
Der unvermeidliche G8-Thread
#1
Geschrieben 26 Mai 2007 - 12:29
#2
Geschrieben 26 Mai 2007 - 13:19
Bearbeitet von Pixelprimat, 26 Mai 2007 - 13:20.
#3
Geschrieben 26 Mai 2007 - 13:45
Clou Gallagher * Colin Mirth * Rettungskreuzer Ikarus * Mein Blog* Meine Tweets
- • (Buch) als nächstes geplant:Asterix und der Greif
-
• (Buch) Neuerwerbung: Köln auf den Zweiten Blick
-
• (Film) gerade gesehen: Black Widow
-
• (Film) als nächstes geplant: No time to die
#4
Geschrieben 26 Mai 2007 - 14:00
Sofern du das jetzt nicht nur ironisch meintest: Noch hat man die Möglichkeit, relativ unproblematisch seine Meinung zu sagen. Ich finde erschreckend, dass reale Angst vorhanden zu sein scheint, das auch zu tun. Würde man annehmen, dass das Ziel ist, solche Meinungen zu unterdrücken, ist es schon jetzt erreicht.wenn ich mehr sagen würde, könnte das in ein paar Monaten vielleicht zu meinem plötzlichen Verschwinden führen. Darum: Kein Kommentar...
#5
Geschrieben 26 Mai 2007 - 14:04
Die da wäre? Interessant wäre es auch, mal wieder diesen Vergleich zu düsteren Zukunftsvisionen zu ziehen. Ich hätte mir vor vier, fünf Jahren nicht vorstellen können, dass es so schnell schon großräumige Demoverbote (zwar teilweise wieder aufgehoben, aber trotzdem), Geruchsproben, Postdurchsuchungen, Flugzeugabschuss-Phantasien, Armeeeinsatz im Innern etc. geben wird.Die haben ihre Meinung zur Globalisierung, ich habe meine.
#6
Geschrieben 26 Mai 2007 - 15:00
Doch, das Thema wurde hier schon mehrfach angesprochen. Die Mehrzahl der Schreiber vertrat die Meinung das sie sich durch mehr Überwachung sicherer fühlen würden. Nun ja . ich nicht. Das Problem bei der ganzen Sache : Durch die rasante Entwicklung der Technik ist die totalüberwachte Gesellschaft nur eine Frage der Zeit. Es spielt keine Rolle ob wir das wollen oder nicht, es wird so kommen. Kameras, Mindrohnen und Co werden immer billiger und die Software um die Datenflut auszuwerten immer leistungsfähiger. Es wird in wenigen Jahren problemlos möglich sein, über Gesichtserkennung lückenlose Bewegungsprofile aller Bürger zu erstellen. Wenn du einen Pass willst kriegen sie deine Fingerabdrücke. Über die Vorratsdatenspeicherung kennen sie deine Kontakte, deine politische Ausrichtung, deine sonstigen Vorlieben. Durch die Überwachung deiner Konten wissen sie was du mit deinem Geld machst und so weiter und so fort. Die Privatsphäre wird an so vielen Fronten zerstört das man gar nicht weiß wo man zuerst kämpfen sollte. Ps: Ich denke ich werde auch nach Heiligendamm fahren und gegen Schäuble demonstrieren.So ... da ich mich erinnere, dass anlässlich der 2005er Unruhen in Paris hier ganz nett darüber diskutiert wurde und daher realweltliche Themen in der CPC nicht unmöglich sind, möchte ich auch mal einen G8-Thread eröffnen.
Mich wundert, dass das angesichts von Überwachung etc. bisher noch nicht geschehen ist - gehen des Schäubles Phantasien bzw. der Polizei Regelungen spurlos an euch vorbei, habt ihr keine Meinung dazu oder wie sieht es aus? /Mario
Bearbeitet von Tarantoga, 26 Mai 2007 - 15:24.
#7
Geschrieben 26 Mai 2007 - 16:51
Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 26 Mai 2007 - 16:53.
/KB
Yay! KI-generiertes SF-Zitat Ende November...
"In the sprawling city forums of the galaxy, where chaos reigns and time flows differently, true power is found not in dominance, but in moderation. The wise use their influence to temper ambition with reason, and chaos with order."
(auf Bing.de generierter Monolog von der Copilot-S/W - die ich hiermit NICHT bewerbe! - nach Aufforderung nach einem "s.f. quote" mit einem bestimmten Wort darin; ich ersetzte nur das 4. Wort mit "city forums")
#8
Geschrieben 26 Mai 2007 - 17:51
Genau so würde ich es auch formulieren und damit auch gleich hal-o-terms Frage nach meiner Einstellung beantworten wollen: Globalierung per se muß nix Schlechtes sein, aber dabei über den Tisch ziehen lassen müssen sollte sich auch keiner. Und von wegen "Überwachungsstaat": ach Gottchen, wie furchtbar. Ich mußte, als ich vor nunmehr 10 Jahren in Japan arbeiten wollte, erst einen Bürgen vor Ort haben, der für mich bürgt und der im Falle von Fehlverhalten haftbar gemacht hätte werden können - und ohne meine Fingerabdrücke hätte ich kein Visum bekommen. Warum sollte das hier nicht auch gehen?Ich würde übrigens nicht gegen die Globalisierung demonstrieren wollen, sondern für gerechte Behandlung Afrikas und "fair trade".

Clou Gallagher * Colin Mirth * Rettungskreuzer Ikarus * Mein Blog* Meine Tweets
- • (Buch) als nächstes geplant:Asterix und der Greif
-
• (Buch) Neuerwerbung: Köln auf den Zweiten Blick
-
• (Film) gerade gesehen: Black Widow
-
• (Film) als nächstes geplant: No time to die
#9
Geschrieben 26 Mai 2007 - 22:39



Bearbeitet von mindblasted, 26 Mai 2007 - 22:43.
- • (Buch) gerade am lesen:Walter Jon Williams-Hardwired
-
• (Buch) Neuerwerbung: Neal Stephenson-Confusion
-
• (Film) gerade gesehen: Jin-Roh
-
• (Film) als nächstes geplant: Ghost in the shell SAC
#10
Geschrieben 26 Mai 2007 - 22:56
-
• (Buch) Neuerwerbung: Philip K. Dick - Der dunkle Schirm
-
• (Film) gerade gesehen: James Bond - Casino Royal
-
• (Film) als nächstes geplant: A Scanner Darkly
-
• (Film) Neuerwerbung: Paris 2054 Renaissance
#11
Geschrieben 27 Mai 2007 - 00:01
Was mir wiederum auf die Leier geht, ist diese ewige Gewaltsehnsucht auf die ich in Deutschland treffe, meistens ausgesprochen von Leuten, die dann auch noch sagen "aber ich bin ja Pazifist". Richtig LUSTIG darüber zu diskutieren!Sorry für son langen Text und drastische Worte, aber mir gehts auf den Keks dieselbe Leier immer wieder und wieder zu hören. Außerdem kommt jetzt besimmt eine lustige Diskussion in Gang


Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 27 Mai 2007 - 21:15.
/KB
Yay! KI-generiertes SF-Zitat Ende November...
"In the sprawling city forums of the galaxy, where chaos reigns and time flows differently, true power is found not in dominance, but in moderation. The wise use their influence to temper ambition with reason, and chaos with order."
(auf Bing.de generierter Monolog von der Copilot-S/W - die ich hiermit NICHT bewerbe! - nach Aufforderung nach einem "s.f. quote" mit einem bestimmten Wort darin; ich ersetzte nur das 4. Wort mit "city forums")
#12
Geschrieben 27 Mai 2007 - 07:22
Immerhin haben uns Deine Ausführungen gezeigt, dass Du Deinen Nicknamen mit Stolz tragen kannst: your mind is truly blasted.Und diese moralische Abwertung von gewaltsamen Aktionen halte ich für absolut bigott.
"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
(13. Erwerbsregel)
"Anyone who doesn't fight for his own self-interest has volunteered to fight for someone else's."
(The Cynic's book of wisdom)
Mein Blog
#13
Geschrieben 27 Mai 2007 - 09:02
#14
Geschrieben 27 Mai 2007 - 10:20
Ich spüre da ehrlich gesagt nicht viel von "ewiger Gewaltsehnsucht". Gerdade bei den "kopfsteinpflasterwerfenden Autonomen" wird dieses "Kopfsteinpflasterwerfen" reflektiert und hinterfragt. Und über "GEWALTLOSE Anarchisten" kann ich mich nur wundern. Die Frage ist wo du den Anarchismus anfängst? Bei Proudhon, Bakunin oder Kropotkin? Gewalt befürwortende Revolutionäre. Anarchismus war niemals rein gewalttätig oder rein gewaltlos. Gerade in der Zeit auf die du anspielst gab es sogar einen ernstzunehmenden anarchistischen Terrorismus mit Bomben- und Pistolenattentaten. Der Witz ist nur das es damals gegen die Monarchie ging, also eine tyrannische Ordnung die in arge Probleme geriet wenn der Herrscher ermordet wurde. In einer parlamentarisch-demokratischen, kapitalistischen Gesellschaft sind solche Taktiken absolut sinnlos. Was die linksradikale Szene auch imho kapiert hat. Wenn man mal von Psychopathen wie der RAF absieht. Abgesehen von solchen "Arschlöchern" (Zitat by Sartre) wie Baader und Co wirst du so gut wie keinen linkspolitischen (ich schreibe mit absicht nicht radikal, also von der Wurzel her) Mörder mehr in der jüngeren Geschichte dieses Landes finden. Von Staatsorganen ermordete Menschen dagegen einige. Von daher ist dein "Mensch tot am Boden" Spruch absolut verfehlt und diffamierend. Und das diese Leute für dich sprechen erwartet auch niemand. Ihre Taten sprechen für sie selbst, für niemand sonst. Sie tragen die Verantwortung dafür und müssen die Folgen auf sich nehmen. Alles was ich geschrieben habe ist das ich es nicht einsehe mich von Leuten zu entsolidarisieren oder sie gar als Terroristen zu beschimpfen, die sich gegen Polizeibrutalität zur Wehr setzen oder bei Nacht und Nebel tote Gegenstände sabotieren oder zerstören wie das Auto eines Bildzeitungsredakteurs. Ich habe es bisher noch auf keiner Demo erlebt das Gewalt in erster Linie von der Demonstrantenseite ausging, es sei denn das es sich um Angriffe auf Naziaufmärsche gehandelt hat, zu denen ich mir schwer tue ein Urteil zu fällen, weil ich sie mit der Vergangenheit der wieder erstarkenden nazistischen Bewegung abwägen muss. Stalingrad war, so schade das ist, nunmal notwendig. Appeasementpolitik war, so schade das ist, ein Riesenfehler. Die Situation ist eine andere, selbstverständlich. Nur ist jeder der einen 6 Millionen fachen, industriellen Massenmord für gut befindet in meinen Augen selbst ein potentieller Mörder (120 Tote in den letzten zehn Jahren)...wie gesagt ich habe da (noch) keine klare Meinung zu. Zu Ghandi. Das Zitat war genauso gemeint wie du es verstanden hast. Selbstverständlich war der Mann das genaue Gegenteil eines Gewalttäters, trotzdem zeigt der Spruch eine Auffassung von Pazifismus die ich um einiges verständlicher finde als jene von Jesus Christus. Und zwar das der Pazifist das Recht hat sich in einer Bedrohungssituation mit allen Mitteln zur Wehr zur Setzen. Wenn man von gepanzerten Staatsdienern auseinandergenommen wird ist diese Situation meiner Meinung nach gegeben. Nochmal, die Frage, von was für einer Qualität der Gewalt reden wir hier? Rechtfertigt diese Qualität in irgendeiner Weise die Repressionen der letzten Zeit? @Tarantoga: Volle Zustimmung. @Diboo: Trag was substantielles außer Beleidigungen bei (wenn du dazu fähig sein solltest), dann kann ich auch drauf eingehen.Was mir wiederum auf die Leier geht, ist diese ewige Gewaltsehnsucht auf die ich in Deutschland treffe, meistens ausgesprochen von Leuten, die dann auch noch sagen "aber ich bin ja Pazifist". Richtig LUSTIG darüber zu diskutieren! dry.gif Es gibt m.E. in der BRD so gut wie keine Rechtfertigung für Gewalt, außer man wird direkt persönlich und unmittelbar bedroht! Losknüppelnde Bullen und kopfsteinplasterwerfende Autonome (gerne mit dem 100-Jahre-alten Symbol der GEWALTLOSEN Anarchisten auf dem Rucksack/Mantel) sprechen nie und nimmer für mich! Auch fehlt bei deinem Ghandi-Spruch leider das Wörtchen "nur" vor "die Wahl" - Ghandi sprach sich m.E. damit selber Mut zu; Gewaltlosigkeit war ihm aber allerhöchstes Gut, ohne Ausnahme - wer Gegenteiliges andeutet, soll das bitte ausführlicher belegen. Und wer schon mal extreme Gewalt erlebt hat und einen Mensch vor sich tot am Boden hat liegen sehen, wird m.E. kaum Gewalt "verstehen"...
- • (Buch) gerade am lesen:Walter Jon Williams-Hardwired
-
• (Buch) Neuerwerbung: Neal Stephenson-Confusion
-
• (Film) gerade gesehen: Jin-Roh
-
• (Film) als nächstes geplant: Ghost in the shell SAC
#15
Geschrieben 27 Mai 2007 - 10:43
Du willst doch nicht ernsthaft behaupten das die Bekloppten die Steine und Molotov Coctails werfen ( tödliche Waffen), Autos abfackeln und Läden plündern irgendwas reflektieren oder gar irgendwelche politischen Ziele verfolgen ? Das sind einfach nur Chaoten die auf Randale aus sind und sonst gar nichts. Ich frage mich oft ob die wirklich so blöde sind oder ob die alle vom Staat bezahlt werden, um das Zusanmmenknüppeln von Demonstrationen zu rechtfertigen. Was genau bringt es politisch, Steine und Brandsätze auf Polizisten zu werfen ? Ausser das dann 10 Andere, die gar nichts damit zu tun haben auf die Fresse kriegen ? Richtig, GAR NICHTS ! Denen macht einfach die Gewalt Spaß und sonst nix. Ich kann auf solche Spaken gut verzichten. Sollen die sich doch ein anderes Hobby suchen, Hooligan oder so was. Da trifft man Gleichgesinnte.Ich spüre da ehrlich gesagt nicht viel von "ewiger Gewaltsehnsucht". Gerdade bei den "kopfsteinpflasterwerfenden Autonomen" wird dieses "Kopfsteinpflasterwerfen" reflektiert und hinterfragt.
Bearbeitet von Tarantoga, 27 Mai 2007 - 10:45.
#16
Geschrieben 27 Mai 2007 - 11:11
Du meinst, wenn das harmlose Auto eines harmlosen Bürgers, das zufälligerweise im Weg stand, zu Klump gehauen wird, ist das reflektierte revolutionäre Taktik und damit legitim? Aha.Ich spüre da ehrlich gesagt nicht viel von "ewiger Gewaltsehnsucht". Gerdade bei den "kopfsteinpflasterwerfenden Autonomen" wird dieses "Kopfsteinpflasterwerfen" reflektiert und hinterfragt.
Da Du offenbar außer linker Gewaltromantik nicht viel anzubieten hast, wäre das verlorene Liebesmüh.@Diboo: Trag was substantielles außer Beleidigungen bei (wenn du dazu fähig sein solltest), dann kann ich auch drauf eingehen.
"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
(13. Erwerbsregel)
"Anyone who doesn't fight for his own self-interest has volunteered to fight for someone else's."
(The Cynic's book of wisdom)
Mein Blog
#17
Geschrieben 27 Mai 2007 - 11:28
Diffamierend ist eine Fehlinterpretation - ich sprach von einer Situation in Afrika vor 25 Jahren, und meine damit persönlich erlebte Gewalt, sonst nichts.)dein "Mensch tot am Boden" Spruch absolut ... diffamierend.
/KB
Yay! KI-generiertes SF-Zitat Ende November...
"In the sprawling city forums of the galaxy, where chaos reigns and time flows differently, true power is found not in dominance, but in moderation. The wise use their influence to temper ambition with reason, and chaos with order."
(auf Bing.de generierter Monolog von der Copilot-S/W - die ich hiermit NICHT bewerbe! - nach Aufforderung nach einem "s.f. quote" mit einem bestimmten Wort darin; ich ersetzte nur das 4. Wort mit "city forums")
#18
Geschrieben 27 Mai 2007 - 13:05

(Link) Dazu war meine Antwort:Wenn die bindenden Elemente, der Konsens das Kapitalismus ach so toll sei weg ist, wenn der letzte Rest Sozialpolitik beseitigt ist und der Kapitalismus in Reinkultur (Manchesterkapitalismus) wieder kommt, dann denke ich kommt das Chaos in Form von Aufständen
(Link) Einer der Gründe, warum ich zum jetzigen Zeitpunkt (noch haben wir Demokratie und die Möglichkeit, politisch Veränderungen zu erreichen) gegen Eskalation bin. Jedenfalls denke ich, dass viele "Chaoten" nicht nur aus Spaß an Gewalt gewalttätig sind, sondern weil sie diesen "Anomie"-Zustand herbeisehen, wenn sie ihn nicht gar herbeiführen wollen. Das von jemandem hier eingeworfene Wort "Gewaltsehnsucht" also nicht als Sehnsucht nach Gewalt an sich, sondern als Gewalt als Mittel der Veränderung, nur dass diese Veränderung viel zu kurzsichtig gedacht ist. Wenn wir allerdings irgendwann in einer Situation leben sollten, die der Nazizeit ähnelt, in einem Land, dass regelmäßig mit Gewalt, Brutalität, Gefängnis gegen seine Bürger vorgeht, sehe ich das schon wieder anders; wenn mit friedlichen Mitteln absolut nichts gegen so einen Staat auszurichten wäre, müsste man zu imo zu anderen greifen. Aber so etwas ist zur Zeit absolut nicht gegeben und das wird es wahrscheinlich auch in absehbarer Zeit nicht sein ... hoffe ich. hal/MarioAus diesem Chaos kann nun aber alles mögliche erwachsen und unterschiedliche Gruppen werden versuchen, ihre Sichtweise durchzusetzen. Sozialismus, Faschismus, religiöser Fundamentalismus oder vielleicht auch nur eine “erneuerte† Sozialdemokratie, die dann wieder 40, 50 Jahre funktioniert, bevor sie erneut auseinander bricht. Ich befürchte nur, dass die Nazis diejenige Gruppe wären, die eine chaotische Situation am “besten† ausnutzen würde - die würden wahrscheinlich nicht großartig diskutieren und versuchen, demokratisch zu agieren, sondern schnell, auf lokaler Ebene irgendwelche Entscheidungen treffen und mit Gewalt durchsetzen. Weil sich die Mehrheit der Bevölkerung in erster Linie nach Essen, Ruhe und Ordnung sehnen würde, würde das akzeptiert werden. Die “Linken† würden danach vertrieben, eingesperrt oder getötet werden, das Volk würde seinen neuen Führern danken und wir hätten “The Reich† 2.0.
#19
Geschrieben 27 Mai 2007 - 13:25
So was ähnliches haben wir in der Schule gelernt, nennt sich vorrevolutionäre Situation. Nach der Revolution kommt dann der revolutionäre Terror, das wurde auch ganz offen gesagt. Die Feinde der neuen Ordnung werden in dieser Phase vernichtet. Und "Feind" wird man da schnell. Solchen Leute MUSS entschlossen entgegen getreten werden. Aber das führt alles vom Thema weg. Was mich an der globalisierungkritschen Bewegung stört ist die Tatsache das zwar alle wissen wogegen sie sind, aber nicht WOFÜR. Es fehlt eine zentrale Ideologie oder sagen wir mal Leitlinie und solange die nicht da ist wird das alles immer wieder im Sande verlaufen. Wie die Aussehen soll..keine Ahnung. Allgemeinplätze wie.."gerecht" , "fair " und Co sind zu wischiwaschi, um Massen zu mobilisieren. Ps: Ich finde es allerdings auch verlogen wenn unsere Politker erzählen Gewalt wäre kein Mittel der Politik. Da braucht man nur vom Yugoslawienkrieg bis ins Heute blickenNa, hier geht's ja ab.
Zur Gewaltfrage: Es gibt diverse Leute, die der Meinung sind, dass Gewalt deshalb gut sei, weil sie Anomie (grob gesprochen: gesellschaftliches Chaos) auslöst, auf dem man dann eine mehr oder minder neue Gesellschaftsform errichten kann. In dem Sinne wünschen sich diese Leute fast, dass es zu umfassenden Aufständen kommt, unter denen das bestehende System hinweggefegt wird.
#20
Geschrieben 27 Mai 2007 - 13:37
Immerhin schien man sich in der DDR darüber bewusst zu sein, dass das nicht alles so einfach geht wie heutige Jung-"Kommunisten" sich das teilweise vorstellen. (Was zumindest die Ideologie eines Teils der Globalisierungskritiker beschreibt; Kommunismus im Sinne der DKP oder der SAV, der aus den Erfahrungen der Sowjetunion, der DDR und ähnlicher Länder lernt und es "besser", wahrhaft demokratisch machen will, was ich für zum Scheitern verurteilt halte, weil Menschen Menschen sind).So was ähnliches haben wir in der Schule gelernt, nennt sich vorrevolutionäre Situation. Nach der Revolution kommt dann der revolutionäre Terror, das wurde auch ganz offen gesagt. Die Feinde der neuen Ordnung werden in dieser Phase vernichtet. Und "Feind" wird man da schnell.
#21
Geschrieben 28 Mai 2007 - 14:49
Nein, warum sollte ich. Um den Erbauern dieses unmöglichen Zauns auch noch einen Grund zu liefern, damit sie anschließend sagen können "Wir haben es euch doch gesagt." Die größte Blamage wäre es imho gewesen, wenn man mit viel Aufwand dieses Zaun Monstrum in die Landschaft geklotzt hätte und am Ende war niemand auch nur in der Nähe. Aber nein, man muss den Obrigkeiten mit diversem Aktionismus praktisch beweisen, dass sie "Recht" hatten. Sieht man mal davon ab, dass ich mit Linken und Protestaktionen bisher fast ausschließlich negative Erfahrungen gemacht habe..... Volksfront von Judäa.Fährt irgendwer nach Heiligendamm? Ich selbst wohne ja in Rostock und bin sozusagen im Auge des vielleicht oder vielleicht auch nicht zu erwartenden Sturmes; nur ein paar Häuserblocks entfernt befindet sich in einer ehemaligen Schule ein Anti-G8-Basis-Lager (Convergenance Camp oder wie dat heißt). hal/Mario
Bearbeitet von Yoscha, 28 Mai 2007 - 15:11.
Eine nicht ganz ernsthafte Zukunftsvision.
Coming Soon.
- • (Buch) gerade am lesen:keins
#22
Geschrieben 08 Juni 2007 - 20:07
Inhalte ?!
Die ewige Crux mit der Gewalt, der schleichende Tod eine Bewegung oder die Frage ob sich ein "actiongeladenes B-Movie" oder eine "poppige Soap Opera" besser verkauft.
Von "Werden unsere Polizisten verheizt ?" bis "Ein schwarzer Samstag"...
Von Bild bis Taz, von Schäuble bis Peter Wahl sind sich Mainstream-Medien und Funktionsträger einer Sache einig. Der Buhmann heißt: "schwarzer Block", "Autonome Szene" oder auch einfach nur "Terroristen, Chaoten, Hooligans".
Dank diesen frustrierten, postpubertären Jungmännern die den Krawall um des Krawalls wegen zelebrieren sind die Inhalte der Proteste versiegt.
Wenn man am Samtag Abend dabei war und ein wenig Demoerfahrung hat kann man sich darüber nur wundern, aber dann wird einem schnell wieder bewusst wo man sich aufhält. Im Standort Deutschland natürlich, dort wo jeder Mücke Stoßzähne und Rüssel wachsen.
Bevor ich falsch verstanden werde (wird wohl sowieso passieren s.o. aber egal).
Was am Samstag abend lief war schlichtweg beschissen und für einige Leute auch ganz schön traumatisch. Mit einer riesigen, friedlichen Demo versammeln wir uns zu einer Kundgebung im Rostocker Hafen. Auf einmal stürmen Polizisten in den "Make Capitalism History Block" und versuchen anscheinend einiger Vermummter habhaft zu werden die zuvor ein Polizeifahrzeug attackiert haben. Steine und Flaschen fliegen, Gummiknüppel zischen herab, Beine und Nasen brechen.
Innerhalb kürzester Zeit hat sich der Riot auf den Großteil der die Kundgebung umgebende Straße ausgeweitet. Sowohl Polizei als auch Linksradikale agieren total chaotisch und ohne erkennbare Taktik. Schlimmerweise beziehen beide Seiten die überwiegend ruhige Kundgebung mit ein. Während die Polizei ohne erkennbare Motivation immer wieder tief in die Menge hereinstürmt und wahllos um sich schlägt, nutzt der Mob dieselbe als Rückzugsort. Ganz ohne Rücksicht darauf das sich in der Menge kleine Kinder, Behinderte und Leute ohne Papiere aufhalten denen im Fall einer Verhaftung die Abschiebung droht.
Ich versuche mit einem Grüppchen von Vermummten ins Gespräch zu kommen bin aber so aufgebracht das ich sie eher anschreie "Lasst die Scheiße sein!". Einige junge Frauen die anscheinend Angst haben ich wollte eine Schlägerei mit den Vermummten anfangen zerren mich weg.
Ich bin fassungslos über den Grad der Unorganisiertheit und die sich höher schraubende Gewaltspirale. In so einem Fall wäre es angebracht gewesen Ketten zu bilden um die Demo zu schützen anstatt auszuflippen. Was der Großteil des schwarzen Blocks aber auch nicht tut. Die Täter dieses Abends sind tatsächlich Krawallkiddies. Hools die am Abend eine Heldengeschichte am Lagerfeuer erzählen wollen, ohne Rücksicht auf andere. Und natürlich überforderte Polizisten die anscheinend die gesamte Menge zum Feind haben. Wasserwerfereinsätze und Tränengasbeschuss treffen überwiegend den friedlichen Teil der Kundgebung.
Trotz dieser Auschreitungen wird die Kundgebung nur selten unterbrochen. Bands spielen auf. Tanzende, panische und steinewerfende Menschen wild durchmischt.
Ob jetzt die Riotkids oder die Polizei die Eskalation begonnen haben ist mir relativ egal. Die Reaktionen beider Seiten sind absolut bescheuert.
Enttäuscht verlassen wir die Kundgebung.
Am nächsten Tag dominieren die Ausschreitungen die Presse, wie ja zu erwarten war. Seltsamerweise tun sie das aber auch noch nächsten Tag, dem übernächsten und dem darauffolgenden. An diesen Tagen beweist die Bewegung aber das sie aus den Fehlern vom Samstag gelernt hat. Die Poilzei dagegen fährt eine so permanente Provokation das man dem potenziell gewaltbereiten Teil der Demos Hochachtung zollen muss wie friedlich und kompromissbereit er trotzdem bleibt.
Symptomatisch dafür ist die "Internationale Demo für Bewegungsfreiheit und gegen Abschiebung" am Montag. Die Polizei stoppt die Demo alle paar Minuten aus fadenscheinigen Gründen. Bevor wir überhaupt loslaufen können darf keine einzige Vermummung mehr zu sehen sein. Zu meinem Erstaunen werden diese und andere Auflagen von allen Anwesenden hingenommen.
Ich laufe wie am Samstag den ganzen Tag im schwarzen Block. Wir sind viele, es wird wieder einmal klar das der gewaltbereite Mob von Samstagabend ein verschwindend geringer Teil der anwesenden Autonomen war.
Trotz ständiger Repression durch die Polizei ist die Stimmung gut. Wir sind laut und gut organisiert. Der Block läuft in Ketten, abgeschirmt durch Seitentranspis und reagiert souverän auf polizeiliche Provokation. Glasflaschen werden aus dem Block getragen und an den Rand der Demo gestellt wo die Polizei sie dann wegräumt.
Trotzdem wird die Demo an der Parkstrasse erneut gestoppt. Die Begründung der Polizei, die Demo sei für 2000 Leute angemeldet aber wir seien über 10000, weswegen sie uns nicht in die Innenstadt lassen könnten ruft spöttisches Gelächter hervor. Zwei Tage vorher sind 80000 Leute durch die selbe Innenstadt gezogen.
Laut späteren Angaben von Polizeisprechern sind von uns 10000 mindestens 2500 potentielle "Gewalttäter". Wenn man davon ausgeht das für die Staatsmacht "Gewalttäter" gleichbedeutend mit politisch radikal und schwarz gekleidet ist, kann ich dem zustimmen. Vor allem dem "mindestens". Ganz ehrlich. Wenn ich die taktische Hilflosigkeit der Bullen mit der Größe, der Strukturiertheit und Organisation des schwarzen Blocks vom Montag vergleiche...wenn diese Leute am Samstag wirklich losgelegt hätten wäre in Rostock wohl kein Stein mehr auf dem anderen geblieben.
Die Auschreitungen waren für einen Protest dieser Größenordnung ungewöhnlich klein! Das war nicht Genua, nicht Göteborg , Prag oder Seattle. Als ich 2003 bei den G8 Demonstrationen um Evian war krachte es jede Nacht irgendwo. Banken wurden angezündet, Tankstellen geplündert, Gebäude vollkommen entglast, zum Beispiel ein Konferenzzentrum der Partie Socialiste an dessen Blockade ich mich beteiligte.
Damals kam es durch den Einsatz von Pfeffersrpray auf Seiten der Bodyguards französicher Parlamentarier zur Eskalation. Die demonstrierende Menge wurde durch Tränengasgranaten vertrieben, Barrikaden wurden errichtet. Steine flogen. Trotzdem standen sämtliche Anwohner auf den Balkonen und jubelten den Demonstranten zu, verteilten Wasserflaschen, boten Fluchtwege und behinderten die Polizei. In und um Rostock bot sich dagegen ein ganz anderes Bild.
Die Unterstützung durch freundliche Einwohner war zwar vorhanden, hielt ich aber in Grenzen. Das vorherrschende Gefühl war eher Angst. Es brannte genau ein Auto, das von sämtlichen Zeitungen aus allen möglichen Perspektiven und Leuten dazu gezeigt wurde. Ansonsten fackelten einige 16jährige Jungantifas noch drei Mülltonnen ab und wurden von aufgebrachten Ökos mit dem Schlachtruf "It`s bad for our environment" vertrieben. Die Polizei korrigierte später ihre Verletztenzahlen deutlich nach unten. Anscheinend gab es genau zwei Polizisten die so schwer verletzt wurden das sie einen Krankenhausaufenthalt benötigten.
Es kam zu keinen nennenswerten Auschreitungen mehr. Trotzdem durchzog die Gewaltparanoia die Presse. Das führte zB zu Spiegel-Schlagzeilen wie "Clowns spritzen Gift" wo behauptet wurde das Mitglieder der Clowns Army Polizisten mit Säure aus Wasserpistolen bespritzt hätten. Später stellte sich dann heraus das es sich um Seifenlauge für Seifenblasen gehandelt hatte die natürlich ein wenig in den Augen brennt. Die machtvolle Demo vom Montag und die danach kommenden Demos wurden von der Presse grossteils ignoriert. Teilweise wurde noch am Mittwoch über Samstag berichtet. Politiker überschlugen sich gegenseitig mit Forderungen wie nach dem Einsatz des GSG9 (Antiterroreinheit) oder Gummigeschossen (potentiell tödliche Waffen) worauf die Demonstranten sogar von der Polizeigewerkschaft in Schutz genommen wurden.
Hätte es die Chaostage von Hannover oder den 1. Mai in Berlin, die vereitelten Naziaufmärsche in Göttingen usw. nie gegeben könnte man annehmen das die deutsche Öffentlichkeit noch nie erfahren hat was wirkliche Massenmilitanz bedeutet. So muss man den Medien jedoch bewusste Panikmache vorwerfen...und vielleicht auch ein klein wenig Geldgier...zwei Journalisten einer Bildagentur erzählten uns beispielsweise das sich Bilder von friedlichen Demos einfach nicht verkaufen würden.
Noch unverständlicher sind die Distanzierungsversuche und Denunziationsaufrufe von Seiten des Attac-Vorstands und anderer Teile der gemäßigten Linken hin zur autonomen Szene. Diese müssten es definitv besser wissen, spalten aber lieber die eigene Bewegung als sich dem medialen Druck zu stellen. Interessanterweise hatte ich nicht den Eindruck das diese Distanzierungs von der Attac-Basis mitgetragen wird. Gespräche mit Attac Aktivisten (davon einige zB Organisatoren der Sonderzüge und der Blockaden) zeigten das an der Basis der Organisation kein Wunsch nach Distanzierung von den Autonomen besteht. Attac- Vorständler wie Peter Wahl schießen mit solchen Pressekundgebungen Eigentore die sie sich nicht leisten können wenn die dem begonnenen Schrumpfen ihrer Organisation Einhalt gebieten wollen die in Dingen wie zB der Abspaltung des "Netzwerks freies Wissen" offenkundig wird.
Abgesehen davon fiel Attac auch nicht gerade über kommunizierte Inhalte auf sondern über die Organisation von Kulturevents mit Karnevalscharakter. Ob ein entpolitisiertes Pop-Festival noch als schlagkräftiger Protest wahrgenommen werden kann? Ob durch Gewalt oder Weichspüler...Content is missing.
Sect-Spotting
Von Volksfronten und anderem Schrebergartengemüse und dem irrealen Zwang den Kapitalismus auch mal vor seinen Kritikern in Schutz zu nehmen.
Naja, ganz stimmte der letzte Satz jetzt natürlich nicht. Tatsächlich waren bei den Protestlern der letzten Woche Inhalte en masse vorhanden. Ob diese immer soviel Sinn machen sei einmal dahingestellt.
Am Besten zu erkennen waren die ganzen verschiedenen linken Sekten in der Großdemo am Samstag wo sie alle ihre jeweiligen bunten Wimpel vor sich hin trugen.
Heterogener kann Protest gar nicht sein.
Da waren sie wieder, die fünf Millionen kommunistischen Splittergruppen. SAV, SDAJ, RSB, DKP, MLPD, Spartakisten, SDS:die Linke, International Socialist, Comitee of Workers International, Maoisten, sowie zig andere marginale kommunistische Gruppen aus aller Herren Länder wetteifern darum wer am öftesten das Konterfei des heiligen Che zur Schau stellen kann.
Während von der Bühne infantiler Bewegungs-Hiphop auf die Köpfe der Demomenge einschlägt stoßen wir auf "Künstler" welche die Vertreter der G8 mit Königen durcheinanderbringen und so nebenbei mal schnell Kapitalismus Feudalismus sein lassen. Iranische Frauengruppen die anscheinend lautstark nur von Männern vertreten werden können fordern ein Ende der "zionistische Besatzung Palästinas" , hinter ihnen verkünden antideutsche Gruppen ihre Solidarität mit Israel und ihre Sympathie für den Communismus (mit C statt K) um sich von Stalin und Konsorten genauso abzugrenzen wie von ihren anwesenden Fans die einen böse anfunkeln wenn man über ihre Lenin-Fahnen spottet.
Die Raver von der Hedonistischen Internationale tanzen an veriwrrten Evangelikalen vorbei. Kritiker der schäublerischen Überwachungsvorstösse schwenken Schilder mit der Aufschrift "sind wir nicht alle ein bisschen 129a".
Wir halten uns bevorzugt im großen anarchistischen schwarzen Block und dem kleinen aber feinen anarchosyndikalistischen Block der FAU auf. Bei weitem nicht die einzige Gewerkschaft. Verdi ist ebenfalls hier, die IGM und so weiter. Hundert Jahre DGB tun dem Kapital nicht weh, macht aber nix es geht auch noch reformistischer. Da kommen die Jugendorganisationen der Parteien. Die grüne Jugend und die Jusos wirken neben vermummten Autonomen leicht deplaziert...oder umgekehrt ?
So viele Widersrpüchlichkeiten, verkürzte Positionen und demonstrative Wichtigtuerei habe ich selten auf einer Protestaktion erlebt.
Auch was teilweise selbstbezeichnete anitkapitalistische Gruppen für einen Stuss von sich geben ist entweder zum Lachen oder zum Haare raufen. Was solls, wir haben ein neues Hobby: "Sect spotting" und "Spartakisten ärgern". Was bei Leuten die mit der Sowjetunion mehr anfangen können als mit parlamentarischer Demokratie und "arbeitscheuen, ungewaschenen Lumpenproletariern" wie uns lächerlich einfach ist.
"Don`t hate the media, be the media"
Eine Cyberpunk-Perspektive
Für diese Community wohl mit am interessantesten ist wohl der Umgang mit modernen Kommunkationsmitteln auf beiden Seiten.
Der Protest ist vernetzter, und damit besser informierter geworden, andererseits werden auch Grenzen moderner Kommunikation aufgezeigt. Sichtbar wird das vielleicht vor allem an den sehr erfolgreichen und gut durchdachten Blockadeaktionen und dem Independent Media Network (Indymedia).
Im Independent Media Center in Rostocks Hafengegend wurden minütlich neue Nachrichten per Beamer an die Wand geworfen. Es gab kostenlos zugängliches Internet und eine riesige Auswahl unterschiedlicher Publikationen. Die Präsenz vom Kameras auf Seiten der Demonstranten war ebenfalls auffällig.
Hier wurde anscheinend nicht wenig davon ausgewertet. Das solche Kommunikationsstrukturen von der Polizei als wichtig eingeschätzt werden haben Angriffe auf IMCs in der Vergangenheit gezeigt. Umso schöner das so etwas diesmal ausblieb.
Auch auf den Camps gibt es eine hohe Informationsdichte. Legal Teams klären juristische Fragen ab, Infopoints bieten alles wissenswerte zu Fragen wie Busplänen, Landkarten, wo, wann was. Es gibt ein Handyladezelt.
Interessant ist das die gesamte Informationsverteilung absolut dezentral läuft und das sogar leidlich funktioniert. Bezugsgruppen schicken ihre Delegieten zu den Camp-Plenas, beraten, fällen Beschlüsse. Man merkt das ein solches System eine Eingewöhnungszeit benötigt, aber im Großen und Ganzen ist jeder besser und vor allem objektiver informiert als es mit einer zentralen Planung möglich wäre.
Die Vorteile aber auch Nachteile von dezentralen Taktiken werden auch bei den Blockaden sichtbar. Koordiniert dringen die Demonstranten nach dem sogenannten 5-Finger System in die Sperrzone ein. Unser Ziel ist es die Polizeiabsperrungen so auszudünnen das es ohne Gewaltanwendung möglich ist bis auf die Zufahrtstraßen durchzubrechen. Die Taktik geht perfekt auf. Obwohl sie die eindeutig bessere Kommunikationstruktur hat reagiert die Polizei verwirrt als wir uns in die Felder schlagen und auf die Sperrzone zumarschieren. Über unseren Köpfen kreisen teilweise bis zu 8 Hubschrauber im Tiefflug. Der einzige Zweck dieser Manöver: Einschüchterung. In Redelich gab es sogar eine simulierte Bomberattacke durch einen Bundeswehrjäger auf das Camp.
Die erste Polizeiabsperrung die es zu überwinden gibt reagiert mit verzweifelter Gewalt gegen die friedlich vorrückenden Menschen. Pfefferspray wird in die Menge gespritzt, Wasserwerfen jagen mit Reizstoffen versetzte Flüssigkeit in unsere Reihen. Trotzdem gelingt es uns die Situation relativ schnell zu deeskalieren (eine Taktik die sich im Gegensatz zu der, der Polizei wirklich als solche schimpfen lässt).
Die Beamten lassen sich beruhigen, und zur Diskussion bewegen. Was uns in erster Linie entgegenschlägt ist Sympathie. Wir werden gefragt ob wir Sanitäter brauchen, als ein Polizist darauf sagt: "Jetzt vielleicht nicht aber gleich!" wird er von seinem Einsatzleiter zurechtgewiesen. Dieser und einige andere sprechen uns sogar Hochachtung für unser effektives Vorgehen aus. Tatsächlich gelingt es uns nahezu spielerisch drei Polizeiketten trotz Repressionen zu überwinden und usner Ziel zu erreichen. Als die Blockade steht hören wir das alle anderen Gruppen ebenfalls erfolgreich beim Sturm auf Heiligendamm waren. Die Blockaden stehen, später müssen die Delegierten und Journalisten per Hubschrauber und Schiff (da gibt es noch eine Seeblockade durch Greenpeace, die aber durch übertriebene Repression durchbrochen wird).
Die Polizei die sich mittlerweile auf NTV totales Versagen vorwerfen muss greift zu einer neuen Taktik die besser auf die Situation zugeschnitten ist. Informationsterror. Erneut wird die Angst vorm "schwarzen Mann" geschürt. Pressesprecher verkünden das die Blockade in Bad Doberan mit Autonomen durchsetzt sei die sich mit Molotov-Cocktails bewaffnen würden. Diese Fehlinformation wird kritiklos von der DPA übernommen. Immer wieder kommen Nachrichten von Räumungen und Strassenschlachten die schlicht nicht den Tatsachen entsprechen. Nur der guten Vorbereitung und der funktionierenden Kommunikationssysteme ist es zu Verdanken das die Blockaden nicht auseinanderbrechen. Sie halten über Nacht und werden erst heute beendet.
"We are winning!"
Trotz oder wegen der G8-Proteste: Wir leben in interessanten Zeiten
Man kann sich über den politischen Gehalt der G8 Proteste zurecht das Maul zerreißen. Die Positionen sind zu uneinheitlich, der Gipfel auf dem so wenig wichtiges passiert ist ein schlechtes Ziel für diese Masse an Protest.
Trotzdem bewerte ich die Aktionen grundsätzlich als positiv. Viele Leute in diesem Land haben gelernt was es bedeuten kann gemeinsam mit anderen zusammen erfolgreich zivilen Ungehorsam zu leisten. Bei den meisten Teilnehmern der Blockaden war eine grenzenlose Begeisterung spürbar welche die traurigen Ereignisse vom Samstag einfach fortwischte. Ich denke das diese Begeisterung mit nach Hause getragen wird und sinnvolleren sozialen Protesten Nahrung und Antrieb sein kann. Ich persönlich schaue ebenfalls ein klein wenig optimistischer in die Zukunft, und allein das zusammen mit dem Kennenlernen unglaublich vieler grundverschiedener Menschen, vieler neuer Freunde und die Auseinandersetzung mit diesen waren die Woche in Rostock wert.
Wir wissen das die Zeiten kälter werden...soziale Verschärfungen und der wachsende Überwachungstaat werden unverändert bleiben. Aber viele die da waren und so etwas zum ersten Mal gemacht haben, haben gelernt das es möglich ist gemeinsam den Zuständen Sand ins Getriebe zu streuen. Die Zukunft wird zeigen ob sie dieses Wissen auch anwenden.
Ein anderer Erfahrungsbericht eines Freundes findet sich hier
Und wer sich durch wahre Berge von Infos wühlen will kann das natürlich auf Indymedia tun. Dort gibt es auch einen Ticker mit dem die Ereignisse chronologisch zurückverfolgt werden können.Indy
Bearbeitet von mindblasted, 08 Juni 2007 - 20:37.
- • (Buch) gerade am lesen:Walter Jon Williams-Hardwired
-
• (Buch) Neuerwerbung: Neal Stephenson-Confusion
-
• (Film) gerade gesehen: Jin-Roh
-
• (Film) als nächstes geplant: Ghost in the shell SAC
#23
Geschrieben 08 Juni 2007 - 20:25
Bearbeitet von scal, 08 Juni 2007 - 20:52.
-
• (Buch) Neuerwerbung: Philip K. Dick - Der dunkle Schirm
-
• (Film) gerade gesehen: James Bond - Casino Royal
-
• (Film) als nächstes geplant: A Scanner Darkly
-
• (Film) Neuerwerbung: Paris 2054 Renaissance
#24
Geschrieben 09 Juni 2007 - 14:46
#25
Geschrieben 09 Juni 2007 - 15:16
- • (Buch) gerade am lesen:Walter Jon Williams-Hardwired
-
• (Buch) Neuerwerbung: Neal Stephenson-Confusion
-
• (Film) gerade gesehen: Jin-Roh
-
• (Film) als nächstes geplant: Ghost in the shell SAC
#26
Geschrieben 10 Juni 2007 - 11:00
Bearbeitet von scal, 10 Juni 2007 - 11:01.
-
• (Buch) Neuerwerbung: Philip K. Dick - Der dunkle Schirm
-
• (Film) gerade gesehen: James Bond - Casino Royal
-
• (Film) als nächstes geplant: A Scanner Darkly
-
• (Film) Neuerwerbung: Paris 2054 Renaissance
#27
Geschrieben 10 Juni 2007 - 11:53
- • (Buch) gerade am lesen:Walter Jon Williams-Hardwired
-
• (Buch) Neuerwerbung: Neal Stephenson-Confusion
-
• (Film) gerade gesehen: Jin-Roh
-
• (Film) als nächstes geplant: Ghost in the shell SAC
#28
Geschrieben 10 Juni 2007 - 17:32
Bearbeitet von scal, 10 Juni 2007 - 17:33.
-
• (Buch) Neuerwerbung: Philip K. Dick - Der dunkle Schirm
-
• (Film) gerade gesehen: James Bond - Casino Royal
-
• (Film) als nächstes geplant: A Scanner Darkly
-
• (Film) Neuerwerbung: Paris 2054 Renaissance
#29
Geschrieben 10 Juni 2007 - 22:45
#30
Geschrieben 11 Juni 2007 - 15:41

Bearbeitet von mindblasted, 12 Juni 2007 - 21:13.
- • (Buch) gerade am lesen:Walter Jon Williams-Hardwired
-
• (Buch) Neuerwerbung: Neal Stephenson-Confusion
-
• (Film) gerade gesehen: Jin-Roh
-
• (Film) als nächstes geplant: Ghost in the shell SAC
Besucher die dieses Thema lesen: 2
Mitglieder: 0, Gäste: 2, unsichtbare Mitglieder: 0