MartinHoyer, on 13.05.2007, 18:11, said:
Sehr richtig. Denn wenn man sich die Menschheit einmal genau anschaut, wurde der rein technische Fortschritt - ob dieser das allein seelig Machende ist, sei dahingestellt - aus einem Pool von knapp 10% der Weltbevölkerung heraus vorangetrieben.
Wobei eine Weltbevölkerung von 600 Millionen Menschen mit den heutigen technischen Möglichkeiten sehr viel besser und sicherer leben könnte als 6 Milliarden. Erneuerbare Energien - Wasserkraft, Wind, Sonne, geothermische Energien, Biomasse - könnten einen viel höheren Anteil des Energiebedarfs decken als endliche fossile Energiequellen. Von allen endlichen Ressourcen wie Land wäre pro Kopf zehnmal so viel vorhanden. Die demographische Expansion der Neuzeit weit über eine Weltbevölkerung von einer halben Milliarde in den Epochen davor hinaus ist möglicherweise eine Fehlentwicklung, die andere vergleichbare Zivilisationen nicht gemacht haben.
MartinHoyer, on 13.05.2007, 18:11, said:
Wie gesagt, man sollte, wenn man spekuliert, nicht immer davon ausgehen, dass jede technische Zivilisation genauso strukturiert sein muss wie unsere. Allein der Umstand, dass eine Spezies eine höhere Lebenserwartung (und evtl. Widerstandskraft gegenüber Umwelteinflüssen) und eine geringere Fertilitätsrate hat, könnte alles verändern.
Die geringe Lebenserwartung in vormodernen Zivilisationen muss oft ein Fluch gewesen sein. Nicht nur an sich sondern auch weil Menschen mit wichtigen Qualifikationen - Handwerker, Gelehrte - oft mit 50 wegstarben, während sie heute noch zwei Jahrzehnte oder länger ihre Fähigkeiten nutzen können.
MartinHoyer, on 13.05.2007, 18:11, said:
Aber den Denkfehler machen ja auch öfter Leute, die über hochentwickeltes außerirdisches Leben nachdenken ...
Vielleicht ist die Sterblichkeit irdischer Lebensformen für Außerirdische an sich eine entsetzliche Fehlentwicklung. Was spricht denn dagegen, dass ein Lebewesen überhaupt nicht altert, sondern erst stirbt, wenn es entweder keine Nahrung mehr findet, durch einen Unfall, Krankheit oder von einem Konkurrenten bzw. Fressfeind getötet wird? Erfolgreiche Wesen können so über lange Zeit ihr Erbgut weitergeben und müssen sich nur äußeren Faktoren stellen und ihnen gerecht werden.
Was macht es z. B. "seinsmäßig" für einen Sinn, dass Tintenfische sterben, wenn sie ihren Nachwuchs gezeugt haben? Ebensogut könnten sie auch unbegrenzt weiterleben, ob eine Gattung aus oft oder nur selten wechselnden Individuen besteht, macht keinen Unterschied. Der Nachwuchs bekommt dann halt nur eine Chance, wenn er besser als seine Erzeuger ist - Evolution würde so auch funktionieren.
Bei intelligenten Wesen hieße das, dass jemand so lange eine Chance hat, wie er sich Verändernungen anpassen kann. Seine Lebenserfahrung ist dabei möglicherweise ein Plus und geht nicht so verloren, wie bei uns sterblichen Menschen. Der dumme Nachkomme braucht dann erst gar nicht auf das Sterben des klugen Elters zu spekulieren, sondern muss so gut oder besser sein als dieses, um seine Position zu übernehmen.
Siehe das im Strang schon erwähnte Rom: da begründete Augustus eine Dynastie, doch die meisten seiner Nachfolger waren weitaus unfähiger als er. In einer vergleichbaren Zivilisation ohne Altersgrenze hätte er so lange weiter regiert, bis ein fähigerer Nachfolger erschienen wäre. Mit etwas Altersweisheit wäre sogar ein friedlicher Herrscherwechsel denkbar gewesen - möglicherweise würde ein Herrscher nach einigen Jahrhunderten an der Macht erkennen, wie kindisch das eigentlich ist und sich anderen Interessen zuwenden. Die schnelle Sterblichkeit war und ist bei Menschen vielleicht ein großes Hindernis, so eine Reife zu erlangen.