Die Legende von Eden und andere Visionen
#1
Geschrieben 18 September 2005 - 20:51
Die Legende von Eden ist in guten Buchhandlungen oder Versandkostenfrei direkt beim Verlag erhältlich.
Paperback | 254 Seiten | ISBN 3-926126-52-3 | EUR 14,90
Infos: www.visionen.shayol.net
#2
Geschrieben 22 September 2005 - 10:30
NOVA - Das Deutsche Magazin für Science Fiction & Spekulation
VILLA FANTASTICA - Bibliothek für fantastische Literatur
#3
Geschrieben 23 September 2005 - 10:13
- • (Buch) gerade am lesen:Edward Bulwer-Lytton, Zanoni
#4 Gast_Frank W. Haubold_*
Geschrieben 26 September 2005 - 20:18
Bearbeitet von Tiresias, 26 September 2005 - 20:55.
#5
Geschrieben 27 September 2005 - 15:13
#6
Geschrieben 27 September 2005 - 19:46
#7
Geschrieben 28 September 2005 - 01:09
Ist noch nicht so lange her die "Erkenntnis" dass es ein Feigenbaum gewesen sein muß der Ernst wird noch in der Schule die Mär vom Apfel der Erkenntnis gelernt haben GreetzIst es notwendig, dass Vlcek aus dem Baum der Erkenntnis einen Apfelbaum macht?
Werner Heisenberg,Atomphysiker
- • (Buch) gerade am lesen:Der Totenerwecker von Wrath James Wright
- • (Buch) als nächstes geplant:???
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#8
Geschrieben 28 September 2005 - 08:59
größtenteils? Â Â - Na, ganz so schlimm klang Deine Rezi auf fictionfantasy ja nichtÂÜber die Geschichten in dem diesjährigen Visionenband bin ich größtenteils enttäuscht.
Und da habe ich mir solche Mühe gegeben, die Storys in eine sinnvolle, lesbare Reihenfolge zu bringen... Da musst Du ausgerechnet mit der anfangen, die Du für die schwächste hältst... Warum nicht mit der ersten, toll erzählten Geschichte von Erler?!Als erstes las ich Thomas Thiemeyer, „Materia Prima“.
Zurück zu MATERIA PRIMA.
Deine Enttäuschung verstehe ich, denn Du hast es mit ganz anderen Augen gesehen/gelesen als ich.Psychiater und Assistentin sind selbst Außerirdische oder stehen auf deren Seite. Zumindest sagen sie, dass er sich in eine schwierige Lage gebracht hat.
SPOILER:
Andererseits wissen wir natürlich, dass es eine Einbildung sein muss. Ihr Erlebnis ist zu absurd, als dass es der Realität entsprechen könnte. Wenn man es für bare Münze nähme, würde es unser gesamtes Weltbild auf den Kopf stellen.
Sagt der Psychiater. Was er gehört hat, kann er nicht glauben. Er weigert sich, es zu glauben. Er ist keineswegs ein Ausserirdischer oder deren Verbündeter.
Siehe: Als er den Oberarzt und die Studentin so nebeneinander sitzen und die tiefen Zweifel in ihren Augen sah...
Ergo konstatiert er: In seinem jetzigen Zustand ist er eine Gefahr für sich und seine Mitmenschen. Außerdem ist er ein interessantes Forschungsobjekt.
Natürlich wollen sie ihn nicht auf die Menschheit loslassen. Und das ist die Tragik der Geschichte.
Bearbeitet von Helmuth W. Mommers, 28 September 2005 - 09:09.
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#9
Geschrieben 02 Oktober 2005 - 22:29
Werner Heisenberg,Atomphysiker
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#10
Geschrieben 03 Oktober 2005 - 17:56
Mein Blog: Schreibkram & Bücherwelten
#11 Gast_Jorge_*
Geschrieben 03 Oktober 2005 - 18:13
Dann lies mal "Die Aschenbrücke"(Bridge of Ashes) von Roger Zelazny. In diesem Buch hat er bereits 1976 dieselbe Idee gehabt. Deine Idee mit dem späten Auftauchen der Aliens und dem Vorantreiben der Industrialisierung hat Theodore Sturgeon mit der Story "Ockhams Skalpell" vorweggenommen.Dass die Außerirdischen 50.000 Jahre brauchen, um diese Spezies dahin zu bringen, letztlich innerhalb weniger hundert Jahre das angestrebte Ziel zu erreichen, hat mich beim Lesen auch stutzen lassen. Eher wäre mir eingegangen, wenn sie z.B. im Mittelalter erstmals aufgetaucht wären und dann die Industrialisierung vorangetrieben hätten. Die Grundidee der Story hat mich aber fasziniert, auch wenn sie in ihrer Dimension nicht leicht zu erfassen ist (da muss schon viel zusammenkommen, um all die angestrebten Veränderungen des Klimas für die Aliens genau passend hinzubekommen). Aus der Idee hätte Thomas Thiemeyer mehr machen können, denke ich.
#12
Geschrieben 03 Oktober 2005 - 19:06
Die Storys von Zelazny (das ist wohl ein Roman?) und Sturgeon zu diesem Thema kenne ich bisher nicht.Dann lies mal "Die Aschenbrücke"(Bridge of Ashes) von Roger Zelazny. In diesem Buch hat er bereits 1976 dieselbe Idee gehabt.
Deine Idee mit dem späten Auftauchen der Aliens und dem Vorantreiben der Industrialisierung hat Theodore Sturgeon mit der Story "Ockhams Skalpell" vorweggenommen.
In welchem Buch findet man denn die Sturgeon-Story?
Danke für den Tipp!
Hm ... das zeigt auch wieder, dass soo viel schon mal dagewesen ist, dass es wirklich schwer ist, neue Ideen auszubrüten, vor allem wenn man die SF-Literatur der letzten 100 Jahre nicht komplett kennt ...
Bearbeitet von ChristianW, 03 Oktober 2005 - 19:07.
Mein Blog: Schreibkram & Bücherwelten
#13 Gast_Jorge_*
Geschrieben 04 Oktober 2005 - 18:07
Roger Zelazny "Die Aschenbrücke"(Bridge of Ashes) Heyne SF 3613 und Wolfgang Jeschke(Hrsg.) "Drei SF-Romane in einem Band" Thema: Umweltverschmutzung Heyne SF 4439 Theodore Sturgeon "Lektion an der Leiche"(Occam`s Scalpel) in "Auf dem Floß der Zeit"(The Stars are the Styx) Goldmann SF 23399 und "Ockhams Skalpell" in Wolfgang Jeschke(Hrsg.) "SF-Story Reader 1" Heyne SF 3374 sowie Wolfgang Jeschke(Hrsg.) "25 Jahre Heyne Science Fiction & Fantasy - Das Lesebuch" Heyne SF 4000 Du hast recht damit, das alles schon mal dagewesen ist: Dieses Thema z.b. auch schon im TV der 60er in der Serie "Invasion von der Wega"(The Invaders), wo Aliens ihre verschmutzte/verseuchte Welt verlassen müssen und versuchen, die Erde heimlich zu erobern und in ihrem Sinne zu "terraformieren"(Kennzeichen der Fremden: äußerlich menschlich, aber allesamt Kettenraucher -da unsere Luft noch zu gesund für sie ist -, beim Tod lösen sie sich spurlos auf; außerdem war da noch irgendwas mit den Händen). Im Kinofilm "The Arrival" geht ein Radioastronom einem seltsamen Signal nach und entdeckt, das die Aliens es sich längst in den Tropen gemütlich gemacht haben. Durch enorme Freisetzung von Treibhausgasen etc. weltweit wollen sie langfristig das globale Klima in für sie angenehme und für uns unangenehme Temperaturbereiche verändern...Die Storys von Zelazny (das ist wohl ein Roman?) und Sturgeon zu diesem Thema kenne ich bisher nicht. In welchem Buch findet man denn die Sturgeon-Story? Hm ... das zeigt auch wieder, dass soo viel schon mal dagewesen ist, dass es wirklich schwer ist, neue Ideen auszubrüten, vor allem wenn man die SF-Literatur der letzten 100 Jahre nicht komplett kennt ...
Bearbeitet von Jorge, 04 Oktober 2005 - 18:10.
#14
Geschrieben 05 Oktober 2005 - 18:11
Danke für die Auflistung!Roger Zelazny
"Die Aschenbrücke"(Bridge of Ashes)
Heyne SF 3613
und
Wolfgang Jeschke(Hrsg.)
"Drei SF-Romane in einem Band"
Thema: Umweltverschmutzung
Heyne SF 4439
Theodore Sturgeon
"Lektion an der Leiche"(Occam`s Scalpel)
in
"Auf dem Floß der Zeit"(The Stars are the Styx)
Goldmann SF 23399
und
"Ockhams Skalpell"
in
Wolfgang Jeschke(Hrsg.)
"SF-Story Reader 1"
Heyne SF 3374
sowie
Wolfgang Jeschke(Hrsg.)
"25 Jahre Heyne Science Fiction & Fantasy - Das Lesebuch"
Heyne SF 4000
Sind wohl alles ältere Titel, soweit ich es überblicken kann. Da muss ich mal in der Gebrauchtwagenabteilung im Buchladen stöbern.
Mein Blog: Schreibkram & Bücherwelten
#15 Gast_Kathrin_*
Geschrieben 06 Oktober 2005 - 08:51
#16
Geschrieben 06 Oktober 2005 - 14:58
- • (Buch) gerade am lesen:Edward Bulwer-Lytton, Zanoni
#17 Gast_Frank W. Haubold_*
Geschrieben 06 Oktober 2005 - 17:59
Mmmh, vermutlich treffen die genannten Voraussetzungen auf mich nicht zu, aber ich habe mich dennoch recht gut amüsiert. Gruß FrankUnd leider auch nicht mit "Cosmo Polite". Um hier lachen zu können - ich erinnere mich an Helmuths wieherndes Gelächter, das damals gar nicht aufhören wollte - muss man wohl ein eingefleischter SF-Fan sein oder ein wirklich kindliches Gemüt haben. Hm, er hat was vom beidem...
#18
Geschrieben 06 Oktober 2005 - 18:29
Mein Blog: Schreibkram & Bücherwelten
#19
Geschrieben 10 Oktober 2005 - 08:54
Allerdings sind mir zwischen den einzelnen Geschichten frappierende Unterschiede bezüglich der schrifstellerischen Qualität aufgefallen und so manche Story verdient es meiner Ansicht nach absolut nicht, in einem Band veröffentlicht zu werden, der den Titel VISIONEN trägt.
Gut gefiel mir:
Andreas Gruber - Weiter oder Raus
Autsch! Gut geschrieben, unterhaltsam und nachdenklich stimmend, aber nun wirklich kein Vergnügen (wer die Geschichte liest, wird wissen, was ich meine).
Frank W. Haubold - Die Legende von Eden
Ein klassisches Planetenabenteuer, das mir viel Spaß beim Lesen bereitet hat. Haubold entwirft einen unglaublich dichten Plot mit zahlreichen Schauplätzen und Personen, den man gut und gerne zu einem Roman hätte ausbauen können. Insgesamt erinnert mich die Handlung ein wenig an Haldemans DER EWIGE KRIEG.
D. u. F. Hoese - Schätze der Zukunft
Eine wirklich gute SF-Story, die das Thema Zeitreise und -Paradoxon aufgreift und solide und kurzweilig umsetzt. Auch hier fällt mir angenehm auf, dass die beiden Autoren wirklich schreiben können.
Marcus Hammerschmitt - 2 hoch 64
In dieser Zusammenstellung eine willkommene Abwechslung, da ich die Geschicht eigentlich als Horror oder Weird-Fiction wahrnehme. Hammerschmitt schreibt so klar und auf den Punkt, dass es einfach Spaß macht ihn zu lesen.
Rainer Erler - An e-star is born!
Amüsant und kurzweilige Unterhaltung. Allerdings muss ich monieren, dass mich der (nicht gerade originelle) Titel zunächst abgeschreckt hat.
Sehr gut gefielen mir:
Thorsten Küper - Spiegelbild des Teufels
In dieser Geschichte übertrifft sich Küper mal wieder selbst. Nicht nur, dass die Story eine kraftvolle Pointe hat, die mich dazu bewegt innezuhalten und darüber zu grübeln. Nein, kaum habe ich (hocherfreut) einen Makel daran gefunden, setzt er noch einen drauf und belehrt mich eines besseren! Nebenbei habe ich nach dreißig Minuten Lesevergnügen soviele eindrucksvolle Bilder im Kopf wie sie mir so manche Lektüre in zwei Wochen nicht bieten konnte. Herzlichen Glückwunsch!
Michael K. Iwoleit - Planck-Zeit
Planck-Zeit teilt sich den ersten Platz mit Spiegelbild des Todes. Bestechend, wie Iwoleit schreibt: Innovartiv, messerscharf formuliert, treffend beobachtet. Auch hier auf engstem Raum ein wissenschaftlicher Thriller, der beeindruckt. Mit Protagnonisten, die so mancher Autor auf 700 verzweifelten Seiten der Leserschaft nicht näher bringen kann. Neben dieser schriftstellerischen Finesse wirken einige (wenige) Kurzgeschichten dieses Bandes wie die Gewinner eines Nachwuchswettbewerbes für Schüler bis zur Klasse 10.
Besonders gefällt mir, dass Iwoleit und Küper sich davon befreien, wie mittelmäßig übersetzte amerikanische SF-Autoren zu schreiben. Das sind zwei wirklich interessante Originale!
Viele Grüße
Holger
(Georg Christoph Lichtenberg)
#20
Geschrieben 10 Oktober 2005 - 18:35
He, vielen Dank! Das liest man aber gernD. u. F. Hoese - Schätze der Zukunft
Eine wirklich gute SF-Story, die das Thema Zeitreise und -Paradoxon aufgreift und solide und kurzweilig umsetzt. Auch hier fällt mir angenehm auf, dass die beiden Autoren wirklich schreiben können.
Neue Rezi gefunden, diesmal von Thomas Harbach auf www.sf-radio.net:
http://www.sf-radio....261-2652-3.html
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#21
Geschrieben 12 Oktober 2005 - 08:59
Darf ich das so verstehen, dass Du diesen Storys nicht grundsätzlich die Qualität absprichst, in einer Anthologie veröffentlicht zu werden, sondern dass Du vielmehr den Bezug zu Visionen vermisst?so manche Story verdient es meiner Ansicht nach absolut nicht, in einem Band veröffentlicht zu werden, der den Titel VISIONEN trägt.
Ein Kritiker titelte zu DER ATEM GOTTES dereinst Ideen statt Visionen ... und schien ebenfalls davon auszugehen, dass ich ein Kompendium aus Welt- und Zukunftsentwürfen vorstellen würde. Einen so hehren Anspruch hatte ich nie, und ich wüsste auch gar nicht, wie ich den erfüllen sollte. Visionen flattern mir nicht zuhauf in die Mailbox.
Das ist natürlich falsch - der Irrtum aber verständlich. VISIONEN ist für mich ein zugkräftiger Reihentitel. Und, seien wir doch mal grosszügig, sind nicht die meisten Ausflüge in die Fantasie im Grund Visionen, ohne deswegen gleich visionär zu sein?
NOVA - Das Deutsche Magazin für Science Fiction & Spekulation
VILLA FANTASTICA - Bibliothek für fantastische Literatur
#22
Geschrieben 12 Oktober 2005 - 09:37
Das klingt absoluter als es gemeint ist, da ich wirklich nur für mich und meinen Geschmack sprechen kann. Dennoch, da sind Geschichten dabei, die man zwar in Anthologien veröffentlichen kann, die aber einfach zu trivial, zu abgenudelt sind, um sich irgendwie abzuheben. (Möglicherweise irrtümlich) impliziert(e) der Titel VISIONEN für mich, dass es sich um herausragende SF-Kurzgeschichten handelt, "Aushängeschilder" der deutschen SF-Shortstory-Publikationen. Und wie ich oben schreibe sind durchaus welche dabei. Grüße HolgerDarf ich das so verstehen, dass Du diesen Storys nicht grundsätzlich die Qualität absprichst, in einer Anthologie veröffentlicht zu werden, sondern dass Du vielmehr den Bezug zu Visionen vermisst?
(Georg Christoph Lichtenberg)
#23
Geschrieben 13 Oktober 2005 - 08:51
Darum bemühe ich mich auch, ist aber so leicht nicht zu verwirklichen. Unter den 70 für DER ATEM GOTTES eingereichten Manuskripten verblieben 5, die ich für DIE LEGENDE VON EDEN verwendete, von den weiteren 110 danach eingereichten Storys konnte ich 8 verwenden und wieder einige für die nächste Ausgabe vorsehen. Dabei spielen Länge und Themenmix eine nicht zu unterschätzende Rolle.(Möglicherweise irrtümlich) impliziert(e) der Titel VISIONEN für mich, dass es sich um herausragende SF-Kurzgeschichten handelt, "Aushängeschilder" der deutschen SF-Shortstory-Publikationen.
Ich kann also, trotz Honorar und gezielter (!) Anwerbung, nicht aus dem Vollen schöpfen, weil der Markt es einfach nicht hergibt. Natürlich melden sich immer mehr ambitionierte, aber oft wenig erfahrene Autoren, die auch dabei sein möchten, das versaut die Statistik. Wäre es eine offene Ausschreibung ohne die Vorgaben, die jeder Interessierte unter "Autoreninformationen" auf der Visionen-Website abrufen kann, ich würde in Manuskripten ertrinken. Von Kollegen höre ich da Zahlen wie "um die 200 und mehr" bei einer Anthologie...
Vergessen wir auch nicht, dass die Geschmäcker verschieden sind; es sollte für möglichst viele was dabei sein. So mag eine Story für Dich schwach sein, andere mögen sie für Spitze halten. Und umgekehrt. Passiert am laufenden Band.
Nimm Dir irgendeine Anthologie her: eine von Jeschke oder von einem Amerikaner. Ist es nicht überall das gleiche Problem? Wie sollte ich da für mich in Anspruch nehmen, die Ausnahme zu sein? - Schliesslich gibt es als "Konkurrenz" auch noch NOVA, CT, ph!, AC, und andere Anthologien.
Ich kann nur, und werde dies auch mit Nachdruck, versuchen, möglichst vielen prominenten und/oder bereits etablierten Autoren eine Plattform zu geben, damit sie weiterhin Kurzgeschichten und nicht nur Romane schreiben. Diese Autoren bieten die beste Gewähr für innovative, anspruchsvolle Unterhaltung.
Aber nicht jede Story eines Asimov oder Dick war Spitze.
NOVA - Das Deutsche Magazin für Science Fiction & Spekulation
VILLA FANTASTICA - Bibliothek für fantastische Literatur
#24
Geschrieben 18 Oktober 2005 - 13:54
Mit der zweiten Ausgabe der "Visionen" hat Helmuth W. Mommers bewiesen, dass der Erstling keine Eintagsfliege war. "Die Legende von Eden" wurde wieder eine Spitzen-Anthologie deutschsprachiger SF-Kurzgeschichten. Die 13 Stories zeigen allesamt ein hohes erzählerisches Niveau und decken eine große Themenvielfalt ab. Auch der anspruchsvolle SF-Leser wird gut bedient.
Es fällt schwer zu sagen, welche der beiden Ausgaben von "Visionen" nun besser ist. Im Gegensatz zu "Der Atem Gottes" ist das Qualitätsniveau der Geschichten diesmal gleichmäßiger. Es fehlen Aussetzer wie die Geschichten von Cakan und Franke, aber auch herausragende Spitzenleistungen wie Armers "Die Asche des Paradieses" oder Hammerschmitts "Harmageddon".
Im einzelnen:
Rainer Erler: An e-Star is born!
Harmony McAmber ist die erfolgreichste, aber zugleich die zickigste Hollywood-Diva. Um ihren Eskapaden zu entkommen, entwirft Regisseur Jim gemeinsam mit seinem SFX-Experten eine elektronische Kopie von ihr.
In dieser Story merkt man Erlers intime Erfahrungen mit dem Film-Business. Die Figuren sind treffend typisiert, die Hollywood-Allüren und die ganze Atmosphäre ist gut getroffen. Allerdings war mir die Geschichte doch zu vorhersehbar.
Thorsten Küper: Spiegelbild des Teufels
Benjamin Lasar ist ein genialer Forscher, der für seine grausamen Experimente an Menschen berüchtigt ist. Um dem Hass des Mobs zu entkommen, züchtet er einen Klon, der an seiner Stelle sterben soll. Aber der Klon durchschaut das Spiel und tötet Lasar. Erst als John Mehnfeld, sein Erzfeind aus den USA, ihn aufspürt, erkennt er die ganze Wahrheit über seinen Schöpfer.
Ein typischer Küper. Thorsten präsentiert einen ausgefeilten Plot um genialischen Schurken. Die Story ist spannungsreich erzählt. Nur am Anfang sind mir einige wenige stilistische Unsauberkeiten aufgefallen, sonst sehr mitreißend.
Ernst Vlcek: Neulich im Garten Eden
Vlcek erzählt die biblische Schöpfungsgeschichte aus der Sicht eines Bugus, der im Paradies als Unkrautjäter arbeitet.
Nette, kleine Satire. Gute Unterhaltung, die nichts anderes sein will.
Tobias Bachmann: Die fehlende Stunde
Anton Pfeiffer verpasst den Zug nach München, weil ihm während der Tramfahrt eine Stunde verloren geht. Auf der Suche nach der verlorenen Stunde entdeckt er, dass er nur in einer virtuellen Welt lebt. Die mit der Realität des Jahres 2040 jedoch viel enger verbunden ist als er ahnt.
Tobias Bachmann liefert hier eine beeindruckende Talentprobe ab. Aus bekannten Versatzstücken schmiedet er eine interessante Story mit mehreren überraschenden Wendungen. Die kafkaeske Atmosphäre ist gut getroffen. Allerdings bleibt Janett als Person recht flach, und am Anfang bin ich über einige umständliche Formulierungen gestolpert. Zudem war mir das Ende nicht 100% verständlich.
Wenn Bachmann an seiner Sprache und den Figuren arbeitet, sind von ihm echte Highlights zu erwarten.
Oliver Henkel: Hitler auf Wahlkampf in Amerika
Hitler geht mit Siegfried Heldt auf Wahlkampf nach Preußisch-Karolina. Heldt verliebt sich in die Malerin Henriette von Falcke, die jedoch jüdische
Vorfahren hat. Zur Rache baut Heldt einige Übersetzungsfehler ein, die eine Absprache zwischen Hitler und Al Capone verhindern.
Henkel ist der deutsche Meister der Alternate History. Auch diese Story ist wieder souverän erzählt. Die Pointe sitzt.
Frank Borsch: Ausgleichende Gerechtigkeit
Little Lils großer Tag: Mit Spitzhacke bewaffnet und unterstützt von der Gerechtigkeitsliga (u.a. Harvey, Green Lantern, Wonderwoman) unterstützt, verwüstet sie auf Gerichtsbeschluß die Wohnung des Kerls, der ihr Fahrrad zerstört hat.
Borsch entwirft eine interessante Form des Täter-Opfer-Ausgleichs. Die Story ist temporeich erzählt. Stellenweise blitzt ein sympathischer Humor auf. Letztendlich bleibt sie nur ein Schlaglicht. Was mich interessieren würde: Wie kam es zur Änderung der Rechtsgrundsätze?
Thomas Thiemeyer: Materia Prima
Mit Hilfe eines neuen Psychopharmakons findet Dr. Hörmann heraus, dass Martin Engelhardt von Insekten-Aliens entführt wurde. Er erfährt auch die Pläne der Außerirdischen und welche Rolle sie der Menschheit darin zugedacht haben.
Schöne Variante von bekannten Ideen, Thomas verbindet allgemeine Misanthropie mit Umweltgedanken. Die Story ist gut geschrieben und stringent erzählt. Letztlich fehlt mir jedoch etwas Originalität.
Andreas Winterer: Cosmo Pollite und der Zwischenfall im InterStellar Express
Roboter-Anarchisten überfallen den ISE „Romberg“. Cosmo Pollite und Natscha setzen sich zur Wehr. Wichtige Verbündete sind Vrml, eine Sandwolke, und Barkeeper Jeeves.
Das ist eine herrliche Klamotte! Ich habe oftmals laut aufgelacht. Und Winterer hält das Gag-Niveau wirklich über 19 Seiten. Besonders stark sind die Roboter-Schimpfworte für die Menschen ("DNS-durchseuchte Bindegewebsamöbe“).
Michael K. Iwoleit: Planck-Zeit
Ein Wissenschaftsjournalist findet heraus, dass die Naturgesetze aus den Fugen geraten. Ein Beschleuniger-Experiment hat offenbar einen neuen
Urknall ausgelöst. Das Ganze aufgepeppt mit einer Liebesgeschichte, einem absonderlichen Computergenie und einem lebensfrohen emeritierten Professor.
Iwoleit hat ein meisterliches Erzählniveau erklommen. Auch die vorliegende Geschichte ist total locker und routiniert geschrieben, der Jargon punktgenau getroffen. Die Figuren kommen plastisch rüber mit all ihren Menschlichkeiten. Die SF-Idee erfährt eine glaubwürdige wissenschaftliche Untermauerung - eine von Iwoleits Stärken! (Einziger Haken: Kein Teilchenphysiker verwendet noch Nebelkammern!)
Nur das Ende: Entweder ist es zu profan geraten oder nicht witzig genug.
Marcus Hammerschmitt: 2 hoch 64
Robert geht mit Sohn Benno auf Entdeckungsreise in eine Tiefgarage und bemerkt, dass neuerdings seltene Insektenarten wieder auftauchen. Am
Ende schlagen die Insekten gegen die Menschen zurück.
Bekannte Idee, etwas müde umgesetzt (was genau ist Benno widerfahren?), Reiskornlegende unmotiviert eingebettet. Für mich die schwächste Story der Sammlung.
Andreas Gruber: Weiter oder Raus
Bei der TV-Show „Weiter oder Raus“ werden die Kandidaten bei vollem Bewusstsein verstümmelt. Werbespots von Medizintechnikfirmen unterbrechen die Show. Am Ende gibt es einen Sieger. Nur- was hat er davon?
Irre. Grubers Zynismus geht unter die Haut. Wie weit sind wir von dieser Vision eigentlich noch entfernt? Nebenbei ist die Story souverän und rasant geschrieben.
Desirée & Frank Hoese: Schätze der Zukunft
Die Firma TimeSave rettet mit Hilfe der Temporalphysik Kulturschätze vor dem Untergang. Als ein Zeitreisender ein Kind aus Pompeji mitbringt, kommt es zu Zeitanomalien, die den Reaktor gefährden. Vor der Katastophe tauchen zwei Zeitagenten im Büro von TimeSave-Chef Gregoroff auf.
Die Hoeses variieren eine bekannte Idee auf nette Weise. Erzähltechnisch setzen sie eine temporeiche Kurzszenentechnik ein, was der Story viel Drive verleiht. Allerdings sind die Figuren dadurch etwas oberflächlich gezeichnet. Das Schicksal von Dorcas blieb mir unverständlich.
Frank W. Haubold: Die Legende von Eden
Dave und Bill erreichen das Raumschiff „Argo“, dessen Besatzung sich selbst ausgelöscht hat. Bei einer erzwungenen Landung auf dem Planeten Eden nimmt eine geheimnisvolle Entität Kontakt zu ihnen auf. Die Toten verraten die Wahrheit über den interstellaren Krieg mit den Hazern.
Die Story zitiert viele Motive aus Lem-Romanen. Dennoch präsentiert Haubold einen ausgefeilten Plot. Seine Sprache ist endlich glattgeschliffen: man wird regelrecht in die Geschichte hineingesogen. Dabei verzichtet er aber nicht auf die für ihn typischen romantischen Ideen, sondern bindet sie sauber in ein konventionelles SF-Umfeld ein.
Helmuth W. Mommers ist zu wünschen, dass "Der Atem Gottes" noch für einige weitere Jahresbände auf diesem Niveau reichen wird.
Gruß
Ralf
Bearbeitet von ShockWaveRider, 18 Oktober 2005 - 14:20.
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#25
Geschrieben 19 Oktober 2005 - 13:42
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#26
Geschrieben 19 Oktober 2005 - 13:45
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#27
Geschrieben 24 Oktober 2005 - 00:11
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#28
Geschrieben 24 Oktober 2005 - 14:59
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#29
Geschrieben 27 Oktober 2005 - 13:10
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#30
Geschrieben 27 Oktober 2005 - 13:40
Nein, der Protagonist leidet gerade nicht daran.1. Die Hauptperson in Thiemeyers Geschichte, der Förster Martin Engelhardt, leider an akuter Schizophrenie in Kombination mit schwerer Depression. Nun, wie sieht eigentlich solch ein Krankheitsbild aus und welche Symptome hat das? Und wie kann man es in Einklang mit der Hauptperson bringen? Ich frage mich doch ernsthaft, welcher Arzt eine solche Diagnose stellen kann, wenn man sieht, wie der Förster sich gibt. Da war nix von irgendeiner Depression zu sehen.
Akute Schizophrenie kann mit heftigsten Halluzinationen einhergehen.
Depressionen sind oftmals verdeckt, so dass man sie nicht sofort bemerkt (weiß ich aus eigener Betroffenheit). Aber so was würde man gewiß nicht als schwere Depression bezeichnen.
Für mich war dieser Widerspruch ein Stilmittel. Thomas wollte damit zeigen, dass der Arzt lieber eine offenkundige Fehldiagnose stellt, als die sich aufdrängende, aber unglaubliche Erklärung zu akzeptieren.
Jau. Der Meinungsumschwung kam mir auch etwas zu schnell. Aber sonst war die Geschichte klasse.2. Siegfried Heldt gehört immerhin zur Elitetruppe SS und begleitet Hitler, wenn auch vor allem wegen seiner Fremdsprachenkenntnisse. Na, und dieser überzeugte Nazi - sonst wäre er wohl kaum bei der SS, oder? - hintergeht bei erster Gelegenheit seinem Führer, weil er sich in eine gemischtrassige Frau verliebt und damit seine bisherige Einstellung über Bord wirft.
Na, das ist ein schönes Märchen.
Ich habe zunächst an den Film "Harvey" mit James Stewart aus dem Jahr 1950 gedacht. Stewart spielt da einen Mann, dessen bester Freund ein für alle anderen Menschen unsichtbarer Riesenhase namens Harvey ist. In der Story gab es doch die Anspielung, ob der Film nun mit James Stewart oder Cary Grant war.3. Ist Borschs Geschichte an "Mein Freund Harvey" von den Rodgau Monotones angelehnt oder ist die Namensübereinstimmung rein zufällig?
Der Song von den Rodgau Monotones (ich habe da eine Melodie im Ohr, weiß aber nicht, ob es die Band war) lehnt sich m.W. ebenfalls an den Film an.
Ansonsten: Jau! Bachmann rocks!
Wenn er noch etwas an der Mikroebene seiner Stories arbeitet, dann geht er ab wie eine Rakete!
Gruß
Ralf
Bearbeitet von ShockWaveRider, 27 Oktober 2005 - 13:43.
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