Oh-ha! Ich habe hier einiges nachzutragen.
Durch mit Helmuth W. Mommers: Anderzeiten
Man kennt Helmuth W. Mommers in erster Linie als Herausgeber (die Antho-Reihe "Visionen"), Initiator (Mit-Begründer von NOVA, Gründer der Villa Fantastica in Wien) und Förderer deutschsprachiger SF (Dauerspende von 1000 € jährlich für das Preisgeld des DSFP). Darüber vergisst man leicht, dass er ebenso ein profilierter und ausgesprochen unterhaltsamer Erzähler ist. Die vorliegende Sammlung vereint 26 seiner Stories aus diesem Jahrtausend. Sie entpuppt sich als ein Feuerwerk interessanter, teilweise abgefahrener Ideen, die allesamt in eine spannende Handlung mit profilierten Protagonisten eingebunden sind. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, so sehr fesselte und erfreute mich die Lektüre. Besonders hervorzuheben: Helmuth kann erotische und sexuelle Situationen mit Lebensfreude und Respekt beschreiben. Das findet man in der Form selten. Allerdings präsentiert Helmuth eine breitgefächerte Themenvielfalt, so dass sich seine Stories nicht nur auf das Eine beschränken.
Ein Genuss ohne Reue! Ich freue mich über Helmuths Autogramm und dass mich seine Lesung in Leipzig dazu bewogen hat, die Collection früher als ursprünglich geplant zu lesen.
Ebenfalls durch mit Robert Heymann: Wunder der Zukunft
Dieter von Reeken hat die vier 1909/1910 erschienenen Groschenromane des Vielschreibers Robert Heymann in dem vorliegenden Taschenbuch zusammengefasst. Angefüttert ist der Band mit einem Essay von Lars Dangel über das Leben des Autors.
Wir sind wilden Fantastereien eines routinierten Broterwerbsschreibers ausgesetzt mit von Wells entlehnten Ideen, ungekämmten Plots, platt typisierten Personen und einem hohen Bodycount.
Der unsichtbare Mensch erzählt vom Erfinder einer Unsichtbarkeitspaste, der mit Hilfe seiner Erfindung die Untreue seiner Geliebten herausbekommt. Ihm wird aber von einem gierigen Zimmernachbarn nicht nur die Paste entwendet, sondern auch ein Mord angehängt. Aber auch dem neuen Besitzer bringt die Salbe kein Glück.
Der rote Komet nähert sich der Erde, und die Bewohner werden immer ungehemmter. Es kommt zu Exzessen aller, vor allem gewalttätiger Art.
Die über und unter der Erde beginnt wie ein Sozialdrama àla Hauptmanns "Die Weber", driftet aber bald ab in das Porträt einer gierigen "femme fatale".
Die Seele des ägytischen Priesters schildert die Leiden eines ungewollt Unsterblichen, der sich ebenso unsterblich in die Mumie einer ägyptischen Adeligen verliebt, die er selbst vor 6000 Jahren gegen den Willen der damals noch lebenden Ägypterin angefertigt hat.
Abstrus, sensationslüstern, hanebüchen, aber immerhin ganz flüssig geschrieben. Ich bin mir nicht sicher, ob man solch ein Niveau heute in Heftromanen akzeptieren würde.
Auch wenn man aus dem Kopfschütteln kaum raus kommt - unterhaltsam war es irgendwie doch.
Gruß
Ralf
Bearbeitet von ShockWaveRider, 02 Oktober 2018 - 08:03.