Ich stimme euch im wesentlichen zu, bin aber nicht ganz so streng.
Mein goodreads Review:
Ein Buch über das Leben von sechs Astronaut*innen auf der ISS. Es beschreibt sehr genau, wie sie an einem Tag sechzehn Mal die Erde umkreisen, was sie dabei tun, was sie sehen, woran sie denken. Mithilfe der kleinen Grafik am Anfang des Buches kann man die Reise sehr genau verfolgen, was ich aber nur am Anfang gemacht habe.
Ich habe einiges an diesem preisgekrönten (Booker Prize 2024) Buch geliebt: Die Beschreibungen der Erde aus der Sicht der sechs Menschen, die Beschreibungen des Alltags auf der ISS und all der Gedanken, die mensch sich so macht im Angesicht einer grandiosen Aussicht, für die jeder von ihnen Jahre des Lebens geopfert hat. Es gibt Beschreibungen, die durchaus Sense of Wonder erzeugen können, einen Flow, von dem ich mich als Leser mitreißen ließ. Ich hatte dabei oft die grandiosen Bildbände im Kopf, die ich von Alexander Gerst kenne und in denen er auch seine Erlebnisse auf der ISS schildert.
Allerdings hat das Buch auch seine Probleme und dies sind für mich vor allem zwei: Ein Mangel an Handlung und - für mich - Figuren, die ich nie wirklich voneinander unterscheiden konnte, weil sie nur mäßig charakterisiert wurden. Die Handlung besteht aus der Reise, dem ständigen freien Fall um die Erde, eben jenen sechzehn Umläufen in 24 Stunden und die Hauptfigur ist dabei die Erde. Gegen Ende des Buches gibt es noch einmal eine Beschreibung der Personen auf der ISS und mir wurde klar, dass schon einiges über sie gesagt wurde, dass es mir aber trotzdem überhaupt nicht gelungen ist, die Figuren auseinanderzuhalten.
Man könnte das Buch als SF bezeichnen, weil es auch den Start einer neuen Mondlande-Mission beschreibt. Gemeint ist hier sicher das Artemis-Programm, bei dem die Landung im Augenblick für 2027 geplant ist. Mir reicht das nicht für die SF-Schublade, aber das ist eigentlich egal.
Ich bin trotzdem sehr froh, das Buch gelesen zu haben, weil ich von vielen Stellen wirklich sehr angetan war. Es hatte dann auch gerade die richtige Länge, denn mehr als zweihundert Seiten dieser gepflegten, wohl formulierten Erdbeschau wäre mir dann doch langweilig geworden.