Ich komme zwar zu spät, aber da ich das Buch nun einmal gelesen habe, kann ich auch meine Meinung dazu sagen.
Besser spät als nie! Danke für deinen ausführlichen Kommentar, emphyrio.
Das sieht jetzt sicher etwas negativ aus, aber es ist halt viel leichter die Sachen aufzuzählen, die einem nicht so gefallen.
Für mich als Autor (mal ganz egoistisch) sind die auch wichtiger - solange beim Rest der Welt nicht der Eindruck entsteht, das Buch wäre Mist.
Was mich mehr stört, sind die Supermenschen in der Geschichte. Die stören mich immer (nicht nur hier) weil sie einem suggerieren: du als simpler Mensch hättest in dieser Geschichte sowieso keine Chance. Denk nicht einmal dran. Entheete und Aulden sind so überlebensgroß, dass alle anderen mehr wie Schachfiguren wirken.
An der Stelle hake ich gerne mal ein: Ist Aulden wirklich ein "Übermensch" (oder meinetwegen auch Supermensch)? Ich weiß: Er wird so eingeführt. Aber übers ganze Buch gesehen? Relativiert sich da nicht einiges?
Ich stelle diese Fragen sehr bewusst und bin für ehrliche Antworten dankbar (falls auch nach dem "offiziellen Ende" des Lesezirkels noch jemand Lust hat zu antworten).
Es gibt auch Szenen, die sozusagen Klassiker des Genres sind, etwa die Schlacht im Bau der Abtrünnigen oder die Begegnung mit Entheete unter der Kuppel. Die sind geschrieben, als würde der Autor schon mal nach Hollywood schielen. Mit dem entsprechenden Budget würden sie sich bestimmt gut verfilmen lassen.
Hätte ich nichts dagegen
Trotzdem ist das Einzige, was ich gestrichen hätte, die Szene auf dem Holodeck. Die Bergtour erinnert einfach zu stark an entsprechende Star-Trek-Szenen. Ihre einzige Funktion in der Geschichte scheint zu sein den beiden Handelnden ein Alibi für die Zeit des Mordes am Lotsen zu geben bzw. dem Mörder kein Alibi zu geben. Dadurch wirkt sie die ganze Zeit wie ein Fremdkörper in der Geschichte. Ich habe das Gefühl, der Autor wollte schon immer mal über Bergsteiger schreiben und hier bot sich eine gute Gelegenheit. Ein Hobby-Bergsteiger?
Nein. Ein passionierter Skifahrer.
Allerdings fasziniert mich die Eiger-Nordwand (die hier als Vorbild für den Berg, der bestiegen wird, gedient hat) seit längerem (muss in den frühen 80ern gewesen sein, dass ich mal in Grindelwald Skifahren war) ...
Aber gut, dass es mal jemand anspricht: Ich hatte eigentlich befürchtet, genau diese Kritik würde zur Skifahr-Szene kommen - das ist nämlich diejenige, wo der Autor seine Disziplin über Bord geworfen und einfach das geschrieben hat, was er schon immer mal schreiben wollte ... Sehr egoistisch, ich weiß.
Tatsächlich haben Bergsteiger- und Skifahr-Szene aber trotzdem ihre Funktion (bilde ich mir zumindest ein): Ich wollte die Simulation, die ja später nicht unwichtig ist, nicht erst als Deus ex Machina genau dann einführen, wenn ich sie für die Handlung brauche (also in Kapitel 9), sondern schon ein bisschen vorbereiten. Und das passte mir gleich am Anfang gut in den Kram, um Nadir und Crefeldt passabel einzuführen (der Leser erfährt ja nebenbei doch einiges über die beiden). Streiten kann man aber sicher darüber, ob es Bergsteiger-
und Skifahr-Szene braucht oder ob es nicht auch eine der beiden getan hätte. Ernst Wurdack, nicht nur Verleger, sondern bei diesem Roman auch wieder mein Lektor, und ich haben über diese beiden Szenen durchaus lebhaft und ausführlich diskutiert; und zwischen den beiden Extremen "ganz rausschmeißen" (Lektor) und "in voller Länge drinlassen, weil es so viel Spaß gemacht hat, das zu schreiben" (Autor) haben wir dann den vorliegenden Kompromiss gefunden, der so ungefähr der Hälfte meines originalen Entwurfs entsprechen durfte.
Auf jeden Fall ist es ein Grund, sich auf den zweiten Band zu freuen. Vielleicht kommen da dann auch ein paar normale Menschen vor, die tatsächlich eine Rolle spielen? Nur so als Anregung.
Danke für die Anregung; die passt mir gut ins Konzept, da - wie irgendwo weiter oben schon mal erwähnt - in
Andrade tatsächlich Menschen eine viel tragendere Rolle einnehmen werden als in Entheete.