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Queer*Welten 12


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43 Antworten in diesem Thema

#1 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 16 April 2024 - 08:20

Hallo zusammen,

 

die Ankündigung zur nächsten Queer*Welten ist da, der Inhalt ist offiziell! 

 

Die Ausgabe erscheint im Mai.

 

Ein wenig SF ist auch dabei:

 

  • Der späte Wurm von Rebecca Westkott smells like SF spirit
  • Ma jada von Hollarius, da kann ich anhand der Beschreibung das genaue Genre nicht erkennen, werde ich eben einfach lesen und mich überraschen lassen
  • Der Phoenix von Nox Juvenells klingt ein wenig mehr nach Fantasy (und ist ein Gedicht?)
  • Spargelernte von Kae Schwarz ist in die Phantastik eingeordnet
  • Eis auf Raten von Yvonne Tunnat ist ziemlich sicher SF, die Story kenne ich schon

 

Dann gibt's noch einen Essay von Jamie-Lee Campbell mit dem vielversprechenden Titel: Warum rennt JAMES BOND nackt in einer Welt voller Betonpenisse herum? – In sieben Schritten zur Testosteron-Ekstase.

Plus einen Essay von Dr. Lars SchmeinkDie Repräsentation von ‚(Dis)ability‘ in der Progressiven Phantastik

 

Dazu gibt's noch Kurztexte, "queere Questen".

 

So, gern ergänzen.

 

Ich habe das Magazin eh abonniert und werde es lesen.

 

Frank, Ralf, Jol, Chris, seid ihr auch wieder am Start?

 

Viele Grüße, Yvonne


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#2 Christian Hornstein

Christian Hornstein

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Geschrieben 16 April 2024 - 09:30

Ach, ich würde so gerne mitmachen, weil die letzte Queer*Welten wirklich gut war. Aber ich bin noch mit dem letzten FFM zugange und wollte bei der nächsten Exodus-Ausgabe dabei sein und das wird momentan mit all meinen anderen Sachen ein bisschen viel.



#3 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 16 April 2024 - 09:50

Ach, ich würde so gerne mitmachen, weil die letzte Queer*Welten wirklich gut war. Aber ich bin noch mit dem letzten FFM zugange und wollte bei der nächsten Exodus-Ausgabe dabei sein und das wird momentan mit all meinen anderen Sachen ein bisschen viel.

 

Ja, das Problem kenne ich wohl gut!


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#4 lapismont

lapismont

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Geschrieben 16 April 2024 - 14:17

Ich werd mir das auf jeden Fall holen, bis dahin hab ich bestimmt auch etwas vom letzten Otherland-Paket gelesen.


Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.

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#5 Jol Rosenberg

Jol Rosenberg

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Geschrieben 17 April 2024 - 20:12

Gern.  :bighlaugh:


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#6 Frank Lauenroth

Frank Lauenroth

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Geschrieben 18 April 2024 - 08:40

Bin noch bei Future Fiction, komme dann aber dazu.

 

[wo nehmt ihr nur die Zeit her? Alles wäre leichter, wenn ich nicht noch nebenbei schreiben müsste.]


 In memoriam Michael Szameit / Christian Weis / Alfred Kruse / Rico Gehrke                                                          : Aktuelle Projekte und neue Veröffentlichungen :                                                'Gleich' ist der Tod des kleinen Mannes.


#7 Rezensionsnerdista

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    Yvonne

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Geschrieben 18 April 2024 - 09:15

Bin noch bei Future Fiction, komme dann aber dazu.

 

[wo nehmt ihr nur die Zeit her? Alles wäre leichter, wenn ich nicht noch nebenbei schreiben müsste.]

 

Es erscheint ja erst im Mai. :-)


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#8 Frank Lauenroth

Frank Lauenroth

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Geschrieben 18 April 2024 - 21:06

Irgendwann dann sollte auch mal die 34 das Licht erblicken ...


 In memoriam Michael Szameit / Christian Weis / Alfred Kruse / Rico Gehrke                                                          : Aktuelle Projekte und neue Veröffentlichungen :                                                'Gleich' ist der Tod des kleinen Mannes.


#9 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 29 Mai 2024 - 07:03

Inzwischen ist die Ausgabe erschienen, hier ein Update:

 

 
Vorwort
Der späte Wurm von Rebecca Westkott (Kurzgeschichte)
Ma jada von Hollarius (Kurzgeschichte)
Der Phönix von Nox Juvenell (Gedicht)
Spargelernte von Kae Schwarz (Kurzgeschichte)
Eis auf Raten von Yvonne Tunnat (Kurzgeschichte)
Warum rennt JAMES BOND nackt in einer Welt voller BetonPENISSE herum? In sieben Schritten zur Testosteron-Ekstase von Jamie-Lee Campbell (Essay)
Die Repräsentation von „(Dis)ability“ in der Progressiven Phantastik von Lars Schmeink (Essay)
 
Sonderausschreibung: Queere Questen in 600 Zeichen
von Alex, An Brenach, Ariadne Geiling, Maike Frie, Nicole Hobusch, Emma Hogner, Phillip-C. Kasten, Kián KoWananga, Marie Meier, Stefan Mesch, Mila Münchow, T. B. Persson, Liane Raposa, Britta Redweik, Rebecca Reiter, Christina Seeberger, C. F. Srebalus und Iris Leander Villiam
 
 

Ich bin schon einmal drüber, lese aber gern noch mal gründlicher, sobald mein Print-Exemplar da ist.

 


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#10 ChristophGrimm

ChristophGrimm

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Geschrieben 29 Mai 2024 - 16:10

Schätze, das E-Book verzögert sich wohl im Roll-out. Ich geselle mich dann in ein paar Tagen dazu.
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#11 Jol Rosenberg

Jol Rosenberg

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Geschrieben 30 Mai 2024 - 08:50

Ich habe auch noch kein Exemplar. Komme aber dann gern dazu.


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#12 Charline Winter

Charline Winter

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Geschrieben 02 Juni 2024 - 09:51

Hallo, ich geselle mich auch schon mal dazu. Mein Print ist schon da, ich lese aber gerade noch zwei andere Anthologien parallel, mal schauen, wann ich dazu komme :ph34r:



#13 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

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Geschrieben 11 Juni 2024 - 11:46

Mein Print ist noch nicht da und auch kein Epub im Shop, insofern habe ich bisher nur das PDF. Sonst würde ich allmählich auch mal anfangen zu lesen ...


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#14 Jol Rosenberg

Jol Rosenberg

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Geschrieben 12 Juni 2024 - 07:47

Mein Print ist da und ich habe auch den Essay von Jamie schon gelesen, weil ich neugierig war. Ich habe mich sehr amüsiert und fand das ganze schön überspitzt auf den Punkt gebracht. Auch die sprachlichen Spielereien haben mir sehr gut gefallen.


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#15 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 13 Juni 2024 - 09:58

Jol, ja, die Betonpenisse fand ich auch sehr witzig, auch wenn ich die meiste Zeit keine Ahnung hatte, wo mir der Kopf steht!

 

Na, dann lese ich eben erst in meinem PDF weiter bzw. von vorn.

 

Anderssohn von T. B. Persson (queere Questen)

Leider habe ich mit meiner konventionellen Seele keine rechte Idee, worum es geht. Ich vermute, das geht eher in Richtung Poesie und da bin ich ja meistens ahnungslos. Ich empfinde das jedenfalls eher gedicht-ähnlich und es kommt sehr selten vor, dass diese mir etwas sagen. Ich schweige mal über die Queeren Questen, sofern mir nicht spontan eines einleuchtet.


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#16 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 13 Juni 2024 - 10:28

Der späte Wurm von Rebecca Westkott (Genre: SF)

 

Beim zweiten Lesen lese ich noch stärker die Kritik am Kapitalismus heraus, sehr deutlich, und das erinnert mich wieder daran, dass für mich die Queer*Welten seit einiger Zeit (seit Jahren?) DER Leuchtturm in unserer deutschsprachigen Szene sind, wenn ich daran denke, wie weit die SF-Szene in den USA und co. schon ist. Gestern erst hörte ich eine Folge aus einem (Hugo-prämierten) Podcast, in dem es um Monster ging und was die Gesellschaft als Monster definiert. Beispielsweise was sie nicht kennt, was sie nicht versteht, was nichts nutzt, was nicht produktiv ist. Stark beeinflusst eben vom Kapitalismus. Sie hatten den chronisch kranken, sehr erfolgreichen (und extrem coolen) John Wiswell zu Gast und die Folge dauert neunzig Minuten und es wird viel gelacht, sehr empfehlenswert! (Die Prosa von John Wiswell und sein cooler neuer Fantasy-Roman sind übrigens auch empfehlenswert.)

 

Zurück zur Story: So etwas lese ich eben in der deutschsprachigen Szene zu selten und ich möchte das bitte mehr lesen! Auch woanders! Ich kann mir denken, warum es bisher nur den QW gelingt, solche Texte zu bekommen und sie haben es auch mehr als verdient, aber bitte, liebe Autor:innen, die jetzt ihre besten Texte zu den QW schicken, schreibt mehr, ballert doch auch die anderen Magazine voll. Chris vom Weltenportal hofft eh darauf, das FFM sehnt sich nach positiv-utopischen SF-Texten (dieser hier wäre vermutlich nicht Near Future genug gewesen) und die Exodus kann das sicher auch mal brauchen. :-)

 

However, der Text ist recht komplex und vollgepackt und endlich werden auch mal Depressionen, Antriebslosigkeit und Trauma sehr gut beleuchtet. Richtig gelungen ist der Blick von einer erdachten Zukunft auf das (ungefähr) Jetzt. Wie stehen wir denn heute Depressionen und co. gegenüber? Oder traumatischen Reaktionen?

Die Story macht es ziemlich deutlich. Der Mainstream Ton geht in die Richtung "Stell dich nicht so an und komm endlich drüber weg!". So funktioniert die Welt in der Story aber nicht mehr, wie ich nach der einführenden (sehr gelungenen!) Zahnarzt-Szene feststelle. Menschen betrachten unser Jetzt von außen und wundern sich darüber, was üblich und was normal war. Im Geschichtsunterricht erfahren sie von der Ich-Person, welches Verhalten akzeptabel war (bzw. für uns: ist) und welches nicht.

Plus, endlich mal ein gelungener Einsatz von Phrasen! Zeige mir die Phrasen deiner Gesellschaft und ich sage dir, was sie ist. Siehe auch der Titel der Story. Der frühe Vogel fängt den Wurm. 

 

Die Erzählung ist so pickepackevoll mit Weltenbau, guten Überlegungen zu sinnvollen und nicht so sinnvollen Behandlungsmethoden (etwas, das bei einer Spinnenphobie funktioniert, klappt eben nicht bei anderen Ängsten, die begründeter sind). Dann gibt es auch außerirdische Lebensformen und am Ende erfahre ich genauer, wo ich mich überhaupt befinde. Und warum. Und wie es dazu kam. Und ja, es gibt Pupswitze. Die gehen immer, finde ich.

 

Ein wirklich gute Story, bei der sich mehrmaliges Lesen lohnt. Ich bin womöglich auch nicht beim letzten Lesen angekommen und wende mich dem noch einmal zu. 

 

Die Queer*Welten halten ihr Niveau und bauen es aus und allmählich sind die Texte dem Gros der Szene auch fünf, zehn, oder gar fünfzehn Jahre voraus. Das kann SF nämlich.

 

Und jetzt die Preisfrage: Wieso können die Autor:innen das, die bei den QW einreichen? Was lesen die, dass sie so schreiben? Die Clarkesworld und die Uncanny? Non-SF? Oder woher kommt diese Aufgeschlossenheit, die Phantasie, das Abrücken vom Mainstream?

Das würde ich wirklich gern mal wissen!


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#17 Charline Winter

Charline Winter

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Geschrieben 13 Juni 2024 - 19:26

Auf die Betonpenisse freue ich mich auch schon, aber ich lese immer streng in der Reihenfolge :D

 

Deshalb fange ich mal mit den Queeren Questen (was für eine Alliteration, ich liebe das) an:

 

Anderssohn von T. B. Persson

 

Hier geht es mir wie Yvonne: Das Szenario ist sehr vage und für mich schwer greifbar. Das Poesie-Ähnliche sehe ich hier auch, aber obwohl ich mich grundsätzlich für Gedichte begeistern kann und diese kleine Abreise-Szene sprachlich gut umgesetzt finde, bleibt sie mir doch zu nichtssagend. Aber gut, es ist wahrscheinlich auch schwer, etwas in genau 600 Zeichen zu erzählen, wie für diese Ausschreibung vorgegeben war.

 

Die Herrin des Sees von Liane Raposa

 

Und hier kickt meine Ungebildetheit: Der Text bezieht sich anscheinend auf die Artus-Sage, jedenfalls habe ich zwei der vier darin genannten Namen erkannt. Leider bin ich mit diesem Stoff überhaupt nicht vertraut und habe deshalb nicht verstanden, worum es geht.

 

Doch ... Lieber von Rebecca Reiter

 

Dieser kurze Text hat mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Die Auflistung von veränderten Märchen-Handlungen, die dadurch entstehen, dass die Figuren einfach etwas anderes machen als erwartet, ist ebenso simpel wie effektiv. Ich mag's!



#18 ChristophGrimm

ChristophGrimm

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Geschrieben 24 Juni 2024 - 22:37

Queere Questen:

„Anderssohn“ (T. B. Persson): Vage. Ich lese als Ausdruck von „Gegenwartslähmung“.
„Die Herrin des Sees“ (Liane Raposa): Queere Interpretation der Herrin von Avalon bzw. ihrer nun vorhandenen Geliebten.
„Doch … Lieber“ (Rebecca Reiter): Sehr humorvoll - und von bestechender Logik :D


„Der späte Wurm“ (Rebecca Westkott)

Ich muss gestehen, dass mich die Geschichte ziemlich langweilt.
Der Einstieg mit einem rüden Zahnarzt, der sich als Lehrvideo/Lehrsimulation entpuppt, ist charmant. Ab der folgenden Lehrstunde wandelt sich die Geschichte allerdings in reinen Weltenbau, der stellenweise von Dialogen mit Avery oder Renfield durchbrochen wird.
Die Autorin hat ein „Traumschiff“ geschaffen, das zwar schöne Ideen und viel Mitgefühl präsentiert, aber den Realismus ziemlich weit hinten anstellt.
„Die Bots sind aber keine Angestellten, sie machen, was ihnen Spaß bereitet. Dabei bleibt auch mal was liegen, aber wen juckt‘s.“
Puh. Beim Staub auf den Bücherregalen oder den muffigen Socken in der Ecke, gehe ich mit … aber, hmm, bei Problemen mit der Energieversorgung? Leck im Schiff? Akut notwendiger Hilfe?
Im Prinzip liegt der Story dieselbe Idee wie dem BGE zugrunde - bedingungslose Zuwendung - und erweitert es im sozialen Bereich durch Verständnis und Empathie. Das kann aber nur funktionieren, wenn es eine hoch-technologische Unterstützung gibt, die sich selbst erhält - und/oder es die 300 erwähnten Bewohner:innen des Schiffes tatsächlich geschafft haben, die zwingend notwendigen Aufgaben konfliktfrei unter sich aufzuteilen.

Kurz: Ansprechende Ideen, viel Herz und sprachlich schön, aber als Geschichte langweilig und in der Konzeption für mich nicht schlüssig.

Bearbeitet von ChristophGrimm, 24 Juni 2024 - 22:46.

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#19 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 25 Juni 2024 - 05:55

Schön, dass ihr mitlest, ich möchte meine zweite Runde auch mal fortsetzen.


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#20 Jol Rosenberg

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Geschrieben 26 Juni 2024 - 08:26

Interessant. Mir geht es relativ ähnlich. Von den Questen fand ich "Anderssohn" sprachlich schön oder inhaltlich etwas zu vage, "Die Herrin des Sees" okay, aber ich hab es nicht ganz kapiert "Doch .. lieber" mochte ich sehr und habe geschmunzelt.

 

Der späte Wurm“ (Rebecca Westkott)

 

Da hatte ich erstmal Schwierigkeiten mit dem Einstieg und als sich der als Simulation erweist, war ich völlig raus. Auch weil mir nicht klar wurde, was das innerhalb des Weltenbaus sollte. Ich mochte den humorvollen Ton des Textes und bin da gern gefolgt, gelangweilt habe ich mich nicht, aber ein wenig plätscherig war es. Es ist letztlich slice of live und gut gemachte, finde ich. Wie du auch, Chris, fand ich einige der gezeigten Dinge unglaubwürdig und so konnte ich das letztlich als liebevollen Klamauk lesen, aber nicht als ernsthafte Geschichte. Das Bewerbungsgespräch ist ein Beispiel dafür. Mich hat das gut unterhalten, aber ich finde es wesentlich interessanter zu schauen, wie so eine Welt wirklich funktionieren würde. Denn so ganz konfliktfrei kann das ja nicht laufen und wie das System sich eigentlich selbst erhält, bleibt für mich auch zu unklar. Insofern ist es ein unterhaltsamer Text, aus den tollen Ideen hätte man aber, so denke ich, mehr machen können.


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#21 Charline Winter

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Geschrieben 26 Juni 2024 - 11:41

Der späte Wurm von Rebecca Westkott

 

Mit diesem Text habe ich mich ehrlich gesagt schwer getan. Ich sehe seine Stärken und weiß, dass es Geschichten wie diese braucht, andererseits kann ich persönlich mit ‚Wir haben uns alle lieb‘-Utopien nur wenig anfangen. Ich versuche es trotzdem mal:

 

Zunächst einmal finde ich den Einstieg sehr außergewöhnlich und gelungen: Eine schwierige Zahnbehandlung; eine friedliche Gedankenwelt, in die die Hauptfigur sich flüchtet; eine ruppige und verständnislose Zahnärztin. Und schließlich der Ausweg, bei dem sich zeigt: Das alles war nur eine Erinnerungsprojektion der Hauptfigur, die Schüler*innen vorgeführt wurde, um ihnen zu zeigen, wie rücksichtslos die Menschen damals miteinander umgegangen sind. Denn auf dem Schiff, auf dem sie alle leben, ist von rauem Umgangston und kapitalistischer Verwertungslogik nichts mehr zu finden.

 

Das ist eine starke Vorstellung: Ein Ort, an dem auf alle Bedürfnisse und Grenzen Rücksicht genommen wird, psychisch wie körperlich. Die Geschichte beleuchtet mehrere Aspekte dieses besonderen Ortes, bis hin zu den Staubsaugerrobotern, die mit Kekskrümeln gefüttert werden – richtig niedlich! Meine Lieblingsfigur ist aber die gestaltwandelnde KI Renfield, die die Menschen auf dem Schiff unterstützt und zu der Hauptfigur eine besondere Nähe zu haben scheint, das hat mich berührt.

 

Was ich nicht ganz verstanden habe, ist die Therapiestunde mit Avery, die Bewerbungsangst hat. Dass sie diese Angst noch immer hat, obwohl sie jetzt an einem besonderen Ort ist, an dem es so etwas wie Bewerbungen sicher nicht gibt – okay, akzeptiert. Aber dann verspricht die Hauptfigur ihr, dass sie keine Exposition machen wird – und konfrontiert sie mit einem Bewerbungsgespräch. Ist nicht genau das Exposition? Gar nicht mal mehr so rücksichtsvoll.

 

Womit ich mich außerdem schwergetan habe, sind die vielen Erklärungen, vor allem am Ende. Wobei ich die „große Sache“, auf die zum Schluss eingegangen wird, ganz interessant finde: Es handelt sich dabei um ein nicht näher bestimmbares Ereignis, das weltweit zu einer Vielzahl von (chronischen) Erkrankungen der Menschen geführt hat. Viele dieser Erkrankungen und Symptome erinnern verdächtig an die Langzeitfolgen von Covid-19-Infektionen, und ich finde es toll und wichtig, dass die auch in der Fiktion mal thematisiert werden! Zu oft werden die teilweise gravierenden Spätfolgen dieses Virus unter den Teppich gekehrt und die Betroffenen sowohl von Ärzt*innen als auch von der Gesellschaft im Stich gelassen. Auch die im Text angesprochene Behandlung ähnelt dem, was ich aus der Realität kenne: Aufforderungen, sich zusammenzureißen, Sport zu machen, die eigenen Belastungsgrenzen zu überschreiten – was die Symptomatik aber erwiesenermaßen verschlimmert und in der Geschichte dazu führt, dass Menschen reihenweise gestorben sind. Nach diesen Ereignissen hat sich das Schiff zu einer Art Gegenentwurf zu der Ellbogengesellschaft entwickelt, in der man die Zähne zusammenzubeißen und sich durchzukämpfen hat.
Dadurch, dass die Ursache in der Geschichte nur als „die große Sache“ bezeichnet wird, verwässert sich dieser Zusammenhang allerdings wieder. In der Realität war es ja schließlich nicht ein unbekanntes Irgendwas, das all diese Tode und Folgeerkrankungen verursacht hat, sondern ein wissenschaftlich mittlerweile gut erforschter Erreger – der die meisten Menschen in ihrem Egoismus nur nicht interessiert hat. Ich finde es schade, dass diese Dimension bei der Gelegenheit nicht auch eingebracht wurde.

 

Alles in allem aber eine solide und gut erzählte Geschichte – auch wenn sie meinen Geschmack nicht wirklich trifft. Aber ich denke, es gibt genügend Menschen, die genau so eine Geschichte gebraucht haben.

 

Addendum, nachdem ich eure Meinungen dazu gelesen habe (ich schreibe immer erst meine eigene auf, bevor ich andere lese, damit ich nicht zu sehr beeinflusst bin): Stimmt, die zuverlässige und konfliktfreie Aufrechterhaltung des Versorgungssystems ist ein Problem, das ich so direkt nicht auf dem Schirm hatte, das aber warhscheinlich genau der Grund für meine Abneigung gegenüber 'Wir haben uns alle lieb'-Utopien ist. Weil es eben, na ja, utoptisch ist. Wobei ich von einer Kurzgeschichte auch nicht erwarte, dass im Detail dargelegt wird, wie in dieser Welt mit welchen Konflikten umgegangen wird. Als Feelgood-Story funktioniert sie ganz gut.



#22 Jol Rosenberg

Jol Rosenberg

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Geschrieben 27 Juni 2024 - 13:32

Ich habe weitergelesen. Die Questen, die sich auf Sagen beziehen, verstehe ich oft nicht, weil ich die Sagen nicht gut genug kenne. Mir fällt auch auf, dass manche der Questen "Wie "Als in Hornburg die Monarchie abgeschafft wurde" ein wenig so wirken, als seien trans Menschen die besseren Menschen und das ist mir unangenehm. Insgesamt mag ich die Questen aber ganz gern, auch wenn ich mir bei vielen wünschte, ich würde mehr Geschichte erfahren.

 

Hollarius: Ma jada

 

Ich mag den Schreibstil und die Einführung zu Figuren, auch gelingt es dem Text, Spannung aufzubauen. Aber dann erfahre ich nicht genug vom Weltenbau, um zu verstehen, wer da warum gegen wen kämpft. Allgemein mag ich Rachegeschichten nicht besonders gern, ich glaube einfach nicht daran, dass ein Mord durch einen weiteren Mord irgendwie weniger schlimm werden könnte. Die Verbündung der beiden Hauptfiguren bleibt insgesamt auch für mich zu vage, um mich wirklich zu begeistern.


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#23 Charline Winter

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Geschrieben 29 Juni 2024 - 07:42

Mimic von Ariadne Geiling (Queere Questen)

 

Mikro-Fiction über einen ganz besonderen Schatz – ich mag den Twist!

 

Wir sind Minotaurus von C. F. Srebalus (Queere Questen)

 

Hier geht es mir wie Jol, ich kenne die zugrundeliegende Sage einfach nicht gut genug, um den Text zu verstehen. Aber ich mag die sprachlichen Bilder darin.

 

Ma jada von Hollarius

 

Dieser Text ist ein starker Kontrast zu Der späte Wurm: Hier gibt es Gewalt, Sex und derbe Sprache. Als Fan des Düsteren freue ich mich immer sehr, wenn auch solche Geschichten Platz in der progressiven Phantastik finden!

 

Die Geschichte ist spannend geschrieben und ich mag die Dynamik zwischen dem Protagonisten und Gefrion sehr, allerdings hatte ich Schwierigkeiten mit der recht chaotischen Erzählweise: Ständig wird zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft hin- und hergesprungen, ohne dass ich beim Lesen immer direkt weiß, auf welcher Zeitebene wir uns gerade befinden. Deshalb empfinde ich eine Distanz zu den Figuren, die auch dadurch verstärkt wird, dass das Szenario um sie herum sehr vage bleibt. Die Hauptfiguren bewegen sich in den Wirren eines Krieges, an dem sie auch persönlich und mit Überzeugung teilhaben, aber so viele Warums bleiben offen. An vielen Stellen hatte ich das Gefühl, dass mir Hintergrundinformationen fehlen. Deshalb hatte ich Schwierigkeiten, zu den Hauptfiguren zu finden, und empfand einige Schilderungen als unzugänglich und verklausuliert.



#24 ChristophGrimm

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Geschrieben 30 Juni 2024 - 00:25

„Ma jada“ (Hollarius)

Die Geschichte war so gar nicht meins. Es geht in einem High-Fantasy-Setting um einen Trans-Mann (ephemo), der Diskriminierung erfahren hat und nun mit seiner Geliebten Gefrion „Reine“ (?) zur Strecke bringt.
Sprachlich gibt es nichts zu beanstanden. Die chaotische Erzählweise hat es mir dagegen schwer gemacht, in die Geschichte hineinzufinden. Die bot aber auch nicht viel: Sex. Blut. Wieder Sex. Protagonist fühlt sich geborgen.
Nee, die Story gab mir nichts.

Bearbeitet von ChristophGrimm, 30 Juni 2024 - 01:17.

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#25 ChristophGrimm

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Geschrieben 30 Juni 2024 - 01:04

„Spargelernte“ (Kae Schwarz)

Sebastian Mertens arbeitet als Bezirksmagier mit der Kripo-Kommissarin Julia Mauss zusammen. Wann immer ein Fall übersinnliche Altivitäten vermuten lässt, wird er hinzugezogen. Die Ermordung von Günther Beckers, Inhaber eines großen Spargelhofes, scheint solch ein Fall zu sein. Als Hauptverdächtige gilt die Erntehelferin Ilona Markova, eine Saisonkraft aus Bulgarien, die seit dem Mord spurlos verschwunden ist.

Handwerklich solide. Mir persönlich werden Beschreibungen etwas zu sehr ausgewalzt, aber ansonsten habe ich wenig zu beanstanden. Im Prinzip haben wir hier einen (Dark-)Fantasykrimi in der Machart von „Damona King“, „Geisterjäger John Sinclair“ und „Professor Zamorra“: Eher simpel strukturiert und sprachlich unauffällig, aber ganz unterhaltsam. (Kleine Zusatzinfo: Ich las/lese die genannten Heftroman-Serien bisweilen ganz gerne. Deshalb kann ich wohl auch mit einem Bezirksmagier etwas anfangen).
Warum diese Story in „Queer*Welten“ erscheint, leuchtet mir nicht so ganz ein. Wegen der (ziemlich holzhammermäßig vorgebrachten) Patriarchatskritik seitens der Oberhexe?

Bearbeitet von ChristophGrimm, 30 Juni 2024 - 09:34.

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#26 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 03 Juli 2024 - 18:05

Ma jada von Hollarius

 

Da würde ich als Genre mal Fantasy unterstellen. Queer Fantasy, falls es sowas gibt. 

 

Obwohl die Story kurz ist, hat sie beachtlich viel Weltenbau. Ich denke da vor allem an die Sprachen, die angerissen werden und die auch einiges über die Kultur dahinter sagen.

 

Eigentlich umreißt die Geschichte nur einen Tag. An dem extrem viel passiert! Der geliebte Cousin der Hauptfigur wird getötet (wegen einer Nichtigkeit von "den Reinen") und er war erst dreizehn und das Verhältnis zu ihm war eher väterlich als alles andere. Der Ich-Erzähler trauert hier fast wie um einen Sohn. Das war schon extrem gut dargestellt. (Vor allem dann, wenn ich mir überlege, wie sonst in unserer Szene Trauer geschildert wird, oder vielmehr: Einfach nicht geschildert wird und ich spreche hier nicht von gekonnten Leerstellen.)

 

Dann trifft der Ich-Erzähler seine erste Liebe, die auch körperlich wird, Gefrion, die eine Frau ist, und zwar eine Frau mit einem anderen kulturellen Hintergrund und einer anderen Muttersprache, die aber dennoch ein paar (wichtige!) Worte in seiner Sprache kennt (siehe auch Titel). Er tötet jemanden, es gibt Sex. 

 

Da passiert schon massiv viel in so einer kurzen Story und an immerhin nur einem Tag (der rückblickend erzählt wird und der Schluss lässt vermuten, dass die Beziehung zu Gefrion nicht bis zum erzählten Zeitpunkt überdauert hat, eine unglaublich geniale literarische Art, eine Leerstelle zu setzen, ihr seht mich begeistert! Was für ein Niveau!). 

 

Ja, es ist nicht chronologisch, ich hab's auch zweimal (mit etwas Abstand) gelesen und mir dann beim zweiten Lesen erst so richtig zusammengebastelt. 

 

Zuerst wird Goidi (dreizehnjähriger Cousin) getötet. Dann trifft er (ca. einen halben Tag später) Gefrion. Und tötet jemanden. Ich glaube, den Sex mit Gefrion gibt es erst danach (der wird aber davor erzählt), da bin ich mir aber auch nicht komplett sicher, würde aber am meisten Sinn ergeben.

 

Meine Begeisterung bei dieser Geschichte (denn einfach nur: Jemand verliert einen geliebten Menschen, lernt Frau kennen, tötet den Feind und hat danach Sex und erinnert sich deutlich später nostalgisch an ihre Küsse) wäre jetzt irgendwie nichts, was mich so richtig aus der Abstellkammer locken würde) liegt in den Details.

 

Hier die Beschreibung von Goidi:

 

 


Er war so ein kleiner Spinner. So herrlich voll mit sich selbst, wie Jungen es halt mit dreizehn sind, hatte er sie [eine Schnur aus gesponnenem Silberstrahl, die später noch sehr wichtig wird] wirklich zu einer Waffe gemacht.

 

Wer hat da bitte nicht sofort ein Bild im Kopf? 

 

Und der Ich-Erzähler nennt Gefrion "ma Jada" (mein Schatz, siehe Titel), und sie nennt ihn "mo jado", offenbar die männliche Version dessen, was cool ist, weil er "ephemo" ist. Es gibt in seiner Sprache ein Wort für das, was er ist (ein trans Mann) und sie kennt dieses Wort und benutzt es auf eine Art und Weise, die ihn erleichtert und ihm ausreichend viel Vertrauen und Selbstvertrauen einflösst, dass er später mit ihr schläft. Das ist schon bedeutsam. Es ist nicht selbstverständlich, dass sie seine Sprache (die sie ja nur in kleinen Stücken beherrscht) so gut einsetzen kann. Fand ich klasse.

Und das ist alles so subtil, dass ich es nur feiern kann!

 

Der Tod von Goidi wird auch so krass dargestellt, aber gleichzeitig authentisch ohne Ende, ich fühle richtig mit.

 

 


... wie das Ding Goidi oberhalb der Hüfte traf. Der kleine Körper knallte hin und lag so auf dem Boden, wie man nicht liegen kann. 

 

[...]

 

Der nächste Schlag, sein Kopf war rot und auch falsch und ich rannte.

 

Schön auch seine Sicht auf Cis-Männer:

 

 


Jeder Witz widerlich und dumm. Hätte ich mich entscheiden können, ich hätte kein Mann sein wollen, nicht wie sie. Aber es ist nun mal keine Entscheidung, ephemo zu sein.

 

Die Tötungsszene war auch großartig geschildert. Mensch nochmal. Wo kriegen die nur immer solche Texte her?

Und wo sind mehr davon?


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#27 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 04 Juli 2024 - 07:42

Spargelernte von Kae Schwarz

 

Ich hätte jetzt sogar gesagt: Urban Fantasy. Unsere Welt, aber einige Menschen können zaubern. Ganz cooles Genre, finde ich.

 

Das ist ein Kurzkrimi und die sind schwer! Ich habe schon viele gelesen und meistens ist es nicht einfach, einen Krimi-Plot und interessante Figuren in wenige Seiten zu packen. Die Story ist auch etwas länger als die anderen (glaube ich) und hat ein paar mehr Figuren. Nicht alle Figuren werden dadurch so wahnsinnig tief, es gibt aber ein paar angenehme Ausnahmen.

 

Sebastian Mertens ist die Hauptfigur, er ist der amtierende Bezirksmagier und wird hinzugezogen, wenn ein Mordfall eine magische Komponente hat (oder hierfür in Verdacht steht).

 

Julia Mauss, die Kriminalkommissarin, hat ihre eigene Agenda (auch wenn diese nicht so fürchterlich sympathisch ist, aber nachvollziehbar, ist eben keine utopische Welt)

 

der Kollege Wolther: Da hatte ich überlegt, ob der eigentlich eine eigene Rolle hat oder ob der auch in Mauss hätte zusammenschmelzen können. Aber vermutlich musste eine realistische Truppe zusammengestellt werden, die mit unterschiedlichen Aufgaben an dem Fall arbeitet. 

 

Grigoriev, der Dolmetscher: Natürlich ein Antagonist und das wird auch sofort klar. Ich habe etwas ähnliches schon sehr, sehr oft gelesen in letzter Zeit (blöder Zufall), ich glaube auch in der Mainstream Literatur. Es ist fast schon der Klassiker und kommt mir unvermeidlich vor. Jemand geht irgendwohin, um zu arbeiten und dann stellt sich heraus: Kost und Logis kosten auch Geld und werden vom Gehalt abgezogen, irgendwie bleibt nichts übrig. Das habe ich glaube ich sogar bei Ken Follett und David Mitchell in letzter Zeit schon gelesen.

Hier sind es Frauen aus Bulgarien, die ziemlich böse ausgebeutet werden für die Spargelernte. 

Es kommt dann auch zweimal der Begriff "Leibeigenschaft" vor. Auch wenn ich dem hier inhaltlich zustimme, für das Zielpublikum der Queer*Welten ist die Botschaft etwas zu deutlich. Ich habe mir dann später überlegt, dass das Zielpublikum für den Episodenroman vermutlich etwas breiter ist und es subtiler nicht verstünde, zweifle aber noch daran. 

 

Markova hätte ein bisschen mehr Farbe vertragen, finde ich. 
Dafür war die Muhme Malgorzata (charakterisiert durch das was sie sagt und tut) sehr gut getroffen.

 

Beckers, die Leiche, über den erfährt man nicht viel, aber er steht ja auch nur für etwas, ich denke für "weiße Männlichkeit" (im schlechtesten Sinne)

 

Weltenbau: es gibt verschiedene magische Traditionen. Wir erfahren einiges über Hintergründe. Da die Autorenperson an einem Episodenroman mit Sebastian Mertens arbeitet, vermute ich, da steckt auch noch einiges an Wissen und Input dahinter, und das spüre ich beim Lesen auch. 

 

 

Mertens löst den Krimi, rettet ein ganz kleines Stückchen Welt und das ist alles am Ende recht befriedigend. Die Prämisse ist mir (wie gesagt) etwas zu deutlich. Das ist persönlicher Lesegeschmack, darüber jammere ich oft. 

Rein thematisch gehe ich mit: Das ist ein wichtiges Thema. Ich würde mir nur mehr Literatur wünschen, die subtiler die toxische Männlichkeit untersucht. Denn ein Mann, der eine Frau bis zum Hitzschlag weiterschuften lässt, der kommt in den meisten unserer Leben nicht vor (ja, ich weiß, es geht hier um bulgarische Hilfsarbeiterinnen, nicht um mich). In meinem Leben kommt allerdings auch jede Woche etwas vor, das mich sehr ärgert. Ich persönlich würde mir endlich mal mehr Literatur dazu wünschen. Ich finde es aber auch sehr schwer zu schreiben, so dass das Zielpublikum das auch rafft, es subtil genug, aber auch klar genug wird. Das ist eine Herausforderung. Wer solche Literatur kennt (auch auf Englisch), bitte gern empfehlen!


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#28 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 04 Juli 2024 - 08:07

Wegen der (ziemlich holzhammermäßig vorgebrachten) Patriarchatskritik seitens der Oberhexe?

 

Die kam ja nicht nur von der Oberhexe, die war ja vorher auch schon deutlich. Ich lese da nicht nur Kritik am Patriarchat heraus, auch am Kapitalismus und das Ausnutzen reicherer Länder von Personen aus weniger gutsituierten Ländern. Die bulgarischen Frauen hatten da dreifach Pech: Weniger reiches Land, Frauen, plus, offenbar innerhalb des Landes Bulgarien auch schlecht sozial aufgestellt, da sie beispielsweise kein englisch können. 

 

Insofern hat mir schon eingeleuchtet, dass es in den QW erschienen ist, ich hatte nur ebenfalls den Eindruck, dass der Holzhammer mitgeschrieben hat.


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#29 Jol Rosenberg

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Geschrieben 04 Juli 2024 - 15:59

Damit ich nun lesen kann, was ihr meint, habe ich schnell weitergelesen:

 

Spargelernte von Kae Schwarz

 

Den Einstieg mochte ich: Bei einem Mordfall auf einem Spargelhof wird der Bezirksmagier hinzugerufen und soll aufklären. Es wird gut beschrieben, was der Magier so alles macht und was er findet. Allerdings nimmt das Tempo dann ab und spätestens ab dem Punkt, an dem er die Hexen besucht, ist mir das alles übererklärt. Ich habe das Gefühl, die Message wird mir hier mit dem Holzhammer reingeprügelt und das mag ich nicht. Zudem bleiben für mich alle Figuren zu blass. Auch ist mir gut und böse zu eindeutig verteilt und die Auflösung des Falls ist auch wenig überraschend. Ich lese das als Urban Fantasy und aufgrund der Diskriminierung passt der Text für mich auch in die QueerWelten. Aber insgesamt fehlt mir die Tiefe.

 

Die beiden Questen "Drachenherz" und "Wo die Schatten drohen" entlocken mir nur ein Schulterzucken. "Drachenherz" ist mir zu unüberraschend, "Wo die Schatten drohen" verstehe ich nicht.

 

Dann kommt 

Yvonne Tunnat: Eis auf Raten

 

Hier hatte ich mit dem Einstieg Mühe. Ich liebe die genau gesetzten Bilder, aber ich habe mehrfach zurückgelesen, weil ich nicht verstand, wer nun wer ist. Aber das hat auch mehrfaches Lesen nicht erklärt. Als ich dann weiterlas, wurde es klar, ebenso wie, dass die Überschrift für mich eine falsche Fährte ist. Ich hatte da nämlich Eiskugeln und Geburtstagsparty vor meinem inneren Auge. Aber hier geht es um einen Zwillingsbruder, der an einem Tumor erkrankt. Er wird eingefroren, damit Nanobots ihn über Jahre reparieren können. Nur leider dauert das halt echt lange und so erbt die Hauptfigur den eigenen Kryobruder samt immenser Kosten und muss nun entscheiden, was er damit macht.

Ich liebe es, wie die Beziehungen sensibel und mit Zwischentönen gezeichnet sind, wie jedes Wort gesetzt ist und wie sich im Hintergrund zig ethische Fragen und Probleme auffalten. Auch das recht offene Ende passt. Kleiner Manko ist für mich der holprige Einstieg, da machen sich meiner Meinung nach einige Bilder und Worte zu wichtig, so dass der Textfluss darunter leidet. Alles in allem kommt der Text aber eindeutig auf meine 2024er Favoritenliste.


Ernsthafte Textarbeit gefällig? https://www.federteufel.de/

 

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#30 Charline Winter

Charline Winter

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Geschrieben 05 Juli 2024 - 20:20

Ich mache erst mal mit den Queeren Questen weiter, denn auch wenn ich nicht mit allen Mikro-Texten etwas anfangen kann, finde ich es sehr beeindruckend, was für unterschiedliche Prosa-Kunstwerke aus einer so strengen Zeichen-Vorgabe entstanden sind.

 

Als in Hornburg die Monarchie abgeschafft wurde von Kián Kowananga

 

Ich finde es großartig, wie das Heer auf die konservative Ansprache seines Generals reagiert, und der Twist am Ende hat mir auch gefallen. Ich habe nur nicht verstanden, was das trans-Sein des Generals damit zu tun hat, dass er jetzt doch keinen Drachen töten will.

 

Sternenschauer von Mila Münchow

 

Ich freue mich über den Hauch von SF in den Queeren Questen! Und diese kleine Roboter-Romantik fand ich ziemlich niedlich.

 

Was Ritter tun von Emma Hogner

 

Das ist bisher meine Lieblings-Quest – Ritter-Klischee trifft auf Raumschiff, großartig! In diesem kurzen Text steckt so viel drin, von der Parodie zur Andeutung einer tragischen Hintergrundgeschichte. Gefällt mir sehr!

 

Der Phönix von Nox Juvenell (Gedicht)

 

Ich mag ja Gedichte, und das hier finde ich sehr gelungen. Sehr starke sprachliche Bilder, die viel Hoffnung in sich tragen – ich mag es, wie sich das Glitter durch die Strophen zieht. Und noch dazu ist es gekonnt gereimt, aber es gefällt mir auch, wie Reim und Struktur am Ende aufgebrochen werden und sich so der Ausbruch aus gesellschaftlichen Normen auch in der Form niederschlägt.




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