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Warhammer 40,000

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5 Antworten in diesem Thema

#1 Maxmilian Wust

Maxmilian Wust

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Geschrieben Heute, 14:12

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Ich muss zugeben, dass ich mit den gängigen Settings nicht so viel anfangen kann. Nicht, weil ich sie schlecht finde (überhaupt nicht!), aber ich habe wohl den Einstieg verpasst. Star Trek, das mir am meisten zusagt, kenne ich praktisch nur aus Romanen, zumal ich als Jugendlicher keinen Zugang zu einem Fernseher hatte (ich werde es aber die nächsten Jahre mal bingen). Star Wars fand ich gut, hat mich aber nie so tief in seinen Bann ziehen können und ist inzwischen verbrannt. Farscape war drei Staffeln lang richtig klasse, nur um ab der vierten seltsam und verdienterweise abgesetzt zu werden. Stargate SG-1 machte mir ehrlich Spaß, aber eher auf amüsanter als eskapistischer Ebene. Und als ich mit Perry Rhodan beginnen wollte, hatte ich bereits Mass Effect gelesen und fühlte mich wie in einem, na ja, Mass Effect 0.5, einer Vorversion. Man sagte mir später, dass man Perry Rhodan immer zuerst lesen muss. Das hätten sie mal auf das Cover schreiben sollen ;-)

 

Also bin ich vor allem an einem Universum kleben geblieben – was auch dem geschuldet ist, dass die Romane für fast geschenkt auf den Bücher-Flohmärkten meiner Spätjugend gehandelt wurden: nämlich Warhammer 40,000 (kurz WH40K). Also Science-fiction „for mentally ill teenage boys and 30-year-old men”, um Thomas Edgar Hinchliffe zu zitieren.

 

Von dem Setting, das nicht nur maßgeblich „Lexx – The Dark Zone“, "Rebel Moon" und viele andere Geschichten, sondern auch die Frühwerke von Andreas Eschbach inspiriert hat, würde ich gerne ein bisschen erzählen … und bei der Gelegenheit einen Sammel-Thread aufmachen, den ich immer wieder mal mit Content rund füllen würde.

 

 

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Worum geht es darin eigentlich?

 

Mit seinen etwa 450 Romanen, 100 Videospielen, zahllosen Comics und anderen Medien ist das als Grimdark bezeichnete Setting von Warhammer 40,000 viel zu komplex, um in wenigen Sätzen beschrieben zu werden, also versuche ich es mit einer Perspektive von außen:

 

Stellt euch eine Spezies wie unsere vor. Sagen wir, sie sind jetzt auf dem Stand der 1970er. Die großen Kriege sind einigermaßen überwunden, man fokussiert sich nun auf Wirtschaft statt auf Vorherrschaft, Technologie und Aufklärung. Die Religion reformiert sich zunehmend zum Moralkodex ohne Pantheon.

 

Da erscheint eines Tages ein Raumschiff am Himmel: ein stachelbewehrter, abweisender Koloss mit einer Länge von über fünf Kilometern. Wer immer ihn steuert, reagiert nicht auf Kommunikationsversuche, sondern scheint vorerst nur zu beobachten. Die Militärs fürchten einen eventuellen Angriff; die gemäßigteren Stimmen hingegen argumentieren, dass jemand, der schneller als das Licht reisen kann, doch gar nicht aggressiv sein könnte – zumal man für diesen Technologiestand seine Konflikte abgelegt haben muss. Außerdem hatte man doch erst vor kurzem eine Sonde in den Tiefenraum entsandt. Man habe also damit rechnen müssen, dass jemand antwortet. Das ist er nun, der Erstkontakt.

 

Man staunt, hofft, spekuliert, und wartet, während sich weitere Schiffe aus violetten Lichtblitzen materialisieren. Bald sind es zehn, dann zwanzig, dann fast fünfzig der Kolosse, die weiterhin nicht auf Kommunikationsversuche jeder Art reagieren. Aus anfänglicher Skepsis wird Misstrauen und man trifft Vorbereitungen für einen eventuellen Angriff.

 

Aber noch bevor man es verstehen kann, kommt er. Schlagartig beginnen die Schiffe mit dem Beschuss. Mit Raketen, Bomben und Säulen es Licht. Es geht schnell. Die Hälfte der Bevölkerung stirbt in den Feuerstürmen der ersten Minuten; die andere kann noch zusehen, wie die Oberfläche ihrer Welt bricht und Wände aus Magma im Orbit verglühen. In unter 90 Minuten ist alles Leben ausradiert, 4,5 Milliarden Jahre der Evolution getilgt.

 

Dieses Volk wird nie erfahren, dass ausgerechnet die Menschheit ihre Sonde gefunden hat. Und das überlebt niemand.

 

 

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Die lange Nacht

 

40.000 Jahre in der Zukunft hat sich alles ins Falsche verkehrt. Seit zehntausend Jahren befindet sich die Menschheit auf dem sogenannten Großen Kreuzzug. Im Namen des Gott-Imperators reinigt sie die Milchstraße von allem, was anders aussieht, anders denkt und anders ist. Abertausende bewusstseinsfähiger Spezies fielen ihr bereits zum Opfer; zahllose Welten brannten – und brennen. Länger als man denken kann herrscht Krieg, gegen alles.

 

 

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Um diesen Vernichtungszug aufrechterhalten zu können, haben sich die über eine Million Welten des Imperiums zu Fertigungsstraßen an die Tausenden von Fronten transformiert, die es parallel unterhält. Alle verfügbaren (und meist eher nicht-verfügbaren) Ressourcen fließen in die Konflikte und die Menschen selbst sind längst zu Drohnen reduziert. Sie dienen nur noch dazu, Personal und Material zu generieren, das im endlosen Krieg verbrannt wird. Aus dem Militarismus ist Religion geworden. Fanatismus, Faschismus und Fronarbeit beherrschen den Alltag der imperialen Bürger. Und natürlich der Tod. Man schmückt sich mit Schädeln, wo man nur kann. Ob nun auf Rüstungen, Waffen, Türen oder Straßenschilder. Sie sind das wahre Zeichen des Imperiums – das nichts mehr bietet, außer Vernichtung.

 

 

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Wer den Großen Kreuzzug anzweifelt (oder schlicht den Imperator öffentlich beleidigt), endet entweder auf den Scheiterhaufen der Inquisition, von denen man sagt, dass sie niemals erlöschen oder verschwindet in der Kriegsmaschinerie – mit dem Suffix, stets an die vorderste Front geschickt zu werden. Sklaverei und Leibeigenschaft sind das Los der meisten und wer sein Soll nicht erfüllt, der endet entweder als Leichenmehl, also als Nahrung für die anderen Arbeiter, oder – schlimmer – als sogenannter Servitor, eine Mensch-Maschine, die für Jahrhunderte arbeiten kann, während sich das eigene Bewusstsein in einem fortwährenden Alptraum befindet. KIs, selbst LLMs wie unsere, sind strengstens verboten, also sind die Maschinen entweder primitiv oder mit den Gehirnen der Verurteilten und Untauglichen beseelt, die sich manchmal an ihr altes Leben erinnern. Ein um Hilfe rufender Roboter ist in der Welt von Warhammer 40,000 keine Seltenheit.

 

„Meine Hände“, schrie der Servitor des Nachts. „Wo sind meine Hände?“ Camella musste ihren Liebsten vertrösten, um den alten Hausdiener neuzustarten. Andernfalls würde er das noch bis zum Morgen tun.

 

 

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Bürgerkriege und Aufstände gehören zum Alltag, Hunderte toben jedes Jahr, Erfolg hatte noch keiner. Sollte sich eine Welt als zu renitent beweisen oder die Rebellion auf andere übergreifen, so verfügt das Imperium nämlich nicht nur über einen, sondern gleich mehrere tausend Todessterne: ein Verfahren, das sich der Exterminatus nennt. Obwohl er meist dazu eingesetzt wird, andere intelligente Spezies auszulöschen, so kann er auch gegen die eigene Bevölkerung angewandt werden. Mit einer Reihe an Waffen löscht man dabei alles Leben auf dem Zielplaneten aus, und lässt ihn als Warnung für die anderen zurück. Als Resultat reagieren die Planeten-Gouverneure mit immenser Verzweiflung auf Kritik am Gott-Imperator, um nicht als nächste auf der Liste zu stehen. Drakonischste Maßnahmen, von der Hinrichtung der ganzen Familie eines Ketzers bis hin zum Bombardement von ganzen Nationen dienen nur dem Zweck, der Inquisition zu gefallen. Um zu zeigen, dass man die Auslöschung nicht wert ist. Was die Menschheit nur noch tiefer in den Fanatismus treibt.

 

In Treue zum Gott-Imperator, unserem unsterblichen Herrn und Meister, und durch die Gnade des Goldenen Throns erkläre ich den Exterminatus über die imperiale Welt Typhon Primaris. Hiermit unterzeichne ich das Todesurteil eines ganzen Planeten und verurteile eine Million Seelen zum Untergang. Möge die imperiale Gerechtigkeit alles in Einklang bringen! Der Imperator beschützt!

 

 

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Im Zentrum vieler Handlungsstränge stehen dabei die Adeptus Astartes, oder auch Space-Marines genannt. „Seine Engel“, wie sie auch oft in Bezug auf den Gott-Imperator beschrieben werden, kämpfen an vorderster Front. Sie suchen die offene Schlacht mit den „Feinden der Menschheit“ – was einfach jeden und alles darstellt, der kein Mensch ist oder eine Statue des Gott-Imperators auch nur schief ansieht.

 

Ein Astartes zu werden, hat etwas grausam Sozialdarwinistisches an sich: Er muss für Jahrzehnte trainiert und genetisch und mit Implantaten verbessert werden, zum Fanatiker und Kriegsverbrecher erzogen und letztendlich gebrochen. Die wenigen Männer, die das Prozedere überleben und zu unsterblichen Supermenschen heranreifen, ziehen fortan von einer Schlacht zur nächsten, bis schließlich ein Feind stärker oder schneller ist. Und selbst dann gibt es oft keine Erlösung. Kann der Körper geborgen werden, wird er für immer in einen Leviathan eingeschlossen, eine Kriegsmaschine und weiter und immer weiter gegen die Feinde des Imperators gehetzt. Vielen droht ein Schicksal schlimmer als der Tod.

 

Mein Befehl an euch alle ist einfach, doch beherzigt ihn gut und setzt alles daran, ihn auszuführen: Sie kommen. Tötet sie alle!

 

 

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Über all dem Schrecken thront er, der sogenannte Gott-Imperator, das schlimmste aller Monster – oder was von ihm übrig ist. Noch im Leben waren seine Ziele simpel, binär: Alle Menschen müssen seiner Herrschaft unterstehen, jede andere Spezies ausgelöscht werden. Als sich sein Kriegsmeister Horus gegen ihn wandte, handelte er jedoch zu spät, wurde tödlich verletzt und von seinen Dienern auf den sogenannten Goldenen Thron gesetzt, der ihn mit Gewalt am Leben erhält. Eintausend telepathisch begabte Menschen, sogenannte Psyker, werden seitdem täglich an diese Maschine verfüttert. Ihre Schreie hallen unaufhörlich, wie ein Dunst, aus ihrem Innern, während sie den Imperator selbst dazu zwingt, Warp-Portale für das Imperium zu öffnen. Wann immer die Menschheit in Überlicht reisen will, zwingt ihn der Goldene Thron dazu, ihr den Weg zu bahnen.

 

Und so sitzt er auf dem Thron, den er sich gewünscht hatte, um einem Genozid zu dienen, den er seit Jahrtausenden ersehnte, ewig leidend, während die Galaxie stiller und stiller wird.

 

Tja, und das sind die Guten in der teerschwarzen Welt von Warhammer 40,000.

 

 

(Mehr folgt demnächst ...)


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#2 Maxmilian Wust

Maxmilian Wust

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Geschrieben Heute, 14:18

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Die Schönheit des Entsetzlichen

 

Als Henry Cavill bekannt gab, über Amazon aus Warhammer 40,000 eine Serie machen zu wollen, versuchte der Journalist Robert Evans, es in einem Satz für Laien zu beschreiben: „40k is a universe in which everyone's worse than Hitler.” (z.D.: „40K ist ein Universum, in dem jeder schlimmer ist als Hitler“) – und hatte damit mehr Recht als er vermutlich dachte.

 

Neueinsteiger oder Außenstehende zeigen sich gerne durchschauend, indem sie den Fans erklären – ähnlich wie bei „Starship Troopers“, „Helldivers“ oder „Der ewige Krieg“ – dass die Menschen in Wirklichkeit die Bösen in WH40K sind. Wirklich? Was hat das verraten? Die Tatsache, dass die Menschheit von einer menschenfressenden Leiche seit Millennien dazu verdonnert wird, die Galaxie in einen Friedhof zu verwandeln? Oder, dass besagte Leiche ganze Welten einschmelzen lässt, weil ein bisschen zu viele Leute was dagegen hatten?  :wink2:

 

Spaß beiseite: Neueinsteiger zeigen sich oft mit dem widerlich verdrehten Moralkompass der Grimdark-Welt von Warhammer 40,000 überfordert. Und das zurecht: Ähnlich dem Wokeismus, so verfolgt auch WH40K die Thesen von Derrida der Werteumkehr – jedoch in die exakt andere Richtung: Mitgefühl, Gnade, Liebe und Vertrauen sind Eigenschaften, die es im Warhammer-Universum nicht gibt. Wer ihnen nachgibt, wird schwerst durch die Handlung bestraft und stirbt in vielen Geschichten noch vor Ende des 1. Akts. Lüge, Betrug, Folter, die Ermordung Unschuldiger und Genozide sind hingegen ein übliches, nicht verpöntes Mittel zum Zweck. Wer sich ihrer bemächtigt, tut in den Augen aller das Richtige und wer ihnen zum Opfer fällt, wird schlichtweg als schwach abgetan. Die sozialdarwinistische Komponente erzählt sich oft unangenehm. Ein guter Bürger des Imperiums, so heißt es, soll ohnehin nur drei Emotionen kennen: Treue, Schmerz und Hass.

 

 

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Für die Protagonisten und -innen trifft das auf jeden Fall zu. Absolut niemand ist gut. Auf einer Skala von 1 bis 10 der Bösartigkeit befinden sich die „Guten“ selten unter einer 7. „Just pick your favorite war criminals“ (z.D. „Wähle einfach deine Lieblingskriegsverbrecher!“), empfiehlt Reddit – und dabei gleich auch noch, den eigenen Moralkodex beim Inhaltsverzeichnis abzustellen. Wo für gewöhnlich Autoren ihren Fraktionen Tiefe geben, ihre Motive nachvollziehbar gestalten und sich in moralischen Spektren von Grau versuchen, machen es sich die Schreiber von Warhammer leicht: Zehntausend Jahre des Krieges haben aus allen Seiten das Allerschlechteste herausgeholt. Die Feinde der Menschheit sind genauso abstoßend bösartig geworden wie sie selbst.

 

Aber genau das ist der immense Reiz, den Warhammer 40,000 aktuell auch ausübt. Es erzählt von einer Welt, in der es absolut kein Licht, keine Werte und keine Hoffnung mehr gibt. Alles, was bleibt, ist das Überleben und absolut jedes Mittel ist den Protagonisten erlaubt, dieses zu gewährleisten. Die Milchstraße wird als absolute Hölle erzählt, die seine Bewohner zu Dämonen oder Nahrung macht.

 

Viele Protagonisten, vor allem in den Romanserien, beginnen dabei als Vertreter des Lesers: Reserviert ob der Grausamkeit gegenüber, aber letztendlich Menschen, die Gutes tun möchten, während sie sich Seite für Seite zum nächsten Monster wandeln. Gerade Autoren wie Dan Abnett gelang das gut. Jeder Schritt in die falsche Richtung, die Peripetie seiner „Helden“ fühlt sich nachvollziehbar an.

 

… dass euch eure Ideale, euer Großes Ganzes, letztendlich im Stich lassen werden. Ihr werdet mit der Grausamkeit zu handeln, die das Universum verlangt, bis die Rüstung eurer Gewissheit abgetragen ist und ihr euch nicht mehr von denen unterscheidet, die vor euch kamen.

 

 

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Aber das ist es auch, was die wenigen Lichtmomente so unglaublich ergiebig macht. Warhammer-Geschichten erzählen sich oft wie Bosskämpfe aus der Dark Souls-Reihe. Die nicht enden wollende Grausamkeit, dass sie fast alle schlecht enden, aber vor allem diese bedingungslose Abstinenz aller Hoffnung, lassen jeden Sieg so viel besser schmecken. Dass Vertrauen doch irgendwann belohnt wird, dass doch einmal das Gute siegt, dass sich ein Kapitän einmal dafür entscheidet, ein außerirdisches Raumschiff nicht beim ersten Sichtkontakt anzugreifen. Dass jemandem Gnade zu Teil wird.

 

Ich will aus Spoilergründen nicht sagen, in welchem Roman, aber als einmal ein einfacher Soldat verschont wird, rechnete ich noch Seiten später mit einer Kehrtwende, mit der Wendung, die alles wieder ins Gegenteil verkehrt. Und bekam stattdessen die Geschichte von einem der Wenigen, die der Entsetzlichkeit von Warhammer 40,000 entgehen. Aber für diese Erlösung musste es 30 Romane und nochmal so viele Kurzgeschichten bitterschlecht enden.

 

Das Schöne ist in Warhammer 40,000 so unglaublich selten, dass es wirklich wieder schön ist.

 

 

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(Mehr folgt demnächst ...)


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#3 Maxmilian Wust

Maxmilian Wust

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Geschrieben Heute, 14:28

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Hinter den Kulissen: Plastikmännchen und Männerphantasien

 

The cure to male loneliness is space racism.

 

Lassen wir mal die Edgyness der 1990er und Nullerjahre hinter uns. Hinter den Kulissen ist Warhammer 40,000 einfach nur ein Sales-Pitch: aus der Idee entstanden, das Tabletop-Spiel aus dem Fantasy-Universum in die Zukunft zu erheben, um noch mehr Plastikfiguren zu verkaufen.

 

Und dafür stahl Games Workshop dreist wie sonst niemand: Zuerst bedienten sie sich massiv von Frank Herberts „Der Wüstenplanet“ (mit dem KI-Verbot, 40.000 Jahre in der Zukunft, dem Feudalsystem), nahmen sich große Portionen vom Superfaschismus von „Starship Troopers“ und noch mehr „2.000 AD“ (im WH40K-Universum gibt es sogar eigene Judges, gnadenlose Vollstrecker namens Arbitor) und bedienten sich bei der Entwicklung der Necrons an dem Judge Dredd-Film. Gleich darauf folgten „Star Wars“ (mit Zauberei, die Macht, den Imperator), das „Alien“-Franchise und zahllose Romanideen. „Habt ihr eigentlich auch was selbst erfunden?“, war einer meiner Ersteindrücke, als ich damit angefangen habe. Dass sich später Blizzard mit seinem „StarCraft“ genauso freizügig bei ihnen bediente, wurde aber fairerweise nie von ihnen beanstandet.

 

So seltsam es jedoch klingen mag: Dieser Brei der vielen Köche funktioniert, indem man ihn schlicht mit Übertreibung würzte.

 

 

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Warhammer 40,000 mutet zunächst wie eine Wikingerphantasie an; erzählt es doch primär von seinen Elite-Kriegern einer extremen, die wiederum alles und jeden vernichtet, der sich ihr in den Weg stellt. Und für Jugendliche ist es das wahrscheinlich auch. Aber darüber hinaus? Ein Krieg, der seit zehntausend Jahren andauert? Tote werden zu Leichenmehl verarbeitet? Turmstädte mit Milliarden von Einwohnern? Dreißig Kilometer lange Raumschiffe? Und ein Space-Marine-Orden, der über nichts als Blut redet und alles irgendwie mit Blut in Verbindung bringt, als wären sie 14-jährige, die in Videogames immer die Bösen spielen?

 

WH40K ist es wie ein guter Scherz durch Übertreibung.

 

Seine Autoren haben ihn verstanden, wenn sie mit beeindruckender Kreativität fremde Spezies entwerfen, ihnen faszinierend viel Tiefe geben und listenreich vorgehen lassen – nur um sie am Ende dem Genozid zum Opfer fallen zu lassen.

 

Seine Fans haben ihn verstanden, wenn sie sich auf Reddit darüber austauschen, welche der vielen Spezies am Ende die Milchstraße für sich beanspruchen wird (Spoiler: Das Ergebnis lautet immer Necrons).

 

Wie auch die Fan-fiction-Writer, wenn sie Bürokraten intellektuell-freundschaftlich darüber debattieren lassen, dass der letzte Exterminatus ausgesprochen kostspielig gewesen wäre, aber mit keinem Wort darüber nachdenken, dass da ein ganzer Planet ausgelöscht wurde.

 

Grimdark bedeutet schlicht so viel Übertreibung, dass es statt peinlich wieder cool wird.

 

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In einem Fazit ist mir vor ein paar Jahren aufgefallen, dass Warhammer 40,000 seine Zielgruppe klar als Jugendliche und Männer formuliert hat. Dennoch – und das ist mir bis heute ein Rätsel – kenne ich mehr Frauen als Männer, die sich von der Grimdark-Space Opera von Games Workshop faszinieren ließen. Und das ist vielleicht noch etwas, das ich zum Schluss anmerken sollte, denn so grausam, blutig, übertrieben und edgy WH40K sein mag, sexistisch oder rassistisch ist es wirklich überhaupt nicht. Nur gegen Xenos. Aber das ist okay. Die sind ja keine Menschen  :wink2:


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#4 Stephan

Stephan

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Geschrieben Heute, 14:46

ich hab damals in den 90ern gerne die Warhammer und die Warhammer-40.000-Romane aus dem Heyne-Verlag gelesen. Die damalige Reihe habe ich auch komplett gesammelt.

 

Später habe ich dann noch mal die 12 Bände aus "Die Bestie erwacht" gesammelt. Aber darüber hinaus musste ich echt streiken, da es einfach zu viel ist.

 

Die Horus Heresy mit über 60 dicken Kloppern hat ja schon gigantische Ausmaße angenommen, die ich sonst nur von Perry Rhodan kenne..  nur dass die das in einer extrem kurzen Zeitspanne rausgehauen haben. Da komme ich nicht mit :-) 


Mein Blog über Science Fiction: www.ostinspace.blog  :)


#5 deval

deval

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Geschrieben Heute, 15:08

Den letzten Warhammer den ich vor ca. 3 Monaten gelesen hatte war Mensch und Maschine. Ist allerdings ein Krimi/Thriller gewesen und kein oppulentes Schlachtendrama. Mir hat das Buch gut gefallen. Ansonsten habe ich noch die Gauntt Reihe hier stehen, alle anderen Reihen die ich hatte habe ich letztes Jahr verkauft.

 

Hin und wieder schaue ich mir auf youtube schon mal gerne Warhammer Kurzfilme an. Teilweise sind die von der Aufmachung her recht gut.


Bearbeitet von deval, Heute, 15:10.

"Dein Wort ist meines Fusses Leuchte und ein Licht auf meinem Weg."
Psalm 119, 105

 

www.fantasybuch.de


#6 Maxmilian Wust

Maxmilian Wust

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Geschrieben Heute, 15:15

Die sind mir ehrlich gesagt auch lieber als die reinen Schlachten. Das Grimdark wirkt aus meiner Sicht bedeutend spannender aus der Sicht eines imperialen Bürgers oder Arbitors, als an irgendwelchen Fronten. Von den Astartes fand ich tatsächlich Guilliman furchtbar langweilig (also die Mickey Maus des Warhammer-Universums), während Captain Titus mit all seinen Fehlern und seinem Misstrauen weit mehr mein Fall gewesen ist.

 

Oha, ich merke jetzt schon, ihr seid richtig tief in dem Thema drin. Das könnte ein seeehr interessanter Thread werden  :bighlaugh:


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