Phantastik-Begriff
#361
Geschrieben 12 Februar 2008 - 00:00
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#362
Geschrieben 12 Februar 2008 - 06:25
Sowohl "Invasion of the Body Snatchers" als auch "Rosemary's Baby" sind ursprünglich ja Literaturverfilmungen. Aber das Muster ist ja weit verbreitet. Ich würde aus dem Bauch heraus mal sagen, dass die Mehrheit der Horrorliteratur phantastisch-wunderbar ist.Gibt's die auch als Bücher?
Signatures sagen nie die Wahrheit.
Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.
Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.
Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
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#363
Geschrieben 12 Februar 2008 - 08:28
MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.
Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.
#364
Geschrieben 12 Februar 2008 - 10:22
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#365
Geschrieben 12 Februar 2008 - 10:35
Das müsste man wohl im Detail anschauen und ist auch ein bisschen Ermessesnfrage. Ich bin selber zwar alles andere als ein Spezialist für Horror-Literatur, aber viele Geschichten gehen ja nach folgendem Muster (wie Du auch antönst): Wir haben eine "realistische Welt", die mehr oder weniger der unseren entspricht, in der dann ein Monster auftritt. Manche streiten die Existenz des Monsters ab, bis schliesslich alle davon überzeugt sind.Danke für die Infos. Ich habe mal wieder unklar formuliert: "Gibt es die vielen phantastisch-wunderbaren Horror-Geschichten auch als Bücher?" sollte es heißen.
Na, Simifilm meint ja, mehr noch die meisten Horror-Geschichten seien ph-w. Da haben wir anscheinend ein anderes Horror-Verständnis bzw. andere Horror-Sachen gelesen. Die meisten Horror-Geschichten, die ich kenne, sind reine Wunder-Geschichten, die zunächst realistisch beginnen, dann aber ins Wunderbare umschlagen, weil ein Monster auftritt. Hier kann zwar der Zeuge zweifeln, vor allem an seinem Verstand, aber der Leser nur sehr selten. Ich stimme aber insofern zu, als dass die meisten ph-w Geschichten wohl aus dem Bereich Horror stammen werden. (Ich glaube, dass Krimi & Horror in dieser Hinsicht Gegenspieler sind: Im Krimi obsiegt das Rationale und bringt Ordnung ins Chaos, beim Horror ist der (zumeist kurzfristige) Sieg des Irrationalen, der Chaos in die Orndung bringt, wesentlich.)
Wie Du richtig bemerkst, zweifeln hier meistens nur die Figuren und selten der Leser. Damit sind wir bei einem interessanten Punkt, denn die Erzählung tut hier noch so, als seien die Dinge unklar, dabei weiss der Leser/Zuschauer im Grunde schon von Anfang an, dass etwas Übernatürliches geschehen wird. Der Fall von "Rosemary's Baby", bei dem die eindeutige Auflösung erst ganz am Schluss erfolgt, ist hier die Ausnahme (wie das im Buch ist, weiss ich nicht, aber im Film wäre es bis zum Schluss möglich und denkbar, dass Rosemary einfach psychotisch ist).
Wir haben es hier mit einer Konvention des Genres zu tun; die Erzählung sagt im Grunde "Wir wissen ja beide, dass da ein Monster ist, aber zu Beginn müssen wir die Sache noch herauszögern und die Zweifler auftreten lassen."
Tatsächlich habe ich mir diesbezüglich schon früher mal den Kopf zerbrochen und erlaube mir deshalb ein längeres Eigenzitat von hier:
Also, ich revidiere mein frühere Aussage, die meisten Horror-Geschichten sind pseudo-phantastisch-wunderbar. Tatsächlich weiss ich nicht, inwieweit ich hier Todorovs Modell modifiziere, oder ob er mit diesem Befund einverstanden wäre. Genrefilme bauen ja darauf, dass ein Zuschauer die Konventionen kennt, insofern kann man davon ausgehen, dass auch der implizite Leser schon zu Beginn eines Vampirfilms verstehen sollte, was geschieht.Das Phantastische ist in den allermeisten Fällen nur eine vorübergehende Erscheinung und wird bis auf wenige Ausnahmen im Laufe des Filmes aufgelöst. Dieser Befund muss aber eingeschränkt werden, denn häufig liegt gar kein echtes phantastisches Element vor, sondern nur - wie ich es hier nennen werde - Pseudophantastik. Was ich damit meine, ist, dass viele Filme den phantastischen Bruch nur scheinbar inszenieren, der Zuschauer im Grunde aber schon von Anfang an weiss, dass er sich im Bereich des Wunderbaren befindet. Viele Vampirfilme gehen nach dem Muster vor, dass die Protagonisten die Taten des Untoten lange nicht als solche wahrnehmen und sie rational erklären wollen. Nur ein schrulliger Aussenseiter vom Schlage eines Dr. Van Helsing erahnt die wahren Hintergründe. Irgendwann im Laufe der Geschichte ist der Punkt erreicht, an dem alle Figuren von der Existenz des Vampirs überzeugt sind und gemeinsam gegen ihn ankämpfen. Für den Zuschauer liegt der Fall anders: In der Regel wird er schon von Beginn weg mit Hinweisen versorgt, die keinen Zweifel über den wunderbaren Charakter des Filmes aufkommen lassen. Wer sich einen Film mit dem Titel †šDracula†˜ ansieht, weiss, dass er mit Vampiren rechnen muss. Aber selbst wenn parafilmische Informationen ausser Acht gelassen werden - wobei noch zu klären wäre, inwieweit ein solch sprechender Filmtitel noch als ausserfilmischer Hinweis gelten kann -, werden auch filmintern reihenweise Signale gegeben: Es tauchen die genreüblichen Attribute wie Knoblauch, Kruzifixe und heulende Wölfe auf, und dunkle bedrohliche Bilder und entsprechende Musik dominieren. Dem implizierten Zuschauer wird fortlaufend angezeigt, welchen Status die Welt des Filmes hat Ein solches Vorgehen ist nicht nur für den Vampirfilm, sondern für den Genrefilm generell typisch. Bereits die Titelmusik und der Schriftzug von Them! markieren den Film eindeutig als Monster-SF. Die Kamera rückt von Beginn weg immer wieder Ameisen ins Bild, das Auftauchen der radioaktiv mutierten Riesenameisen ist letztlich nur noch für die Protagonisten eine Überraschung. Ein Gegenbeispiel ist Rosemary's Baby , der lange unentschieden bleibt. Erst in der letzten Szene wird eindeutig geklärt, dass Rosemary (Mia Farrow) nicht an schwangerschaftsbedingten psychotischen Zuständen leidet, sondern tatsächlich das Kind des Teufels ausgetragen hat. Allerdings können nur die wenigsten Filme diese delikate Balance über längere Zeit aufrecht erhalten, und viele Genrefilme streben sie auch gar nicht an.
Es bräuchte eine grossangelegte quantitative Studie, um meine Vermutung zu erhärten, doch scheint mir die Pseudophantastik, bei der eine Erklärung von Anfang an überwiegt, der weitaus häufigere Fall zu sein als die Phantastik, die über einen längeren Zeitraum eine echte Schwebe zwischen Unheimlichem und Wunderbarem halten kann.
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#366
Geschrieben 12 Februar 2008 - 13:22
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#367
Geschrieben 16 Februar 2008 - 14:52
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#368
Geschrieben 16 Februar 2008 - 22:53
Bearbeitet von molosovsky, 16 Februar 2008 - 22:56.
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#369
Geschrieben 16 Februar 2008 - 23:48
Genau. Alles andere an Todorovs Schema interessiert mich nicht. Meinethalben können wir auch von Dursts Phantastik sprechen oder von Martinez/Scheffels instabiler Welt. Todorov haben wir hier schon durchdiskutiert, da muss man, glaube ich, nicht mehr viel zu sagen.Ich weiß ja nicht ganz, was Du unter ›ein Fall für Todorov‹ verstehst, aber ich nehme mal an, Du spielt auf die ›Ungewissheit‹ an, die nach Todorov ja das bestimmende Merkmal der Phantastik ist.
Nirgendwo, dass ist Teil meines Problems, denn das letzte auktoriale Kapitel fügt sich inhaltlich nahtlos an Janes Bericht an und bricht radikal mit den vorhergehenden auktorialen Kapiteln. Damit werde ich vor eben jenes Problem gestellt: Folge ich dem Inhaltlichen, das bisher von der höchst unzuverlässigen Jane erzählt wurde, oder folge ich dem Formalen, das bisher vom (scheinbar?) zuverlässigen auktorialen Erzähler erzählt wurde? Zu deiner letzten Frage: In der Tat scheint mir die Reibung beim Nachdenken zu entstehen; beim Lesen, vor allem dem Erstlesen, flutsch der Text ja wie ein Thriller. Erst wenn man sich Zeit nimmt, entsteht eine Unsicherheit? oder so. Wie du auf den Konflikt zwischen G/B-Fetischisten und Nodlern kommst, weiß ich allerdings nicht: Schließlich ist die einzige Nodlerin eine G/B-Fetischistin und liegt eher mit einem Kohärentismus-Anhänger im Streit. Die Organisation und die Paviane sind ja beides G/B-Fetischisten, nur dass sie Unterschiedliches für richtig halten. Ich finde das Verhältnis von Organisation und Pavianen sehr interessant: Sie benutzen die gleichen Methoden (Eyes-Only & NT-Pistolen et al.) und gehen in erster Linie gegeneinander vor. Der Kampf gegen das Böse bzw. für das Böse wird immer belangloser, genauso gut könnten es CIA und KGB sein. Nachher stellt sich dann noch heraus, dass die persönliche Loyalitäten wesentlich schwerer zu bestimmen sind - gibt es wirklich zwei getrennte Verschwörungen, die einander bekämpfen? Oder ist es nur eine, die einen internen Richtungsstreit austrägt? Oder kämpfen sie bloß noch? TheophagosWo oder wie sollte der auktoriale Erzähler ›unzuverlässig‹ sein?
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#370
Geschrieben 17 Februar 2008 - 00:17
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#371
Geschrieben 17 Februar 2008 - 09:21
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#372
Geschrieben 17 Februar 2008 - 12:04
Im letzten Kapitel laufen die beiden Stränge zusammen, allerdings so, dass das Vorhergehende umgedreht wird. Im unzuverlässigen Bericht waren die Wunder wahr, in den objektiven Szenen doch zumindest sehr zweifelhaft - so oder so, die Wunder sind zweifelhaft. (Später sind sie sogar so überdreht, dass selbst die Eingeweihten nicht mehr recht daran glauben können; da gibt es eine hübsche Parallele: Der Strippenzieher der Organisation kann nicht glauben, dass die Täuschung mit den Drogen funktionieren werde, und Jane kann nicht glauben, dass das letzte Formikarium real ist. Mir scheint beides unglaublich - das erste wird als Illusion enttarnt, das zweite bleibt bestehen.) Das Ende führt die Stränge dann so zusammen, dass die Wunder wahr sind. Nach dem Verlauf müssten eine Auflösung ohne Wunder oder mit Zweifeln an den Wundern erfolgen - auch wenn es eine Reihe von Anspielungen auf die wahre Identität des Arztes gibt, gibt es in den objektiven Szenen keine Andeutungen, dass die Wunder wahr sein könnten, sondern bloß Hinweise darauf, dass sie es nicht sind. Damit ist das Ende m. E. nicht stimmig. So bleibt bei mir eine Art Unschlüssigkeit wie der Text zu deuten sei, ähnlich wie bei Todorovs Phantastik. Ein unzuverlässiger Erzähler der objektiven Szenen wäre eine Lösung; wenn du eine andere weißt, dann heraus damit. TheophagosIm letzten Drittel war ich noch geneigt, mir das ganze als Parabel zurechtzubiegen, etwa die Namen der Organisationsmitarbeiter - sie heißen True, Love und Wise - als Metaphern für eine verlustreiche, fehlgeleitete Kindheit zu interpretieren, und den Roman als psychologische Fallstudie zu verstehen, worauf auch der Rohrschachtest auf dem Cover ein Hinweis zu sein scheint. Aber das tatsächliche Ende ist dann wieder so faktisch und mittelbar, dass ich das Buch eher ratlos zuschlug. Was ist wahr, was ist Fiktion innerhalb der Fiktion - ich weiß es nicht.
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#373
Geschrieben 17 Februar 2008 - 12:34
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#374
Geschrieben 17 Februar 2008 - 13:01
Generell würde ich lieber über den Text reden, als über die psychische Kondition von Rezensenten zu spekulieren. TheophagosAber bis zu dieser Ebene reinzugucken in die Fiktion ist manchen wohl zu unangenehm.
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#375
Geschrieben 17 Februar 2008 - 13:37
Bearbeitet von molosovsky, 17 Februar 2008 - 23:19.
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#376
Geschrieben 17 Februar 2008 - 23:16
(Da fehlt ein "nicht", oder?) Ich sehe das anders. Die Blade-Runner-Frage ist ein Todorv-Fall: Der Leser ist sich unsicher darüber, ob Deckard dies oder das ist; das passt aber durchaus zum Text. Bei Bad Monkeys habe ich den Eindruck, als wenn der Schluss nicht aus dem Hauptteil folgt. Nun suche ich nach einer Lesart, nach der das Ende zum Vorherigen passt. Siehst du die Unstimmigkeit am Ende eigentlich nicht? TheophagosIm Grunde ist es wie bei dem Film »Blade Runner«: da erscheint mir auch das wichtigste zu sein, endgültig zu entscheiden ob Deckard ein Mensch oder ein Replikant ist, sondern vielmehr, die Spannung der Ambivalenz auszuhalten.
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#377
Geschrieben 17 Februar 2008 - 23:26
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#378
Geschrieben 18 Februar 2008 - 11:44
Daran muss man sich bei molo gewöhnen; er ist eben ein bisschen heissblütig und geht immer gleich aufs Ganze. Ich habe nun die diversen Einträge gelesen und kann leider wenig beitragen, da ich das Buch nicht kenne und für einen tiefer gehenden Kommentar das Ganze wahrscheinlich schon etwas genauer analysieren müsste. Soweit ich das recht verstehe, geht der Text durchaus in Richtung todorovsche Unsicherheit, allerdings scheint der Fall (wie so oft) komplexer als in Todorovs Modell, da mehrfache "Richtungsänderungen" stattfinden. Das Problem bei Todorov ist ja unter anderem, dass es nicht beschreiben kann, wie sich der Status einer Erzählung im Laufe der Erzählung verändert. Es gibt nur einen Anfang- und einen Endpunkt, und bei dem besagten Beispiel scheint unterwegs einiges zu passieren ...Hallo Alex, da hast du nun erklärt, warum man den Ruff-Text gut finden kann, was ich zu mindest zum Teil ähnlich sehe, doch momentan geht das völlig an meinem Punkt vorbei: Ich bin noch beim Verständnis des Textes, du bewertest schon.
Bearbeitet von simifilm, 18 Februar 2008 - 11:46.
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#379
Geschrieben 18 Februar 2008 - 17:36
Auch wenns peinlich ist, ist fühle mich geschmeichelt. Grüße Alex / molo, jetzt mit Lava in den Adern.Daran muss man sich bei molo gewöhnen; er ist eben ein bisschen heissblütig und geht immer gleich aufs Ganze.†¦völlig an meinem Punkt vorbei:†¦
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#380
Geschrieben 18 Februar 2008 - 20:22
Jein. Wenn man es naiv liest, dann geht es gradlinig vom Fantastischen (im Sinne Todorovs) hin zum Realistischen (Jane ist wahnsinnig). Das Ende dreht die Sache dann aber um: Jane hat recht (zumindest in gewissen Punkten) und es gibt Wunder (zumindest einige; die NT-Pistole steht da so direkt in einer objektiven Szene). Mein Problem ist nun, dass wenn ich das naiv lese, dann erscheint mir das Ende unglaubwürdig, da vieles sehr unglaubwürdiges wahr wird, während die glaubwürdigen Erklärungen unwahr werden; ob richtig oder falsch, ich bin geneigt, die vom objektiven Ende als unwahr dargestellten Erklärungen trotzdem zu akzeptieren. Und nun suche ich nach einer alternativen Lesart, nach der das (oder etwas anderes gradliniges) funktioniert. @Alex: Ich will & kann das Ende gar nicht nach Unstimmigkeiten durchkämmen: Es geht mir um fehlende Hinweise. Die wahre Identität des Arztes wird schon vorher angedeutet, das folgt also aus dem Text, stört mich also nicht. Das aber im objektiven Ende ein Wunder auftritt, wird m. E. vorher nicht angedeutet. Das meine ich mit "Unstimmig"; der Schluss folgt nicht aus dem Hauptteil. Ach, ja: Du hast kein flüssiges Wolfram in den Adern? Da hatte ich dich aber falsch eingeschätzt... TheophagosSoweit ich das recht verstehe, geht der Text durchaus in Richtung todorovsche Unsicherheit, allerdings scheint der Fall (wie so oft) komplexer als in Todorovs Modell, da mehrfache "Richtungsänderungen" stattfinden.
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#381
Geschrieben 18 Februar 2008 - 21:35
MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.
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#382
Geschrieben 18 Februar 2008 - 23:48
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#383
Geschrieben 19 Februar 2008 - 07:55
Bearbeitet von molosovsky, 19 Februar 2008 - 08:09.
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#384
Geschrieben 19 Februar 2008 - 12:26
Das ist schon wieder polemisch; ich finde es anstrengend, alle naslang gegen Strohmänner ankämpfen zu müssen. Ich habe meine diesbezügliche Erwartung schon mehrfach dargelegt: Der Schluss eines Romans sollte aus der vorhergegangenen Geschichte folgen - es sollte klar sein, dass die vorhergegangene Erzählung mehr ist als der Klappentext oder das erste Drittel. Sie reicht genau bis vor die Lösung des zentralen Konfliktes, den Showdown, oder wie immer man das nennen will. Bis dahin sollte die Geschichte dem Leser vorgestellt haben, was möglich ist.Das nennt man dann Überraschungseffekt. Was erwartest Du denn? †” Dass Du im ersten Drittel (oder auf dem Klappentext) schon genau ausgedeutet bekommst, was in einer Fiktion alles aufgefahren werden wird und was nicht?
Mir wiederum ist eine Überraschung, die darauf basiert, das dem Leser wichtige Fakten vorenthalten werden zu billig. Wenn ein Bühnenzauberer vor einem blinden Publikum einen Hasen aus dem Hut zaubert, ist das kein Kunststück. Eine gelungene Überraschung überrascht mit obwohl ich alle relevanten Fakten beisammen habe -Ich tue mich zugegebenermaßen schwer damit, wenn Dir die Überraschung zu überraschend war.
Spoiler
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#385
Geschrieben 19 Februar 2008 - 12:34
Ohne das Buch zu kennen, pflichte ich Theophagos diesbezüglich bei. Ich finde Filme oder Bücher à la "Sixth Sense", die nur auf einen grossen Clou aufbauen, sehr mühsam und dies aus verschiedenen Gründen. Nicht zuletzt weil sie sehr einfach zu bauen sind. Wenn dem Zuschauer die entscheidenden Informationen vorenthalten werden, ist es keine grosse Kunst, am Ende eine Überraschung aufzufahren.* Und wenn der Film/das Buch nur auf diesen grossen Dreher hin ausgerichtet ist, ist es ganz mühsam, dann bleibt beim zweiten Schauen gar nichts mehr übrig. *Am Übelsten ist diesbezüglich "Donnie Darko". Wenn man sich den Film ansieht, hat man keine Chance, wirklich zu verstehen, was da vor sich geht. Und dann recherchiert man im Netz und stösst auf eine ganze Privatkosmologie des Regisseurs, die alles erklärt, die man aber von sich aus unmöglich erraten kann. Ja, das ist nun wirklich eine sehr originelle Form des Drehbuchschreibens ...Mir wiederum ist eine Überraschung, die darauf basiert, das dem Leser wichtige Fakten vorenthalten werden zu billig. Wenn ein Bühnenzauberer vor einem blinden Publikum einen Hasen aus dem Hut zaubert, ist das kein Kunststück. Eine gelungene Überraschung überrascht mit obwohl ich alle relevanten Fakten beisammen habe
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#386
Geschrieben 19 Februar 2008 - 14:16
Erstmal Kompliment für die schöne Metapher, Theophagos. Wenn meine Polemik verletzt, lag das nicht in meiner Absicht, sondern liegt an meinem jounglierenden Versuchen, meinen Standpunkt auszudeuten. †” Ich hatte eben im letzten Kapitel nicht das Gefühl, blinder Zuschauer zu sein, denn ich hab das aus dem Hut zaubern des Kaninchens ja gesehen und mich nicht an dem Überraschungseffekt gestoßen. Ich gebe Dir und Simi Recht: die Ästhetik des Clous ist eine Heikle und läuft schnell Gefahr ihr Publikum vor den Kopf zu stoßen. Wenn ich jetzt gestehe, dass ich die erwähnten ›schlechten‹ (»Sixth Sense«) oder ›wackeligen‹ Beispiele eben für (mich zumindest) gelungen halte, will ich damit keinen Privat-Elitarismus oder Bessersein postulieren. Ich habe aber in den genannten Fällen eben nicht die Erfahrung gemacht, dass mir der Clou zu billig konstruiert war. †” Immerhin ermöglichen diese Clous ja (bzw. beruhen darauf), dass Dinge zusammengewürfelt werden. Vielleicht bin ich da jemand, der sich williger verführen läßt, die jeweils angebotene Athmo-, Themen- und Ideen-Mischung zu akzeptieren. @Theo: Ich hab bei Deiner nochmaligen Erwähnung des ›zentralen Konfliks‹ gestutzt und gemerkt, dass ich mir da gar nicht sicher bin, WORIN genau sich EIN zentraler Konflikt in BM zeigt. Vielmehr hab ich den Roman so genossen, dass hier ein ganzes Büschel von Konflikten aufgefächert wird. †” Zugegeben: wie bei vielen Fiktionen wird am Ende diese Auffächerungen wieder zusammengeklappt in einer abschließenden Coda (statt z.B. einem offenen Ausfransen). Wie ich aber schon schrieb, liegt für mich der Reiz von BM dann darin, dass die Spannungen und Ungewissheiten sozusagen transponiert werden. Der Roman und sein Weltenbau münden (gemäß des Wahrheitsprivileges von Fiktionen) klar in einer Variante von wundersamen SF-Weltenbau. Anders die ethischen und moralischen Aussagen, die nicht in EINER eindeutigen Aussage oder Aufforderung münden, sondern mich entlassen haben in ein wohliges, reflektionsdüngendes Schauern über Fragen zu Schicksal, Aufladung des eigenen Lebens mit Bedeutung indem man bedeutenden Missionsgruppen angehört und wie das alles korrumpiert wird durch Lüge, Intrige, Geheimniskrämerei. †” Detail: zu den unheimlichsten SF-Spekulationen gehört dabei der Shibboleth-Test, mit dem man eben eindeutig Ambitionen Messen kann (bzw. ist das Vertrauen in eine solches Gadget unheimlich, das im Roman mehrere Figuren an den Tag legen). Das klingt jetzt gehörig platt (aber alle Zusammendampfungen von Romanen drohen banal zu klingen). Ich drück Dir halt die Daumen, Theophagos, dass du auf Deine Weise noch Vergnügen an BM findest, denn eine gewisse Enttäuschung, Frustrierung glaube ich ja derweil zu vernehmen. †” Wenn nicht, werden sich sicherlich wieder mal Chancen ergeben, wo wir Begeisterung teilen können. Grüße Alex / moloWenn ein Bühnenzauberer vor einem blinden Publikum einen Hasen aus dem Hut zaubert, ist das kein Kunststück. Eine gelungene Überraschung überrascht mit obwohl ich alle relevanten Fakten beisammen habe
MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.
Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.
#387
Geschrieben 19 Februar 2008 - 14:30
Ich weiss nicht, ob "billig konstruiert" die richtige Bezeichnung ist. Es geht mir mehr darum, dass der Film auf eine Reaktion à la "Ou, warum habe ich das nicht gemerkt, das hätte man ja merken können." aus ist. - Nein, hätte man eben nicht. Wenn man nicht weiss, dass "Sixth Sense" einen Clou haben wird, dann hat man als Zuschauer schlicht und ergreifend keine Chance, weil einem der Film die nötigen Informationen gezielt vorenthält. Wenn man den Film "naiv" anschaut, kann man den Clou nicht erraten. Einen solchen Clou kann jeder bauen, wenn man entscheidende Information nicht preisgibt, ist das einfach. Anders ist's, wenn man den Film mit dem Wissen schaut, dass es einen grossen Clou geben wird (war bei mir der Fall): Ich habe mir die ganze Zeit überlegt, was der Clou sein könnte, und irgendwann, so nach zwei Drittel Film, wusste ich's dann. Beide Rezeptionsvarianten finde ich höchst langweilig, besonders wenn - wie in "Sixth Sense" - neben dem Clou nur süssliches Gesülze übrig bleibt.Erstmal Kompliment für die schöne Metapher, Theophagos. Wenn meine Polemik verletzt, lag das nicht in meiner Absicht, sondern liegt an meinem jounglierenden Versuchen, meinen Standpunkt auszudeuten. †” Ich hatte eben im letzten Kapitel nicht das Gefühl, blinder Zuschauer zu sein, denn ich hab das aus dem Hut zaubern des Kaninchens ja gesehen und mich nicht an dem Überraschungseffekt gestoßen. Ich gebe Dir und Simi Recht: die Ästhetik des Clous ist eine Heikle und läuft schnell Gefahr ihr Publikum vor den Kopf zu stoßen. Wenn ich jetzt gestehe, dass ich die erwähnten ›schlechten‹ (»Sixth Sense«) oder ›wackeligen‹ Beispiele eben für (mich zumindest) gelungen halte, will ich damit keinen Privat-Elitarismus oder Bessersein postulieren.
Signatures sagen nie die Wahrheit.
Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.
Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.
Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
- • (Buch) gerade am lesen:Samuel Butler: «Erewhon»
- • (Buch) als nächstes geplant:Samuel Butler: «Erewhon Revisited»
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• (Film) gerade gesehen: «Suicide Squad»
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• (Film) Neuerwerbung: Filme schaut man im Kino!
#388
Geschrieben 19 Februar 2008 - 14:51
Mein Blog: http://translateordie.wordpress.com/ Meine Buchbesprechungen: http://lesenswelt.de/
#389
Geschrieben 19 Februar 2008 - 14:52
Wusstest Du vorher, dass der Film einen Clou haben wird zum Schluss?Ich denke gerade bei "The Sixth Sense" gibt es genügend Hinweise, so dass man vor der Auflösung draufkommen könnte. So ging es mir zumindest. Man muss nur mal Anfangen die einzelnen Szenen zu hinterfragen. Z. B. warum redet außer dem Jungen niemand mit Bruce Willis. Verbunden mit der Anfangsszene, in der auf ihn geschossen wird, kann man darauf kommen. Ich finde der Film ist ein schlechtes Beispiel für ein aus dem Hut geraubertes Kaninchen.
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Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
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#390
Geschrieben 19 Februar 2008 - 15:05
Wenn Du einen Film bereits sezierst, während wenn Du ihn zum ersten mal siehst, dürftest Du wahrlich nur wenige Filme wirklich genießen können. Hinweise findet man in der Regel immer, alleine schon deshalb, weil die meisten Regisseure sich nur ungerne den Vorwurf gefallen lassen, dass sie die Auflösung wie ein Kaninchen aus dem Hut gezaubert hätten.Ich denke gerade bei "The Sixth Sense" gibt es genügend Hinweise, so dass man vor der Auflösung draufkommen könnte. So ging es mir zumindest. Man muss nur mal Anfangen die einzelnen Szenen zu hinterfragen. Z. B. warum redet außer dem Jungen niemand mit Bruce Willis. Verbunden mit der Anfangsszene, in der auf ihn geschossen wird, kann man darauf kommen. Ich finde der Film ist ein schlechtes Beispiel für ein aus dem Hut geraubertes Kaninchen.
You, especially, I like. Passionate, sincere†¦ †¦goofball. (Three to Tango)
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