„Zentauren erlaubt“
BOD Books on Demand, Oktober 2025,
228 Seiten, Taschenbuch, 12,80 €
ISBN: 978-3695194452
Auch als E-Book erhältlich
Gewissermaßen lese ich die »Andromeda Nachrichten« wie einen Manga, denn Klaus Marions satirischer Rausschmeißer »Neues aus Asimov-Kellerbar« ist der erste Beitrag, den ich mir in einer neuen Ausgabe gönne. Mit »Zentauren erlaubt« erscheint bereits der dritte Sammelband der langlebigen Kolumne und bietet einen Querschnitt des vergangenen Jahrzehnts.
Die Asimov-Kellerbar wirkt wie ein Ort, der aus der Zeit gefallen ist. Sie erinnert mich an die Rockkneipen, in denen ich früher quasi gelebt habe: Diffuse Schwaden hängen in der denkmalgeschützten Luft (seit 1971 weitestgehend dieselbe), im Hintergrund läuft dauerhaft Dieb Pörpel (kam ja nichts mehr Gescheites nach) und die im Übermut verteilte Hopfensiffe auf dem Boden ist längst Teil der Bodenlasur geworden.
In der Asimov-Kellerbar sind eben nicht (nur) die Altrocker, sondern die SF-Freunde zu Gast. An der Dartscheibe verbessern aufgeklebte Fotos von Perry-Rhodan-Autoren die Zielgenauigkeit, der hoffnungsvolle Nachwuchsautor Frank Außenstein arbeitet seit Jahren an seinem bahnbrechenden Epos, Klaus N. Frick wird ständig unter den Tisch gesoffen und Wirt Rudi Gerstner hat für alle ein offenes Ohr – oder zumindest einen guten Drink.
Die Thekengespräche drehen sich nicht dabei nicht nur um das stets bessere Früher(™), sondern um die wichtigen Ereignisse dieser Welt: Conventions, Fanzines, Szenepreise, die letzte Mitgliederversammlung oder die, diplomatisch ausgedrückt, kreativen Entscheidungen des Vereinsvorstands. Auch nachdenklich stimmende Themen, bspw. die voranschreitende Überalterung der SF-Clubszene, oder Streitpunkte wie das Gendern kommen zwischen dem Kippen von »Donnergurglern“ oder »Galactic Nebula« zur Sprache.
Der Autor zieht alle Register, die die Satire-Orgel zu bieten hat: Manchmal wird er bissig, gleitet ins Absurde ab und pflegt seine Running Gags, wird aber in einigen Beiträgen auch nachdenklich oder setzt nur auf hintersinnigen Humor. Lediglich Polemik hält keinen Einzug. Marion übt Kritik und lässt seine Meinung durchschimmern, vermeidet aber Schwarzweißmalerei und Anklage. Die Pointen sorgen meistens dafür, dass man sich selbst erkennt und mit einem Schmunzeln zustimmend ob der treffsicheren Entlarvung nickt.
Ob die klangvollen Cocktail-Kreationen, deren Rezepte den Abschluss einer jeden Kellerbar-Geschichte bilden, als angenehme Rachenbrenner taugen oder einen Warpkernbruch in der Leber verursachen, sollen trinkfestere Menschen als ich es bin, beurteilen. Interessant klingen sie, aber mir reicht bereits der Dunst in Rudis Bar, um nach kürzester Zeit dem Frick unterm Tisch Gesellschaft zu leisten.
Fazit: Zentauren sind erlaubt, auch wenn sie in diesem Band draußen bleiben mussten. Dafür hielt fast alles andere rund ums spekulativ-nerdig-futuristische Paralleluniversum Einzug. Alle SF Fans, die über sich und das liebste Hobby lachen können, werden in der Asimov-Kellerbar ihren Spaß haben – vor allem, wenn sie sich in den Geschichten ein ums andere Mal selbst erkennen.
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Rezension für „Andromeda Nachrichten“.
Das Rezensionsexemplar wurde von Klaus Marion zur Verfügung gestellt.
Bearbeitet von ChristophGrimm, Heute, 09:13.
