Zum Inhalt wechseln


Foto

SF-Schriftsteller


  • Bitte melde dich an um zu Antworten
82 Antworten in diesem Thema

#1 Jürgen

Jürgen

    CyberPunk

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 3.014 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:Duisburg

Geschrieben 03 April 2008 - 16:54

Ich habe lange gezögert, diesen Thread zu eröffnen. Eigentlich sollte er schon vor Monaten eingerichtet werden, aber ich habe noch auf "handfeste Beweise" gewartet. Die treffen nun ein und deshalb möchte ich hier eine Diskussion starten, die sich AUSSCHLIESSLICH mit der deutschen SF-Szene und ihren Autoren beschäftigen soll.Es ist leicht, die Gruppe renomierter und international bekannter SF-Autoren aufzuzählen, die ihre Spuren nicht nur im Genrebereich eindrucksvoll hinterlassen haben - Gibson und Stephenson sind die Namen, die einem schnell dazu einfallen, aber auch im deutschsprachigen Bereich haben wir z. B. mit Eschbach einen Namen, der auch außerhalb des SF-Genre eindrucksvolle Gegenwartsliteratur abliefert.Wie sieht es aber mit der Vielzahl an aufstrebenden und etablierten Talenten der heutigen SF-Szene aus. Sind darunter wirkliche Schriftsteller, die nicht nur die Anhänger eines spezifischen Genres bedienen können?Das ist nämlich für mich der wesentliche Unterschied zwischen einem Autor und einem Schriftsteller - die Stilistik und die Erzählkunst sind so ausgeprägt, dass es vollkommen egal ist, welche Thematik oder Genre bedient werden soll.Ein guter Autor MUSS einfach eine Vielzahl von verschiedenen Bereichen der Literatur beherrschen, um sich als Schriftsteller zu bezeichnen.Dabei ist es unerheblich, ob er von der "Schriftstellerei" leben kann, denn den Begriff als reine Berufsbezeichnung einzustufen, wäre Unrecht gegenüber vielen Autoren, die einfach bisher nicht das Glück gehabt haben, einen großen Verlag für ihre Werke und Ideen zu finden.Noch ist es für viele junge SF-Autoren eher ein Abenteuer, sich in anderen Bereichen der Literatur zu versuchen. Einige haben dabei einen bösen Schiffbruch hingelegt, andere tasten sich an neue Gebiete langsam heran.Wie sieht diese Community das und gibt oder gab es Beispiele, die klar darauf hindeuten, dass ein SF-Autor tatsächlich nur SF schreiben kann? Und was ist mit der Fantasy-Literatur? Fragen über Fragen...

Bearbeitet von Jürgen, 03 April 2008 - 17:04.

Aus dem Weg! Ich bin Sys-Admin...

#2 †  a3kHH

†  a3kHH

    Applicant for Minion status in the Evil League of Evil

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 5.923 Beiträge
  • Geschlecht:männlich

Geschrieben 03 April 2008 - 18:02

Wie sieht es aber mit der Vielzahl an aufstrebenden und etablierten Talenten der heutigen SF-Szene aus. Sind darunter wirkliche Schriftsteller, die nicht nur die Anhänger eines spezifischen Genres bedienen können?

Ich denke schon. Es gibt einige, die genau und nur für das phantastische Genre schreiben, meiner Meinung nach aus Spaß an der Freude, aus Überzeugung. Andere sind von der Anlage ihrer Stories bereits nicht so stark in diesem Genre verhaftet. Das war schon immer so, siehe Poul Anderson, Isaac Asimov, Phil Dick, us. usf. Von daher sehe ich das Problem nicht.

#3 †  a3kHH

†  a3kHH

    Applicant for Minion status in the Evil League of Evil

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 5.923 Beiträge
  • Geschlecht:männlich

Geschrieben 03 April 2008 - 18:05

Bei aller Liebe zur SF - viele verschleudern ihr Talent, in dem sie sich auf nur ein Genre beschränken und wie Produktionsfabriken die Texte "raushauen" - dabei hätten sie den Lesenden, die sich nicht für Genreliteratur interessieren, so viel zu geben.

Snob ! :)

#4 Guido Seifert

Guido Seifert

    Biblionaut

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIP
  • 561 Beiträge
  • Wohnort:Berlin

Geschrieben 03 April 2008 - 18:16

Das ist nämlich für mich der wesentliche Unterschied zwischen einem Autor und einem Schriftsteller - die Stilistik und die Erzählkunst sind so ausgeprägt, dass es vollkommen egal ist, welche Thematik oder Genre bedient werden soll.

Von dieser Unterscheidung zwischen Autor und Schriftsteller habe ich noch nie gehört. Sie scheint mir ziemlich willkürlich zu sein.

Ein guter Autor MUSS einfach eine Vielzahl von verschiedenen Bereichen der Literatur beherrschen, um sich als Schriftsteller zu bezeichnen.

Wiederum: ein ziemlich willkürliches Ethos. Warum sollte - nach dieser Definition - ein guter Autor Schriftsteller werden wollen oder sollen? Kapiere ich nicht ... Gruß, Guido

#5 Jürgen

Jürgen

    CyberPunk

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 3.014 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:Duisburg

Geschrieben 03 April 2008 - 18:27

Von dieser Unterscheidung zwischen Autor und Schriftsteller habe ich noch nie gehört. Sie scheint mir ziemlich willkürlich zu sein.

nunja... man beachte das "für mich" im Satz, also ein rein subjektives Urteil. Also wirklich, Guido... Eine Diskussion zum Thema ergibt sich aus den unterschiedlichen Ansichten zu diesem Thema, wobei die von dir zitierten Punkte eigentlich nichts mit dem Thema des Threads zu tun haben. Natürlich könnte man jetzt seitenlang über Definitionsfragen streiten, aber das ist eigentlich nicht die Frage. Edit: ups... bin auf deine zweite Bemerkung nicht eingegangen... Die Aussage, dass ein "richtiger Schriftsteller" viele bzw. mehrere Literatur-Genre beherrschen sollte, ist nicht von mir. Die habe ich mir nur "ausgeborgt" (aufgeschnappt bei einer Diskussion während der Frankfurter Buchmesse zwischen einigen Verlegern, Autoren und Feuilleton-Redakteuren einer großen Tageszeitung aus dem Raum Frankfurt :-) Ich finde sie allerdings schlüssig. Gruß Jürgen

Bearbeitet von Jürgen, 03 April 2008 - 18:46.

Aus dem Weg! Ich bin Sys-Admin...

#6 Guido Seifert

Guido Seifert

    Biblionaut

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIP
  • 561 Beiträge
  • Wohnort:Berlin

Geschrieben 03 April 2008 - 19:05

Natürlich könnte man jetzt seitenlang über Definitionsfragen streiten, aber das ist eigentlich nicht die Frage.

Okay. Zum Thema kann ich nichts sagen, da mir da die Lektüre fehlt. Vielleicht nur: Literarisch hochwertige SF ist mir bislang eher von Autoren nahegebracht worden, die "eigentlich" gar keine SF schreiben. Also: der umgekehrte Weg ...

Die Aussage, dass ein "richtiger Schriftsteller" viele bzw. mehrere Literatur-Genre beherrschen sollte, ist nicht von mir. Die habe ich mir nur "ausgeborgt" (aufgeschnappt bei einer Diskussion während der Frankfurter Buchmesse zwischen einigen Verlegern, Autoren und Feuilleton-Redakteuren einer großen Tageszeitung aus dem Raum Frankfurt :-) Ich finde sie allerdings schlüssig.

Ich nicht. Weil hier gar kein Schluß vorliegt. Stattdessen: normative Überheblichkeit.

#7 Jürgen

Jürgen

    CyberPunk

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 3.014 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:Duisburg

Geschrieben 03 April 2008 - 19:21

Okay. Zum Thema kann ich nichts sagen, da mir da die Lektüre fehlt. Vielleicht nur: Literarisch hochwertige SF ist mir bislang eher von Autoren nahegebracht worden, die "eigentlich" gar keine SF schreiben. Also: der umgekehrte Weg ...

DAS ist Thema! Aber was ist der Grund für diese Erfahrung, die ich bis vor einigen Jahren selbst gemacht habe? Haben Autoren, die sich auf dem heiß umkämpften Markt des Mainstream durchgesetzt haben, die besseren Voraussetzungen, um allgemein "bessere" Unterhaltung zu liefern? Anderseits ist gerade in letzter Zeit die Zahl derjenigen Autoren, die etwas anderes als SF schreiben KÖNNEN, gestiegen. Warum hat die vorherige Generation von deutschen SF-Autoren diesen Schritt nicht gewagt... oder haben sie es, und ich habe nichts davon mitbekommen? Informationen, die die letzte Frage beantworten, wären hier mehr als willkommen.
Aus dem Weg! Ich bin Sys-Admin...

#8 Guido Seifert

Guido Seifert

    Biblionaut

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIP
  • 561 Beiträge
  • Wohnort:Berlin

Geschrieben 03 April 2008 - 19:38

Haben Autoren, die sich auf dem heiß umkämpften Markt des Mainstream durchgesetzt haben, die besseren Voraussetzungen, um allgemein "bessere" Unterhaltung zu liefern?

Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Frage richtig verstehe. So, wie sie sich mir jetzt darstellt, scheint es sich um einen Zirkelschluß zu handeln. Also: Autoren, die das Kunsthandwerk der guten Unterhaltung beherrschen, setzen sich eben deshalb auf dem Mainstream-Markt durch (von den spezifischen "Ungerechtigkeits-Faktoren" mal abgesehen ...).

#9 molosovsky

molosovsky

    Phantastik-Fachdepp

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 2.172 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:Ffm

Geschrieben 03 April 2008 - 19:54

Interessante Fragestellung.Meine Dagegen-Schlumpf-Meinung zuerst. Ich denke nicht, dass Eschbach ›eindrucksvolle Gegenwartsliteratur‹ liefert. Er ist ein passabler, guter Middle Brow-Autor.Mir fallen Namen Diethmar Dath, Tobias O. Meißner, Thor Kunkel, Nikolai Alban Herbst, Carl Amery, Jakob Ajourny, Helmut Krausser, Thor Kunkel, Gisbert Haefs, Thomas Lehr, Thomas Galvinic ein, die alle Bücher vorgelegt haben, die sich durchaus merklich SF-Thematiken und Schreibweisen bedienen. In Genre-Kreisen werden die aber (bis auf Meißner und Dath, soweit ich mich sagen trau) aber nicht groß bequatscht, weil sie eben keine strahlend deutlichen SF-Autoren sind, oder nicht aus der Genre-Ecke kommen.Ansonsten bin ich ja der Meinung, dass es nicht schlecht ist (vielleicht sogar besser) wenn Leute erstmal das Schreiben und Geschichtenerzählen in ›normalen‹ Settings üben und beherrschen, ehe sie mit den höheren Schritten loszulegen (spekulativer bzw. phantastischer Weltenbau und so). †” Das wäre umgedreht auch meine Erklärung dafür, dass Autoren die in realistischen Modi gut sind, dann auch eher eine Chance haben ›aufsteigen‹ zu können und gute, angesehene SF zu liefern.GrüßeAlex / molo

Bearbeitet von molosovsky, 03 April 2008 - 19:57.

MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.

Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.

Mehr Gesabbel von mir gibts in der molochronik

••• G+ ••• twitter ••• Goodreads ••• flickr ••• flattr •••


#10 †  a3kHH

†  a3kHH

    Applicant for Minion status in the Evil League of Evil

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 5.923 Beiträge
  • Geschlecht:männlich

Geschrieben 03 April 2008 - 19:57

Warum hat die vorherige Generation von deutschen SF-Autoren diesen Schritt nicht gewagt... oder haben sie es, und ich habe nichts davon mitbekommen?

Letzteres. Siehe Han(n)s Kneifel. Außerdem konnte man vor einigen Jahrzehnten noch relativ gut von der SF leben, sieh Dir einfach einmal die Heftserien an, Terra Astra hat da sehr viele deutsche Autoren im Programm gehabt. Andererseits ist die vorherige Generation von SF-Autoren auch zahlenmäßig wesentlich kleiner gewesen, wir leben momentan im Golden Age der deutschen SF. Und das obwohl die Veröffentlichungsmöglichkeiten eigentlich weniger geworden sind. Aber da viele der neuen Verlage von den Titanen der vorherigen Generation deutscher SF-Autoren (Hahn, Pukallus usw. (Was macht eigentlich Jeschke ?)) gemacht werden, ist das Ergebnis deutlich besser. Und was mir gerade einfällt : Andrea Tillmans und Heidrun Jänchen schreiben auch Kindergeschichten. :-)

#11 Nina

Nina

    Europas repräsentativster Fan ;-)

  • Moderator
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 3.426 Beiträge
  • Geschlecht:weiblich
  • Wohnort:Leonding

Geschrieben 03 April 2008 - 22:38

Die Abgrenzung mit "nur SF schreiben" erscheint mir schwierig. Ich wage zu bezweifeln, dass es auch nur irgendeinen Autor gibt, der sich nicht auch in anderen Genres versucht. Gerade die Wilderei in anderen phantastischen Genres ist auch für ausgesprochene SF-Schreiber normal, schon allein, weil oft die Abgrenzung schwierig ist.Es ist also wenn dann eine Frage nach dem "hauptsächlich" oder "bekannt durch" als danach, ob jemand wirklich nur so etwas schreibt (das dürfte es kaum geben - und wenn einer 20 SF-Romane geschrieben hat, irgendwann hat der Autor sicher auch mal ein kurzes Geschichtchen in einem anderen Genre geschrieben).Dazu muss man auch bedenken, dass das Ergebnis dadurch verfälscht wird, dass Autoren vielfach der Rat gegeben wird, bei Genrehopping auf ein Pseudonym zurückzugreifen, um Lesererwartungen nicht zu enttäuschen.

#12 Neo Tokyo

Neo Tokyo

    Yoginaut

  • Mitglieder
  • PIPPIP
  • 129 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:Universum

Geschrieben 04 April 2008 - 00:05

Ein guter Autor MUSS einfach eine Vielzahl von verschiedenen Bereichen der Literatur beherrschen, um sich als Schriftsteller zu bezeichnen.

Ich frage mich was Philip K. Dick wohl die ganze Zeit gemacht hat. Er hat 60 (!) SF-Romane nicht nur geschrieben, sondern auch veröffentlicht. Darüber hinaus 120 SF-Kurzgeschichten verfasst und veröffentlicht. AMAZING, wie der Engländer sagen würde. Traut sich jetzt einer ihm die Bezeichnung "Schriftsteller" abzuerkennen? Sicherlich hat Dick auch Gegenwartsromane geschrieben, nur fanden die oft keinen Abnehmer.
I want the club sandwich, I want the cold Mexican beer, I want a $10,000-a-night hooker! I want my shirts laundered... like they do... at the Imperial Hotel... in Tokyo.

#13 Nina

Nina

    Europas repräsentativster Fan ;-)

  • Moderator
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 3.426 Beiträge
  • Geschlecht:weiblich
  • Wohnort:Leonding

Geschrieben 04 April 2008 - 00:22

Ich denke mir auch: Besser in einer Disziplin wirklich gut als in vielen mittelmäßig.Genausowenig, wie ein Fußballer ein toller Schwimmer und hervorragender Schifahrer sein muss, damit ihn jemand für einen guten Sportler hält (obgleich er ein Tor nach dem anderen schießt) sollte man von einem Autor verlangen, in anderen Genres zu schreiben, nur damit er beweist, dass er ein guter Schriftsteller ist. Ich glaube auch, dass es gerade umgekehrt ist: Sehr viele Autoren wollen in anderen Genres schreiben als in dem, das von den Lesern angenommen wird. Das ist vermutlich der Reiz des Neuen. Aber mir geht es so, wenn ich die Schreibe eines SF-Autors mag und der bringt plötzlich etwas völlig anderes raus, dann interessiert mich das auch nicht mehr so. Etwas Verwandtes eventuell noch (also z.B. Fantasy), aber ein Entwicklungsroman muss nicht sein.

#14 Oliver

Oliver

    Temponaut

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 1.744 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:Zeven

Geschrieben 04 April 2008 - 09:09

Aber mir geht es so, wenn ich die Schreibe eines SF-Autors mag und der bringt plötzlich etwas völlig anderes raus, dann interessiert mich das auch nicht mehr so. Etwas Verwandtes eventuell noch (also z.B. Fantasy), aber ein Entwicklungsroman muss nicht sein.

Bei mir ist das ganz stark vom Einzelfall abhängig. Mag ich den Stil und die Stimme eines Autors, folge ich ihm gerne auch in andere Gefilde, da fallen mir so völlig unterschiedliche Namen wie Stephen King (bei dem fast kein Buch ist wie das andere und der schon alles mögliche geschrieben hat, auch wenn er nur als "Horror-Autor" vermarktet wird), William Gibson, Neal Stephenson oder auch Andreas Eschbach ein. Aber natürlich gibt es auch für mich Autoren, deren Hinwendung in andere Gefilde ich nicht mitgemacht habe. Als John Grisham anfing, statt Justiz-Thriller Bücher über ländliche Idylle, Sport oder Pizza zu schreiben, war ich ganz schnell weg. Grisham ist halt auch ein gutes Beispiel, weil man bei dem Stil und Stimme nicht mögen kann, die hat er nämlich nicht, er schreibt einfach nur runter.
  • (Buch) gerade am lesen:"Tales of the Shadowmen 1", J.-M. Lofficier (ed.)
  • (Buch) als nächstes geplant:"Tales of the Shadowmen 2", J.-M. Lofficier (ed.)
  • • (Buch) Neuerwerbung: Sherlock Holmes - Aus den Geheimakten des Weltdetektivs (Sammelband, 1973, mit 15 Heftromanen (1907/1908))
  • • (Film) gerade gesehen: "Das Testament des Dr. Mabuse" (Fritz Lang)
  • • (Film) als nächstes geplant: "Jurassic World: Dominion" (Dinos!!!!!)
  • • (Film) Neuerwerbung: "Judex" (Louis Feuillade)

#15 M1Labbe

M1Labbe

    Limonaut

  • Mitglieder
  • PIP
  • 14 Beiträge

Geschrieben 04 April 2008 - 09:59

Hallo,Ich finds gut, dass jemand eine solche Frage stellt, das ist diskussionswürdig. Es ist offensichtlich, dass Autoren, die nur SF schreiben, in der restlichen Literatur praktisch nicht wahrgenommen werden. Die Definitionen von "Autor" und "Schriftsteller" scheinen mir aber zu schwammig. Wie bereits angesprochen, wenn ein Philip K. Dick kein Schriftsteller sein soll, dann weiß ich nicht, wer es aus der SF sonst sein soll.Man könnte es meiner Ansicht nach präziser formulieren. Ich finde es auffällig, dass sich viele "Autoren" (mangels besser Begriffe, verwende ich sie einfach auch) dadurch auszeichnen, das ihre Romane die immer gleiche Prämissen recyclen. Wer für SF-Opera/Military-SF bekannt ist, der bleibt in dem Genre und baut seine Geschichten (unabsichtlich) immer ähnlich auf (Raumschiffe, Aliens, Helden).Die größere Leistung des "Schriftstellers" halte ich nicht dafür, dass er(sie) das Genre wechselt, sondern dass er sich immer neu erfindet. Dabei wechselt das Genre dann mitunter auch, aber nicht zwingend. Eschbachs "Haarteppichknüpfer" ist SF, seine "Solarstation" auch, aber es gibt fast gar keine Gemeinsamkeiten im Aufbau zwischen beiden Geschichten. "Der Letzte seiner Art" ist mehr Thriller als SF, die Ähnlichkeit geht gegen null, obwohl man alle Werke dem Genre zuordnen kann. Viele "Autoren" liefern dagegen oft sehr ähnliche Werke ab (Peter Hamilton, Richard Morgan etc). Das kann auch sehr unterhaltend sein und ein solcher Autor kann auch viele Fans haben - aber eben hauptsächlich, weil er bestimmte "Klischees" bedient. Da weiß man, was man kriegt."Schriftsteller" gibt es auch innerhalb der SF, siehe PKD. Er hat immer wieder Ideen wiederverwendet, aber dass er enorm viele Ideen hatte, steht außer Frage. Und "Träumen Androiden von elektrischen Schafen" aka Blade Runner, "A Scanner Darkly", "Ubik", "Nach der Bombe", "Zeit aus den Fugen" etc. usw. sind extrem unterschiedlich. Es gibt sicher eine stete Metaphysische Aussage, aber es gibt kaum wiederholende Handlungsmuster.

#16 yiyippeeyippeeyay

yiyippeeyippeeyay

    Interstellargestein

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 13.368 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:Berlin

Geschrieben 04 April 2008 - 10:01

Ich hab mir mal von einem engagierten/altruistischen Buchhändler sagen lassen, dass diese ganzen Genren hauptsächlich Dinge sind, die Buchhändler und daher Verlage sich ausgedacht haben, um besser Bücher zu verkaufen. Dies ist nicht unbedingt meine Sicht, aber nähme man sie bis zum Ultimo als Schreibender, wäre in Wirklichkeit nur wichtig ob man ein Publikum einer gewissen Mindestgröße mit seinen Worten beglückt hat oder nicht. Ob man selbst und diese LeserInnen das Werk als wertvoll empfinden.

Viele modernen Romane enthalten inzwischen SF-Elemente (stimmt zumindest für den US-Markt - in der BRD kenne ich mich nicht so aus, weil ich leider kaum Dt. lese).

Dick ist aber genau so ein Fall fürs Nicht-in-den-Topf-tun, m.E.: Die letzten beiden Bücher unseres Dick-Lesezirkels würden wahrscheinlich aus heutiger Sicht - also wenn sie heuer erstmalig erschienen wären - einfach als moderne gesellschaftskritische Literatur eingestuft werden, vergleichbar mit McCarthys neuem post-apokalyptischen Roman The Road.

Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 04 April 2008 - 10:04.

/KB

Yay! SF-Dialog Ende März...
Senator: Und dies ist nun die Epoche der Laser?

Farmer: [..] Die Anzahl der Menschen auf der Erde, die voller Hass/Frustration/Gewalt sind, ist zuletzt furchterregend schnell gewachsen. Dazu kommt die riesige Gefahr, dass das hier in die Hände nur einer Gruppierung oder Nation fällt... (Schulterzucken.) Das hier ist zuviel Macht für eine Person oder Gruppe, in der Hoffnung dass sie vernünftig damit umgehen. Ich durfte nicht warten. Darum hab ich es jetzt in die Welt verstreut und kündige es so breit wie möglich an.

Senator: (erblasst, stockt) Wir werden das nicht überleben.

Farmer: Ich hoffe Sie irren sich, Senator! Ich hatte eben nur eine Sache sicher kapiert - dass wir weniger Chancen dazu morgen haben würden als heute.

(Leiter eines US-Congress-Kommittees vs. Erfinder des effektivsten Handlasers, den es je gab, grob übersetzt aus der 1. KG aus Best of Frank Herbert 1965-1970, im Sphere-Verlag, Sn. 38 & 39, by Herbert sr.)


#17 Thomas Sebesta

Thomas Sebesta

    Biblionaut

  • Moderator
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 3.301 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:Neunkirchen/Austria

Geschrieben 04 April 2008 - 10:38

... Die Definitionen von "Autor" und "Schriftsteller" scheinen mir aber zu schwammig. ...

Ich halte es da mit der Wikipedia - den Ausdruck Autor/Autorin sehe ich rein fomalistisch - er/sie ist der Ersteller und Rechteinhaber. Schriftsteller - ist für mich jemand, der eine gewisse Meisterschaft erlangt hat belletristische Texte zu verfassen (also ein aufwertender Ausdruck). Ob als Genreautor oder als Universalautor ist dabei eher unerheblich. Leider sind ein Großteil der derzeitigen Genre-Autoren in der SF (auch in Fantasy und Horror) keine Schriftsteller, sondern Autoren, die nur versuchen mittels Genreschablonen Texte zuerstellen, die sich verkaufen lassen - welche aber nicht in der Lage (oder willens) sind sich über diese Schablonen zu erheben und eigenständige Gedanken in die Tastatur zu bringen. Vermutlich geistert noch immer der Trugschluss durch die Autorenköpfe, dass es im phantastischen Genre leichter ist einen Text zu verfassen, bloss weil dieser ja nicht "realistisch" zu sein braucht und man daher schreiben kann was man will und man sich immer darauf berufen kann dass das ja "Phantastik" ist (sprich man hat als Konsument unten dem Titel "künstlerische Freiheit" alles zu schlucken). Jedenfalls kein Schriftsteller ist - wer Grammatik und Rechtschreibung nicht beherrscht (und das schränkt die Anwärter bei den jungen Autoren bereits sehr ein. Manche von denen halten das auc für einen Ausdruck künstlerischer Freiheit). Einen diesbezüglich pessimistischen Gruß Thomas

Thomas Sebesta/Neunkirchen/Austria

Blog zur Sekundärliteratur: http://sebesta-seklit.net/

Online-Bibliothek zur Sekundärliteratur: http://www.librarything.de/catalog/t.sebesta

Facebook-Gruppe: https://www.facebook...tik.ge/members/


#18 Jürgen

Jürgen

    CyberPunk

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 3.014 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:Duisburg

Geschrieben 04 April 2008 - 10:38

Hmm... das sich Dick gegen Ende seiner Schaffensperiode selbst nicht mehr als SF-Schriftsteller gesehen, ist bekannt. Allerdings ist es müßig, diese Diskussion an solch einem Ausnahme-Schriftsteller "aufzuhängen", da erstens, er nun mal wirklich eine Sonderrolle in der Literatur als Gesamtes einnimmt und zweitens, weil er Amerikaner war. Aber eine andere Bemerkung von Yip machte mich hellhörig..

... dass diese ganzen Genren hauptsächlich Dinge sind, die Buchhändler und daher Verlage sich ausgedacht haben, um besser Bücher zu verkaufen.

Hier verstehe ich etwas nicht... Wenn es eine ungleich höhere Leserschaft für allgemeine Literatur gibt, als für Genre-Literatur, warum drängen nicht viel mehr Verleger und Herausgeber die SF-Autoren dazu, Gegenwartsliteratur (oder besser Mainstream) zu schreiben. Als Verleger suche ich doch nicht absichtlich einen kleineren Nischenmarkt, um meinen Autor zu verkaufen. Das macht für mich einfach keinen Sinn. Im Bereich Fantasy, wo z. Zt. in Deutschland Verkaufszahlen erreicht werden, die gleich hoch bzw. höher sind, als im Mainstream-Bereich kann ich es noch verstehen, aber im Bereich deustchsprachige SF? Oder liegt es daran, dass wir in Deutschland nochmals die phantastischen Bereiche unterteilen? Ich sehe nämlich nur eines... das eine gut gemachte Wurdack-SF Antho (hier hätte jetzt auch Shayol oder viele andere Verlagsnamen stehen können) kaum auf eine 500er Auflage kommt, aber gleichzeitig eine miese Storysammlung mit mittelmässiger Gegenwartsliteratur über 1000 Käufer findet. (Ob die Käufer das auch lesen, weiß ich nicht - aber es wird verkauft, nicht verschenkt). Nehme ich die Tatsache, dass fast jeder deutsche SF-Autor besseres Material abliefert, als das, was in solchen KG-Sammlungen zu finden ist, frage ich mich, warum sie nicht längst in lukrativere Bereiche abgewandert sind. Aber vielleicht sind ab diesem Punkt mal einige Autoren gefragt. Gruß Jürgen

Bearbeitet von Jürgen, 04 April 2008 - 10:42.

Aus dem Weg! Ich bin Sys-Admin...

#19 Armin

Armin

    Entheetonaut

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 12.951 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:Rauenberg

Geschrieben 04 April 2008 - 11:07

Hmm... das sich Dick gegen Ende seiner Schaffensperiode selbst nicht mehr als SF-Schriftsteller gesehen, ist bekannt.

Dick wollte immer lieber Mainstream-Romane schreiben. Nur wollte die leider kein Verlag kaufen.

Ich sehe nämlich nur eines... das eine gut gemachte Wurdack-SF Antho (hier hätte jetzt auch Shayol oder viele andere Verlagsnamen stehen können) kaum auf eine 500er Auflage kommt, aber gleichzeitig eine miese Storysammlung mit mittelmässiger Gegenwartsliteratur über 1000 Käufer findet. (Ob die Käufer das auch lesen, weiß ich nicht - aber es wird verkauft, nicht verschenkt). Nehme ich die Tatsache, dass fast jeder deutsche SF-Autor besseres Material abliefert, als das, was in solchen KG-Sammlungen zu finden ist, frage ich mich, warum sie nicht längst in lukrativere Bereiche abgewandert sind. Aber vielleicht sind ab diesem Punkt mal einige Autoren gefragt.

Weil Geld nicht alles im Leben ist? Ich schreibe Science Fiction, weil es mir Spaß macht. Und die SF-Anthologien haben wir damals nicht ins Leben gerufen, weil wir uns (oder dem Verleger) eine goldene Nase verdienen wollten, sondern weil es das einfach (fast) nicht mehr gab. Ein echter Bedarf, den wir selbst - als Leser - gesehen haben.

#20 yiyippeeyippeeyay

yiyippeeyippeeyay

    Interstellargestein

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 13.368 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:Berlin

Geschrieben 04 April 2008 - 11:48

Wenn es eine ungleich höhere Leserschaft für allgemeine Literatur gibt, als für Genre-Literatur, warum drängen nicht viel mehr Verleger und Herausgeber die SF-Autoren dazu, Gegenwartsliteratur (oder besser Mainstream) zu schreiben.

Als Verleger suche ich doch nicht absichtlich einen kleineren Nischenmarkt, um meinen Autor zu verkaufen. Das macht für mich einfach keinen Sinn.

Es kann sein, dass sich mein Gesprächspartner nur auf Phantastik bezog; ich finde es dort schon sehr wahrscheinlich, dass man mit dem Etikett "Magic Realism" Angela Carter besser verkaufen kann, als einfach mit der Einstufung "Fantasy", z.B.. Aber im Mainstream gibt es doch auch Gruppierungen, z.B. Krimis, Historisches, usw.. Der Fan geht, bei regelmäßigem Besuch "seines" Ladens, zu seinem Nichenregal hin und guckt nach...

P.S.: Neuerdings habe ich Logoland (also im Orig. Jennifer Government) von Barry in mehreren engl. Buchläden im SF-Regal gesucht. Fehlanzeige! Es lag bei den normalen "neuen" Büchern. Aus irgendeinem Grund gilt gerade diese Dystopie als rein gesellschaftskritische Parsiflage, wohl eben weil sich Mainstream-Nichen besser verkaufen, wie du schon meintest...

Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 04 April 2008 - 11:54.

/KB

Yay! SF-Dialog Ende März...
Senator: Und dies ist nun die Epoche der Laser?

Farmer: [..] Die Anzahl der Menschen auf der Erde, die voller Hass/Frustration/Gewalt sind, ist zuletzt furchterregend schnell gewachsen. Dazu kommt die riesige Gefahr, dass das hier in die Hände nur einer Gruppierung oder Nation fällt... (Schulterzucken.) Das hier ist zuviel Macht für eine Person oder Gruppe, in der Hoffnung dass sie vernünftig damit umgehen. Ich durfte nicht warten. Darum hab ich es jetzt in die Welt verstreut und kündige es so breit wie möglich an.

Senator: (erblasst, stockt) Wir werden das nicht überleben.

Farmer: Ich hoffe Sie irren sich, Senator! Ich hatte eben nur eine Sache sicher kapiert - dass wir weniger Chancen dazu morgen haben würden als heute.

(Leiter eines US-Congress-Kommittees vs. Erfinder des effektivsten Handlasers, den es je gab, grob übersetzt aus der 1. KG aus Best of Frank Herbert 1965-1970, im Sphere-Verlag, Sn. 38 & 39, by Herbert sr.)


#21 Ulrich

Ulrich

    Temponaut

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 1.742 Beiträge

Geschrieben 04 April 2008 - 12:11

Mir fallen Namen Diethmar Dath, Tobias O. Meißner, Thor Kunkel, Nikolai Alban Herbst, Carl Amery, Jakob Ajourny, Helmut Krausser, Thor Kunkel, Gisbert Haefs, Thomas Lehr, Thomas Galvinic ein, die alle Bücher vorgelegt haben, die sich durchaus merklich SF-Thematiken und Schreibweisen bedienen. In Genre-Kreisen werden die aber (bis auf Meißner und Dath, soweit ich mich sagen trau) aber nicht groß bequatscht, weil sie eben keine strahlend deutlichen SF-Autoren sind, oder nicht aus der Genre-Ecke kommen.

Bei Carl Amery möchte ich widersprechen, weil ihm sehr wohl einige Aufmerksamkeit innerhalb der SF zuteil wurde. Amery ist leider verstorben, so dass keine neuen Romane von ihm mehr erscheinen können. Deshalb hat vielleicht auch die Aufmerksamkeit ihm gegenüber nachgelassen. Von Gisbert Haefs ist zuletzt in der Edition Phantasia "Die Reisen des Mungo Carteret" erschienen. Hier wäre zu überprüfen, in welchem Umfang Rezensionen in den einschlägigen Magazinen oder auf Internetseiten erschienen sind. Bei den Schreibweisen Thomas Lehrs ("42") und Thomas Glavinics ("Die Arbeit der Nacht") kenne ich mich nicht aus. An SF-Themen scheinen sie mir jedoch wenige behandelt zu haben, so dass sie kaum hätten stärker beachtet werden können innerhalb der SF-Szene. Und das war ja Jürgens Ausgangsfrage, ob Autoren oder Schriftsteller, die für SF bekannt sind, auch außerhalb des Genres Fuß gefasst haben.

#22 M1Labbe

M1Labbe

    Limonaut

  • Mitglieder
  • PIP
  • 14 Beiträge

Geschrieben 04 April 2008 - 14:53

den Ausdruck Autor/Autorin sehe ich rein fomalistisch - er/sie ist der Ersteller und Rechteinhaber.
Schriftsteller - ist für mich jemand, der eine gewisse Meisterschaft erlangt hat belletristische Texte zu verfassen (also ein aufwertender Ausdruck). Ob als Genreautor oder als Universalautor ist dabei eher unerheblich.

Sorry, ich bezog mich auf Jürgens Definition, das ein Schriftsteller erst ein genre-fremdes Buch geschrieben haben muss. Das hielt ich für schwammig, weil am Kern vorbei. Ansonsten kann ich dir eindeutig zustimmen. Die "Genreschablonen" machen es natürlich sehr einfach, fast genauso wie das "Whodunit"-Muster. Das zeugt ja auch nur in Ausnahmen von besonderer literarischer Qualität.

Jedenfalls kein Schriftsteller ist - wer Grammatik und Rechtschreibung nicht beherrscht (und das schränkt die Anwärter bei den jungen Autoren bereits sehr ein. Manche von denen halten das auc für einen Ausdruck künstlerischer Freiheit).

Das ist doch schon in sich logisch - ein junger Autor hat ja höchstens ein Werk vorzuweisen (und dazu muss er es ja erstmal bringen, die Hürden sind einigermaßen hoch), und jemanden mit einem einzigen Roman als Schriftsteller zu bezeichnen, ist sicher verfrüht. Schafft es der Autor, sich neben seinen Glückstreffer erneut am Markt zu platzieren, ist seine Schreibe mit Sicherheit auch besser geworden. Sonst ist er ein hoffnungsloser Fall, dann glaub ich aber auch nicht an zwei Glückstreffer. Das ist ja eine Frage der Übung.
Schließlich gibts genug Autoren, die regelmäßig Bücher herausbringen, die aber weniger aus schriftstellerischem Talent entstanden sind, sondern aus purer Routine des Genre-Musters (passiert ja nicht nur in der SF).

Ich lehne mich mal ganz weit aus dem Fenster und behaupte, die Labels Fantasy und Science-Fiction existieren aus folgendem Grund: Es gibt einen festen Fankreis für die Art Bücher, Geld lässt sich also damit verdienen. Die Fans würden sicher auch ohne Genre-Vermerk auf das Werk aufmerksam, aber wenn es nicht in der Ecke "SF/Fantasy" steht, müssten sich ja auch die Literaturexperten ernsthaft damit beschäftigen. Dem würden nur die allerwenigsten Bücher standhalten, deshalb will der Verlag sein gepflegtes Portfolio nicht mit Verissen von vermeindlicher "Trivialliteratur" schmücken. Also, ab damit in die Ecke, wo's der Pöbel immer noch findet.

Bearbeitet von M1Labbe, 04 April 2008 - 14:55.


#23 †  a3kHH

†  a3kHH

    Applicant for Minion status in the Evil League of Evil

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 5.923 Beiträge
  • Geschlecht:männlich

Geschrieben 04 April 2008 - 16:03

Ich lehne mich mal ganz weit aus dem Fenster und behaupte, die Labels Fantasy und Science-Fiction existieren aus folgendem Grund: Es gibt einen festen Fankreis für die Art Bücher, Geld lässt sich also damit verdienen. Die Fans würden sicher auch ohne Genre-Vermerk auf das Werk aufmerksam, aber wenn es nicht in der Ecke "SF/Fantasy" steht, müssten sich ja auch die Literaturexperten ernsthaft damit beschäftigen. Dem würden nur die allerwenigsten Bücher standhalten, deshalb will der Verlag sein gepflegtes Portfolio nicht mit Verissen von vermeindlicher "Trivialliteratur" schmücken. Also, ab damit in die Ecke, wo's der Pöbel immer noch findet.

*feix* Deshalb werden Bestseller auch ganz schnell von "SF/Fantasy" zu "Mainstream" umgewidmet, nicht wahr ? So wie der letzte Eschbach, der ja lt. Buchhandel keine SF, sondern ein Thriller ist. :rolleyes: Verkauft sich da sicherlich besser. Ist aber immer noch SF. :D

#24 Gerd

Gerd

    Giganaut

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIP
  • 652 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:Offenburg

Geschrieben 04 April 2008 - 16:14

Ich lehne mich mal ganz weit aus dem Fenster und behaupte, die Labels Fantasy und Science-Fiction existieren aus folgendem Grund: Es gibt einen festen Fankreis für die Art Bücher, Geld lässt sich also damit verdienen. Die Fans würden sicher auch ohne Genre-Vermerk auf das Werk aufmerksam, aber wenn es nicht in der Ecke "SF/Fantasy" steht, müssten sich ja auch die Literaturexperten ernsthaft damit beschäftigen. Dem würden nur die allerwenigsten Bücher standhalten, deshalb will der Verlag sein gepflegtes Portfolio nicht mit Verissen von vermeindlicher "Trivialliteratur" schmücken. Also, ab damit in die Ecke, wo's der Pöbel immer noch findet.

Ach, Leute ... Ich kenne mich z.B. mit Clitellata überhaupt nicht aus - und genau deswegen halte ich mich mit wilden Theorien über diese Wesen zurück, obwohl ich gelegentlich schon welche sehe. Aber ganz generell hilft auch ein bisschen nachdenken ... :rolleyes: Grüße Gerd
Sudden moroseness. One hop too far.

#25 pirandot

pirandot

    Illuminaut

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIP
  • 820 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:Schalksmühle

Geschrieben 04 April 2008 - 16:52

Jedenfalls kein Schriftsteller ist - wer Grammatik und Rechtschreibung nicht beherrscht †¦

Leider gehen in der heutigen Zeit eine Reihe von Ausdrucksweisen verloren. Das hat keinesfalls nur mit Mängeln im Bildungssystem zu tun, sondern auch damit, dass in unserer Geiz-ist-geil-Gesellschaft viel zu viel unqualifiertes Personal im Medienbereich tätig ist. Solange es nur die ARD, das ZDF und die Dritten gab, war zumindest halbweg korrektes Deutsch im Fernsehen die Regel! Da kann es letztlich nicht verwundern, wenn ein selten gebrauchtes Wort wie »vermeintlich« mit hoher Wahrscheinlichkeit falsch geschrieben wird. Dazu kommt die spätestens durch Bastian Sick bekannt gewordene »Verdativierung« des Genitiv. Selbst an sich fähige Leute benutzen grammatikalisch falsche Formulierungen wie »wegen mir«, »wegen dir«, »wegen ihm« - einfach weil sie dies täglich so zu lesen und/oder zu hören bekommen, die korrekten Genitivformen »meinetwegen«, »deinetwegen«, »seinetwegen« usw. hingegen im günstigsten Fall vergessen haben.
An schlechten Tagen, wenn es regnet, glaubst du, du hättest Magengeschwüre. Nur an schönen Tagen, wenn die Sonne scheint, da denkst du, du hättest Krebs. (Die MAD-Fibel des Lebens)
You, especially, I like. Passionate, sincere†¦ †¦goofball. (Three to Tango)

#26 Nina

Nina

    Europas repräsentativster Fan ;-)

  • Moderator
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 3.426 Beiträge
  • Geschlecht:weiblich
  • Wohnort:Leonding

Geschrieben 04 April 2008 - 19:20

Ich sehe nämlich nur eines... das eine gut gemachte Wurdack-SF Antho (hier hätte jetzt auch Shayol oder viele andere Verlagsnamen stehen können) kaum auf eine 500er Auflage kommt, aber gleichzeitig eine miese Storysammlung mit mittelmässiger Gegenwartsliteratur über 1000 Käufer findet. (Ob die Käufer das auch lesen, weiß ich nicht - aber es wird verkauft, nicht verschenkt). Nehme ich die Tatsache, dass fast jeder deutsche SF-Autor besseres Material abliefert, als das, was in solchen KG-Sammlungen zu finden ist, frage ich mich, warum sie nicht längst in lukrativere Bereiche abgewandert sind.

Das hat einerseits natürlich idealistische Gründe - in diesem Bereich sind die Kleinverleger in erster Linie erstmal selbst Fans. Aber es gibt auch praktische Ursachen: Konkurrenzvermeidung durch das Besetzen von Nischen. Es kann ja wohl nicht einer daherkommen, einen Verlag gründen und gleich einmal mit Mainstream-Büchern versuchen, den großen Verlagen Konkurrenz zu machen. Es fehlt erst mal die Bekanntheit, der Vertrieb muss noch aufgebaut werden usw. - da ist es leichter, was zu machen, das die anderen nicht haben und es an die Szeneleute, die anderswo nicht so recht fündig werden, zu verkaufen. Wenn es sich bewährt, kann das Programm immer noch ständig erweitert werden. Gerade bei genanntem Verlag geschieht das bereits, so findet man jetzt auch publikumsträchtigere Sparten wie Thriller im Programm.

#27 Jürgen

Jürgen

    CyberPunk

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 3.014 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:Duisburg

Geschrieben 05 April 2008 - 14:42

Es kann ja wohl nicht einer daherkommen, einen Verlag gründen und gleich einmal mit Mainstream-Büchern versuchen, den großen Verlagen Konkurrenz zu machen.

Muss ich unbedingt meine Partner darüber informieren. Wir sind aber auch so etwas von naiv. :huh: Dabei war die timeline schon fertig... 2010-Übernahme der Kleinverlagsszene und 2012 das Angebot für Randomhouse. Was machen wir nun? Na gut, fangen wir mit einigen Autoren klein an und hoffen, dass uns jemand ein Angebot macht. :D Jaja... die Bemühungen des Wurdack-Verlags bleiben nicht unbeobachtet. Das ist typisch Ernst... in der Ruhe liegt die Kraft und dann schnappt ER Randomhouse uns vor der Nase weg. Unerhört! *Schluss mit lustig-Mode* Aus der Sicht der kleineren Verlage macht das tatsächlich Sinn. Um kontrolliert die Kosten niedrig zu halten, wird erst einmal in der Genre-Szene "gefischt". Das funktioniert tatsächlich, aber trotzdem gehören zum weiteren Weg die "richtigen" Autoren. Dabei komme ich dann wieder auf die Frage zurück - Was nutzen erfolgreiche Genre-Autoren, die nur für ein bestimmtes Publikum schreiben können. Für eine Expansion in andere Bereiche brauche ich die Autoren... und glaubt mir, die wachsen nicht auf den Bäumen und fallen beim Schütteln runter. Aus dieser Diskussion habe ich schon mehr Informationen bekommen, als ich erhofft habe. Einige Punkte waren naheliegend, aber ich habe sie einfach übersehen. Und trotzdem ist das Thema nicht durch, denn was passiert mit den Autoren, die es nicht schaffen, sich aus dem Genre herauszuschreiben? Auch da fallen mir einige Beispiele aus den aktuellen Geschehnissen in der Verlagsszene ein. Intrag zum Beispiel. Die Masse der Autoren dieses ehemaligen Genre-Verlags hat nicht einmal ansatzweise das Zeug, überhaupt etwas schriftliches zu veröffentlichen... ich spreche da aus Erfahrung. Einige wenige sind aber wirklich gut und die finden, weil sie "aus einer bestimmten Genre-Ecke kommen" einfach keinen Verlag. Sie werden zu einer Art "literarische Schmuddelkinder", obwohl sie thematisch im Trend liegen. Qualität setzt sich durch - dieser Satz beinhaltet viel Wahrheit, aber was ist, wenn die SF-Autoren wegen ihres Image nicht bei Verlagen für non-SF Literatur landen können? Bleibt dann nur noch Wurdack als Hausverlag? Und nochmal die Aussage... viele der SF-Autoren der letzten Jahre sind besser, als das Groß derjenigen, die Mainstream schreiben. Kein Wunder, dass ich lieber in einer Genre-Szene auf die Autoren zugehe, als mir den Kram von "Preisträgern der Gegenwartsliteratur" durchzulesen. Gruß Jürgen
Aus dem Weg! Ich bin Sys-Admin...

#28 Ernst Wurdack

Ernst Wurdack

    Verleger-O-Naut

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 1.490 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:bei Regensburg

Geschrieben 05 April 2008 - 16:24

Das ist typisch Ernst... in der Ruhe liegt die Kraft und dann schnappt ER Randomhouse uns vor der Nase weg. Unerhört!

:P Randomhouse könnt ihr ruhig haben. Mir schwebt ein anderes - machbares - Objekt vor.

aber trotzdem gehören zum weiteren Weg die "richtigen" Autoren.

Eigentlich ist es die Aufgabe von Verlagen, Autoren aufzubauen. Der eine oder andere wird dann mit etwas Glück ein 'richtiger' Autor, so wie du es siehst. Ich selbst mache, genau wie Armin, die Sache aus Spaß an der SF und einigen anderen Genres. Und ich glaube nicht, dass ein Autor nur ein 'richtiger' Autor ist, wenn er massig Kohle verdient. Übrigens: Habt ihr schon bemerkt, dass bei den Prothesengöttern nicht SF draufsteht ... http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/cool.png

#29 Jürgen

Jürgen

    CyberPunk

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 3.014 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:Duisburg

Geschrieben 05 April 2008 - 16:38

Ich selbst mache, genau wie Armin, die Sache aus Spaß an der SF und einigen anderen Genres. Und ich glaube nicht, dass ein Autor nur ein 'richtiger' Autor ist, wenn er massig Kohle verdient.

Das sehe ich auch so und deshalb habe ich von Anfang an betont, dass sich das Attribut Schriftsteller nicht daran orientieren darf, ob jemand damit seinen Unterhalt verdienen kann.

Übrigens: Habt ihr schon bemerkt, dass bei den Prothesengöttern nicht SF draufsteht ...

Das ist auch gut so http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/wink.png Dadurch erhöhen sich für mich die Möglichkeiten, dieses Buch anderen Interessengruppen ans Herz zu legen. Gruß Jürgen

Bearbeitet von Jürgen, 05 April 2008 - 16:41.

Aus dem Weg! Ich bin Sys-Admin...

#30 Diboo

Diboo

    Kaisertentakel

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 6.089 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:Saarbrücken

Geschrieben 05 April 2008 - 16:41

Mir fallen Namen Diethmar Dath, Tobias O. Meißner, Thor Kunkel, Nikolai Alban Herbst, Carl Amery, Jakob Ajourny, Helmut Krausser, Thor Kunkel, Gisbert Haefs, Thomas Lehr, Thomas Galvinic ein, die alle Bücher vorgelegt haben, die sich durchaus merklich SF-Thematiken und Schreibweisen bedienen. In Genre-Kreisen werden die aber (bis auf Meißner und Dath, soweit ich mich sagen trau) aber nicht groß bequatscht, weil sie eben keine strahlend deutlichen SF-Autoren sind, oder nicht aus der Genre-Ecke kommen.

Gisbert Haefs kommt nicht aus der Genre-Ecke? Seine Dante-Barracuda-Romane sind reinste MilSF/Space Opera und mehrfach aufgelegt worden, bis er sich irgendwann für sowas zu fein war. Carl Amery ist sehr wohl im Genre wahrgenommen worden, schon seit den 80ern.

"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
(13. Erwerbsregel)

"Anyone who doesn't fight for his own self-interest has volunteered to fight for someone else's."
(The Cynic's book of wisdom)

Mein Blog
 



Besucher die dieses Thema lesen: 0

Mitglieder: 0, Gäste: 0, unsichtbare Mitglieder: 0