Aber nehmen wir mal die Figur der Arwen. Edel, schön, hilfreich und gut. Kein dunkles Wölkchen trübt die Reinheit.
Arwen hat im Buch nur eine winzig kleine Rolle. Es gibt überhaupt nur eine einzige Frauenrolle, die ein klitzekleines Bisschen mehr herausgearbeitet wurde, weil sie für eine Auflösung benötigt wurde.
Da es sich bei dem Herrn der Ringe quasi um eine neue Mythologie handelt
Um eine neue Mythologie handelt es sich eh nicht, da wir uns auf Mittelerde-Midgard befinden. In erster Linie wurde die nordische Mythologie, insbesondere die Edda (die Ebenen Asgard und Utgard gibt es ja auch, denke man an den Balrog), übernommen, einschließlich der Namen wie Oin und Gloin, Gandalf usw. Beim Pantheon wurden noch christliche und griechische Motive mit vermixt. Tolkien wollte bei der deutschen Übersetzung bewusst, dass "Elben" genommen wird, weil er mit den "Elves" nicht die Wesen aus den keltischen Mythen meinte, auch wenn sie mit vermischt sind.
Es ist richtig, dass sowohl Figuren als auch Storyline sehr eindimensional und geradlinig sind, und dennoch war ich als Jugendliche wegen der Sprache, die mich hineingezogen hat, unendlich fasziniert.
In jedem Fall hat Tolkien neben der religiösen vor allem eine politische Ansicht vertreten, indem er seine traumatischen Erlebnisse des Ersten Weltkriegs verarbeitet und aufgezeigt hat, wohin Kriege solchen Ausmaßes führen. Man denke an die Erschaffung der Orks und der Uruk-Hai. Und er hatte Fortschrittsangst, weil er - nicht zu Unrecht - befürchtete, dass mit immer mehr Technik auch immer schrecklichere Waffen entwickelt werden. Und dass die Technik lediglich für Kriegszwecke benutzt wird. Deswegen sein Wunsch wenigstens im Buch, das Alte zu bewahren. Idealisiert durch das Volk der Hobbits.
Nachtrag: Und das mit der Technik ist natürlich SF in der Fantasy
Bearbeitet von Uschi Zietsch, 09 Januar 2011 - 08:53.