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Der "Ich lese gerade..."-Thread


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5850 Antworten in diesem Thema

#5401 T. Lagemann

T. Lagemann

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Geschrieben 13 Oktober 2022 - 11:08

Hallo zusammen,

 

und noch 'n Sachbuch. Moritz Baßler "Populärer Realismus".

 

Ja, der Klappentext "Über die Maßstäbe für "gute" Gegenwartsliteratur herrscht große Unsicherheit. Moritz Baßlers Buch analysiert erfolgreiche Erzählliteratur der Zeit, mit dem Schwerpunkt auf deutschsprachigen Romanen und Seitenblicken auf Fantasy und neue Qualitäts-TV-Serien, und diskutiert den veränderten Status der Literatur in der aktuellen Markt- und Mediengesellschaft. Dabei macht Baßler einen international prägenden Stil des "populären Realismus" aus: Leichte Lesbarkeit und routinierte Plots, aufgeladen mit Zeichen der Bedeutsamkeit, ohne dass die Texte aber tatsächlich Neuland beträten." fasst es gut zusammen. Dennoch der Hinweis, dass sich Baßler in Sachen "leichte Lesbarkeit" nicht an Frauen-mit-Hut oder Frauen-vor-Flusslandschaft (oder Herrensitz) abarbeitet oder an Bestseller-"Thrillern" oder gar an gut gehender Science-Fiction vom Schlage Eschbach oder Barndhorst, sondern an dem, was das Feuilleton und auch manche Jurys für ganz toll halten. Baßler schaut eben ganz genau hin, er sucht nach dem Neuland. Und das findet er eben nicht bei Kehlmann und Co., wohl aber bei Dath und Stuckrad-Barre. Und noch ein Hinweis: Baßler ist offenbar ein großer Fan der Popliteratur, aber gerade die ist bei mir eine große Leerstelle. Mit seinem Buch bzw. seinen Analysen einiger (neuerer!) popliterarischer Werke hat es Baßler geschafft, dass ich nun sehr, sehr neugierig auf diese Literatur geworden bin.

 

Wende ich die Kriterien des populären Realismus auf das an, was unter Science-Fiction gelabelt wird, wird mir übrigens klar, warum ich zusehends weniger diese Spielarten der SF lese.

 

Viele Grüße

Tobias


"Wir sind jetzt alle Verräter."
"Ha!", machte die alte Dame. "Nur wenn wir verlieren."

(James Corey, Calibans Krieg)

"Sentences are stumbling blocks to language."

(Jack Kerouac in einem Interview mit der New York Post, 1959)

"Na gut, dann nicht, dann bin ich eben raus
Ich unterschreib' hier nichts, was ich nicht glaub'
Na gut, dann nicht, nicht um jeden Preis
Ich gehöre nicht dazu, das ist alles was ich weiß"

(Madsen, Strophe 1 des Songs "Na gut dann nicht")
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#5402 Weltraumschrott

Weltraumschrott

    Cybernaut

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Geschrieben 13 Oktober 2022 - 23:36

 

Hallo zusammen,

 

und noch 'n Sachbuch. Moritz Baßler "Populärer Realismus".

 

Ja, der Klappentext "Über die Maßstäbe für "gute" Gegenwartsliteratur herrscht große Unsicherheit. Moritz Baßlers Buch analysiert erfolgreiche Erzählliteratur der Zeit, mit dem Schwerpunkt auf deutschsprachigen Romanen und Seitenblicken auf Fantasy und neue Qualitäts-TV-Serien, und diskutiert den veränderten Status der Literatur in der aktuellen Markt- und Mediengesellschaft. Dabei macht Baßler einen international prägenden Stil des "populären Realismus" aus: Leichte Lesbarkeit ...

Sowohl unter leicht (unterschiedliche Vorstellungen von leicht) als auch leichte Lesbarkeit (Prosa, Wortschatz, Gliederung, inhaltliche Komplexität) kann man viel verstehen. Ich lese überwiegend Science Fiction und Fantasy Literatur der Gegenwart und der letzten Jahre, vieles aus Öffentlichen Bibliotheken und daher eher Mainstream Literatur. Die ist überwiegend prosaisch geschrieben. Damit meine ich, dass die Erzähler eher kurz und auf den Punkt gebracht erzählen, ohne Redundanzen oder eher poetisch anmutende Begriffe zu verwenden, es sei denn, es wird aus der Perspektive einer poetisch denkenden Figur erzählt. Diese Form der Schreibweise ähnelt durch ihre prägnante Art der Schreibweise von Sachtexten (vom Inhalt natürlich abgesehen). Diese Schreibweise gefällt mir gut. Wenn man lyrische Texte lesen möchte, weiß man ja, zu welcher Literatur man greifen kann.

Ich habe mal ein Werk von Thomas Mann gelesen, in dem der Erzähler einen Sachverhalt drei mal beschrieben hat und die einzelnen Beschreibungen aus heutiger Perspektive umschweifig waren. Einen Teil von Goethes Faust 1 habe ich auch gelesen. Bei Goethes Faust 1 wird ein überaus umfangreicher Wortschatz mit einigen aus heutiger Sicht wenig bekannten Wörtern verwendet.
Die oben erwähnte Gegenwartsliteratur ist heute Mainstream und ist leichter lesbar als Mann oder Goethe. Insofern kann ich der Aussage zustimmen, falls sie sich auf Wortschatz und Prosa (vs. lyrische oder umschweifige Schreibweise) bezieht. Allerdings stellt sich auch die Frage, inwiefern Thomas Mann und Goethe - trotz ihrer Berühmtheit - jemals Mainstream-Literatur war.en In diesem Zusammenhang verweise ich darauf, dass es eine Zeit lang Trend war, sich in Zoom-Meetings eine Bücherwand mit "höherer" Literatur zu projizieren, um anderen Belesenheit vorzugaukeln.



#5403 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 14 Oktober 2022 - 05:19

Ich brauche für Niegeschichte von Dath jetzt schon seit Mai und einige Sätze lasse ich einfach aus, die erschließen sich mir nicht.


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#5404 Dadaistin

Dadaistin

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Geschrieben 16 Oktober 2022 - 23:35

 

 

Aiki Mira - Titans Kinder

 

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Zuallererst. Für mich ist das hier in puncto Romanfiguren das beste Werk des Jahrganges bisher. Einfach phänomenal, wie gut Aiki Mira Lebewesen beobachtet und darüber schreiben kann. Das erschafft Tiefe und Nähe. Der Roman wirkt darüberhinaus überaus straff, weil er sich aufs wesentliche beschränkt und nicht alles aus interpretiert wird. Der Weltenbau ist völlig in Ordnung. Die exotische Umgebung auf dem Titan, wunderbar. Die Beschreibungen auf der Station gut. Exotik, Abenteuer und die Personen, vor allem die Personen bieten für mich soviel Stoff zum Nachdenken, dass es eine wahre Freude ist. Ich fand dabei sicherlich nicht alle gleich gelungen. Das war aber ok, weil es gab Rain und Krasnikow. Meine Güte, was für Charaktere. Habe ich jemals so faszinierende Charaktere gelesen? Sicherlich ein paar, aber nicht sehr häufig. Er ist nicht perfekt, zu verbessern gibt es immer etwas. So hätte man beispielsweise die exobiologische Aspekte des Titan durchaus weiter und tiefer ausführen können, Platz wäre vorhanden gewesen, denn der Roman ist insgesamt wie gesagt sehr straff und geradlinig erzählt und entsprechend kurz geworden (190 Seiten). Aber ein wirklich starker Roman der DSFP und KLP Kurzgeschichten Gewinnerin.

Dem Lob kann ich mich nur anschließen, ein absolut großartiger Roman. In dieser Kürze so viel Würze unterbringen ist eine Meisterleistung. Bis jetzt einer meiner, wenn nicht sogar DER Favorit im Lesejahr 2022.

 

 

Weiters konsumiert:

 

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Du meine Güte, was für ein Stuss. Hätte ich nicht aufgrund von Blog-, Rezensions- und Awardkontributionen eine gewisse Pflicht gehabt, wäre dies mein erster abgebrochener Eschbach geworden. Positiv: Es ist halbwegs flott lesbar und man verbrennt nicht allzuviel Lebenszeit, außerdem finde ich das Ende konsequent und damit durchaus gelungen. Der Rest ist ein uninspiriert zusammengestöpseltes Sammelsurium modularer Utopie- und Dystopie-Elemente von der Stange, flachen Charakteren und Wendungen, die diesen Namen nicht verdienen. Liest sich wie eine lieblos hingeklatschte Auftragsarbeit.

 

 

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Wahrscheinlich der bis jetzt beste Joshua Tree Roman, auch wenn die Latte dafür nicht allzu hoch liegt. Ein Sprachgenie oder gar Hochliterat wird aus ihm in diesem Leben nicht mehr, aber die Dialoge sind erstaunlich selten platt, die Story hat Hand und Fuß, die Charakterentwicklung funktioniert. Außerdem merkt man, dass Tree von den mit ihm kollaborierenden Kollegen geschickt übernimmt. Die Science ist um nichts weniger gut recherchiert als bei Morris, Humor und Gesellschaftskritik tragen - wenn auch in viel kleineren Ausmaßen - Ertlovs Handschrift. Kein Welt- oder Jahrhundertroman, aber durchaus eine Empfehlung von meiner Seite.

 

 

Apropos Ertlov:

 

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Der mittlerweile 7. Band der eigentlich mit "Andromeda oder Tod" gut abgeschlossenen Avatar-Reihe hat meine Skepsis gegenüber einer Fortsetzung mit einer ganzen Breitseite Raumtorpedos aus dem Wasser geblasen. Gefühlvoll modernisiert, konsequent weitergedacht, eine spannende Story elegant erzählt. Diversität, Kapitalismus-, Gesellschafts und Kolonialismuskritik kommen subtil um die Ecke und nicht mit dem Dampfhammer, der Humor ist ähnlich wie bei den letzten Stargazer Bänden eher in die Fußnoten gerückt. Band 8 ist angekündigt, von mir aus können noch 10 weitere kommen.

 

 

 

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Das hat mich doch um einige Stufen weniger begeistert als die Avatar-Fortsetzung. Ja, eine gute Erzählung, eine spannende Geschichte, ein gelungenes, in sich abgeschlossenes Finale des ersten großen Handlungsbogens. Aber genau das ist der Punkt - das Serienformat bedeutet, dass man alle drei Bände, idealerweise in einem Stück, lesen muss, um das große Ganze zu sehen. Dieses bekommt von mir eine Leseempfehlung, aber einfach einen Band rauspicken und für sich genießen funktioniert nicht.

 

 

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Ein spannender, intelligenter und durchaus akzeptabel (wenn auch nicht immer ideal) übersetzter SF-Thriller, der altbekannte Ausgangssituationen mit der einen oder anderen neuen Idee verbindet. Handwerklich makellos, gut erzählt, die Spannung wird geschickt aufgebaut und am Leben erhalten. Allerdings leidet sie dann doch unter der einen oder anderen Länge - diesem Schmöker hätten 100-200 Seiten weniger gut getan. Ansonsten, eine Leseempfehlung.



#5405 T. Lagemann

T. Lagemann

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Geschrieben 17 Oktober 2022 - 12:58

Hallo zusammen,

 

meine Sachbuchlese hat ein Ende, meine Sommerurlaubslesereiselese fängt jetzt an ...

 

Ja, "Corvus" von Neal Stephenson lag lange im SuB, gerade auch weil es ein seitenreiches Buch war. So etwas ist ja wie gemacht für den Urlaub, weil mit wenig Platz viel Lesezeit erkauft wird. Und beim Reisegepäck muss ich ja schon schauen, wie ich das gut organisiere. Also habe ich von Stephenson nicht nur "Corvus" mitgenommen, sondern auch "Quicksilver" (also Band 1 des Barock-Zyklus). Und das war gut so, denn am Ende von "Corvus" schließt sich eine narrative Klammer. Da ich nicht spoilern möchte, nur der Hinweis: Man sollte auch "Cryptonomicon" (und die anderen Bände des Zyklus gelesen haben), um "Corvus" bis zum Schluss genießen zu können. Unabhängig davon (also dem Kontext zu anderen Romanen Stephensons) ist "Corvus" ein m.E. gelungener Roman nicht nur über Transhumanismus. Da geht es voll rein in Mythen und Glauben, fast schon surreal, dass all das im Umfeld von Wiyssenschaft geschieht. Und, ja, damit ist eigentlich auch schon beschrieben, was mir an "Quicksilver" so gut gefallen: An der Schwelle zur Moderne gibt es eben die Auseinandersetzung zwischen Glauben und Wissenschaft. Und weil es damit auch um Macht geht und den richtigen Weg (des Diskurses), wird sowohl in Quicksilver als auch in Corvus mit harten Bandagen gekämpft.

 

Ich hatte an beiden Romanen sehr viel Freude. Auch wenn ich mit "Artemis" wenig anfangen konnte, Stephenson ist für mich einer der ganz großen Autoren (nicht nur der SF).

 

Viele Grüße

Tobias


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#5406 Joshua Tree

Joshua Tree

    Yoginaut

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Geschrieben 20 Oktober 2022 - 00:02

Joshua Tree - Das Fossil

 

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Ein Roman den ich im Zuge meines Vorhabens immer mal wieder einen der heutzutage mehr als zahlreich vorhandenen Selfpublisher zu versuchen um zumindest einen groben Überblick zu bekommen und hier und da etwas zu dem ein oder anderen zu sagen zu haben schon vor einiger Zeit besorgt hatte. Damals freilich noch im Glauben es könnte sich tatsächlich mal um einen Einzelroman handeln. Mittlerweile ist eine Fortsetzung jedoch schon auf dem Markt. Kurioserweise sollte es aber eigentlich ein Einzelwerk bleiben erfahre ich als interessierter Leser im Vorwort, desweiteren steht dort das dies wohl schon der 19. Roman des überaus fleißigen Selfpublishers ist.

Ok. Nun also Joshua Tree. Kommen wir zum Inhalt.

 

Somit kann ich sagen, wenn jemand nach 19 Romanen noch solch einen Murks abliefert, dann wird er es vermutlich auch nicht mehr lernen. Widerum verblüffend ist für mich vor allem die ziemlich positive Besternung bei Amazon wo der Roman auf 4,2 Sterne Gesamtbewertung kommt.

Hier empfiehlt es sich aber vor allem mal in die auch vorhandenen 10% 1 Sterne Rezis zu schauen um gewarnt zu sein. Das Werk ist eines der wenigen das ich  frühzeitig abgebrochen habe weil es sowohl Handwerklich schlecht gemacht ist als auch stilistisch wirklich auf sehr schmaler Bandbreite unterwegs ist. Der Plot selber ist ein typischer Science-SF Thriller. Die Charaktere sind peinlich, und zwar von der Namensgebung angefangen. Das ganze ist mehr als schlampig geschrieben, hat vermutlich nicht mal ein ordentliches Korrektorat durchlaufen.

 

Um klar zu machen wovon ich hier rede anbei eine kleine Kostprobe

 

 

Seite 17. " Als die Tür aufging, trennte ihn ein Insektengitter von einer blonden Frau Anfang sechzig. Sie hatte volles braunes Haar und erstaunlich wenig Falten für ihr Alter und sah ihn fragend durch das Gitter an.

 

Harte Kritik :-) ... Stilistisch war "Das Fossil" sicherlich noch ausbaufähig, da gebe ich dir recht (ist immer noch Luft nach oben). "Das Fossil" ist bis heute mein erfolgreichstes Buch im Hinblick auf die verkauften Exemplare, aber handwerklich nicht mein bestes. Der von dir genannte Flüchtigkeitsfehler ist tatsächlich äußerst peinlich, und auch wenn ich ihn am dritten Tag nach Erscheinen korrigiert habe, war er schon unter zu viele Augen gekommen - lastet mir noch heute auf der Autorenseele. Du kannst mir gerne per PN, oder auch öffentlich, sagen, was du so unterirdisch fandest an dem Buch, ich lerne ja immer gerne dazu und verbessere mich wo es geht. Ich habe mich zumindest noch nicht als "hoffnungslosen Fall" aufgegeben ;-)


Der Kopf ist rund, damit Gedanken ihre Richtung ändern können ;-)

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#5407 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 20 Oktober 2022 - 05:09

Die Rezension ist ja immerhin bin drei Jahre alt.
Aber dass Amtranik einen Roman abgebrochen hat, geschieht echt nicht oft!

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#5408 Pirx

Pirx

    Giganaut

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Geschrieben 20 Oktober 2022 - 06:55

 
 
Apropos Ertlov:
 
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Der mittlerweile 7. Band der eigentlich mit "Andromeda oder Tod" gut abgeschlossenen Avatar-Reihe hat meine Skepsis gegenüber einer Fortsetzung mit einer ganzen Breitseite Raumtorpedos aus dem Wasser geblasen. Gefühlvoll modernisiert, konsequent weitergedacht, eine spannende Story elegant erzählt. Diversität, Kapitalismus-, Gesellschafts und Kolonialismuskritik kommen subtil um die Ecke und nicht mit dem Dampfhammer, der Humor ist ähnlich wie bei den letzten Stargazer Bänden eher in die Fußnoten gerückt. Band 8 ist angekündigt, von mir aus können noch 10 weitere kommen.
 
 
 
51JgXpTM-yL._SY346_.jpg
 
Das hat mich doch um einige Stufen weniger begeistert als die Avatar-Fortsetzung. Ja, eine gute Erzählung, eine spannende Geschichte, ein gelungenes, in sich abgeschlossenes Finale des ersten großen Handlungsbogens. Aber genau das ist der Punkt - das Serienformat bedeutet, dass man alle drei Bände, idealerweise in einem Stück, lesen muss, um das große Ganze zu sehen. Dieses bekommt von mir eine Leseempfehlung, aber einfach einen Band rauspicken und für sich genießen funktioniert nicht.
 


Ich lese mich quer durch die Werke der Treecorder-Podcast Autoren und hatte demnächst Ertlov auf der Liste. Aber überwiegt da der Humor-Anteil? Oder kann ich mehr auf eine Leseerfahrung wie bei Heliosphere 2065 von Suchanek bauen?
Gruß

Pirx
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#5409 Joshua Tree

Joshua Tree

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Geschrieben 20 Oktober 2022 - 10:45

Die Rezension ist ja immerhin bin drei Jahre alt.
Aber dass Amtranik einen Roman abgebrochen hat, geschieht echt nicht oft!

 

Umso mehr wären für mich die Gründe ja sehr interessant. Ich bin da wirklich keine Diva und kann mit konstruktiver Kritik immer viel anfangen. Ich lese auch meine 1-Stern-Rezensionen ganz gern, weil auch unter den polemischsten immer ein Fünkchen Wahrheit sein könnte, wo ich Mist gebaut habe oder mich verbessern kann. Auch wenn ich nie jeden Leser abholen kann, weil Geschmäcker verschieden sind, geht die Weiterentwicklung nur über Wachstumsschmerzen und die löse ich als Autor doch am besten aus, indem ich mich den schärfsten Kritikern stelle und von ihnen was lerne :-)


Der Kopf ist rund, damit Gedanken ihre Richtung ändern können ;-)

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#5410 Peter-in-Space

Peter-in-Space

    Kenonaut

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Geschrieben 20 Oktober 2022 - 12:38

Die Rezension ist ja immerhin bin drei Jahre alt.
Aber dass Amtranik einen Roman abgebrochen hat, geschieht echt nicht oft!

Waaas?? Amtranik ... abgebrochen? Man reiche mir einen Rotstift und einen Kalender!


Wenn es eine Krisensituation gibt, sucht der intelligente Mensch nach einer Lösung,

der dumme Mensch nach Schuldigen.

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#5411 Amtranik

Amtranik

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Geschrieben 20 Oktober 2022 - 12:58

Umso mehr wären für mich die Gründe ja sehr interessant. Ich bin da wirklich keine Diva und kann mit konstruktiver Kritik immer viel anfangen. Ich lese auch meine 1-Stern-Rezensionen ganz gern, weil auch unter den polemischsten immer ein Fünkchen Wahrheit sein könnte, wo ich Mist gebaut habe oder mich verbessern kann. Auch wenn ich nie jeden Leser abholen kann, weil Geschmäcker verschieden sind, geht die Weiterentwicklung nur über Wachstumsschmerzen und die löse ich als Autor doch am besten aus, indem ich mich den schärfsten Kritikern stelle und von ihnen was lerne :-)

Ich habe dir mal privat geantwortet. Leider ist gerade dieser Roman wohl wenig geeignet, da es schon länger her ist und abgebrochen, sodass ich mir nicht sicher bin, ob ich aus der Distanz von über 3 Jahren noch wirklich konstruktives liefern kann. Aber eines kann ich mit Sicherheit tun und bricht mir auch kein Zacken aus der Krone. Mich für diese Aussage hier entschuldigen.

Somit kann ich sagen, wenn jemand nach 19 Romanen noch solch einen Murks abliefert, dann wird er es vermutlich auch nicht mehr lernen.

Die war sicherlich unter der Gürtellinie und wenig sachlich.


Bearbeitet von Amtranik, 20 Oktober 2022 - 12:59.


#5412 Joshua Tree

Joshua Tree

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Geschrieben 20 Oktober 2022 - 14:15

Ich habe dir mal privat geantwortet. Leider ist gerade dieser Roman wohl wenig geeignet, da es schon länger her ist und abgebrochen, sodass ich mir nicht sicher bin, ob ich aus der Distanz von über 3 Jahren noch wirklich konstruktives liefern kann. Aber eines kann ich mit Sicherheit tun und bricht mir auch kein Zacken aus der Krone. Mich für diese Aussage hier entschuldigen.

Somit kann ich sagen, wenn jemand nach 19 Romanen noch solch einen Murks abliefert, dann wird er es vermutlich auch nicht mehr lernen.

Die war sicherlich unter der Gürtellinie und wenig sachlich.

Das ist nett, danke! Nehme ich dir aber nicht übel - ich habe mich selbst schon dabei ertappt, ähnlich emotional zu reagieren, wenn etwas aus meiner Sicht so schlecht war, dass es mich ärgert :-)


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#5413 Dadaistin

Dadaistin

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Geschrieben 20 Oktober 2022 - 23:45

Das ist nett, danke! Nehme ich dir aber nicht übel - ich habe mich selbst schon dabei ertappt, ähnlich emotional zu reagieren, wenn etwas aus meiner Sicht so schlecht war, dass es mich ärgert :-)

 

Das passiert mir, wenn etwas grottenschlecht ist, aber gleichzeitig gehyped wird (GRM!) oder aus welchen Gründen auch immer einen Prestige-Preis nachgeworfen bekommt. Ich sage unverblümt, dass ich das Fossil ebenfalls als weit unterdurchschnittlich empfunden habe, stilistisch wie inhaltlich, aber inzwischen fast alle deine Bücher in der Erscheinungswoche auf meinen Kindle lade. Und wenn du den Stil & das Storytelling von "Das Objekt" mit einem epischen Handlungsbogen wie beim letzten Schlachtschiff kombinieren könntest, würde ich wahrscheinlich eine Sektflasche beim Lesen köpfen.
Willkommen im Forum!

 

 

Ich lese mich quer durch die Werke der Treecorder-Podcast Autoren und hatte demnächst Ertlov auf der Liste. Aber überwiegt da der Humor-Anteil? Oder kann ich mehr auf eine Leseerfahrung wie bei Heliosphere 2065 von Suchanek bauen?

 

Ich hab Heliosphere als "OK bis gut" empfunden, aber nicht so prägend in Erinnerung, dass ich es für Vergleiche herziehen würde. Mein Problem mit Psi Corps ist, dass man die drei Bände wirklich brav in der Reihenfolge und möglichst direkt hintereinander lesen muss, was aber insgesamt auch nur die Länge eines normalen Romans ist. Wenn man das tut, ist es eine 99% humorfreie, auf schnelle Action und ihre Charaktere aufbauende Near-Future-AI-Thriller Geschichte mit Militäreinschlag. Klar, auf einem Niveau, das Military SF normalerweise nur selten erreicht, aber wenn man humorreduzierten Ertlov lesen will, ist man mit "Generation 23" immer noch besser bedient. Das hat seine Preise und Lobeshymnen zu recht bekommen.


Bearbeitet von Dadaistin, 20 Oktober 2022 - 23:50.


#5414 IvanErtlov

IvanErtlov

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Geschrieben 21 Oktober 2022 - 07:50

Ich hab Heliosphere als "OK bis gut" empfunden, aber nicht so prägend in Erinnerung, dass ich es für Vergleiche herziehen würde. Mein Problem mit Psi Corps ist, dass man die drei Bände wirklich brav in der Reihenfolge und möglichst direkt hintereinander lesen muss, was aber insgesamt auch nur die Länge eines normalen Romans ist. Wenn man das tut, ist es eine 99% humorfreie, auf schnelle Action und ihre Charaktere aufbauende Near-Future-AI-Thriller Geschichte mit Militäreinschlag. Klar, auf einem Niveau, das Military SF normalerweise nur selten erreicht, aber wenn man humorreduzierten Ertlov lesen will, ist man mit "Generation 23" immer noch besser bedient. Das hat seine Preise und Lobeshymnen zu recht bekommen.

Was die Dame sagt. Wer meine Kalauer und Schenkelklopfer eher nicht so goutiert, ist bei Generation 23 + dem Prequel-Sequel am besten aufgehoben.

 

 

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Wahrscheinlich der bis jetzt beste Joshua Tree Roman, auch wenn die Latte dafür nicht allzu hoch liegt. Ein Sprachgenie oder gar Hochliterat wird aus ihm in diesem Leben nicht mehr, aber die Dialoge sind erstaunlich selten platt, die Story hat Hand und Fuß, die Charakterentwicklung funktioniert. Außerdem merkt man, dass Tree von den mit ihm kollaborierenden Kollegen geschickt übernimmt. Die Science ist um nichts weniger gut recherchiert als bei Morris, Humor und Gesellschaftskritik tragen - wenn auch in viel kleineren Ausmaßen - Ertlovs Handschrift. Kein Welt- oder Jahrhundertroman, aber durchaus eine Empfehlung von meiner Seite.

 

 

Ich würde da noch ein gutes Stück weiter gehen. Ich habe es Joshua auch direkt gesagt - das ist ein auf allen Ebenen funktionierender und insgesamt meiner Meinung nach sogar großartiger Roman. Er hat Züge von Hard-SF, ohne ermüdend zu werden, genug Humor, um mich zum Schmunzeln zu bringen (nein, ich glaube nicht, dass ich da irgendwas inspiriert habe, das ist schon Eigengebräu!) und vor allem eine wirklich herausragend ausgearbeitete Gesichichte, die mehr als nur "solide" erzählt wird. Da kann ich nur neidlos gratulieren.
Neidisch bin ich dann vielleicht auf die Verkaufszahlen, ein bisschen zumindest  :bighlaugh:


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#5415 Peter-in-Space

Peter-in-Space

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Geschrieben 21 Oktober 2022 - 07:55

Wollt ihr mich alle arm machen?

 

 

Ja!


Wenn es eine Krisensituation gibt, sucht der intelligente Mensch nach einer Lösung,

der dumme Mensch nach Schuldigen.

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#5416 IvanErtlov

IvanErtlov

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Geschrieben 21 Oktober 2022 - 07:58

Das ist eine Fangfrage, oder?


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Geschrieben 21 Oktober 2022 - 09:56

Hallo zusammen,

 

ich versachliche zusehends ...

 

Guillaume Martin "Die Gesellschaft des Pelotons". Untertitel "Eine Philosophie des Einzelnen in der Gruppe".

 

Guillaume Martin hat Philosophie studiert und ist Profiradfahrer. Da fällt es ihm natürlich leicht, Analogien zwischen der Funktion des Einzelnen im Peloton und der Funktion Einzelner in der Gesellschaft zu finden. Gerade in kritischen Situation (Fluchtgruppe einholen, Flüchtlingen helfen, Tagessieg sichern, Umwelt schützen, Klima retten ...) kommt es eben doch auf den Einzelnen an. Ob Domestik oder MdB, wir sind aufeinander angewiesen. Und haben die Balance zwischen der Teilhabe am Kollektiv und unseren persönlichen Ambitionen zu finden. Denn aufgeben soll sich niemand, nur weil er Teil eines Teams ist. Gerade deshalb hält Guillaume Martin große Stücke auf den aus Ehrgeiz erwachsenden Egoismus, denn ohne das "ganz vorn wollen" funktioniert eine Radsportmannschaft nicht. Es kommt aber auf das richtige Maß an Egoismus und Ehrgeiz an. Auch in unserer Gesellschaft.

 

Ich gestehe, ich habe nach der Martin Lektüre ein SF-Romanprojekt (endgültig) beerdigt, das auf dem Gedanken "Wir sind ein Team" (und haben deshalb Erfolg) basiert. Das sollte kein "Wir raufen uns jetzt mal zusammen, denn sonst geht die Welt unter" werden, sondern ein "Jeder weiß, was er zu tun hat und macht das, aber macht auch das, was notwendig ist ...". Im Peloton funktioniert das, aber auf dem Buchmarkt? In der Nische der SF? Der Military SF? Natürlich gibt es Ausnahmen, aber auf die Karte, dass mein Romanprojekt zu so einer Ausnahme werden könnte, möchte ich nicht setzen. Da richte ich meinen Ehrgeiz auf andere Ziele. 

 

Ach ja, von Charly Wegelius gibt es das Buch "Domestik", das weniger eine Beschreibung des Einzelnen im Kollektiv ist, als die Beschreibung einer "Karriere" des Einzelnen (in dem Fall eines Domestiken) im Kollektiv. Wer Martins Buch lesen möchte, sollte Wegelius Buch gleich hinterher lesen. Für mich ergänzen die sich wunderbar, denn Wegelius ist einer von denen, ohne die Topfahrer (wie Martin) manchmal nichts sind. Wegelius beschreibt das sehr schön ...

 

Viele Grüße

Tobias


"Wir sind jetzt alle Verräter."
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(James Corey, Calibans Krieg)

"Sentences are stumbling blocks to language."

(Jack Kerouac in einem Interview mit der New York Post, 1959)

"Na gut, dann nicht, dann bin ich eben raus
Ich unterschreib' hier nichts, was ich nicht glaub'
Na gut, dann nicht, nicht um jeden Preis
Ich gehöre nicht dazu, das ist alles was ich weiß"

(Madsen, Strophe 1 des Songs "Na gut dann nicht")
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#5418 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

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Geschrieben 21 Oktober 2022 - 09:58

Das Objekt wäre von diesem Jahr? Ich habe zwar Ertlov schon gelesen, aber tree noch nie, könnte ja ein guter Einstieg sein

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#5419 Joshua Tree

Joshua Tree

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Geschrieben 21 Oktober 2022 - 12:18

 

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Wahrscheinlich der bis jetzt beste Joshua Tree Roman, auch wenn die Latte dafür nicht allzu hoch liegt. Ein Sprachgenie oder gar Hochliterat wird aus ihm in diesem Leben nicht mehr, aber die Dialoge sind erstaunlich selten platt, die Story hat Hand und Fuß, die Charakterentwicklung funktioniert. Außerdem merkt man, dass Tree von den mit ihm kollaborierenden Kollegen geschickt übernimmt. Die Science ist um nichts weniger gut recherchiert als bei Morris, Humor und Gesellschaftskritik tragen - wenn auch in viel kleineren Ausmaßen - Ertlovs Handschrift. Kein Welt- oder Jahrhundertroman, aber durchaus eine Empfehlung von meiner Seite.

 

Also an deine Art und Weise, meine Leistungen mittels mehr oder weniger harten Stufen der Abwertung zu verpacken, habe ich mich gewöhnt und finde das auch von einem gewissen Humor getragen, bei dem ich gut schmunzeln kann. Nur dass ich "kollaborieren" (/übernehmen) würde, ist insinuierend und die Unterstellung ist schlicht nicht zutreffend. Da wäre ein "auf mich wirkt es so" angemessener. "Man" merkt das nämlich nicht, sondern du glaubst das zu merken. Das ist ein feiner Unterschied, der aber wichtig ist. Es gibt keine Handschrift von anderen Autoren, da ich meine Kollegen so gut wie gar nicht lese. Mein letzter Morris bspw. war sein Erstwerk "Enceladus" und da auch nicht alles. Ivan hat ja schon das Seinige dazu gesagt. Also mir bissige Kommentare geben finde ich absolut in Ordnung, dem stelle ich mich gerne und muss das auch als Autor, aber meine Ideen und meine Arbeit finde/mache ich schon zu 100 Prozent selbst und entsprechend der für mich typischen Art und Weise, die man gut und doof finden kann. Auch in die Zukunft blicken zu können und mich auf ewig als zweitklassig dort zu sehen - chapeau, da ziehe ich meinen Hut! Aber neben den zynischen Seitenhieben auf mich (absolut in Ordnung, ich kann das ab), bitte fair bleiben, um mehr bitte ich gar nicht ;-)

 

 

Das Objekt wäre von diesem Jahr? Ich habe zwar Ertlov schon gelesen, aber tree noch nie, könnte ja ein guter Einstieg sein

 

Noch nie? Ich bin gekränkt :-) - ja, das Objekt ist gerade erst am 1.10. erschienen.

 

Ich würde da noch ein gutes Stück weiter gehen. Ich habe es Joshua auch direkt gesagt - das ist ein auf allen Ebenen funktionierender und insgesamt meiner Meinung nach sogar großartiger Roman. Er hat Züge von Hard-SF, ohne ermüdend zu werden, genug Humor, um mich zum Schmunzeln zu bringen (nein, ich glaube nicht, dass ich da irgendwas inspiriert habe, das ist schon Eigengebräu!) und vor allem eine wirklich herausragend ausgearbeitete Gesichichte, die mehr als nur "solide" erzählt wird. Da kann ich nur neidlos gratulieren.

Neidisch bin ich dann vielleicht auf die Verkaufszahlen, ein bisschen zumindest  :bighlaugh:

 

Danke nochmal dafür <3 - wenn ich sehe, was du alles noch machst und dass das Schreiben so mitläuft, dann hast DU eigentlich die besseren Verkaufszahlen ;-)


Bearbeitet von Joshua Tree, 21 Oktober 2022 - 12:19.

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#5420 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 21 Oktober 2022 - 12:22

Du bist nicht der einzige, der mir noch fehlt. Aber es wird es wird ...

Das Objekt ist ja auch bei Kindle Unlimited

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#5421 Dadaistin

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Geschrieben 22 Oktober 2022 - 08:14

"Man" merkt das nämlich nicht, sondern du glaubst das zu merken. Das ist ein feiner Unterschied, der aber wichtig ist. Es gibt keine Handschrift von anderen Autoren, da ich meine Kollegen so gut wie gar nicht lese. Mein letzter Morris bspw. war sein Erstwerk "Enceladus" und da auch nicht alles. Ivan hat ja schon das Seinige dazu gesagt. Also mir bissige Kommentare geben finde ich absolut in Ordnung, dem stelle ich mich gerne und muss das auch als Autor, aber meine Ideen und meine Arbeit finde/mache ich schon zu 100 Prozent selbst und entsprechend der für mich typischen Art und Weise, die man gut und doof finden kann. Auch in die Zukunft blicken zu können und mich auf ewig als zweitklassig dort zu sehen - chapeau, da ziehe ich meinen Hut! Aber neben den zynischen Seitenhieben auf mich (absolut in Ordnung, ich kann das ab), bitte fair bleiben, um mehr bitte ich gar nicht ;-)

Ich nehme die von dir kritisierte und tatsächlich auf inakzeptable Weise als Tatsache präsentierte Mutmaßung hiermit zurück, auch als Mutmaßung selbst, und entschuldige mich dafür. Aufrichtig, nicht über die krumme "so habe ich das nicht gemeint" Tour, sondern deutlich "Ja, ich habe es so gemeint, und genau das war falsch, ich lag daneben, es tut mir leid." Ich vermute zwar, dass ich nicht die einzige bin, die annahm, dass alle Autoren aus dem Treecorder Umfeld ihre Bücher gegenseitig lesen, aber wenn man darüber nachdenkt und nachrechnet geht sich das wahrscheinlich zeitlich nicht einmal annähernd aus. Ihr publiziert ja fast alle im Maschinengewehr-Tempo.

Wenn wir schon bei feinen Unterschieden sind - ich habe an keiner Stelle geschrieben, dass du ein Leben lang zweitklassig bleibst. Im Gegenteil, deine letzten paar Bücher sind meiner Meinung nach erstklassige Unterhaltungsliteratur. Aber eben genau das und nicht mehr. Singularity hatte aber das Zeug zu mehr, keine Frage! Und falls du jemals auf Hochliteratur umsattelst oder die literaturwissenschaftliche Fachwelt dir sprachliche Genialität attestiert, werde ich auch diesen Teil meines Statements widerrufen und mich hier ein zweites Mal entschuldigen. Was die zynischen Seitenhiebe betrifft - die bekommt jeder von mir ab. Kritisch betrachtet und ehrlich reflektiert, du sicher neben Peterson (wenn ich über diesen überhaupt etwas sage) am häufigsten. Ich gelobe auch hier Besserung schreibe dir eine PN mit meiner Theorie, warum das so ist.



#5422 Joshua Tree

Joshua Tree

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Geschrieben 22 Oktober 2022 - 11:44

Ich nehme die von dir kritisierte und tatsächlich auf inakzeptable Weise als Tatsache präsentierte Mutmaßung hiermit zurück, auch als Mutmaßung selbst, und entschuldige mich dafür. Aufrichtig, nicht über die krumme "so habe ich das nicht gemeint" Tour, sondern deutlich "Ja, ich habe es so gemeint, und genau das war falsch, ich lag daneben, es tut mir leid." Ich vermute zwar, dass ich nicht die einzige bin, die annahm, dass alle Autoren aus dem Treecorder Umfeld ihre Bücher gegenseitig lesen, aber wenn man darüber nachdenkt und nachrechnet geht sich das wahrscheinlich zeitlich nicht einmal annähernd aus. Ihr publiziert ja fast alle im Maschinengewehr-Tempo.

Wenn wir schon bei feinen Unterschieden sind - ich habe an keiner Stelle geschrieben, dass du ein Leben lang zweitklassig bleibst. Im Gegenteil, deine letzten paar Bücher sind meiner Meinung nach erstklassige Unterhaltungsliteratur. Aber eben genau das und nicht mehr. Singularity hatte aber das Zeug zu mehr, keine Frage! Und falls du jemals auf Hochliteratur umsattelst oder die literaturwissenschaftliche Fachwelt dir sprachliche Genialität attestiert, werde ich auch diesen Teil meines Statements widerrufen und mich hier ein zweites Mal entschuldigen. Was die zynischen Seitenhiebe betrifft - die bekommt jeder von mir ab. Kritisch betrachtet und ehrlich reflektiert, du sicher neben Peterson (wenn ich über diesen überhaupt etwas sage) am häufigsten. Ich gelobe auch hier Besserung schreibe dir eine PN mit meiner Theorie, warum das so ist.

 

Danke, feiner Zug :-)! Ja, wir sind sehr schnell, das liegt auch etwas an den Zwängen des Selfpublishings, das habe ich ja in dem anderen Thread beschrieben. Ich habe auch von Ivan nur einen gelesen (Mutation, begeistert!), und ärgere mich selbst, aber ich schaffe maximal 3-4 Bücher im Jahr, was eigentlich zu wenig ist für einen Sci-Fi-Autor. Deinen anderen Kommentar habe ich dann falsch verstanden, sorry. Ich sehe mich tatsächlich auch nicht als Hochliterat, das sehe ich eher bei einem Dan Simmons. Falls ich so etwas überhaupt abliefern könnte, und das ist ein sehr großes "Könnte", dann würde ich vermutlich 10 Jahre für ein Buch benötigen und in einem Zen-Garten schreiben müssen. Die zynischen Seitenhiebe kann ich wirklich gut ab, da habe ich genügend Resilienz und Hornhaut der Autorenerfahrung, um mich nicht angegriffen zu fühlen. Einmal habe ich es bloß schlicht nicht verstanden, das waren die (ich glaube) 89/100 Punkten, die du Singularity bei phantastisch-lesen gegeben hattest, aber der Text strotzte nur so von Sätzen, die mich als Autor niedergemacht haben. Da war mir nicht so richtig klar, warum du das Buch so gut bewertest, aber sich der Text dann eher wie eine Brandschrift gegen mein schriftstellerisches Tun las.

 

Liebe Grüße aus Chile, Joshua 


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#5423 T. Lagemann

T. Lagemann

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Geschrieben 24 Oktober 2022 - 08:19

Hallo zusammen,

 

hach, ich kann doch noch "unsachlich" ...

 

Joseph Wambaugh "Der Hollywood Mord". Ein oller Schinken von 1981 und dann auch noch ein "Polizeiroman". Obwohl nicht in Schweden spielend, sind die Polizisten dennoch geschieden und trinken auch sehr viel, denn, hey, Wambaugh war Polizist, er kennt seine Ex-Kollegen und deren Leben, vor allem aber das, was die Arbeit aus ihnen macht. Er orientiert sich also an der Wirklichkeit und nicht an dem, was später Schwedenkrimis so anziehend für Verfilmungen machte (gemeint ist diese Melancholie, die hinter Volvo bzw. Saab Frontscheiben hervorscheint). Und da Wambaugh sich auch beim Milieu, in dem der Mord geschieht, an dem orientiert, was er kennt, nämlich Hollywoods Filmmaschinerie (Drehbücher ...), sind wir beim "Hollywood Mord" ganz dicht dran am Wahren & Echten. Okay, ganz so ist es dann doch nicht, denn Wambaugh neigt zum Überzeichnen und daher kann es durchaus sein, dass sich Jung-Tarantino an Romanen wie dem "Hollywood Mord" abgearbeitet hat. Es geht ironisch zu, es geht zynisch zu, es gibt Figuren, die wie Karikaturen wirken. Und, nein, das ist kein Widerspruch zu meiner These, dass der Roman dicht dran ist an der Wirklichkeit. Denn wie lässt sich das Unerträgliche am Polizistenalltag aushalten? Doch wohl am einfachsten, in dem man es erträglich macht - das Ergebnis ist dann natürlich keine durchästhetisierte Coolness a la Tarantino, das Ergebnis ist der Sound Wambaughs, vor allem aber die Tiefe, die er seinen rumwitzelnden und saufenden Figuren verleit. Sie gehen nämlich eben nicht unbeschädigt durch ihr Leben, ganz im Gegenteil. Aber sie wollen nicht aufgeben zu Gehen. Denn irgendwie muss es ja weitergehen.

 

Ach so, worum geht es denn in dem Roman? Der Boss einer Filmschmiede wird auf einem Parkplatz erschossen. Verdächtige gibt es keine. Und das, was Zeugen gesehen haben, gibt nicht viel her. Die Polizisten, die den Fall klären sollen, haben also eine harte Nuss zu knacken. Und das das gelingt, hat viel damit zu tun, wie verzahnt Polizisten arbeiten, aber auch, dass manche Kriminelle blöd sind (dass das auffällt, kann man dann Kommissar Zufall nennen). Und drumherum gibt es all das, was es in und rund um Hollywood gibt, also kleine Dealer, Prostituierte, Ladenbesitzer, Kleinkriminelle, Undercover Polizisten, Filmproduzenten ... Ganz großes Kino. Denn Wambaugh respektiert auch seine Nebenfiguren, z.B. den schwulen Marine (der als Model arbeitet) und den baumlangen Transvestiten, der sich zu entscheiden hat, ob er aufs Männer- oder Frauenklo geht. Ja, irgendwie höre ich da im wissenden Hintergrund raunen, dass das natürlich casual queer sei. Aber genau dafür halte ich diese Figuren nicht, denn wir sind in den frühen Achtzigern (denn da erschien der Roman), in einer Zeit also, in der LGBTQ noch eine nur Eingeweihtesten als Namenskürzel erscheinende Hoffnung gewesen ist. Ja, ich spotte, aber Romane sind für mich kein Ort der Darstellung eines Idealbilds, sie sollen die Wirklichkeit zeigen. Und dazu gehört es eben, dass ein schwuler Marine permanent sagt, dass er nicht schwul ist, statt auf sein Schwulsein stolz zu sein. Und dass es einer der Polizisten ist, der mit dem Transvestiten aufs Schönste flirtet, tja ... So ist eben Wambaugh, hart dran an der Wirklichkeit. Polizisten sind Knochenbrecher, aber sie sind auch Menschen, nee, vor allem Menschen.

 

Viele Grüße

Tobias


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#5424 Amtranik

Amtranik

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Geschrieben 28 Oktober 2022 - 17:56

Jaqueline Montemurri - Der verbotene Planet

 

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Den neuesten Roman aus der Feder von Jaqueline Montemurri fand ich unterhaltsam, kurzweilig und in weiten Teilen gut geschrieben. Aber auch wenn ich diesen hier deutlich besser fand als den Vorgängerroman "Der Koloss aus dem Orbit" bleibt für mich weiterhin ein großes Manko ihrer Texte, das auch hier wieder durchschlägt, eine gewisse Naivität oder Unbedarftheit in ihrer Fabulierkunst, indem sie es sich oftmals etwas arg einfach macht. Unzulässige Simplifizierungen an und für sich komplizierter Zusammenhänge trüben den Lesegenuss. Dies betrifft im Übrigen trotz ihrer Vita die technisch-naturwissenschaftlichen Bereiche ihrer Werke wie auch die Charaktere gleichermaßen. In diesem Sinne fand ich es daher auch durchaus als bedeutendes Minus, dass die Autorin hier ein äußerst unrealistisches Szenario wählt, jedenfalls in der Art und Weise wie sie es darstellt. Es ist nachgerade völlig undenkbar, eine Milliarde starke Bevölkerung nebst Ausrüstung etc. in Richtung Mars zu evakuieren. Die Logistik würde jede Volkswirtschaftsleistung um den Faktor Millionen übersteigen. Des Weiteren ist es auch völlig unlogisch sich einerseits eine Umwelt herbeitransformen zu wollen und auf der anderen Seite ein bestehendes und offensichtlich funktionierendes Habitat nicht nutzen zu wollen, weil man nichts verändern darf. Auf der einen Seite totale Manipulation und auf der anderen totale Nichteinmischung. Ich finde das gelinde gesagt mindestens schizophren. Das zieht sich aber kontinuierlich durch Montemurris Roman. So wie z.b. auch das Leben auf der Erde von einer Handvoll Menschen, die lediglich auf technische Mittel eines jahrzehntealten und schon lange ausgeschlachteten Raumschiffs zurückgreifen können, rettungslos idealisiert wird. Alle technischen wissenschaftlichen Fragestellungen werden mit der gleichen kindlichen Naivität behandelt, die zeigt, dass die Autorin, obwohl sie ja beruflich eigentlich vom Fach ist laut ihrer Biografie, da keinen sonderlichen Wert drauflegt. Zumindest ist das konsequent, kann man aber als Leser von Science-Fiction durchaus kritisieren. Ich weiß, viele Autoren legen da keinen großen Wert drauf. Ich bin da als Leser auch nicht streng in einer Richtung unterwegs. Aber ich finde, gerade beim Thema dieses Romanes geht da doch einiges an faszinierendem verloren, wenn man das alles zu leicht und problemlos funktionieren lässt.
Fazit also. Gut geschriebener Abenteuerroman mit Plot und Personalschwächen.

 

 

Becky Chambers - Die Galaxis und das Licht darin

 

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Und erneut ein wunderbarer Lesegenuss der völlig anderen Art in angenehmer Abweichung herkömmlicher Plots.
Becky Chambers gelingt es, mit der Beschreibung alltäglicher Sorgen, Nöte und Erlebnisse ihres exotischen Exobiologischen Personals 400 Seiten kurzweiligster Unterhaltung, stellenweise sogar mit großem Tiefgang zu erschaffen.
Das ist so erfrischend wie erholsam. Kein Krieg, kein sonst wie gearteter Konflikt auf der großen politischen Bühne der Galaxis und trotzdem ist man jederzeit interessiert und involviert. Lesen!

 

 

Erik D. Schulz - Weltmacht ohne Menschen

 

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Im vorliegenden Near-Future Science-Fiction-Roman geht es laut Klappentext darum, dass im Jahre 2075 die Welt kurz vor der Machtübernahme durch die mächtige Superintelligenz Daguo steht. Dies will eine Gruppe Wissenschaftler verhindern, indem diese nun ihrerseits die mächtige KI Omniscient online bringt. Das wie, wo und warum erfahren wir als Leser nicht wirklich. Nachdem Friedrich Cannavale seinem Arzt Philip Rogge die Verschwörung offenbart, kommt es zu einem flächendeckenden Blackout und die gesamte Handlung des knapp 300 Seiten starken Romanes besteht fortan aus einer an Postapokalypsen erinnernde Handlung von Flucht, Rettung, Zuflucht suchen etc. Ach ja, wir erfahren auch noch das es synthetische Lebewesen angelehnt an die Fernsehserie Real Humans gibt, die mehr oder weniger Gebrauchsgegenstände sind. Vom eigentlichen Plot, also, wie funktioniert das ganze mit der Weltverschwörung durch DAGUO? Oder wie genau kann es sein, dass gerade Friedrich Cannavale als einer der wenigen von der immensen Gefahr durch die Superintelligenz weiß, wird dem Leser so gut wie nichts geboten. Die Charaktere sind gelinde gesagt eine Zumutung, das dargestellte Gesellschaftsbild wohl eher dem des realen Jahres 1975 entlehnt als ein wirklich gelungenes Worldbuilding von 2075. Bis zum Ende, das natürlich erstmal gut ausgeht, erfahren wir genau nichts über die eigentliche Prämisse des Klappentextes und wie es funktioniert. Das hebt sich der Autor vermutlich in einer der mit Sicherheit folgenden Fortsetzungen auf. Lektüre auf eigene Gefahr.

 

 

John Blake - Welt unter ewigem Eis

 

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Sprachlich einfach gehaltener schnörkelloser Science-Fiction Abenteuerroman der noch deutlich Luft nach oben gehabt hätte. Ich habe sicherlich schon weit schlechteres gelesen, aber das ist auch schon das positivste, was ich darüber sagen kann.

 

 

Ivan Ertlov - Fremde Welten (Stargazer 5)

 

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Für mich ganz ähnlich wie in Teil 1 gute Unterhaltung, die ich überwiegend gern gelesen habe. Allerdings oute ich mich mal als Leser, der die Bände 2–4 aus Zeitgründen ausgelassen hat. Das tat der Lektüre von Fremde Welten, allerdings so gut wie keinen Abbruch, nur hin und wieder erahnt man, dass dort noch so einiges an Hintergrund der Figuren fehlt, und natürlich erkennt man am Setting und Weltenbau bisweilen, dass gewisse Anspielungen auf vorherige Erlebnisse ergo Bände anspielen. Für mich ist der in Teilen flapsige, will sagen respektlose Umgang mit seiner eigenen Weltenschöpfung bei Ertlov ein Punkt, der bei mir im Wege steht, ginge es darum, dieses Werk für höhere Weihen vorzuschlagen. Ich stimme dabei den vielen Lesern durchaus zu, die sagen, dass Ertlov sehr gut schreibt, unterhält und viel Fantasie einbringt. Für mich jedoch und da denke ich wohl noch wie der 12-Jährige der dereinst, durch den Sense of Wonder von Space Operas, mit dem SF Virus infiziert wurde, muss man solche fantasievollen Gedankenkonstrukte ernst nehmen können, damit diese ihre volle Wirkung entfalten. Spätestens aber bei Wortschöpfungen wie Baerbockium oder Chucknorrisium, aber eigentlich auch schon vorher, ist das bei mir nicht mehr der Fall. Und ach ja, ich hasse Fußnoten.

Fazit:
Gute Unterhaltung, und wie gewohnt Kalauer unterschiedlicher Qualität, für die man vermutlich ein Faible haben muss. Das ist sicher reine Geschmackssache. Meine Sache sind sie eher nicht so.

 

 

Sonnenseiten: Street-Art trifft auf Solarpunk - Anthologie

 

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Ursprünglich skeptisch, weil thematisch so gar nicht im Rahmen meiner Lese Komfortzone war ich doch insgesamt eher positiv überrascht von dieser Anthologie. Die Geschichten wussten mich ganz überwiegend gut zu unterhalten, auch wenn ein wirklicher Knaller meiner Meinung nach nicht mit dabei war. Meine Lieblingsstory war "Cloudart“ von Dominik Windgätter.


Bearbeitet von Amtranik, 28 Oktober 2022 - 17:58.


#5425 Selma die Sterbliche

Selma die Sterbliche

    Nautilia sempervirens

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Geschrieben 31 Oktober 2022 - 08:19

@ Joshua Tree: ich will nicht versäumen, dich herzlich im Netzwerk willkommen zu heißen!  :band:

 

Hast du irgendwo eine Vorstellung versteckt?


Bearbeitet von Selma die Sterbliche, 31 Oktober 2022 - 08:19.

Es lebe die Vielfalt, denn Gegensätze ziehen sich an!  jottfuchs.de

 

 

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#5426 Joshua Tree

Joshua Tree

    Yoginaut

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Geschrieben 31 Oktober 2022 - 11:06

@ Joshua Tree: ich will nicht versäumen, dich herzlich im Netzwerk willkommen zu heißen!  :band:

 

Hast du irgendwo eine Vorstellung versteckt?

 

Vielen lieben Dank :-) - Vorstellung? Was, wie, wo? Gehört das zum Aufnahmeritus? Ist das ein spezieller Thread?


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#5427 T. Lagemann

T. Lagemann

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Geschrieben 31 Oktober 2022 - 14:13

Hallo zusammen,

 

auf Empfehlung von Michael Schmidt von F. Paul Wilson "Die Gruft" gelesen, den ersten Handyman Jack Roman. "Todessumpf" gefiel mir besser. "Die Gruft" hatte mir dann eben doch ein paar Längen zuviel. Aber vielleicht empfand ich die auch nur, weil mir vor den Szenen schon klar war, wohin sich die Geschichte entwickelt. Egal, Wilson macht Spaß. Sehr unterhaltsam.

 

Viele Grüße

Tobias


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#5428 J. A. Hagen

J. A. Hagen

    Cybernaut

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Geschrieben 04 November 2022 - 10:02

Robert A. Heinlein: Entführung in die Zukunft

 

Ein Band mit einer langen Erzählung (ca. 180 Seiten) und mehreren Kurzgeschichten, die ca. 20 bis 30 Seiten haben. Bisher habe ich nur die kürzeren Erzählungen gelesen, die mich jedoch nicht abholen konnten. Vielleicht liegt es daran, dass die Geschichten auf eine Idee fokussieren und die Charaktere dabei flach bleiben. Das Buch enthält auch die titelgebende Kurzgeschichte "Entführung in die Zukunft" (All you Zombies), die als "Predestination" verfilmt wurde. Den Streifen habe ich vor kurzem auf Tele 5 gesehen, und er konzentriert sich mehr auf das menschliche Schicksal, als die Kurzgeschichte es tut. Im Vergleich dazu wirken die Figuren der Erzählung klinisch. Daher empfehle ich den Film.

 

Mein bisheriges Fazit: Geschichten mit interessanten Ideen, die jedoch an mangelnder Charaktertiefe leiden.


Bearbeitet von J. A. Hagen, 04 November 2022 - 10:03.

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#5429 Amtranik

Amtranik

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Geschrieben 17 November 2022 - 11:00

Diane Cook - Die neue Wildnis

 

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Nach meiner Ansicht gescheiterter und somit letztlich enttäuschender Versuch dem Genre der Dystopie eine Variation, eine neue Facette abzugewinnen. Was von der Grundidee durchaus Potenzial versprach und ansatzweise interessant klingt, war in der Umsetzung letztlich mehr als mager. Die Handlung krankt durch hochgradige Logiklöcher, die Protagonisten empfand ich als durchweg misslungen. Vieles ist doch allzu banal und so war die Lektüre wenig ersprießlich und mühsam. Diesen Roman kann ich nicht empfehlen.

 

 

Ann-Kathrin Wasle - Mandragora (Nachtschattengewächse 4)

 

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In Mandragora begleiten wir die Unsterbliche Nyoka durch verschiedene Schauplätze in der Geschichte und bei einer Zusammenkunft in der Gegenwart. Gleich im ersten Kapitel führt uns der Roman ins alte Ägypten zu Kleopatra, wo Nyoka der geschlagenen Königin Ratschläge gibt. Dieses Kapitel, wie auch das letzte (dazu später), ist das einzige mit diesem Schauplatz, während die beiden anderen von Relevanz sich immer wieder mit Kapiteln, die in der Gegenwart spielen, abwechseln. So begeben wir uns in ein Tal in Böhmen, wo dereinst einmal Prag gegründet werden wird (der Ort, an dem auch die Gegenwartskapitel spielen) und erleben die Richterin Libuse welche nach dem Tod ihres Vaters an seiner Statt recht in der kleinen Dorfgemeinschaft spricht. Und wir begleiten die Geschwister Mozart, wobei hier Maria Anna Mozart, die Schwester des berühmten Wolfgang Amadeus im Mittelpunkt der Erzählung steht. Nyoke versucht offensichtlich diesen Frauen mittels Hinweisen und Ratschlägen einen anderen Blick auf die Geschlechterrollen und das, was sie sein könnten oder wollen und erreichen können zu geben. Im letzten Kapitel erfahren wir, dass Nyoke bereits Eva dazu gebracht hat von der verbotenen Frucht zu kosten. Der Roman wirkt schon durchaus wie ein Stand Alone, allerdings kann es gut sein, dass speziell in der Gegenwartsebene doch so einiges vorausgesetzt wird. Jedenfalls habe ich das im Nachhinein auch mit dem Eva Kapitel zum Schluss so interpretiert das Nyoke die älteste der Unsterblichen ist und weitere geschaffen hat. Vermutlich würde das klarer werden, wenn man die anderen 3 Bände kennen würde.

 

 

James Corey - Leviathan fällt

 

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Nun ist es also zu Ende. Über 10 Jahre sind seit dem ersten Band vergangen, und nun ist eine Reihe zu Ende, die weit mehr Aufmerksamkeit bei Fans als der Literaturkritik bekommen hat, wenn ich das richtig verfolgt habe. Auch in diesem Forum ist darüber gemessen am internationalen Hype eher wenig diskutiert und gelobt worden. Tatsächlich bin ich persönlich auch so ein bisschen schwankend, die teilweise nahe an den 5 Sternen liegenden Lobpreisungen mit den tatsächlichen Leseerfahrungen in Einklang zu bringen. Natürlich ist diese Reihe grandios. In Komplexität und Konsequenz, Dauer und auch Qualität braucht sie kaum Vergleiche zu scheuen. Ich persönlich hätte vermutlich die letzten 3 Bände mit dem massiven Zeitsprung nicht unbedingt in dieser Form gebraucht. Hätte mir aber vorstellten können eine eigenständige Serie zum Protomolekül und den 1300 Exoplaneten Systemen zu machen. Ich fand nicht jeden der 9 dicken Wälzer gleich gelungen und die Handlung als Ganzes hätte man vermutlich auch straffer erzählen können. Bei der Fernsehserie bin ich froh, dass mein Lieblingscharakter, die in den Büchern eher untergeordnete Camina Drummer noch so einen entscheidenden Part gespielt hat. Ich bin mal gespannt, was nach diesem Mammutprojekt vom Autorenduo noch so kommen wird.

 

 

Brandon Q. Morris - Die letzte Kosmonautin

 

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Positiv überrascht bin ich vom vorliegenden Roman aus der Feder von Brandon Q. Morris und bin versucht ihn, als bisher besten des Autors einzuschätzen. Eigentlich ein Freund von Alternate History muss ich zugeben, dass mich jetzt die DDR als Thema nicht so besonders vom Hocker reißt. Daher hatte ich diesen Roman auch zugunsten aktueller erschienener Werke mehrmals nach hinten verschoben. Ich fühlte mich aber wirklich gut unterhalten und das Thema hat mich dann doch mehr gepackt als vermutet und bereue die Lektüre keinesfalls. Ich bin allerdings froh, dass mir dieser Roman als Leseexemplar für den DSFP zur Verfügung gestellt wurde, denn bereits beim ersten in die Hand nehmen hatte ich die ersten 20 Seiten in der Hand. Gute Unterhaltung jedoch nicht ohne den ein oder anderen Plot bedingt zurechtgebogen wirkenden Nonsens. Aber alles im Rahmen. Hat mir insgesamt gefallen.

 

 

Amar El-Mohtar & Max Gladstone - Verlorene der Zeiten

 

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Es hat eine sehr schöne Sprache, es ist geheimnisvoll, prägnant, kompliziert, ein Stück weit unorthodox im Aufbau. Ich will nicht behaupten alles verstanden zu haben, aber entgegen meinen sonstigen Lesegewohnheiten hat es mich hier nicht gestört, sondern eher das Leseerlebnis bereichert. Kurzum. Eine tolle Zeitreise und Liebesgeschichte abseits allzu ausgetretener Pfade. Toller Roman.

 

 

Stephan Becher - China Brain Project

 

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Irgendwann in näherer Zukunft. China ist zur führenden ökonomischen und technisch-wissenschaftlichen Macht aufgestiegen. Während in den ehemals großen westlichen Industrie-Nationen überbordende Bürokratie und die explodierenden Kosten der Sozialstaaten, die Mittel für Forschung und Technik immer weiter zusammenschrumpfen ließen, verfügt China dank eines kompromisslosen Sozialkreditsystems und einer allgegenwärtig durch Augmented-Reality-Brillen total überwachten Bevölkerung nebst kluger Ressourcen und Außenhandelspolitik über schier unbegrenzte Forschungsmittel. Daher gelang China der entscheidende Vorsprung, der Quantencomputer. Mit seiner Hilfe soll innerhalb kürzester Zeit im Reich der Mitte das realisiert werden, woran viele Nationen bisher mangels genügend Rechenpower scheiterten. Die Simulation eines menschlichen Gehirns. Um dies zu schaffen, werden führende Wissenschaftler aus Norwegen, den USA, und Deutschland verpflichtet, deren Projekte in ihren jeweiligen Ländern dem Rotstift aufgrund mangelnder Finanzen zum Opfer fielen. Des Weiteren wird eine russische Genetikern verpflichtet, eine Heilmethode für die in China vermehrt aufgetretene Bronsteen-Parese zu finden. Da dieser Strang unabhängig vom Brain-Project erzählt wird, bleibt der Zusammenhang lange im Dunkeln.
Becher gelingt mit China-Brain Project eine wirklich dichte und packende Erzählung der für uns im hier und heute sehr verstörend wirkenden Verhältnisse in einem China der Zukunft. Der Roman beschäftigt sich sehr viel mit der wissenschaftlichen Arbeitsweise der verschiedenen Teams und der Beschreibung und Funktionsweise des chinesischen Sozialkreditsystems. Dies macht er auf sehr unterhaltsame und gekonnte, ich möchte sagen auch eindringliche Weise, dass es mich bei der Lektüre wirklich gepackt hat. Obwohl der Roman schon aus dem April ist und einer der ersten war, die hier bei mir im Regal standen, hatte ich ihn immer nach hinter verschoben, weil ich eigentlich wenig Lust auf das Thema hatte. Beim Lesen wurde ich aber ins Geschehen hineingezogen und der Roman hat mich nachhaltig beeindruckt.


Bearbeitet von Amtranik, 17 November 2022 - 11:04.


#5430 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 17 November 2022 - 11:17

Die neue Wildnis hatte ich auch gelesen und war wenig begeistert (wenn auch nicht ganz so enttäuscht wie du, wie mir scheint). Ich war komplett baff nach dem scharfen Perspektivwechsel. Das Szenario wäre genau mein Ding gewesen, aber irgendwie war's komisch. 

Dieser Konflikt: Wir müssen hier weg, sonst bleibt unser Kind krank wäre auch mein Ding gewesen, aber die Umsetzung war so schräg.


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