Adam Roberts - Sternenstaub
#1
Geschrieben 31 Dezember 2005 - 13:38
Viel Spaß beim Lesen und Diskutieren
Holger
(Georg Christoph Lichtenberg)
#2 Gast_Jorge_*
Geschrieben 07 Januar 2006 - 18:55
#3
Geschrieben 08 Januar 2006 - 14:08
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It's all fun and game until someone loses an eye
- • (Buch) gerade am lesen:Robert B Parker
#4
Geschrieben 09 Januar 2006 - 17:08
Ich bin jetzt zwar erst in der zweite Hälfte, ab das würde ich auch so als das bislang positivste an dem Roman sehen.Positiv bleiben die Passagen über die verschiedenen Planeten und Ihrer Bevölkerung zurück.
Abgesehen von den körperlichen Sex-Modifikationen, nein, sind die peinlich...
Was mir jetzt unangenehm auffällt, es geht einfach nicht voran mit der Geschichte. Seit 250 Seiten triezt Ae die K.I. damit ihm zu sagen, was es mit den Auftraggebern auf sich hat, und genau so lange druckst diese nervend vor sich hin.
Als jetzt diese Liebesgeschichte dazu kam mit dem auffallend platten Gesäusel, frage ich mich, ob die Dialog bzw. Zwiegespräche schon immer so trivial waren.
Soll das so eine Art psychologische Studie sein, dass nämlich hinter so manchem Liebesgeflüster nur Berechnung oder gar eine mörderische Bestie stecken könnte?
Finde ich schon ganz interessant.
Na ja, jedenfalls kann der Autor endlich mal zu Potte kommen mit der eigentlichen Geschichte, ich werde langsam ungeduldig.
(Jetzt muss ich auch noch entdecken, dass der nächste Abschnitt 'Zwischenspiel' heißt, na toll...)
#5
Geschrieben 11 Januar 2006 - 16:48
#6
Geschrieben 11 Januar 2006 - 17:58
Leicht genervt war ich schon, als jetzt diese Rückblende kam. Geht es denn überhaupt noch voran?
Dieses Kapitel ist allerdings ausgezeichnet, das muss ich dann doch anerkennen. Da werden die anfänglichen Fragen bezüglich des Geschlechts bzw. den Geschlechtern von Ae beantwortet. Das ist ganz interessant und gut geschrieben, finde ich, auch die ausführlichere Beschreibung seines Heimatplaneten.
Ob jetzt die Tatsache, dass er als Kind einmal fast ertrunken wäre, oder spätere Impulse an seiner geistigen Entwicklung schuld sind, wird noch nicht richtig deutlich (aber doch zumindest, wie es zu seiner ersten Inhaftierung kam). Vielleicht ist die ganze Geschlechtswandelgeschichte auch nicht so das Wahre für eine Entwicklung.
Irgendwie hatte ich bei Terne das Gefühl, dass dieser Planet eine Metapher für die vorgeburtliche Zeit im Mutterleib sein könnte.
Der Beginn des Lebens ist immer weiblich, und entweder bleibt dies so, oder es wird durch hormonelle Einflüsse ein Wandel zum Männlichen eingeleitet (ich vermute, wenn der Ursprung männlich wäre, würde dieses Phänomen nicht so unter den Tisch fallen...).
Und da der Mensch mit einem voll ausgeprägtem Gehirn geboren wird, nimmt man, dass es auch Eindrücke und Empfindungen aus dieser Zeit gibt.
Es kann geschehen, dass solche ins Bewusstsein gelangen, in Form von Träumen oder Psychosen. Neben der positiven intrauterinen Geborgenheit kann es auch zu unbewussten Erinnerungen an den perinatalen Vorgang der Geburt kommen, und das ist dann heftig und mit Assoziationen belegt, die man als 'Horror' (Höllenszenarien z.B.) bezeichnen könnte.
Das Meer in dem Roman ist das Fruchtwasser, die Schlingpflanzen die Nabelschnur und der Kampf gegen den 'Meeresdrachen' der für einen Säugling bedrohlich empfundene Geburtsvorgang.
Das ist zumindest eine Assoziation von mir, zumal der Roman wie eine psychologische Aufarbeitung anmutet.
Ein wichtiges Element ist ja auch das 'Stimmenhören', etwas, das ja gar nicht so selten vorkommt. Ich meine, ca. jeder Zehnte ist davon betroffen.
Es ist also nicht ausgeschlossen, dass Adam Roberts hier eine ganze Reihe von persönlichen Erfahrung hat einfließen lassen, oder er hat die Idee von Jeffrey A. Carver geklaut, der in den Chaos-Chroniken etwas verdächtig Ähnliches beschreibt.
Bearbeitet von Dave, 11 Januar 2006 - 18:00.
#7
Geschrieben 12 Januar 2006 - 10:17
#8
Geschrieben 12 Januar 2006 - 10:23
Zum Schluss gab es ja einen richtigen Bruch. Nach seitenlangem Dahintreiben gibt es auf einmal die geballte Keule:
- Aes Kindheit offenbart, wieso sie ist wie sie ist
- die unterschiedlichen Entwicklungen vom Kind zum Erwachsenen um den Charakter zu prägen
- ein wenig Quantenphysik mit einer Erklärung, wieso es keine Aliens gibt
Ich habe nicht erraten, wer hinter dem Auftrag gesteckt hat, deswegen war es eine kleine Überraschung. Insgesamt hat mich das Buch nicht überzeugt und ich gebe ihm 5/10 Punkten (bzw. 3/7 auf meiner eigenen Skala). Jorge fasst es schön zusammen, die Themen sind schon mal dagewesen (in der Regel viel durchdachter).
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* Ich habe nichts gegen die hedonistische Spaßkultur, aber man spürt nicht, dass die Menschen wirklich Spaß haben und mit ihrem Leben zufrieden sind. Das liegt wahrscheinlich daran, dass kaum weitere Charaktere eingeführt werden als Gegenpol zu Ae. Wieso nicht eine Party genauer beschreiben, mit den Gästen, Aktivitäten etc. so wie Ian Banks es gemacht hat?
* Die Planeten waren für sich zwar interessant, aber leblos, ohne Bezug zum gesamten t'T Universum. Was macht sie so besonders, wieso leben die Menschen dort? Wo bleibt der Sinn???
* Ich "liebe" es, wenn ein Autor anfängt irgendeine Theorie beschreiben, ohne sie vernünftig in die Handlung einzubetten. Die Quantenphysik ist zwar interessant, aber der Roman hätte komplett ohne sie auskommen können. Irgendwie habe ich den Eindruck, Adam Roberts wollte Seiten und Eindruck schinden.
* Wieso hat Ae Gewissensbisse beim Mord an den 60 Mio. Menschen? Es ist doch eher so, dass der Mord an Menschen, die man kennengelernt hat, emotional viel aufwühlender ist als der Mord an einer abstrakten Zahl (wie hoch auch immer) von Unbekannten. Es ist doch überhaupt nicht greifbar, dass die Menschen auf einmal weg sind. Spätestens da ging der Daumen für mich nach unten...
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Den Abschnitt über die Kindheit hätte man sich meiner Meinung nach sparen können bzw. Stück für Stück erzählen können. Dass Ae ein Problem hat, hat man auch vorher gewusst, und dass jeder nur Sex im Sinn hat halte ich für eine sehr zweifelhafte Theorie. Die Nanotechnologie kann doch die Triebe im Zaum halten, oder?
Nein, das Buch hat mich inhaltlich nur wenig überzeugt. Der Schreibstil ist okay, die "Briefe" an den Stein originell, ein paar nette Ideen gibt es ebenfalls (z.B. wie durch das Weltall gereist wird, oder auch die Quantenphysik).
@Dave
Du kannst natürlich Recht haben, dass das ganze eine Metapher ist, aber so viel würde ich nicht hineininterpretieren wollen.
Sullivan
#9
Geschrieben 13 Januar 2006 - 20:53
#10
Geschrieben 13 Januar 2006 - 21:36
Dem stimme ich hundertprozentig zu. Ein nettes Buch mit ein paar recht ungewöhnlichen Ideen, ein paar Stellen, bei denen man sich fragt, ob der Autor noch alle Tassen im Schrank hat (Fußball...) und einem recht (zumindest für mich) überraschenden Ende, auf die dot'Tech wäre ich nun wirklich nicht gekommen. Theoretisch eigentlich alles was ein Knüller braucht, aber leider alles viel zu unausgegoren und nicht zu Ende gedacht - Schade. Fazit: Nur bedingt empfehlenswert, 6/10Insgesamt gibt es von mir 6 von 10 Punkten. Das Buch ist werder herausragend noch ein Meilenstein noch ist Roberts die Hoffnung der SF.
#11
Geschrieben 13 Januar 2006 - 22:57
Mein Blog (Meine Meinungen über Bücher, Filme und dergleichen)
#12
Geschrieben 14 Januar 2006 - 18:53
#13
Geschrieben 14 Januar 2006 - 19:02
Mein Blog (Meine Meinungen über Bücher, Filme und dergleichen)
#14
Geschrieben 14 Januar 2006 - 19:19
#15
Geschrieben 15 Januar 2006 - 14:52
Gregory Benford, Larry Niven, "Himmelsjäger"
Gerade am Lesen
Gregory Benford, Larry Niven, "Sternenflüge"
Gerade gesehen
Serie "Mad Men"
#16
Geschrieben 15 Januar 2006 - 16:49
#17
Geschrieben 16 Januar 2006 - 09:00
... und ich kann Dave verstehen. Das Buch ist eine Lachnummer. Unabhängig der Tatsache meines voraus gegangenen Postings war ich ob der letzten erklärenden ca. 40 Seiten doch ziemlich enttäuscht. Nicht wegen der Erklärung - ganz im Gegenteil, ich war da doch ein wenig überrascht - sondern eher wegen der voraus gegangenen 400 Seiten, die den Leser auf Punkt vorbereitet haben. Denn die Lösung befasst sich mit der - im Buch angenommenen - Natur der Quantenphänomene. Um das zu schlucken und den Roman Schluss endlich für gut zu befinden, hätte es einer ausgiebigen Vorbereitung in Sachen Quantenmechanik bedurft. Seiten waren genug da gewesen und das Thema wäre auch einer Hard-SF-Betrachtung würdig gewesen. Leider haben wir statt dessen erlebt, wie eine Person kreuz und quer durch das Universum fliegt und alle möglichen mehr oder minder unsinnigen Taten vollbringt.
Potential für einen richtigen SF-Reisser war allemal vorhanden: die „dotTech“, der „Graben“, die Kultur des „t†™T“, Quantentheorie. Alles ungenutzt. Schade, wieder einmal.
Ich gehe jetzt auch mal bewusst nicht ausführlich auf die Ungereimtheiten des Romans ein. Wie die Masse eines Faust großen Steines so implodieren soll, dass sie in Minutenschnelle die Athmosphäre eines ganzen Planeten aufsaugt, dass soll mir jemand erst einmal vorrechnen. Oder meine im anderen Thread zu diesem Lesezirkel geäußerte Skepsis bezüglich des Reisens mit Hilfe von Quantensprüngen. Um diese offensichtlichen Probleme hat sich der Autor herum gedrückt. Da hinterlässt ein Roman, dessen Kernidee auf harter Physik basiert, einen fahlen Nachgeschmack.
Ich schließe mich der allgemeinen Wertungsmeinung an. Die sechs Punkte sind nur durch den recht flotten Schreibstil gerechtfertigt. Alles andere ist sehr durchschnittlich.
Wertung: 6 von 10 Punkten
Bis dennen,
Henrik
Gregory Benford, Larry Niven, "Himmelsjäger"
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Serie "Mad Men"
#18
Geschrieben 16 Januar 2006 - 10:17
Genau, Henrik, das gleiche meinte ich mit dem "Bruch" im Roman. Nachdem das Buch bis kurz vor Schluss hauptsächlich vom bevorstehenden Mord getrieben wird, gibt es "plötzlich" den Ausflug in die Quantenphysik UND die geballten Kindheitserlebnisse. Das hätte man bestimmt besser verbinden können. In den englisch-sprachigen Reviews findet man Sachen wie "selbst die Hard SF Fans kommen am Ende auf ihre Kosten" und damit liegen sie komplett falsch. Wieso der Hard SF nicht mehr Raum eingeräumt wird, ist mir ein Rätsel. Der einführende Abschnitt ist ein richtiger Blender und weckt Erwartungen, die nicht erfüllt werden. Wenn man jetzt noch bedenkt, dass in Iain Banks "Kultur" Universum das normale Leben viel besser durchdacht ist, bleibt ein Gefühl der Enttäuschung zurück. SullivanSeiten waren genug da gewesen und das Thema wäre auch einer Hard-SF-Betrachtung würdig gewesen. Leider haben wir statt dessen erlebt, wie eine Person kreuz und quer durch das Universum fliegt...
#19
Geschrieben 16 Januar 2006 - 10:32
#20
Geschrieben 16 Januar 2006 - 10:58
Bearbeitet von Henrik Fisch, 16 Januar 2006 - 10:58.
Gregory Benford, Larry Niven, "Himmelsjäger"
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#21
Geschrieben 16 Januar 2006 - 11:25
#22
Geschrieben 16 Januar 2006 - 12:21
Wenn es nur 173 Seiten gewesen wären.Ich habe das Buch in der BuchDB eingestellt. Bitte gebt eure Meinung ab!
Wieviele Seiten hat die deutsche Ausgabe? Bei Amazon stand 173 aber das ist bestimmt nicht richtig (da hat ja meine engl. Ausgabe mehr).
Sullivan
Nein, es waren über 400
#23
Geschrieben 17 Januar 2006 - 09:14
Gregory Benford, Larry Niven, "Himmelsjäger"
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#24
Geschrieben 17 Januar 2006 - 09:15
#25
Geschrieben 17 Januar 2006 - 11:06
Bearbeitet von Rusch, 17 Januar 2006 - 11:07.
#26
Geschrieben 17 Januar 2006 - 11:24
#27
Geschrieben 17 Januar 2006 - 11:28
#28
Geschrieben 17 Januar 2006 - 11:31
ich lese den Anhang nur sehr selten, von daher ist es mir bei Vance nicht negativ aufgefallen. In Sternenstaub fand ich es dagegen sehr ärgerlich, dass z.B. die Polizei nur im Anhang erklärt wird. Wie soll ich denn wissen, dass der Begriff anders gebraucht wird, wenn mir der Autor keinen Hinweis gibt?
Sullivan
#29
Geschrieben 17 Januar 2006 - 21:11
Ich hatte das vermieden und etwas in die falsche Richtung gedacht.
Noch ein paar Worte zu dem Schluss.
Konsequenterweise hat der Autor den Briefroman bis zuletzt durchgezogen, aber ich hatte schon auf eine Auflockerung zum Ende hin gehofft. Zum Beispiel hätte ich gerne etwas über die Kontrollinstanz erfahren, die sich mit den Briefen befasst oder einfach noch einmal einen Blick aus einer anderen Perspektive.
Ich hatte mich gewundert, dass Adam Roberts sich die Mühe macht, ein wirklich ausführliches und klärendes Ende zu beschreiben. Bei Romanen dieses Schlages hält man ja oft nach der letzten Seite einen Haufen Mosaiksteinchen in den Händen und bastelt sich seinen Schluss selber zusammen.
Die Quantenphysik überzeugt nicht so richtig, und vielleicht erklärt sich so der seltsame Stil, der ja ein wenig kaschierend wirkt.
Das menschliche Bewusstsein löst einen quantenmechanischen Effekt aus, und dieser hat eine negative Auswirkungen auf eine KI/Lebensform/Bewusstsein, diese Idee finde ich sehr reizvoll und originell. Ich wünschte nur, A. Roberts hätte ein Buch geschrieben, das man wirklich ernst nehmen könnte.
Ich sollte speziell bei Heyne in Zukunft genauer darauf achten, was ich lese. Hoffentlich gelingt es mir in Zukunft, solche satirischen Lachnummern zu umschiffen und Bücher von Autoren zu lesen, bei denen noch eine wirkliche Wertschätzung für die Science Fiction zu spüren ist. Es ist ein Jammer.
#30
Geschrieben 17 Januar 2006 - 21:32
Diese Idee, die bereits in der Einleitung angerissen wird, ist wirklich faszinierend. Das Thema "Quantenphysik" wird sonst eher aus der Richtung "unendlich viele mögliche Zustände" und deren bewussten Auswahl bzw. Manipulation betrachtet ("Quarantäne" und "Qual" von Greg Egan fallen mir da ein, oder die Kurzgeschichte "Schrodinger's Kitten" von George Alec Effinger). Die These, dass wir durch Beobachtung unsere Welt praktisch erschaffen und ihren Zustand bestimmen, hat mir sehr gut gefallen. Wobei, wenn ich jetzt darüber nachdenke ist genau das das Thema in "Qual" (plus viiiiiel Hard SF).Das menschliche Bewusstsein löst einen quantenmechanischen Effekt aus, und dieser hat eine negative Auswirkungen auf eine KI/Lebensform/Bewusstsein, diese Idee finde ich sehr reizvoll und originell.
Wirklich schade, dass dieses Thema so kurz kommt.
Sullivan
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