Ich möchte mich noch bedanken für den freundlichen Empfang und die nette Diskussion
Sullivan schrieb
@Rumpel:
Zitat
Dem letzten Punkt den du ansprichst kann ich gar nicht folgen... warum sollte ein Replayer andere Ziele haben als ein beliebiger ander Mensch?
Ja, warum? Weil er ein viel längeres Leben hat?! Mir erschien es plausibel, dass man dann vielleicht auch andere Ziele verfolgt bzw. ganz anders mit seinem Leben umgeht. In Fantasy Romanen hat man häufig die unterschiedlichen Lebensphilosophien zwischen Elfen (langlebig) und Menschen (kurzlebig) mit interessanten Aspekten.
Ich gehe da eher von dem Ansatz aus, dass jeder Mensch versucht glücklich zu werden. Jeff hat einige Erfahrung auf dem Gebiet, hat aber auch einen hohen Preis dafür bezahlt (seine einzige Tochter und mindestens 2 Frauen mit denen er glücklich war verloren). und aufgrund dieser Erfahrungen haben sich seine Ziele etwas verändert... beim ersten Mal hat er seine Tochter verloren - deshalb hat er das in den weiteren Replays ausgeschlossen. Ich hab zwar keine Kinder, aber ich kann mir schon vorstellen, dass man keine Lust darauf hat den Verlust mehrmals zu erleben. Jeff alles probiert, aber festgestellt, dass es für ihn zu schmerzhaft ist das immer wieder zu durchleben (Der Aspekt fehlt bei der Murmeltiergeschichte ja so ziemlich... da hat der Typ

ja nur alles mögliche gelernt und seiner Traumfrau nachgestellt... das muss ihn doch tierisch angeödet haben nach einer Zeit - zumal er ja nicht wusste, dass es ihn befreien würde wenn er die Frau erobert?! Oder doch?). Insofern hat sich schon ein bisschen was geändert, aber das betrifft ja eher die spezielle Situation. Das mit dem "Austoben" ist ja im Grunde vergleichbar... das macht Jeff auch - nicht in dem Maße vielleicht, aber er hat ja auch viel größere Zyklen... nachdem er dann resigniert und auf seiner Farm lebt kommt er mit Pamela zusammen was seinem Leben wieder einen Sinn gibt... gewissermaßen schwenkt er da wieder auf den "Normalkurs" zurück weil er nicht mehr befürchten muss alles durch den Reset zu verlieren. Die Geschichte mit Pamela wird ja dann immer schwieriger was aber auch "nur" an den Zeitschleifen liegt bis er sich von ihr trennt und sie sich doch wieder finden... am Ende steht er da - alles ist komplizierter als je zuvor, er hat keine Kenntnisse der Zukunft mehr, er ist wieder normal sterblich...
Es wird ja nicht darauf eingegangen was er mit seinem Leben anfängt, aber es ist wohl klar, dass er viel mehr daraus machen wird als er es ohne die Replays getan hätte... ich sehe aber nicht was da sonst noch an philosophischen Einblicken kommen soll. Man hat ja über Jeff's Leben alles wichtige erfahren und ich denke es wird absichtlich alles offen gelassen weil jeder für sich selbst die Lehren aus der Geschichte ziehen soll. Jedes Happy-End könnte da nur noch Schaden anrichten zumal es sehr schwer wäre die emotionalen Momente die er vorher mit Pamlela hatte zwischen Liebe und Verlust noch zu toppen.
Zitat
Wohlfühlspekulation, dass ist es, was ich mit meiner Bemerkung über "Fluchtliteratur" meinte. Also nicht Flucht des Replayers sondern Flucht des Lesers, man bekommt vorwiegend angenehme Fantasien vorgesetzt in denen es sich gut schwelgen lässt.
Hmm, ich weiss nicht ob das wirklich stimmt. Es ist ja nicht so, dass Jeff die ganze Zeit mit dem goldenen Löffel im Mund rumläuft. Materiell schon, aber persönlich hat er viele Rückschläge und Verluste zu verkraften. Wenn die ganze Sache so angenehm ist, dann müsste man doch froh sein soetwas zu erleben, oder? Ich würde mich jedenfalls nicht freuen an Jeff's Stelle zu sein.
Thomas schrieb
Die Einzige Stelle mit der ich Probleme habe/hatte ist jene, wo Pamela im Zuge der Vereinnahmung durch den Staat sich von Jeff abwendet. Ich habe sowohl die Abwendung nicht ganz verstanden als auch ihr Verhalten im darauffolgenden Replay.
Die Emotion war mir zu schnell verflogen.
Ich stelle mir vor, dass wenn jemand jahrelang negative Emotionen gegen jemanden hegt, dass diese nicht (auch nicht im Replay) so schnell abgebaut werden können. Schließlich schliest das Replay lückenlos an. Linda sagt dazu:"Ich bin seit zwei Monaten wieder da". Das ist für eine Wende zu kurz und mein einziger Punkt, wo die Story schwächelt.
Stimmt die Stelle wird ziemlich kurz abgehandelt. nachvollziehbar finde ich das aber schon: Sie sind sehr lange zu zweit eingesperrt und werden ständig verhört und bedrängt. Es ist doch verständlich, dass es sie auseinandertreibt zumal sie sich zwar zusammen entschieden haben, aber immer einer den anderen veranstwortlich machen oder sich schuldig fühlen wird. Es stand so weit ich weiss auch da, dass Pam sich bereits gegen Ende des Replays wieder beruhigt hatte und 2 Monate nachdem sie aus der Situation heraus war hat sie dann den Schritt auf Jeff zu gemacht...
An der Stelle (und zwar bei der Entfremdung finde ich) wären ein paar Details nicht schlecht gewesen. Die Versöhnung musste ja dann eher von Pam ausgehen und da das Buch ja nunmal aus Jeff's Perspektive geschrieben ist kommt das sowieso etwas kürzer.
Noch was allgemeines:
Über Geschmack kann man nicht wirklich diskutieren. Wenn das Buch den Leser nicht fesseln kann wird er nachher an irgendwas rumnörgeln... solange wir uns einig sind, dass das Buch technisch gut ist und auch keine Fluchtliteratur im Sinne von billiger Unterhaltungsliteratur und auch zumindest als Ganzes keine Fluchtphantasien bedient, kann ich gut damit leben, dass einige es nicht so ins Herz geschlossen haben.