Ohweh, da habe ich einiges nachzutragen!
Meine Entschuldigung: Meine Holde und ich haben eine Woche Urlaub auf Amrum gemacht. In der Ferienwohnung war das WLAN extremst instabil. Da mochte ich nicht das Risiko eingehen, längere Texte zu verfassen, die dann im Orkus landeten.
Aber gelesen habe ich im real life doch einiges.
Durch mit H.W. Franke: Der Kristallplanet (Band 29/II der Werksausgabe im p.machinery-Verlag)
Der Band versammelt verstreute Texte, Artikel des Meisters über SF und neue Medien, aber auch Äußerungen über den Meister.
Hochinteressant, vor allem der Vergleich der unterschiedlichen Fassungen von "Die Stimmen der Sylphiden", einmal als Hörspiel, einmal als TV-Adaption.
Durch mit Andreas Brandhost: Die Tiefe der Zeit
Der beste Brandhorst seit "Das Schiff", vielleicht sogar seit der ersten Kantaki-Trilogie.
Und ins Kantaki-Universum kehrt er wieder zurück, wenngleich diesmal die Kantaki außen vor bleiben. Prizilla hat als Suprema in ihrem Matriarchat zunächst die Führungsposition übernommen, bevor sie von ihrer Rivalin Nadala in einen Zeitstrudel gelockt wurde, aus dem sie nach 31 Jahren zurückkehrt. Jarl hingegen ist ein durch sein gelb gefärbtes Blut als Soldat ausgewiesen. Er fühlt sich jedoch nie in seiner Rolle richtig wohl, zumal er von dem mißgünstigen Ruk ständig drangsaliert wird. Auch die beiden begegnen sich 31 Jahre später wieder.
Die beiden gegensätzlichen Charaktere tragen eine spannende Handlung, die sie bis zur Erde, dem sagenhaften Ursprungsplaneten der Menschheit, führt, wo es einen sagenhaften Friedensbringer geben soll. Eine großartige Space Opera, spannend bis zum Schluss. Brandhorst at his best!
Durch mit Herbert W. Franke: Ypsilon Minus (Band 10 der Werkausgabe im p.machinery-Verlag).
Frankes siebter SF-Roman hat gleich bei seinem Erscheinen 1976 viel Beachtung erfahren. Es gehört zu den wenigen Romanen westlicher Autoren, die im Verlag Neues Leben in der DDR veröffentlicht wurden. Die Story spielt in einer Diktatur, in der die Menschen von Computern überwacht werden und gemäß ihrem systemkonformen Verhalten in verschiedene Kategorien eingestuft. Der kleine Rechercheur Benedikt Erman erhält eines Tages den Auftrag, sich selbst zu überprüfen. Eigentlich sollte das nicht möglich sein. Er findet heraus, dass offenbar drei Jahre seines Lebens in seinem Gedächtnis ausgelöscht wurden. Die wenigen Spuren führen zu drei ihm völlig unbekannten Personen aus den untersten Ktegorien.
Der Roman sieht nicht nur in beklemmender Weise die Möglichkeiten moderner Überwachungtechnik vorher, er ist auch spannend geschrieben und eröffnet Erman am Ende einen Ausweg. Die Ausgabe im p.machinery-Verlag wird ergänzt durch einen Bericht von Thomas Franke, wie er dazu kam, das Titelbild sowohl der Suhrkamp-Ausgabe als auch der aktuellen p.machinery-Ausgabe zu gestalten, das Vorwort Franz Rottensteiners zur Ausgabe in Suhrkamps Phantastischer Bibliothek, Waltraud Schröders Vorwort zur Ausgabe im Verlag Neues Leben, ein Aufsatz von Helga Abret aus Polaris 6 und eine Synopse von Hans Esselborn über die drei Sekundärtexte (ist das jetzt Tertiärliteratur? Forscher forschen über Forscher?).
Egal. Starker Franke-Roman in einer würdigen Neuausgabe. Mit erschreckender Aktualität.
Durch mit Wilhelm von Sternburg: Joseph Roth: Eine Biographie.
Der Name Joseph Roth steht schon seit Jahren auf meiner to-read-Liste. Ich weiß gar nicht mehr, wie ich auf den österreichischen Erfolgsautor und Starjournalisten aus der Zeit zwischen den Weltkriegen kam. Jedenfalls: Im vergangenen Jahr habe ich mir seine Gesammelten Erzählungen zu Gemüte geführt und war hinreichend begeistert. Aber ich wollte auch etwas mehr über das bewegte Leben dieses Mannes erfahren.
Wilhelm von Sternburg wählt einen interessanten und lesenswerten Ansatz. Mit dem einleitenden Kapitel (ca. 30-40 Seiten) gibt er einen großen Überblick und setzt den Ton und die Atmosphäre der Biographie. In den folgenden sechs Kapiteln folgt er zwar einer Chronologie, setzt aber das individuelle Geschehen immer in einen historisch-geographischen Kontext und gibt auch immer Ausblicke auf künftige Entwicklungen. Insgesamt ergibt sich das Bild eines hochsensiblen Mannes, der die destruktiven Strömungen seiner Zeit wie ein Seismograph aufnahm, der diese Gabe aber nur im Alkoholrausch ertragen konnte. Sein Alkoholismus hat denn auch zu seinem frühen Tod im Alter von 44 Jahren im Pariser Exil geführt.
Angefangen mit den Stories aus der Zeitschrift c't, 1. Halbjahr 2018.
Ich sammle die c't-Stories gern über den halbes Jahr an und lese dann die Stories aus je 13 Ausgaben am Stück. Die erste Hälfte des 1. Halbjahrs habe ich durch. Alle Stories sind flüssig und lesbar geschrieben; an Stil und Atmosphäre ist nichts auszusetzen. Allerdings war noch kein großer Wurf dabei, der mich restlos begeistert hätte. Zwischenfazit: Unterhaltsam, aber nicht mehr.
Gruß
Ralf
EDIT: Die Image-Funktion in diesem Forum ist SCH***E!!!!!
prangert
Ralf
an
Bearbeitet von ShockWaveRider, 17 August 2018 - 13:04.