geschrieben 21 Januar 2024 - 12:27

Da bin ich jetzt als Mitarbeiter natürlich etwas voreingenommen und vorsichtig mit Äußerungen. Besonders gut gefallen hat mir aber "Pantopia".

 

Hat immerhin den Seraph 2023 gewonnen:

https://de.wikipedia...n_(Bestes_Buch)



#43 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 21 Januar 2024 - 13:58

Ja, das war nice, besonders gefallen hat mir allerdings Anarchie Déco. Das scheint eher allgemein S. Fischer Verlage zu sein, gilt also als Antwort nicht so recht.

 

Daher habe ich mal hier im Verlagsprogramm geguckt, finde aber nicht so viel, das ich gelesen habe. Oxygen habe ich gelesen, da hat mir hauptsächlich das extrem gute Ende gefallen. Mit Nano war ich nur so semi-zufrieden. Da habe ich besseres von Peterson gelesen. (Universum war nicht so schlecht, Vakuum auch)

Ruf der Unendlichkeit hat mich extrem genervt.

 

Ein paar der Übersetzungen (Chambers, Le Guin. Scalzi) sind natürlich klasse.

 

Die letzte Kosmonautin war immerhin nice, wenn ich auch einige Einwände habe. Ich mochte den PR Roman von Eschbach, die Vorgeschichte von PR.


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#44 Pogopuschel

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Geschrieben 21 Januar 2024 - 15:16

Ja, das war nice, besonders gefallen hat mir allerdings Anarchie Déco. Das scheint eher allgemein S. Fischer Verlage zu sein, gilt also als Antwort nicht so recht.

Das ist ein FischerTor-Titel. Hat mir auch gefallen, habe ich aber eher als Urban Fantasy gelesen.



#45 Jol Rosenberg

Jol Rosenberg

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Geschrieben 21 Januar 2024 - 15:29

Ich finde es enorm schwer einen Überblick über die Verlagslandschaft zu haben. Mein Eindruck ist, dass in den 1970ern und 1980ern viel SF verlegt und gelesen wurde - allerdings beziehen sich meine Erfahrungen da auf die DDR und das lässt sich aus offensichtlichen Gründen schlecht mit heute vergleichen. Es ist ja nochmal sehr zu unterscheiden zwischen "was nehme ich wahr" und "was ist real im Angebot". Mein Gefühl ist, dass auch Agenturen wenig Fantastik vertreten und SF gleich gar nicht. Ich habe es daher als Autorx schwer, überhaupt in einen Publikumsverlag zu kommen. Aber das kann natürlich auch kein Maßstab für irgendwas sein. Ich nahm es bislang als Hinweis darauf, dass mein Lieblingsgenre wenig nachgefragt wird.

 

Anachie Deco hat mir auch gefallen. Und A.R.T., das war bei Piper, wenn ich mich richtig erinnere. "Unten" fand ich richtig toll, "Succession Game" so lala. "Pantopia" mochte ich von der Idee her sehr gern, aber Figuren und Plot haben mich gar nicht überzeugt.


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#46 Naut

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Geschrieben 21 Januar 2024 - 15:40

Die Situation der 1970/80er war in der BRD nicht viel anders. Stark von Heyne dominiert, aber alle großen Verlage hatten SF im Angebot und in den Buchhandlungen. Das zog sich bis in die späten 90er, dann ebbte das deutlich ab.
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#47 Peter-in-Space

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Geschrieben 21 Januar 2024 - 16:23

Ich finde es enorm schwer einen Überblick über die Verlagslandschaft zu haben. Mein Eindruck ist, dass in den 1970ern und 1980ern viel SF verlegt und gelesen wurde - allerdings beziehen sich meine Erfahrungen da auf die DDR und das lässt sich aus offensichtlichen Gründen schlecht mit heute vergleichen. Es ist ja nochmal sehr zu unterscheiden zwischen "was nehme ich wahr" und "was ist real im Angebot". Mein Gefühl ist, dass auch Agenturen wenig Fantastik vertreten und SF gleich gar nicht. Ich habe es daher als Autorx schwer, überhaupt in einen Publikumsverlag zu kommen. Aber das kann natürlich auch kein Maßstab für irgendwas sein. Ich nahm es bislang als Hinweis darauf, dass mein Lieblingsgenre wenig nachgefragt wird.

 

Anachie Deco hat mir auch gefallen. Und A.R.T., das war bei Piper, wenn ich mich richtig erinnere. "Unten" fand ich richtig toll, "Succession Game" so lala. "Pantopia" mochte ich von der Idee her sehr gern, aber Figuren und Plot haben mich gar nicht überzeugt.

SF und DDR waren eine Bank, ja. Da wurde auch massig viel geschrieben und verlegt. In den 80er Jahren hat man aus bekannten Gründen DDR-SF nur noch unter bundesdeutschen Ladentischen bekommen. (Stichwort: Gemüseregime)


Bearbeitet von Peter-in-Space, 21 Januar 2024 - 16:24.

Wenn es eine Krisensituation gibt, sucht der intelligente Mensch nach einer Lösung,

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#48 Cybergnom

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Geschrieben 21 Januar 2024 - 16:42

Vor ziemlich genau zehn Jahren gab es in der größten Kölner Buchhandlung vier Regalwände Fantasy und zwei Regalwände Science-Fiction. Aktuell teilen sich Science-Fiction und Fantasy dort eine Regalwand, und der Bereich im Neuerscheinungsregal, den sie bis vor ca. 1 Jahr hatten, ist entfallen.
In dieser letzten Regalwand findet sich viel Franchise, bspw. StarWars, natürlich auch die Rhodan-Silberbände, aktuell befeuert durch die Verfilmungen auch Dune. Daneben die großen Namen primär aus dem englischsprachigen Raum. Für deutschsprachige Originalpublikationen bleiben nach meiner Schätzung weniger als zehn Plätze.
Das ist allerdings nur die Literatur, die für ein erwachsenes Publikum präsentiert wird. Im Jugendbuchbereich ist die Fantasy nach wie vor stark (fließender Übergang vom Märchen), bei Young Adult gibt es große Erfolge im Bereich Romantasy.
Das ist auch meine Wahrnehmung der Bestsellerlisten.
Was diesen Bereich angeht, liegt die deutschsprachige fantastische Literatur derart platt am Boden, dass man sie erst wieder abkratzen müsste, um den Defibrillator ansetzen zu können.

Im Selfpublishing sieht es offenbar grundlegend anders aus, aber da ist mein Einblick begrenzt.

Dass die Kleinverlagsszene erfreulicherweise vielfältig blüht, ist zumindest teilweise ein Nebeneffekt der Flaute im Publikumsmarkt. Wenn ein SF-Roman ein Marktpotenzial von wenigen Hundert Exemplaren hat, rechnet sich das für einen schlank aufgestellten Mikroverlag, zahlt aber nicht die Grundkosten in einem Publikumsverlag. Den Lesestoff, den man dort nicht mehr bekommt, muss man demnach im Kleinverlagsbereich suchen und finden.

Was es aus meiner Sicht bräuchte, wäre Mainstream-kompatible Genreliteratur. Mit dem kommerziellen Erfolg würden auch die Regalflächen wieder anwachsen - was sogar für Nischenliteratur günstig wäre. Denn die genannte Buchhandlung hat aufgrund ihrer Größe wenigstens überhaupt noch fantastische Literatur im Sortiment - in kleineren Buchhandlungen finde ich die oft (jenseits des Jugendbuchs) gar nicht mehr ...

Diese Beschreibung trifft es total gut - und nur um das auch mal aus einer anderen Richtung noch zu beleuchten: Die hier aufgezeigte Entwicklung war für mich der Grund (neben der um sich greifenden Filialisierung des Buchhandels), dass ich meinen Beruf als Buchhändler an den Nagel gehängt habe... einfach weil meine Expertise in den Bereichen Horror/Fantasy/Scfi fast nutzlos geworden war, und ich es echt nicht ertragen habe, für die Kunden nur noch Krimis, Thriller und Romantasy zu lesen und dazwischen immer mehr non-book-Gedöns zu verkaufen. Die Leidenschaft für Phantasik, die mich dort hin gezogen hatte, war für mich bei dem, was momentan im Buchhandel läuft, am Ende kaum noch präsent. Und da deutsche Werke in der Phantasik ja eh immer verhältnismäßig wenig im Vergleich zu Büchern aus dem englischsprachigen Raum vorhanden waren, kann man leider klar sehen, wo wir da heute stehen...

Bearbeitet von Cybergnom, 21 Januar 2024 - 16:58.

“Still round the corner there may wait / A new road or a secret gate.” (J.R.R. Tolkien)

#49 lapismont

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Geschrieben 22 Januar 2024 - 06:55

Ist halt die Frage, wie stark der Anteil Phantastik grundsätzlich in der Gesellschaft ist. Ich kenne mich jetzt im deutschen TV nicht aus, aber Serien wie Dark sind doch eher Exoten, oder? Wenn da Krimi und Romantasy überwiegen bildet das zum einen den Bedarf ab und zum anderen prägt es ihn auch.

Wir haben auch keinen Bundeskanzler, der durch seine Sommerlektüreliste auffällt. Stellt euch mal vor, Annalena Baerbock würde von Dies ist mein letztes Lied schwärmen. Oder Pistorius empfähle Athos.


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#50 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 22 Januar 2024 - 09:27

 

Wir haben auch keinen Bundeskanzler, der durch seine Sommerlektüreliste auffällt. Stellt euch mal vor, Annalena Baerbock würde von Dies ist mein letztes Lied schwärmen. Oder Pistorius empfähle Athos.

 

Das wäre cool!


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#51 Nina

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Geschrieben 24 Januar 2024 - 23:31

Ist halt die Frage, wie stark der Anteil Phantastik grundsätzlich in der Gesellschaft ist. Ich kenne mich jetzt im deutschen TV nicht aus, aber Serien wie Dark sind doch eher Exoten, oder? Wenn da Krimi und Romantasy überwiegen bildet das zum einen den Bedarf ab und zum anderen prägt es ihn auch.

Wir haben auch keinen Bundeskanzler, der durch seine Sommerlektüreliste auffällt. Stellt euch mal vor, Annalena Baerbock würde von Dies ist mein letztes Lied schwärmen. Oder Pistorius empfähle Athos.

 

Na ja, eine Antho, in der ich drin war, mit einer SF-Geschichte, wurde von der Frauenministerin empfohlen.



#52 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 25 Januar 2024 - 06:43

Na ja, eine Antho, in der ich drin war, mit einer SF-Geschichte, wurde von der Frauenministerin empfohlen.

 

Und, hat man das bemerkt? An den Verkaufszahlen? Und welche Anthologie war das?


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#53 Christian Hornstein

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Geschrieben 25 Januar 2024 - 10:10

Ohne behaupten zu wollen, auch nur ein Fünftel der deutschen SF-Publikationen gelesen zu haben, ist mein Eindruck auch bei den nicht gelesenen Werken, aufgrund der Inhalte und vielen Probetexten, die ich gesichtet habe: Oft fehlt es an Kühnheit, an Grenzerfahrungen, an dem was Englischsprachige Mindbending und Sense of Wonder nennen. Oft sind mir Remixes wohlbekannter Topoi begegnet. Dies gilt für alle Quellen, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß (Publikumsverlag, Kleinverlag, Selfpublishing) und natürlich stichprobenartig. Ich sichte auf diese Weise pro Woche etwa eine Handvoll Werke.

 

Was meine SF-Präferenzen angeht, bin ich offen für alles, was wissenschaftlich halbwegs plausibel, originell und inspirierend ist. Wenn es dann noch sprachlich brilliert, psychologische Tiefe und sogar Spannung anbietet, umso besser.

 

Ich glaube, ein Teil des Problems liegt in der traditionellen Unterscheidung zwischen U- und E- Literatur (oder auch Musik) in Deutschland.

 

Das Schattendasein der SF im deutschen Literaturmarkt hat verschiedene Ursachen. Eine von denen wird sich schwer beheben lassen. Es gibt nicht wenige Menschen, die den fiktionalen Traum nicht träumen können, wenn die Inhalte zu stark von ihrem Realitätsverständnis abweichen oder sie zu sehr an ungeliebte Fächer aus der Schule erinnern. Manche empfinden SF sogar als unheimlich. Eine große Ausnahme in Bezug auf diese Ursachen sind bestimmte Spielarten der Fantasy, weil sie Märchen ähneln, einem Narrativ, das wir in Kindestagen gelernt haben zu lieben.

 

 

Wir haben auch keinen Bundeskanzler, der durch seine Sommerlektüreliste auffällt. Stellt euch mal vor, Annalena Baerbock würde von Dies ist mein letztes Lied schwärmen. Oder Pistorius empfähle Athos.

 

Ich vermute, hier spielt es auch eine Rolle, dass Prominente dieser Art ein bestimmtes Image in der Öffentlichkeit pflegen. Da das Image von SF immer nur sehr U ist und nicht E, diese Personen aber bestimmt als E wahrgenommen werden möchten ...

 

 

Ich sehe diese Unterscheidung auch als schwierig an. Es muss doch Möglichkeiten geben, mit Anspruch und trotzdem unterhaltsam zu schreiben.

 

 Ganz sicher ist das möglich. Es gibt ja viele Werke, die das beweisen. Es sind nur oft keine deutschen Werke.

 

Mein Gefühl ist, dass auch Agenturen wenig Fantastik vertreten und SF gleich gar nicht. Ich habe es daher als Autorx schwer, überhaupt in einen Publikumsverlag zu kommen. Aber das kann natürlich auch kein Maßstab für irgendwas sein. Ich nahm es bislang als Hinweis darauf, dass mein Lieblingsgenre wenig nachgefragt wird.

 

Meine Recherchen haben bislang auch ergeben, dass im Gesamten nur wenige Agenturen SF-Texte annehmen. Das ist vielleicht einfach dadurch bedingt, dass SF im Gesamtvolumen des Angebotes auf dem Buchmarkt nur wenige Titel anbietet, was wohl mit den Verkaufserwartungen zu diesem Genre zusammenhängt.
 


Bearbeitet von Christian Hornstein, 25 Januar 2024 - 10:13.


#54 Nina

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Geschrieben 09 Februar 2024 - 22:41

Und, hat man das bemerkt? An den Verkaufszahlen? Und welche Anthologie war das?

Ich bin nicht der Verleger, ich kann Dir keine Zahlen nennen. Und wenn Du anderswo Anthologieautorin warst, wirst Du auch kaum überhaupt Verkaufszahlen, geschweige denn zeitliche Schwankungen nennen können. Das ist normal. 

 

Anthologie war die hier: http://www.septime-v...ivenwechsel-no2



#55 ThK

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Geschrieben 26 Februar 2024 - 16:01

Die Ausgabe 21 von Talkien befasst sich im Prinzip genau mit dem hier diskutierten Thema. Einige  der Diskutanten waren sowohl als Gäste dabei als auch im Publikum:

 




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