vielleicht fehlte also einfach der Marschbefehl
Genau so würde ich das sehen - und zwar nicht wegen "chaotischer Zustände" in der Armee, sondern weil er schlichtweg nicht früh genug erteilt wurde. Der Mangel liegt also bei der Politik, wer auch immer da auf den Knopf hätte drücken müssen. Denn trotz aller Unzulänglichkeiten ist das Militär doch eine recht gut selbstorganisierende Maschinerie. Wenn es irgendwohin geschickt wird, kommt es da auch hin und sorgt vor Ort für eine funktionierende Logistik. Mehr oder minder funktionierend zumindest, und den Umständen entsprechend. Aber für widrige Umstände wurde das System konzipiert.
Oder glaubt wirklich irgendwer ernsthaft, wenn beispielsweise eine kubanische Invasionstruppe in New Orleans gelandet wäre, dass es dann auch fast eine Woche gedauert hätte, bis die USA genug Truppen zur Sicherung der Region hätten schicken können, mitsamt der Logistik, die nötig ist, um diese Truppen zu versorgen? Also, möglich wäre es gewesen - es hat nur irgendwer versäumt, es zu tun.
Ich bin nicht immer für "politische Korrektheit", aber wenn man mal eine Zeit lang als Deutscher im engl.-sprachigen Ausland gelebt hat, und immer die Sprüche über DIE Deutschen mit bekommen hat,
Persönliche Betroffenheit führt selten zu einem nüchternen Blick. Die Schlussfolgerung aus dieser Erfahrung wäre wohl eher, zu akzeptieren, dass derartige Formulierung schlichtweg normal sind und unvermeidlich, und dass es nur von den eigentlichen Sachproblemen ablenkt, wenn man einen Kreuzzug für die politische korrekte Verwendung von Begriffen verwendet.
Normal und irgendwie angemessen ist es beispielsweise, von "die Amerikaner" zu reden, wenn man tatsächlich nur die amerikanische Regierung meint. Und auch, wenn es rein von der präzision der Aussagen nicht korrekt sein mag, ist es zumindest bei einem demokratischen System doch irgendwie sogar eine vertretbare Gleichsetzung. Ich denke (hoffe), die meisten Zuhörer hier können das intern durchaus trennen und müssen keine Sprachakrobatik betreiben, nur damit auch ja nicht bei genauer Analyse falsches herauszulesen ist.
Jetzt sind halt alle Leute mit der gegenwärtigen Bush-Administration unzufrieden und schimpfen über "die Amerikaner". Wenn irgendwann mal eine neue Regierung eine international besser angesehen Politik macht, dann sind auch "die Amerikaner" wieder allesamt die Guten. Also, irgendwie gleicht sich das aus ... Kein Grund für aufgeregte Differenzierungen.
Kurz an einem Beispiel skizziert: Bis Mitte der 80er Jahre war die amerikanische Gesetzgebung mitsamt der praktischen Umsetzungen im Gewässerschutz dem damaligen europäischen Standard weit überlegen. Ich frage mich also, ob die Leute, die sich jetzt darüber ereifern, dass mancher hier leichtfertig über "die Amerikaner" spricht, genauso auf sprachliche Korrektheit bestehen würden, wenn jemand schreibt: "Mitte der 80er Jahre hatten die Amerikaner im Gewässerschutz größere Erfolge erzielt als die Deutschen."
Denn genau genommen trägt eine solche Formulierung ja nicht der Tatsache Rechnung, dass irgendwo in Montana vermutlich immer noch ein amerikanischer Farmer zu finden war, der alte Farbeimer in irgendeinem Bach ausgeleert hat, und dessen persönlicher Beitrag zum Gewässerschutz somit noch weit hinter dem damaligen deutschen Standard zurückblieb
Also, ich persönlich halte gewiss nichts von Vereinfachungen oder aufgeregten Etikettierungen. Und stimme gerne zu, dass manche Äußerungen hier ein wenig zu unfundiert und verallgemeinernd klingen. Aber um damit das Stimmungsbild hier im Forum auch so richtig repräsentativ wird, möchte ich doch noch zu bedenken werden, dass die Forderung nach möglichst kleinschrittiger Differenzierung und um exakte Begriffsdefinitionen ein beliebtes und anerkanntes rethorisches Mittel ist, um Sachfragen zu vernebeln.
"Modern Economics differs mainly from old Political Economy in having produced no Adam Smith. The old 'Political Economy' made certain generalisations, and they were mostly wrong; new Economics evades generalisations, and seems to lack the intellectual power to make them." (H.G. Wells: Modern Utopia)