Kein Gejammer von mir, dass die Datenbanken immer noch offline sind. Statt dessen hier mal mein Versuch, die im Kino und auf DVD gesehenen Filme der letzten Zeit abzuarbeiten.
Nebenbei: wir ein einen Extra-Thread für "Neulich im Kino". Als zuweilen pingeliger Kerl frage ich: soll ich DVD-Erlebnisse auch dort posten?
So. Jetzt aber mal los.
Ghost Rider -- Dass dieser Film bei mir bestenfalls im oberen Mittelfeld landen kann, war mir schon durch die Vorabberichte nahegelegt worden, sowie dadurch, daß Regiesseur Mark Steven Johnson nach "Daredevil" und "Elektra" wohl kaum plötzlich eine 180-Grad-Wende vollführt und einen stimmigen, nicht-hirnrissigen Film abzuliefern vermag. So kann ich nur traurig sein, daß der erste Superhelden-Flick mit Comic- und speziell "Ghost Rider"-Fan Nicolas Cage kaum mehr ist, als eine öde Neo-Western-Biker-Mär, trotz solcher feinen Mimen wie Peter Fonda, Wes Bentley und Sam Elliot. Routine und schwache Dramaturgie (fade Viertelstunden) und ein wenig Augenzucker mit brennendem Schädelmotz (nette, seltene Minuten). Zum Ablästern bei einem Zwei-Bier-DVD-Abend geeignet (wenn man Bock hat, all den Schicksals-Schmu zu ertragen), ansonsten zu meiden. Hoffentlich werfen die kein Geld für eine Fortsetzung raus. --
4 Punkte, wobei ein "Ehrenpunkt" für die Spezial-FX und das sorgfältige Colour-Grading gegeben wurde.
Skinwalkers -- Werwölfe diesmal a la Hopi-Mythos. Konnte mich so gar nicht erwärmen für diese in der Provinz spielende Baller- und Schicksals-Torte. Schlechte Tricks und schon beleidigend dämliche Rollenzuweisungen langeweilten und ärgerten mich (zärtliche Liebende bei den Guten, lüsterne Bitches und Butche bei den Bösen). Schönlinge und Familiengutmenschen auf der Flucht vor Übercoolen und Assozialen in einem Plot, der nicht mal für Kiddies beim Spielplatzrollenspiel angemessen wäre, und schon gar nicht einem Film ab 16. Verglichen mit "Skinwalkers" bin ich nun orientierter darüber, was ich an solchen Goth-Edelkitsch wie "Underworld" reizvoll finde. --
2 Punkte.
The Host -- Die Koreaner überraschen mich, und zwar heftig. Ein wunderbarer Monsterfilm, der aber durch eine Vielschichtig- und Vielstimmigkeit glänzt (und verstört und begeistert), und mich manchesmale heftig schlucken und schmunzeln lies. Ganz besonders erfrischend fand ich, daß ganz normale kleine Popels einer "typisch" dysfunktionalen, sich wenig gloreich durchwurschtelnden Familie die Helden geben. Der schmale Grad, auf dem "The Host" immer wieder zwischen erschütternder Tragik und beißender Komik balanciert, ist so scharf, daß man sich das Gemüt daran schneiden kann (ich mag sowas): ich denke zum Beispiel an die Szene, in der die Familie in der Notunterkunft vor dem Photo der totgeglaubten Tochter verzweifelt weinend abtrauert. Flott gemacht, überzeugend geschauspielert, das Monster ist wunderbar unförmig (und letztlich liebenswürdig). --
7 Punkte
MirrorMask -- Ich gebe zu: als langjähriger Fan von Gaiman und McKean hätten die beiden bei mir auch dann noch eine Chance mich zu begeistern, wenn sie gälische Epik in Gebärdensprache als Schattenspiel auf eine weiß gekalkte Wand geschattet inszeniert hätten. (Nebenbei: getollschockt war ich von der gelangweilt-abfälligen Rezi im Heyne-Ziegel "Science Fiction 2007", wenn ich vergleich, welche Filme dort besser abschnitten als "MirrorMask" ... grusel.) Auch wenn die Story manchesmale holpert und der Film vor allem im zweiten Akt kaum mehr als eine (wirklich) nette Episodenshow ist, bezaubert mich das Design und die merklich mit Freude an der Sache spielenden Darsteller. Der Film peppt die Tradition des Henderson Creature Shop gelungen auf. Zwei Dinge haben mich besonders umgehaun: zum einen die schön lächerlich niedrigen Kosten (dem Hören nach etwa 8 Milionen $, was viele Hollywoodrechenschieber vor ein Rätsel stellen dürfte: "Warum sind unsere anderen Phantastik-Filme so teuer?"), und die bezaubernd chaotische Zirkus-Folk-Jazz-Mukke von Meister Ian Ballamy und seiner aus ganz Europa zusammengewürfelten Combo. Ich bin gespannt, welchen Weg als Filmemacher Dave McKean noch gehen wird, und ich will so bald ich kann seine Kurzfilmsammlung "Keanoshow" in die Finger zu bekommen. --
8 Punkte
Harry Potter & the Order of the Phoenix -- Fast wäre ich eingepennt. Im Fortlauf der Potterfilme tritt immer deutlicher zutage, daß das Format Kinospielfilm den dicken Schmökern nicht gerecht wird, und die Verfilmungen zur extralangen Werbeshow für die Prosa (die Spiele, die Bettwäsche usw.) verkommt. Nicht, daß die vielen Umwege der Bücher wirklich Substanz liefern, aber eben Athmo und Kurzweil (wenn man eben HP und seine Teenie-Soap überhaupt erträgt). Der im Buch atemberaubend äktschnreiche Schlußkampf ist im Film langweilig hektisch und undeutlich, weite Teile des Buches schrumpften zu Stimmungs-Montagen und die jugendlichen Darsteller sind deutlich dem Alter ihrer Charaktere entwachsen. Mit Augenzucker allein läßt sich halt keine Geschichte erzählen. Was bleibt?: schöne Deko und Kostüme (wie immer), Helena Bonham-Carter als richtig Böse Hexe (leider zu wenig Austritte) und (neu im Ensemble) eine Imelda Staunton, die als Dolores Umbridge den Film für mich kapert und als einzige wirklich frischen Drive in die Chose bringt. Ach ja: daß das Azkaban-Gefängnis an das alte Arbeitsamt-Logo erinnert, fand ich sehr erhellend. --
5 Punkte (mit zwei zugedrückten Augen).
300 -- Oh je: gefährlicher Faschofilm-Diskurs ... wobei ich es freilich für arg verspannten Quatsch halte, dieses elegant inszenierte Männerballett über Kriegergeschichtsmythen als Faschopropaganda zu nehmen; besser schon, man versteht diese gelungene Frank Miller-Verfilmung als eine Art Rorschachtest zum Thema testoteronversaute Diplomatie. Allerdings beunruhigten mich im Kinosaal die vielen (meist molligen) Möchtegern-Teen-Spartaner und Immortals in ihren Plastikkostümen. Oberpeinlich einfach, wie solch alberne Kindsköpfe jegliche sich dafür bietende Franchise-Phantastik als willkommene Entschuldigung für elaboriertes Posertum nutzen ("Wo ist mein Gummischwert?!!"). Für mich bleibt ein Film von stilsicher inszenierter Schönheit mit einigen wunderbar gemeinen Haken und Wendungen in der Story, die (ganz dem Comic entsprechend) zugleich Kriegerästhetik feiert und die Verbohrtheit von Obertapferkeit vorführt. Die absolute Kirsche auf dem Sahnehäubchen ist aber für mich die beindruckende Musik von Tyler Bates, der mit großem Geschmick klassischen Chorpomp, Metalriffs und Weltmusikrhythmen zu einem berauschenden Klangteppich zu verweben verstand. --
8 Punkte
The Fountain -- Oooooohhhhm en masse in dieser durch drei Zeiten/Welten surfenden Meditationshilfe. Zu meiner Schande muß ich gestehen: mein erster Arnovsky-Film, und ich bin nicht enttäuscht. Mit minderen Schauspielern als Jackman und Weisz wäre diese Eso-Queste kaum zu ertragen, so aber fand ich diese melancholische, letztlich tröstliche Suche nach Erfüllung, Unsterblichkeit und Karmawaschung ganz bezaubernd. Wunderschöne Bilder bei den phantastischen Abschnitten, und überzeugend nahegehende Dramaszenen wenn zwei Liebende aneinander vorbeileben. Auch hier kann ich den Soundtrack loben. Vor allem gegen Ende wandelt sich der Film dank der Arbeit von Clint Mansell zu einem stimmungsvollen Musikvideo. Als Gadget-Geek bin ich außerdem quietschvergnügt darüber, nach dem Weihnachtsbaum aus "Babylon 5" wieder mal ein Gehölz als Raumschiff präsentiert bekommen zu haben. Möge Euch das goldene Licht der Erkenntnis leuchten. --
7 Punkte (Wenn man in Gutmenschenstimmung ist; wenn nicht, dann zwei Punkte abziehen.)
So. Mehr fällt mir im Augenblick nicht ein.
Grüße
Alex / molo
Bearbeitet von molosovsky, 03 September 2007 - 12:25.