Den Stephen-King-Ausspruch würde ich allerdings so verstehen, dass er v.a. die Bedeutung der Handlung, das Geschichtenerzählen an sich betonen will. - Da King in Interviews selbst seine Bücher erläutert und dabei auf sein Leben Bezug nimmt, ist der Schreibende aber vielleicht doch nicht so ganz bedeutungslos für ihn.
Ich finde, Stephen King ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie der Autor völlig hinter seinen Figuren verschwindet. Er erschafft lebensechte Figuren und erzählt die Geschichte völlig aus deren Perspektive.
Dass er in Interviews dann eher darüber berichtet, wie er seine Bücher geschaffen hat und wie er auf bestimmte Dinge gekommen ist, liegt wohl zum einen daran, dass er ja schlecht den Inhalt der Bücher verraten kann, und irgendwas muss er halt erzählen; und zum anderen sind solche Interviews nun mal gerade für die Menschen gedacht, die sich für diesen persönlichen Hintergrund interessieren.
Es gibt ja auch immer wieder Werke mit persönlichen Bezügen, von denen man vielleicht auch will, dass die Leserschaft sie erkennt.
Dann verlassen wir aber im Grunde schon den Bereich der fiktionalen Literatur, würde ich sagen.
M.E. lautet die Regel so: Ein Autor hat ein persönliches Erlebnis/Anliegen/Trauma, das er verarbeiten will, aber das übersetzt er in die fiktionale Welt der Geschichte, die den Leser erfahren lässt, was er erfahren hat: Aber wenn er hinterher verrät, "was er damit sagen wollte", oder welche echten Erlebnisse künstlerisch abgebildet sind, dann ist das schon Schummeln.
Oft wusste ich weder im Wachzustand noch im Albtraum, auf welchem Planeten ich mich befand, oder in welchem Zeitalter, sondern driftete im großen Mahlstrom von Zeit und Raum und Begebenheiten, ohne Boden, auf dem mein Bewusstsein stehen konnte; und die Welt war für mich nur ein Trugbild und eine neue Darbietung; und die Grenzen von Traum und Wachsein verwischten. (Matthew Phipps Shiel: The Purple Cloud)