Das glaube ich nun bei den USA nicht mehr; da läuft irgendeine Expansions-Ideologie ab im Pentagon ("wir sind die letzte Supermacht") und die wird gnadenlos fortgesetzt, koste es was es wolle.
Wenn man sich einmal die Geographie der USA und deren Außenpolitik anschaut - was vergleichsweise einfach ist, weil sie auf der weltpolitischen Bühne erst seit dem letzten Jahrhundert präsent sind - wird sofort deutlich, dass die Expansionsbestrebungen der USA gleich Null sind. Die sind sehr zufrieden mit ihrer großen, strategisch günstig isolierten Machtsphäre. Der Haken ist, dass ihre
Interessensphäre sehr viel größer ist ist und quasi die ganze Welt umspannt. Um die Interessen (Rohstofffluss, Absatzmärkte, strategische Einflussnahme etc.) zu wahren, tun die USA als Staat alles, wofür Einzelpersonen ins Zuchthaus kämen - sogar in den USA selbst. Aber wie ich schon sagte, dass sind trotz ihrer Größe und Tragweite immer Schnellschüsse. In ihrer ganzen Geschichte haben die USA noch keine außenpolitische Interaktion über mehrere Legislaturperioden und/oder Haushaltsbeschlüsse geplant; gerade mal, dass Kriege, in die man nun einmal verstrickt waren, von der nächsten - Verzeihung - armen Sau an der Spitze irgendwie abmoderiert werden mussten.
Das Einzige, was bei den USA einem Masterplan zur Weltherrschaft am nächsten kommt ist der durchgängige Wille, die eigene Lebensweise zu erhalten. Das macht jede Nation (oder Kultur, was das angeht), nur sind die Maßnahmen zur Umsetzung nirgends so kurzsichtig oder willkürlich wie die der USA. Es ist auf der Weltbühne praktisch unmöglich, mit den USA tatsächlich politisch verbündet (oder verfeindet zu sein) - da muss nur irgendein Planungsstab wechseln, und aus Freunden werden Feinde, Verbündete werden fallen gelassen, Terroristen werden zu Partnern, demokratisch gewählte Staatsmänner zu Leichen, kriminelle Generäle zu Staatsmännern und das Ganze vice versa (außer die Leichen natürlich).
Deutschland beispielsweise tickt langsamer, was schnelle (und häufigsehr nötige) weltpolitische Interaktionen behindert, aber Deutschland auch zu einem zuverlässigeren Partner macht. Nicht, dass wir nicht auch mit dem Teufel tanzen, wenn es unsere Exportwirtschaft und die Rohstoffimporte stützt, aber obwohl wir einen Weltkrieg maßgeblich mitgetragen und einen zweiten begonnen haben, geht irgendwie die ganze Welt davon aus, dass wir nicht bei ihnen intervenieren werden. Schon gar nicht militärisch, obwohl wir binnen drei, vier Jahren dazu in der Lage wären, eine Wehrmacht 2.0 auf die Beine zu stellen. Nur haben wir inzwischen ein politisches Selbstverständnis, dass solches Vorgehen unterbindet, und daran können auch Flachzangen wie damals Struck ("Die Sicherheit Deutschlands wird auch am Hindukusch verteidigt ...") und jetzt De Maiziere, der die Bundeswehr für verstärkte Auslandseinsätze rüsten will, nichts ändern.
Bei der aktuellen Reaktion des Kongresses (dem US-Parliament) auf den Libyen-Einsatz pflege ich die ein oder andere zarte Hoffgnung, dass sich dieses Blatt beginnt zu wenden, und dass schon rein aus Kostengründen die USA mit einem Rückruf ihrer Truppen weltweit beginnen.
Exakt. Die Ausgaben (und die kippende öffentliche Meinung) bedrohen den Wohlstand und den inneren Frieden der USA, deshalb werden jetzt Interessen abgewogen und man ist geneigt, den Ball flach zu halten. Das kann nächstes Jahr um diese Zeit aber schon wieder ganz anders aussehen.
Bei Obamas Amtsantritt sah man ja auch schon diverse zarte Hoffnungen sprießen, aber am Handlungsschema der augenblicklichen Zweckmäßigkeit hat sich unter seiner Ägide nichts geändert. Um die unüberschaubar zahlreichen und verstrickten Machtfaktoren in den USA zu bedienen, müssen ständig rasche Kompromisse geschlossen werden, und die Folgen werden auf fremde Buckel gepackt, die keine Mitsprache haben.