Ich finde "Geflüchtete" auch das bessere Wort, weil "Flüchtlinge" neben dem pejorativ wirkenden -inge auch Personen sind, die aktuell auf der Flucht sind. Geflüchtete dagegen können auch angekommen sein oder ankommen. Um dieses Recht auf Ankommen geht es in meinem Text. Der jetzt für mich nicht zum Anthologietitel passt.
Für mich ist der Titel der Anthologie nicht gelungen, genau weil er Menschen und Dinge gleichsetzt. Das Cover stößt mir auf, weil es diese Gleichsetzung fortsetzt und dadurch auf mich wirkt, als wolle er Menschen, die flüchten müssen, entmenschlichen. Mit deiner Erklärung, Marianne, fällt mir auf, dass du genau das Gegenteil intendiert hast. Aber so kam es bei mir nicht an. Ich war schockiert, als ich das Cover und den Titel sah. Mir ist es zu holzhammerig und dadurch zu wenig sensibel. Der Klappentext reißt da leider auch nichts raus.
Aber Titel und Cover werden wohl nie alle begeistern. Nicht einmal alle Mitautor*innen. Ich bin jedenfalls gespannt auf die Texte in der Antho. Und bibbere ein wenig wegen der Illustrationen.
Jol: Genau diese Entmenschlichung findet ja statt, ohne dass die Leute es merken. Genau darauf sollte das Cover ja hinweisen.
@Yvonne: Ich denke, dass sich viele Fragen nach der Lektüre von ganz allein klären werden. Natürlich kann man erst mal wenig mit Drachen und Einhörnern anfangen, aber man kann das Thema Flucht und Migration in ganz viele Welten exportieren und das wird dann erst verstanden werden, wenn man die Geschichten gelesen hat.
Vielleicht machen die ganzen Diskussionen im Vorfeld ja wenigstens neugierig auf die Anthologie.
@My: Ich sehe den Sprachzusammenhang, weil ich ja mit Titel und Cover bewusst provoziere, wäre aber dankbar, wenn wir die Genderdebatte hier außen vor lassen könnten, weil sie vom eigentlichen Thema ablenkt und somit hier nicht relevant ist. Es kann gerne in einem gesonderten Thread weiter darüber diskutiert werden. Wobei ich denke, dass die Fronten zu dem Thema eh so verhärtet sind, dass eine Diskussion darüber wenig bringt.
@Lapismont: Geh du doch bitte einfach mit gutem Beispiel voran. Michael hat nicht gesagt, dass irgendwer von uns schwachsinnig wäre. Das solltest du ihm dann bitte auch nicht unterstellen. (Auch dann nicht, wenn du seine Gender-Meinung nicht teilst.)
@Naut: immer wieder erstaunlich, wie wenig man anderen so zutraut. Dass das Kind nicht auf Anhieb gesehen wird, ist Absicht. Volle Absicht und kein Versehen, wie du hier zu unterstellen scheinst. Wäre das Kind der Blickfang gewesen, wäre der Holzhammer ja noch viel dicker gewesen. Strandgut ist nicht per se negativ behaftet, das stimmt, aber ich habe ja schon erklärt, dass ich damit aufzeigen wollte, dass die Menschen, die auf der Flucht sind oder auch die, die dabei ums Leben gekommen sind, versachlicht werden und diese Entwicklung nicht gut ist.
@Yvonne: Auch an dich die Bitte, hier nicht die Gederdebatte weiterzuführen.
@mammut: Ja, wir sollten alle versuchen, nett mit einander umzugehen und uns nicht gegenseitig angreifen. (Auch keine Elefanten.) ;-)
@fermentarius: Wir sind uns völlig einig. Ich sehe da auch keine Abwertung und ich mag mir das auch nicht unterstellen lassen.
@FranzH: Hey, es freut mich, dass du die signierte Ausgabe bestellt hast, aber ich muss darauf aufmerksam machen, dass nur die Autoren unterzeichnen werden, die in Leipzig auf der Messe, bei "Leipzig liest" und bei der Buchpremiere in Berlin anwesend sein werden. Das sind längst nicht alle. Wer also ein Exemplar mit allen Unterschriften erwartet, der wird leider enttäuscht werden. Stimmt, du hast meine Inspiration zum Bild erkannt. Ich finde es auch heftig, aber auch passend.
Jol: irgendetwas muss man ja als Titel nehmen, war in diesem speziellen Fall so überhaupt nicht gegeben. Hier habe ich mir Gedanken gemacht, wollte provozieren, ließ mich von einem Foto inspirieren und habe das Wort Flüchtlinge verwendet, weil das gebräuchlich ist und verstanden wird. Wer darin eine weitere Provokation sieht, darf das gerne tun, aber gewollt war diese nicht.
Off topic nebenbei bemerkt:
@Sam Francisco und Jol: Ja, mehr Gelassenheit und Toleranz wäre gut. Und es wäre auch schön, wenn Menschen, die die eigenen Vorstellungen zum Umgang mit Sprache nicht teilen, nicht sofort unterstellt wird, sie würden andere entwerten.
@stimmt alles, aber ich würde mir wünschen, wir könnten beim Buch bleiben.
@mammut: Dass Michael sich für dieses Buch interessiert, wundert mich nicht, denn ich veröffentliche ja überwiegend in seinem Verlag. Dass er da schaut, was ich bei anderen so fabriziere, finde ich nachvollziehbar und legitim. Dass er dabei auf ein Thema zu sprechen kommt, das ihn umtreibt, mag am Klappentext liegen, aber das wird er besser wissen. Ich habe nichts dagegen, dass ihr an anderer Stelle weiter diskutiert, möchte aber bitte nicht, dass mein (besser gesagt dein) Thread zerpflückt und zerstückelt wird, indem Passagen ausgegliedert werden. Es ist dann immer schwer einen Diskussionsverlauf nachzuvollziehen.
Ich bin jetzt schon verdammt gespannt, ob die Geschichten selbst genauso kontrovers diskutiert werden.