Durch mit Tom Hillenbrand: Hologrammatica.
Ein großartiger SF-Thriller aus dem Jahr 2088. Nachdem in den 40er-Jahren der Versuch der KI Aether, die Weltherrschaft zu übernehmen, gerade noch abgewehrt werden konnte, sind nun alle technologischen Entwicklungen in diese Richtung strengstens verboten. Die UN-Behörde UNANPAI wacht unermüdlich über die Einhaltung. Doch ebenfalls in den 40er Jahren manifestierte sich bei der Ausgrabungsstätte Knossos auf Kreta ein Lichtdom, der bis ans Ende der Stratosphäre reicht und der seitdem für Menschen und ihre Untersuchungsmethoden undurchdringlich ist. Und es gibt die Computerexpertin Charlotte Perotte, die an Verfahren arbeitete, die Bewusstseinsspeicherung so nahe wie möglich an den Todeszeitpunkt eines Menschen heranzubringen.
Hillenbrands Ideenreichtum erzeugt einen "sense of wonder", wie ich ihn bei einem near-future-Roman selten erlebt habe. Seine Figuren sind liebevoll ausgearbeitet und faszinieren bis in die Details. Hinzu kommt ein stringenter Plot voller unerwarteter Wendungen und Hillenbrands professionelle Schreibe. Ein großartiger Roman, in dem sich Hillenbrand nach dem bereits ausgezeichneten "Drohnenland" noch einmal deutlich gesteigert hat.
Angefangen mit Edgar Pangborn: Der Beobachter
Als Teenager hat mich der Roman total geflasht. Jetzt hole ich den Klassiker aus dem Jahr 1954 noch einmal aus dem Bücherregal, um zu überprüfen, ob er mich auch im mittleren (hüstel!) Lebensalter genauso erreicht.
Der Prolog strotzte erstmal vor Infodump. Immerhin weiß der Leser nun über die Hintergründe bescheid. Bemerkenswert: Bereits im Jahr 1954 schrieb Pangborn über Klimawandel, Abschmelzen der Polareiskappen und den damit verbundenen Anstieg des Meeresspiegels. (Alice Sheldon erwähnte in Briefen aus den 70ern bereits die Plastikstrudel in den Ozeanen. Keiner kann sagen, wir hätten es nicht gewusst!)
Das erste Kapitel zeigt vor allem Pangborns Einfühlungsvermögen in Kinder, die nicht ganz der Norm entsprechen. Ja, doch, die Magie beginnt zu wirken!
Gruß
Ralf