Als dressiertes Marketing-Äffchen des Eridanus Verlag lese ich prinzipiell jede neue Veröffentlichung ...
... und wenn es mir gefallen hat, schreibe ich auch gerne etwas dazu.
Kurzrezi:
Heiße Ware, dunkle Geheimnisse, Verfolger im Nacken und zu allem Überfluss noch forzianische Schleimgrabbler. Klare Sache: „Black Ice“ ist ein actiongeladenes Weltraumabenteuer nach klassischem Muster. Frank bedient sich dabei nicht gerade an den Erfolgszutaten einiger bekannter Genrevertreter: Ein wenig „Star Wars“ hier, ein bisschen „Firefly“ da, dazu ein paar Prisen „Star Trek“ und „Dune“ – und natürlich ein ordentlicher Schuss „Guardians of the Galaxy“. Die grundsätzliche Geschichte, die Charaktergestaltung und auch der Weltenbau wandeln inhaltlich und tonal auf vertrauten Hyperraumpfaden. Frank serviert jedoch keinen müden Abklatsch, sondern meistert die Gratwanderung, Erwartungen zu bedienen und den sattsam bekannten Versatzstücken eigene Facetten abzugewinnen. Auf den ersten Blick mögen Frankie an Han Solo oder Mal Reynolds, Gostoe an Deanna Troi, Holly an Data und Wood an Groot erinnern, doch schon nach wenigen Seiten blitzen bei allen Figuren überraschende Facetten auf. Über den Verlauf des Romans hinweg zeigen die Charaktere der unfreiwillig zusammengefundenen Besatzung mehr Tiefgang, als man es von Weltraumromanen dieser Machart gewohnt ist. Insbesondere Frankie, der als Weltraumcowboy durch Empathie und eine bemerkenswerte Anständigkeit überrascht, dürfte von Leser:innen schnell ins Herz geschlossen werden. Lediglich der Verfolger Duistermach bleibt als Handlanger etwas zu sehr im Stereotyp des „Bad Guy“.
Der positive Gesamteindruck des Romans fußt aber vor allem auf einem Aspekt: Frank kann erzählen. Er hat ein gutes Gespür für den Erzählfluss und hält den Spannungsbogen konstant aufrecht, weiß jedoch auch, wann es sich lohnt, das Tempo zu drosseln. Gerade die Momente, in denen sich den Charakteren gewidmet wird, und es zwischen der Crew „menschelt“, sind besonders lesenswert. Stilistisch gibt sich der Roman überwiegend geradlinig und zweckdienlich, kann aber bisweilen mit sprachlichen Finessen punkten.
Wenn in der Namensgestaltung der Corona-Crew ein tieferer Sinn liegt – von der Anspielung auf eine Musikgruppe, die der Popgeschichte hauptsächlich mit zwei Songs nachhaltig in Erinnerung geblieben ist (immerhin!), abgesehen –, ist er mir verborgen geblieben. Vermutlich hatte Frank einfach seinen Spaß daran. Diese augenzwinkernde Reminiszenz passt allerdings zu einem Roman, der in erster Linie nur eines möchte: Unterhalten. Daher: „When you want to suck it, chew it“ – und nicht zu viel darüber nachdenken.
Fazit: Relax! Zurücklehnen und den wilden Ritt in vollen Zügen genießen, lautet das Motto dieses Romans. „Black Ice“ ist ein schwungvoll geschriebenes, temporeiches Weltraumabenteuer, das einerseits Genrekonventionen voll bedient, andererseits genüsslich mit Stereotypen und Klischees spielt. Spritzige Dialoge, geschickt platzierte Überraschungen und ein gut gesetzter Schlusspunkt – immerhin handelt es sich um den ersten Teil einer Trilogie – machen Lust, der sympathischen Truppe in weitere Abenteuer zu folgen.