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The Prestige


56 Antworten in diesem Thema

#1 yiyippeeyippeeyay

yiyippeeyippeeyay

    Interstellargestein

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Geschrieben 02 April 2007 - 20:54

(Ich habe erst vor 10 Tagen das Buch mit dem gleichen Titel bekommen, mal wieder viel zu spät um dem Klassiker-Lesezirkel zum Thema bei zu wohnen. Ich wollte das Buch unbedingt zu Ende lesen bevor ich mir den Film ansehe, u.a. um besser entscheiden zu können, ob es sich um einen SF-Film handelt. Hätte ich es doch lieber nicht getan!)

Mary Shelley ist für mich die eigentliche Initiatorin der SF, mit etwas Nachhilfe von James Whale.

Ich habe DIESEN Film als SF-Film in die DB gestellt, da schon das Buch einen starken Shelley'schen Touch hat. Der Film verstärkt noch die SF-Elemente - denn er verzichtet fast völlig auf Horror. Der "Ingénieur" (Caines Rolle als Gott der Mechanik - bravourös gespielt!) kommt viel stärker zur Geltung. Nur die letzte Einstellung kann evtl. als horrorhaft verstanden werden, aber da weiß doch der Zuschauer bereits alles. (Oder!?) Der eigentliche Trick bei dem Tesla (Bowie in einer seiner besten Altersrollen) notwendig wird ist ein Std.-"Zeug" der SF, das, wie für die gezeigten Zuschauer der Illusionisten, hier so sehr in FX verpackt wird, dass man gar nicht so recht mit bekommt, WIE altbekannt ein Zeug es ist. (Zumindest als Nicht-SF-Fan...) Nebenbei fand ich die Ausstattung und die Beleuchtung ziemlich klasse, und alle Nebenrollen einigermaßen gut gespielt.

Puh, viel Positiveres fällt mir aber erstmal nicht mehr ein! Denn in diesem Fall das Buch VORHER zu lesen war m.E. ein Fehler! Die wesentlichen Nova des Buches (letztendlich: Bordens technisches Geheimnis / Angiers technisches Geheimnis) werden nämlich fast genau übernommen im Film (schließlich scheint Priest ja involviert gewesen zu sein, und findet das Drehbuch wunderbar!). Auch Teslas Aufenthaltsort und dessen Atmosfäre, wie im Buch beschrieben (in der "Neuen Welt") ist gut getroffen. Aber alles Andere - die sprachlichen Feinheiten, der langsame Aufbau, die Spannung bis zum Ende, die Horror-Elemente - ist anscheinend einfach nach brauchbarem Text zerschreddert, und dann aus dem Fenster gekippt, worden. ;)

(Dieser folgende Absatz SPOILERt:) Der Plot wurde stark extremisiert, "amerikanisiert", BEIDE Protagonisten werden zu Mördern, die Gewichtung auf den Illusionisten als geübter Könner geht fast völlig verloren (im Film ist Borden ein Erfinder, Angier ein Showman, basta). Das Buch hat zwar auch seine Schwächen (ich werd's im KL - s. Link oben - nochmal kurz besprechen, muss vorher nochmal hinein sehen), aber ist plotmäßig dem Film aus meiner Sicht überlegen. Ist Zuschauern des Films nicht schon ab spätestens Mitte klar wer Fallon ist?

Ich kann überhaupt nicht einschätzen ob ich den Film spannend/gut gefunden hätte, hätte ich ihn zuerst gesehen...

Evtl. schreibt ihr mal eure Meinung dazu, entweder hier oder als Rezi in der DB? (Ich halte mich jedenfalls erstmal zurück...)

P.S.: Meint irgendjemand es sei definitiv keine SF?

Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 03 April 2007 - 12:09.

/KB

Yay! Fantasy-Reimerei Mitte August...
[..] Verzweiflung beschlich sie im Stillen.

Da ergriff eins der kleinsten das Wort:

"Wenn sich all unsere Wünsche erfüllen,

dann wünschen wir einfach mit Willen

die Wünsche-Erfüllung fort!"

Sie befolgten den Rat und von Stund an war

wieder spannend das Leben und heiter.

Die Kinder war'n froh wie vor Tag und Jahr

und vielleicht gar ein wenig gescheiter.

(BewohnerInnen der Stadt der Kinder, aus der "Geschichte vom Wunsch aller Wünsche", aus Die Zauberschule & andere Geschichten, Neuauflage im Thienemann-Verlag, S. 93, von Ende)


#2 rockmysoul67

rockmysoul67

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Geschrieben 03 April 2007 - 17:41

Ich dachte beim Lesen und Kinobesuch auch an "Frankenstein". Für mich hat "Prestige" einen SF-Aspekt, doch als der Film lief, habe die Sache im Gespräch (IRL) nicht als SF-Werk gelobt, sondern als Film/Buch mit Zauberei-Thema besprochen. Doch im Zweifel ist man ja für den Angeklagten, daher kann man meinetwegen die "Prestige" als SF bezeichnen.

Doch zum ganz klaren SF-Roman "Frankenstein" gibt es einen Unterschied. Shelley schrieb ihren Roman, als Elektrizität etwas Neues war. Sie verband eine neue Wissenschaftszweig mit einer originellen Idee, nämlich die Erneuerung des Lebens mit Elektrizität. Aus der damaligen Sicht, wäre dies gar eine realistische Möglichkeit (man denke nur an ein totes Tier, dessen Muskeln durch einen Elektroschock zucken).

Priest dagegen schreibt heutzutage über diese Zeit und über das ausgeleierte Thema Beamen durch die sehr erforschte Kraft Elektrizität. Ich kann nicht daher behaupten, dass die "Prestige" für den SF-Bereich(!) sehr erwähnungswert ist.

#3 yiyippeeyippeeyay

yiyippeeyippeeyay

    Interstellargestein

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Geschrieben 03 April 2007 - 18:54

Hm, das stimmt. Aber dann müssten ja auch SF-Klassiker nach und nach in den Mainstream gekippt werden, wenn die inzwischen Alltägliches beschreiben? Immerhin gibt es ja noch Steampunk und zumindest der Film geht vorsichtig einige Schritte in diese Richtung (u.a. z.B. der Taubenwegzurr-Apparat)...Wenn man ein wenig über Tesla nachliest, sind außerdem einige seiner Theorien bis heute im Gespräch wegen einer zukünftigen Umsetzung z.B. Nutzung des elektrischen Feldes und der Leitfähigkeit der Erde (genau das wiederum kommt auch kurz im Film vor).Letzter Dreh: Ich finde in Teilen ist der Grundplot auf Angiers Seite ganz spezifisch eine Hommage an Shelley. Ist eine Hommage an SF keine SF, sondern nur Hommage? :D

Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 03 April 2007 - 18:55.

/KB

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Da ergriff eins der kleinsten das Wort:

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#4 Jueps

Jueps

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Geschrieben 11 Juni 2007 - 05:34

Mir gefiel "Prestige" ausgesprochen gut, so gut sogar, dass das Werk sich einen Platz in meinem kleinen, efeuberankten Film-Favoriten-Turm sichert. Die Sympathie fängt bereits beim ganzen Setting an: 19. Jahrhundert, die Welt der Zauberer und Illusionisten. Inmitten der Bühnen, Trickschränke und düsteren Gassen intrigieren Bale, Jackman und Johansson, die ich allesamt verehre. Der bombige I-Punkt ist die twistreiche, clevere Geschichte, die meine Wertschätzung des Autoren Nolan endgültig zementiert hat.

PS: Sowas von SF. Pure SF. :-)


Bearbeitet von Jueps, 02 Oktober 2016 - 16:56.
Artikel geändert, auf dass das "Werk" Neutrum bleibt

»Ich bin nicht besonders helle, und es dauert ein bißchen, bis ich etwas kapiere. Aber wenn du mir Zeit läßt, dann werde ich lernen, dich besser zu verstehen als irgend jemand sonst auf der Welt.«


#5 molosovsky

molosovsky

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Geschrieben 11 Juni 2007 - 12:32

Erstmal Buchtipp: Es gibt eine sehr lustig zu lesende Bio über Tesla, bei 2001 erschienen, geschrieben von John O'Neil (1944, dt. 1997).Letztens haben (ich glaub Leute vom MIT) eine kabellose Hochfrequenz-Wechselstromübertragung veranstaltet, die vor ca. 100 Jahren Tesla (!angeblich!) schon drauf hatte. Jedoch, da der Magier so gut wie nix schriftlich aufzeichnete, ging das Geheimnis wies genau funktioniert verlohren (oder verschwand gleich nach dem Tod in den X-Akten der US-Regierung).Hauptthemen (Monomythos-Schablonen) von PRESTIGE sind für mich1) Kain & Abel und2) Dialektik von Täuschung und Ent-Täuschung, sowie3) die Behandlung der Frage, wie weit man zu gehen bereit ist, um seine Ziele zu erreichen.Da diese Themen eben im Milieu der Bühnenmagier inszeniert wird, noch dazu in der Zeit der Elektrischen (Wechselstrom-)Revolution, ergeben sich fruchbare SF- und Fantasy-Phantastik und Schauer/Horror-Elemente.SFig ist das technische Wettrüsten, die Verhandlung der Verhältnisses von Technik und Magie (Bale und Jackman geben nur Illusionisten, wohingegen Tesla als echter Magier präsentiert wird);Fantasy-Phantasik-mäßig ist dann für mich das Thema der Zauberer-Konkurrenz (wetteifernde Möchtegern-Prometheuse), bzw. die Grundschablone der Queste (Jackmans);Schauer/Horrorroman ergiebt sich durch Themen wie unheimliche Doppelgänger (siehe die Szenen vom der Frau von Bale), Wahnsinn (z.B. Besessenheit durch Trauma wegen Verlust der Lebensgefährtin), sowei das Pandora-Thema (Rummfummeln in den Eingeweiden der Schöpfung).Wie so oft bin ich begeistert, mit welchem Understatement die krass unmögliche Phantastik zum Zuge kommt (obwohl es gleich mit der ersten Aufnahme der vielen Zylinder im Gras beginnt).Einer der wenigen Filme, wo ich mich gräme, das Buch nicht vorher gelesen zu haben.GrüßeAlex / molo

Bearbeitet von molosovsky, 11 Juni 2007 - 12:34.

MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.

Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.

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#6 Tarantoga

Tarantoga

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Geschrieben 23 Juli 2008 - 21:58

Heilliger Nicola Tesla ! :smokin: Naja, ich habe die ganze wirren Theorien die es um sein Schaffen gibt gelesen, von daher passt die Auflösung gut ins Konzept.Aber leider kam ich mir bei dem Film die ganze Zeit wie in Batman ...das ganz frühe Beginning vor :smokin: Christian Bale, Michael Cain, dann die ganzen komischen Apparate die in dunklen Höhlen zusammengebastelt werden, die ganze Atmosphäre, dann das ganze Geschwafel von wegen du verbirgst Teile deiner Persönlichkeit vor mir und kommst mir oft vor wie ein völlig anderer Mensch..nee.Der Twist war aber recht früh zu erkennen..naja, wenn man entsprechend viele Filme in der Richtung gesehen hat.Der Film war jedenfalls ganz gut.

Bearbeitet von Tarantoga, 15 April 2009 - 16:03.


#7 Uschi Zietsch

Uschi Zietsch

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Geschrieben 24 Juli 2008 - 07:40

Ich kenne das Buch nicht, den Film fand ich große Klasse. Ich habe die Gewichtung auf die Besessenheit zur Perfektion gesetzt, wie weit man geht, um die höchste Spitze zu erreichen. Da hat rundum alles gepasst und gestimmt, und die Darsteller sind mir eh alle lieb und teuer. Die Verquickung mit Tesla war interessant, das Szenario von Anfang bis Ende mit vielen liebevollen Details exakt aufgebaut und in einem Bogen zu Ende geführt. Optisch und von der Ausstattung her eine Augenweide. Ganz hervorragendes, leider viel zu wenig beachtetes Kino mit Gänsehauteffekt, was die Abgründe der menschlichen Seele betrifft. Immerhin sind beide konsequent bis zum Ende gegangen, und man konnte nicht wissen, wer übrig bleibt. Dass man vorher darauf kommt, dass es sich um Zwillinge handelt, spielt überhaupt keine Rolle, dafür gibt es ja genug absichtliche Hinweise, das ist auch nicht die Auflösung an sich. Überraschend daran ist aber, dass die beiden sich wirklich alles geteilt haben, selbst die Frauen - das war ja nun überhaupt nicht notwendig. Allein die Aussage der Frau: "Heute liebe ich dich nicht" jagt mir immer noch einen Schauder den Rücken hinunter. Absolut pervers!
Wertung: Neun von zehn Zaubertricks.

#8 Tarantoga

Tarantoga

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Geschrieben 24 Juli 2008 - 09:36

Dass man vorher darauf kommt, dass es sich um Zwillinge handelt, spielt überhaupt keine Rolle, dafür gibt es ja genug absichtliche Hinweise, das ist auch nicht die Auflösung an sich. Überraschend daran ist aber, dass die beiden sich wirklich alles geteilt haben, selbst die Frauen - das war ja nun überhaupt nicht notwendig. Allein die Aussage der Frau: "Heute liebe ich dich nicht" jagt mir immer noch einen Schauder den Rücken hinunter. Absolut pervers!
Wertung: Neun von zehn Zaubertricks.

Ich gebe zu DARAUF bin ich nicht gekommen, ich dachte er wäre ein Duplikate..warum sonst der Hinweis auf Tesla ?
Spoiler

Ich finde allerdings das dem Zuschauer mit der ersten Einstellung des Films ( der Zylinderhaufen ! ) schon viel zu viele Informationen geliefert wurden.
Wie gesagt, wenn man genügend Filme in der Richtung gesehen hat wußte man wohin das Ganze gehen sollte.
Wirklich schlim war das aber nicht..dazu waren die Schauspieler zu gut.

Bearbeitet von Tarantoga, 24 Juli 2008 - 09:38.


#9 Tarantoga

Tarantoga

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Geschrieben 24 Juli 2008 - 13:12

Eine Frage habe ich noch.Der Klon war doch sicher immer derjenige der weggebeamt wurde.Also wurde das Orginal immer getötet und wußte das vorher ? :huh: Das nenne ich mal wirklich besessen.

#10 Uschi Zietsch

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Geschrieben 24 Juli 2008 - 15:56

Eine Frage habe ich noch. Der Klon war doch sicher immer derjenige der weggebeamt wurde. Also wurde das Orginal immer getötet und wußte das vorher ? :huh: Das nenne ich mal wirklich besessen.

Naja, das Original kann man nur einmal umbringen. Danach sind es nur noch Duplikate vom Duplikat. Fazit ...? Ich hatte aber nicht den Eindruck, dass derjenige es wusste, was mit ihm passiert, denn die Panik im Tank folgte jedesmal zuerst der Überraschung, dass was "schiefgegangen" ist bis zu der Erkenntnis, dass es so geplant war und den Kampf ums Überleben. Egal, wer von beiden umkam, es ist Wahnsinn, sich selbst permanent für einen Trick umzubringen und dabei auch noch zuzusehen. Die Besessenheit der beiden - die Zwillinge und die Duplikate - haben Grenzen überschritten, die unvorstellbar sind. Und auch noch auf zwei verschiedene Weisen, beide Rivalen sind auf unterschiedlichen Wegen zum selben Ziel gelangt. Ich bin übrigens mit dem Zylinderhaufen nicht drauf gekommen. Im Gegenteil, das fand ich verwirrend.

#11 franz

franz

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Geschrieben 25 Juli 2008 - 10:22

Hallo,ich kann noch einen Film empfehlen, genau für euch: "The Illusionist" mit Edward Norton, Jessica Biel, Paul Giamatti, und Rufus Sewell.Das sind alles sehr gute Schauspieler (auch Biel; dass sie auch noch aussieht, kann sie ja nix dafür); der gereifte Edward Norton, der verschmitzte Giamatti und der Übermann Sewell als Österr. Thronfolger.Die Produktion ist nicht so aufwändig, wie die von "Prestige" und die Erzählweise etwas ruhiger. Auch hier geht es um einen Zweikampf, die Gegner sind aber wesentlich ungleicher und nur einer ist ein Zauberer...
Franz Birkenhauer
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#12 Konrad

Konrad

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Geschrieben 14 April 2009 - 00:37

Also, entweder habe ich etwas übersehen, oder es gibt im Film einen Logikfehler.Es ist doch völlig überflüssig, die Tesla-Maschine auf der Bühne zu verwenden.Das Original musste ja immer per Falltür verschwinden und den Doppelgänger hinter der Bühne aufzutauchen zu lassen, hätte man ohne Tesla-Maschine lösen können.Es wäre nicht nötig gewesen, sich immer wieder zu töten und immer wieder Doppelgänger zu produzieren.Es hätte genügt, mit der Tesla-Maschine einmal einen perfekten Doppelgänger zu produzieren und mit diesem bei der Bühnenshow zusammenzuarbeiten.Gibt es diesen Logikfehler auch im Buch?

#13 Uschi Zietsch

Uschi Zietsch

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Geschrieben 14 April 2009 - 10:46

Also, entweder habe ich etwas übersehen, oder es gibt im Film einen Logikfehler. Es ist doch völlig überflüssig, die Tesla-Maschine auf der Bühne zu verwenden. Das Original musste ja immer per Falltür verschwinden und den Doppelgänger hinter der Bühne aufzutauchen zu lassen, hätte man ohne Tesla-Maschine lösen können. Es wäre nicht nötig gewesen, sich immer wieder zu töten und immer wieder Doppelgänger zu produzieren. Es hätte genügt, mit der Tesla-Maschine einmal einen perfekten Doppelgänger zu produzieren und mit diesem bei der Bühnenshow zusammenzuarbeiten. Gibt es diesen Logikfehler auch im Buch?

So hat der liebe Herr Konkurrent ja mit seinem Zwilling gearbeitet, aber damit gibt es auch schon einen Mitwisser, und wer weiß, wie lange der Klon mitgespielt hätte ... usw. Ein Logikfehler ist das überhaupt nicht, nur eine andere Strategie, nämlich, dadurch nicht alles teilen zu müssen und nicht entdeckt werden zu können - dieser Trick ist perfekt, weil es für den Außenstehenden trotzdem nur einer ist, nicht zwei. Das ist alles recht subtil.

#14 Konrad

Konrad

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Geschrieben 14 April 2009 - 11:25

So hat der liebe Herr Konkurrent ja mit seinem Zwilling gearbeitet, aber damit gibt es auch schon einen Mitwisser, und wer weiß, wie lange der Klon mitgespielt hätte ... usw. Ein Logikfehler ist das überhaupt nicht, nur eine andere Strategie, nämlich, dadurch nicht alles teilen zu müssen und nicht entdeckt werden zu können - dieser Trick ist perfekt, weil es für den Außenstehenden trotzdem nur einer ist, nicht zwei. Das ist alles recht subtil.

Naja, so richtig plausibel finde ich das nicht, wenn man daran denkt, sich bei jeder Vorstellung selbst umbringen zu müssen. Das erfordert eigentlich eine unmenschliche Selbstbeherrschung. Mal abgesehen von dem "Entsorgungsproblem" der Leichen, deren Transport ja auch Mitwisser benötigt und ständig die Gefahr einer Entdeckung mitbringt. Aber dein Einwand hat mich auf eine andere mögliche Interpretation der Endszene gebracht. Wenn man annimmt, daß die Bühnenmaschine nur Show ist, dann gibt es einen Doppelgänger und unter der Falltür befindet sich normalerweise kein Bassin. Das erklärt auch die Überraschung, die Angier im Todeskampf zuerst zeigt. Das Bassin ist also nicht immer im Spiel, sondern nur dann, wenn Angier und sein Doppelgänger sich gegenseitig umbringen. Das gibt der Interpretation noch eine ganz andere Note.

#15 Gast_Jorge_*

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Geschrieben 14 April 2009 - 14:16

Naja, so richtig plausibel finde ich das nicht, wenn man daran denkt, sich bei jeder Vorstellung selbst umbringen zu müssen. Das erfordert eigentlich eine unmenschliche Selbstbeherrschung. Entsorgungsproblem der "Leichen" Wenn man annimmt, daß die Bühnenmaschine nur Show ist

Die Annahme ist falsch, Teslas Maschine ist ein (in der SF allseits bekannter und gebräuchlicher) Materietransmitter, über dessen problematische Benutzung es hier im Forum einen Thread http://www.scifinet....?showtopic=1874 gibt(incl. der Fragestellung/Diskussion, ob es Mord oder Selbstmord ist, wenn man sich auf diese Weise transportieren läßt). Das Buch weicht vom Film ab(erstreckt sich z.b. bis in die Gegenwart) und weist noch einige zusätzliche Überraschungen&Wendungen(die ich hier nicht verraten will) auf...lies es einfach mal(oder die Beiträge unseres damaligen Lesezirkels). http://www.scifinet....?showtopic=5242 http://www.scifinet....?showtopic=5243 http://www.scifinet....?showtopic=5244

Bearbeitet von Jorge, 14 April 2009 - 14:40.


#16 Konrad

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Geschrieben 14 April 2009 - 15:10

Die Annahme ist falsch, Teslas Maschine ist ein (in der SF allseits bekannter und gebräuchlicher) Materietransmitter, über dessen problematische Benutzung es hier im Forum einen Thread ... gibt(incl. der Fragestellung/Diskussion, ob es Mord oder Selbstmord ist, wenn man sich auf diese Weise transportieren läßt).

Jorge, ich habe nicht gesagt, Teslas Maschine würde nicht funktionieren, aber offenbar bleibt ja das Original im Transmitter völlig erhalten.
Dies macht es erforderlich, wenn man die Maschine auf der Bühne verwendet will, das Original zunächst mal verschwinden zu lassen.
Dies geschieht ja offensichtlich durch eine Falltür.
Nun braucht man für diesen Teil der Vorstellung aber keine funktionierende Maschine, es genügt eine Attrappe mit Falltür.
Für das auf dem Balkon auftauchende Duplikat, könnte man sich auch ein Versteck vorstellen, in dem sich das Duplikat vor der Vorstellung versteckt hat.
Der Film läßt auch die Deutung zu, daß Angier sich mit Hilfe von Teslas Maschine vor den Vorstellungen dupliziert hat, und dann mit dem Duplikat zusammenarbeitet.

Ich vermute mal, im Buch gibt es Gründe, die im Film nicht gezeigt wurden, die diese Interpretation ausschließen.

Bearbeitet von Konrad, 14 April 2009 - 15:30.


#17 Uschi Zietsch

Uschi Zietsch

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Geschrieben 14 April 2009 - 16:58

Naja, so richtig plausibel finde ich das nicht, wenn man daran denkt, sich bei jeder Vorstellung selbst umbringen zu müssen. Das erfordert eigentlich eine unmenschliche Selbstbeherrschung.

Richtig. Und genau darum gehts, nicht um die Technik. (Also ich rede hier immer nur vom Film)

#18 Konrad

Konrad

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Geschrieben 14 April 2009 - 18:34

Richtig. Und genau darum gehts, nicht um die Technik. (Also ich rede hier immer nur vom Film)

Die Selbstmord-Interpretation ist natürlich möglich und auch faszinierend. Mein Einwand bezog sich nur auf die Plausibilität. Wenn es eine Alternative zur Selbstmord-Lösung gibt, dann würde wohl Angier wie jeder andere auch diese Lösung bevorzugen. Und die Nutzung der Tesla-Maschine, um einen perfekten Doppelgänger zu schaffen, ist zumindest im Film eine mögliche Alternative. Ich glaube, der Regisseur wollte hier eine zweite Deutungsvariante offen halten.

#19 simifilm

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Geschrieben 14 April 2009 - 23:21

Naja, so richtig plausibel finde ich das nicht, wenn man daran denkt, sich bei jeder Vorstellung selbst umbringen zu müssen. Das erfordert eigentlich eine unmenschliche Selbstbeherrschung. Mal abgesehen von dem "Entsorgungsproblem" der Leichen, deren Transport ja auch Mitwisser benötigt und ständig die Gefahr einer Entdeckung mitbringt. Aber dein Einwand hat mich auf eine andere mögliche Interpretation der Endszene gebracht. Wenn man annimmt, daß die Bühnenmaschine nur Show ist, dann gibt es einen Doppelgänger und unter der Falltür befindet sich normalerweise kein Bassin. Das erklärt auch die Überraschung, die Angier im Todeskampf zuerst zeigt. Das Bassin ist also nicht immer im Spiel, sondern nur dann, wenn Angier und sein Doppelgänger sich gegenseitig umbringen. Das gibt der Interpretation noch eine ganz andere Note.

Ich habe gerade den Film gesehen, und irgendwie komme ich jetzt bei der Diskussion hier am Ende des Threads nicht ganz mit, denn die Sache ist doch eindeutig: Angier verdoppelt sich während der Vorstellung jeweils und bringt sich - das Original - um. Er weiss genau, dass er sterben wird, er weiss aber auch, dass sein Duplikat überleben wird. Deshalb hat er blinde Bühnenhelfer, deshalb schnauzt er Caine an, als dieser einmal hinter die Bühne kommt, deshalb wird nach jeder Vorstellung eine Kiste nach draussen gebracht, und deshalb hat es am Ende auch einen Raum voller Wassertanks mit toten Angiers (so viel zum Entsorgungsproblem). Der Film lässt diesbezüglich in meinen Augen wenig bis keinen Interpretationsspielraum. Und dass Angier in dem Moment, da er im Wassertank ist, nicht besonders glücklich ist, ist auch nicht so erstaunlich - ertrinken ist nun mal nicht so schön und dem ertrinkenden Angier ist in dem Moment wohl egal, dass sein Duplikat lebt. Natürlich ist das nicht wirklich plausibel - weder technisch noch psychologisch -, aber wie Uschi ganz richtig schreibt, geht es ja genau darum, wie weit die beiden Kontrahenten gehen für ihre Tricks. Die Zwillinge sind bereit, ein Leben zu teilen, Angier bringt sich sogar um.

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Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
 

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  • (Buch) gerade am lesen:Samuel Butler: «Erewhon»
  • (Buch) als nächstes geplant:Samuel Butler: «Erewhon Revisited»
  • • (Film) gerade gesehen: «Suicide Squad»
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#20 Konrad

Konrad

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Geschrieben 15 April 2009 - 01:28

Ich habe gerade den Film gesehen, und irgendwie komme ich jetzt bei der Diskussion hier am Ende des Threads nicht ganz mit, denn die Sache ist doch eindeutig: Angier verdoppelt sich während der Vorstellung jeweils und bringt sich - das Original - um. Er weiss genau, dass er sterben wird, er weiss aber auch, dass sein Duplikat überleben wird. Deshalb hat er blinde Bühnenhelfer, deshalb schnauzt er Caine an, als dieser einmal hinter die Bühne kommt, deshalb wird nach jeder Vorstellung eine Kiste nach draussen gebracht, und deshalb hat es am Ende auch einen Raum voller Wassertanks mit toten Angiers (so viel zum Entsorgungsproblem). Der Film lässt diesbezüglich in meinen Augen wenig bis keinen Interpretationsspielraum. Und dass Angier in dem Moment, da er im Wassertank ist, nicht besonders glücklich ist, ist auch nicht so erstaunlich - ertrinken ist nun mal nicht so schön und dem ertrinkenden Angier ist in dem Moment wohl egal, dass sein Duplikat lebt. Natürlich ist das nicht wirklich plausibel - weder technisch noch psychologisch -, aber wie Uschi ganz richtig schreibt, geht es ja genau darum, wie weit die beiden Kontrahenten gehen für ihre Tricks. Die Zwillinge sind bereit, ein Leben zu teilen, Angier bringt sich sogar um.

Simi, wahrscheinlich liegt es daran, daß ich kein professioneller Filmseher bin, denn in meiner Erinnerung waren die Indizien für diese Interpretation nicht so eindeutig. Ich habe den Film allerdings nur einmal gesehen und auch vorher weder das Buch noch den Thread gelesen. Ich fand die Selbstmord-Interpretation psychologisch sehr unrealistisch und nachdem ich eine Lösung des Problems gefunden hatte, die ohne Selbstmord auskam, kam mir die gesamte Interpretation in der Rückschau nicht mehr zwingend vor.

#21 simifilm

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Geschrieben 15 April 2009 - 06:29

Simi, wahrscheinlich liegt es daran, daß ich kein professioneller Filmseher bin, denn in meiner Erinnerung waren die Indizien für diese Interpretation nicht so eindeutig. Ich habe den Film allerdings nur einmal gesehen und auch vorher weder das Buch noch den Thread gelesen. Ich fand die Selbstmord-Interpretation psychologisch sehr unrealistisch und nachdem ich eine Lösung des Problems gefunden hatte, die ohne Selbstmord auskam, kam mir die gesamte Interpretation in der Rückschau nicht mehr zwingend vor.

Das ist wohl eher eine Frage des Gedächtnisses als eine Frage der "Professionalität". ;) Schau Dir den Film einfach noch einmal an, falls Du unsicher bist, aber ich sehe eigentlich nichts, was eine "Nicht-Selbstmordvariante" stützen würde. Gerade das Schlussbild ist diesbezüglich ja sehr eindeutig, denn da sieht man all die toten Duplikate, die Angier angehäuft hat.

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#22 molosovsky

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Geschrieben 15 April 2009 - 06:35

Kann Simis Zusammenfassung zustimmen.
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#23 Konrad

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Geschrieben 15 April 2009 - 06:47

Das ist wohl eher eine Frage des Gedächtnisses als eine Frage der "Professionalität". ;) Schau Dir den Film einfach noch einmal an, falls Du unsicher bist, aber ich sehe eigentlich nichts, was eine "Nicht-Selbstmordvariante" stützen würde. Gerade das Schlussbild ist diesbezüglich ja sehr eindeutig, denn da sieht man all die toten Duplikate, die Angier angehäuft hat.

Tja, über die gesehene Menge bin ich mir in der Erinnerung nicht mehr so ganz klar. Ich hatte den Eindruck, es waren vielleicht ein Dutzend, aber keine Hundert. Die alternative Deutung der Bilder ist, daß Angier und sein durch die Tesla-Maschine erzeugtes Duplikat in der Bühnenshow zusammenarbeiten. Dort kommt nur eine Attrappe der Maschine zum Einsatz, das Original fällt durch die Falltür, bleibt aber normalerweise am Leben. Das Duplikat ist aber mit seiner Rolle nicht zufrieden und bringt das Original von Zeit zu Zeit mittels Bassin um. Da die Bühnenshow aber weitergeht, muß er sich wieder duplizieren und wird dadurch zum Original eines weiteren Duplikats.

#24 simifilm

simifilm

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Geschrieben 15 April 2009 - 07:02

Die alternative Deutung der Bilder ist, daß Angier und sein durch die Tesla-Maschine erzeugtes Duplikat in der Bühnenshow zusammenarbeiten. Dort kommt nur eine Attrappe der Maschine zum Einsatz, das Original fällt durch die Falltür, bleibt aber normalerweise am Leben. Das Duplikat ist aber mit seiner Rolle nicht zufrieden und bringt das Original von Zeit zu Zeit mittels Bassin um. Da die Bühnenshow aber weitergeht, muß er sich wieder duplizieren und wird dadurch zum Original eines weiteren Duplikats.

Durch was wird diese These gestützt? Was im Film legt das nahe? Weder wüsste ich, wo das mit der Attrape angedeutet wird, noch wann die zeitweilige Unzufriedenheit des Duplikats gezeigt wird wird. Diese Variante geht ja schon deshalb nicht auf, weil spätestens nach dem ersten Mord Original und Duplikat wissen, dass es einen Wassertank geben könnte.

Bearbeitet von simifilm, 15 April 2009 - 07:32.

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#25 Konrad

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Geschrieben 15 April 2009 - 07:25

Durch was wird diese These gestützt?

Für die These spricht u.a. die psychologische Unwahrscheinlichkeit der Selbstmordversion, die geringe Anzahl der Tanks am Ende, die Überraschung am Anfang der Todeskampfszene, die etablierte Doppelgängeridentität, die es erlaubte, die Vormundschaft von Bordens Tochter zu bekommen. Ich gebe zu, es gibt Schwachstellen bei dieser Interpretation, aber die hat die andere Version auch. ;)

#26 simifilm

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Geschrieben 15 April 2009 - 07:34

Für die These spricht u.a. die psychologische Unwahrscheinlichkeit der Selbstmordversion, die geringe Anzahl der Tanks am Ende, die Überraschung am Anfang der Todeskampfszene, die etablierte Doppelgängeridentität, die es erlaubte, die Vormundschaft von Bordens Tochter zu bekommen.
Ich gebe zu, es gibt Schwachstellen bei dieser Interpretation, aber die hat die andere Version auch. ;)


Wenn Du den Film anhand solcher Plausbilitätkriterien anschaust, bleibt ohnehin nicht mehr viel übrig, denn die Gegenseite ist doch noch viel unplausibler. Nicht nur gibt es die beiden Zwillinge, die ohne Murren und ohne je aufzufliegen, ein Leben teilen, dies bleibt auch unentdeckt, sowohl von den beiden Frauen als auch von der Tochter. Dass sich jemand fortlaufend immer wieder umbringt, könnte ich noch als an Wahnsinn grenzende Obsession abtun, dass aber eine Frau während Jahren nicht merkt, dass sie das Leben eigentlich mit zwei Männern teilt, scheint mir völlig unglaubhaft. Und wenn wir gerade bei Plausbilität sind: Anhand welcher Indizien wird Borden eigentlich verurteilt - nur weil er anwesend war, als Angier starb? Nein, er war nicht nur anwesend, er hat sogar versucht, ihn zu retten. Und das reicht als Indiz, um ihn zum Tod zu verurteilen?

Wenn man als Wahrscheinlichkeitskrämer an Prestige herantritt, implodiert der Film ohnehin; deshalb scheint mir das Argument, dass Angiers ständiger Selbstmord psychologisch unplausibel ist, nicht sonderlich stichhaltig.

EDIT: Ich verstehe nicht, was Du mit der "etablierten Doppelgängeridentität" meinst. Offensichtlich hat es Angier von Anfang an darauf abgesehen, dass Borden das Geheimnis entdeckt und dann für einen Mord gehängt wird. Das ist alles Teil des Racheplans. Und es wird ja schon ganz zu Beginn des Films etabliert, dass Angier einen neuen Namen angenommen hat, um seine gesellschaftlich angesehenen Verwandten nicht zu blamieren. Ich sehe nicht, inwieweit das Deine These stützt. Im Gegenteil ist es doch eher ein Hinweis darauf, dass Angier von Anfang an damit rechnet, dass er von Borden entdeckt wird und dass er für den Fall alles vorbereitet hat.

Bearbeitet von simifilm, 15 April 2009 - 07:54.

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#27 Konrad

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Geschrieben 15 April 2009 - 09:45

Simi, du hast völlig recht, was die anderen Ungereimtheiten des Films angeht.Mir ist halt die Selbstmordgeschichte besonders ins Auge gestochen, weshalb ich mir überlegt habe, ob es nicht vielleicht eine Deutung ohne Selbstmord geben könne.Ich bestehe ja gar nicht darauf, daß diese Deutung die plausiblere Variante ist, sie ist aber zumindest möglich.Was die Doppelgängeridentität angeht, genügt für eine Vormundschaft ein Geburtsregistereintrag nicht. Da wird eine gelebte Identität mit Umfeld überprüft, was ohne Doppelgänger wohl etwas schwierig zu fälschen wäre.Ich kann mich allerdings nicht mehr an den Namen erinnern, unter dem er im Gefängnis erschienen ist.

#28 Uschi Zietsch

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Geschrieben 15 April 2009 - 09:54

Nur mal so allgemein: Eine psychologische Nicht-Plausibilität gibt es nicht. Warum einer handelt, wie er handelt, muss überhaupt nicht plausibel und nicht mal nachvollziehbar sein. Wir sind keine Maschinen, und selbst die ticken gelegentlich aus. Wäre unser Handeln immer plausibel, gäbe es den Beruf der Psychologen und Psychiater nicht. Das ist hier überhaupt keine Argumentationsbasis, meiner Ansicht nach.Beide Magier tun, was sie tun aus Besessenheit. Beide Verhaltensweisen sind unvorstellbar menschenverachend und pathologisch krank, aber nicht unplausibel.

#29 simifilm

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Geschrieben 15 April 2009 - 09:59

Was die Doppelgängeridentität angeht, genügt für eine Vormundschaft ein Geburtsregistereintrag nicht. Da wird eine gelebte Identität mit Umfeld überprüft, was ohne Doppelgänger wohl etwas schwierig zu fälschen wäre. Ich kann mich allerdings nicht mehr an den Namen erinnern, unter dem er im Gefängnis erschienen ist.

Er tritt da als Lord Irgendwas auf, aber das ist tatsächlich seine wahre Identität. Zu Beginn des Films wird in einem Gespräch mit seiner Frau (die dann ertrinkt) erwähnt, dass auch er unter falschem Namen lebt, weil er seine - offensichtlich adlige - Familie nicht in Verruf bringen will. Als Zuschauer vergisst man das zwischendurch, aber als er am Ende auf seinem Gut ist, hat er nur seine ursprüngliche, eigentliche Identität angenommen. Hier geht also alles auf.

Simi, du hast völlig recht, was die anderen Ungereimtheiten des Films angeht. Mir ist halt die Selbstmordgeschichte besonders ins Auge gestochen, weshalb ich mir überlegt habe, ob es nicht vielleicht eine Deutung ohne Selbstmord geben könne. Ich bestehe ja gar nicht darauf, daß diese Deutung die plausiblere Variante ist, sie ist aber zumindest möglich.

Sie ist in dem Sinne nicht unmöglich, dass sie im Film nicht explizit ausgeschlossen wird, es gibt aber wirklich keinen konkreten Hinweis darauf, dass der Trick mal mit Attrappe, mal mit echtem Duplikat durchgeführt wird. Das müsste aber irgendwie angedeutet sein, wenn diese Interpretation ein bisschen stichhaltig sein soll. Ich könnte sonst ja auch behaupten, dass Tesla eigentlich aus der Zukunft kommt und darum technisch so viel weiter ist. Explizit ausgeschlossen wird das ja nicht ...

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#30 simifilm

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Geschrieben 15 April 2009 - 10:06

Nur mal so allgemein: Eine psychologische Nicht-Plausibilität gibt es nicht. Warum einer handelt, wie er handelt, muss überhaupt nicht plausibel und nicht mal nachvollziehbar sein. Wir sind keine Maschinen, und selbst die ticken gelegentlich aus. Wäre unser Handeln immer plausibel, gäbe es den Beruf der Psychologen und Psychiater nicht.
Das ist hier überhaupt keine Argumentationsbasis, meiner Ansicht nach.

Beide Magier tun, was sie tun aus Besessenheit. Beide Verhaltensweisen sind unvorstellbar menschenverachend und pathologisch krank, aber nicht unplausibel.

Ich denke schon, dass es Verhaltensmuster gibt, die wir häufiger erleben und deshalb als nachvollziehbarer und plausibler einstufen als andere. Und wenn ein Film den Anspruch hat, eine Welt zu zeigen, die mehr oder weniger der unseren entspricht, wird er sich eher an Verhaltensmuster orientieren, die uns normal erscheinen. Dass eine Frau nicht merkt, dass sie abwechselnd mit zwei verschiedenen Männern zusammenlebt, erscheint mir definitiv nicht plausibel. Natürlich kann man auch hier argumentieren, dass nicht nur die beiden Zauberer Psychopathen, sondern dass auch alle, die sie umgeben, irgendwie seltsam gewickelt sind und deshalb gar nichts merken. Aber darum geht's ja wirklich nicht. Im Falle von Prestige greift diese Kritik ohnehin begrenzt, denn der Film will ja gar nicht in diesem Sinne realistisch sein. Der Film ähnelt ja selber einem Zaubertrick, der uns verblüffen soll.

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