Ich habe soeben an eine ganze Reihe Autoren, deren Adressen ich von Arno Behrend erhalten habe, eine Mail in Sachen STORY CENTER geschickt. Denn es geht weiter - STORY CENTER ist nicht tot, und wird auch nicht sterben, so lange ich das verhindern kann.
Die Mail lautete:
Servus, alles miteinander.
[...]
Ende 2008 hat Arno Behrend aufgegeben. Er hat keine Gründe genannt, und ich will auch nicht spekulieren, weil es eigentlich nicht wichtig ist. Wichtig ist in meinen Augen, daß es mir gelungen ist, STORY CENTER als Einrichtung, Institution und - in meinen Augen durchaus erhaltenswertes - Etwas vor dem Sparwahn des SFCD-Vorstands dahingehend in Sicherheit zu bringen, als daß ich mindestens eine Ausgabe produzieren und präsentieren darf, um zu zeigen, wie man ein STORY CENTER auch machen kann. "Auch" nicht im Sinne eines "besser als Arno & Co."; "auch" vielmehr im Sinne eines "kostenfrei für den SFCD", dessen vorstands- und v.a. kassengesteuertes Hauptanliegen inzwischen wohl der Aufbau eines Sparkasseninstituts geworden sein dürfte.
Egal.
STORY CENTER ist nicht mehr Arnos Baby, aber das soll nicht STORY CENTERs Schaden sein. Ich möchte STORY CENTER weiterführen. Mindestens mal eine Ausgabe - und eigentlich auch mehr, denn mein Konzept ist einfach, für den SFCD kostenfrei und möglicherweise ein Weg, den man gehen kann, kann, nicht muß, vielleicht nicht mal soll, aber eben kann. Ich will - und kann. Und wenn ihr mitmacht, dann bin ich nicht allein.
Tatsächlich möchte ich in einem Rutsch zwei STORY CENTER-Ausgaben in Angriff nehmen.
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Bei der einen Ausgabe habe ich ein zeitliches Problem. Eigentlich soll ich diese Ausgabe schon zur Mitgliederversammlung des SFCD 2009 in Schwerin (im Juni!) präsentieren, was ausgesprochener Unsinn ist - und eigentlich auch unfair, denn Arnos ursprünglich geplantes STORY CENTER 2009 wäre für Anfang 2010 vorgesehen gewesen.
Egal.
Ich möchte die erste Nummer jedenfalls so zusammenstellen, wie Arno das auch getan hätte: Autoren ansprechen - euch also! -, sie bitten, mitzumachen, mitzuschreiben, dabei zu sein, zu helfen, daß aus dem nächsten STORY CENTER vielleicht nicht nur ein einfaches STORY CENTER wird, sondern ein richtig geiles Teil.
Die Stories, die ich von euch erhalte, haben an dieser Stelle keine Themenvorgabe. Laßt euch was zum Thema SF einfallen, was Feines, etwas, das deutschsprachige SF ausmacht, etikettieren kann, etwas, das vielleicht sogar so gut ist, daß das DSFP-Preiskomitee des SFCD die Augenbrauen hochlupft.
Wie Arno schaue ich mir das Material an und werde evtl. ein Thema "darumherum" aufbauen. Ich werde mich aber auch nicht scheuen, einfach eine Geschichten-Sammlung zu präsentieren. Mit schönen, guten, feinen, SFigen, deutschen Kurzgeschichten.
Das soll STORY CENTER 2009 werden. Vielleicht mit euch. Hoffentlich mit euch. Und wenn es euch zur Entscheidung hilft:
ES GIBT KEINERLEI UMFANGSLIMIT.
Die einzige Einschränkung ist: Es muß Science Fiction sein. Kein Horror, keine Fantasy, kein Krimi. Oder auch das, so lange die Science Fiction deutlich erkennbar zwischen den Zeilen herausleuchtet.
KEINERLEI UMFANGSBESCHRÄNKUNG.
Es gibt keinen festen Redaktionsschluß, aber ich will im August mit den Arbeiten beginnen, damit die Ausgabe jedenfalls noch 2009 erscheint. Wer leichter arbeiten kann, wenn es einen Redaktionsschluß gibt:
15. August 2009.
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Bei der zweiten Ausgabe, die dann STORY CENTER 2010 würde, habe ich eher ein thematisches Problem, wobei "Problem" falsch ausgedrückt ist.
Der Auslöser zu der Idee war ein Film, der mit SF & Co. überhaupt nichts zu tun hat. "2:37" ist eine Geschichte, die an einer amerikanischen Schule spielt und die vielfältigen Beziehungen zwischen Schülerinnen und Schülern aus immer unterschiedlichen Sichtweisen reflektiert - und das eigentliche Thema ist "Inzucht", in diesem Film nicht dargestellt an dem, was man so "gemeinhin" gerne als Inzucht zu identifizieren vermeint - beliebt: Vater und Tochter -, sondern zwischen Bruder und Schwester.
Aber das war, wie gesagt, nur der Auslöser, und dahin soll das Thema von STORY CENTER 2010 auch gar nicht gehen. Aber diese Idee war da -
Inzucht ist ein gesellschaftliches Thema. In unserer realirdischen Jetztzeitgesellschaft wird es i.d.R. als das Thema, das Problem (!) von einzelnen Menschen, von Personen, Individuen betrachtet, gehandhabt. Aber eigentlich ist es ein gesellschaftliches Thema, ein gesellschaftliches Problem. Denn abgesehen von biologischen Faktoren, die eine Rolle spielen (ich meine die genetischen Problematiken von Inzucht), ist Inzucht an sich als Problem einer Gesellschaft eine Definition eines Problems.
Worauf ich hinaus möchte?
Was wäre, wenn es gute Gründe gäbe, gesellschaftlich das zu zelebrieren, was wir als Inzucht ablehnen?
Was wäre, wenn es notwendig für das Überleben einer Gesellschaft wäre?
Was wäre, wenn es gleichgültig wäre?
Was wäre, wenn Inzucht ganz normal wäre (denn seien wir ehrlich: begehen wir Menschen als völlig isolierte Sammlung verschiedener "Unterrassen" nicht auch Inzucht - Menschen pflanzen sich nur mit Menschen fort ...)?
Ein diffiziles Thema. Und klar muß sein: Ich suche nicht nach irgendwelchen zweideutigen Stories, die Inzuchtpraktiken beschreiben. Ich suche nicht einmal - und gerade nicht! - nach Stories, die sich auf Einzelschicksale konzentrieren, und in denen es nur um diese Einzelschicksale geht. Was ich suche, sind Utopien - oder auch Dystopien -, die Inzucht als gesellschaftliches Problem, als gesellschaftliches Thema, als gesellschaftliche Frage begreifen. Und als gesellschaftlichen Rettungsanker, als gesellschaftliche Notwendigkeit.
Ich will auf keinen Fall einen realirdischen jetztzeitlichen Straftatbestand sanktionieren, heilen lassen; das ist nicht meine Absicht. Was ich möchte, das ist die andere Sichtweise, die die SF oft genug bewiesen hat. Wenn man so möchte, so möchte ich: "Social Fiction".
Traut ihr euch das zu? Wenn ja, würde ich mich freuen. Und auch diesmal gilt: kein fester Redaktionsschluß, nur für die, die es brauchen:
15. August 2010.
Und auch hier gilt: KEINERLEI UMFANGBESCHRÄNKUNG.
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Zu guter Letzt möchte ich noch anmerken, daß ich eine Idee habe, STORY CENTER weiterzuführen, die ich für tragfähig halte. Wir werden alle nicht reich werden, aber alle Autoren an einer solchen Ausgabe werden von mir eine schriftliche Zusicherung erhalten, daß sie reich werden, wenn ein solches STORY CENTER mehr bringt als ein paar Euro, ich will meinen: Wenn STORY CENTER 2009 und 2010 aus irgendwelchen völlig abstrusen, unerwarteten und heute absolut unglaublichen Umständen Geld bringt, dann seid ihr, die ihr daran mitarbeitet, alle beteiligt - zu gleichen Teilen. Ich bin mir im Klaren darüber, daß dieses Ziel illusorisch ist, aber ich will es einfach nicht ausschließen. Ich habe in der Tat schon Pferde vor der Apotheke kotzen sehen (andere Geschichte, nächste Mail <g>).
Und ich möchte noch anmerken, daß ich Qualitätsansprüche anlegen werde. Die deutschsprachige SF hat mit VISIONEN Visionen verloren. Es gab gute Argumente für Helmuth Mommers, aufzuhören. Aber es war ein Verlust.
Ich wage nicht den Anspruch zu erheben, mit STORY CENTER einen Nachfolger für VISIONEN auf die Beine stellen zu können. Nicht gleich
Aber ich habe dieses Ziel im Auge, dies ist mein Weg, vielleicht unser Weg. Ich würde mich freuen, wenn viele von euch mitschreiben, mitmachen, dabei sind. Vielleicht gelingt es.
MdbG
My.
P.S.: Wenn ihr andere Autoren kennt, die in Frage kommen könnten - schickt diese Mail bitte einfach weiter. Danke.
Damit ist für's Erste alles gesagt.
Ich würde mich über Multiplikation dieses Aufrufs freuen.
My.