Frischfleisch
#1
Geschrieben 10 Mai 2007 - 16:15
Zukunfts Fiktionen - Mein Beitrag zum Thema Science Fiction
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#2
Geschrieben 11 Mai 2007 - 07:39
So so, Mittelalter-Historik ist also keine Wissenschaft, oder wie? Die Zeiten, als man unter dem "science" in "science fiction" nur die (Astro-)Physik verstand sind doch schon mindestens 40 Jahre her. Seitdem hatten wir doch Ursula K. LeGuin, John Brunner und viele weitere "social fiction"-Autoren. Beste Grüße, NautAlso: Ich persönlich bevorzuge für das, was ich mache und was mich interessiert, lieber den Begriff Zukunftsfiktion. Als "gelernter" Mittelalter-Historiker habe ich es mit der "science" nicht so sehr, aber das nur am Rande.
#3
Geschrieben 11 Mai 2007 - 08:43
Was mich nicht wenig überrascht hat; ich hielt den Stoff für etwas schwer verdaulich, und die Sexszenen waren ja auch nicht jedermanns/fraus Geschmack."Heart-Core Pain" hat ja einige Fans, nicht schlecht für einen "Erstling"!
Nun, um der Wahrheit die Ehre zu geben: Die Mediävistik ist natürlich nach wie vor die Mutter aller Wissenschaften Aber im Ernst: Meines Wissens nach bezieht sich der engl. science-Begriff in erster Linie auf die Naturwissenschaften, und in Abgrenzung dazu verwendest du ja selbst die Bezeichnung "social fiction". Ich hab ja nicht behauptet, dass es das nicht gäbe; viele Zukunftsromane setzen sich vorrangig mit gesellschaftlichen Aspekten auseinander und benutzen die futuristische Technologie nur als Kontrastmittel. Darüber hinaus bin ich bei meiner Beschäftigung mit der Sprache der Zukunft immer wieder an den Punkt gelangt, wo mich der inflationäre Gebrauch von Amerikanismen stört, insbesondere, wenn ich ihm selbst gedankenlos fröne. Ich bin kein Sprachbereiniger oder Quotenfan; aber ich muss ja nicht alles nachmachen. Dabei geht es mir auch nicht um eine stupide Eindeutschung. Ich versuche einfach nur, die Sache etwas zu diversifizieren und bediene mich dabei anderer Sprachen, wo mir das möglich ist, und erfinde auch meinen eigenen Slang. Aus diesem Grund stehe ich zum veralteten Zukunftsroman und habe immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich behaupte, Science Fiction zu schreiben. Denn von Science hab ich wirklich nicht so viel Ahnung... --MarcSo so, Mittelalter-Historik ist also keine Wissenschaft, oder wie? Die Zeiten, als man unter dem "science" in "science fiction" nur die (Astro-)Physik verstand sind doch schon mindestens 40 Jahre her. Seitdem hatten wir doch Ursula K. LeGuin, John Brunner und viele weitere "social fiction"-Autoren.
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#4
Geschrieben 11 Mai 2007 - 09:39
Davon, dass man es wieder und wieder behauptet, wird es nicht wahrer "Science" kommt in vielen Wissenschaftsbezeichnungen vor (social science, political science, life science) außer natürlich in den Naturwissenschaften (physics, chemistry, biology).Aber im Ernst: Meines Wissens nach bezieht sich der engl. science-Begriff in erster Linie auf die Naturwissenschaften,
Ist nicht meine Abgrenzung. Margaret Atwood hat sich kürzlich anlässlich ihres Romans "Oryx and Crake" wieder aufs bitterste von der "science fiction" distanziert und sich der "speculative fiction" zugeordnet (lustigerweise ein von Robert A. Heinlein geprägter Begriff). Ich halte so eine provizielle Binnendifferenzierung für ebenso albern wie überflüssig, denn das ist so, als behaupte Henning Mankell, dass er keine Krimis schreibe, bloß, weil er sich von Conan Doyle oder Agatha Christie unterscheiden will.und in Abgrenzung dazu verwendest du ja selbst die Bezeichnung "social fiction".
Genau. Zentrales Kennzeichen von SF ist die Auseinandersetzung mit mindestens einer wissenschaftlichen These auf Basis mehr oder weniger glaubwürdiger Extrapolation. Ha, das bringt mich darauf, warum ich mit der Klassifikation "Zukunftsroman" nicht so viel anfangen kann: Meine Definition beinhaltet keine zeitliche Einordnung, denn eine solche Extrapolation kann auch in der Vergangenheit stattfinden; "Zunkunft" schließt nämlich den großen Bereich der Parallelwelten oder Allohistorien aus (ein Bereich, der Dich als Historiker interessieren könnte).Ich hab ja nicht behauptet, dass es das nicht gäbe; viele Zukunftsromane setzen sich vorrangig mit gesellschaftlichen Aspekten auseinander und benutzen die futuristische Technologie nur als Kontrastmittel.
Ein nobles Ansinnen. Ich bin nicht gerade ein Reinheitfanatiker was Sprache betrifft, sonst hätte ich längst den Beruf wechseln müssen (die IT quillt über vor Aglizismen). Aber ich bin für einen bewussten Gebrauch von Sprache, insofern ist für mich schon die Auseinandersetzung mit Begriffen und den Wörtern dafür eine gute Sache.Darüber hinaus bin ich bei meiner Beschäftigung mit der Sprache der Zukunft immer wieder an den Punkt gelangt, wo mich der inflationäre Gebrauch von Amerikanismen stört, insbesondere, wenn ich ihm selbst gedankenlos fröne. Ich bin kein Sprachbereiniger oder Quotenfan; aber ich muss ja nicht alles nachmachen. Dabei geht es mir auch nicht um eine stupide Eindeutschung. Ich versuche einfach nur, die Sache etwas zu diversifizieren und bediene mich dabei anderer Sprachen, wo mir das möglich ist, und erfinde auch meinen eigenen Slang.
Vielleicht sollten wir nur noch die Abkürzung "SF" verwenden, das "S" kann dann für "science", "speculative" oder auch "strange" stehen. Ich schreibe vielleicht ab heute "EG": extrapolierende Geschichten.
Zu etwas stehen ist gut. Ich aber hätte ein schlechtes Gewissen, meine Wurzeln in der klassischen SF zu verleugnen. Ich sehe nichts Schlechtes an den Klassikern des Genres, daher stehe ich auch zur Bezeichnung "SF".Aus diesem Grund stehe ich zum veralteten Zukunftsroman und habe immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich behaupte, Science Fiction zu schreiben. Denn von Science hab ich wirklich nicht so viel Ahnung...
#5
Geschrieben 11 Mai 2007 - 10:20
Du hast sicher recht, es heißt nichts anderes als Wissenschaft. Aber es gibt den allgemeinen Sprachgebrauch und der läuft darauf hinaus: The word "science" is older than its modern use, which is as a short-form for "natural science". OK, das ist aus einem Wikipedia-Artikel; ich will mich auch nicht an Worten festhalten.Davon, dass man es wieder und wieder behauptet, wird es nicht wahrer "Science" kommt in vielen Wissenschaftsbezeichnungen vor (social science, political science, life science) außer natürlich in den Naturwissenschaften (physics, chemistry, biology).
Mmh, da könnt ich schon Probleme mit kriegen; mit welcher wissenschaftlichen These setze ich mich denn auseinander? Ob der Zukunftsroman Parallelwelten ausschließt, weiß ich nicht. Das Problem mit der Allohistory kann ich nachvollziehen. Letztere würde ich aber noch viel weniger als Science Fiction betrachten und viel mehr der Phantastik zuordnen, wenn ich sie denn einordnen müsste. Und letzten Endes haben mich beide Bereiche noch nicht so sehr gereizt, dass ich mich ernsthaft mit ihnen beschäftigt hätte. Mein persönlicher Interessensschwerpunkt liegt tatsächlich in der Zukunft; sie beinhaltet natürlich auch neue wissenschaftliche Erkenntnisse, aber gerade mit dem "Extrapolieren" habe ich so meine Schwierigkeiten. Die Raumschiffe fliegen einfach verdammt schnell oder biegen meinetwegen den Raum, basta! Ist mir vollkommen wurscht, wie sie das machen, und an dem Biegen oder Fliegen hänge ich auch nicht meinen Plot auf. Wenn ich meinen Protagonisten ins Auto springen und davonfahren lasse, kümmere ich mich auch nicht darum, wie der Motor oder das Getriebe funktioniert. Ich habe den Begriff Zukunftsroman daher in erster Linie darauf bezogen, wie ich meine eigenen Geschichten bislang definiere; wer weiß, vielleicht ändert sich das ja noch - in der Zukunft .Zentrales Kennzeichen von SF ist die Auseinandersetzung mit mindestens einer wissenschaftlichen These auf Basis mehr oder weniger glaubwürdiger Extrapolation. Ha, das bringt mich darauf, warum ich mit der Klassifikation "Zukunftsroman" nicht so viel anfangen kann: Meine Definition beinhaltet keine zeitliche Einordnung, denn eine solche Extrapolation kann auch in der Vergangenheit stattfinden; "Zunkunft" schließt nämlich den großen Bereich der Parallelwelten oder Allohistorien aus (ein Bereich, der Dich als Historiker interessieren könnte).
Ich habe das auch eher auf mich bezogen, in dem Sinne, dass ich den Menschen etwas "vormache", was ich gar nicht einlösen kann/will. Ich wollte mit dieser Definition auch keinen Begriffsgeschichte lostreten, sondern klar machen, wo ich für mich selbst die Schwerpunkte sehe. Natürlich identifiziere ich das, was ich mache - und die Leser tun das unwillkürlich wohl auch - mit SF und hab auch kein Problem damit.Zu etwas stehen ist gut. Ich aber hätte ein schlechtes Gewissen, meine Wurzeln in der klassischen SF zu verleugnen. Ich sehe nichts Schlechtes an den Klassikern des Genres, daher stehe ich auch zur Bezeichnung "SF".
Oh Mann, wenn ich meine Texte so schnell schreiben könnte wie meine "philosophischen" Betrachtungen darüber ...
--Marc
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#6
Geschrieben 11 Mai 2007 - 22:27
#7
Geschrieben 11 Mai 2007 - 23:03
Darauf wurde zwar schon geantwortet, aber dennoch: "science" ohne irgendwelchen Zusatz bedeutet im Englischen ganz klar in 99% der Fälle "harte" Naturwissenschaften. Es gibt zwar Begriffe wie "soft science" oder "social science", aber die werden nicht so umfassend verwendet wie "Geisteswissenschaftn". Wenn Du im Englischen beispielsweise von "literature science" oder "film science" (meine beiden Disziplinen) sprichst, wirst Du nur irritierte Blicke ernten (übrigens: "political science" ist im Allgemeinen sehr viel mathematischer ausgerichtet, als das, was im deutschen Sprachraum meist unter Politologie verstanden wird. Und "life science" ist nun definitiv Bio und anverwandte Fächer, also klar naturwissenschfatlich).Davon, dass man es wieder und wieder behauptet, wird es nicht wahrer "Science" kommt in vielen Wissenschaftsbezeichnungen vor (social science, political science, life science) außer natürlich in den Naturwissenschaften (physics, chemistry, biology).
Ich finde diese Definition bereits sehr heikel, denn es gibt zu viele SF, die weder von einer brauchbaren These noch von glaubwürdiger Spekulation ausgeht. Wissenschfaftlichkeit (oder Ähnliches) ist meiner Ansicht nach als Definitionskriterium unbrauchbar. Entscheidend ist, dass SF (mindestens) ein neues, in der empirischen Welt (noch) nicht vorhandes Element einführt, ein Novum, das (pseudo)wissenschfaflich daherkommt, das also "so tut", als sei es grundsätzlich mit den Gesetzen der Wissenschaft vereinbar. Ob dahinter tatsächlich eine wissenschaftlich (oder sonst wie) brauchbare Extrapolation dahintersteht, ist nebensächlich. Wichtig ist, dass das Element als wissenschaftlich erscheint und dass es die fikitonale Welt bis zu einem gewissen Mass prägt.Zentrales Kennzeichen von SF ist die Auseinandersetzung mit mindestens einer wissenschaftlichen These auf Basis mehr oder weniger glaubwürdiger Extrapolation. Ha, das bringt mich darauf, warum ich mit der Klassifikation "Zukunftsroman" nicht so viel anfangen kann: Meine Definition beinhaltet keine zeitliche Einordnung, denn eine solche Extrapolation kann auch in der Vergangenheit stattfinden; "Zunkunft" schließt nämlich den großen Bereich der Parallelwelten oder Allohistorien aus (ein Bereich, der Dich als Historiker interessieren könnte).
Kannst auch noch gleich die Begriffe "science fantasy" und "structural fabulation" anhängen, alles SF.Ein nobles Ansinnen. Ich bin nicht gerade ein Reinheitfanatiker was Sprache betrifft, sonst hätte ich längst den Beruf wechseln müssen (die IT quillt über vor Aglizismen). Aber ich bin für einen bewussten Gebrauch von Sprache, insofern ist für mich schon die Auseinandersetzung mit Begriffen und den Wörtern dafür eine gute Sache.
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Signatures sagen nie die Wahrheit.
Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.
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#8
Geschrieben 11 Mai 2007 - 23:17
#9
Geschrieben 11 Mai 2007 - 23:38
Ok. Für mich klingen Begriffe wie "These" und "Extrapolation" halt stark nach "innerer Struktur", sprich: dass die SF gewissermassen von "innen her" wissenschaftlich ist. Und der Witz ist ja, dass genau das Gegenteil der Fall ist. SF ist primär eine Sache der Oberfläche. SF ist, was wie SF klingt respektive wie SF aussieht. Wenn ich in einem SF-Film ein Raumschiff sehe, weiss ich sofort, dass das SF ist, weil das Raumschiff wie ein Raumschiff aussieht, also wie ein technisches Gerät. Im Gegensatz etwa zu einem Zauberstab oder einem Hexenbesen. Ob dieses Raumschiff irgendwie plausibel ist, ob es eine "mehr oder weniger sinnvoll Extrapolation" ist oder von einer "wissenschaftlichen These" ausgeht, ist da nebensächlich (das heisst nicht, dass SF nicht technisch plausibel sein kann, sie muss es einfach nicht). Ein Film, in dem ein Ding vorkommt, das wie ein Raumschiff aussieht, ist SF, es sei denn, es würde ein Figur hinstehen und erklären, dass das, was wie ein Raumschiff aussieht, in Wirklichkeit ein verzauberter Königssohn ist.@simifilm: Meine Definition ist von Deiner nicht so verschieden wie Du denkst. Ich schrieb nämlich mit Absicht "mehr oder weniger glaubwürdig", eben weil viele SF einer genauen Überprüfung nicht standhielte, und mit "wissenschaftlicher These" meinte ich genau das Novum, das einen wissenschaftlichen Eindruck macht.
Ob die schon immer da waren, darüber kann man streiten. Im Allgemeinen geht man ja davon aus, dass zumindest in der amerikanischen SF erst mit John W. Campbell Jr. ein Abrücken von den harten Naturwissenschaften stattfand.Deine Anmerkungen zur "science" mögen richtig sein, aber es ging mir auch nicht um den Sprachgebrauch, sondern um das Vorhandensein anderer (nicht Natur-)Wissenschaften in der SF - die waren nämlich schon immer da, werden aber gern übersehen.
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#10
Geschrieben 12 Mai 2007 - 00:28
#11
Geschrieben 12 Mai 2007 - 13:16
#12
Geschrieben 12 Mai 2007 - 13:39
"Star Wars" ist definitiv eine Mischung, die sowohl grosse SF- als auch Fantasy-Anteile hat. Solange das nicht ausdrücklich anders erklärt wird, gehen wir bei Dingen wie einem Raumschiff oder einem Lightsaber davon aus, dass es sich um technische Geräte handelt, die auf Grund wissenschaftlichen/technischen Wissens gebaut wurden. Niemand vermutet hinter Han Solos Raumschiff Magie. Damit handelt es sich um SF-Element. Anders ist es mit der "Force", die eindeutig Fantasy ist (wobei hier eine interessante Verschiebung zu beobachten ist in der zweiten Trilogie: Da wird die Force dann plötzlich "scienfictional" erklärt, womit der Film insgesamt näher zur SF rückr. Die Urtrilogie von "Star Wars" ist meines Erachtens ziemlich genau auf der Mitte zwischen SF und Fantasy angesiedelt, denn da gibt es sowohl eindeutige SF- als auch Fantasy-Elemente. Die Frage ist ja immer, welches Element dominierend ist. Auch in einem James-Bond-Film hast Du SF-Elemente, "Mininova", allerdings reichen die meines Erachtens nicht aus, um Bonds Welt zu einer grundsätzlich anderen als der unseren zu machen. Das wäre dann ein Film, der in einer Welt spielt, die mehr oder weniger mit der unseren identisch ist aber mit Mininova angereichert wurde. Anders etwa "Back to the Future", wo das Novum - die Zeitmaschine - die Welt der Handlung (und die Handlung an sich) in entscheidender Weise prägt. Aber auch hier haben wir es mit zahlreichen Abstufungen und Zwischenformen zu tun.Ah, interessant! Zunächst eine Entschuldigung an Marc, dass wir uns hier in seinem Begrüßungsthread austoben Simifilm, Deiner Erklärung, dass alles, was wie ein Raumschiff aussieht schon SF definiert halte ich für nicht richtig. Ich bin nämlich ein Anhänger der Fraktion, die Star Wars zu großen Teilen für Fantasy hält, eben genau, weil darin keine auch nur ansatzweise erkennbare "wissenschaftliche" These zu sehen ist. Und genau wie eine Schwalbe keinen Sommer macht, so definiert ein Raumschiff keine SF. Robert Silverbergs "Lord Valentine"-, bzw. "Prestimion"-Zyklen spielen auf einem Planeten und enthalten mehr als nur einen Hinweis auf Raumschiffe, Wetterkontrollmaschinen und ähnliche Technologie, trotzdem werden sie allgemein zur Fantasy gerechnet, weil diese Dinge nicht im Zentrum der Geschichte stehen, sondern eher "klassische" Fantasykonflikte um Thronfolgen u.Ä. ausgetragen werden. Wolfgang Hohlbeins "Märchenmond" beginnt gerüchteweise (ich kenne das Buch nicht) mit einer Raum(-schiff-)reise, auch hier Fantasy. Das sind nicht mal Genrezwitter oder Randerscheinungen (wir reden hier noch gar nicht von echtem Crossover wie Swanwicks "Die Tochter des stählernen Drachen"), es ist einfach so, dass sich SF - meiner Ansicht nach(!) - nicht an einem Thema sondern eher an einer Vorgehensweise festmachen lässt, nämlich der Entwicklung (Plausibilisierung) des Stoffes.
Das so etwas nicht gegeben hat, bestreite ich nicht. Es hat grundsätzlich alles schon irgendwann mal gegeben. Und wenn ich Campbell anführe, dürfte auch klar sein, dass es mir um den Hauptstrang US-amerikanischer SF geht. Es ist beispielsweise auch so, dass Wells so ziemlich alle Gebiete abgedeckt hat, von "hard SF" über klassische Utopien bis Fantasy. Und ja, "Metropolis" ist in diesem "social SF", wenn auch die sozial-politische Analyse (zumindest im Film) ungefähr das Niveau eines Zehnjährigen hat. - "Vermittler zwischen Hirn und Hand muss das Herz sein."Und die Campbell-Geschichte müsste man auch genauer erforschen. Es scheint mir nämlich so, dass es durchaus auch vorher schon Bücher gab, die wir heute als Soft-SF bezeichnen könnten; lediglich wurden sie nicht als solche vermarktet und damit auch nicht von einem SF-Publikum wahrgenommen. Thea von Harbous "Metropolis" fällt mir ein: Sicherlich kommt ein Roboter darin vor, aber das Kernthema ist eher der Konflikt, der aus der Klassenbildung in einer technisierten Metropole entsteht. Das sollte wohl als soziologisches Thema zählen, oder?
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#13
Geschrieben 13 Mai 2007 - 21:44
Da stimme ich zu.Die Urtrilogie von "Star Wars" ist meines Erachtens ziemlich genau auf der Mitte zwischen SF und Fantasy angesiedelt, denn da gibt es sowohl eindeutige SF- als auch Fantasy-Elemente.
Genau. Deshalb finde ich in Star Wars auch das Fantasy-Element leicht dominierend, weil der es ja letzlich um so eine Thronfolge-Messias-Geschichte geht, auf deren Verlauf alle Technik keinen Einfluss hat, im Gegensatz zur erwähnten Zeitmaschine, deren Geschichte ohne die solche nicht so zu erzählen wäre.Die Frage ist ja immer, welches Element dominierend ist.
Oder präziser um die Wahrnehmung des Genres als solches in den USA und GB. Aber diese hat natürlich auch die Wahrnehmung der SF (und natürlich die Benennung) bei uns bestimmt. Insofern - um mal auf den Threadstarte zurückzukommen - geht Marc hier bestimmt einen guten Weg, indem er mit seiner Aussage "Zukunftsliteratur" zu schreiben zu einem Nachdenken über Herkunft dieses Genres anzuregen - viele Leute halten SF bestimmt (immer noch) für eine amerikanische Erfindung.Das so etwas nicht gegeben hat, bestreite ich nicht. Es hat grundsätzlich alles schon irgendwann mal gegeben. Und wenn ich Campbell anführe, dürfte auch klar sein, dass es mir um den Hauptstrang US-amerikanischer SF geht.
Interessante Fußnote: Dieser Epigraph ist der Romanfassung vorangestellt und stammt von Thea von Harbou, nicht von Fritz Lang. Lang selbst kritisierte später eben jene These scharf und bezeichnete sie als "naiv". Er wollte seinen Film als klassenkämpferisch verstanden wissen, die Liebesgeschichte wäre er wohl am liebsten wieder losgeworden. Ich habe mir den Film nie angesehen, es wäre vielleicht interessant, direkt zu vergleichen, inwiefern der Film Langs Anspruch eher gerecht wird als der Roman."Vermittler zwischen Hirn und Hand muss das Herz sein."
#14
Geschrieben 13 Mai 2007 - 22:22
Also gerade das Element - oder vielmehr der Plot - "Thronfolge-Messias-Geschichte" ist nun ja nicht fantasyspezifisch. Das kannst Du grundsätzlich in jedem Genre/Modus machen. Entscheidend ist für "Star Wars", dass dieser Messias über magische Kräfte verfügt, die zumindest zu Beginn nicht wissenschaftlich erklärt werden.Genau. Deshalb finde ich in Star Wars auch das Fantasy-Element leicht dominierend, weil der es ja letzlich um so eine Thronfolge-Messias-Geschichte geht, auf deren Verlauf alle Technik keinen Einfluss hat, im Gegensatz zur erwähnten Zeitmaschine, deren Geschichte ohne die solche nicht so zu erzählen wäre.
Der Spruch ist auch dem Film vorangestellt. Ich halte "Metropolis" übrigens zwar für visuell und technisch herausragend, für inhaltlich aber für naiv bis bedenklich. Da wird eine seltsame Mischung aus unreflektiertem Politkitsch und Führerkult zelebriert, die mir übel aufstösst.Interessante Fußnote: Dieser Epigraph ist der Romanfassung vorangestellt und stammt von Thea von Harbou, nicht von Fritz Lang. Lang selbst kritisierte später eben jene These scharf und bezeichnete sie als "naiv". Er wollte seinen Film als klassenkämpferisch verstanden wissen, die Liebesgeschichte wäre er wohl am liebsten wieder losgeworden. Ich habe mir den Film nie angesehen, es wäre vielleicht interessant, direkt zu vergleichen, inwiefern der Film Langs Anspruch eher gerecht wird als der Roman.
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#15
Geschrieben 13 Mai 2007 - 22:57
Deshalb schreibe ich ja auch "auf deren Verlauf alle Technik keinen Einfluss hat". Der Plot wird von Magie - der "Macht" - bestimmt, das Geseie um den Todesstern (das einzige tragende SF-Element) ist dagegen eher zweitrangig.Also gerade das Element - oder vielmehr der Plot - "Thronfolge-Messias-Geschichte" ist nun ja nicht fantasyspezifisch. Das kannst Du grundsätzlich in jedem Genre/Modus machen. Entscheidend ist für "Star Wars", dass dieser Messias über magische Kräfte verfügt, die zumindest zu Beginn nicht wissenschaftlich erklärt werden.
Keine Ahnung, kenne den Film nicht. Das Buch fand ich recht gut, aber es ist natürlich kein Sachbuch über sein Thema sondern eher auf ästhetischer Ebene interessant.Der Spruch ist auch dem Film vorangestellt. Ich halte "Metropolis" übrigens zwar für visuell und technisch herausragend, für inhaltlich aber für naiv bis bedenklich. Da wird eine seltsame Mischung aus unreflektiertem Politkitsch und Führerkult zelebriert, die mir übel aufstösst.
#16
Geschrieben 14 Mai 2007 - 17:21
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#17
Geschrieben 14 Mai 2007 - 22:41
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