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Peter Watts: Blindflug


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79 Antworten in diesem Thema

#61 Amtranik

Amtranik

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Geschrieben 03 März 2008 - 19:39

Ich blick s einfach nicht und bekomme kein Feeling für Watts. Grüsse

Das beruhigt mich ja ungemein. Mir ging es ähnlich. Hatte das Gefühl den letzten Teil nochmal lesen zu müssen im Glauben einfach entscheidendes überlesen zu haben. Klarer wurde es dennoch nicht. Mir reicht das definitiv nicht. Das Ende erinnerte mich so ein bißchen an mein empfinden bei der Lektüre von M John Harrisons Licht. Ständig hat man das Gefühl was überlesen zu haben oder fragt sich ob man nur zu blöd ist zu kapieren was der Autor einem sagen will. Bei Watts glaube ich fast es war ein gewollt konfuses Ende - Eventuell dachte er besser so als irgendwie ne billige Auflösung. Ich weiß auch nicht. Ist nicht so ganz mein favorisierter Schreibstil.

#62 Rusch

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Geschrieben 03 März 2008 - 20:29

Den Hugo Gernsback Award kenne ich nicht.

Wie? Du nimmst uns auf den Arm, oder? Aber falls nicht: Der Hugo Award ist definitv der wichtiges SF Preis. Da gibt es keine Diskussion. Nominieren und Prämieren tun aber keine alten Männer, sondern die Teilnehmer des Worldcons des jeweiligen Jahres. Jeder, der sich für den Con Anmeldet, bekommt ein Nominierungs Ballot. Er kann für die einzelnen Rubriken Nominieren. Dann werden die Nominierungen bekannt gegeben. Kurz vor dem Worldcon werden dann die Stimmzettel verschickt und jeder kann abstimmen (ich glaube sogar bis in den Worldcon hinein). Am Ende des Cons werden dann die Preise vergeben. Was die Wissenschaft angeht: Scheiß drauf. Manches kam mir vor wie Technobabble. Mag ja vielleicht Hand und Fuss gehabt haben, aber für den Roman an sich hatte es keine große Bedeutung. Das wichtigste Erschloss sich dennoch. Und vielleicht - bitte, Dave schlag mich jetzt nicht, ist es wie bei "des Kaisers neue Kleider." Wir überlegen, was uns Watts sagen wollte und übersehen vielleicht, dass er sich selbst in seinen Plott verhedderte und mehr fallend die Ziellinie überquerte.

#63 Rusch

Rusch

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Geschrieben 03 März 2008 - 20:31

Eventuell dachte er besser so als irgendwie ne billige Auflösung. Ich weiß auch nicht. Ist nicht so ganz mein favorisierter Schreibstil.

Also ich fand die Auflösung billig. Die Menschen zerstören die fremde Artefakt, weil sie sich - vollkommen irrational - sicher sind, dass es eine Bedrohung darstellt. Dabei konnte sie noch nicht einmal eine Kommunikation zustande bringen. Also mich läßt das sehr unzufrieden zurück.

#64 Pogopuschel

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Geschrieben 03 März 2008 - 21:13

Was ich bis jetzt nicht richtig kapiert habe, ist das "chinesische Zimmer" - die erste Kommunikation. Sie bekommen Antworten, die auf den ersten Blick einen Sinn ergeben, aber bei genauerer Analsyse doch nicht. Wie ein Echo, dass aber andere Worte benutzt, als die die hineinschallten. Nach dem Motto "Hallo Echo" - "Hallo Otto". Am Anfang hielt ich es noch für eine Art Verteidigungsmechanismus. Aber nach der Auflösung, dass überhaupt kein Kommunikation stattgefunden habe, bin ich ratlos.

#65 Dülp

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Geschrieben 03 März 2008 - 22:05

Tag zusammen. Mein erster Post hier. Die weiteren Formalitäten lass ich mal bleiben und komme zur Sache, bzw. zu meiner Meinung zum Ende des Buches :rofl1: Ich vermute, das Ende ist so verwirrend, weil der Ich-Erzähler selbst nicht checkt, was da passiert ist. Aber der Reihe nach: Die ganze Mission wird eigentlich von einem Bastard aus einer KI und Sarasti geleitet. Welches der beiden Individuen welchen Anteil an den Entscheidungen hat lässt sich nicht feststellen. Gleichzeitig manipuliert dieser Hybrid alle anderen Crew-Mitglieder und macht sie glauben, bestimmte Entdeckungen und Entscheidungen selbst zu treffen. Dies ist nötig, um die Besatzung bei Laune zu halten, denn die KI selbst kann nunmal keinen direkten Kontakt zu den Scramblern herstellen, da sie an das Schiff gebunden ist und sich nicht auf das Artefakt transferieren kann. Diese Konstellation hat zur Folge, dass alles was Siri beobachtet eine Scharade ist. Seine ihm antrainierten Fähigkeiten laufen bei der Mission völlig ins Leere. Denn sie funktionieren unter der Voraussetzung, dass die beobachteten Subjekte bewusst handeln. Aus dem gleichen Grund ist er auch der letzte, der versteht, warum eine Kommunikation bzw. ein echter Erstkontakt mit den Scrambler unmöglich ist. Weil sie kein Bewusstsein besitzen und die menschliche Kommunikation an sich als Aggression interpretieren. Wer dies letzlich als erster begriffen hat, geht aus dem Roman nicht hervor, weil Siri zu diesem Zeitpunkt verletzt in seinem Zelt lag. Entweder Sarasti/KI wusste es instinktiv oder die Gang hat es herausgefunden.Mit dieser Erkenntnis halte ich es nicht für ein billiges Ende, dass das Artefakt vernichtet werden muss, sondern für ein logisches. Siri muss zur Erde zurück, um die Verantwortlichen persönlich davon zu überzeugen, wie groß die Gefahr ist und dass ein diplomatische Lösung in einem möglicherweise ausstehenden Konfliki bei einer erneuten Attacke der Scrambler völlig ausgeschlossen ist. Etwas ratlos lässt mich nur das letzte Kapitel zurück. Watts beschreibt, dass die Menschen auf der Erde angegriffen werden. Rusch liest dies als Vampir-Attacke. Ich bin mir da nicht so sicher. Kann man so lesen, aber warum sollten die Vampire die flüchtenden Menschen in Raumschiffen verfolgen? Eine Weltraum-Verfolgung passt nicht wirklich zum Raubtier-Bild. Soweit zu meiner Meinung. Hat irgendjemand eine bessere Fährte? :rofl1:

#66 Rusch

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Geschrieben 03 März 2008 - 22:11

Die Frage aber stellt sich: Warum sollte Sarasti die Mission sabotieren? Ich meine, die Fremden stellen doch auch für die Vampire eine Bedrohung dar?

#67 Dülp

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Geschrieben 03 März 2008 - 22:37

Ich sehe eigentlich nicht, dass Sarasti/die KI die Mission sabotiert. Woran machst du das fest? Er zieht die Mission doch gnadenlos bis zur Selbstaufopferung durch und schickt Siri als Warnung an die Welt auf die Heimreise.Die Manipulation der anderen Crew-Mitglieder ist keine Sabotage, sondern dient dem schnelleren Vorantreiben der notwendigen Forschungen. Beispiel: Sarasti erkennt als erster, dass die Scrambler miteinander kommunizieren und macht Susan elegant darauf aufmerksam. Ebenso interpretiere ich den Angriff auf Siri. Siri muss erkennen, dass seine Fähigkeiten in der gegebenen Situationen nullkommanix bringen, sondern kontraproduktiv sind (weil er es nicht mit bewusst Handelnden zu tun hat), und damit er nicht ewig daran festhält, bringt ihn der Vampir/die KI kurzerhand auf den Teppich zurück.

#68 Rusch

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Geschrieben 03 März 2008 - 22:40

Warum wurde dann Sarasti nicht alleine geschickt? Wozu das ganze Tamtam. Keeton hat doch letzten Endes gar nichts erreicht, oder?

#69 Dave

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Geschrieben 03 März 2008 - 23:01

Tolles erstes Posting, Dülp, das haut rein... :rofl1:

Ich vermute, das Ende ist so verwirrend, weil der Ich-Erzähler selbst nicht checkt, was da passiert ist.

Ich denke auch, dass dies ein ganz entscheidender Knackpunkt ist. Verflixt, ich muss noch mal von vorne beginnen mit dem Buch...

#70 Stefan9

Stefan9

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Geschrieben 04 März 2008 - 01:36

Wie? Du nimmst uns auf den Arm, oder? Aber falls nicht: Der Hugo Award ist definitv der wichtiges SF Preis.

Nein, nehme ich nicht. Ich bin ein einfacher Kunde auf der Suche nach unterhaltsamen Büchern. Die Erfahrung lehrt mich aber nicht nur seit diesem Titel, das prämierte Titel nun immer meinen Geschmack finden. @Dülp: Warum hast du nicht von Beginn an am Lesezirkel teilgenommen? Vielleicht hätte ich mit deinen Eindrücken eher einen Zugang zu Watts gefunden. Wäre mE im allgemeinen auch eine Bereicherung gewesen. Gratulation zu dem überaus fundierten Beitrag. Herzlich willkommen im SF Netzwerk. Grüsse an alle Zirkler Stefan

Bearbeitet von Stefan9, 04 März 2008 - 01:39.

------ ......ob Herr Rossi je das Glück gefunden hat?....------

 

In motivationstheoretischer Interpretation aus Managementsicht ist Hans im Glück ein „eigennütziger Hedomat und unlustmeidender Glücksökonom“. ---Rolf Wunderer

 

Niemand hat das Recht auf ein konstantes Klima. Auch Grönländer haben ein historisches Recht auf Ackerbau. Daran sollten unsere Weltenlenker denken, wenn sie sich daran machen, die globale Temperatur mit Hilfe des CO2 neu einzustellen. 

 

"Wir können nicht alle mit einem Mac Book und einem Chai Latte in Berlin in einem Coworking Space sitzen und die zehnte Dating App erfinden". Marco Scheel 3:50 min

https://www.youtube....h?v=3mnB5Q5Hay4

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#71 Skydiver

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Geschrieben 04 März 2008 - 13:53

Uups! Grippe sei Dank stolpere gerade über diesen Lesezirkel†¦Da ich vor einiger Zeit auch dieses Buch gelesen habe will ich auch meinen Senf dazu geben:Hard SF - JaSchwierig - Auch ja !Hier lässt sich der Leser auf einen sehr „wissenschaftlichen“ Roman ein in dem der Autor Elemente verschiedenen Geisteswissenschaften und deren Einfluss auf die Menschheit der Zukunft spekuliert. Welche extremen Auswirkungen haben die Verbindung von technischer Aufrüstung und intelligenter Software auf die damit verbundenen Menschen und auf deren zukünftige Entwicklung? Inklusive bewusster „Rückzüchtungen“ von Spezialisierungen wie zum Beispiel Vampire. Ich sehe die Vampire einerseits als Mittel die Spannung zu erhöhen und als Beispiel für das Wirken und Sortieren der Evolution. Eine nützliche Spezialisierung, bei Änderung der Umweltbedingungen oder entwickelten Defekten zum Aussterben gezwungen. Was stört Euch an einem Vampir? Die Reaktion auf die Teilnahme eines „Beutetieres“ ist nicht besonders rational. Alle finden das Eisbärenbaby Knut ganz toll. Jedem ist bewusst, dass man sich ab einem gewissen Alter und Gewicht von Knut in die natürliche Nahrungskette einreiht. Trotzdem wird in der „romantischen“ SF wie selbstverständlich davon ausgegangen, dass ein evolutionär fortgeschrittener Knut sich als womöglich bester Freund des Menschen verhält. Aber das Etikett „Vampir“ schließt diese Reaktion aus? Von daher doch ein interessantes Stielelement, welches auf elegante Weise den Kuscheltierfaktor aus dem Roman heraushält.Sehr gelungen ist auch die Darstellung der Aliens. Wie beschreibt man eine Spezies die sich extrem von der Menschheit unterscheidet? Die Schilderung der Spezies und der Analyseversuche finde ich sehr gut. Wer sagt denn dass alle Wissenschaftler zu den selben Erkenntnissen kommen müssen oder sich in Ihrer Meinung einigen müssen? Die Formulierung „Extrem Unterschiedlich“ zielt doch auf ein oder mehrere Modelle hin deren Anspruch auf Exaktheit eine einfache Beschreibung ausschließen. Solche Modelle in der der Sprache der Wissenschaft stellen halt einige Ansprüche an die Vorstellungskraft der geneigten Leserschaft.Ob man sich darauf einlässt muss jeder für sich entscheiden. Die Bereitschaft dazu wird gewiss abnehmen je mehr der Leser der romantischen SF anhängt.Die handelnden Personen finde ich durchaus gelungen beschrieben und charakterisiert. Alles Weitere lässt sich aus den Handlungen und Reaktionen der Personen ableiten. †¦oder auch nicht! Für Leser, die sich Aufklärung zu allen Details und eine Gebrauchsanweisung zu Handlung, Personen und dem Sinnen und Trachten des Autors wünschen bleibt zu viel Raum zu Spekulationen und offenen Fragen. Für mich macht dies das Buch zusätzlich spannend. Jeder im Roman vorkommende Raumfahrer stellt eine Spezialisierung unter Zuhilfenahme von biologischer und elektronischer Hard&Software dar. Die Betrachtung dieser Figuren könnte schon allein ein weiteres Buch rechtfertigen. Aber trägt deren ausführlichere Behandlung zum Roman bei? Ich meine nein.Fazit: Ein gelungener Hard SF Roman mit gelungenem düsteren Finale.Es bleiben viel Fragen offen. Womöglich der Rahmen für einen weiteren Roman? Vor allem die Betrachtung der offenbar Vernunftbegabten Maschinen bleibt weitestgehend offen. Was hat sich auf der Erde ereignet? Haben sich die immer weiter an ihre Technik angebundenen Menschen in den virtuellen Netzen intelligenter Maschinen gefangen? Haben die Maschinen entschieden aus ihren Verstecken zu kommen und die Herrschaft zu übernehmen? Wie werden sie die Zukunft gestallten?GrussAlex :rofl1:

Bearbeitet von Skydiver, 04 März 2008 - 13:57.

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It's all fun and game until someone loses an eye

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#72 Amtranik

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Geschrieben 04 März 2008 - 17:29

@Skydiver + @ dülpEs stimmt mich auf jeden Fall nachdenklich das in meinen Augen ein Buch durch 2 gute Beiträge vonForistas aufgewertet wird. Wenn aber eine intelligente Analyse versierter SF-Leser ( das unterstell ich euch jetzt mal - denn in gesteh so gute Analysen trau ich mir zu einem Buch nicht zu ) nötig ist um ein Buchinteressanter für mich zu machen das ist das definitiv not my Kind of stuff und spricht nicht gerade für denAutor aus meiner Sicht.Ich fand den Vampir einfach nur albern. Der darf aus meiner Sicht in einem John Sinclair Roman gernmitspielen aber hat nichts in einem SF Buch zu suchen. Und wenn schon dann gehört das richtig gut inSzene gesetzt und begründet was beides meines Erachtens nicht passiert ist. Denn Eisbär Knut gibts zumindest und hätte von daher einen Platz in Hard SF verdient.. aber Vampire? Graf Dracula, Tarzan,Jane? Da hätte man ja gleich noch Flipper ins Rennen schicken können.Es mag schon sein das ich ein Anhänger eher romantische angehauchter SF bin. Wenn Peter Watts Buch für einen gutenHard SF steht so bin ich wohl eher kein Fan davon. Trotzdem ist zwischen dem an die Hand nehmen des Lesers und totaler Desinformation noch viel Platz für Nuancen finde ich. Da wäre noch einiges drin gewesen bei Blindflug ohne gleich ins Triviale abgleiten zu müssen.

#73 Pogopuschel

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Geschrieben 04 März 2008 - 19:13

@Skydiver + @ dülp Ich fand den Vampir einfach nur albern. Der darf aus meiner Sicht in einem John Sinclair Roman gern mitspielen aber hat nichts in einem SF Buch zu suchen. Und wenn schon dann gehört das richtig gut in Szene gesetzt und begründet was beides meines Erachtens nicht passiert ist. Denn Eisbär Knut gibts zumindest und hätte von daher einen Platz in Hard SF verdient.. aber Vampire? Graf Dracula, Tarzan, Jane? Da hätte man ja gleich noch Flipper ins Rennen schicken können.

Man sollte vielleicht nicht zu sehr an dem Wort Vampir hängen bleiben. Vielleicht hat Watts da auch unglücklicherweise, einen vorbelasteten Begriff benutzt. Sarasti ist ja kein klassischer "Pflok durchs Herz und Knoblauch Graf Zahl". Obwohl diese Empfindlichkeit gegen rechte Winkel, wirklich etwas albern wirkt. Ansonsten empfinde ich ihn durchaus als Bereicherung. Ich sehe den Begriff Hard SF auch nicht so eng. Nur weil ein Roman unter diesem Label läuft, muss ja nicht auf alles "unrealistische" verzichtet werden. Macht's gut, und danke für den Fisch Markus

#74 Dave

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Geschrieben 04 März 2008 - 19:22

Man sollte vielleicht nicht zu sehr an dem Wort Vampir hängen bleiben.

Genau.

Als ich die ersten Meinungen zum Buch las, schrieb jemand: Es kommen auch Vampire vor. Das fand ich dann auch ziemlich befremdlich, aber mir wurde auch schnell klar, dass hier nicht einfach nur eine Albernheit vorlag. Schließlich geistert niemand mit wehendem Umhang durch die Gänge, auf der Suche nach einem verlockenden Nacken.
Und bei der Grundlage der Vampirbiologie im Anhang wäre ich Peter Watts um ein Haar auf dem Leim gekrochen, das hat er schon toll beschrieben.

Es ist ja bekannt, dass es in der Natur durchaus des öfteren zu einem Blutmahl kommt, man denke nur and die berühmten Vampirfledermäuse oder auch Fische, Spinnentiere, Insekten, die sich für diese Flüssigkeit interessieren.
Warum sollte es in der Hominidengeschichte nicht auch solche Experimente gegeben haben? Finde ich jedenfalls ganz interessant.
Ãœbrigens weise ich gelegentlich mal darauf hin, dass es bei unseren entfernten Vorfahren auch reine Vegetarier gab, welche allesamt ausgestorben sind. Finde ich lustig.

Für mich neu war die Sache mit den rechten Winkeln, ich kenne mich mit den Vampiren auch nicht so gut aus. Vielleicht hat sich Watts hier eine weitere Freiheit erlaubt und ein wenig mit mit dem Vampirismus seine Spielchen getrieben.

#75 Dülp

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Geschrieben 04 März 2008 - 20:40

@rusch

Warum wurde dann Sarasti nicht alleine geschickt?

Zum Beispiel weil ohne weitere Crew Außeneinsätze nicht möglich sind. Sarasti ist erstens mit dem Schiff räumlich verbunden und kann es nicht verlassen und zweitens wäre er alleine, was eine ordentliche Überprüfung eines Alien-Artefakts ziemlich unmöglich macht. Und schließlich gibt es ja immer noch einige Unwägbarkeiten wie tödliche Alien-Angriffe, die ein kompetente Vertretung für den Kapitän notwendig machen könnten.

Wozu das ganze Tamtam. Keeton hat doch letzten Endes gar nichts erreicht, oder?

Stimmt genau. Ich glaube genau darum geht es. Dass Keeton nichts erreicht hat und die ganze Zeit im Dunkeln tappte. Hast du zufällig den Film "Die üblichen Verdächtigen" gesehen? So ähnlich.

Ich fand den Vampir einfach nur albern.

Der Vampir hat mir auch nicht geschmeckt. Trotz der "wissenschaftlichen" Hintergründe fand ich ihn deplatziert. Bei Sarasti ging es wohl vor allem darum, eine Figur mir Raubtierinstinkt und gleichzeitig hochausgeprägten intellektuellen Fähigkeiten im Roman zu haben.

#76 Rusch

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Geschrieben 04 März 2008 - 21:56

Das mit dem Raubtierinstikt kam mir auch in den Sinn. Watts reitet ja förmlich darauf hin und insofern passt es zu seinen wissenschaftlichen Ansätzen. Dennoch ist dies ein Buch zur SF und es stört. Besser wäre gewesen, er hätte einen genialen Wissenschaftler mit sehr agressiven Neigungen zum Chef gemacht. Quasis einen Mr. Hyde.Den Film: Die üblichen Verdächtigen kenne ich leider noch nicht, aber der Name sagt mir was. Trotzdem finde ich das unbefriedigend. Aber es stimmt schon: Keeten weiß am Ende gar nichts und da er die Geschichte erzählt macht es irgendwie Sinn, dass der Leser am Ende auch nichts weiß. Aber, ich mag das nicht und ich mag Watts dafür nicht. :lol:

#77 Holger

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Geschrieben 12 März 2008 - 19:54

Freut mich, dass es der Thread über das erste Februar-Drittel hinaus geschafft hat. Ich möchte nochmal kurz an die von Rusch angestoßene Diskussion über das Ende des Romans anknüpfen.Dülp schreibt das sehr gut: Siri (immerhin erfahren wir das alles aus seiner Perspektive) kapiert selbst nicht genau, was da vor sich geht. Letztendlich kann sich der Leser nur in Ansätzen zusammenreimen, was eigentlich vor sich ging und was der ursprüngliche Plan war. Ich denke, der Sarasti/KI-Hybrid hat sehr schnell begriffen, dass er/es es bei dem Artefakt mit etwas zu tun hat, was wir Menschen uns so recht nicht vorstellen können: eine (höher) entwickelte Intelligenz, die über kein Bewusstsein verfügt. Und auch in der SF-Literatur ist das (zumindest für mich) ein Novum. Was haben die großen Erstkontaktromane nicht für Bilder von intelligenten Außerirdischen gezeichnet. Selbst wenn die Autoren bemüht waren, dem Leser die Fremdheit ihrer Kreaturen zu verdeutlichen (etwa in Niven und Pournells "Splitter i. Auge Gottes"), waren es physiologische oder entwicklungsbedingte Unterschiede. Hier treffen wir auf etwas, das Kommunikation absolut unmöglich macht, ja, sie per se als feindseligen Reiz "verarbeitet": ein nicht vorhandenes Bewusstsein.Watts geht aber noch einen Schritt weiter: Er greift das ungemein interessante Thema "Verfügen wir trotz/aufgrund unseres Bewusstseins über einen freien Willen?" auf und stellt zugleich die Frage in den Raum, ob dieses Bewusstsein (und möglicherweise die Illusion eines freien Willens) ein Irrweg der Evolution sind (er benutzt dazu u.a. das Beispiel von Orang Utan und Schimpanse und stellt ja auch Mensch und Vampir einander gegenüber). Insofern ist das Buch für mich das wichtigste SF-Buch, dass ich in den letzten Jahren gelesen habe, weil es bei genauerer Betrachtung in einem lesbaren Format grundsätzliche Fragen stellt, die viel Raum zum Grübeln lassen. Ich will "Blindflug" nun nicht über den grünen Klee loben, aber wären Handlung und Personen intensiver dargestellt worden, dann wären die (für mich) wichtigsten Aspekte doch ein wenig ins Hintertreffen geraten. Und gerade in Zusammenhang mit der Diskussion über Bewusstsein contra Mustererkennung/-Verarbeitung war die Wahl eines (im Prinzip geistig behinderten) Protagonisten ein genialer Schachzug.
"Rezensionen: eine Art von Kinderkrankheit, die die neugeborenen Bücher befällt."
(Georg Christoph Lichtenberg)

#78 Amtranik

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Geschrieben 13 März 2008 - 05:23

Freut mich, dass es der Thread über das erste Februar-Drittel hinaus geschafft hat. Ich möchte nochmal kurz an die von Rusch angestoßene Diskussion über das Ende des Romans anknüpfen. Dülp schreibt das sehr gut: Siri (immerhin erfahren wir das alles aus seiner Perspektive) kapiert selbst nicht genau, was da vor sich geht. Letztendlich kann sich der Leser nur in Ansätzen zusammenreimen, was eigentlich vor sich ging und was der ursprüngliche Plan war. Ich denke, der Sarasti/KI-Hybrid hat sehr schnell begriffen, dass er/es es bei dem Artefakt mit etwas zu tun hat, was wir Menschen uns so recht nicht vorstellen können: eine (höher) entwickelte Intelligenz, die über kein Bewusstsein verfügt. Und auch in der SF-Literatur ist das (zumindest für mich) ein Novum. Was haben die großen Erstkontaktromane nicht für Bilder von intelligenten Außerirdischen gezeichnet. Selbst wenn die Autoren bemüht waren, dem Leser die Fremdheit ihrer Kreaturen zu verdeutlichen (etwa in Niven und Pournells "Splitter i. Auge Gottes"), waren es physiologische oder entwicklungsbedingte Unterschiede. Hier treffen wir auf etwas, das Kommunikation absolut unmöglich macht, ja, sie per se als feindseligen Reiz "verarbeitet": ein nicht vorhandenes Bewusstsein. Watts geht aber noch einen Schritt weiter: Er greift das ungemein interessante Thema "Verfügenwirtrotz/aufgrund unseres Bewusstseins über einen freien Willen?" auf und stellt zugleich die Frage in den Raum, ob dieses Bewusstsein (und möglicherweise die Illusion eines freien Willens) ein Irrweg der Evolution sind (er benutzt dazu u.a. das Beispiel von Orang Utan und Schimpanse und stellt ja auch Mensch und Vampir einander gegenüber). Insofern ist das Buch für mich das wichtigste SF-Buch, dass ich in den letzten Jahren gelesen habe, weil es bei genauerer Betrachtung in einem lesbaren Format grundsätzliche Fragen stellt, die viel Raum zum Grübeln lassen. Ich will "Blindflug" nun nicht über den grünen Klee loben, aber wären Handlung und Personen intensiver dargestellt worden, dann wären die (für mich) wichtigsten Aspekte doch ein wenig ins Hintertreffen geraten. Und gerade in Zusammenhang mit der Diskussion über Bewusstsein contra Mustererkennung/-Verarbeitung war die Wahl eines (im Prinzip geistig behinderten) Protagonisten ein genialer Schachzug.

Ich mag ja irren. Aber für mich liest sich dein Beitrag demnach so das also doch die Idee und das Neue/der neue Aspekt über allem schwebt. Egal ob der Roman ansonsten kalt und gefühllos wie eine abhandlung über BWL daherkommt. Darin mit Naturwissenschaftlichem Zeigefinger postuliert wird was man alles weiß. Die Handlung aber kaum vorhanden, die Protagonisten kaum lebendig der Sinn des ganzen eigentlich ad absurdum geführt wird - ausser man wolle eben neues Gedankengut unters SF - Lesende Volk bringen. An einen Roman sollten über alle auch von mir anerkannten Qualitäten die Du aufführst aber auch noch andere Ansprüche gestellt werden. Wieso bspw könntest Du ansonsten das von Dir befriedigte Gen nicht besser mit einer einschlägigen Wissenschaftlichen Abhandlung füttern als mit diesem Aufsatz/Roman Zwitter namens Blindflug ? Das erschliesst sich mir nicht.

#79 Holger

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Geschrieben 14 März 2008 - 21:00

Hi Amtranik, kann sein, dass ich an SF-Literatur hauptsächlichen einen wissenschaftlichen Anspruch stelle und mich häufig gute Ideen für magere Erzählkunst entschädigen. In diesem Fall fand ich aber nicht, dass "eine Handlung kaum vorhanden" war oder die Protagonisten "kaum lebendig" waren. Im Gegenteil, die Stellen mit Chelsea fand ich sehr gut geschrieben und obwohl ich noch beide Hirnhemisphären besitze kamen mir die ein oder andere Episode irgendwie entfernt bekannt vor. Auch Siris Konflikt als Chelsea im Sterben liegt fand ich sehr bewegend. Ich gebe Dir allerdings recht, wenn Du Deine Kritik auf die Vorstellung der Protagonisten beziehen solltest. Es fiel mir auch sehr schwer durchzusteigen, wer nun Bates, die Vierergang-Mitglieder oder dieser und jener waren. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass mir da einiges entgangen ist.

An einen Roman sollten über alle auch von mir anerkannten Qualitäten die Du aufführst aber auch noch andere Ansprüche gestellt werden.

Das ist so ein bisschen wie mit Frankfurter Grüner Soße. Es gibt tausende verschiedene Rezepte und man kann sich über das beste streiten bis die Eintracht den UEFA-Cup gewinnt! ;)

Wieso bspw könntest Du ansonsten das von Dir befriedigte Gen nicht besser mit einer einschlägigen Wissenschaftlichen Abhandlung füttern als mit diesem Aufsatz/Roman Zwitter namens Blindflug ? Das erschliesst sich mir nicht.

Welches Gen? In Form eines populärwissenschaftlichen Buches lässt sich da nicht viel machen, wenn man irgendwie ernst genommen wird und für die Fachliteratur nennt Watts ja einige Zitate. Sicher gibt's da auch interessante Reviews, die einfacher zu verdauen sind. Aber am besten lässt sich so etwas wohl m.E. in einem gelungenen Hard-SF-Roman ausdrücken.
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#80 Stormking

Stormking

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Geschrieben 24 April 2008 - 08:40

Achtung, Off-Topic!

Den Film: Die üblichen Verdächtigen kenne ich leider noch nicht

Waaaaas? Dann aber schnell in die nächste Videothek! Der Film ist eindeutig ein Klassiker, den man gesehen haben muß.


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