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The Book of the New Sun


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45 Antworten in diesem Thema

#1 Sullivan

Sullivan

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Geschrieben 05 November 2004 - 12:56

The Book of the New Sun Vol. 1
von Gene Wolfe

ISBN: 1-85798-977-5

''The Book of the New Sun'' ist der Auftakt der Reihe Fantasy Masterworks und eines der beeindruckendsten Werke, dass die Fantasyliteratur hervorgebracht hat. Vom Setting kann man die Reihe auch zur Science Fiction zählen, aber von der Handlung her würde ich sie zur Fantasy zählen. Im ersten Band sind die Teile The Shadow of the Torturer und The Claw of the Conciliator enthalten. Der zweite Teil hat den Nebula gewonnen.

Gene Wolfe beschreibt die Erde (oder Urth) in ferner Zukunft kurz vor dem Erlöschen der Sonne. Der Ich-Erzähler ist Severian, ein Angehöriger der Gilde der "Torturer" (dt. Folterer, Folterknecht), der zurück auf sein Leben blickt. In jungen Jahren hilft er einer "Klientin" beim Selbstmord, was strengstens verboten ist und ihn zu einer Reise nach Thrax führt, wo er fortan fernab von seinen Gildenbrüdern seinem Beruf nachgehen soll. Auf der Reise nach Thrax erlebt er ungewöhnliche Abenteuer und lernt viele Leute kennen. Manche werden seine Freunde, andere werden zu Feinden. Am Ende des zweiten Romans ist er seinem Ziel näher gekommen, aber bis nach Thrax ist es immer noch ein gutes Stück.

Das Buch ist alles andere als leicht zu lesen, aber dafür wird man reichlich belohnt. Gene Wolfe kann sehr gut mit der Sprache umgehen und nutzt sie, um eine beeindruckende Atmosphäre mit farbigen Charakteren zu schaffen. Die Handlung verweilt an zauberhaften Orten von denen man noch nicht einmal im Traum geahnt hätte, dass sie existieren. Die Zitadelle, in der Severian aufwächst, wird so echt beschrieben, dass man die kühlen Mauern förmlich spüren kann, hinter denen die Gefangenen auf ihr Urteil warten. Während sich der erste Teil noch wie ein Fantasy Roman liest, wird im zweiten Teil immer deutlicher, dass es eher in die Richtung SF geht. Viele Dinge sind nicht so wie sie auf den ersten Blick zu sein scheinen und die alten Legenden sind schwer zu verdauen.

Als Folterer hätte Severian der typische Antiheld sein können. Die meisten Menschen betrachten ihn mit einer Mischung aus Argwohn, Bewunderung und Abscheu und durch seine Berufskleidung vereinigt er schnell die Aufmerksamkeit auf sich. Für Severian ist das Leben aber völlig normal und Gene Wolfe schafft es, genau diesen Eindruck zu vermitteln. Er nimmt die Ideale und den "Beruf" ernst, tief in seinem Inneren schlummert aber auch die Sehnsuch nach Liebe und er philosophiert über die Welt, in der er lebt.

Die Charaktere im Buch sind sehr gut ausgearbeitet und haben eine Tiefe, die man häufig vermisst. Das gilt nicht nur für Severian sondern auch für die anderen Personen, denen man im Laufe der Reise begegnet. Häufig verbergen sie Geheimnisse, die im Laufe der Geschichte nach und nach gelüftet werden. Sehr gut gefallen haben mir die Frauen, sie sind nicht einfach nur oberflächliche Anhängsel oder Bettgefährtinnen sondern spielen eine wichtige Rolle.

Es gibt eigentlich nur zwei kleine Kritikpunkte. Gene Wolfe erzählt die Geschichte rückblickend und als Leser wird man ein wenig zu häufig daran erinnert. Dadurch wird ein wenig der Erzählfluss gestört, was nicht nötig gewesen wäre. Zweitens ist der Übergang zwischen den ersten beiden Teilen sehr abrupt, die Geschichte geht nicht nahtlos weiter sondern setzt etwas später ein. Dadurch hatte ich am Beginn des zweiten Teils Probleme, mich zu orientieren.

Schwamm drüber, ''The Book of the New Sun'' ist ein Meisterwerk, das mir lange in Erinnerung bleiben wird und das man immer wieder lesen kann. Von der Sprache konnten mich nur John C Wright oder Jeff Vandermeer ähnlich begeistern - ich freue mich schon auf die abschließenden beiden Teile!

#2 Nessuno

Nessuno

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Geschrieben 05 November 2004 - 16:00

Es gibt eigentlich nur zwei kleine Kritikpunkte. Gene Wolfe erzählt die Geschichte rückblickend und als Leser wird man ein wenig zu häufig daran erinnert. Dadurch wird ein wenig der Erzählfluss gestört, was nicht nötig gewesen wäre. Zweitens ist der Übergang zwischen den ersten beiden Teilen sehr abrupt, die Geschichte geht nicht nahtlos weiter sondern setzt etwas später ein. Dadurch hatte ich am Beginn des zweiten Teils Probleme, mich zu orientieren.

Grundsätzlich teile ich deine Einschätzung von Wolfes Werk, Sullivan. Die Romane sind ein echtes Leseerlebnis, obwohl die Handlung - wenn man sie nacherzählt - furchtbar dürr wirkt. Auch ich hatte Problem beim Einstieg ins zweite Buch, gerade der Anfang ist recht abrupt. Dagegen habe ich deinen anderen Kritikpunkt anders in Erinnerung. Dadurch dass Wolfte immer wieder andeutet, dass Severian noch eine große Zukunft bevorsteht und er nach Nessus zurückkehren wird, bliebt doch immer eine latente Spannung vorhanden. Nessuno

#3 Matthias

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    Illuminaut

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Geschrieben 05 November 2004 - 16:18

Was hat es mit dem "Book of Long Sun" auf sich? Ist dies ein Nachfolger oder ein Sammelband. z.B. http://www.amazon.de...7836729-5989306
Lieblingsautoren: Alastair Reynolds, R.C. Wilson, G. Benford

#4 Skydiver

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Geschrieben 05 November 2004 - 16:38

Die Serie um den Folterer spielt viel früher. Es sind zwei verschiedene, in sich geschlossene Serien.

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It's all fun and game until someone loses an eye

  • • (Buch) gerade am lesen:Robert B Parker

#5 Nessuno

Nessuno

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Geschrieben 07 November 2004 - 21:51

(Englische) Info zu Gene Wolfe findet man unter: http://mysite.verizo...tmhh/wolfe.html http://www.urth.net/ Nessuno

#6 Impala

Impala

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Geschrieben 07 November 2004 - 23:12

Hi Sullivan,vielen Dank für die Rezi. Aus irgendeinem Grunde habe ich das Buch schon öfter positiv erwähnt gehört und der Wunsch schwirrt in meinem Kopf rum, auch mal wieder etwas zu lesen, was mehr Fantasy-Anteile hat. Nun ja, das alte Leiden mit der Bücherliste. Hoffentlich wird es nochmal was.Impala
Julius Gaius Baltar!

#7 Sullivan

Sullivan

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Geschrieben 08 November 2004 - 13:41

Hallo Nessuno,

Auch ich hatte Problem beim Einstieg ins zweite Buch, gerade der Anfang ist recht abrupt.

Aha, dann ging es nicht nur mir so. Ich habe den Ãœbergang sogar zweimal gelesen, aber wie genau Severian von den anderen getrennt wurde und mit Jonas weiterzieht, wird nicht deutlich. Der Nachfolgeband ist bestellt, mal sehen wie es weitergeht! Sullivan

#8 Pogopuschel

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Geschrieben 08 November 2004 - 20:47

Ich habe bisher nur den ersten Teil "The Shadow Of The Torturer" gelesen und dieser hat mir trotz des sehr anspruchsvollen Englisch von Gene Wolfe, sehr gut gefallen. Vor allem die Atmosphäre die er erzeugt. In den Userkritiken von Amazon.com habe ich gelesen das sogar Amerikaner teilweise Schwierigkeiten hatten Wolfe zu verstehen. Das liegt wohl vor allem an seiner Wortwahl. Er verwendet viele altenglische Wörter und sehr viele Eigenkreationen. Gruß Markus

#9 Nessuno

Nessuno

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Geschrieben 12 Dezember 2004 - 08:29

Es gibt eigentlich nur zwei kleine Kritikpunkte. Gene Wolfe erzählt die Geschichte rückblickend und als Leser wird man ein wenig zu häufig daran erinnert. Dadurch wird ein wenig der Erzählfluss gestört, was nicht nötig gewesen wäre. Zweitens ist der Übergang zwischen den ersten beiden Teilen sehr abrupt, die Geschichte geht nicht nahtlos weiter sondern setzt etwas später ein. Dadurch hatte ich am Beginn des zweiten Teils Probleme, mich zu orientieren.

@ Sullivan Da wir beide dieselben Schwierigkeiten mit dem Einstieg hatten (und ich mir bei Wolfe nur schwer vorstellen kann, dass er gerade den Anfang nicht bewusst ganz sorgfältig gestaltet hat), habe ich ihn vor kurzem nochmals gelesen. Mittlerweile habe ich den Eindruck, dass Wolfe hier (auch) ein Sprachexperiment machen wollte: anscheinend soll die Szene das Erwachen Severians sprachlich nachzeichnen - von den dumpfen, unbewussten, unreflektieren Bildern des Tiefschlafs bis zum vollständigen, geistig regen Wachsein zwei Seiten später. Nessuno

#10 Sullivan

Sullivan

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Geschrieben 22 Dezember 2004 - 09:19

Hallo Nessuno,beim Übergang von Teil 2 zu Teil 3 gibt es ebenfalls einen kleinen Sprung, aber der fällt relativ sanft aus und man findet sich sofort zurecht. Zwischen Teil 1 und 2 werden dagegen 1) die Protagonisten getrennt und 2) Severin ist plötzlich mit Jonas zusammen. Absicht oder nicht?!Sullivan

#11 Nessuno

Nessuno

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Geschrieben 22 Dezember 2004 - 18:06

Hallo Sullivan,ich habe dich anfangs missverstanden. Meine Schwierigkeit beim Einstieg in das 2. Buch bestand weniger in der neuen Personenkonstellation als in der Handlungsbeschreibung der ersten beiden Seiten, wo Wolfe es dem Leser ungewöhnlich schwer macht - bis ungefähr zu dem Satz: "Jetzt war ich wach" (oder so ähnlich). Ich denke wirklich, dass Wolfe hier ein Sprachexperiment durchziehen wollte.Warum er die Personenkonstellation zu Beginn des 2. Buch ändert, kann ich dir auch nicht sagen. Nur zufällig ist bei Wolfe so gut wie gar nichts ...Nessuno

#12 Sullivan

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Geschrieben 23 Dezember 2004 - 12:03

Hallo Nessuno,mit der Handlungsbeschreibung hatte ich am Anfang ebenfalls Probleme, obwohl die Eindrücke für sich genommen überwältigend waren. Man spürte das Leben förmlich toben in der Stadt!Mit Teil 3 deckt Gene Wolfe immer mehr von der Geschichte von Urth (= Erde) auf. Ich sehe schon, dass ich zum Schluss die Bücher gleich noch einmal lesen muss, um sie richtig zu verstehen. :DSullivan

#13 Gast_Guest_*

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Geschrieben 23 Dezember 2004 - 13:33

Ich sehe schon, dass ich zum Schluss die Bücher gleich noch einmal lesen muss, um sie richtig zu verstehen.  :D

Ist sicherlich nicht die schlechteste Idee ... Mir geht es bei Lektüre von Wolfe auch dauernd so, dass ich das Gefühl habe, irgendeinen großartigen Witz verpasst zu haben. Aber auch ohne großes Interpretieren kann man sich blendend unterhalten. Buch 2 fand ich übrigens noch überzeugender als Buch 1. Vor allem die Abendmahlszene/Kommunion mit dem Leib Theclas war der Hammer ... Bin schon gespannt, was du zu Buch 3 und 4 zu sagen hast. Nessuno

#14 Gast_g. b. corner_*

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Geschrieben 17 Januar 2005 - 08:52

Ich sehe schon, dass ich zum Schluss die Bücher gleich noch einmal lesen muss, um sie richtig zu verstehen.  ;)

Hallo die Runde - bin neu in diesem Forum und freue mich, dass es doch auch ein paar Wolfe-Fans gibt! Der gute Mann schreibt seine Bücher tatsächlich so, dass wiederholtes Lesen Pflicht ist - meiner Meinung nach erhöht das den Wert eines Buchs! Habe 'New Sun' samt Nachfolger jetzt seit '99 drei Mal gelesen und finde immer wieder Neues oder Zusammenhänge, die ich übersehen hatte. Ähnlich komplex sind die vier Bücher, die das 'Book of the Long Sun' bilden - jedoch in einem SF-typischeren Setting. Vor allem muss man Wolfe LANGSAM lesen - nicht zu viele Kapitel am Tag, und nicht zu viele Sätze pro Minute. Oft reitet Severian absatzweise auf irgendwelchen bunten Sinneseindrücken herum (immerhin hat er ja angeblich das perfekte Gedächtnis), nur um dann in einem lakonischen Nebensatz eine Tatsache zu erwähnen, die in anderen Romanen zur Schlüsselstelle werden würde, so auch zum Beispiel am Anfang von Buch 2: "Then I was awake. Country smells - much like the pleasant odors of flower and tree that used to float across the ruined curtain wall from the necropolis, but mixed now with the hot reek of a stable - drifted through the window. The bells began again, ringing in some campanile not far away, calling the few who retained their faith to beseech the coming of the New Sun, though it was very early still, the old sun had hardly dropped Urth's veil from his face, and save for the bells the village lay silent. As Jonas had discovered the night before, our water-ewer held wine. I used some to rinse my mouth, ... " Ich meine, beim ersten Durchlesen war mir komplett entgangen, dass der gute Kerl Wasser in Wein verwandelt hat - das Schräge ist noch dazu, dass er es offenbar nicht sehr auffällig findet und sich gleich einmal den Mund damit ausspült ... Wenn man sehr aufmerksam liest, kriegt man jedenfalls etwas mehr mit als Severian selbst, der kein sehr scharfsinniger Beobachter ist. Durchhalten! Grüße, G.B.Corner

#15 Nessuno

Nessuno

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Geschrieben 17 Januar 2005 - 13:55

Hallo, G.B.,schön, dass du zu uns gefunden hast! Fans von guter SF - und von Gene Wolfe - wirst du hier sicherlich finden.Ja, manchmal ist es nicht leicht, der Handlung (von den feinen Anspielungen gar nicht zu reden) im "Buch der Neuen Sonne" in allen Aspekten zu folgen. Ich kann mich noch gut entsinnen, wie ich bei der Lektüre des 3. Buches - vergeblich - darauf gewartet habe, dass Wolfe endlich erklärt, wie Severian dem Salamander entkommen konnte. Oder mir mühsam zusammengereimt habe, wie nun tatsächlich Severians "Familienverhältnisse" aussehen.Im letzten Jahr sind ja mit "The Knight" und "The Wizard" zwei neue Romane von Wolfe erschienen. Hat sie schon jemand gelesen? Weiß jemand, ob sie auf Deutsch erscheinen werden?Nessuno.

#16 Sullivan

Sullivan

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Geschrieben 19 Januar 2005 - 16:45

Hallo Wolfe Fans, "The Knight" und "The Wizard" kenne ich auch nur von den Ankündigungen. Bevor ich mich aber an seine neuesten Bücher setze, lohnen sich vielleicht die 4 Bände um "The Long Sun"?! Der aktuelle Lesezirkel geht im Moment vor, aber danach lese ich den abschließenden Band zu Ende. g.b.corner meinte:

Vor allem muss man Wolfe LANGSAM lesen - nicht zu viele Kapitel am Tag, und nicht zu viele Sätze pro Minute.

Ich habe höchstens 50 Seiten pro Tag geschafft. Das Buch gibt sein eigenes Tempo vor, eigentlich könnte man ein wenig frustriert sein dass es so langsam vorwärts geht, aber hier genieße ich jede Seite und jeden einzelnen Satz. Sullivan

#17 Nessuno

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Geschrieben 19 Januar 2005 - 18:13

Bevor ich mich aber an seine neuesten Bücher setze, lohnen sich vielleicht die 4 Bände um "The Long Sun"?!

Unbedingt! Aber vielleicht solltest du vorher "Die Urth der Neuen Sonne" (The Urth of the New Sun) lesen, quasi der "fünfte" Band der "Neuen-Sonne-Tetralogie". Wolfe bringt da einige Dinge um Severian, die ungeklärt geblieben sind, zum Abschluss. Nessuno

#18 Jakob

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Geschrieben 15 Februar 2005 - 19:18

Das ist ja passend, dass das Buch grad mal hier Thema ist! ich habe gerade Band zwei angefangen und bin vor allen Dingen von der Konvergenz von Form und Inhalt angetan. Will sagen: 1. Von der Form her ist der Roman bisher komplex ineinadergeschachtelt - allerdings weitestenteils nicht in der Form "eine Geschichte in der Geschichte in der Geschichte", sondern mehr überlappend. Das Gefühl, das daraus entsteht, ist für mich eines des ständigen Aufschubs: Eine Geschichte fängt an (z.B. die Forderung Severians zu einem Duell im ersten Band) um durch eine andere Geschichte unterbrochen zu werden (die Erforschung des Greenhouses), die Elemente enthält, die sich später oft als die eigentlich entscheidenden entpuppen (wie das Auftachen Dorcas). Man weiß dabei nicht so recht, ob wirklich der weiter ausgreifenden handlungsbogen wichtig ist oder eher eingestreute Elemente, die später wiederkehren. Das wird ziemlich deutlich am wiederholten Auftauchen scheinbar unwichtiger Figuren (wie Hethor oder Hildegrin). Bin sehr gespannt, welche Stränge sich auf längere Sicht als bedeutsam herauskristallisieren werden. 2. Interessant ist, dass der Inhalt des Romans dieses Prinzip selbst aufgreift - mehrere der philosophisch angehauchten Passagen muten wie eine Kreuzung aus barocker Sprache und postmoderner Theorie an und drehen sich immer wieder um die Konstruktion von Bedeutung (zum Beispiel die Stelle in meiner Signatur, oder die oben auf der Website, die im ersten Posting dieses Topics angegeben ist.) Besonders. Und das ist genau das, womit man auch als Leser beschäftigt ist: man muss unglaublich viel Arbeit in die konstruktion der Bedeutung der einzelnen Ereignisse investieren, und mann muss die Ergebnisse immer wieder revidieren. Besonders passend dazu finde ich eine Geschichte, die Thecla Severian erzählt: Es geht darum, dass sie im Palast herumgefragt hab, ob der Autarch oder Father Inire die wahre macht im House Absolute sind - sie hört beide Varianten, dann erzählt eine Freundin ihr eine dritte "Wahrheit": dass es keine Rolle spielt, wer die Entscheidungen trifft, weil Inire und der Autarch beide so unberechenbar wären, dass es keinen Unterschied macht und vielleicht der eine heute, der andere Morgen entscheidet. Das erscheint Thecla sehr einleuchtend - bis sie sich erinnert, dass diese These von ihr selbst stammt und sie sie ihrer Freundin vor einiger Zeit erzählt hat. Diese geschichte sagt letztlich nichts anderes als Rezeptionsorientierte Literaturtheorie: die Bedeutung wird vom Leser konstruiert. Und Wolfe liefert einfach eine wunderbare, vielschichtige Grundlage, um diese Bedeutung zu konstruieren, und fordert uns bei diesem Prozess immer wieder heraus. Bin neugierig, ob die Bücher so bleiben! Ein Widerspruch aber noch: Sullivan schrieb:

Sehr gut gefallen haben mir die Frauen, sie sind nicht einfach nur oberflächliche Anhängsel oder Bettgefährtinnen sondern spielen eine wichtige Rolle.

Da liegt für mich bislang noch ein bisschen die Enttäuschung - bisher finde ich, das Wolfe sich bei seinen Frauenfiguren fast hundertprozentig an die Klischees des bürgerlichen Romans hält: Dorcas: Die "Jungfrau" oder "Heilige" (das sie keine Jungfrau ist, spielt für das klischee dabei kaum eine Rolle). Die wird auf "reinere" Weise geliebt und durch Sexualität eigentlich tendenziell "beschmutzt" (In Shadow of the Torturer wird dieses Klischee angedeutet, wenn Severian bemerkt, dass er sie "zwangsläufig verletzen" wird, wenn sie sich lieben - was auch eine Art ist, sie als "Jungfräulich" darzustellen). Agia: Die "Hure". Wird immer wieder als "Begehrenswert" und sexversessen beschrieben. Tatsächlich verbergen sich hinter ihrem Handeln jedoch durchweg niedere Motive, sprich: Gewinnsucht. Sie ist eine lebensbedrohliche Gefahr für die Hauptfigur. Bleibt noch Thecla, die ich nicht so einfach auf ein Klischee reduzieren könnte und wollte: eine interessante Mischung aus Erhabenheit, Würde und Verletzbarkeit. Nur Schade, dass sie nicht allzu lange vorkommt ... Aber vielleicht tue ich der Reihe ja unrecht - schließlich hab ich noch nicht mal die Hälfte durch, und Wolfe hat Severian einige so auffällige Sexismen in den Mund gelegt, dass es fast Absicht sein muss - vielleicht stellt er ja die Figuren Agia und Dorcas noch so auf den Kopf, dass sie nicht mehr ins Standard-Modell "Heilige/Hure" passen.
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#19 Gast_g. b. corner_*

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Geschrieben 12 März 2005 - 17:07

aufpassen mit 'wolfe's' frauenfiguren:das buch wird natürlich, erstens, von SEVERIAN und nicht von wolfe geschrieben. viele seiner philosophierereien über die frauen entspringen dem rein männlichen kontext der gilde und lassen durchaus amüsante einblicke zu (einige der wenigen wirklich humorvollen stellen im buch)zweitens wird das buch natürlich von SEVERIAN geschrieben, und vielleicht (wie wolfe selbst in einem interview angedeutet hat) ist der held nur deshalb ebenfalls severian. dassl er über das absolute gedächtnis verfügt, heisst durchaus nicht, dass er uns als objektiver erzähler gegenübertritt. eine der herausforderungen im buch der neuen sonne ist ja, aus seinen äusserungen die 'handlung' zu konstruieren. als weitere herausforderung könnte man es sehen, die von ihm beschriebenen personen dahingehend zu durchleuchten, wie sie sich vielleicht selbst sehen würden?wir erfahren eigentlich sehr wenig über dorcas, die aber offenbar durchaus nicht so 'jungfräulich' agiert, wie severian sie beschreibt, und sich auch sehr gut alleine durchschlagen kann (davon erfahren wir natürlich nichts).es gibt spekulationen, dass wolfe sich eventuell irgendwann noch einmal severian und der liebe zuwenden könnte - immerhin sind in den fünf büchern erst die münze und das schiff von seinem wappen behandelt worden.georg

#20 g. b. corner

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Geschrieben 20 Juni 2005 - 16:07

ein hinweis für alle liebhaber der "Neuen Sonne": ich habe gerade Robert Borskis "Solar Labyrinth : Exploring Gene Wolfe's BOOK OF THE NEW SUN" beendet und muss sagen, dass es eine echte bereicherung ist. viele der zusammenhänge, die er aufzeigt, sind mir (nach immerhin schon 3 kompletten und einigen teillesungen) völlig entgangen, und auch wenn ich mit Borskis schlussfolgerungen nicht immer konform gehe, sind viele interessante anregungen dabei. plus eine hilfreiche namensliste am schluss. "Solar Labyrinth" bei amazon ich werde mir TBOTNS demnächst wieder einmal vornehmen - zusammen mit diesem führer! und eine frage: hat einer von euch das "Lexicon Urthus" von Michael Andre-Driussi verwendet? taugt das was? georg

#21 Nessuno

Nessuno

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Geschrieben 20 Juni 2005 - 16:36

und eine frage: hat einer von euch das "Lexicon Urthus" von Michael Andre-Driussi verwendet? taugt das was?

Ja, für jemanden, der nicht wie Severian mit einem perfekten Gedächntis ausgestattet ist ( :) ), ist es ziemlich nützlich. Alle relevanten Stellen sind aufgeführt, viele Termini werden erklärt und sämtliche Namen in einen historischen Kontext gestellt. Aber leider ist es seit langem vergriffen und antiquaririsch nur dann zu erwerben, wenn du deine Großmutter zu verkaufen bereit bist. Außerdem brauchst du die (ich glaube, mittlerweile drei) Ergänzungssheets, die es bei siriusfiction.com zu kaufen gibt. In deutschen Bibliotheken gibt es das Buch leider auch nicht, so dass Fernleihe nichts nützt. Die Entscheidung hängt wohl davon ab, wie sehr du nach Wolfe verrückt bist. Nessuno

#22 Jakob

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Geschrieben 20 Juni 2005 - 16:54

@g. b. corner:Mit den Frauenfiguren hast du schon recht - Wolfe konstruiert die keinesfalls so völlig unreflektiert dahin, und ich bin auch der Meinung, dass es viel Sinn macht, Severian als "unzuverlässigen" Erzähler aufzufassen und nicht alles, was er berichtet, für bare Münze zu nehmen - am Ende des Zyklus hat sich dieser Eindruck bei mir zunehmend verstärkt. Ich finden nur, dass man nicht behaupten kann, man würde hier unumschweifig interessante Fraauenfiguren geboten kriegen würde - man muss sie schon "herauskonstruieren".Nochmal anders liegt das natürlich bei Thecla, die gegen Ende des Buches ja für eine dauernde leichte Unsicherheit sorgt, wer jetzt eigentlich die Hauptfigur ist - sie oder Severian. Das ist sehr kunstvoll und interessant.Interessant auch das Ende von Band 4 (Band 5 hab ich noch nicht angegangen). Wenn ich die Kosmologie dort richtig begriffen habe, sagt sie eigentlich nicht weniger aus, als dass das Universum vom Buch der Neuen Sonne eigentlich fleischgewordene Mythologie ist, eine Bühne, vor der eine Menschheit versucht, zu sich zu finden, und zwar, indem sie quasi-mythologische Außerirdische konstruiert, die ihrem "Menschenprojekt" einen Rahmen geben und die erwarteten Wünsche und Ängst spiegeln. Das ist alles schon ziemlich metaliterarisch, oder? :)
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#23 g. b. corner

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Geschrieben 21 Juni 2005 - 16:04

"metaliterarisch" ist ein guter begriff! TBOTNS ist natürlich auch ein spielen mit konventionen und erwartungen der leser, und, wie ein kritiker einmal angemerkt hat, kommentieren sich wolfe's texte auch untereinander, so dass die "Long Sun" und "Short Sun"-reihe eben nicht nur fortsetzungen im weiteren sinn sind, sondern auch die fragen bezüglich identität und welt vertiefen, die in vorangegangenen werken (angefangen mit dem "5th Head of Cerberus") angeschnitten wurden.um die "handlung" in severians erzählung aus dem text zu filtrieren, muss man berücksichtigen, dass wolfe in der tat mit zeitschleifen arbeitet. die hierodulen reisen in der zeit zurück, um die geburt der neuen sonne in die wege zu leiten, wodurch die menschheit, die ja "normal" durch die zeit reist, wiederum in die lage versetzt wird, für die entstehung der hierodulen zu sorgen. die "handlung" besteht also eigentlich darin, welche schritte die hierodulen setzen, um severian an die stelle zu hieven, an der er zum schlüssel der weiteren entwicklung werden kann. wovon der nicht sehr aufmerksame folterer natürlich kaum etwas mitbekommt. was den leser zur weissglut treibt ... die hauptfigur, wenn man diese zeitschleife als hintergrund betrachtet, wäre also vater inire.eine andere zeitschleifen betrifft z.b. den dorn; eine weitere, behauptet Borski in seinem buch, severians frau (valeria) - seiner meinung nach gleichzeitig severians grossmutter (ich bin mir nach erstmaliger lektüre nicht sicher, ob ich ihm 100%ig recht gebe, aber seine argumente sind zumindest nicht schlecht - insbesondere gefällt mir die symmetrie). mit dem 5. band (Urth of the New Sun) kommen natürlich noch ein paar kleine schleifen dazu.noch einmal zu wolfe's frauenfiguren : ich habe einmal ein bisschen nachgeschaut, aber die erzähler in wolfe's geschichten sind wohl ausnahmslos männer. zwar gibt es, gerade in "Long Sun", einige starke frauen (chenille, maytera marble, maytera mint, um nur ein paar zu nennen), aber der erzähler ist immer ein mann. vielleicht traut wolfe sich was anderes nicht zu? (unwahrscheinlich) oder er hält es nicht für notwendig.jedenfalls ist wolfe der schriftsteller, dessen bücher man am öftesten mit immer weiter wachsendem vergnügen lesen kann - er selbst nennt das "most bang for the buck"grüsse,georg

#24 Sullivan

Sullivan

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Geschrieben 21 Juni 2005 - 16:37

Ich glaube, ich sollte mir das Buch von Borski auch zulegen. Weniger aus Frust etwas zu verpassen, sondern um mehr Details bei einem erneuten Lesen zu entdecken.

Ich rechne es Wolfe hoch an, dass man Spaß an der Tetralogie haben kann, ohne jede Wendung verstehen zu müssen. Im Hinterkopf setzt sich zwar der Gedanke fest, dass da noch mehr ist und man etwas verpasst hat, aber das Buch funktioniert auf mehreren Ebenen hervorragend.

"Most bang for the buck", nicht schlecht. ;)

Sullivan

#25 Nessuno

Nessuno

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Geschrieben 21 Juni 2005 - 22:53

"metaliterarisch" ist ein guter begriff!

Ich bin nicht sicher, ob ich euch richtig verstehe. "Metaliteratur" bedeutet doch "Literatur über Literatur". Darum geht es bei Wolfe sicher auch (etwa die Bezüge zu Borges), aber ob das wirklich das Charakteristische an seinem Werk ist? Noch weniger sicher bin, ob man Wolfes "Religion" tatsächlich so anthropozentrisch interpretieren darf, wie es Jakob und Georg tun (wenn ich beide richtig verstehe). Über den Hierodulen scheinen ja, wie "Urth of the New Sun" andeutet, noch höhere Wesen zu stehen. In Wolfes Sicht ist das Universum also letzten Endes nicht von Menschen erschaffen/strukturiert/mythologisiert (von dem wir als Menschen ohnehin nur einen Ausschnitt wahrnehmen können), sondern wohl tatsächlich von einer Art Schöpfergott. Aber Letzteres ist natürlich nur meine Interpretation. Nessuno

#26 g. b. corner

g. b. corner

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Geschrieben 22 Juni 2005 - 07:14

@nessuno: du hast natürlich recht, dass im hintergrund eine "höhere macht" am werken ist, die aber nicht auf so direkte art ins geschehen eingreift. deutlicher ist das im "Book of the Long Sun", das ja explizit mit silks erleuchtung durch den "outsider", jenen mysteriösen gott außerhalb des whorl-pantheon, beginnt, wenn natürlich auch nie geklärt wird, ob es sich da nicht vielleicht doch um einen hirnschaden handelt, wie dr. crane annimmt. wolfe als gläubiger katholik (interessant ist, dass er, vergleichbar mit C.S.Lewis, erst als erwachsener zum katholizismus konvertiert ist) geht auf jeden fall von einem schöpfer im hintergrund aus, aber seine bücher drehen sich doch immer um menschen (und aliens) bzw. "kleine götter" wie die in der whorl oder Laura in "There are Doors". ein umfassendes interview mit wolfe, wo auch viel über religion gesprochen wird, ist übrigens hier zu finden: Gene Wolfe Interview, by James B. Jordan es sind einige schreibfehler drin, speziell bei fremdworten - keine ahnung, wer das transkribiert hat, aber auf jeden fall eine interessante lektüre! und ich warte immer noch drauf, dass "The Wizard" endlich als paperback erscheint ... georg

#27 Nessuno

Nessuno

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Geschrieben 22 Juni 2005 - 08:57

Danke für den Link, Georg.Apropos Link und Borski. Weißt du, warum man seine "Cave Canem"-Homepage nicht mehr erreichen kann? Ich bekomme immer eine Forbidden-Meldung.NessunoPS.: Ja, die Paperback-Ausgabe lässt auf sich warten. Und ob es jemals eine deutsche Ausgabe geben wird, ist wohl höchst unsicher. Soweit ich sehe, ist seit den "Long Sun"-Büchern nichts mehr auf deutsch erschienen. Ob hier der Markt für Wolfe zu klein geworden ist? Oder sind die Rechte so teuer?

Bearbeitet von Nessuno, 22 Juni 2005 - 08:58.


#28 g. b. corner

g. b. corner

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Geschrieben 22 Juni 2005 - 09:39

borskis homepage habe ich auch schon länger nicht mehr erreicht.das mit den deutschen ausgaben ist natürlich traurig; vielleicht liegt es daran, dass man schon einen ziemlich guten übersetzer bräuchte, und die verlangen vielleicht ordentliche honorare? wolfe zu übersetzen ist sicher kein zuckerschlecken. an den rechten kann's nicht liegen; andere TOR-autoren werden ja regelmäßig bei uns verlegt (neulich ist sogar "Ports of Call" von Vance endlich auch auf deutsch erschienen, nachdem ja mittlerweile die fortsetzung in den staaten herausgekommen ist)georg

#29 Gerd

Gerd

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Geschrieben 22 Juni 2005 - 09:46

Ob hier der Markt für Wolfe zu klein geworden ist? Oder sind die Rechte so teuer?

Ich glaube eher Ersteres, Nessuno. Wolfe ist eigentlich auch in den USA mittlerweile eher sowas wie "the authors' author", der imho schon längst nicht mehr solche Verkaufszahlen wie mit dem "Book of the New Sun" erreicht. Und in Deutschland ist der Markt in den letzten zehn, zwölf Jahren noch einmal deutlich enger geworden, die "Bücher der Langen Sonne" fanden sich relativ schnell im Ramsch. Deswegen nehme ich an, dass man sich bei Heyne (denn wer sollte die sonst machen?) keine Chancen ausrechnet, mit den "Whorl"-Bänden schwarze Zahlen zu schaffen. Bei "The Knight" und "The Wizard" sieht das beim derzeitigen (allerdings allmählich schon wieder abflauenden) Fantasyboom nochmal anders aus - da könnte ich mir auch einen anderen (ganz bestimmten) Verlag vorstellen. ;) Andererseits - die Vorstellung, dass ein durchschnittlicher Leser, für den Fantasy bisher aus dem HdR, Cristopher Paolini, den "Orkzwergenelfendrachen" und Monika Felten bestanden hat, auf Wolfes sehr eigenständige, eigenwillige und immer verrätselte Geschichten stößt, finde ich ... ähem ... http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/tongue.png Interessante Diskussion übrigens, zu der ich leider wenig Sinnvolles beitragen kann, da es viel zu lange her ist, dass ich Severians Abenteuer gelesen habe (es hatte schon einen Grund, warum ich diese Bücher mit auf die Raumstation nehmen wollte - remember?). Aber das mit dem "Schöpfergott" habe ich auch noch vage so ähnlich wie Nessuno in Erinnerung. Irgendwo gab's (hab ich) auch ein Interview mit Wolfe - vor den Zeiten des Internets und der allgegenwärtigen Verlinkung -, in dem er sich über Religion, Schöpfung, Determinismus und sowas ausgelassen hat. Bloß - wo war das? Vielleicht stöbere ich am WE mal rum (oder streng mal die kleinen grauen Zellen an - vielleicht hilft's ja was ...) Grüße Gerd
Sudden moroseness. One hop too far.

#30 Gerd

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Geschrieben 22 Juni 2005 - 09:51

vielleicht liegt es daran, dass man schon einen ziemlich guten übersetzer bräuchte, und die verlangen vielleicht ordentliche honorare?

Tja, Georg, die können sie vielleicht "verlangen" - nur bekommen sie sie nicht. Normalerweise werden Übersetzungen (zumindest in den einschlägigen Genrereihen) nicht nach Schwierigkeitsgrad bezahlt, sondern es gibt den Seitenpreis, der lt. Kalkulation dafür vorgesehen ist. Und wenn man als Übersetzer dann die "Höchstgrenze" in diesem Segment bzw. diesem Verlag erreicht hat, dann bleibt's auch dabei. Was glaubst du, warum Leute wie Brandhorst, Anton, Kempen etc. immer so gerne und bereitwillig Star Trek Romane übersetzt haben? Grüße Gerd (der vor noch nicht allzu langer Zeit eine solche, fruchtlose Diskussion geführt hat http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/angry.png )
Sudden moroseness. One hop too far.


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