Das führt uns gleich zur nächsten Frage: was bedeutet, es als Mensch in der Kultur Welt zu leben?! Welchen Sinn hat das Leben, welche Herausforderungen gibt es? Dieser Ansatz war für mich der spannendste Teil am Buch - leider kommt nach der ersten Hälfte nichts mehr dazu.
Diese Frage stelle ich mir unentwegt, eigentlich noch verstärkt bei der Lektüre von EINSATZ DER WAFFEN. Dort gibt es einige aufschlußreiche Szenen, die das Leben und die Ansichten/Einstellung der Kulturbewohner beleuchten.
Ich glaube, dass die Kultur weniger als eine konzipierte, reale Gesellschaft zu verstehen ist, sondern vielmehr als sozialistische Utopie. Alleine das Leben auf so einem Universal-Systemkreuzer ist bezeichnend: Niemand hat einen eigenen Lebensbereich bzw. umgekehrt, jeder kann sich überall niederlassen. Alles sind gleich, aber doch höchst individuell. Da kommt natürlich die Frage auf, was die Leute mit ihrer Zeit anfangen (in unserer Welt würden wahrscheinlich manche Amoklaufen, aus Lust und Laune kriminell werden, Tiere quälen, etc.). Aber Banks umschifft dieses Problem dadurch, dass seine "Kulturianer" auf einem so hohen intelektuellen Stand sind, dass sie keine sozialen Auffälligkeiten entwickeln, oder diese im voraus wahrnehmen und durch Manipulation mittels Drogen blockieren.
Eine bezeichnende Szene aus EINSATZ DER WAFFEN (Sammelband DAS KULTURSPIEL, S. 774): Ein alter Mann serviert in einer Bar Getränke und putzt den Tisch. Selbstverständlich
bräuchte er das nicht zu tun, aber er will diese (in unseren Augen) vergleichsweise "unterpriveligierte" Arbeit verrichten, weil er sie als befriedigend empfindet und für den Augenblick seiner Forschungsarbeit vorzieht.
Ich werde noch ein bisschen über die Kultur grübeln müssen, bevor ich genauer formulieren kann, was mir noch alles dazu einfällt ...
Viele Grüße
Holger (der auch ganz gerne mal Tische putzen würde)