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Was muss sich ändern in der SF?


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161 Antworten in diesem Thema

#1 Beverly

Beverly

    Temponaut

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Geschrieben 11 April 2005 - 08:31

Die heute erscheinende Science Fiction entlockt selbst eingefleischten Fans oft nur ein müdes Gähnen. Die Kritik macht sich an folgenden Punkten fest:1. Die Bücher sind zu dick, eine nur für 200, 300 Seiten taugende Handlung wird auf 600 oder 700 Seiten aufgeblasen2. Die x-te Space-Opera nach Schema F mit fiktiven Technologien, welche die SF schon vor 60 oder 70 Jahren beherrschte (Raumschiffe etc.)."Weltraum" ist zudem trotz stagnativer Tendenzen in der Raumfahrt auf dem besten Wege, Realität zu werden, man denke nur an die Entdeckung von immer mehr extrasolaren Planeten. Hier hat die Wirklichkeit die SF längst eingeholt.3. Ich selbst kann hinzufügen, dass ich Bücher über das 21. Jahrhundert, "nahe Zukunft" nur in Ausnahmefällen lese. Zum einen hat das John Brunner schon vor 30 Jahren treffend abgehandelt - "Morgenwelt", "Schafe blicken auf". Ferner ist diese Literatur ziemlich deprimierend und wir leben doch in der von ihr beschriebenen Welt (es wäre daher eigentlich Gegenwartsliteratur)4. Eine Zufallsbegegnung sagte bezüglich SF mal "das ist alles so finster und deprimierend". Stimmt, wenn man an die Szenarien in "Outland", den "Alien-Filmen" oder den Romanen von Alastair Reynolds denkt.Aber m. E. gibt es auch Licht am Ende des Tunnels:1. So durchgeknallte Weltentwürfe wie in "Lord Gamma" von Michael Marrak oder die Taschenuniversa in dem Zyklus von Philipp José Farmer. Mehr davon! Mehr abgedrehte Ideen.2. Abgesehen von der mistigen dritten Staffel von "Enterprise" ist das Ambiente im Star Trek Universum mit das angenehmste und menschenfreundlichste, was ich kenne. Der Militarismus und die Kriege sind zwar oft finster, aber der Alltag auf einem Raumschiff der Galaxy-Klasse ist so etwas von Luxus und schön. Bei Dr. Crusher kommen die Patienten ohne Wartezeiten, Praxisgebühr und Frage nach der Krankenkasse dran und selbstverständlich gibt es auch eine Psychologin - Cousellor Troi - für alle, an denen der Frust nagt.Es gibt keine Arbeitslosigkeit, jeder hat seine Aufgabe und ein gescheites soziales Umfeld. Und wem das zu brav ist, der geht halt nicht nur Sternenflotte, sondern lässt sich auf einer gammeligen Starbase nieder oder läuft zum Maquis über.So sehe ich Star Trek oft nur wegen dieser angenehmen Atmosphäre, weil die Handlung und die Ideen oft alles andere als top sind.3. Die Literatur des 21. Jahrhunderts, die keine SF im eigentlichen Sinne mehr ist, sollte vielleicht schon hier und jetzt realisierbare gesellschaftliche Experimente zu ihrem Thema machen.Ich selbst habe da eine Idee, die sich "Wunschhaus" nennt: ein Ort, an dem Schauspieler fiktive Welten realisieren. Ließe sich mit den nötigen Mitteln schon heute umsetzen, weil man dafür keine neuen Erfindungen braucht.Die zweite Innovation ist ein Unternehmen in Nordspanien, dass es seit den 1940ern gibt und wo sich die Menschen ihren Arbeitsplatz und eine gesicherte Existenz quasi kaufen.Wie soll die SF der Zukunft aussehen, damit sie der Wirklichkeit auch in Zukunft einen Schritt voraus ist?

#2 Diboo

Diboo

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Geschrieben 11 April 2005 - 08:44

Die heute erscheinende Science Fiction entlockt selbst eingefleischten Fans oft nur ein müdes Gähnen.

Sagt wer? Ich bin durchaus zufrieden, und dabei entsetzlich eingefleischt.

Die Bücher sind zu dick, eine nur für 200, 300 Seiten taugende Handlung wird auf 600 oder 700 Seiten aufgeblasen

Das kann natürlich immer mal passieren. Ist aber nicht symptomatisch. Es gibt auch 600 Seiten starke Bücher mit Handlung für 600 Seiten.

Die x-te Space-Opera nach Schema F mit fiktiven Technologien, welche die SF schon vor 60 oder 70 Jahren beherrschte (Raumschiffe etc.). "Weltraum" ist zudem trotz stagnativer Tendenzen in der Raumfahrt auf dem besten Wege, Realität zu werden, man denke nur an die Entdeckung von immer mehr extrasolaren Planeten. Hier hat die Wirklichkeit die SF längst eingeholt.

Mumpitz. So lange wir nur in unserem Sonnensystem herumkriechen können, wird die SF auf absehbare Zeit nicht überholt sein. "Weltraum" war schon immer Realität, denn er war ja auch schon immer da. Soll man deswegen keine Romane mehr dort ansiedeln? Dann könnte man genauso sagen, es dürften keine Romane mehr auf der Erde spielen, die ist ja auch "Realität" und eo ipso langweilig.

Eine Zufallsbegegnung sagte bezüglich SF mal "das ist alles so finster und deprimierend". Stimmt, wenn man an die Szenarien in "Outland", den "Alien-Filmen" oder den Romanen von Alastair Reynolds denkt

Echt? Ich fand Reynolds Romane bisher gar nicht deprimierend. Und sie sind nebenher auch nicht symptomatisch. Deine Zufallsbekanntschaft sollte mal ihren Horizont erweitern.

Es gibt keine Arbeitslosigkeit, jeder hat seine Aufgabe und ein gescheites soziales Umfeld. Und wem das zu brav ist, der geht halt nicht nur Sternenflotte, sondern lässt sich auf einer gammeligen Starbase nieder oder läuft zum Maquis über.So sehe ich Star Trek oft nur wegen dieser angenehmen Atmosphäre, weil die Handlung und die Ideen oft alles andere als top sind.

Ausgerechnet Sternendreck als positives Beispiel zu nehmen, ist sozusagen der Gipfel. Sorry.

Die Literatur des 21. Jahrhunderts, die keine SF im eigentlichen Sinne mehr ist, sollte vielleicht schon hier und jetzt realisierbare gesellschaftliche Experimente zu ihrem Thema machen

Was ist bitteschön "SF im eigentlichen Sinne"? Da hätte ich jetzt gerne mal eine schöne Definition! Sorry, ich glaube, Du schwurbelst ein bisserl.

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#3 HarryW

HarryW

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Geschrieben 11 April 2005 - 08:47

Ich hole mal ein weniger weiter aus, um auf das Thema einzugehen.Fakt ist, dass immer mehr Müll den Buchmarkt überflutet (gilt auch für den Musikmarkt) und wahre Visionäre immer seltener werden. Teilweise ist diese Behauptung natürlich subjektiver Natur, aber da diese Meinung von sehr vielen Personen vertreten wird, wird wohl auch was dran sein.Da stellt sich die Frage: Warum?Ich behaupte, dass es heutzutage immer einfach wird, ein Buch zu veröffentlichen (trifft ebenfalls wieder aufs Musikbusiness zu, nur sind es hier CD's). Die Produktion wird billiger, die Vermarktungswege dank Internet immer einfacher, Kunden sind (weshalb auch immer) schneller befriedigt und akzeptieren selbst den grössten Müll.Früher waren Verlage wählerischer und durch diese Haltung haben weniger Leute in die Tasten gehauen. Wer sich damals durchgebissen hat, musste in der Regel einen Sprung in der Schüssel haben. Und ich behaupte jetzt einfach mal, dass es genau dieser Sprung ist, hinter dem sich das Genie verbirgt.Anders gesagt: Wenn jemand ein ganz normales Leben lebt wird daraus selten eine Vision. Irgendwo muss entweder im Leben oder in der Psyche eines Menschen war ziemlich krumm sein, damit was faszinierendes aufs Papier (oder die CD) kommt.Natürlich wird es gerade beim letzten Punkt den einen oder anderen Gegenbeweis geben, das ist klar. Aber die Tendenz ist doch offensichtlich: Wahnsinn = Genie.

#4 Diboo

Diboo

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Geschrieben 11 April 2005 - 08:53

Fakt ist, dass immer mehr Müll den Buchmarkt überflutet (gilt auch für den Musikmarkt) und wahre Visionäre immer seltener werden. Teilweise ist diese Behauptung natürlich subjektiver Natur, aber da diese Meinung von sehr vielen Personen vertreten wird, wird wohl auch was dran sein.

Ich finde es immer wieder amüsant, dass Leute von "Fakten" reden, wo sie doch eigentlich nur "Meinungen" meinen. Da gibt es einen kleinen Unterschied.

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#5 HarryW

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Geschrieben 11 April 2005 - 09:00

Ich finde es immer wieder amüsant, dass Leute von "Fakten" reden, wo sie doch eigentlich nur "Meinungen" meinen. Da gibt es einen kleinen Unterschied.

Ist doch schön, dass es noch lustige Menschen gibt. :( Seltsamerweise bekomme ich von dir langsam den Eindruck, dass du dich über jeden lustig machst, der mit der heutigen Situation am Buchmarkt nicht glücklich ist. Woher kommt das wohl? Rätsel über Rätsel ...

#6 Diboo

Diboo

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Geschrieben 11 April 2005 - 09:06

Seltsamerweise bekomme ich von dir langsam den Eindruck, dass du dich über jeden lustig machst, der mit der heutigen Situation am Buchmarkt nicht glücklich ist. Woher kommt das wohl? Rätsel über Rätsel ...

Ich bin nur für ein wenig mehr Redlichkeit in der Argumentation. Und dazu gehört, Meinungen nicht als Tatsachen verkaufen zu wollen. Das ist alles. Und lustig ist das übrigens nicht, aber Dein Ironiedetektor scheint eine neue Justierung zu brauchen.

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#7 tichy

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Geschrieben 11 April 2005 - 09:25

Hej!Die Nachfrage regelt das Angebot. Wenn genügend Leute Müll kaufen, wird der auch nachproduziert.Und werden die echten Visionäre wirklich seltener? Ich finde: Selten waren sie immer schon. Die Visionäre der Vergangenheit rücken aber für uns im Rückblick zeitlich enger zusammen als sie es waren.-- tichy

Bearbeitet von tichy, 11 April 2005 - 09:41.

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#8 Henrik Fisch

Henrik Fisch

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Geschrieben 11 April 2005 - 09:41

@Beverly:

Ich habe mir Deine Thesen durchgelesen und habe dazu zwei sehr subjektive Anmerkungen - Betonung auf subjektiv, um Diboo nicht zu verärgern:

    [*]Ich bin in allen Dingen völlig Deiner Meinung. Ich gehe bei der Negativ-Betrachtung sogar noch einen Schritt weiter und sagen: Von mir aus können die SF-Autoren der ganzen Welt von jetzt auf gleich aufhören zu schreiben. Es gibt noch so viele ältere SF-Romane, die ich nicht gelesen habe, dass ich eigentlich bis zu meinem Lebensende mit guten Romanen versorgt wäre. Gleiches gilt eigentlich auch für die Film- und fast auch für die Computerspiele-Industrie.
    [*]Ich sehe Deine Ausführungen nicht ganz so dramatisch. Weil? Siehe oben! :(
    [/list]Mein letztes Negativ-Beispiel war der Lesezirkel-Roman aus dem März „Singularität“ von Charles Stross. Meine Güte, die Schwarte um 200 Seiten dünner und nicht nur der Leser freut sich, sondern auch die Wälder. Wenn einem nichts mehr einfällt, dann soll man halt auch aufhören.

    Bis dennen,
    Henrik
Gerade fertig gelesen
Gregory Benford, Larry Niven, "Himmelsjäger"
Gerade am Lesen
Gregory Benford, Larry Niven, "Sternenflüge"
Gerade gesehen
Serie "Mad Men"

#9 Rusch

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Geschrieben 11 April 2005 - 09:49

Ich denke wir haben in Deutschland noch Glück. Von den Unmengen als schlechter und mittelmäßiger SF Romane erscheinen bei uns nur die wenigsten, sehr wohl aber die wirklich guten.Und es kamen in der Tat einige sehr gute und interessante Werke heraus. Ich würde sogar sagen, dass die Qualität gestiegen ist.Wie auch immer, ich orientiere mich ohnehin derzeit sehr stark an empfohlen alten SF Werken. Dafür dient mir die Best of SF Liste als verläßliche Referenzliste. Ich kann eigentlich nicht klagen und lese derzeit so viel SF wie schon lage nicht mehr.In Zukunft, da gebe ich Dir recht muss sich die SF aber wandeln und mehr Soft als Hard SF Themen ansprechen, denn erstere sind nämlich zeitlos und werden nicht von technischen Neuerungen eingeholt.

#10 Diboo

Diboo

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Geschrieben 11 April 2005 - 09:57

In Zukunft, da gebe ich Dir recht muss sich die SF aber wandeln und mehr Soft als Hard SF Themen ansprechen, denn erstere sind nämlich zeitlos und werden nicht von technischen Neuerungen eingeholt.

Ich frage mich immer, warum da mit Gewalt ein Unterschied gemacht werden soll. Ein guter social fiction-Roman in einer glaubwürdigen und facettenreichen hard-science-Umgebung halte ich für eine gute Kombination, das eine schließt nun das andere beileibe nicht aus.

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#11 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 11 April 2005 - 10:08

Ich denke das Genre stirbt evtl., die guten Bücher aber nicht. John Clute deutete es auf der Elstercon an: SF-/Fantasy-Themen werden immer mehr in den literarischen/cineastischen "Mainstream" integriert, gelten also als akzeptabel und wünschenswert. Gute Romane sind außerdem eher rar, ob sie nun mit oder ohne SF-Stempel daher kommen. Sollte das Genre (zum großen Teil m.E. eh eine Erfindung von Kritikern und/oder Verlagen/Buchhändlern) also "sterben", heißt das noch lange nicht, das gute Bücher mit solchen Inhalten verschwinden. Man kann sich einfach mehr auf gute Titel und Autoren konzentrieren; das Genre alleine führt nicht mehr zum Kauf, sondern mehr der Inhalt/Stil. Ich würde das begrüßen.

@Diboo: Das mit dem "Ironiedetektor" ist für mich die gelungenste Selbstreferenz des Jahres! Habe sehr gelacht! :( Vielleicht kannst du trotzdem HarryWs "Meinungen" (deine Anführungszeichen, nicht meine) etwas gelassener besprechen, ohne gleich mit der "Fakt"-Keule zu kommen? Die meisten von uns haben nämlich eh kaum aktuelle Zahlen parat, und lesen solche Datengrabenkämpfe eher wie Zuschauer bei einem Caber-Tossing-Sport-Event, soll heißen ohne viel Einblick in die (Daten-) Materie... Übrigens, ich fand seine und deine Beiträge anderswo im Board bisher im G.&G. sehr lesenswert!

Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 11 April 2005 - 10:17.

/KB

Yay! KI-generiertes SF-Zitat Ende November...
"In the sprawling city forums of the galaxy, where chaos reigns and time flows differently, true power is found not in dominance, but in moderation. The wise use their influence to temper ambition with reason, and chaos with order."

(auf Bing.de generierter Monolog von der Copilot-S/W - die ich hiermit NICHT bewerbe! - nach Aufforderung nach einem "s.f. quote" mit einem bestimmten Wort darin; ich ersetzte nur das 4. Wort mit "city forums")


#12 Diboo

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Geschrieben 11 April 2005 - 10:48

@Diboo: Das mit dem "Ironiedetektor" ist für mich die gelungenste Selbstreferenz des Jahres! Habe sehr gelacht! :( Vielleicht kannst du trotzdem HarryWs "Meinungen" (deine Anführungszeichen, nicht meine) etwas gelassener besprechen, ohne gleich mit der "Fakt"-Keule zu kommen? Die meisten von uns haben nämlich eh kaum aktuelle Zahlen parat, und lesen solche Datengrabenkämpfe eher wie Zuschauer bei einem Caber-Tossing-Sport-Event, soll heißen ohne viel Einblick in die (Daten-) Materie... Übrigens, ich fand seine und deine Beiträge anderswo im Board bisher im G.&G. sehr lesenswert!

Ich halte es für problematisch, eine Aussage mit einer verallgemeinernden Tatsachenbehauptung zu beginnen, die als Grundlage für eine weitere Argumentation genutzt wird, da damit eine grundsätzliche Infragestellung der Grundannahme quasi ausgeschlossen wird. D.h. man diskutiert im Endeffekt nur mit jenen, die der gleichen Meinung sind, alle anderen haben ja offenbar keine Ahnung von den "Tatsachen".

Sorry, aber diese Art von apodiktischer Diskussionsführung geht mir schlicht auf den Keks.

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#13 yiyippeeyippeeyay

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    Interstellargestein

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Geschrieben 11 April 2005 - 10:59

Sorry, aber diese Art von apodiktischer Diskussionsführung geht mir schlicht auf den Keks.

Ok, ist klar. Aber sie ist in diesem Thread eh OT, also bitte ich dich und andere die "Fakt-oder-nicht-Fakt"-Diskussion hier nicht fortzuführen.

Wie wär's wenn du mal einen OT-Thread eröffnest zu "Benimm-Regeln für Streitdiskussionen"? (Dein ID sollte jetzt NICHT ausschlagen! :() Fände ich sehr interessant und würde mich auch daran beteiligen; hätte ich damals beim Streit über Jakobs Antwort auf M. Szameits "Handbreit Zukunft"-Essay (bei dem es zufälligerweise um Verwandtes zum Thema dieses Threads hier ging) als Referenz gut brauchen können.

/KB

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#14 Cloud

Cloud

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Geschrieben 11 April 2005 - 11:01

Die SF-Literatur befindet sich auch meiner Meinung nach schon seit geraumer Zeit auf dem absteigenden Ast. Ein gleichermaßen inhaltsleerer wie dicker Wälzer neben dem anderen, dazu noch Serien und Zyklen ohne Ende - so langsam aber sicher hängt mir dieses Zeug wirklich zum Hals raus. Ich warte jedenfalls noch immer auf das erste Buch bzw. den ersten neuen Autor dieses Jahrtausends (welches inzwischen ja auch schon wieder ein paar Jährchen auf dem Buckel hat), das bzw. der mich wirklich begeistern kann...

#15 Dave

Dave

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Geschrieben 11 April 2005 - 11:44

Ich halte es für problematisch, eine Aussage mit einer verallgemeinernden Tatsachenbehauptung zu beginnen, die als Grundlage für eine weitere Argumentation genutzt wird, da damit eine grundsätzliche Infragestellung der Grundannahme quasi ausgeschlossen wird. D.h. man diskutiert im Endeffekt nur mit jenen, die der gleichen Meinung sind, alle anderen haben ja offenbar keine Ahnung von den "Tatsachen". Sorry, aber diese Art von apodiktischer Diskussionsführung geht mir schlicht auf den Keks.

Ja, leicht gerät man auf's berühmte Glatteis. Wenn man für jede Erfahrung, die man im Laufe der Jahre angesammelt hat gleich die passende Statistik zur Hand haben muss, wird es kompliziert. Wenn Du jedoch vehement den elegenaten Stil einfordest, musst Du Dich natürlich selbst daran messen lassen, Diboo. Eine Serie als 'Sternendreck' zu bezeichenen ist nicht nur schlechter Stil sondern eben ganau das, was man Deiner Meinung nach nicht tun sollte.

#16 ANUBIS

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Geschrieben 11 April 2005 - 11:44

*seufz*Wißt Ihr was wirklich Interessant ist??Das es solche Diskussionen schon vor 25 Jahren gab :( Ist das Deutsche Fandom nun besonders kritisch oder einfach nur nörglerisch( gibts das Wort eigentlich?? :D )!!Edit: Ach ja...Antwort auf die Frage von Beverly...IMHO nix-ich fühl mich eigentlich im großen und ganzen gut unterhalten und Mist ist immer schon erschienen :D Greetz

Bearbeitet von ANUBIS, 11 April 2005 - 11:47.

" Der erste Trank aus dem Becher der Naturwissenschaften macht atheistisch; aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott "

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#17 Diboo

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Geschrieben 11 April 2005 - 11:55

Ja, leicht gerät man auf's berühmte Glatteis. Wenn man für jede Erfahrung, die man im Laufe der Jahre angesammelt hat gleich die passende Statistik zur Hand haben muss, wird es kompliziert. Wenn Du jedoch vehement den elegenaten Stil einfordest, musst Du Dich natürlich selbst daran messen lassen, Diboo. Eine Serie als 'Sternendreck' zu bezeichenen ist nicht nur schlechter Stil sondern eben ganau das, was man Deiner Meinung nach nicht tun sollte.

Es geht nicht um Statistiken, aber wie jemand schon sagte: Die Fortsetzung dieser methodischen Diskussion ist hier fehl am Platze. Was den "Sternendreck" angeht, so dürfte immerhin deutlich geworden sein, dass es sich dabei um meine individuelle Meinung handelt, und ich die Qualität oder Nicht-Qualität dieser Fernsehserie nicht als "Tatsache" verkauft habe. Darum ging es mir nur. Aber gut: EOD.

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#18 Oliver

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Geschrieben 11 April 2005 - 12:11

*seufz*

Wißt Ihr was wirklich Interessant ist??

Das es solche Diskussionen schon vor 25 Jahren gab :(

Eigentlich wollte ich hier gar nicht mitdiskutieren, das hier kann ich aber nur voll unterschreiben.

Wenn Cloud z.B. schreibt: "Die SF-Literatur befindet sich auch meiner Meinung nach schon seit geraumer Zeit auf dem absteigenden Ast. Ein gleichermaßen inhaltsleerer wie dicker Wälzer neben dem anderen, dazu noch Serien und Zyklen ohne Ende - so langsam aber sicher hängt mir dieses Zeug wirklich zum Hals raus."

Das hätte so schon vor 5, 10, 20 oder 25 Jahren geäußert werden können.

Vielleicht ist das ja ein Hoffnungsschimmer: Früher war nicht alles besser. :D
  • (Buch) gerade am lesen:"Tales of the Shadowmen 1", J.-M. Lofficier (ed.)
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#19 Dave

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Geschrieben 11 April 2005 - 12:18

Ich hatte in letzter Zeit ähnliche Gedanken wie Beverly, weil mich ein Zitat von O.S. Card beschäftigte: Interview

Ich vermute, dass die Science Fiction inzwischen alles Wichtige geleistet hat, zu dem sie in der Lage ist. Vielleicht sollten wir nach der nächsten Revolution Ausschau halten. Vielleicht sind das diese dicken Fantasy-Romane, vielleicht auch Computerspiele.

Ich bin aber anderer Meinung und hoffe sehr, dass noch viele Romane im Stile der alten Klassiker geschrieben werden. Halt, das ist falsch formuliert. Alte Inhalte (grob gesprochen) im neuen Stil, denn der wandelt sich doch erheblich. Das uralte †šErstkontaktmotiv†™ könnte sich als Dauerbrenner erweisen, zumindest hoffe ich das. Unglücklich finde ich die mögliche Tendenz, dass die SF in eine Art Selbstironie verfallen könnte. Denn wenn sie sich selbst nicht mehr ernst nimmt, ist doch eigentlich alles schon fast verloren.

Bearbeitet von Dave, 11 April 2005 - 12:26.


#20 deval

deval

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Geschrieben 11 April 2005 - 12:23

Mir geht es wie Rusch. Ich bin mit der Aufarbeitung der älteren SF Bücher vollends beschäftigt. Für die neueren Bücher habe ich gar keine Zeit - und auch keine Lust.Ich stelle aber fest das viele Verlage, bezieht sich nicht nur auf SF, damit beschäftigt sind alte Buchausgaben im neuen Look zu präsentieren. Das fängt bei Grisham an, Clancy, Asimov und geht bis zu den Barrayar Büchern von McMaster Bujold. Woran liegt das eigentlich?Mit den Verkaufszahlen kenne ich mich auch nicht gut aus, aber kann es sein, das heutzutage mehr SF auf den Markt geschmissen wird als vor 10 Jahren und man darum das Gefühl hat immer mehr schlechte Bücher in den Händen zu halten? Das Sortiment ist größer geworden und damit auch der Anteil an Ungenießbarem?

"Dein Wort ist meines Fusses Leuchte und ein Licht auf meinem Weg."
Psalm 119, 105

 

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#21 Diboo

Diboo

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Geschrieben 11 April 2005 - 12:27

Mit den Verkaufszahlen kenne ich mich auch nicht gut aus, aber kann es sein, das heutzutage mehr SF auf den Markt geschmissen wird als vor 10 Jahren und man darum das Gefühl hat immer mehr schlechte Bücher in den Händen zu halten? Das Sortiment ist größer geworden und damit auch der Anteil an Ungenießbarem?

Mehr? Eher weniger. Vergiß nicht, dass das, was in den diversen Kleinverlagen erscheint, außerhalb der engeren Szene gar nicht wahrgenommen wird. Man kann das am ehesten am klassischen Bahnhofsbuchhandel sehen. Es gab nun lange Zeit nur noch Bastei und Heyne, beide mit sinkender Tendenz seit über 10 Jahren. Kürzlich durfte ich dann die FanPro-Invasion im TB-Sektor feststellen. Aber sonst? Nein, eher weniger.

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#22 Oliver

Oliver

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Geschrieben 11 April 2005 - 12:30

Ich stelle aber fest das viele Verlage, bezieht sich nicht nur auf SF, damit beschäftigt sind alte Buchausgaben im neuen Look zu präsentieren. Das fängt bei Grisham an, Clancy, Asimov und geht bis zu den Barrayar Büchern von McMaster Bujold. Woran liegt das eigentlich?

Woran das liegt? Also, bei Grisham und Clancy sicherlich daran, dass deren Bücher halt Dauerseller sind. Und bei Barrayar bin ich eigentlich sehr froh, dass mal ein Verlag versucht, eine halbwegs vernünftige chronologische Reihenfolge da reinzubringen. Das hat meine vollste Unterstützung, hoffentlich zieht Heyne das auch durch und bricht den Zyklus nicht irgendwann wieder ab.
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#23 tichy

tichy

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Geschrieben 11 April 2005 - 13:33

Hej!

Die Antwort auf Beverlys Frage bleibt mal wieder an (fehlenden/uneinheitlichen) Definition von "Science Fiction" hängen. Man kann den Begriff wörtlich nehmen und nur das als SF bezeichnen, was wirklich fiktionale Wissenschaft / Wissenschaftsfiktion (und Wissenschaft ist nicht nur Naturwissenschaft/Technik) zum Kernthema hat. Doch dabei stellt sich schnell heraus, dass sicher 99% dessen, was im Buchladen als "SF" etikettiert ist, diese Definition nicht erfüllt.

Deshalb gilt heute landläufig alles als "Science Fiction", das irgendwie in der Zukunft (bzw. einer realistischen Parallelwelt) oder im Weltraum spielt. Die Definition des Genres wird nicht mehr an seinen Kernthemen, sondern am Setting, an der Kulisse festgemacht. Das ist höchst unbefriedigend, aber sehr pragmatisch, da ein Großteil der Fans SF eben wegen der Kulisse liest. Und das Etikett "SF" klebt der Verlag auf ein Buch, nicht ein Literaturtheoretiker.

Die eigentliche Aufgabe "wahrer" Science Fiction sollte sein, diese Kulisse nicht nur der Exotik halber zu wählen, sondern in unterhaltender Form die Auswirkungen der heutigen und zukünftigen Früchte unseres Fortschritts- und Veränderungstriebes aufzugreifen. Jeder Fortschritt hat (positive, negative und ambivalente) Nebenwirkungen, von der Erfindung der Agrarwirtschaft bis zu der von Nuklear- und Gentechnik. Es ist nicht davon auszugehen, dass das bei künftigen Veränderungen anders sein wird.

Einen "Mangel an Phantasie" muss man sich gelegentlich attestieren lassen, wenn man solche Ansprüche stellt. Doch das Gegenteil ist der Fall: Man braucht nicht viel Phantasie, um sich beispielsweise das "Beamen" einfallen zu lassen (bekanntlich beamte man in "Star Trek" nur deshalb, weil anfangs das Geld für die Special Effects von landenden Raumfähren fehlte).

Echte Phantasie braucht man dagegen, um die Gesellschaft zu entwerfen, in der mein mißgünstiger Mitmensch mein Tafelsilber aus der Schublade, Gift in meinen Kaffee oder mich in eine Erdumlaufbahn beamen kann. Nicht das Erfinden origineller "Gadgets" ist das Zeichen "wahrer" SF, sondern das überzeugende Durchdeklinieren der sich daraus ergebenden Konsequenzen -- im Rahmen einer spannenden Handlung. Ich fühle mich in der Tat nicht wirklich Ernst genommen von einem Autor, der das nicht leisten will oder kann.

Wenn wir uns anschauen, welche SF-Werke als herausragend angesehen werden, dann sind das genau die, die diese Forderung erfüllen. Paradebeispiele sind Autoren wie Jules Verne und Arthur C. Clarke, deren Visionen heute teils alltägliche Wirklichkeit, teils ernsthafte Projekte sind und Generationen von Wissenschaftlern und Ingenieuren inspiriert haben. Umgekehrt könnten Dystopien wie Orwells "1984", Huxleys "Brave new World" oder die große Zahl der Endzeit-Katastrophen-Visionen der 70er und 80er die Menschheit durchaus vor schlimmen Fehlern bewahrt haben -- auch Visionen, die nicht eintreten, können so von großem Wert sein, wenn sie realistisch genug sind.

Meine besondere Sympathie gilt deshalb den Werken, die eine echte Vision vermitteln. Werke wie die eines Stanislaw Lem, Philip K. Dick, Robert Heinlein, Arkadi und Boris Strugatzki, Arthur C. Clarke, William Gibson. Sie erfordern echte Meisterschaft -- Wachsamkeit und fundiertes Wissen, gepaart mit Phantasie und literarischem Können -- und sind entprechend selten, heute wie früher.

-- tichy
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#24 Sullivan

Sullivan

    Autarchonaut

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Geschrieben 11 April 2005 - 14:26

Wir sollten eine eigene Rubrik machen: Der Niedergang der SF.

Tichy meinte:

Sie erfordern echte Meisterschaft -- Wachsamkeit und fundiertes Wissen, gepaart mit Phantasie und literarischem Können -- und sind entprechend selten, heute wie früher.

Genau - und selbst heute gibt es solche Autoren. Ich persönlich habe im Moment überhaupt nicht den Eindruck, dass es bergab geht.

@Beverly:
Was fehlt dir denn ganz konkret an den Büchern, die du zuletzt gelesen hast bzw. welche Bücher standen zuletzt auf deiner Liste? Vielleicht ist ja nur die Auswahl falsch. :(

Sullivan

#25 Dave

Dave

    Hamannaut

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Geschrieben 11 April 2005 - 14:41

Meine besondere Sympathie gilt deshalb den Werken, die eine echte Vision vermitteln. Werke wie die eines Stanislaw Lem, Philip K. Dick, Robert Heinlein, Arkadi und Boris Strugatzki, Arthur C. Clarke, William Gibson. Sie erfordern echte Meisterschaft -- Wachsamkeit und fundiertes Wissen, gepaart mit Phantasie und literarischem Können -- und sind entprechend selten, heute wie früher.

Ja, aber was ist denn nun, wenn die Visionen mittlerweile alle ausgeschöpft sind?

:(

#26 tichy

tichy

    Typonaut

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Geschrieben 11 April 2005 - 14:58

Hej Dave,

Ja, aber was ist denn nun, wenn die Visionen mittlerweile alle ausgeschöpft sind?

Wenn das so sein sollte, dann stimme ich Henrik zu: Zum Glück gibt es noch bei weitem genügend gute alte Bücher, die ich noch nicht gelesen habe.

Glaube ich aber nicht. Neue Entdeckungen und Erfindungen eröffnen nach und nach neue Zukunftsvisionen, die auch weiterhin literarisch verarbeitet werden. Und man kann auch eine Idee, die schon einmal da war, ein zweites Mal und diesmal anders bearbeiten.

Echte, also originelle, Visionen sind natürlich selten, sie bedürfen einer besonderen Kombination von Eigenschaften seitens des Autors, die nicht oft vorkommt. Alle anderen Autoren müssen sich dann mit Visionen aus zweiter, dritter, x-ter Hand begnügen, und dadurch wird die ehemals originelle Idee langsam zum Teil des SF-Kulissenfundus. Diese Werke drehen sich dann nicht mehr um diese Idee, sondern verwenden sie nur noch als Versatzstück. Das kann durchaus auch unterhaltsam und natürlich auch literarisch überzeugend sein, aber eben nicht mehr visionär.

William Gibsons Werke waren seinerzeit visionär. Andere Autoren haben daraufhin seine Visonen aufgegriffen, genutzt und fortgesponnen, wordurch die geschilderte Welt zunehmend die Originalität verlor und zu einem eigenen Subgenre wurde, dem "Cyberpunk". Die visionäre Kraft von Gibsons urspünglichen Werken kann man nur noch spüren, wenn man sich in Erinnerung hält, dass er der weitaus erste war, der so schrieb. Sein einmaliger Stil ist dagegen weitaus schwerer zu kopieren und beeindruckt deshalb auch heute ungemindert.

-- tichy
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#27 Holger

Holger

    Temponaut

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Geschrieben 11 April 2005 - 15:44

Ich kann Beverlys Unzufriedenheit nicht nachempfinden. Ich mache es mal an den Jahrgängen fest: 2003 war mE ein schlechtes Jahr was neue SF-Titel betraf, 2004 ging es deutlich bergauf und das Programm von 2005 begeistert mich regelrecht. Wie bei allem dürfte es sich auch in der SF-Literatur um zyklische Qualitätsschwankungen handeln, die zudem noch sehr subjektiv wahrgenommen werden.Was die gerne zitierten Klassiker betrifft, das ist immer so eine Sache. Im Gegensatz zu anderer Belletristik lebt die Sciencefiction davon, dass sie am Puls der Zeit horcht und diesen verwertet. Wenn Foward also 1980 im Drachenei seine europäischen Wissenschaftler 2021 mit Rubel bezahlen lässt, dann ist das heute überholt und das Buch büßt bei mir an Punkten ein. Verglichen mit anderen Sparten haben viele SF-Bücher einfach eine geringere Halbwertszeit, was in der Natur der Sache liegt.Fazit: Es muss sich nichts ändern an der SF. Es ist alles okay. :( GrüßeHolger
"Rezensionen: eine Art von Kinderkrankheit, die die neugeborenen Bücher befällt."
(Georg Christoph Lichtenberg)

#28 yiyippeeyippeeyay

yiyippeeyippeeyay

    Interstellargestein

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Geschrieben 11 April 2005 - 15:56

William Gibsons Werke waren seinerzeit visionär. Andere Autoren haben daraufhin seine Visonen aufgegriffen, genutzt und fortgesponnen, wordurch die geschilderte Welt zunehmend die Originalität verlor und zu einem eigenen Subgenre wurde, dem "Cyberpunk". Die visionäre Kraft von Gibsons urspünglichen Werken kann man nur noch spüren, wenn man sich in Erinnerung hält, dass er der weitaus erste war, der so schrieb. Sein einmaliger Stil ist dagegen weitaus schwerer zu kopieren und beeindruckt deshalb auch heute ungemindert.

Hi, tichy, habe mich angeschnallt und den Flug deiner Ausführungen zustimmend genossen (großes Lob! :D), bis zu diesem LETZTEN Absatz - da hat m.E. der linke Motor etwas gespuckt...

Das gehört hier zwar nicht so richtig hin, aber du behauptest also Gibson habe CP eigenhändig erfunden? Dass seine Visionen so originell waren? Ich wage das zu bezweifeln, bin aber kein CP-Experte (kann jemand mal Jürgen ausrufen lassen?). Was mich bei Gibson ganz besonders beeindruckte war (i) die glaubwürdige Dichte der Welt die er ersonnen hat, und (ii) sein minimalistischer "cooler" Stil. Wobei sicherlich (ii) gut zu (i) beitrug!

Auch (hier fasse ich mein kleines CP-kulturgeschichtliches Verständnis zusammen) war CP eben eine Rebellion gegen die klassische SF-Autorenschaft, die behauptete es gebe nichts Neues mehr zu schreiben (klingt bekannt?), und nebenbei auch eine weitere Selbstbehauptung der weiblichen Autorinnen.

Gibsons wissenschaftliche Neuerungen (technisch/soziologisch/ökonomisch) waren aber nach meinem Gefühl zum größten Teil zusammen geklaut. Die Synthese war neu, und eben auch der besondere Stil. Er sagt ja auch bis heute, dass er nicht SF schreibe.

Ansonsten sehe ich's genau wie du, insbes. dass es immer wieder wissenschaftliche Bereiche gibt, in denen AutorInnen neuen Raum zur fiktiven Extrapolation bekommen. Und solche Bereiche tun sich ja nach wie vor auf - es gibt noch Unmengen an Unwissen. Solange also die Wissenschaft Weltreligion bleibt, begleitet SF sie als vergnügliche Kirchenzeitung. :(

Allerdings hat SF sich inzwischen auch als fruchtbarer Boden für neue literarische Formen und "weichere" Symbolik (z.B. die Rolle von Frauen/Minderheiten in der Gesellschaft) etabliert. Was eine schreibende Person woanders nicht veröffentlicht bekam/bekommt (ich denke da z.B. an Octavia Butler)... hier gibt's nach wie vor LeserInnen dafür, auch wenn diese nach und nach weniger werden. Gegen Null tendieren wird die phantastische Leserschaft eh nie.

/KB

Yay! KI-generiertes SF-Zitat Ende November...
"In the sprawling city forums of the galaxy, where chaos reigns and time flows differently, true power is found not in dominance, but in moderation. The wise use their influence to temper ambition with reason, and chaos with order."

(auf Bing.de generierter Monolog von der Copilot-S/W - die ich hiermit NICHT bewerbe! - nach Aufforderung nach einem "s.f. quote" mit einem bestimmten Wort darin; ich ersetzte nur das 4. Wort mit "city forums")


#29 tichy

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Geschrieben 11 April 2005 - 16:10

Hej Yip,ich bin ganz sicher kein Experte in der Geschichte der SF -- mag sein, dass dieses beispiel nicht passt, sondern nur in meiner subjektive Wahrnehmung war.Elemente anderer Autoren aufzunehmen und zu etwas Neuem zu verbinden ist aber nichts, was man Gibson vorwerfen könnte -- letztlich ist das sogar literarische Normalität, und das visionäre Ganze ist hier eben mehr als die Summe seiner von Anderen übernommenen Teile.-- tichy
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#30 Dave

Dave

    Hamannaut

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Geschrieben 11 April 2005 - 16:35

Glaube ich aber nicht. Neue Entdeckungen und Erfindungen eröffnen nach und nach neue Zukunftsvisionen, die auch weiterhin literarisch verarbeitet werden. Und man kann auch eine Idee, die schon einmal da war, ein zweites Mal und diesmal anders bearbeiten.

Genau. Prinzipiell sehe ich auch nicht schwarz, oft ist es auch ein Stilfrage. Ich ziehe zum Beispiel die Romane der letzten zwanzig Jahre vor. Im Moment rollen Clarke/Baxter das alte 2001-Thema wieder auf und ich freue mich sehr darüber. Was den Cyberpunk angeht, meinte O.S. Card, dass er der SF eigentlich einen Bärendienst erwiesen hat, weil er sozusagen die Entwicklung ausgebremst hat. So seien die Autoren mehr darauf versessen gewesen, im Stile von Gibson Bücher zu schreiben. Ich erwarte mir von dem Thema Cyberspace (was den Rahmen vergrößert) noch eine ganze Menge, auch wenn es im Moment nicht so populär ist.


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