Geschrieben 04 November 2004 - 22:29
So Ihr Lieben,
ich bin jetzt also auch dabei, mit Teils eins fertig und stecke mitten in Teil zwei. Hier meine Eindrücke:
Teil eins
Tja, was soll ich sagen: Der Roman leidet vor allem darunter, das ich vor kurzem einen ganz ähnlichen Roman gelesen habe, der aber leider extrem ins Detail ging. Der hier liest sich vergleichsweise oberflächlich. Wobei ich nicht die am Anfang dieses Threads angesprochenen 40 Einleitungs-Seiten meinte; mit denen kam ich nämlich wunderbar klar.
Was danach kommt, lässt meine Stirnfalten gelegentlich kräuseln: Mal werden Zeitsprünge von Millionen mal von tausend Jahren gemacht. Dann scheinen die Klone immer nur im Alter von 21 aktiv zu werden. Und prompt bauen sie irgend einen Mist, gehen dabei hops - was man meistens nicht erfährt - und ... schwups ... ein paar tausend Jahre, oder auch Millionen Jahre, später werden vom Mastercomputer erneut Klone gezüchtet und das ganze beginnt von vorne. Nicht sonderlich spannend. Zumal der Entscheidungsprozess, wann denn nun der Master-Rechenschieber geruht neue Klone ins Leben zu lassen, völlig im dunklen bleibt. Und dann will ich außerdem einen in nicht allzu ferner Zukunft gebauten Computer sehen, der ein paar Millionen Jahre und das auch noch fehlerfrei (!) überdauert. „Sense of Wonder“ hin oder her, aber da wäre eine klitzekleine Erklärung fällig.
Ok, wir wollen mal nicht so sein. Das Buch ist ja noch ein wenig dicker.
Teil zwei
Es kommt mir so vor, als wären die Teile- und die Kapitel-Abschnitte relativ willkürlich gesetzt worden. Ein Freund von mir meinte einmal, dass das durchaus auch von den deutschen Verlagen so eingeteilt wird. Ich möchte niemanden die Schuld in die Schuhe schieben, aber der sich angesprochen Fühlende sollte mal seine Antennen bezüglich der Aufteilung prüfen. Mir kommt das Ganze nämlich schlichtweg einfach nur willkürlich vor: Mal vergehen mitten im Kapitel Jahrmillionen, mal gibt es eigentlich gar keine logische Trennung von Kapitel zu Kapitel.
Noch ein Eindruck von Teil eins bleibt bestehen: Dass der Roman nämlich immer dann spannend wird, wenn es etwas Unbekanntes zu entdecken gibt. So geschehen bei den merkwürdigen Pflanzen in Afrika und Amerika, wo auch der Expeditionsleiter verloren geht (zumindest bis zu der Stelle, an der ich gerade bin). Wenn es dagegen um Evolutionstheorie geht, was ja auch durch spannend geschildert sein kann - wir erinnern uns an den guten Onkel Baxter mit „Evolution“ aus einer der vergangenen Leserunden - dann würgt Herr Williamson die Geschichte mit geradezu traumwandlerischer Sicherheit ab. Ich hätte nur zu gerne erfahren, wie es mit den roten tintenfischartigen Wesen nach der ersten Evolutionsstufe oder den offensichtlichen Säugetier-Herden nach der zweiten Evolutionsstufe weiterging.
Dann haben die Klone immer irgendwie den selben Charakter: Egal ob es nun der zweite oder der sechste Klon ist. Immer sind die Rollen vorher festgeschrieben. Spannend würde ich finden, wenn es da mal Fehler im Programm geben würde. Aber das kann ja noch kommen.
Und wenn das Hologramm den erneut Geklonten noch einmal erklärt, dass auf der Erde der große Impaktor einschlug und die große ehrenvolle Mission vor allem Vorrang hat, dann schmeiße ich das Buch aus dem Fenster!
Und trotzdem: Ich will irgendwie weiterlesen. Ich hoffe nur, Herrn Williamson gehen die Ideen nicht aus. Das ist im Moment eigentlich meine Triebfeder.
Bis dennen,
Henrik
Gerade fertig gelesen
Gregory Benford, Larry Niven, "Himmelsjäger"
Gerade am Lesen
Gregory Benford, Larry Niven, "Sternenflüge"
Gerade gesehen
Serie "Mad Men"