Ich komme mal zur Ursprungsfrage zurück, ob ich mich in meiner Kunst eingeengt fühle. Und so wie hier schon vor mir gefragt wurde, stellt sich auch mir die Frage, was damit gemeint ist.
Habe ich mich schon einmal in der Erstellung meiner Texte eingeengt gefühlt?
Ja, klar. Dadurch, dass ich Geld verdienen muss, dass mir manchmal keine Lösung für ein Problem einfällt, dass der Alltag mir zu sehr auf die Pelle rückt. Hinzu kommt aber auch, dass ich als nichtbinäre Person weiß, dass mein Blick auf die Welt nicht von allen goutiert wird. Das finde ich völlig okay, Leuten steht es frei, sich für meine Texte zu interessieren oder nicht. Was ich aber schwierig finde, ist, wenn unterstellt wird, meine Texte seien zu politisch um künstlerisch zu sein, oder aber zu "woke". Gleichzeitig gelten dann aber sexistische oder queerfeindliche Texte als unpolitisch und interessant. In meiner Zeit in der deutschen SF-Szene habe ich ein ziemliches Maß an Diskriminierung erlebt und ja, das ist eine reale Einengung. Und das führt zu weiteren realen Einengungen:
- Verlage lehnen die Veröffentlichung meiner Texte ab (Einengung der Verbreitung)
- ich werde als queere Person diffamiert, angegriffen oder lächerlich gemacht, beschimpft usw. - Was das nun genau für eine Einengung ist, weiß ich nicht. Aber es fordert Kraft, die dann zum Schreiben fehlt. Dass hier im Forum kaum queere Leute schreiben und so weit ich weiß niemand of colour hat ganz sicher seine Gründe. Auch Frauen sind rar.
Ich weiß, dass es anderen marginalisierten Gruppen genauso geht. Manche dieser Gruppen sind Minderheiten, manche nicht (Frauen zum Beispiel). Mir scheint es auch in diesem Thread hier darum zu gehen, das Recht des Stärkeren zu postulieren und es als Freiheit zu verbrämen, andere wegbeißen zu dürfen und zum Schweigen zu bringen. Aber das ist weder Kunst noch entspricht es meinem Verständnis von Fairness oder Freiheit.
Und: Satire ist für mich nur dann wirklich Satire, wenn sie den Status Quo in Frage stellt. Satire, die auf marginalisierte Bevölkerungsgruppen schlägt und nach unten tritt, ist keine Satire sondern Hassporn. Sowas mag ich zumindest nicht lesen oder sehen (was ja meine Freiheit ist), wir wissen aber, dass es zur besten Sendezeit sogar von den öffentlich-rechtlichen ausgestrahlt wird.