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Frankenstein or the modern Prometheus von Mary Wollstonecraft Shelley

SciFi Horror

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Eine Antwort in diesem Thema

#1 gregorgross

gregorgross

    Bambinaut

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Geschrieben Heute, 11:17

Passend zu Halloween hier meine Zusammenfassung von Frankenstein. Das Buch von Mary Wollstonecraft Shelley ist wahrscheinlich das erste SciFi-Buch, das jemals geschrieben wurde (weswegen ich mich wundre, dass ich hier im Forum noch keine Rezension finde). Es entstand 1816, dem Jahr ohne Sommer, weil ein Jahr früher der Vulkan Tambora ausbrach, dessen Asche die Erde verdunkelte und 1816 zu einem sehr kalten Jahr machte.

Mary Wollstonecraft Godwin (später Mary Wollstonecraft Shelley), damals 18 Jahre alt, machte sich mit Percy Bysshe Shelley, ihrem Partner und späteren Ehemann (und selber ein sehr bekannter Dichter, z.B. schuf er das berühmte Gedicht um Ozimandias, das auch in Alan Moores The Watchmen eine Rolle spielt ➜ https://www.poetryfo...6565/ozymandias), auf die Reise an den Genfer See, wo sie Lord Byron in der Villa Diodati besuchten. Mit dabei waren John William Polidori, der Leibarzt von Lord Byron, und Claire Clairmont, Marys Stiefschwester, die schwanger von Lord Byron war.

 

Und wie die da so am Genfer See saßen im dunkelsten und kältesten Jahr seit langem, kamen sie auf die Idee, sich gegenseitig Gruselgeschichten zu erzählen. So entstand Frankenstein, als Mary Shelley von ihrem Mann aufgefordert wurde, die Geschichte zu einem Buch auszuarbeiten. Von den anderen Teilnehmern sind keine Geschichten bekannt, ausser von Polidori, dem Arzt Byrons, ist "The Vampyre: A tale" überliefert. Das war, wenn man so will, die erste Vampirgeschichte der Welt ➜ https://www.gutenberg.org/ebooks/6087.

Sie wollte eine Geschichte schreiben, die "das Herz zum Klopfen bringt und das Blut gefrieren lässt". Die Inspiration kam ihr, nachdem sie ein Gespräch zwischen Lord Byron und Percy Shelley über die damals aktuellen wissenschaftlichen Experimente mit Galvanismus (die Idee, tote Materie durch Elektrizität wiederzubeleben) mitangehört hatte. In der Nacht darauf hatte sie anscheinend einen intensiven Traum:

 

> "Ich sah den bleichen Studenten der unerlaubten Künste neben dem Ding knien, das er zusammengesetzt hatte. Ich sah das abscheuliche Trugbild eines Mannes sich ausstrecken, und dann, durch das Wirken einer gewaltigen Maschine, Lebenszeichen von sich geben und sich mit einer ungelenken, halb lebendigen Bewegung regen."

 

Gelesen habe ich das Buch in englisch in einer Ausgabe von 1962, identischer Reprint einer Ausgabe von 1934, mit wunderbaren Illustrationen von Everett Henry und einem wirklich lesenswertem Vorwort von Edmund Lester Pearson (einem Drehbuchschreiber für die Fortsetzung aus 1935 dieses bekannten uralten Hollywood-Frankenstein-Films von 1931), das seinen Weg zu mir gefunden hat aus der Library von W. Edward Lilley, wie das im Buch befindliche Exlibris zeigt, neben dem jetzt mein eigenes Exlibris klebt.

Unter anderem mit diesem Buch habe ich für mich herausgefunden, dass ich den Erzählton des 19. Jahrhunderts wirklich mag. Jedoch ist die Handlung nicht so umfangreich, dass das Buch 200 Seiten benötigen würde, um sie zu erzählen, finde ich. Es gibt viele Passagen mit langwieriger Selbstreflexion sowohl von Victor Frankenstein als auch von seinem namenlosen "Monster". Auch die Handlung ist nicht wirklich gut - das Monster benimmt sich die meiste Zeit wie ein Gentleman, es lernt außergewöhnliches Englisch, indem es einer französischen Familie zuhört usw. 

Aber das "Monster" ist nicht wirklich ein Monster, es wird nur von Victor dazu gemacht, seinem Schöpfer, der die Vaterrolle, die er auch gegenüber seiner Schöpfung hat, nicht ausfüllt. Das Monster tötet, aber nur, wenn es in Wut gerät und von Victor selbst und allen anderen Menschen, die schon bei seinem Anblick wütend werden, verlassen gemacht wird.

Es geht also um Eltern, die ihr Kind verschmähen. Es geht ums Fremde und Andersartige und wie wir alle damit umgehen. Das Monster in dem Buch ist Viktor Frankenstein, der seine Schöpfung im Stich lässt. Und wir alle sind es, die Fremde und Andersartige ausgrenzen. 

Es ist das erste Buch einer sehr jungen Schriftstellerin aus einer Zeit, als Frauen quasi belächelt wurden, wenn sie schrieben. So gesehen, ist es ein Meisterwerk.
 


Bearbeitet von gregorgross, Heute, 11:17.

Mein Blog findest du auf https://denkpass.de
Was ich gerade lese, findest Du auf https://bookrastinat...ser/gregorgross

  • (Buch) gerade am lesen:The Haunting of Car 015 by P Djeli Clark
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#2 Mammut

Mammut

    DerErnstFall Michael Schmidt

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Geschrieben Heute, 11:31

Meine Meinung zum Buch:

Von Frankenstein gibt es zwei Versionen. Die Urfassung ist von 1818 und wurde neu ins Deutsche übersetzt: Rezension auf dem Fantasyguide. Ich las die bekannte Version von 1831. Ein schwülstiger Roman über einen Wissenschaftler aus gutem Hause, der in seine Cousine (Stiefschwester) verliebt ist und in Ingolstadt Studien aufnimmt und dort das Monster erschafft, zusammengefügt aus Leichenteilen. Wie er das macht bleibt im Dunkeln. Das Monster ist ein solches, zwar vernunftbegabt, aber durch sein hässliches Äußeres wird das Monster abgelehnt und so zum mehrfachen Mörder. Als seine geliebte Cousine von dem Monster ermordet wird, natürlich in der Hochzeitsnacht und mehr oder minder unter seinen Augen, beschließt er endlich, das Monster zu jagen. Viktor Frankenstein ist einerseits besessen, bekommt andererseits an jeder Stelle Nervenfieber und statt seinen Fehler, die Erschaffung des Monsters, frühzeitig zu korrigieren und das Monster zu bekämpfen, suhlt er sich die meiste Zeit im Selbstmitleid. Am Ende ist man fast erleichtert, das er sein

Leben aushaucht und dieses schwülstige Machwerk damit vollendet ist.

 

Für mich ist das in erster Linie ein schwülstiger Liebesroman, der Horror und Science-Fiction Motive verwendet.


Bearbeitet von Mammut, Heute, 11:36.




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