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95 Antworten in diesem Thema

#61 Thomas Sebesta

Thomas Sebesta

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Geschrieben 16 März 2005 - 09:29

Ich würde mir eine Entwicklung wie bei den Krimis wünschen. Dort stieg auch das Angebot mit wachsender Nachfrage an und die Qualität wurde immer höher.

Den Zwischenschwung zu den Krimis habe ich auch vollzogen. Ich hatte einfach Lust auf was anderes, und wenn ich diesen Tread verfolge, dann scheint mir im Nachhinein auch der Grund dafür einzuleuchten: Die Krimis die ich las waren alles Romane in denen die menschliche Komponente einen starken Anteil hatte, keine Action sondern die psychischen Befindlichkeiten, die menschliche Niedertracht, das menschliche Elend, Gier, Hass, Liebe usw. Das bleibt in der SF auf der Strecke. Es ist das technische Schnickschnak, das Sense of Wonder, die Raumschlachten usw. Romane wie "Sperling" heben sich da hervor oder auch "Der Letzte seiner Art" heben sich da von der Masse hervor. Sind aber, zumindestens mei Eindruck, eine Minderheit. Es sollte diese Komponente wesentlich mehr angesprochen werden. Der Mensch hinter all dem Neuen und Wundersamen, die Auswirkung der Zukunft auf den Menschen in seinem Innersten. Die Figuren sind meist zu flach. Die Handlung zu sehr im Vordergrund. Der Sens of Wonder wird einem nach einiger Zeit über, da sehnt man sich einfach nach einem ruhigen Roman mit Tiefe, wo man nach der letzten Seite benommen den Kopf freischüttelt und nach Luft schnappt und von vorne beginnt um zu sehen ob das alles wirklich da drinne steht und einfach betroffen oder berührt ist als Mensch. Gruß Thomas Gruß Thomas

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#62 Lomax

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Geschrieben 16 März 2005 - 10:56

in der Literatur ist Trivial ganz klar negativ besetzt

So klar ist das nicht. Es gibt durchaus diese Zweiteilung des Begriffes als rein sachliche Einteilung im Sinne von "populär" und als Abwertung. So war es ja auch in dem von mir angesprochenen Hauptseminar: Es wurde explizit gesagt, dass die Elemente der Trivialität dazu dienen, einen Text leichter zugänglich zu machen, und dass sie für die gelungene Kommunikation zwischen Autor und Leser unerlässlich sind. Strikt literaturwissenschaftlich gesehen bringt Molosovskys Erklärung es also auf den Punkt. Bezeichnend ist allerdings, dass "trivial" dann von denselben Leuten, die es als nüchternen Fachbegriff gebrauchen, im nächsten Satz schon wieder unreflektiert abwertend gemeint sein kann. Es sind eigentlich zwei Begriffe, die nebeneinander bestehen und immer wieder durcheinander geworfen werden - sozusagen die "fachsprachliche" und die "umgangssprachliche" Variante.

da sehnt man sich einfach nach einem ruhigen Roman mit Tiefe, wo man nach der letzten Seite benommen den Kopf freischüttelt und nach Luft schnappt und von vorne beginnt um zu sehen ob das alles wirklich da drinne steht und einfach betroffen oder berührt ist als Mensch.

Das ist sicher das beste, was man von einem Roman erwarten kann - und es hat nur marginal mit der Sprache zu tun. Man muss allerdings auch bereit sein, sich darauf einzulassen. Mitunter habe ich den Eindruck, diese Bereitschaft fehlt, wenn jemand glaut, er lese "Trivialliteratur". Da mag es oft sein, dass ein Buch Tiefe hat - aber der Leser merkt es nicht, weil er es nicht erwartet und nicht unter die Oberfläche blickt. Das ist ein Problem bei Literaturformen, wenn sie versuchen, schwere Inhalte unterhaltsam zu verpacken. Aber ansonsten schadet es ja nichts, auch mal abseits bestimmter Genres zu lesen. Es ist sogar sehr nützlich. Wenn ich jetzt allerdings mal Revue passieren lasse, was so an anerkannt "sprachlich anspruchsvoller" Literatur genannt wurde, die hier so gelesen wird, dann habe ich eher das Gefühl, einen Exkurs in die Literaturgeschichte zu sehen als einen Exkurs in die Literatur: Mann, Joyce, Pynchon, Hesse ... Süßkind ist ja wie Grass noch eine durchaus zeitgenössische Ikone der dt. Literatur, aber bei beiden würde ich ebenfalls sagen, dass ihre bessere Zeit in der Vergangenheit liegt. Also: Die kritischen Anmerkungen zur SF teile ich durchaus und will sie auch nicht relativieren. Das in anderen Genres sprachlich durchaus mehr drin ist, lässt sich kaum leugnen. Allerdings stelle ich mir doch die Frage, ob sich die Probleme wirklich so eindeutig genrebezogen sind oder sich nicht in Abhängigkeit zur "literarischen" Literatur an sich entwickeln. Denn wenn ich mir überlege, was für wirklich zeitgenössische Literatur ich loben würde, dann wird die Luft sehr dünn. Ransmayr schätze ich sehr, und dann und wann taucht aus so noch ein guter Einzeltitel auf. Eco ist ein hervorragender Autor - aber da fangen die Probleme schon an: Es ist kein deutscher Autor. Tatsächlich waren die meisten Bücher, die ich in den letzten Jahren gelesen habe und die ich als literarisch ansehen würde, keine deutschen Werke mehr. Meiner Einschätzung nach durchläuft die Hochliteratur in Deutschland derzeit eine schwere Krise. Sie setzt nicht mehr die Maßsstäbe, sondern sie definiert sich hauptsächlich durch Abgrenzung zur Trivialliteratur. Durch die starke und immer stärkere Marktstellung einfacher Unterhaltungsliteratur ist das auch die einfachste und wirksamste Form der Selbstdefinition. Nur verliert die Hochliteratur damit ihre Eigenständigkeit und letztlich auch ihre Existenzberechtigung. Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass das gar nicht mal so verschieden ist von den Schwierigkeiten der SF. Denn wenn ich oben festgestellt habe, dass die SF zu Extremen neigt und, wenn es mal anspruchsvoll werden soll, gleich mit der dicken Kelle kommt und das Buch unlesbar wird, dann hat die SF vielleicht schon vor 30 Jahren die Entwicklung der Gesamtliteratur vorweggenommen: Denn das Genre stand ja schon immer unter dem Generalverdacht der Trivialität, und anspruchsvolle SF damit ständig unter einem Rechtfertigungszwang, der eine Überkompensation beflügelt.
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#63 Jakob

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Geschrieben 16 März 2005 - 11:47

@Jürgen:

Nemesis von Asimov, Solaris von Lem, Huxleys Schöne neue Welt - das ist alles echte Literatur und wird auch von niemanden der selbsternannten Literatur-Götter bestritten. Leider besitzen all diese genannten Werke keine neuen sprachlichen Elemente. Deshalb lautet die Frage eigentlich: MUSS denn ein Werk unbedingt neben einem interessanten Thema auch einen neuen Sprachstil beinhalten, um in die ewige Ruhmeshalle der SF aufgenommen zu werden.

Deine Frage, ob ein Werk unbedingt neue sprachliche Elemente enthalten MUSS, um in die Ruhmeshallen zu kommen, würde ich mit "nein" beantworten - ich glaube, das hat hier niemand auch nur nahegelegt. Allerdings muss ich der Behauptung widersprechen,

Solaris

enthielte keine neuen sprachlichen Elemente: die ganze Solaristik stellt doch eine sehr sprachlich-formalistische Parodie auf die Sprache der Naturwissenschaften (und ihre Unzulänglichkeiten) dar. Da erfindet Lem ohne Ende Wörter und schreibt ganze Passagen, die vergleichsweise wenig Sinn ergeben.
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#64 Thomas Sebesta

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Geschrieben 16 März 2005 - 12:30

Deshalb lautet die Frage eigentlich: MUSS denn ein Werk unbedingt neben einem interessanten Thema auch einen neuen Sprachstil beinhalten, um in die ewige Ruhmeshalle der SF aufgenommen zu werden.

Für mich definitiv nicht - weil mit gutes Handwerk im Stilbereich durchaus reicht, eigentlich sogar lieber ist als Experimente Gruß Thomas

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#65 Jürgen

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Geschrieben 16 März 2005 - 13:04

@Jakob

enthielte keine neuen sprachlichen Elemente: die ganze Solaristik stellt doch eine sehr sprachlich-formalistische Parodie auf die Sprache der Naturwissenschaften (und ihre Unzulänglichkeiten) dar.

Mooooment ! Darüber müssen wir reden. Solaris hat ein paar Wörter, die "erfunden" wurden, um eine Beziehung der Worte zum Thema herzustellen. Eine Parodie konnte ich hier nicht erkennen... vielleicht liegt es daran, dass meine Buch-Version anders übersetzt wurde, vielleicht habe ich diese Art der Parodie nicht verstanden. Aber selbst, wenn wir die Begriffe als innovativ bezeichnen, ist der durchgängige Schreibstil alles andere als außergewöhnlich... zumindest für Lem-Verhältnisse. Das Lem einen eigenen Stil besitzt, wird niemand in Abrede stellen, aber den hatte er schon immer. Lem benutzte das Genre auch, um die neue Komponenten hineinzubringen; sei es psychologischer oder politischer Art. Es gibt hier auf dem Board jede Menge Fans, die wesentlich mehr dazu sagen können... mein Eindruck beruht auf das Lesen von rund einem halben Dutzend Bücher des Autors. Ich lasse mich aber gern belehren, wenn ich mit meiner Einschätzung falsch liege. gruss Jürgen
Aus dem Weg! Ich bin Sys-Admin...

#66 Konrad

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Geschrieben 16 März 2005 - 13:10

Die Krimis die ich las waren alles Romane in denen die menschliche Komponente einen starken Anteil hatte, keine Action sondern die psychischen Befindlichkeiten, die menschliche Niedertracht, das menschliche Elend, Gier, Hass, Liebe usw. Das bleibt in der SF auf der Strecke. Es ist das technische Schnickschnak, das Sense of Wonder, die Raumschlachten usw.

Wahr gesprochen ! Ich sehe das auch so. SoW hat zwar nach wie vor eine gewisse Attraktivität, aber ohne menschlichen Bezug ist dies verschossenes Pulver. Und in der SF wird viel Pulver verschossen. Die Frage bleibt, warum wandelt sich der Krimi, der auch ein handlungsbetontes Genre war, und die SF stagniert ? Eventuell ist gerade der SoW als Genre-definierendes Element das Dilemma der SF. SoW erzeugt eine gewisse Distanz, die eine Übertragung der Erkenntnisse des SF-Romans auf das "normale" Leben erschwert. Insbesondere Autoren der Hard-SF genügen sich oft im Konstruieren einer ausgefeilten "Bühne" und die "Essenz" des menschlichen Bezugs ist nur dürftig ausgearbeitet. Gruß, Konrad

#67 smartsmart

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Geschrieben 16 März 2005 - 13:25

Ich will nochmal versuchen den Thread in die richtige Richtung zu lenken.Hier soll defintiv nicht die Frage geklärt werden, ob gute SF auch eine neue oder andere "Sprache" braucht. Es geht nur um die generelle Frage, welches sprachliche und literarische Niveau SF generell hat und woran es liegen könnte, dass dieses nicht sehr hoch ist.Die Verwendung "neuer" Sprache ist meines Erachtens nur ein Stilmittel oder allenfalls könnte man einer Untergattung von SF hierdurch abgrenzen.Ich habe gerade in der Mittagspause mal wieder die Probe aufs Exempel gemacht und war hier im größten Buchladen (Mannheim, Buch Kober). Wenn man vor den SF-Regalen steht, vergeht einem wirklich ein wenig die Lust. 80 % der Bücher sind Serien (den Fachausdruck habe ich gerade vergessen - "der siebte Zyklus der vierten Saga im dritten Orbit") und auf den Einbänden der restlichen Bücher sind meistens stilisierte Raumschiffe, Planeten oder Kampszenen abgebildet. Ich muß ehrlich sagen, da schäme ich mich fast etwas zu kaufen. Sieht alles ein wenig wie Perry Rodan aus.Man soll zwar nicht von Äußerlichkeiten auf die inneren Werte schließen, aber die erste Zeilen lassen mich diese Bücher meist wieder weglegen.Ich habe auch das Gefühl, dass nur noch SF geschrieben wird, die in sehr ferner Zukunft spielt. Die so geliebten Klassiker (z.B. 1984, ettliches von Dick etc.) spielen aber meist noch in einer nahen Zukunft, die der Leser theoretisch sogar noch erleben könnte. Insofern wundert es mich, dass gerade dieses Genre nicht bedient wird. Vielleicht ist es schlicht einfacher, ein Buch über eine völlig erdachte Welt zu schreiben, als eines über eine Welt mit aktuellen Bezügen und logischen Zusammenhängen.p.s.: Was ist SoW

Bearbeitet von smartsmart, 16 März 2005 - 13:27.


#68 Thomas Sebesta

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Geschrieben 16 März 2005 - 13:30

SoW erzeugt eine gewisse Distanz, die eine Ãœbertragung der Erkenntnisse des SF-Romans auf das "normale" Leben erschwert.

Das würde bedeuten, liebe Autoren, nicht was kann man alles erleben in der Zukunft, sondern wie wirkt sich die Zukunft auf den Mensch aus, welche Gefahren für den Einzelnen drohen und wie schlägt man sich morgen durch. Welche gesellschaftlichen Hürden, Chancen bieten sich dem Einzelnen und wie entwickeln sich Famile, Beziehungen das Mit- und Gegeneinander? Oder? Gruß Thomas

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#69 Thomas Sebesta

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Geschrieben 16 März 2005 - 13:35

p.s.: Was ist SoW

Sense of Wonder Und dann - sicherlich ist es leichter sich einer vollständig erdachten Welt zuzuwenden, es existiert aber das Problem, dass die Entwicklung heutzutage so rasch ist, das der Autor, wenn er Pech hat, noch vor Erscheinen des Buches eines besseren belehrt wird. Die mag viele davon abhalten sich der näheren Zukunft zuzuwenden - aus Angst Schiffbruch mit einer Voraussage zu erleiden. Gruß Thomas

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#70 Lomax

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Geschrieben 16 März 2005 - 13:37

weil mit gutes Handwerk im Stilbereich durchaus reicht, eigentlich sogar lieber ist als Experimente

Nein, da ist er ja wieder - der Kontrast zwischen "solidem Handwerk" und "experimentellem Stil". Das ist meines Erachtens nach ja gerade die Crux in der SF, dass diese Polarisation in den Köpfen vieler Liebhaber des Genres auf allen Ebenen - Autoren, Lektoren und Leser - fest verdrahtet ist. Ich hoffe ja immer noch, dass man irgendwann die automatische Schaltung "interessante Sprache" = "Experimentell" und "interessante Geschichte" = "Heftromanstil" durch etwas differenziertere Betrachtungen ersetzen kann. "Gutes Handwerk" ist nun mal kein Synonym für "simpelster Stil". Zu gutem Handwerk gehört vieles; ein Autor, der keine groben sprachlichen Schnitzer abliefert und seine Geschichte einfach, aber angemessen erzählen kann, beherrscht sicher sein Handwerk auf diesem Gebiet. Aber ein Autor, der mehr kann, wird nicht automatisch gleich zum Nicht-Handwerker und abgehobenen Künstler - er wird zunächst zu einem Handwerker, der sein Repertoire erweitert hat. Mievielles Bücher z.B. habe ich keinesfalls als sprachlich experimentell angesehen. Er erzählt immer noch eine Geschichte, und das durchaus auch auf Wirkung bedacht. Die Sprache bringt noch eine Ebene hinzu. Wenn sich jemand durch den Stil gestört fühlt, kann ich das durchaus verstehen - Mieville ist auf seine Art durchaus extrem; und mir geht es so beispielsweise bei Thomas Mann. Das allerdings ist eine Frage des persönlichen Geschmacks, und hat nichts damit zu tun, dass der Stil dieser Autoren experimentell wäre und sich von den Regeln des stilistischen Handwerks entfernt hätte. Wird man als Autor gleich experimentell, nur weil man eine ungewöhnliche, aber grammatisch völlig korrekte Konstruktion wagt? Wenn man einen ungebräuchlichen Begriff verwendet, der aber aus dem Kontext klar wird und auch als ganz normales Wort im Duden steht? Für ein literarisch und sprachlich anspruchsvolles Werk muss man nicht gleich das Rad neu erfinden. Die meisten, auch die hier zitierten Klassiker der Hochliteratur, tun das nicht. Und sie sind trotzdem sprachlich abwechslungsreicher als vieles, was man im Genre findet. Vor diesem Hintergrund liefert beispielsweise Lem selbstverständlich sprachlich anspruchsvollere SF ab. Neu erfundene Worte oder derlei Firlefanz zum Maßstab zu machen hat selbst schon etwas absurdes an sich. Innovative Sprache zeichnet sich durch eigenständig und frei generierte Sätze aus; und durch die Beschränkung in der Verwendung wohlfeiler Versatzstücke und Phrasen.
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#71 molosovsky

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Geschrieben 16 März 2005 - 13:38

Seitenpfad-Beitrag mit aktuellem Fund: Hat für mich am Rande (aber durchaus anregend) mit den Themen dieses Threads zu tun.

Interessantes Interview über »richtige Literatur« mit Georg M. Oswald und Michael Lentz in der »Die Welt«. Beides neuere Autoren, die in den letzten zehn Jahren die literarische Bühne betraten; beide waren Teilnehmer und/oder Gäste des Klagenfurter Literaturwettlesens (ehemals »Ingborg Bachmann-Wettbewerb«, jetzt »Tage der Deutschen Literatur«).

Lentz - auf die Frage, warum heutige Autoren wenig gekauft werden - sagt zum Beispiel:

Die Vielzahl der Leser aber will einen naiven Autor. In gewissem Sinn sind wir alle noch Post-Romantiker, streng nach Novalis: Wir sind noch dabei, die Welt zu poetisieren - in der Illusion, sie durch Reflexion steigern zu können.

Mit ein wenig Offenheit, kann man einige Probleme die das Interview umzirkelt auf unsere Fragen hier übertragen. Ich hoffe, man muß nicht halb so viel Interesse für allgemeine und deutsche Gegenwartsliteratur wie ich haben, um das Interview mit Gewinn lesen zu können.

Grüße
Alex / molosovsky

Kurze Info über die Autoren:
Michael Lentz ist bekannt geworden mit seinem Text »Muttersterben«, enthalten in der gleichnahmigen Kurztext-Sammlung. Nicht ganz einfach zu lesen, aber kraft-, ideen- und witzreich, wenn man ohne blaue Flecken anzudocken versteht. Wer verspielte moderne Lyrik mag, die auch mal typographischen Experimenten fröhnt, dem sei der Gedichtband »Aller.Ding« empfohlen, und der Roman »Liebeserklärung« ist ein feines, kleines Sprachgebirge zum durchkraxeln. - Tritt auch als Sprachkünstler und Lautpoet auf, entsprechend kräftiger und leichter zugänglicher sind die Hörbuch-Autorenlesungs-Ausgaben der genannten Veröffentlichungen. (Ich mag sowas; hab als Teen bereits ne Schwäche für Kurt Schwitters entwickelt). Alle Bücher bei S. Fischer.
Georg M. Oswald kann ich uneingeschränkt empfehlen. Klare Schreibe, packent und spannend, gute Figuren und glaubwürdige Dialoge. Guter Einstieg ist der Kurzgeschichtenband »Das Loch«, sehr doll fand ich den Roman »Alles was zählt« über einen Insolvenzeintreiber in der Lebensmittenkrise, und »Im Himmel« erzählt fein über das Milieu der Wohlstandsbälger im Müncher Umland. Rowohlt-Autor; »Das Loch« bei btb.

MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.

Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.

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#72 Konrad

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Geschrieben 16 März 2005 - 13:44

Denn wenn ich mir überlege, was für wirklich zeitgenössische Literatur ich loben würde, dann wird die Luft sehr dünn. Ransmayr schätze ich sehr, und dann und wann taucht aus so noch ein guter Einzeltitel auf. Eco ist ein hervorragender Autor - aber da fangen die Probleme schon an: Es ist kein deutscher Autor. Tatsächlich waren die meisten Bücher, die ich in den letzten Jahren gelesen habe und die ich als literarisch ansehen würde, keine deutschen Werke mehr.

Was ist mit Thomas Bernhard oder ganz jung, Andreas Maier ? Oder Ror Wolf ? Oder ganz was anderes, Werner Koch ? Es gibt vielleicht nicht mehr die großen Heroen, aber ich würde die Hoffnung nicht aufgeben. ;) Gruß, Konrad

#73 Lomax

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Geschrieben 16 März 2005 - 13:57

Ich habe auch das Gefühl, dass nur noch SF geschrieben wird, die in sehr ferner Zukunft spielt.

Das ist sicher nicht unbedingt so. Viele Geschichten spielen in einer unbestimmten nahen Zukunft - z.B. Eschbachs "Der letzte seiner Art", Schätzings "Schwarm", Robsons "Mappa Mundi" ... Der zeitliche Bezug sagt allerdings nichts über den Realismus der Zukunftsvision aus, und auch nicht über den Grad literarischer Relevanz. Mitunter sind es gerade die Aspekte, die abseits der rein materiellen "Zukunftsvision" liegen, die Realismus ausstrahlen. Und das ist durchaus auch in einem Space-Opera-Szenario denkbar: Gerade allgemein menschliche Probleme oder moralische Fragen unserer Zeit lassen sich umso besser herausarbeiten, wenn man das ganze Drumherum, dass sie in der Gegenwart vernebelt, herausschneiden und das Problem durch eine fiktive, auf den Subplot zugeschnittene Umgebung zuspitzen kann. Also, überspitzt gesagt: Wenn du das literarische Niveau an Oberflächlichkeiten wie Cover, Klappentexten oder auch Setting ablesen willst, warum brauchst du dann überhaupt Autoren, die mit ihren Texten in die Tiefe gehen? Literatur mit Inhalten braucht in erster Linie auch Leser, die diese Inhalte wahrnehmen, die offen sind und in den Texten danach suchen. Vielleicht hängt das sprachliche und literarische Niveau der SF auch damit zusammen, dass SF-Leser sprachliches und literarisches Niveau allzu oft anderswo suchen?
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#74 Rusch

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Geschrieben 16 März 2005 - 14:15

Die Krimis die ich las waren alles Romane in denen die menschliche Komponente einen starken Anteil hatte, keine Action sondern die psychischen Befindlichkeiten, die menschliche Niedertracht, das menschliche Elend, Gier, Hass, Liebe usw. Das bleibt in der SF auf der Strecke. Es ist das technische Schnickschnak, das Sense of Wonder, die Raumschlachten usw.

Wahr gesprochen ! Ich sehe das auch so. SoW hat zwar nach wie vor eine gewisse Attraktivität, aber ohne menschlichen Bezug ist dies verschossenes Pulver. Und in der SF wird viel Pulver verschossen.

Richtig! Vollste Zustimmung. Mich beschleicht oft der Eindruck, dass so mancher Autor der Golden Age (und auch noch später) eher Wissenschaftler als Autor war und als solcher den Schwerpunkt auf Beschreibungen von Technik und deren Auswirkungen lenkte. Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich kein Freund dieser Literatur bin, wir die Protagonisten meist das Nachsehen haben. Allerdings ist es bei Soft SF auch nicht viel besser. Anstatt Ingenieuren schreiben nun (überspitzt ausgedürckt) Volkswirte, Soziologen und Psychologen. Auch bei der Soft SF kommt es immer wieder vor, dass Protagonisten verkümmern und das liegt an dem Übereifer, die eigenen Ideen in Form eines Romans verpackt zu Papier zu bringen. So richtig gut gelingt das den wenigsten Autoren. Bestes Negativbeispiel ist Farmer mit seinem Flussweltzyklus. Eine phantastische Idee, die aber, ich muss es leider so sagen, stümperhaft umgesetzt wurde. Der erste Roman war noch gelungen und hat den Hugo zurecht gewonnen aber dann... Ich würde aber nicht sagen, dass die SF keine Entwicklung durchgemacht hätte. Die Romane von heute sind doch qualitative hochwertiger als vor 20, 30 Jahren. Natürlich kommt nach wie vor Mist auf dem Markt, aber das ist wohl bei jeder Literaturgattung so. Aber die SF wird niemals sich dadurch auszeichnen, dass der Stil im Mittelpunkt steht. Das wäre doch auch paradox.

#75 Konrad

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Geschrieben 16 März 2005 - 14:56

Das würde bedeuten, liebe Autoren, nicht was kann man alles erleben in der Zukunft, sondern wie wirkt sich die Zukunft auf den Mensch aus, welche Gefahren für den Einzelnen drohen und wie schlägt man sich morgen durch.

Ich bin kein Autor, daher bitte ich das auch nur als Anregung zu verstehen. Oft wird bei der ganzen Betonung der Zukunft und der bewußten "Abgrenzung" gegen die Gegenwart vergessen, daß man ein "gegenwärtiges" Element in die Zukunft projizieren muß, um einen Bezug für den Leser herzustellen. Mich würde z.B. interessieren, wie sich der alte Moralbegriff "Ehrlich währt am längsten" in einem zukünftigen Szenario bewährt. Gruß, Konrad

#76 molosovsky

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Geschrieben 16 März 2005 - 15:10

Diesmal Re-Aktionen:

Jürgen schrieb:

und zwar von den elitären und hermeneutischen Gruppen ( gut ausgedrückt, gell molosovsky  ), die eine Abgrenzung zur "ihrer" Literatur WOLLEN.

Jupp. Eine ebensolche Abgrenzung der Freunde von Genre-, Trivial-, SF-Literatur finde ich aber genauso verkehrt. ich bin so größenwahnsinnig, beiden Speratisten-Grüppchen den Kopf waschen zu wollen. Die von Dir skizzierte »Literaturelite« wertet SF ja gar nicht mal groß aktiv ab, sie macht etwas noch perfideres: sie ignoriert solche Dinge wie SF und Genre-Phantastik einfach. Teils wohl aus ästhetisch-ideologischer Abneigung, teils wohl, weil sie auf diesen Gebiet mit ihren Routinen der Unkompetenzkompensierungskompetenz kaum so weit kommt, wie beim witzlosen Belobhudeln eines öden Freulleinwunders.

†¢†¢†¢
Zu SENSE OF WONDER.
Tja-Ähm, der Begriff bezieht sich meiner Meinung auf eine Werk-Leser-Beziehung mit Augenmerk auf die religiös-mystische Grundqualität von fiktionalen Erzählungen. Im Laufe des Lebens nimmt die Gravitation der Realität überhand, aus einem Eingebohrensein in eine Schöpfung wird immer mehr ein Hineingeworfensein in ein Chaos. SoW ist ein Manna, das diesen Basso Continuo des Lebens erträglicher macht.
Gesellschaftlich-politisch verstehe ich daher als kritische Aufgabe (im Sinne des Satre'schen »Engagements«) von Phantastik, dieses Manna anzubieten, ohne der »Degeneration« oder Unmündigkeit Vorschub zu leisten.

Lustig übrigens, daß SoW nichts über die Färbung des »sich Wunderns« aussagt. Ob man sich wie bei Lovecraft kosmologisch graust, oder wie bei Tolkien trotz Vergänglichkeit einkuschelt, es wird in beiden Fällen die gleiche Tranzendental-Leitung zum Leser angezapft.

†¢†¢†¢
Zu smartsmarts Anfrangs-Problem:
Man muß sich schon arg nach guter SF sehnen, um einen Frust wie Deinen so zu äußern. Das mag ich.

Ich jammere diesbezüglich immer, daß die Übersetzer zu wenig Zeit und Geld bekommen. An dem Ende werden Turbulenzen der (globalen) Verlagswelt unangenehm manifest.
Habs im Lesezirkel dieses Jahr gemerkt. Der aktuelle Matt Ruff bei Hanser mit wenigen Schnitzern fein übersetzt; H.G. Wells bei Zsolnay/dtv war eine ältere Übersetzung, entsprechend aus einem Guss, solide; Charles Stross bei Heyne aber dann eine mittlere Katastrophe. Bei Ruff und Wells wurden die flüchtigeren Qualitäten der Originale ganz gut entsprechend ins Deutsche übertragen, bei Stross verfiel der flappsig-respektlose Ton zu einem verkniffen-ironischen.

†¢†¢†¢
Gute Zeitgenossen:
Thomas Bernhard ist (leider, gottseidank) tot. Da ergänz ich den zu früh verstorbenen Heiner Link.
Und sonst - echt nichts bekannt, wertgeschätzt? Wie wärs mit:
Helmut Krausser, Gisbert Haefs, Thor Kunkel, Jakob Arjourni, Doris Dörrie, Thea Dorn, Michael Roes, Frank Schulz, die bereits erwähnten Herrn Owald und Lenz, der Enzensberger, Christoph Ransmayer, Alban Nicolai Herbst, Eckhard Henscheid, Hans Plenschinski, Christian Kracht, Rainald Goetz, Stan Nadolny, Josef Haslinger, Thomas Hetche.
Leben alle noch, und schreiben (imho) exzellente bis gute Bücher.

Neben diesen »allgemeinen« guten Literaten, können »Genre«-Autoren wie Andreas Eschbach, Marcus Hammerschmitt und Michael Marrak durchaus bestehen. Auch ich bin manchmal ein wenig traurig, weil man sich Hüben wie Drüben ein wenig schwer damit tut, die Bücher dieser Autoren zuvörderst als gute Literatur zu nehmen.

†¢†¢†¢
Und Lomax: Du konstruierst da ja einen interessanten Teufelskreis!

Wenn ich Dich richtig verstehe, befürchtest Du, daß einerseits daß sich Autoren, Lektoren und Verlage mit Blockaden und Backformen eine erfrischende Sicht auf das Genre verbaun; andererseits, daß die Leser im SF-Genre gar kaum nach sprachlichen Kriterien auf Lustsuche gehen.
Tragisch tragisch, denn das hieße ja, daß es auf beiden Seiten dann Minderheiten gibt, die gerne mit Anspruch und auf der Höhe der Zeit SF schreiben und lesen wollerten, aber als Marktgruppe eben zu popelig sind, um tatsächlich befriedigende Produkte möglich werden zu lassen.
Da frag ich dann mal mit Suche nach einem Ausweg: fehlt es vielleicht an wirtschaftlich kecken Leuten, die diese »Middlebrow«-Marktnische erfolgreich bedienen? Fehlt es den großen Publikumsverlagen an Gespür und Geschick bei ihrem Marktauftritt. Leiden »wir« an zu schwächlichen Mittlern zwischen den Produzenten und dem Publikum. Liegts am End gar am Fandom?

Jetzt aber Schluß mit den sokratischen Schuldzuweisungsüberlegungen.
Entschuldigt die Devianz.

Grüße
Alex / molosovsky

EDIT: Ror Wolf lebt!

Bearbeitet von molosovsky, 16 März 2005 - 15:30.

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#77 molosovsky

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Geschrieben 16 März 2005 - 15:19

@Konrad:
Dein Beispiel mit »Ehrlich währt am längsten« ist reizvoll.
Nur, was meinst Du: ehrlich gegenüber anderen, oder sich selbst gegenüber?
Der Wahrheitsbezug diese beiden Seiten betreffend, ist je nach Weltbild nämlich anders. Die Moderne bedeutet ja die Überwindung hierarchischer Wahrheitsauffassung (»Die eine Wahrheit in Gott«) hin zu einem Neben- und (idealerweise) Miteinander verschiedener Wahrheitssysteme.

Grüße
Alex / molosovsky

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#78 Konrad

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Geschrieben 16 März 2005 - 15:20

Erschütterte Nachfrage:Wann ist Ror Wolf verstorben ?

#79 molosovsky

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Geschrieben 16 März 2005 - 15:24

Ach Du liebe Zeit. Ror Wolf lebt noch!War wohl der Bayerische Staatspreis 2003, der sich als »Gestorben« bei mir sedimentiert hat.PeinlichpeinlichGrüßeAlex / molosovsky

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#80 Konrad

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Geschrieben 16 März 2005 - 15:26

Dein Beispiel mit »Ehrlich währt am längsten« ist reizvoll. Nur, was meinst Du: ehrlich gegenüber anderen, oder sich selbst gegenüber?

Da leg' ich mich nicht fest. ;) War nur ein hingeworfenes Beispiel, wie man einen Gegenwartsbezug herstellen könnte. Gruß, Konrad

#81 Konrad

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Geschrieben 16 März 2005 - 15:28

Ach Du liebe Zeit. Ror Wolf lebt noch! War wohl der Bayerische Staatspreis 2003, der sich als »Gestorben« bei mir sedimentiert hat.

GottseiDank!!! Aufgemerkt, jetzt kommt seine beste Phase ! Gruß, Konrad

#82 Gast_Michael Iwoleit_*

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Geschrieben 16 März 2005 - 16:43

Scheinbar ist es wirklich so, dass es bei SF mehr auf den Inhalt als auf die Form ankommt. Insofern scheint ja hier bei den bisherigen Beiträgen Einigkeit zu bestehen. Kann man dafür eine Erklärung finden. Geht vielleicht die ganze kreative Energie der Autorn in das Erdenken der Story und für das schriftstellerische Handwerk bleibt kein Raum mehr?

Auch auf die Gefahr hin, daß Folgendes jetzt etwas überheblich klingt, kann ich mir doch dazu eine Anmerkung nicht verkneifen: Solche Einschätzungen kommen meistens von Leuten, die sich entweder nicht in der SF kundig gemacht haben oder nicht in der Lage sind, sich gute Übersetzungen zu beschaffen. Es ist gar nicht nötig, daß hier jemand als Apologet der SF auftritt. Es lassen sich auf Anhieb jede Menge Autoren nennen, die SF-Konzepte mit einem literarischen Stil unter einen Hut gebracht haben. Der Moment kunstfertigste SF-Autor der Welt ist vielleicht Gene Wolfe. Andere Autoren, die eine starke Prosa schreiben, sind etwa Ian McDonald, Ian Banks, M. John Harrison (der schon seit den Sechzigerjahren, vor allem in seinen Stories), Peter Hamilton, Paul McAuley usw. usw. Gruß MI

#83 Pogopuschel

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Geschrieben 16 März 2005 - 16:58

Ich denke das der Literaturmarkt zur Zeit stark von den Amerikanern dominiert wird, nicht nur im Bereich der SF. Ich muß zugeben, wenn ich in eine Buchhandlung gehe fällt mein erster Blick auf die Bücher von Phillip Roth, Tom Wolfe, Paul Auster, John Irving, Michael Chabon ... und auf einige Engländer wie Nick Hornby. Ich habe sehr lange gebraucht biß ich mich dazu durchringen konnte auch mal deutsche Autoren zu lesen. Ich wurde dabei nicht enttäuscht. Frank Goßen, Sven Regener und Walter Moers gehören inzwischen zu meinen Lieblingsautoren. Und auch im Bereich der Phantastik und SF versuche ich mich mehr auf deutsche Autoren zu konzentrieren. Trotzdem dominieren in meinem Bücherregal weiterhin die englischsprachigen Autoren. Davon dass die meisten auch noch männlich sind möchte gar nicht erst anfangen. Aber warum beachte ich die deutschen Literaten so wenig? Liegt es daran, dass ich mit amerikanischen Fernsehserien und Filmen aufgewachsen bin, und diese immer ein bißchen toller waren als die deutschen. Hat mich das Aufwachsen in einer amerikanisierten Mediengesellschaft so geprägt ( vielleicht sogar programmiert), dass ich den Bezug zur deutschen Kultur fast verloren hätte. Aber nun zurück zum Thema des Threads. Vielleicht werden ja auch weiterhin anspruchsvolle SF Romane geschrieben. Nur finden diese einfach keinen Verlag, weil diese immer Marktorientierter veröffentlichen, und nur noch das herausbringen, was in das bewährte Schema passt. Und wenn die SF Autoren das merken, beginnen sie vielleicht auch nur noch Bücher zu schreiben, die sich veröffentlichen lassen. Das ist nur eine Theorie, nicht meine feste Überzeugung.Gruß Markus

#84 Jakob

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Geschrieben 16 März 2005 - 17:48

Hat mich das Aufwachsen in einer amerikanisierten Mediengesellschaft so geprägt ( vielleicht sogar programmiert), dass ich den Bezug zur deutschen Kultur fast verloren hätte.

Hey, endlich mal wieder eine positive Utopie! (duck und lauf weg ...) ;)
"If the ideology you read is invisible to you, it usually means that it’s your ideology, by and large."

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#85 Konrad

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Geschrieben 16 März 2005 - 20:38

Es ist gar nicht nötig, daß hier jemand als Apologet der SF auftritt. Es lassen sich auf Anhieb jede Menge Autoren nennen, die SF-Konzepte mit einem literarischen Stil unter einen Hut gebracht haben. ....M. John Harrison (der schon seit den Sechzigerjahren, vor allem in seinen Stories)

Wenn ich mir den Roman "In meiner Hand - die Erde" in der Bastei-Übersetzung ansehe, kann ich diese Aussage nicht nachvollziehen. Was mich sofort zu der Frage führt, welchen Einfluß die Übersetzung auf das in diesem Thread beklagte SF-Sprachniveau hat. Gruß, Konrad

#86 smartsmart

smartsmart

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Geschrieben 17 März 2005 - 08:34

Auch auf die Gefahr hin, daß Folgendes jetzt etwas überheblich klingt, kann ich mir doch dazu eine Anmerkung nicht verkneifen: Solche Einschätzungen kommen meistens von Leuten, die sich entweder nicht in der SF kundig gemacht haben oder nicht in der Lage sind, sich gute Übersetzungen zu beschaffen.

Zugeben muss ich, dass ich SF nicht als Wissenschaft betreibe. Was ich jedoch nicht verstehe, ist der Hinweis auf das Beschaffen guter Übersetzungen. Ich kann die Übersetzungen kaufen, die hier auf dem Buchmarkt angeboten werden. Ich gehe auch nicht davon aus, dass im Normalfall Bücher parallel in verschiedenen Übersetzungen angeboten werden. Allenfalls erfolgt mal eine Neuübersetzung eines alten Buches. Insofern scheint mir das kein Lösungsvorschlag zu sein. Amhamd des recht intensiv geführten Threads habe ich auch das Gefühl, dass nicht nur ich ein Probleme mit der Qualität der angebotenen SF habe.

Bearbeitet von smartsmart, 17 März 2005 - 08:35.


#87 Thomas Sebesta

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Geschrieben 17 März 2005 - 08:43

Amhamd des recht intensiv geführten Threads habe ich auch das Gefühl, dass nicht nur ich ein Probleme mit der Qualität der angebotenen SF habe.

Diese Thema ist so alt wie ich denken kann und kommt in regelmäßigen Abständen wieder. Wenn man ein bisschen sucht, wirst du gleiches oder ähnliches bereit hier im Forum und in anderen ebenso finden. Das Ergebnis ist immer das gleiche - es ist wie's ist und damit basta - aber man hat sich wieder etwas Kummer/Frust von der Seee geredet. Reine Seelenreinigung - würde sagen Selbsttherapiegruppe Gruß Thomas

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#88 Konrad

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Geschrieben 17 März 2005 - 11:11

Wenn man ein bisschen sucht, wirst du gleiches oder ähnliches bereit hier im Forum und in anderen ebenso finden. Das Ergebnis ist immer das gleiche - es ist wie's ist und damit basta - aber man hat sich wieder etwas Kummer/Frust von der Seee geredet.

Naja, ich denke, daß hängt wohl auch von der aktuellen Marktlage ab. Die Hoffnung besteht, daß sich beim derzeitigen SF-Tief vielleicht doch ein paar Leute in den entscheidenden Positionen Gedanken machen, was man verändern könnte. Konrad

#89 Thomas Sebesta

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Geschrieben 17 März 2005 - 11:28

Die Hoffnung besteht, daß sich beim derzeitigen SF-Tief vielleicht doch ein paar Leute in den entscheidenden Positionen Gedanken machen, was man verändern könnte.

jaja, die Hoffnung lebt und stirbt zuletzt aber sind wir doch ehrlich, wenn nichts zu verreissen gäbe wäre das Forum auch nur halb so voll und die Abende längst nicht so interessant mit Diskussionen darüber. :-) Das es nicht ganz so ernst ist entnehme ich doch auch daraus, dass selbst die Verissenen verkauft werden und ihren Abnehmer finden. Gruß Thomas

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#90 Konrad

Konrad

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Geschrieben 17 März 2005 - 11:39

aber sind wir doch ehrlich, wenn nichts zu verreissen gäbe wäre das Forum auch nur halb so voll und die Abende längst nicht so interessant mit Diskussionen darüber. :-)

Na klar! ;) Allerdings würde ich zwischendurch auch gerne mal erfahren, *was* ich kaufen soll und nicht nur, was ich *nicht* kaufen soll. :devil:

Das es nicht ganz so ernst ist entnehme ich doch auch daraus, dass selbst die Verissenen verkauft werden und ihren Abnehmer finden.

Dieses Phänomen habe ich noch nie so ganz verstanden. Muß irgendwie ein unterschwelliger Masochismus im Spiel sein... ;) Gruß, Konrad


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