Justina Robson - Die Verschmelzung
#1
Geschrieben 06 Mai 2005 - 07:45
#2
Geschrieben 06 Mai 2005 - 08:00
#3
Geschrieben 06 Mai 2005 - 10:34
#4
Geschrieben 06 Mai 2005 - 11:58
#5
Geschrieben 07 Mai 2005 - 09:24
#6
Geschrieben 07 Mai 2005 - 12:33
Ich fand das alles weitgehend einleuchtend: 1. Ja, natürlich sind viele "Abgestimmte" "fähiger" als die normalen Menschen. Das ändert aber nichts an den gesellschaftlichen Implikationen ihrer Enstehung: sie wurden zu einem "zweck" geschaffen und existieren nicht um ihrer Selbst willen, wie man es bei "normalen" Menschen voraussetzt. Das ist ein großes politisches Problem, weil sie teilweise durch ihr körperliches Sein auf bestimmte "Aufgaben2 hin ausgerichtet sind - während unabgestimmte sich ihre Aufgaben nach wie vor wählen. Ich finde, man muss nicht versklavt sein, um dass als Einschränkung der eigenen Freiheit zu empfinden. Natürlich können die Abgestimmten sich auch anders verwirklichen als "vorgesehen" und tun das ja uahc - Corvax ist ein gutes Beispiel. Corvax ist aber auch kriminell, und sein Körper "bestraft" ihn dafür, dass er ihn anders einsetzt, als das geplant war. Das ganze Problem kreist immer wieder um die Doktrin von "Form und Funktion". Einige Abgestimmte beziehen sich positiv auf diese Doktrin und erklären, dass sie ihrem Leben mehr Sinn und Wert gibt als es für Nichtabgestimmte der Fall ist. Andere sehen "Form und Funktion" als die Doktrin, die die ultimative Einschränkung ihrer Freiheit darstellt. Natürlich sind die Angestimmten damit auch keine homogene Gruppe, die geschlossen weg will - warum sollten sie das auch sein? Homogenität wird in solchen Kontexten doch eher zwangsweise hergestellt: von außen als Zuschreibung oder von Organisationen, die politische Zwecke verfolgen und dazu eine Basis hinter diesen Zwecken vereinen wollen. Das kann sinnvoll sein, ist aber niemals selbstverständlich. Und bei den abgestimmten ist das ganze aus naheliegenden Gründen besonders kompliziert, weil sie eigentlich in allen gesellschaftlichen Schichten vorkommen und dennoch eine Gemeinsamkeit haben - eben das sie abgestimmt sind. Dass die Unabgestimmten Menschen nicht unbedingt geneigt sind, den Abgestimmten ohne weiteres eine eigene Heimatwelt zu überlassen, ist auch nur logisch: Einerseits sind die abgestimmten die raumfahrende Zukunft der Menschheit und damit sozusagen ihr "Erbe". Andererseits: wenn die Abgestimmten auswandeln, besiegeln sie damit doch gewissermaßen das Ende der "Alten" Menschheit: ohne die Abgestimmten wird sie sich nie übers Sonnensystem hinaus verbreiten. Ich denke, dass es da einfach um zum Teil rrationale Ängste und Rivalitäten geht. Aus diesem Gemengelage ergeben sich doch schon mal eine ganze Menge politischer Fraktionen. Da finde ich es nur logisch, dass sich keine klare Linie zwischen den politischen Lagern ziehen lässt. Bei Isol bin ich mir auch nicht ganz sicher: mein Eindruck war einfach, dass es ihr eigentlich nur darum geht, persönlich von jeder Fremdeinmischung in ihr Leben frei sein zu wollen. Diese Einstellung dehnt sie auf die Abgestimmten aus (auch die sollen ihre Ruhe vor den Nichtabgestimmten haben), das scheint aber eher eine abstrakte Überlegung von ihr zu sein und keiner echten Bindung geschuldet. Isols Einstellung wird doch auch am Ende ziemlich eindeutig, als sie sich so panisch gegen die Übernahme durch den Stoff wehrt. Da steckt doch auch eigentlich die Ironie des Buchs drin: Isol, Vorkämpferin einer "neuen Menschheit", also einer veränderung, ist selbst nicht in der Lage, eine weitere Veränderung, nämlich die Integration in den Stoff, zu ertragen. Für sie hat ihre eigene Identität als Abgestimmte Voyager Isol absolute Priorität. Und ich bin mir nicht mal sicher, ob sie damit nicht absolut richtig liegt ...Überhaupt nicht gefallen haben mir die politischen Ränkeleien: wieso dürfen die Angepassten nicht ihren eigenen Planeten bekommen? Für mich sind sie mächtiger und fähiger als die unangepassten Menschen und ich habe nicht den Eindruck gewonnen, dass sie als "Sklaven" o.ä. benutzt werden - sie sind frei in ihren Entscheidungen, oder? Ich habe aber auch nicht den Eindruck, dass sie eine homogene Gruppe sind und dass alle wegwollen. Und wieso setzt sich Isol so sehr für sie ein???
R. Scott Bakker
"We have failed to uphold Brannigan's Law. However I did make it with a hot alien babe. And in the end, is that not what man has dreamt of since first he looked up at the stars?" - Zapp Brannigan in Futurama
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#7
Geschrieben 07 Mai 2005 - 16:08
#8
Geschrieben 09 Mai 2005 - 10:34
#9
Geschrieben 09 Mai 2005 - 10:51
Das ging mir auch so: Viele der Handlungsstränge endeten (aber das war ja zu erwarten) im nichts oder wurden abgewürft. Die Sache mit dem Stoff und dem 11 D konnte mich so überhaupt nicht ansprechen. Das lag jetzt weniger an dem metaphysischen Blabla - das wäre noch zu ertragen gewesen - sondern an dem daraus resultierenden unzufriedenstellenden Ende. Ein bißchen wie im Armageddon Zyklus, aber dort war es das Ergebnis von 5000 Seiten und die Lösung konnte keine einfach sein. Aber hier...Meiner Meinung nach wird später völlig außer Acht gelassen, was mit dem "Stoff" alles möglich ist. Wie sollte man z.B. gegen Isol etwas machen, wenn sie sich blitzschnell an jeden beliebigen Punkt teleportieren kann? Isol kann überhaupt nicht aufgehalten werden, trotz aller Versuche von Machen. Bei SINGULARITÄT von Charles Stross wurde satirisch damit umgegangen, dass eine hoffnungslos rückständige Raumflotte sich mit dem FESTIVAL anlegt. Hier dagegen löst sich das Problem am Ende in Luft auf.
#10
Geschrieben 09 Mai 2005 - 12:27
#11
Geschrieben 09 Mai 2005 - 18:50
Bearbeitet von molosovsky, 09 Mai 2005 - 18:51.
MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.
Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.
#12
Geschrieben 11 Mai 2005 - 10:57
So. Meine Kurzrezi/Wertung in der Buch-DB hab ich schon abgegeben. Wie bei Charles Stross seinem »Singularität« gräme ich mich wieder, daß ich aus Eile beim Hugidubi die deutsche Ausgabe gekauft habe, und nicht das englische Original, denn wieder habe ich das Gefühl, daß durch eine stressierte Übersetzung viel vom ursprünglichen Sound verlohren ging.
Ich habe gestern in der internationalen Buchhandlung hier in Ffm einige Dutzend Seiten des Originals angelesen und fand den Sprach-*Flow* viiiiiel angenehmer als das stellenweise recht holperige Deutsch. Aber ich klage hier nicht Übersetzter Dietmar Schmidt, Lektor Lomax/Stefan Bauer an, sondern eben die Politik des Bastei-Verlages *an sich*. Würde mich mal interessieren, wie viel Zeit der Übersetzung und Lektoratsarbeit eingeräumt wurde. Und auch das fade Michael Whelan-Cover ist enttäuschend. Vergleicht mal mit dem feinen Original-Cover der englischen Ausgabe.
Zu dem Gedicht auf Seite 362 in Kap. 28 »Tom spricht«. Übersetzt lautet es:
Mein Varianten-Vorschlag:»Tom. Tom. Komm wieder ran.
Kein Schlaf, bis die Arbeit getan.
Keine Ruh, bis die Stunde verstreicht,
Und du endlich bei uns zu Hause seist.«
»Tom. Tom. Komm wieder ran.
Kein Schlaf, bis die Arbeit getan.
Keine Ruh, bis die Stunde verstrichen ist,
Und du endlich bei uns zu Hause bist.«
Und schon reimt sich alles etwas eleganter, wenn auch das Silbenmaß dann nicht mehr ganz stimmt.
Aber jetzt Schluß mit meiner kleinkarrierten Nölerei.
†¢†¢†¢
Ein riiiiiiesiges Logikloch - oder zumindest sehr klärungsbedürftige Plot-Voraussetzung - ist mir aufgefallen. Es gibt bei den Angepaßten die Gigant-Klasse der Gaiaforme. Wie die hergestellt wurden, würde mich arg interessieren. Justina Robson stellt in einem Interview bei Strange Horizon in Aussicht, daß sie in einem Prequel zu »Natural History« die Schöpfung der Angepaßten aufarbeitet. Darauf wär ich neugierig.
†¢†¢†¢
In der zweiten Hälfte empfand ich die Gespräche von Zephyer mit ihrem Abacad auf dem fremden Planeten als durchgehend gelungen und anregend.
Mit Gritters Beobachtung der Abgestimmten-Verhandlungen in Kap. 21 »Die große Debatte« fährt die Story für mich dann sacht den Afterburner ein. Nettes politisches HichHack, mit interessanten Diskurs-Teilnehmern. Erfrischend, daß nicht alles so ausgewalzt wird, und man als Leser seine eigene Phantasie zum Weiterspinnen der Welt gebrauchen kann.
Kap. 22 »ZweiPi« ist ein gutes Beispiel dafür, daß ein(e) Autor(in) dem Leser zutraut/zumutet, am Ende eines Kapitels halt ein bischen verwirrt/verlohren zu sein.
Kap. 24 »Erste Kindesbewegungen« mit der Erfroschung des künstlichen Mondes durch Secta Trini, und der Verwandlung einer kleinen Stock(Biene) zur Königin/einzigen Überlebenden fand ich sehr schön. Wie die *erleuchtete* Trini der fanatischen Isol deren eigene Polemik in den Rachen stopft, ist schlicht köstlich; Seite 310/311: »Wir müssen uns in die Dialoge unseres eigenen Verstandes einschalten, um die eine wahre Stimme zu erkennen«, wobei die *einzig wahre Stimme* eben Isols fatale Ideologie zum Ausdruck bringt, die so vielen Holterdipolter-Idealisten eigen ist. EINE Wahrheit soll es geben, EINE Lösung aller Probleme, EIN Zentrum des Seins, um das sich alles andere konzentrisch-hierarchisch fügt. Meiner eigenen Überzeugung nach eben höchst problematisch, aber es folgen im weiteren Verlauf eben noch (monadologische) Relativierierungen.
Kap. 25 »Tom, der das Flugzeug baute«, Seite 315: †¦ Arachno Buckminster {sic!} Mouze, einem Physiker - wenn das der Oberbegriff für so viele naturwissenschaftliche Fachgebiete sein kann, wie man sich nur vorzustellen vermag. --- Gemahnt mich auf angenehme Weise an den Ansatz von Alexander von Humboldt, und seinem Fragment gebliebenden Versuch einer umfassensten physischen Weltbeschreibung mit »Kosmos«, von den Weiten des Alls, den Galaxin bis hin zum Moosgeflecht auf Steinen.
Angenehme Predigt von Tom gegen den unbotmäßig heftigen Individualismus der Moderne auf Seite 325, beginnend mit: Unser Leben ist kurz, und wir suchen nach Bedeutung.
Ein lol (laughing out loud - laut Lachen) hab ich in Kap. 26 »Löschung« erlebt, als der Gaiaform Kincaid meint: »Mit Selbstwartung kann man sich ganz gut beschäftigen.« (Seite 332)
Nette Homage auf J. R. R. Tolkien (»LOTR« Gandalfs Touch bei Rivendellfurt-Flut gegen Nazgul), Peter S. Beagle (»Das letzte Einhorn«, Gefangene im Meer) und also eigentlich auf Ovid (»Metamorphosen«, Pferde des Neptun) in Kap. 27 »Am Strand«, Seite 339: Am Strand unter ihnen brach sich die Brandung, auf der in fröhlichen Reihen weiße Pferde tanzten.
Klassische Gnostik/Mystik findet sich dann in Kap. 28 »Tom spricht« auf Seite 364: »Was ist die Absicht dieser Bewußtseine?«, fragte ZweiPi †¦ »Sie/es †¦ betrachten †¦ erkunden. Schauen, was da ist. --- »Babylon 5«-Freunde kennen Entsprechendes als Erklärung des Universums, daß »aufgesplittet in viele Bewußtseine versucht, sich selbst zu verstehen«. Die Schöpfung als GOttes eigentliches Buch, in dem der Mystiker zu lesen trachtet, um den Kosmos/silch selbst zu verstehen. Ich mag dabei, daß Robson ehr auf die sonaren/akkustischen Aspekte des *In-der-Welt-Seins* abzielt, sich also entegegen des Imago- und Visualitäts-Fetischismus unserer Moderne positioniert. Entsprechend kapieren die menschlichen Individuen das Rätsel nicht, »weil sie nicht zuhören wollen«, wie Tom auf Seite 366 erklärt. Etwas irritierend fand ich aber dann auf Seite 369 die Einteilung zwischen *Bewußtsein* und *Herz*. Daraus werde ich weniger schlau.
Die Methode, wie man den Stoff vernichten könnte (Seite 370) erinnert mich an Lems »Solaris« (zumindest die Soderberg-Verfilmung). Beschuß mit bestimmten Quark-Gluonen oder durch spazielle instabile Quantenzustände.
Wieder ein lol für mich auf Seite 402 in Kap. 31 »Hart daran schlucken«, als es nebenbei heißt, daß die Menschheit in ihrem Kommunikationssystem auch *Gebetsfrequenzen* unterhalten.
†¢†¢†¢
Ich fand den Umgang mit den verschiedenen Figuren angenehm -- wer verschmilzt, wen's dabei zerfetzt und überhaupt. War mir gar nicht zu abgewürgt oder lieblos.
Die anfangs lasche Figur Corvax entwickelt sich zu einem angenehm mutigen, altruistischen Kerl. Meine Lieblingsfigur, deren Sicht der Welt ich zunicken kann, ist aber für mich freilich Zephyr. Religionen als unablässig durchgekaute Verklumpungen von jahrtausendelangen Reaktionen auf Ängste, die Zephyr nicht mit den meisten Menschen teilt. Jupp sag ich da. Nebenbei: siehe dazu auch Andreas Eschbachs großes Thema in »Der letzte seiner Art« unter Berufung auf den römischen Philosophen/Literaten Seneca.
SF, welche weniger kosmisches Geballer als vielmehr die Kunst des Sterbens ins Zentrum stellt - ganz mein Ding.
Soweit meine Leseerfahrung.
Grüße
Alex / molosovsky
EDIT: Um eine vergessene Seitenangabe ergänzt.
Bearbeitet von molosovsky, 11 Mai 2005 - 13:53.
MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.
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#13
Geschrieben 11 Mai 2005 - 19:05
Klag mich ruhig an, ich bin nicht so empfindlich Ich fühle mich auch nicht als Opfer einer bösen Verlagspolitik. Natürlich setzt die Ökonomie Grenzen für den Aufwand, den man betreiben kann. Und selbstverständlich kann man im Lektorat auch nur noch Nuancen an einer Übersetzung verändern, und so manches hätte ich persönlich vielleicht anders übersetzt (und anders bedeutet, dass es dem einen vermutlich besser, anderen Lesern dafür aber vielleicht nicht so gut gefallen hätte). Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass mir der deutsche Gesamttext recht gut gefiel und ich gerne die Verantwortung für das Buch übernehme. Mehr Aufwand hätte vielleicht noch den ein oder anderen, vereinzelten Kritiker besänftigt, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass in dem Text irgendetwas offen geblieben ist, für das ich auch als Verleger noch guten Gewissens Geld ausgegeben hätte. Ich habe die kritisierten Passagen zur Kenntnis genommen. Manchmal konnte ich die Kritik nachvollziehen - und irgendwas geht ja auch immer durch. Manches konnte ich nicht nachvollziehen. Um jeweils sicher zu sein, müsste ich den Kontext prüfen, und dazu fehlt mir im Augenblick leider die Zeit. Aber ehrlich gesagt fand ich auch keine der angemerkten Formulierungen so bedeutsam, dass ich akuten Handlungsbedarf verspürte. Man würde es natürlich gerne jedem Recht machen, aber dazu sind die Geschmäcker nun mal zu verschieden. Seltsamerweise werden immer die Bücher am meisten kritisiert und am kontroversesten diskutiert, die sich über das Sprachniveau eines Heftromans hinausbewegen. Ich habe selten erlebt, das bei wirklich platten und schlechten Übersetzungen die Sprache kritisiert wird - bei Mieville war das allerdings immer ein Thema, und bei Robson eben auch. Das liegt wohl in der Natur der Sache, und es wird den Büchern auch gerecht. Es sind nun mal auch Bücher, über deren Sprache man reden KANN und wo dieses Thema erwähnenswert ist - ich nehme das eher als Hinweis darauf, dass die Übersetzung durchaus dem Original gerecht wird und eben nicht zu sehr geglättet wurde - denn manche "gute" Übersetzung, die hier vorgeschlagen wurde, wäre eben das gewesen: Ein schöner, stromlinienförmiger, platter Satz, der eine kantige Vorlage auf "nett" getrimmt hätte. Das will ich ganz bewusst nicht, wenn ich das Original als "anders" empfunden habe. Und jemanden, der grundsätzlich auf das Original schwört, von einer Übersetzung zu überzeugen, das ist sowieso eine Herausforderung für sich. Denn natürlich geht in einer Übersetzung immer etwas verloren, und jeder mittelmäßige Englischschüler wird das bei einfachem Vergleichen auch feststellen können. Andererseits entgeht selbst einem flüssigen Englischleser im Original so manches, was er gar nicht bemerkt und gar nicht vermisst - insbesondere auch stilistische Unsauberkeiten und "unkonventionelle" Formulierungen, über die ein Muttersprachler vielleicht ebenso stolpern würde wie ein deutscher Leser in der deutschen Übersetzung. Ich habe da eher das Gefühl, dass hier in der Übersetzung von manchem eher der "Hauch der Exotik" vermisst wird, den ein fremdsprachlicher Text für sich verbuchen kann.Aber ich klage hier nicht Übersetzter Dietmar Schmidt, Lektor Lomax/Stefan Bauer an, sondern eben die Politik des Bastei-Verlages *an sich*.
#14
Geschrieben 11 Mai 2005 - 20:46
Dem stimme ich ebenfalls zu, aber das ist nur ein kleiner Teilaspekt in diesem Buch, der von anderen Sachen überdeckt wird. China Mieville z.B. nimmt sich viel Zeit, um seine Welt zu beschreiben und zum Leben zu erwecken. Fast zuviel, möchte man manchmal sagen, aber es zahlt sich aus. Justina Robson dagegen eröffnet gleich mehrere Nebenschauplätze, von denen mich am Ende nur die Geschichte von Corvax überzeugt hat. Gritter mochte ich nicht, sorry. Das war's erst einmal von mir. SullivanReligionen als unablässig durchgekaute Verklumpungen von jahrtausendelangen Reaktionen auf Ängste, die Zephyr nicht mit den meisten Menschen teilt.
#15
Geschrieben 11 Mai 2005 - 21:15
Bearbeitet von molosovsky, 11 Mai 2005 - 21:20.
MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.
Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.
#16
Geschrieben 11 Mai 2005 - 22:50
Damit machst du ja so ziemlich das, was ich im Thread zur "verdienten SF" empfohlen haben. Dann reiche ich dir kurz als Gesinnungsgenosse die Hand, und dann wird weitergerudert ... Wenn auch leider wohl nicht ganz in dieselbe Richtung ... und dann noch gegen diese heftige StrömungIch trachte vielmehr danach, sozusagen gegen die Widrigkeiten und Zwänge *an sich* anzurudern.
Keine Sorge, ich höre allen Stimmen und Äußerungen zu und versuche, sie im Auge zu behalten. Ich kann deine Perspektive auch verstehen, obwohl ich selbst mich mehr in der gemäßigteren Mitte ansiedeln würde. Genau genommen helfen mir deine Äußerungen sogar sehr, mich noch in der Mitte zu wähnen und nicht in die Rolle des "sprachlichen Rechtsaußen" abgeschoben zu fühlenPick Dir die Komplimente und Begeisterungsäußerungen aus meinen Beiträgen und labe Dich daran, und nimm meine Anwürfe als das was sie sind: Entäußerungen eines manischen Sprach- und Klangfetischisten.
#17
Geschrieben 17 Mai 2005 - 09:49
Diese Vergangenheit hätte ich schon gerne in "die Verschmelzung" als Hintergrund gehabt.a follow-on to Natural History. An examination of how people first came to create these beings that were capable of surviving in space, and whether they regarded them as children or not
Eine klare Zusammenfassung von Robson.In the world of Natural History, people haven't gone into space in ships because it proved too dangerous and uneconomic. But somehow through biotechnology they found a way to transform humans into creatures that can thrive in a space environment.
#18
Geschrieben 17 Mai 2005 - 15:12
#19
Geschrieben 17 Mai 2005 - 16:26
#20
Geschrieben 17 Mai 2005 - 19:04
"Unnatural Future" wäre richtig gewesen, weil die Evolution sich in der Zukunft auf unnatürlicher Weise weiter entwickelt hat .Wieso heißt das Original eigentlich "Natural History" - wie interpretiert ihr den Titel?
#21
Geschrieben 17 Mai 2005 - 21:33
Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
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#22
Geschrieben 18 Mai 2005 - 16:38
Die Leute reden über Isols Antrag, den Planeten zu beschlagnahmen, was sich schliesslich gipfelt in einem Kongress.
Zephyr ist auf dem Planeten, schaut sich die ausserirdischen Bauten an und stellt sich selbst Fragen darüber.
Gewiss, vorhin ging es auch um den Antrag und um die ausserirdische Zivilisation und um die Abgestimmten und um die Virtualität und um noch vieles mehr, aber in fast der ganzen ersten Hälfte taten die Leute irgendetwas - und sie taten dies halt so aus Interesse für die eigentlichen Themen. Im Anfang der zweiten Hälfte dagegen lässt Robson ihre Figuren direkt auf die Ereignisse eingehen: Dem Leser werden der Planet und die Diskussionen vorgeführt. Ich habe endlich das Gefühl ein interessantes Buch zu lesen, anstatt meine "Lesezirkelpflicht" zu erfüllen.
Und es gibt sogar eine völlig spannende, unerwartete Wendung. Isol ist gar nicht auf Zia Di Notte! So etwas gibt mir die Lust weiterzulesen.
Wenn es so (Konzentration auf die wesentlichen Themen) weiter geht und Robson bringt einen klaren Abschluss mit logischer Auflösung, werde ich wohl das Gefühl erhalten, ein vollwertiges Buch gelesen zu haben.
#23
Geschrieben 18 Mai 2005 - 16:55
Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
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#24
Geschrieben 19 Mai 2005 - 08:15
#25
Geschrieben 19 Mai 2005 - 09:04
Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
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#26
Geschrieben 19 Mai 2005 - 09:34
#27
Geschrieben 19 Mai 2005 - 10:10
Freu dich nicht zu früh... Das ist wieder so eine Baustelle, die später vergessen wird bzw. sich in Luft auflöst. Bei den "10000 Jahren" habe ich gedacht, dass die Entwicklung der Menschheit im allgemeinen gemeint ist?! In diesem Zeitraum gab es keinen Sprung wie der zum homo sapiens. SullivanUnd es gibt sogar eine völlig spannende, unerwartete Wendung. Isol ist gar nicht auf Zia Di Notte!
#28
Geschrieben 19 Mai 2005 - 10:42
Mist!Freu dich nicht zu früh... Das ist wieder so eine Baustelle, die später vergessen wird bzw. sich in Luft auflöst.Und es gibt sogar eine völlig spannende, unerwartete Wendung. Isol ist gar nicht auf Zia Di Notte!
Ja, du hast Recht, wenn man die Stelle ein paar mal neu liest und grübelt, versteht man, dass Robson die geistige Entwicklung der gesamten Menschheit meint. Aber eben - Mouze spricht über die Abgestimmten, die Stelle ist somit verwirrend und weist dadurch auf ein unüberlegtes, ungeplantes Schreiben hin. An sich will ich gar nicht über die Jahren streiten, sondern nur an einem Beispiel aufweisen, wie unkonzentriert Robson schreibt.Bei den "10000 Jahren" habe ich gedacht, dass die Entwicklung der Menschheit im allgemeinen gemeint ist?!
#29
Geschrieben 19 Mai 2005 - 12:38
Da würde ich aber vehement widersprechen: einer der Punkte des Romans ist doch, dass man nicht so einfach zwischen "natürlichen" und "unnatürlichen" Entwicklungen unterscheiden kann. Was soll denn eine "unnatürliche Evolution" sein? Sobald jemand anfängt, Werkzeuge zu benutzen? Oder sobald Sprache ins Spiel kommt? das wären doch alles völlig willkürliche Setzungen. Ein "natürlicher" Lauf der Evolution würde ja von einer Art idealtypischen Evolution ausgehen - aber genaugenommen ist die Evolution ja kein Plan, sondern ein Ergebnis zufälliger Ereignisse. Den Titel "Natural History" sehe ich da zumindest eher als ein Statement Robsons für diese Sichtweise auf Evolution. Zur Verwirrung Corvax' über das andere Erscheinungsbild seiner unabgestimmten "Vorfahren":"Unnatural Future" wäre richtig gewesen, weil die Evolution sich in der Zukunft auf unnatürlicher Weise weiter entwickelt hat
Ja, aber von dir erwartet auch keiner, mit den Fischen in einer Gesellschaft zusammenzuleben, in der ihr nomniell gleiche und freie Individuen seid. Wäre das so, dann müsstest du dir wohl schon ein paar Gedanken über die Unterschiede zwischen dir und den Fischen machen. Das mit den 10 000 Jahren fand ich eigentlich überhaupt nicht nachlässig - schließlich betont Robson, dass es sich bei "Abgestimmten" und "Unabgestimmten" bei allen politischen Problemen doch nach wie vor um Menschen handelt. Logisch also, dass Mouze sich auf die Geschichte der Menschheit bezieht. Das ist doch auch einer der Punkte des Buchs: dass die Menschheit, obwohl ein Teil von ihr mittlerweile aus Abgestimmten besteht, sich eben nicht grundsätzlich verändert hat. Anders gesagt: der Bruch zwischen den Menschen und Abgestimmten ist kein ontologischer (in dem Sinne, dass es sich um ihnen um grundsätzlich verschiedene Arten von Wesen handeln würde) sondern ein gesellschaftlicher/politischer (in dem Sinne, dass sie jeweils unterschiedliche spezifische Interessen und Bedürfnisse haben, die sie miteinander aushandeln müssen): Ob das nun "gut" oder "schlecht" für die Menschheit ist, sei mal dahingestellt.Also ich hab laut Theorie auch Fische in meinem genetischen Stammbaum, wundere mich aber nicht über ihre Lebensfähigkeit da, wo ich ersaufen würde.
R. Scott Bakker
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#30
Geschrieben 19 Mai 2005 - 13:11
Justina Robson wiederholt tatsächlich sehr oft, dass Abgestimmte auch Menschen seien. Mal abgesehen von einer eventuellen Übersetzungsproblematik, verstehe ich hier ihre Bemühungen nicht. Ich bastle mir ein Raumschiff mit einem menschlichen Verstand. Was könnte ich an dieser Kreatur Mensch nennen? Doch eigentlich nur seine Menschlichkeit, seine Ethik. Das aber kann ich nicht definieren, nicht festlegen. Robsens Figuren leben zum Teil keine menschliche Ethik. Sehr deutlich werden die Unterschiede bei den Stöcken. Der Massenmord der Königin, die den Cherisse Stock quasi auslöscht, weil sie als Individuum Denkprobleme hat, ist eindeutig ein anderes Denken. Nichtmenschlich. Warum will Robson so unbedingt, dass die Abgestimmten Menschen sind? Was ist hier ihr Anliegen? Will sie diese Abspaltung dramatisieren? Da rätsle ich schon einige Zeit rum. Sie besteht zu intensiv darauf, als das es keinen Zweck haben könnte. Mein Problem mit der Corvax-Szene war, dass Robson dort einen Konflikt sieht, ich aber nicht. Selbst wenn die Abgestimmten Menschen wären, ist die Andersartigkeit doch grundlegend normal. Schwarze Hautfarbe schützt eher vor Sonnenbrand als meine käsige - und?Ja, aber von dir erwartet auch keiner, mit den Fischen in einer Gesellschaft zusammenzuleben, in der ihr nomniell gleiche und freie Individuen seid. Wäre das so, dann müsstest du dir wohl schon ein paar Gedanken über die Unterschiede zwischen dir und den Fischen machen.
Bearbeitet von lapismont, 19 Mai 2005 - 13:13.
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