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Der unvermeidliche G8-Thread


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33 Antworten in diesem Thema

#1 hal-o-term

hal-o-term

    Nanonaut

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Geschrieben 26 Mai 2007 - 12:29

So ... da ich mich erinnere, dass anlässlich der 2005er Unruhen in Paris hier ganz nett darüber diskutiert wurde und daher realweltliche Themen in der CPC nicht unmöglich sind, möchte ich auch mal einen G8-Thread eröffnen. :sleeping:Mich wundert, dass das angesichts von Überwachung etc. bisher noch nicht geschehen ist - gehen des Schäubles Phantasien bzw. der Polizei Regelungen spurlos an euch vorbei, habt ihr keine Meinung dazu oder wie sieht es aus?Fährt irgendwer nach Heiligendamm? Ich selbst wohne ja in Rostock und bin sozusagen im Auge des vielleicht oder vielleicht auch nicht zu erwartenden Sturmes; nur ein paar Häuserblocks entfernt befindet sich in einer ehemaligen Schule ein Anti-G8-Basis-Lager (Convergenance Camp oder wie dat heißt).hal/Mario
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#2 Pixelprimat

Pixelprimat

    Ufonaut

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Geschrieben 26 Mai 2007 - 13:19

Zum Thema G8: Ich fahre nicht nach Heiligendamm, schaue mich aber hier in Frankfurt nach Demos etc. um. Zum Thema Überwachung:1. ich finde es erschreckend, wie sehr das Thema so vielen Bundesbürgern am Allerwertesten vorbeigeht. 2. wenn ich mehr sagen würde, könnte das in ein paar Monaten vielleicht zu meinem plötzlichen Verschwinden führen. Darum: Kein Kommentar...

Bearbeitet von Pixelprimat, 26 Mai 2007 - 13:20.

...mfg Talh/Pixelprimat

#3 Gallagher

Gallagher

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Geschrieben 26 Mai 2007 - 13:45

Hinfahren werde ich ganz sicher nicht. Gegen friedliche Demonstranten habe ich nix, aber ich fühle mich denen weder verbunden noch zugehörig. Die haben ihre Meinung zur Globalisierung, ich habe meine.Die Steineschmeißer, denen es nur um Randale und nicht um die Sache geht, können aber meinethalben gerne durch sozialverträgliches Frühableben was für die Rentenkasse tun.
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#4 hal-o-term

hal-o-term

    Nanonaut

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Geschrieben 26 Mai 2007 - 14:00

wenn ich mehr sagen würde, könnte das in ein paar Monaten vielleicht zu meinem plötzlichen Verschwinden führen. Darum: Kein Kommentar...

Sofern du das jetzt nicht nur ironisch meintest: Noch hat man die Möglichkeit, relativ unproblematisch seine Meinung zu sagen. Ich finde erschreckend, dass reale Angst vorhanden zu sein scheint, das auch zu tun. Würde man annehmen, dass das Ziel ist, solche Meinungen zu unterdrücken, ist es schon jetzt erreicht.
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#5 hal-o-term

hal-o-term

    Nanonaut

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Geschrieben 26 Mai 2007 - 14:04

Die haben ihre Meinung zur Globalisierung, ich habe meine.

Die da wäre? Interessant wäre es auch, mal wieder diesen Vergleich zu düsteren Zukunftsvisionen zu ziehen. Ich hätte mir vor vier, fünf Jahren nicht vorstellen können, dass es so schnell schon großräumige Demoverbote (zwar teilweise wieder aufgehoben, aber trotzdem), Geruchsproben, Postdurchsuchungen, Flugzeugabschuss-Phantasien, Armeeeinsatz im Innern etc. geben wird.
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#6 Tarantoga

Tarantoga

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Geschrieben 26 Mai 2007 - 15:00

So ... da ich mich erinnere, dass anlässlich der 2005er Unruhen in Paris hier ganz nett darüber diskutiert wurde und daher realweltliche Themen in der CPC nicht unmöglich sind, möchte ich auch mal einen G8-Thread eröffnen. :sleeping: Mich wundert, dass das angesichts von Überwachung etc. bisher noch nicht geschehen ist - gehen des Schäubles Phantasien bzw. der Polizei Regelungen spurlos an euch vorbei, habt ihr keine Meinung dazu oder wie sieht es aus? /Mario

Doch, das Thema wurde hier schon mehrfach angesprochen. Die Mehrzahl der Schreiber vertrat die Meinung das sie sich durch mehr Überwachung sicherer fühlen würden. Nun ja . ich nicht. Das Problem bei der ganzen Sache : Durch die rasante Entwicklung der Technik ist die totalüberwachte Gesellschaft nur eine Frage der Zeit. Es spielt keine Rolle ob wir das wollen oder nicht, es wird so kommen. Kameras, Mindrohnen und Co werden immer billiger und die Software um die Datenflut auszuwerten immer leistungsfähiger. Es wird in wenigen Jahren problemlos möglich sein, über Gesichtserkennung lückenlose Bewegungsprofile aller Bürger zu erstellen. Wenn du einen Pass willst kriegen sie deine Fingerabdrücke. Über die Vorratsdatenspeicherung kennen sie deine Kontakte, deine politische Ausrichtung, deine sonstigen Vorlieben. Durch die Überwachung deiner Konten wissen sie was du mit deinem Geld machst und so weiter und so fort. Die Privatsphäre wird an so vielen Fronten zerstört das man gar nicht weiß wo man zuerst kämpfen sollte. Ps: Ich denke ich werde auch nach Heiligendamm fahren und gegen Schäuble demonstrieren.

Bearbeitet von Tarantoga, 26 Mai 2007 - 15:24.


#7 yiyippeeyippeeyay

yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 26 Mai 2007 - 16:51

Ich fühle mich durch mehr Überwachung sicherlich nicht sicherer. Ich lehne aber auch ab, Big-Brother-Angst zu haben. Gegen das höchst unsaubere Erbe von Schily (Schäuble setzt ja zum allergrößten Teil nur dessen Scheiß um) muss man politisch angehen, wie in Teilen z.B. die Piratenpartei das tut: Gerade gestern früh ist z.B. ein Gesetz im Bundestag durchgebracht worden, dass jeden, der versucht sich irgendwo ein zu hacken, als Terroristen abstempelt. (Quelle bekommt wer mich anmailt.) Die PP hatte sich vehement dagegen eingesetzt.Trotzdem empfinde ich die BRD noch als weit entfernt von einem repressiveren Staat in dem ich mal lebte. Evtl. können das ja auch Andere hier nach voll ziehen.Wenn ich mir sicher sein könnte, friedlich gegen G8-Gipfel zu demonstrieren, würde ich mit machen. An einem Zaun ggü. gepanzerten Polizisten o.ä. zu verharren, käme mir nicht in den Sinn. In Berlin sind leider zu oft nicht-pazifistische Menschen mit dabei.Ich würde übrigens nicht gegen die Globalisierung demonstrieren wollen, sondern für gerechte Behandlung Afrikas und "fair trade".

Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 26 Mai 2007 - 16:53.

/KB

Yay! SF-Dialog Ende März...
Senator: Und dies ist nun die Epoche der Laser?

Farmer: [..] Die Anzahl der Menschen auf der Erde, die voller Hass/Frustration/Gewalt sind, ist zuletzt furchterregend schnell gewachsen. Dazu kommt die riesige Gefahr, dass das hier in die Hände nur einer Gruppierung oder Nation fällt... (Schulterzucken.) Das hier ist zuviel Macht für eine Person oder Gruppe, in der Hoffnung dass sie vernünftig damit umgehen. Ich durfte nicht warten. Darum hab ich es jetzt in die Welt verstreut und kündige es so breit wie möglich an.

Senator: (erblasst, stockt) Wir werden das nicht überleben.

Farmer: Ich hoffe Sie irren sich, Senator! Ich hatte eben nur eine Sache sicher kapiert - dass wir weniger Chancen dazu morgen haben würden als heute.

(Leiter eines US-Congress-Kommittees vs. Erfinder des effektivsten Handlasers, den es je gab, grob übersetzt aus der 1. KG aus Best of Frank Herbert 1965-1970, im Sphere-Verlag, Sn. 38 & 39, by Herbert sr.)


#8 Gallagher

Gallagher

    TI 29501

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Geschrieben 26 Mai 2007 - 17:51

Ich würde übrigens nicht gegen die Globalisierung demonstrieren wollen, sondern für gerechte Behandlung Afrikas und "fair trade".

Genau so würde ich es auch formulieren und damit auch gleich hal-o-terms Frage nach meiner Einstellung beantworten wollen: Globalierung per se muß nix Schlechtes sein, aber dabei über den Tisch ziehen lassen müssen sollte sich auch keiner. Und von wegen "Überwachungsstaat": ach Gottchen, wie furchtbar. Ich mußte, als ich vor nunmehr 10 Jahren in Japan arbeiten wollte, erst einen Bürgen vor Ort haben, der für mich bürgt und der im Falle von Fehlverhalten haftbar gemacht hätte werden können - und ohne meine Fingerabdrücke hätte ich kein Visum bekommen. Warum sollte das hier nicht auch gehen? <_<
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#9 mindblasted

mindblasted

    Cybernaut

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Geschrieben 26 Mai 2007 - 22:39

Es ist ja interessant zu sehen was für Meinungen alle in einem Querschnitt durch die Gesellschaft wie einem SF- Forum auftauchen."Gegen Globalisierung" wird zB bei Heiligendamm nur eine Partei demonstrieren: die NPD und ihre Spießgesellen.Alle anderen bezeichnen sich als Globalisierungskritiker: Ihnen könnte eine Globalisierung oft garnicht schnell genug gehen sofern sie denn anders liefe. Und da geht es dann zB um Themen wie "gerechtere Behandlung Afrikas und so".Das Technologie vorhanden ist, und das sie eingesetzt wird sind ja wohl zwei paar Schuhe. Nicht in jedem Krieg wird mit Atombomben rumgeworfen...warum müssen wir zwangsläufig Fingerabdrücke an den Staat liefern? ( Das es hier Leute gibt die sowas auch noch gut finden entsetzt mich dann doch ziemlich).Zu dem Thema evtl. mal Günther Anders lesen, fand ich ziemlich aufschlussreich.Obs passt oder nicht, politischer Wandel richtet sich in erster Linie nach Kräfteverhätnissen. Von den 60ern bis zur Wiedervereinigung wären die heutigen Vorstösse undenkbar gewesen. Das es heute möglich ist liegt wohl in erster Linie am Niedergang der emazipatorischen Bewegungen, am erstarkenden Nationalismus und am knapper werdenden Wohlstand (was die Menschen schon immer nach dem starken Mann riefen ließ).Rechte werden halt erkämpft und nicht erbettelt..guckt euch mal den Widerstand gegen die Volkszählng in den 80ern an...und heute reden wir darüber die gesamte Bevölerung erkennungsdienstlich zu erfassen und Arbeitslose in ein Nachfolgemodell des Reichsarbeitsdienstes zu verfrachten? Was passiert? So gut wie garnichts.Allein das wäre schon ein Grund nach Heiligendamm zu fahren und Gegenöffentlichkeit in Natura zu erleben und zu stärken. Zum merken das der Lauf der Dinge nicht zwangsläufig so bleibt wie er ist, sondern das es auch anders geht. Und das ist auch der Hauptgrund aus dem ich dorthin fahren werde. Nicht wegen Demo und der Entschuldung Afrikas,nicht wegen aberhundert Sekten mit fragwürdigen Positionen sondern um selbstverwaltete Strukturen in Aktion zu sehen, um wieder bestätigt zu bekommen das bei mir daheim vielleicht garnichts geht...aber in der Welt sehr viel. Und das "Ihr 8, wir 6 Milliarden" evtl doch keine so hohle Phrase ist wies sich anhört. Außerem trifft man wahnsinnig viele Leute mit denen man diskutieren kann ohne direkt die üblichen Vorurteile um die Ohren gehauen zu bekommen.Apropos Vorurteile:Das man da auch im Demonstrantenlager natürlich auf einige Hohlköpfe trifft lässt sich nicht vermeiden, Arschlöcher gibts praktisch überall. Allerdings vermute ich das sich diese Sorte Mensch hinter dem Zaun zahlreicher einfinden wird <_< Und auch wenn ich persönlich mit sowas nichts anfangen kann, jemanden der militante Aktionen macht werte ich deswegen allein noch lange nicht als solches. Dann möchte ich Art und Ziel der Aktion wissen, ob Menschen zu Schaden kamen oder nur totes Zeug usw... Auch den Steineschmeißern geht es relativ oft um "die Sache" ;)Und sorry, ich wünsche keinem Menschen den Tod, aber wenn du sowas schon machst, solte deine Wahl dann evtl nicht auf diejenigen fallen die durch ihre Politik zum jährlichen Tod von zigtausend Menschen beitragen anstatt auf diejenigen die sich (auch mal mit Steinen und Fäusten, ach Gottchen ;) ) dagegen zur Wehr setzen ?Die Gewaltfrage ist ein wundervolles Mittel um linke Bewegungen zu spalten (rechte nicht, da wird nicht in dem Maß selbstreflektiert oder Gewalt in Frage gestellt)...daher lehne ich es auch als überzeugter Pazifist ab bei dem Spiel mitzuspielen. Was für mich übrigens absolut kein Widerspruch ist...oder auch wegen mir mit Ghandi "Wenn ich die Wahl zwischen Feigheit und Gewalt hätte, ich würde zur Gewalt greifen". Und ich habe oft genug miterlebt wie Polizisten ohne Provokation in eine friedliche Demo geknüppelt haben um nachvollziehen zu können das es Leute gibt die dann stehenbleiben und sich sagen:" Jetzt gibts was zurück"...ich lauf dann lieber. Es hat noch nicht gereicht von den Bütteln des Staates bedroht, geschlagen, beleidigt und entwürdigt zu werden um mich gewalttätig zu machen. Oder das einigen Bekannten von mir weitaus schlimmeres geschehen ist. Vielleicht bin ich zu "feige", vielleicht zu "moralisch integer", was weiß ich. Es ist definitv nicht mein Weg, aber es ist ein Weg den ich verstehen kann und der abgesehen von Kindergeburtagsgeschichten wie dem 1. Mai in Berlin (vor zwei Jahren zumindest) oder irgendwelchen Chaostagen (noch viel länger her) auch etwas anders ist als "vermummte Chaoten reagieren ihren Frust ab". Und diese moralische Abwertung von gewaltsamen Aktionen halte ich für absolut bigott. Worauf baut dieser Staat denn auf, wie sieht sein Wirken in der Welt aus? Armee, Gewaltmonopol, eine Vergangenheit von Kriegen, einer schlimmer als der andere? Bewusstes Zulassen des jährlichen Verhungerns von Millionen? Des Ertrinkens von Tausenden im Mittelmeer? Der Folterung wieder zurückgeschickter Flüchtlinge die es geschafft haben trotz aller Widrigkeiten hierher zu gelangen?Wo ist bei dieser "Gewaltkritik" bitte die Verhältnismäßigkeit ?Genauso die vom Verfassungsschutz betriebene Gleichsetzung linker, rechter und islamistischer Gewalt...linke Gewalt richtet sich statistisch erfasst hauptsächlich gegen Sachen. Rechte dagegen hauptsächlich gegen die Körper von Personen. Auch wenn beides nicht gerade bewundernswert ist, es gibt einen himmelsweiten Unterschied zwischen einem Brandanschlag auf ein Auto und auf ein Asylbewerberheim.Oder anders gesagt: Nach dem schlimmsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte die NPD zur Wahl zulassen und dann gegen militante Antifaschisten wettern?Sorry für son langen Text und drastische Worte, aber mir gehts auf den Keks dieselbe Leier immer wieder und wieder zu hören. Außerdem kommt jetzt besimmt eine lustige Diskussion in Gang ;)

Bearbeitet von mindblasted, 26 Mai 2007 - 22:43.

"Es gibt eine größere Dunkelheit als die, die wir bekämpfen ... Viel schwerwiegender als der Tod der körperlichen Materie ist der Tod der Hoffnung, der Tod der Träume, und vor dieser Gefahr dürfen wir niemals kapitulieren. Die Zukunft ist überall um uns herum. In der Phase des Übergangs wartet sie darauf, in der Phase der Erleuchtung neu geboren zu werden. Niemand weiß, wie die Zukunft aussieht und wohin sie uns führen wird. Nur eines wissen wir. Sie wird stets unter Schmerzen geboren."
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#10 scal

scal

    Giganaut

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Geschrieben 26 Mai 2007 - 22:56

Also ich meld mich auch mal kurz zu Wort.Ich bin definitiv kein Demogänger, deshalb werde ich auch nichzt nach Heiligendamm fahren, ganz abgesehen davon dass eh keine Zeit dazu hätte. Ich bin kein Feind vom Globalisierung, jedoch müssten bei diesem Prozess, der unweigerlich notwendig ist, die Ressourcen besser verteilt werden.Im übrigen kann ich Gewalt bei Demos verstehen, zumindest wenn es um die richtige Sache geht.Ein Beispiel, ich kam von der Arbeit und wollte an diesem Tag gleich weiter zu nem Kumpel und dann in die Disko, also hätte ich ne schwarze Cargopants, schwarzes T-Shirt und meine Lederjacke an, da es kalt war hatte ich wie immer meinen Palestinenserschal an. NAja an dem Tag hatte ich Pech, da gerade eine Demo gegen die Wehrmachtsausstellung lief.Was soll ich sagen die Gegendemonstranten, also die Linken wurden von der Polizei weggeknüppelt und die Rechten durften locker mal Hitlergruß zeigen und in Landser-Shirts rumrennen (Anmerkung die Band Landser ist als Terroristische Vereinigung anerkannt und deshalb ist das tragen von Symbolen dieser Gruppe illegal).Im übrigen ich wurde wegen meiner Kleidung und weil ich etwa 500m an die Demo rankam erstmal gründlichst gefilzt.
The Moment of Terror was the Beginning of Life!
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#11 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 27 Mai 2007 - 00:01

Sorry für son langen Text und drastische Worte, aber mir gehts auf den Keks dieselbe Leier immer wieder und wieder zu hören. Außerdem kommt jetzt besimmt eine lustige Diskussion in Gang ;)

Was mir wiederum auf die Leier geht, ist diese ewige Gewaltsehnsucht auf die ich in Deutschland treffe, meistens ausgesprochen von Leuten, die dann auch noch sagen "aber ich bin ja Pazifist". Richtig LUSTIG darüber zu diskutieren! ;) Es gibt m.E. in der BRD so gut wie keine Rechtfertigung für Gewalt, außer man wird direkt persönlich und unmittelbar bedroht! Losknüppelnde Bullen und kopfsteinpflasterwerfende Autonome sprechen nie und nimmer für mich! Auch fehlt bei deinem Ghandi-Spruch leider das Wörtchen "nur" vor "die Wahl" - Ghandi sprach sich m.E. damit selber Mut zu; Gewaltlosigkeit war ihm aber allerhöchstes Gut, ohne Ausnahme - wer Gegenteiliges andeutet, soll das bitte ausführlicher belegen. Und wer schon mal extreme Gewalt erlebt hat und einen Mensch vor sich tot am Boden hat liegen sehen, wird m.E. kaum Gewalt "verstehen"... Lustig, nicht? Ich verabschiede mich aus diesem Thread! <_< (Late Edit: Den geklammerten Hinweis auf das "A im O"-Symbol habe ich gelöscht. Das war Quatsch, sorry.)

Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 27 Mai 2007 - 21:15.

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Yay! SF-Dialog Ende März...
Senator: Und dies ist nun die Epoche der Laser?

Farmer: [..] Die Anzahl der Menschen auf der Erde, die voller Hass/Frustration/Gewalt sind, ist zuletzt furchterregend schnell gewachsen. Dazu kommt die riesige Gefahr, dass das hier in die Hände nur einer Gruppierung oder Nation fällt... (Schulterzucken.) Das hier ist zuviel Macht für eine Person oder Gruppe, in der Hoffnung dass sie vernünftig damit umgehen. Ich durfte nicht warten. Darum hab ich es jetzt in die Welt verstreut und kündige es so breit wie möglich an.

Senator: (erblasst, stockt) Wir werden das nicht überleben.

Farmer: Ich hoffe Sie irren sich, Senator! Ich hatte eben nur eine Sache sicher kapiert - dass wir weniger Chancen dazu morgen haben würden als heute.

(Leiter eines US-Congress-Kommittees vs. Erfinder des effektivsten Handlasers, den es je gab, grob übersetzt aus der 1. KG aus Best of Frank Herbert 1965-1970, im Sphere-Verlag, Sn. 38 & 39, by Herbert sr.)


#12 Diboo

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    Kaisertentakel

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Geschrieben 27 Mai 2007 - 07:22

Und diese moralische Abwertung von gewaltsamen Aktionen halte ich für absolut bigott.

Immerhin haben uns Deine Ausführungen gezeigt, dass Du Deinen Nicknamen mit Stolz tragen kannst: your mind is truly blasted.

"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
(13. Erwerbsregel)

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#13 Tarantoga

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Geschrieben 27 Mai 2007 - 09:02

Bei dieser Disskussion fällt sehr auf, das für die Einschätzung der Entwicklung und Situation wohl der persönliche Hintergrund entscheidend ist. Leute mit Dikaturerfahrung regieren sehr viel sensibler auf bestimmte Dinge als der normale "Wessi" ( wenn ich das mal so sagen darf). Es gibt einen Grund , warum Thierse grade bei diesenGeruchsproben so heftig reagiert hat, die wurden im Osten nämlich massenweise von Dissidenten genommen. Natürlich ist die BRD noch kein Staat wie die DDR und eine freie Meinungsäußerung ist innerhalb von gewissen Grenzen noch möglich. Die Bundesrepublik ist ja zumindest offiziell noch eine Demokratie. Das kann sich aber auch schnell ändern. Das ist auch so eine Erfahrung die man als DDR Bürger gemacht hat. Dinge die unverrückbar fest zustehen scheinen, ganze Staaten und Gesellschaftssysteme, können innerhalb von wenigen Monaten völlig zusammenbrechen. Das kann auch mit dem Staat passieren in dem wir jetzt leben. Stellt euch nur mal vor was hier abgeht wenn es einen oder mehrere größere Anschläge gibt. Oder wenn noch mehr Menschen in die Armut abrutschen. Oder nehmen wir mal an es passiert weiter nix Schlimmes, die Überwachung breitet sich aber auch weiterhin so aus. Das verändert die Gesellschaft. Die Leute können sich nicht mehr so frei äußern ( wird ja alles aufgezeichnet ) und sich nicht mehr so frei verhalten wie sie wollen. DAS ist die Gefahr. Es dürfte bald technisch kein Problem mehr sein, einfach alle Teilnehmer eine Demonstration automatisiert identifizieren und abspeichern zu lassen. Oder Dinge die man irgendwann mal in irgendwelche Foren geschrieben hat. Und in den Datenbanken bleibt man sein Leben lang drin. Dann gibts den guten Job halt nicht, man ist ja vor 20 Jahren schon als Querulant aufgefallen. Wenn wir dann wieder ein Diktatur haben sollten haben die gleich reichlich Daten über Leute, die sie im Auge behalten sollten. Die Briten sind übrigens schon weiter, die führen jetzt sprechenden Kameras im großen Stil ein. Damit ist die Technologie aus 1984 Realität. Du spuckst auf die Straße ? Sofort Strafe! Du skatest in der Fußgängerzone ? Direkt Strafzettel an deine Eltern. Du bist mit einer anderen Frau unterwegs ? Sofort Meldung an deine Frau oder besser ein Eintrag in deine Datenbank, um dich später erpressen zu können. Du bist öfter mit Dissidenten unterwegs ? Eintrag in die VS Akte. Und so weiter und so fort. Man wird sich also entsprechend verhalten. Nicht auffallen, nicht mit den falschen Leute gesehen werden, brav und angepasst sein.. So werden die Menschen nach und nach zu völlig konformen Zombies erzogen. Ps: Hier noch eine sehr gute Flashanimation zum Thema : Panoptikum-Flash Film

#14 mindblasted

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Geschrieben 27 Mai 2007 - 10:20

Was mir wiederum auf die Leier geht, ist diese ewige Gewaltsehnsucht auf die ich in Deutschland treffe, meistens ausgesprochen von Leuten, die dann auch noch sagen "aber ich bin ja Pazifist". Richtig LUSTIG darüber zu diskutieren! dry.gif Es gibt m.E. in der BRD so gut wie keine Rechtfertigung für Gewalt, außer man wird direkt persönlich und unmittelbar bedroht! Losknüppelnde Bullen und kopfsteinplasterwerfende Autonome (gerne mit dem 100-Jahre-alten Symbol der GEWALTLOSEN Anarchisten auf dem Rucksack/Mantel) sprechen nie und nimmer für mich! Auch fehlt bei deinem Ghandi-Spruch leider das Wörtchen "nur" vor "die Wahl" - Ghandi sprach sich m.E. damit selber Mut zu; Gewaltlosigkeit war ihm aber allerhöchstes Gut, ohne Ausnahme - wer Gegenteiliges andeutet, soll das bitte ausführlicher belegen. Und wer schon mal extreme Gewalt erlebt hat und einen Mensch vor sich tot am Boden hat liegen sehen, wird m.E. kaum Gewalt "verstehen"...

Ich spüre da ehrlich gesagt nicht viel von "ewiger Gewaltsehnsucht". Gerdade bei den "kopfsteinpflasterwerfenden Autonomen" wird dieses "Kopfsteinpflasterwerfen" reflektiert und hinterfragt. Und über "GEWALTLOSE Anarchisten" kann ich mich nur wundern. Die Frage ist wo du den Anarchismus anfängst? Bei Proudhon, Bakunin oder Kropotkin? Gewalt befürwortende Revolutionäre. Anarchismus war niemals rein gewalttätig oder rein gewaltlos. Gerade in der Zeit auf die du anspielst gab es sogar einen ernstzunehmenden anarchistischen Terrorismus mit Bomben- und Pistolenattentaten. Der Witz ist nur das es damals gegen die Monarchie ging, also eine tyrannische Ordnung die in arge Probleme geriet wenn der Herrscher ermordet wurde. In einer parlamentarisch-demokratischen, kapitalistischen Gesellschaft sind solche Taktiken absolut sinnlos. Was die linksradikale Szene auch imho kapiert hat. Wenn man mal von Psychopathen wie der RAF absieht. Abgesehen von solchen "Arschlöchern" (Zitat by Sartre) wie Baader und Co wirst du so gut wie keinen linkspolitischen (ich schreibe mit absicht nicht radikal, also von der Wurzel her) Mörder mehr in der jüngeren Geschichte dieses Landes finden. Von Staatsorganen ermordete Menschen dagegen einige. Von daher ist dein "Mensch tot am Boden" Spruch absolut verfehlt und diffamierend. Und das diese Leute für dich sprechen erwartet auch niemand. Ihre Taten sprechen für sie selbst, für niemand sonst. Sie tragen die Verantwortung dafür und müssen die Folgen auf sich nehmen. Alles was ich geschrieben habe ist das ich es nicht einsehe mich von Leuten zu entsolidarisieren oder sie gar als Terroristen zu beschimpfen, die sich gegen Polizeibrutalität zur Wehr setzen oder bei Nacht und Nebel tote Gegenstände sabotieren oder zerstören wie das Auto eines Bildzeitungsredakteurs. Ich habe es bisher noch auf keiner Demo erlebt das Gewalt in erster Linie von der Demonstrantenseite ausging, es sei denn das es sich um Angriffe auf Naziaufmärsche gehandelt hat, zu denen ich mir schwer tue ein Urteil zu fällen, weil ich sie mit der Vergangenheit der wieder erstarkenden nazistischen Bewegung abwägen muss. Stalingrad war, so schade das ist, nunmal notwendig. Appeasementpolitik war, so schade das ist, ein Riesenfehler. Die Situation ist eine andere, selbstverständlich. Nur ist jeder der einen 6 Millionen fachen, industriellen Massenmord für gut befindet in meinen Augen selbst ein potentieller Mörder (120 Tote in den letzten zehn Jahren)...wie gesagt ich habe da (noch) keine klare Meinung zu. Zu Ghandi. Das Zitat war genauso gemeint wie du es verstanden hast. Selbstverständlich war der Mann das genaue Gegenteil eines Gewalttäters, trotzdem zeigt der Spruch eine Auffassung von Pazifismus die ich um einiges verständlicher finde als jene von Jesus Christus. Und zwar das der Pazifist das Recht hat sich in einer Bedrohungssituation mit allen Mitteln zur Wehr zur Setzen. Wenn man von gepanzerten Staatsdienern auseinandergenommen wird ist diese Situation meiner Meinung nach gegeben. Nochmal, die Frage, von was für einer Qualität der Gewalt reden wir hier? Rechtfertigt diese Qualität in irgendeiner Weise die Repressionen der letzten Zeit? @Tarantoga: Volle Zustimmung. @Diboo: Trag was substantielles außer Beleidigungen bei (wenn du dazu fähig sein solltest), dann kann ich auch drauf eingehen.
"Es gibt eine größere Dunkelheit als die, die wir bekämpfen ... Viel schwerwiegender als der Tod der körperlichen Materie ist der Tod der Hoffnung, der Tod der Träume, und vor dieser Gefahr dürfen wir niemals kapitulieren. Die Zukunft ist überall um uns herum. In der Phase des Übergangs wartet sie darauf, in der Phase der Erleuchtung neu geboren zu werden. Niemand weiß, wie die Zukunft aussieht und wohin sie uns führen wird. Nur eines wissen wir. Sie wird stets unter Schmerzen geboren."
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#15 Tarantoga

Tarantoga

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Geschrieben 27 Mai 2007 - 10:43

Ich spüre da ehrlich gesagt nicht viel von "ewiger Gewaltsehnsucht". Gerdade bei den "kopfsteinpflasterwerfenden Autonomen" wird dieses "Kopfsteinpflasterwerfen" reflektiert und hinterfragt.

Du willst doch nicht ernsthaft behaupten das die Bekloppten die Steine und Molotov Coctails werfen ( tödliche Waffen), Autos abfackeln und Läden plündern irgendwas reflektieren oder gar irgendwelche politischen Ziele verfolgen ? Das sind einfach nur Chaoten die auf Randale aus sind und sonst gar nichts. Ich frage mich oft ob die wirklich so blöde sind oder ob die alle vom Staat bezahlt werden, um das Zusanmmenknüppeln von Demonstrationen zu rechtfertigen. Was genau bringt es politisch, Steine und Brandsätze auf Polizisten zu werfen ? Ausser das dann 10 Andere, die gar nichts damit zu tun haben auf die Fresse kriegen ? Richtig, GAR NICHTS ! Denen macht einfach die Gewalt Spaß und sonst nix. Ich kann auf solche Spaken gut verzichten. Sollen die sich doch ein anderes Hobby suchen, Hooligan oder so was. Da trifft man Gleichgesinnte.

Bearbeitet von Tarantoga, 27 Mai 2007 - 10:45.


#16 Diboo

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Geschrieben 27 Mai 2007 - 11:11

Ich spüre da ehrlich gesagt nicht viel von "ewiger Gewaltsehnsucht". Gerdade bei den "kopfsteinpflasterwerfenden Autonomen" wird dieses "Kopfsteinpflasterwerfen" reflektiert und hinterfragt.

Du meinst, wenn das harmlose Auto eines harmlosen Bürgers, das zufälligerweise im Weg stand, zu Klump gehauen wird, ist das reflektierte revolutionäre Taktik und damit legitim? Aha.

@Diboo: Trag was substantielles außer Beleidigungen bei (wenn du dazu fähig sein solltest), dann kann ich auch drauf eingehen.

Da Du offenbar außer linker Gewaltromantik nicht viel anzubieten hast, wäre das verlorene Liebesmüh.

"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
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#17 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 27 Mai 2007 - 11:28

(Nur damit dieser Matsch nicht kleben bleibt...

dein "Mensch tot am Boden" Spruch absolut ... diffamierend.

Diffamierend ist eine Fehlinterpretation - ich sprach von einer Situation in Afrika vor 25 Jahren, und meine damit persönlich erlebte Gewalt, sonst nichts.)

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Yay! SF-Dialog Ende März...
Senator: Und dies ist nun die Epoche der Laser?

Farmer: [..] Die Anzahl der Menschen auf der Erde, die voller Hass/Frustration/Gewalt sind, ist zuletzt furchterregend schnell gewachsen. Dazu kommt die riesige Gefahr, dass das hier in die Hände nur einer Gruppierung oder Nation fällt... (Schulterzucken.) Das hier ist zuviel Macht für eine Person oder Gruppe, in der Hoffnung dass sie vernünftig damit umgehen. Ich durfte nicht warten. Darum hab ich es jetzt in die Welt verstreut und kündige es so breit wie möglich an.

Senator: (erblasst, stockt) Wir werden das nicht überleben.

Farmer: Ich hoffe Sie irren sich, Senator! Ich hatte eben nur eine Sache sicher kapiert - dass wir weniger Chancen dazu morgen haben würden als heute.

(Leiter eines US-Congress-Kommittees vs. Erfinder des effektivsten Handlasers, den es je gab, grob übersetzt aus der 1. KG aus Best of Frank Herbert 1965-1970, im Sphere-Verlag, Sn. 38 & 39, by Herbert sr.)


#18 hal-o-term

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    Nanonaut

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Geschrieben 27 Mai 2007 - 13:05

Na, hier geht's ja ab. <_< Zur Gewaltfrage: Es gibt diverse Leute, die der Meinung sind, dass Gewalt deshalb gut sei, weil sie Anomie (grob gesprochen: gesellschaftliches Chaos) auslöst, auf dem man dann eine mehr oder minder neue Gesellschaftsform errichten kann. In dem Sinne wünschen sich diese Leute fast, dass es zu umfassenden Aufständen kommt, unter denen das bestehende System hinweggefegt wird. Ich zitiere mal aus einigen Kommentaren zum Readers Edition Artikel Das Gesamtsystem Bundesrepublik ist in Gefahr:

Wenn die bindenden Elemente, der Konsens das Kapitalismus ach so toll sei weg ist, wenn der letzte Rest Sozialpolitik beseitigt ist und der Kapitalismus in Reinkultur (Manchesterkapitalismus) wieder kommt, dann denke ich kommt das Chaos in Form von Aufständen

(Link) Dazu war meine Antwort:

Aus diesem Chaos kann nun aber alles mögliche erwachsen und unterschiedliche Gruppen werden versuchen, ihre Sichtweise durchzusetzen. Sozialismus, Faschismus, religiöser Fundamentalismus oder vielleicht auch nur eine “erneuerte† Sozialdemokratie, die dann wieder 40, 50 Jahre funktioniert, bevor sie erneut auseinander bricht. Ich befürchte nur, dass die Nazis diejenige Gruppe wären, die eine chaotische Situation am “besten† ausnutzen würde - die würden wahrscheinlich nicht großartig diskutieren und versuchen, demokratisch zu agieren, sondern schnell, auf lokaler Ebene irgendwelche Entscheidungen treffen und mit Gewalt durchsetzen. Weil sich die Mehrheit der Bevölkerung in erster Linie nach Essen, Ruhe und Ordnung sehnen würde, würde das akzeptiert werden. Die “Linken† würden danach vertrieben, eingesperrt oder getötet werden, das Volk würde seinen neuen Führern danken und wir hätten “The Reich† 2.0.

(Link) Einer der Gründe, warum ich zum jetzigen Zeitpunkt (noch haben wir Demokratie und die Möglichkeit, politisch Veränderungen zu erreichen) gegen Eskalation bin. Jedenfalls denke ich, dass viele "Chaoten" nicht nur aus Spaß an Gewalt gewalttätig sind, sondern weil sie diesen "Anomie"-Zustand herbeisehen, wenn sie ihn nicht gar herbeiführen wollen. Das von jemandem hier eingeworfene Wort "Gewaltsehnsucht" also nicht als Sehnsucht nach Gewalt an sich, sondern als Gewalt als Mittel der Veränderung, nur dass diese Veränderung viel zu kurzsichtig gedacht ist. Wenn wir allerdings irgendwann in einer Situation leben sollten, die der Nazizeit ähnelt, in einem Land, dass regelmäßig mit Gewalt, Brutalität, Gefängnis gegen seine Bürger vorgeht, sehe ich das schon wieder anders; wenn mit friedlichen Mitteln absolut nichts gegen so einen Staat auszurichten wäre, müsste man zu imo zu anderen greifen. Aber so etwas ist zur Zeit absolut nicht gegeben und das wird es wahrscheinlich auch in absehbarer Zeit nicht sein ... hoffe ich. hal/Mario
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#19 Tarantoga

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Geschrieben 27 Mai 2007 - 13:25

Na, hier geht's ja ab. <_< Zur Gewaltfrage: Es gibt diverse Leute, die der Meinung sind, dass Gewalt deshalb gut sei, weil sie Anomie (grob gesprochen: gesellschaftliches Chaos) auslöst, auf dem man dann eine mehr oder minder neue Gesellschaftsform errichten kann. In dem Sinne wünschen sich diese Leute fast, dass es zu umfassenden Aufständen kommt, unter denen das bestehende System hinweggefegt wird.

So was ähnliches haben wir in der Schule gelernt, nennt sich vorrevolutionäre Situation. Nach der Revolution kommt dann der revolutionäre Terror, das wurde auch ganz offen gesagt. Die Feinde der neuen Ordnung werden in dieser Phase vernichtet. Und "Feind" wird man da schnell. Solchen Leute MUSS entschlossen entgegen getreten werden. Aber das führt alles vom Thema weg. Was mich an der globalisierungkritschen Bewegung stört ist die Tatsache das zwar alle wissen wogegen sie sind, aber nicht WOFÜR. Es fehlt eine zentrale Ideologie oder sagen wir mal Leitlinie und solange die nicht da ist wird das alles immer wieder im Sande verlaufen. Wie die Aussehen soll..keine Ahnung. Allgemeinplätze wie.."gerecht" , "fair " und Co sind zu wischiwaschi, um Massen zu mobilisieren. Ps: Ich finde es allerdings auch verlogen wenn unsere Politker erzählen Gewalt wäre kein Mittel der Politik. Da braucht man nur vom Yugoslawienkrieg bis ins Heute blicken

#20 hal-o-term

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Geschrieben 27 Mai 2007 - 13:37

So was ähnliches haben wir in der Schule gelernt, nennt sich vorrevolutionäre Situation. Nach der Revolution kommt dann der revolutionäre Terror, das wurde auch ganz offen gesagt. Die Feinde der neuen Ordnung werden in dieser Phase vernichtet. Und "Feind" wird man da schnell.

Immerhin schien man sich in der DDR darüber bewusst zu sein, dass das nicht alles so einfach geht wie heutige Jung-"Kommunisten" sich das teilweise vorstellen. (Was zumindest die Ideologie eines Teils der Globalisierungskritiker beschreibt; Kommunismus im Sinne der DKP oder der SAV, der aus den Erfahrungen der Sowjetunion, der DDR und ähnlicher Länder lernt und es "besser", wahrhaft demokratisch machen will, was ich für zum Scheitern verurteilt halte, weil Menschen Menschen sind).
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#21 Yoscha

Yoscha

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Geschrieben 28 Mai 2007 - 14:49

Fährt irgendwer nach Heiligendamm? Ich selbst wohne ja in Rostock und bin sozusagen im Auge des vielleicht oder vielleicht auch nicht zu erwartenden Sturmes; nur ein paar Häuserblocks entfernt befindet sich in einer ehemaligen Schule ein Anti-G8-Basis-Lager (Convergenance Camp oder wie dat heißt). hal/Mario

Nein, warum sollte ich. Um den Erbauern dieses unmöglichen Zauns auch noch einen Grund zu liefern, damit sie anschließend sagen können "Wir haben es euch doch gesagt." Die größte Blamage wäre es imho gewesen, wenn man mit viel Aufwand dieses Zaun Monstrum in die Landschaft geklotzt hätte und am Ende war niemand auch nur in der Nähe. Aber nein, man muss den Obrigkeiten mit diversem Aktionismus praktisch beweisen, dass sie "Recht" hatten. Sieht man mal davon ab, dass ich mit Linken und Protestaktionen bisher fast ausschließlich negative Erfahrungen gemacht habe..... Volksfront von Judäa.

Bearbeitet von Yoscha, 28 Mai 2007 - 15:11.

Willkommen am Teufelsmeer.
Eine nicht ganz ernsthafte Zukunftsvision.
Coming Soon.

#22 mindblasted

mindblasted

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Geschrieben 08 Juni 2007 - 20:07

Hier also dann mal mein angekündigter Erlebnisbericht aus Rostock.

Inhalte ?!
Die ewige Crux mit der Gewalt, der schleichende Tod eine Bewegung oder die Frage ob sich ein "actiongeladenes B-Movie" oder eine "poppige Soap Opera" besser verkauft.


Von "Werden unsere Polizisten verheizt ?" bis "Ein schwarzer Samstag"...
Von Bild bis Taz, von Schäuble bis Peter Wahl sind sich Mainstream-Medien und Funktionsträger einer Sache einig. Der Buhmann heißt: "schwarzer Block", "Autonome Szene" oder auch einfach nur "Terroristen, Chaoten, Hooligans".
Dank diesen frustrierten, postpubertären Jungmännern die den Krawall um des Krawalls wegen zelebrieren sind die Inhalte der Proteste versiegt.
Wenn man am Samtag Abend dabei war und ein wenig Demoerfahrung hat kann man sich darüber nur wundern, aber dann wird einem schnell wieder bewusst wo man sich aufhält. Im Standort Deutschland natürlich, dort wo jeder Mücke Stoßzähne und Rüssel wachsen.

Bevor ich falsch verstanden werde (wird wohl sowieso passieren s.o. aber egal).
Was am Samstag abend lief war schlichtweg beschissen und für einige Leute auch ganz schön traumatisch. Mit einer riesigen, friedlichen Demo versammeln wir uns zu einer Kundgebung im Rostocker Hafen. Auf einmal stürmen Polizisten in den "Make Capitalism History Block" und versuchen anscheinend einiger Vermummter habhaft zu werden die zuvor ein Polizeifahrzeug attackiert haben. Steine und Flaschen fliegen, Gummiknüppel zischen herab, Beine und Nasen brechen.
Innerhalb kürzester Zeit hat sich der Riot auf den Großteil der die Kundgebung umgebende Straße ausgeweitet. Sowohl Polizei als auch Linksradikale agieren total chaotisch und ohne erkennbare Taktik. Schlimmerweise beziehen beide Seiten die überwiegend ruhige Kundgebung mit ein. Während die Polizei ohne erkennbare Motivation immer wieder tief in die Menge hereinstürmt und wahllos um sich schlägt, nutzt der Mob dieselbe als Rückzugsort. Ganz ohne Rücksicht darauf das sich in der Menge kleine Kinder, Behinderte und Leute ohne Papiere aufhalten denen im Fall einer Verhaftung die Abschiebung droht.
Ich versuche mit einem Grüppchen von Vermummten ins Gespräch zu kommen bin aber so aufgebracht das ich sie eher anschreie "Lasst die Scheiße sein!". Einige junge Frauen die anscheinend Angst haben ich wollte eine Schlägerei mit den Vermummten anfangen zerren mich weg.
Ich bin fassungslos über den Grad der Unorganisiertheit und die sich höher schraubende Gewaltspirale. In so einem Fall wäre es angebracht gewesen Ketten zu bilden um die Demo zu schützen anstatt auszuflippen. Was der Großteil des schwarzen Blocks aber auch nicht tut. Die Täter dieses Abends sind tatsächlich Krawallkiddies. Hools die am Abend eine Heldengeschichte am Lagerfeuer erzählen wollen, ohne Rücksicht auf andere. Und natürlich überforderte Polizisten die anscheinend die gesamte Menge zum Feind haben. Wasserwerfereinsätze und Tränengasbeschuss treffen überwiegend den friedlichen Teil der Kundgebung.
Trotz dieser Auschreitungen wird die Kundgebung nur selten unterbrochen. Bands spielen auf. Tanzende, panische und steinewerfende Menschen wild durchmischt.
Ob jetzt die Riotkids oder die Polizei die Eskalation begonnen haben ist mir relativ egal. Die Reaktionen beider Seiten sind absolut bescheuert.
Enttäuscht verlassen wir die Kundgebung.

Am nächsten Tag dominieren die Ausschreitungen die Presse, wie ja zu erwarten war. Seltsamerweise tun sie das aber auch noch nächsten Tag, dem übernächsten und dem darauffolgenden. An diesen Tagen beweist die Bewegung aber das sie aus den Fehlern vom Samstag gelernt hat. Die Poilzei dagegen fährt eine so permanente Provokation das man dem potenziell gewaltbereiten Teil der Demos Hochachtung zollen muss wie friedlich und kompromissbereit er trotzdem bleibt.
Symptomatisch dafür ist die "Internationale Demo für Bewegungsfreiheit und gegen Abschiebung" am Montag. Die Polizei stoppt die Demo alle paar Minuten aus fadenscheinigen Gründen. Bevor wir überhaupt loslaufen können darf keine einzige Vermummung mehr zu sehen sein. Zu meinem Erstaunen werden diese und andere Auflagen von allen Anwesenden hingenommen.
Ich laufe wie am Samstag den ganzen Tag im schwarzen Block. Wir sind viele, es wird wieder einmal klar das der gewaltbereite Mob von Samstagabend ein verschwindend geringer Teil der anwesenden Autonomen war.

Trotz ständiger Repression durch die Polizei ist die Stimmung gut. Wir sind laut und gut organisiert. Der Block läuft in Ketten, abgeschirmt durch Seitentranspis und reagiert souverän auf polizeiliche Provokation. Glasflaschen werden aus dem Block getragen und an den Rand der Demo gestellt wo die Polizei sie dann wegräumt.
Trotzdem wird die Demo an der Parkstrasse erneut gestoppt. Die Begründung der Polizei, die Demo sei für 2000 Leute angemeldet aber wir seien über 10000, weswegen sie uns nicht in die Innenstadt lassen könnten ruft spöttisches Gelächter hervor. Zwei Tage vorher sind 80000 Leute durch die selbe Innenstadt gezogen.

Laut späteren Angaben von Polizeisprechern sind von uns 10000 mindestens 2500 potentielle "Gewalttäter". Wenn man davon ausgeht das für die Staatsmacht "Gewalttäter" gleichbedeutend mit politisch radikal und schwarz gekleidet ist, kann ich dem zustimmen. Vor allem dem "mindestens". Ganz ehrlich. Wenn ich die taktische Hilflosigkeit der Bullen mit der Größe, der Strukturiertheit und Organisation des schwarzen Blocks vom Montag vergleiche...wenn diese Leute am Samstag wirklich losgelegt hätten wäre in Rostock wohl kein Stein mehr auf dem anderen geblieben.
Die Auschreitungen waren für einen Protest dieser Größenordnung ungewöhnlich klein! Das war nicht Genua, nicht Göteborg , Prag oder Seattle. Als ich 2003 bei den G8 Demonstrationen um Evian war krachte es jede Nacht irgendwo. Banken wurden angezündet, Tankstellen geplündert, Gebäude vollkommen entglast, zum Beispiel ein Konferenzzentrum der Partie Socialiste an dessen Blockade ich mich beteiligte.
Damals kam es durch den Einsatz von Pfeffersrpray auf Seiten der Bodyguards französicher Parlamentarier zur Eskalation. Die demonstrierende Menge wurde durch Tränengasgranaten vertrieben, Barrikaden wurden errichtet. Steine flogen. Trotzdem standen sämtliche Anwohner auf den Balkonen und jubelten den Demonstranten zu, verteilten Wasserflaschen, boten Fluchtwege und behinderten die Polizei. In und um Rostock bot sich dagegen ein ganz anderes Bild.
Die Unterstützung durch freundliche Einwohner war zwar vorhanden, hielt ich aber in Grenzen. Das vorherrschende Gefühl war eher Angst. Es brannte genau ein Auto, das von sämtlichen Zeitungen aus allen möglichen Perspektiven und Leuten dazu gezeigt wurde. Ansonsten fackelten einige 16jährige Jungantifas noch drei Mülltonnen ab und wurden von aufgebrachten Ökos mit dem Schlachtruf "It`s bad for our environment" vertrieben. Die Polizei korrigierte später ihre Verletztenzahlen deutlich nach unten. Anscheinend gab es genau zwei Polizisten die so schwer verletzt wurden das sie einen Krankenhausaufenthalt benötigten.
Es kam zu keinen nennenswerten Auschreitungen mehr. Trotzdem durchzog die Gewaltparanoia die Presse. Das führte zB zu Spiegel-Schlagzeilen wie "Clowns spritzen Gift" wo behauptet wurde das Mitglieder der Clowns Army Polizisten mit Säure aus Wasserpistolen bespritzt hätten. Später stellte sich dann heraus das es sich um Seifenlauge für Seifenblasen gehandelt hatte die natürlich ein wenig in den Augen brennt. Die machtvolle Demo vom Montag und die danach kommenden Demos wurden von der Presse grossteils ignoriert. Teilweise wurde noch am Mittwoch über Samstag berichtet. Politiker überschlugen sich gegenseitig mit Forderungen wie nach dem Einsatz des GSG9 (Antiterroreinheit) oder Gummigeschossen (potentiell tödliche Waffen) worauf die Demonstranten sogar von der Polizeigewerkschaft in Schutz genommen wurden.
Hätte es die Chaostage von Hannover oder den 1. Mai in Berlin, die vereitelten Naziaufmärsche in Göttingen usw. nie gegeben könnte man annehmen das die deutsche Öffentlichkeit noch nie erfahren hat was wirkliche Massenmilitanz bedeutet. So muss man den Medien jedoch bewusste Panikmache vorwerfen...und vielleicht auch ein klein wenig Geldgier...zwei Journalisten einer Bildagentur erzählten uns beispielsweise das sich Bilder von friedlichen Demos einfach nicht verkaufen würden.

Noch unverständlicher sind die Distanzierungsversuche und Denunziationsaufrufe von Seiten des Attac-Vorstands und anderer Teile der gemäßigten Linken hin zur autonomen Szene. Diese müssten es definitv besser wissen, spalten aber lieber die eigene Bewegung als sich dem medialen Druck zu stellen. Interessanterweise hatte ich nicht den Eindruck das diese Distanzierungs von der Attac-Basis mitgetragen wird. Gespräche mit Attac Aktivisten (davon einige zB Organisatoren der Sonderzüge und der Blockaden) zeigten das an der Basis der Organisation kein Wunsch nach Distanzierung von den Autonomen besteht. Attac- Vorständler wie Peter Wahl schießen mit solchen Pressekundgebungen Eigentore die sie sich nicht leisten können wenn die dem begonnenen Schrumpfen ihrer Organisation Einhalt gebieten wollen die in Dingen wie zB der Abspaltung des "Netzwerks freies Wissen" offenkundig wird.

Abgesehen davon fiel Attac auch nicht gerade über kommunizierte Inhalte auf sondern über die Organisation von Kulturevents mit Karnevalscharakter. Ob ein entpolitisiertes Pop-Festival noch als schlagkräftiger Protest wahrgenommen werden kann? Ob durch Gewalt oder Weichspüler...Content is missing.


Sect-Spotting
Von Volksfronten und anderem Schrebergartengemüse und dem irrealen Zwang den Kapitalismus auch mal vor seinen Kritikern in Schutz zu nehmen.


Naja, ganz stimmte der letzte Satz jetzt natürlich nicht. Tatsächlich waren bei den Protestlern der letzten Woche Inhalte en masse vorhanden. Ob diese immer soviel Sinn machen sei einmal dahingestellt.
Am Besten zu erkennen waren die ganzen verschiedenen linken Sekten in der Großdemo am Samstag wo sie alle ihre jeweiligen bunten Wimpel vor sich hin trugen.
Heterogener kann Protest gar nicht sein.
Da waren sie wieder, die fünf Millionen kommunistischen Splittergruppen. SAV, SDAJ, RSB, DKP, MLPD, Spartakisten, SDS:die Linke, International Socialist, Comitee of Workers International, Maoisten, sowie zig andere marginale kommunistische Gruppen aus aller Herren Länder wetteifern darum wer am öftesten das Konterfei des heiligen Che zur Schau stellen kann.

Während von der Bühne infantiler Bewegungs-Hiphop auf die Köpfe der Demomenge einschlägt stoßen wir auf "Künstler" welche die Vertreter der G8 mit Königen durcheinanderbringen und so nebenbei mal schnell Kapitalismus Feudalismus sein lassen. Iranische Frauengruppen die anscheinend lautstark nur von Männern vertreten werden können fordern ein Ende der "zionistische Besatzung Palästinas" , hinter ihnen verkünden antideutsche Gruppen ihre Solidarität mit Israel und ihre Sympathie für den Communismus (mit C statt K) um sich von Stalin und Konsorten genauso abzugrenzen wie von ihren anwesenden Fans die einen böse anfunkeln wenn man über ihre Lenin-Fahnen spottet.
Die Raver von der Hedonistischen Internationale tanzen an veriwrrten Evangelikalen vorbei. Kritiker der schäublerischen Überwachungsvorstösse schwenken Schilder mit der Aufschrift "sind wir nicht alle ein bisschen 129a".
Wir halten uns bevorzugt im großen anarchistischen schwarzen Block und dem kleinen aber feinen anarchosyndikalistischen Block der FAU auf. Bei weitem nicht die einzige Gewerkschaft. Verdi ist ebenfalls hier, die IGM und so weiter. Hundert Jahre DGB tun dem Kapital nicht weh, macht aber nix es geht auch noch reformistischer. Da kommen die Jugendorganisationen der Parteien. Die grüne Jugend und die Jusos wirken neben vermummten Autonomen leicht deplaziert...oder umgekehrt ?
So viele Widersrpüchlichkeiten, verkürzte Positionen und demonstrative Wichtigtuerei habe ich selten auf einer Protestaktion erlebt.
Auch was teilweise selbstbezeichnete anitkapitalistische Gruppen für einen Stuss von sich geben ist entweder zum Lachen oder zum Haare raufen. Was solls, wir haben ein neues Hobby: "Sect spotting" und "Spartakisten ärgern". Was bei Leuten die mit der Sowjetunion mehr anfangen können als mit parlamentarischer Demokratie und "arbeitscheuen, ungewaschenen Lumpenproletariern" wie uns lächerlich einfach ist.

"Don`t hate the media, be the media"
Eine Cyberpunk-Perspektive


Für diese Community wohl mit am interessantesten ist wohl der Umgang mit modernen Kommunkationsmitteln auf beiden Seiten.
Der Protest ist vernetzter, und damit besser informierter geworden, andererseits werden auch Grenzen moderner Kommunikation aufgezeigt. Sichtbar wird das vielleicht vor allem an den sehr erfolgreichen und gut durchdachten Blockadeaktionen und dem Independent Media Network (Indymedia).

Im Independent Media Center in Rostocks Hafengegend wurden minütlich neue Nachrichten per Beamer an die Wand geworfen. Es gab kostenlos zugängliches Internet und eine riesige Auswahl unterschiedlicher Publikationen. Die Präsenz vom Kameras auf Seiten der Demonstranten war ebenfalls auffällig.
Hier wurde anscheinend nicht wenig davon ausgewertet. Das solche Kommunikationsstrukturen von der Polizei als wichtig eingeschätzt werden haben Angriffe auf IMCs in der Vergangenheit gezeigt. Umso schöner das so etwas diesmal ausblieb.
Auch auf den Camps gibt es eine hohe Informationsdichte. Legal Teams klären juristische Fragen ab, Infopoints bieten alles wissenswerte zu Fragen wie Busplänen, Landkarten, wo, wann was. Es gibt ein Handyladezelt.
Interessant ist das die gesamte Informationsverteilung absolut dezentral läuft und das sogar leidlich funktioniert. Bezugsgruppen schicken ihre Delegieten zu den Camp-Plenas, beraten, fällen Beschlüsse. Man merkt das ein solches System eine Eingewöhnungszeit benötigt, aber im Großen und Ganzen ist jeder besser und vor allem objektiver informiert als es mit einer zentralen Planung möglich wäre.

Die Vorteile aber auch Nachteile von dezentralen Taktiken werden auch bei den Blockaden sichtbar. Koordiniert dringen die Demonstranten nach dem sogenannten 5-Finger System in die Sperrzone ein. Unser Ziel ist es die Polizeiabsperrungen so auszudünnen das es ohne Gewaltanwendung möglich ist bis auf die Zufahrtstraßen durchzubrechen. Die Taktik geht perfekt auf. Obwohl sie die eindeutig bessere Kommunikationstruktur hat reagiert die Polizei verwirrt als wir uns in die Felder schlagen und auf die Sperrzone zumarschieren. Über unseren Köpfen kreisen teilweise bis zu 8 Hubschrauber im Tiefflug. Der einzige Zweck dieser Manöver: Einschüchterung. In Redelich gab es sogar eine simulierte Bomberattacke durch einen Bundeswehrjäger auf das Camp.
Die erste Polizeiabsperrung die es zu überwinden gibt reagiert mit verzweifelter Gewalt gegen die friedlich vorrückenden Menschen. Pfefferspray wird in die Menge gespritzt, Wasserwerfen jagen mit Reizstoffen versetzte Flüssigkeit in unsere Reihen. Trotzdem gelingt es uns die Situation relativ schnell zu deeskalieren (eine Taktik die sich im Gegensatz zu der, der Polizei wirklich als solche schimpfen lässt).
Die Beamten lassen sich beruhigen, und zur Diskussion bewegen. Was uns in erster Linie entgegenschlägt ist Sympathie. Wir werden gefragt ob wir Sanitäter brauchen, als ein Polizist darauf sagt: "Jetzt vielleicht nicht aber gleich!" wird er von seinem Einsatzleiter zurechtgewiesen. Dieser und einige andere sprechen uns sogar Hochachtung für unser effektives Vorgehen aus. Tatsächlich gelingt es uns nahezu spielerisch drei Polizeiketten trotz Repressionen zu überwinden und usner Ziel zu erreichen. Als die Blockade steht hören wir das alle anderen Gruppen ebenfalls erfolgreich beim Sturm auf Heiligendamm waren. Die Blockaden stehen, später müssen die Delegierten und Journalisten per Hubschrauber und Schiff (da gibt es noch eine Seeblockade durch Greenpeace, die aber durch übertriebene Repression durchbrochen wird).
Die Polizei die sich mittlerweile auf NTV totales Versagen vorwerfen muss greift zu einer neuen Taktik die besser auf die Situation zugeschnitten ist. Informationsterror. Erneut wird die Angst vorm "schwarzen Mann" geschürt. Pressesprecher verkünden das die Blockade in Bad Doberan mit Autonomen durchsetzt sei die sich mit Molotov-Cocktails bewaffnen würden. Diese Fehlinformation wird kritiklos von der DPA übernommen. Immer wieder kommen Nachrichten von Räumungen und Strassenschlachten die schlicht nicht den Tatsachen entsprechen. Nur der guten Vorbereitung und der funktionierenden Kommunikationssysteme ist es zu Verdanken das die Blockaden nicht auseinanderbrechen. Sie halten über Nacht und werden erst heute beendet.


"We are winning!"
Trotz oder wegen der G8-Proteste: Wir leben in interessanten Zeiten


Man kann sich über den politischen Gehalt der G8 Proteste zurecht das Maul zerreißen. Die Positionen sind zu uneinheitlich, der Gipfel auf dem so wenig wichtiges passiert ist ein schlechtes Ziel für diese Masse an Protest.
Trotzdem bewerte ich die Aktionen grundsätzlich als positiv. Viele Leute in diesem Land haben gelernt was es bedeuten kann gemeinsam mit anderen zusammen erfolgreich zivilen Ungehorsam zu leisten. Bei den meisten Teilnehmern der Blockaden war eine grenzenlose Begeisterung spürbar welche die traurigen Ereignisse vom Samstag einfach fortwischte. Ich denke das diese Begeisterung mit nach Hause getragen wird und sinnvolleren sozialen Protesten Nahrung und Antrieb sein kann. Ich persönlich schaue ebenfalls ein klein wenig optimistischer in die Zukunft, und allein das zusammen mit dem Kennenlernen unglaublich vieler grundverschiedener Menschen, vieler neuer Freunde und die Auseinandersetzung mit diesen waren die Woche in Rostock wert.
Wir wissen das die Zeiten kälter werden...soziale Verschärfungen und der wachsende Überwachungstaat werden unverändert bleiben. Aber viele die da waren und so etwas zum ersten Mal gemacht haben, haben gelernt das es möglich ist gemeinsam den Zuständen Sand ins Getriebe zu streuen. Die Zukunft wird zeigen ob sie dieses Wissen auch anwenden.

Ein anderer Erfahrungsbericht eines Freundes findet sich hier
Und wer sich durch wahre Berge von Infos wühlen will kann das natürlich auf Indymedia tun. Dort gibt es auch einen Ticker mit dem die Ereignisse chronologisch zurückverfolgt werden können.Indy

Bearbeitet von mindblasted, 08 Juni 2007 - 20:37.

"Es gibt eine größere Dunkelheit als die, die wir bekämpfen ... Viel schwerwiegender als der Tod der körperlichen Materie ist der Tod der Hoffnung, der Tod der Träume, und vor dieser Gefahr dürfen wir niemals kapitulieren. Die Zukunft ist überall um uns herum. In der Phase des Übergangs wartet sie darauf, in der Phase der Erleuchtung neu geboren zu werden. Niemand weiß, wie die Zukunft aussieht und wohin sie uns führen wird. Nur eines wissen wir. Sie wird stets unter Schmerzen geboren."
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#23 scal

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Geschrieben 08 Juni 2007 - 20:25

Hey danke mindblasted für diesen Bericht. Hier in Saarbrücken habe ich bis jetzt nur vom hören sagen die Stimmen der Polizei gehört und da wurde in erster Linie über 4Bett Zimmer und 16 Stunden Tage gesprochen. Wenn du willst kannst du das ganze, ist ja immerhin etwas, auf der CPC-Seite nochmal posten, so haben wir es nochmal archiviert...

Bearbeitet von scal, 08 Juni 2007 - 20:52.

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#24 hal-o-term

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Geschrieben 09 Juni 2007 - 14:46

Sehr schöner Bericht, und wunderbar nüchtern und ohne Verschwörungstheorien. Aber es waren drei Autos (das eine am Stadthafen, das in den Medien zu sehen war, außerdem an der Nikolaikirche in der östlichen Altstadt noch zwei ... obwohl da überhaupt keine Demo war. Nunja).
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#25 mindblasted

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Geschrieben 09 Juni 2007 - 15:16

Dank euch,Mir gings jetzt in erster Linie um die Berichterstattung von der Demo und was ich da gesehen habe. Von den andern abgefackelten Autos hab ich nix mitbekommen. Aber auch 3 brennende Autos (und wegen mir noch ein paar Kneipenstühle, Spanplatten usw. zu den Mülltonnen hinzu) machen noch lange kein Genua...allein der Amtsantritt des neuen französischen Präsidenten hat dem Automobilgewerbe da deutlich mehr Aufträge beschert ;)Was an den Verschwörungstheorien jetzt dran ist kann ich nicht bewerten. Ist mir aber auch eigentlich egal weil zu einem Krawall wie am Samstag mehr Leute gehören als ein paar Agent Provocateurs (das es solche jedoch auch in Deutschland des Öfteren gibt, und das sie sich auch oft total dämlich anstellen kann ich aus eigener Erfahrung bezeugen). In Bad Doberan gabs ja anscheinend einen Zwischenfall bei dem ein solcher von der Menge auseinandergenommen wurde...ob das so stimmt wie es zB auf Indy steht kann ich nicht bestätigen, ich war in Börgerende. Allerdings entspricht das was da geschildert wird halt schon durchaus Zwischenfällen mit Zivilcops die ich selber miterlebt habe.
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#26 scal

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Geschrieben 10 Juni 2007 - 11:00

In Paris wird erst von brennenden Autos berichtet, wenn es mehr als 70(!) die Nacht die sind. Alles andere zählt als normal. Also was sind schon 3 Autos. Vielleicht wurden die Autos ja auch vom Besitzer abgefackelt, um die Versicherungsprämie zu kassieren... Vielleicht warten auch auch idiotische Krawallmacher... Na ist es ja auch egal...

Bearbeitet von scal, 10 Juni 2007 - 11:01.

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#27 mindblasted

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Geschrieben 10 Juni 2007 - 11:53

Ich bezweifle das du ein abgefackeltes Auto von der Versicherung erstattet bekommst. Ganz sicher bin ich mir nicht.Und wenn nicht ist das für den Besitzer schon ein herber Einschnitt. Stell dir vor es wäre dein Auto gewesen. Und ich glaube die Verantwortlichen stehen auf jeden Fall fest.Ich wollte damit lediglich aufzeigen das die Ausschreitungen in Rostock wahrscheinlich die kleinsten waren die je bei einem G8-Protest innerhalb Europas zustande gekommen sind (und das gerade auch trotz ()oder gar wegen) einer relativen Deeskalationstaktik die größere Krawalle zumindest zu Anfang nicht erschwert hätte) und die Medienhysterie sowie die Distanzierungsforderungen in keinem Fall rechtfertigen.
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#28 scal

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    Giganaut

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Geschrieben 10 Juni 2007 - 17:32

Das Auto bekommt er auf KEINEN FALL ersetzt, aber glaub mir Versicherungsnehmer sind manchmal unglaublich dumm...Normalerweise wäre es ein Fall für die Vollkasko, aber in diesem Fall wird man sich auf "Innere Unruhe" berufen und es als Ausschluß der Versicherungspflicht einstufen. Ähnlich wie es bei den 1. Mai Krawallen in Berlin gehandhabt wird...

Bearbeitet von scal, 10 Juni 2007 - 17:33.

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#29 morax

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Geschrieben 10 Juni 2007 - 22:45

Zuallererst will ich Mindblasted für den wunderbaren Erfahrungsbericht danken. Sehr plastisch und interessant. Ich möchte etwas früher in der Diskussion anknüpfen. Was mich etwas beunruhigt ist die allgemeine Resignation gegenüber dem Ruck in Richtung Überwachungsstaat. Es kommt mir irgendwie ....falsch/komisch/nicht zielführend vor - mir fällt kein passendes Wort ein, das keine Abwertung impliziert, aber meine auf der Zunge liegende Verwunderung rüberbringt - wenn man auf er einen Seite sehr aktiv ist, aber auf der anderen Seite der Meinung anhängt, dass man nichts ändern kann....Warum gehe ich dann auf Demos?Meine Anmerkung weiterführend würden mich eure Meinungen interessieren, wie jeder im Alltag dazu beitragen kann, dass wir nicht komplett gläsern und steuerbar werden. OHNE komplett aussteigen zu müssen?

#30 mindblasted

mindblasted

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Geschrieben 11 Juni 2007 - 15:41

Tjoa, solange die mehrheitliche Meinung so aussieht das mehr Überwachung auch gleich mehr Sicherheit ist, wird diese Entwicklung wohl wirklich nicht aufzuhalten sein. Wie ich weiter oben schon schrieb ist es aber Fakt das man sich von der technischen Entwicklung nicht überrollen lassen braucht. Bzw. ist es durchaus möglich im Kleinen was zu machen. Diskutieren, Aufmerksamkeit auf das Thema lenken, Vorschläge wie den neuen Schäuble-Vorstoß (alle Ausländer sollen Fingerabdrücke abgeben) als das skandalisieren was sie sind: immanent rassistisch! Ansonsten gibt es immer noch eine minimale Möglichkeit der Sabotage/ des Boykotts...ich kann mir schon vorstellen das das was 87 bei der Volkszählung lief heute auch funktionieren würde. Aber es müssten halt genug Leute mitmachen. Stell dir vor was wäre wenn die halbe Bevölkerung die neuen Pässe einfach verweigern würde... Ein anderer kreativer Umgang mit Überwachung sind Fakes. So gab es zB mal eine Gruppe die öffentliche Schreiben nachstellte in denen "Anwohnern" öffentlicher Kameras von der Polizei mitgeteilt wurde das Ausversehen pikante Aufnahmen aus ihrem Schlafzimmer gemacht worden wären...diese würden natürlich sofort wieder vernichtet. So kann man ein Bewusstsein dafür schaffen was es bedeutet jederzeit beobachtet zu werden. Andere ähnlich gelagerte Sache bei der ich mich für Meinungen interessieren würde: Ich fand es letzte Woche sehr krass die ganze Zeit von hochgerüsteten, schwerbewaffneten Riotcops umgeben zu sein, die ganze Zeit Sturmhaube im Gesicht, kein Name, keine Identifikationsnummer. Nur das Symbol des jeweiligen Zugs. Die ganze Zeit werden alle Anwesenden abgefilmt. Sollte einer dieser Cops zB einen Demonstanten zum Krüppel prügeln wäre es so gut wie Unmöglich ihn vor Gericht zu bringen. Unmäßige Gewalt durch die Polizei gab es letzte Woche nicht zu knapp. Niemand wird dafür zur Verantwortung gezogen werden. Wie der Fall Carlo Guiliani (oder hierzulande Oury Jalloh) zeigt ist dies sogar im Fall eines Mordes extrem schwer. Andererseits wird dir als Demonstrant angedroht das sie dich mitnehmen sobald du ohne Perso angetroffen wirst. Hast du auch nur ein Taschenmesser oder eine Glasflasche dabei giltst du als bewaffnet. Kameras können beschlagnahmt werden falls du zur falschen Zeit das falsche gefilmt hast (zB prügelnde Cops) Verdeckst du dein Gesicht weil du keinen Bock auf die dauernde Filmerei hast ist dies ein krimineller Akt. Das alles führt zu dem Punkt: "Wer bewacht die Bewacher" (anderes Beispiel sind die Freiheiten unserer Geheimdienste im Umgang mit der Verfassung). Wie kann von einem Rechtsstaat gesprochen werden wenn die Exekutive willkürlich in das Leben anderer Menschen eingreifen darf ohne zur Rechenschaft gezogen werden zu können? Und sollte es nicht das Recht eines freien Menschen sein sich gegen die Kontrolle der Unkontrollierbaren schützen zu können? Edit: Von Pixelprimat erstmalig in einem anderen Forum gepostet. Ich glaube das passt ganz gut :fun:

Bearbeitet von mindblasted, 12 Juni 2007 - 21:13.

"Es gibt eine größere Dunkelheit als die, die wir bekämpfen ... Viel schwerwiegender als der Tod der körperlichen Materie ist der Tod der Hoffnung, der Tod der Träume, und vor dieser Gefahr dürfen wir niemals kapitulieren. Die Zukunft ist überall um uns herum. In der Phase des Übergangs wartet sie darauf, in der Phase der Erleuchtung neu geboren zu werden. Niemand weiß, wie die Zukunft aussieht und wohin sie uns führen wird. Nur eines wissen wir. Sie wird stets unter Schmerzen geboren."
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  • • (Buch) Neuerwerbung: Neal Stephenson-Confusion
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