Ein Psalm für die wild Schweifenden von Becky Chambers
Reihe: Dex & Helmling Band 1
Original: A Psalm for the Wild-Built, 2021
Übersetzerin: Karin Will
Cover: s.BENeš
gebundene Ausgabe, 188 Seiten
Carcosa, 2024
Verlagsinfo:
Vor Jahrhunderten entwickelten die Roboter auf dem kleinen Mond Panga ein Bewusstsein ihrer selbst – worauf sie umstandslos in der Wildnis verschwanden und zu einem Mythos wurden, zu einer urbanen Legende. Den Menschen hingegen ist es seither gelungen, die Klimakrise zu überwinden und zu einem gedeihlichen Dasein im Einklang mit ihrer Umwelt zu finden.
Dex zieht als Teemönch mit Fahrrad nebst Wohnanhänger durch die Lande und lädt in den Siedlungen zu besinnlichen, therapeutischen Gesprächen ein. Doch die Welt gerät aus den Fugen, als urplötzlich ein Roboter aus dem Wald tritt und die Frage stellt: »Was brauchen die Menschen?«
Der erste Teil eines Doppelromans, der sich bewusst der heute vorherrschenden Untergangsstimmung entgegenstellt und, mit leichter Hand erzählt, ein positives Zukunftsszenario entwirft.
Ein Psalm für die wild Schweifenden. Dex & Helmling 1 von Becky Chambers
#1
Geschrieben 22 Februar 2024 - 13:12
Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
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Saramee
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#2
Geschrieben 22 Februar 2024 - 13:20
Meistens gut gelaunt, offen für sehr viel und immer für eine angeregte Diskussion zu haben!
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#3
Geschrieben 22 Februar 2024 - 13:29
Okay den kaufe ich und lese ihn ... irgendwann
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#4
Geschrieben 22 Februar 2024 - 13:31
Eine märchenhafte Utopie, in der es nicht um Kriege und Gewalt geht, auch nicht um Liebe oder Hass. Dex befindet sich vielmehr auf der Suche nach sirer Bestimmung.
Ja, Dex sieht sich als geschlechtslos und daher werden im gesamten Buch Neopronomen verwendet. Da die Geschichte klassisch aus der Erzählperspektive in der dritten Person geschrieben ist, gibt es kaum Sätze ohne ser, sihm, sire, sirem, siren – das ist besonders zu Anfang sehr irritierend, weil ich beim Lesen immer darüber stolperte, gerade in den zum Teil sehr lyrischen Sätzen zerbrach es mir den Ton. Ich zwang mich dann dazu die Wörter bewusst zu lesen, um mich daran zu gewöhnen. Und es ging. Es ist nicht leicht, aber möglich.
Denn hier geht es in erster Linie um die Beziehung zwischen dem Teemönch Dex und dem Roboter Goldgefleckter Helmling. Eine Begegnung zwischen zwei Denkwelten, die sich ersteinmal aufeinander einlassen müssen. Das funktioniert vor allem, weil Helmling vorurteilslos neugierig und Dex sehr empathisch ist.
Es wird viel philosophisches diskutiert, ab und zu etwas zu pädagogisch für meinen Geschmack, aber in erster Linie sehr freundlich und unterhaltsam. So lernen wir denn auch nach und nach die Gesellschaft kennen, ich würde sagen das ist alles eher kommunistisch im Sinne von Kommune und Bolos.
Das Buch ist klein im Format und unterscheidet sich von den anderen Carcosa-Titeln, mir gefällt dieses Layout sogar besser. Klein aber fein.
Freu mich schon auf den zweiten Teil.
Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
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#5
Geschrieben 22 Februar 2024 - 15:44
Ich erlaube mir Mal, aus meinem goodreads Review zu zitieren:
Zwei wunderbare Büchlein!
Damit meine ich sowohl die äußere Aufmachung als auch den Inhalt. Carcosa bringt den Doppelroman von Chambers in zwei kleinformatigen Hardcovern mit Lesebändchen heraus, die je knapp über 180 Seiten haben. Leider wird es dadurch etwas teurer, aber die Bücher sehen gut aus und liegen schön in der Hand.
Und inhaltlich haben sie mir viel Spaß gemacht.
Schon der erste Satz im ersten Band ist herrlich: “Stellen wir sechs verschiedenen Mönchen die Frage, welche Gottheit für das Bewusstsein der Roboter zuständig ist, werden wir sieben verschiedene Antworten erhalten”. Danach folgt eine Erläuterung der verschiedenen Antworten und wir merken schon, dass die “Götter” etwas speziell sind.
Dex verlässt das Kloster, um in den “Teedienst” zu treten, also mit einer Art e-Bike und einem kleinen Wohnanhänger über die Dörfer zu fahren und mit den Einwohnern bei einer Tasse Tee über deren Probleme zu sprechen. Etwas gewöhnungsbedürftig war es schon für mich, dass “Geschwister Dex” ausgerechnet “ser” als Pronomen benutzt und ich dieses sperrige Pronomen gleich in allen Deklinationen lesen musste. Aber daran gewöhnte ich mich. Dex war auch die einzige Figur im ersten Band mit einem eigenen Pronomen.
Die Handlung fließt dahin, es gibt tolle Beschreibungen und interessante Dialoge - Becky Chambers eben, die den ersten Band allen widmet, “die eine Auszeit gebrauchen können” und den zweiten allen “die nicht wissen, wohin sie gehen”.
Dex entschließt sich, in die Wildnis zu fahren, in jenen Teil der Welt, den die Menschen allen anderen Lebewesen überlassen haben. Und dort taucht plötzlich Helmling auf: “ein zwei Meter großer, kastenförmiger Metallroboter” (S. 66).
Ein tolles Timing, denn gerade drohte das Buch langweilig zu werden, durch Helmling wird es aber sehr unterhaltsam, witzig und tiefgründig zugleich. Schon die “Erstkontakt-Szene” zwischen den beiden ist gut oder auch das gemeinsame Kochen. Die Wanderung durch die Wildnis ist für Dex anstrengend und gefährlich. Letztlich sind beide auf der Suche: Dex fehlt etwas zum glücklichen Leben, ser weiß aber nicht wirklich, was; Helmling soll im Auftrag der Roboter die ganz große Frage beantworten: “Was brauchen die Menschen?”. In der Wildnis kommen die beiden sich und den Antworten näher.
Den zweiten Teil fand ich etwas zu episodisch. Damit meine ich: Es gibt einzelne Kapitel, die lose zusammenhängen, aber mir haben teilweise die Verbindungen gefehlt. Dex und Helmling verlassen die Berge und reisen zurück in die Zivilisation, denn Helmling will mit den Menschen reden. Er will ja herausfinden, was die Menschen brauchen. So lernen wir andere Bereiche der Welt kennen und sogar die Familie von Dex. Zwischendurch war dieser zweite Teil etwas schwächer, das Ende gefiel mir aber wieder sehr gut.
Die Technik der Welt wirkte auf mich statisch, mit nur geringen Fortschritten zum heutigen Stand. Es gibt Windräder, Solarzellen und Computer, alles ist nachhaltig und hält sehr lange. Es ist also der Versuch, heutige technische Errungenschaften beizubehalten und leicht zu verbessern und dabei gleichzeitig in Einklang mit der Natur zu leben. Da fragte ich mich aber schon, wo und wie die Computer produziert werden. Es gibt auch Naturwissenschaft, aber sie scheint mehr philosophisch, weniger durch Experimente getrieben zu sein. Es ist ein origineller Weltenbau, eine positive Utopie, eine Welt ohne größere Konflikte und dafür voller Menschen, die sich ihrer Verantwortung füreinander und der sie umgebenden Welt bewusst sind.
Becky Chambers zeigt, dass man SF schreiben kann ohne Action und ohne Raumschiffe, dafür mit einer positiven Grundbotschaft. Am besten macht man es sich für diese Bücher mit einer Tasse Tee gemütlich.
Ich habe Kaffee benutzt, das ist eigentlich ein Stilbruch, sorry.
#6
Geschrieben 22 Februar 2024 - 20:27
Ich habe die Bücher auf englisch gelesen und geliebt! Hach, ich glaub, ich muss sie auf deutsch auch noch kaufen.
Ernsthafte Textarbeit gefällig? https://www.federteufel.de/
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#7
Geschrieben 23 Februar 2024 - 06:52
Ich fand es als Idee ganz süß, dass sich die Roboter irgendwann mal fragten, wie die Menschen ohne sie auskommen, wobei sie ja zumindest über die Sateliten ganz gut informiert waren. Helmling wusste auch bereits auch etwas über Geschwister Dex.
Wenn sehr viele technische Produkte lange halten, reicht vermutlich zum Halten des Standards eine Manufakturfertigung. Ich stelle mir da so einzelne darauf spezialisierte Gemeinden vor. Gesellschaftlich ist das auch recht nah an Le Guins Immer nach Hause.
Interessant auch, dass die Roboter weiter an der Religion festhielten, die hier natürlich sehr progressiv ist. Dient nur zur Inspiration, Probleme muss man schon selbst lösen. Eigentlich eine coole Möglichkeit, Religion zu modernisieren.
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Saramee
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#8
Geschrieben 23 Februar 2024 - 07:59
Immer nach Hause habe ich jetzt auch gekauft und muss es vorher lesen, weil in zwei Monaten dazu eine Veranstaltung in Kiel ist, insofern braucht ihr hier nicht aktiv auf mein Feedback zu warten.
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#9
Geschrieben 23 Februar 2024 - 11:15
Immer nach Hause habe ich jetzt auch gekauft und muss es vorher lesen, weil in zwei Monaten dazu eine Veranstaltung in Kiel ist, insofern braucht ihr hier nicht aktiv auf mein Feedback zu warten.
sportlich. Ich hab irgendwo in der Mitte aufgehört. Hatte einen Überblick über den Weltenbau und musste ihn nicht vertiefen.
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#10
Geschrieben 23 Februar 2024 - 11:17
Ich hab es gekauft. Mal sehen, wann ich dafür Zeit finde. Das scheint eher wie etwas, was sich für einen laaangen Urlaub eignet. Einen mit fester Unterkunft.
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#11
Geschrieben 23 Februar 2024 - 11:18
sportlich. Ich hab irgendwo in der Mitte aufgehört. Hatte einen Überblick über den Weltenbau und musste ihn nicht vertiefen.
Wenn ich die Hälfte schaffe, wäre das auch schon ganz okay für mich
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#12
Geschrieben 23 Februar 2024 - 11:21
sportlich. Ich hab irgendwo in der Mitte aufgehört. Hatte einen Überblick über den Weltenbau und musste ihn nicht vertiefen.
Ha, das ging mir ähnlich. Ich habe mich intensiv mit dem Buch beschäftigt, aber ich habe es nicht komplett gelesen.
Der Weltenbau ist schon sehr faszinierend.
IMHO ist es eh kein Buch, das man linear von vorne nach hinten durchliest.
#13
Geschrieben 25 Februar 2024 - 16:50
Habs auch gelesen und sehr gemocht (ausführliche Rezi gibts hier)!
Allerdings wars mir auch irgendwie zu wenig, ich hätte über vieles mehr wissen wollen, allerdings habe ich Teil 2 noch vor mir. Die Darstellung der Welt fand ich sehr gelungen, so unaufgeregt und schön, aber dennoch spannend. Und die Begegnung von Dex und Helmling war einfach herrlich, die Dialoge der beiden sind amüsant, regen zum Nachdenken an. Da stecken ganz viele coole Ideen drin, nur irgendwie fehlte mir immer noch was, alles wird nur angerissen und auf zu vieles nicht näher eingegangen. Aber abwarten wie Teil 2 wird.
http://www.literatopia.de
#14
Geschrieben 25 Februar 2024 - 17:01
Jap, Teil 2 klärte es zumindest für mich auf. Auch ich hatte dieses Fehl-Gefühl und fand es so genial, wie in Teil 2 klar wurde, dass das beabsichtigt ist. Ich bleibe mal vage, um nicht zu spoilern.
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#15
Geschrieben 25 Februar 2024 - 17:11
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#16
Geschrieben 11 Mrz 2024 - 06:55
Ich habe gestern Abend angefangen (hatte es irgendwann 2022 oder 2023 auf Englisch abgebrochen) und ich verstehe auch sofort, warum es mich nicht halten konnte. Ab ca. 30 % taucht ja endlich der Roboter auf, da wird's sehr cool. Jetzt bin ich bei 50% und lese garantiert zu Ende.
Der Anfang war aber für mich wirklich zäh, bis auf wenige Lichtblicke. Habe nur weitergelesen, weil's eben Chambers ist.
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#17
Geschrieben 11 Mrz 2024 - 09:09
Mich faszinierte die Teezeremonie bereits.
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#18
Geschrieben 11 Mrz 2024 - 10:11
Mich faszinierte die Teezeremonie bereits.
Ja, das war nice und witzig, aber richtig geankert hatte mich das noch nicht
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#19
Geschrieben 18 Mrz 2024 - 09:13
Ja, ging mir auch so. Erst wo Helmling dazu kommt, bekommt es Zug. Davor plätschert es.
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#20
Geschrieben 28 Mrz 2024 - 16:15
Positiv: Wirklich liebevoll gestaltetes Büchlein. Sehr unaufgeregte fast märchenhafte Erzählung.
Negativ: Der Weltenbau ist oberflächlich idyllisch, zeigt aber eine stagnierende Gesellschaft die nur mit strikter Zurückhaltung aller funktionieren kann (Geburtenkontrolle, Ressourcenverbrauch) und dass erscheint mir unrealistisch. Die Roboter recyclen sich gegenseitig, dass muss aber zu Verschleiß führen und mittelfristig zu ihrem Aussterben. Grundsätzlich mag ich genderneutrale Sprache, hier habe ich sie zum ersten Mal als störend für den Lesefluss empfunden.
Fazit: Band 2 werde ich nicht lesen.
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