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Das begrenzte Wunderbare: Zur Theorie wunderbarer Episoden in realistischen Erzähltexten und in Texten des "Magischen Realismus"


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34 Antworten in diesem Thema

#1 Robin

Robin

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Geschrieben 17 Juli 2008 - 23:12

Gleich vorweg: Ich hab das Buch noch nicht gelesen, es kommt erst raus. Ich wollte aber den geneigten Theorieleser mal darauf hinweisen. Uwe Durst: Das begrenzte Wunderbare: Zur Theorie wunderbarer Episoden in realistischen Erzähltexten und in Texten des "Magischen Realismus" Kurzbeschreibung Das Wunderbare widerspricht den Prämissen des künstlerischen Realismus, dessen Erzähltexte sich als Abbilder einer wunderlosen Wirklichkeit ausgeben. Um so rätselhafter ist der beiläufige Auftritt wunderbarer Ereignisse in prominenten realistischen Erzählungen und Romanen. Zunächst ergeben sich zwei Fragen: 1. Mit welchen Verfahren gelingt es den Texten, ihren realistischen Charakter zu bewahren, obwohl die erzählte Welt wunderbare Ereignisse zuläßt? 2. Weshalb taucht das Wunderbare überhaupt in realistischen Texten auf, wenn es zum einen poetologisch disqualifiziert ist, zum anderen den realistischen Charakter der erzählten Welt aufs Spiel setzt? Diese Untersuchung entwickelt eine strukturalistische Poetik der Realismus- inkompatiblen Episode, sie ordnet das Phänomen literaturgeschichtlich ein und erhellt seine künstlerischen Funktionen. Das begrenzte Wunderbare wird dabei in eine realitätssystemische Gesamtsystematik integriert. Indem die Analyse das Phänomen anschließend mit der Literatur des Magischen Realismus in Beziehung setzt, wird ein zweites, weitergehendes Ziel verfolgt, nämlich eine umfassende Poetik jener Literaturformen zur Verfügung zu stellen, die mit dem Wunderbaren verbunden sind. http://www.amazon.de...b...3103&sr=8-3 Erscheint im August 2008 - wie ich den Mitteldeutschen Verlag kenne eher gegen Ende des Monats ;-)
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#2 simifilm

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Geschrieben 18 Juli 2008 - 06:20

Interessant. Scheint ja eine direkte Weiterführung seines letzten Buches zu sein. Der Kampf um die reine Lehre geht weiter. ;)

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#3 Thomas Sebesta

Thomas Sebesta

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Geschrieben 18 Juli 2008 - 07:02

... Literatur des Magischen Realismus ...

Ich oute mich jetzt, aber bitte was ist "magischer Realismus" in der Literatur? Gruß Thomas

Thomas Sebesta/Neunkirchen/Austria

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#4 simifilm

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Geschrieben 18 Juli 2008 - 07:08

Ich oute mich jetzt, aber bitte was ist "magischer Realismus" in der Literatur?

Damit ist primär südamerikanische Literatur à la Garcia Marquez gemeint (beispielsweise "100 Jahre Einsamkeit"). Das Spezielle am magischen Realismus (wobei auch dieser Begriff alles andere als einfach zu fassen ist) ist, dass hier die wunderbaren Ereignisse in einer ansonsten sehr realistischen Welt auftauchen, von den Figuren aber nicht als Bruch empfunden werden. Anders als bei der todorovschen Phantastik sind die wunderbaren Elemente nicht ein Einbruch in die Welt, sie sind auch nicht Teil einer eigenen Fantasy-Welt wie bei Tolkien, sondern mehr Ausdruck einer Art übersteigerten Realismus. In der Literatur verwendet man den Begriff vor allem für lateinamerikanische Literatur, aber im Film würde ich zum Beispiel auch die Filme von Emir Kusturica dazu zählen (oder zumindest funktionieren die ähnlich(.

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#5 Robin

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Geschrieben 18 Juli 2008 - 09:37

Ja, ist quasi die Fortführung des ersten Buches. Ich hab mir gestern die Antrittsvorlesung angehört (daher die Werbung *g*). Da ging es grob gesprochen um die verschiedenen Ebenen in Texten (Spiel im Spiel: man denke an Tieck). Visualisiert wurde der Vortrag im Sinne von Spiel im Spiel dann anhand von Videosequenzen aus Star Trek TNG, erste Staffel. Einige Ausschnitte wie das Holodeck funktioniert. Klar, ist für die Spiel im Spiel Situation einfach passend.(Eine ältere Gasthörerin kam damit gar nicht zurecht *hihi*)Naja ich bin mal auf das Buch gespannt. So aus dem Stehgreif könnte ich jetzt auch kein Beispiel zum "Magischen Realismus" geben, obwohl ich es ja mal erklärt bekommen habe ;-)

Bearbeitet von Robin, 18 Juli 2008 - 09:53.

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#6 Barada Nikto

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Geschrieben 19 Juli 2008 - 16:33

Interessant. Scheint ja eine direkte Weiterführung seines letzten Buches zu sein. Der Kampf um die reine Lehre geht weiter. ;)

Scheint so†¦ *etwas ermattet seufz*
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#7 Robin

Robin

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Geschrieben 20 August 2008 - 16:49

Also ich hab mal reingelesen, bin aber noch nicht wirklich weit (hat 400 Seiten).Baut auf dem Vorgängerbuch von Durst auf.Es geht um Begrenzt Wunderbares, später auch um entgrenztes Wunderbares. (Ohne das ich das jetzt schon voll erklären könnte)Aber kurz gesprochen die Sequenzen, wenn in "realistischen Texten" Phantastik auftaucht.Später dann auch um den magischen Realismus usw.(Durst setzt sich irgendwo auch mit Simis Ansichten zu Todorov auseinander, aber das muss ich mir nochmal genau durchlesen. Nur um mal einen "link" zu diesem Forum herzustellen)Naja. Da werde ich wohl noch eine Weile brauchen bis ich da ein abschließendes Fazit ziehen kann.Ich lass es Euch dann wissen ;-)
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#8 simifilm

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Geschrieben 20 August 2008 - 17:59

Cool, ich werde zitiert. :lol:Bin leider bislang noch nicht dazu gekommen reinzuschauen und werde wohl frühestens im November dazu kommen. Aber in Zwischenberichten von Deiner Seite bin ich auf jeden Fall interessiert.

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#9 simifilm

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Geschrieben 12 November 2008 - 12:44

So, jetzt habe ich einen Blick in das Buch geworfen und natürlich gleich die Stelle gesucht, an der Durst mich zitiert. :) Ich habe ja nicht erwartet, dass er mir zustimmt, aber es ist dennoch immer wieder interessant zu sehen, wie man so zitiert wird. Durst reisst hier drei Sätze ziemlich aus dem Kontext und lässt vor allem den entscheidenden Mittelteil weg. So wie das jetzt drin steht, wirkt es ziemlich dämlich; der Punkt, um den es mir an dieser Stelle eigentlich geht - dass es nämlich neben der formalen auch eine inhaltliche Komponente gibt -, wird sauber unterschlagen.Aber halb so wild; viel schlimmer finde ich, dass Durst anscheinend immer noch nicht weiss, wie ein korrektes Deutsches Anführungszeichen aussieht ...Werde mir das Werk - auch in Hinsicht auf das geplante Todorov-Buch - später sicher noch ausführlicher zu Gemüte führen, aber ich gehe davon aus, dass hier nichts grundlegend Neues zur Phantastikdiskussion zu finden sein wird.

Bearbeitet von simifilm, 12 November 2008 - 14:33.

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#10 Gast_Frank Böhmert_*

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Geschrieben 12 November 2008 - 18:10

Damit ist primär südamerikanische Literatur à la Garcia Marquez gemeint (beispielsweise "100 Jahre Einsamkeit").

Habe mir mal sagen lassen, dass die Südamerikaner Grass als Magischen Realisten einstufen.

#11 simifilm

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Geschrieben 13 November 2008 - 00:07

Habe mir mal sagen lassen, dass die Südamerikaner Grass als Magischen Realisten einstufen.

Diese Einschätzung ist für gewisse Bücher von Grass (wie etwa die Blechtrommel) sicher nicht ganz daneben. Da gibt es auf jeden Fall Gemeinsamkeiten. Ursprünglich kommt der Begriff auf jeden Fall aus dem lateinamerikanischen Sprachraum. Aber auch hier handelt es sich um ein schwer begrenzbares Feld, das sehr schwierig zu fassen ist.

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#12 Robin

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Geschrieben 13 November 2008 - 07:23

In Sachen Grass könnte das wirklich passen. Man denke bei "Die Blechtrommel" nur an die Meerjungfrau im Museum oder den unnatürlichen Wuchs Oskars.Ich bin zwar momentan sporadisch in einem Seminar bei Durst ("Spiel im Spiel"), aber das Buch liegt bei mir angerissen herum. Ich hab einfach keine Zeit mich da rein zu denken.....das mit den Anführungszeichen richte ich aus *grins*Über formale und inhaltliche Ebene muss ich eh mal mit Durst diskutieren. Heute wäre ja im Anschluss an das Seminar die berüchtigte Kaffeerunde um solche Fragen zu diskutieren (für die Nerds unter den Studenten), aber ich werde es wohl nicht schaffen. Naja nächste Woche vielleicht ;-)

Bearbeitet von Robin, 13 November 2008 - 15:01.

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#13 Gast_Frank Böhmert_*

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Geschrieben 13 November 2008 - 09:45

Habe mir mal sagen lassen, dass die Südamerikaner Grass als Magischen Realisten einstufen.

Ich habe mir weiter durch den Kopf gehen lassen, wo ich das her habe, aber es will mir nicht einfallen. Immerhin ist ein weiterer Schnippsel dieses Zitats wieder aufgetaucht; da wurde nämlich neben Grass auch John Irving erwähnt.

#14 simifilm

simifilm

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Geschrieben 19 November 2008 - 15:49

(Weiss nicht so recht, ob ich das in diesem Thread, dem schon etwas älteren Phantastik-Thread oder dem Todorov-Buch-Thread posten soll. Falls ein Mod findet, das das woanders hin soll, ist's mir recht): Auf der Suche nach ersten Rezensionen von Dursts neuem Buch bin ich auf dessen Website auf folgende Stellungnahme gestossen. Darin begegnet er dem Vorwurf (den auch ich erhoben habe), dass er die aussertextliche Realität ausklammert und die Literatur als völlig losgelöst betrachtet. Kurz zusammengefasst sagt er, dass dieser Vorwurf falsch ist, dass die Literatur natürlich in Verbindung zur "Realität" stehe, dass aber das "naturwissenschaftlich Mögliche" keineswegs so eindeutig sei und auch kein Kriterium für Literatur sein sollte (da stimme ich ihm zu), dass Literatur voll ist von übernatürlichen Phänomenen (auch da kein Widerspruch. Obwohl ich seine Beispiele seltsam finde. Inwiefern man ein formales Mittel wie den allwissenden Erzähler als Übertretung der naturwissenschaftlichen Wirklichkeit verstehen kann, ist mir nicht so recht klar). Am ausführlichsten setzt er sich mit Marianne Wünschs Konzept auseinander, auf das auch ich mich stütze. Wünsch geht von einem Konzept kulturellen Wissens aus, also der Summe dessen, was die "Gebildeten" zu einer bestimmten Zeit als möglich, realistisch etc. erachteten. Dagegen führt er ins Feld, dass es immer - auch heute - viele Menschen (die Mehrheit?) gab, die an bestimmte Formen von übernatürlichen Phänomenen glaubten und dass Wünschs Fokussierung auf die "Gebildeten" den Grossteil der Menschheit ausschliesst. Und hier sind wir nun am Punkt angelangt, an dem sich unsere Wege trennen. :rolleyes: Für Durst folgt aus der Tatsache, dass das kulturelle Wissen oft nicht eindeutig und widersprüchlich ist, dass dieses Kriterium wegfallen muss:

Jeder literarische Text ist zwar mit einem historisch variablen kulturellen Wissen über die Wirklichkeit verbunden (kein Text enthält alle Elemente, die für sein Verständnis eine Voraussetzung darstellen). Dennoch sind fiktionsexterne Wirklichkeitsauffassungen ungeeignet, Genregrenzen zu ziehen oder das literarische Wunderbare zu bestimmen.

Für mich folgt dagegen daraus, dass man das Konzept des kulturellen Wissens eben ein bisschen elastisch handhaben muss. Das mag nun nicht 100% sauber sein, aber für mich ist es immer noch überzeugender als Dursts Ansatz:

Es scheint mir daher angebracht, die realitätssystemische Klassifikation eines Texts nicht an der Wirklichkeits-, sondern an der konventionsbedingten Realismus-Kompatibilität der in ihm geschilderten Ereignisse zu orientieren: Ist ein bestimmtes Ereignis in einem realistischen Text zulässig? Da der realistische Text darauf beruht, die immanente Wunderbarkeit seiner Verfahren in Abrede zu stellen, läßt sich eine Differenzierung zwischen realistischer und wunderbarer Literatur über das Kriterium der Verheimlichung bzw. Bloßlegung (Markierung) der immanenten Wunderbarkeit durchführen (die Zeitmaschine ist die Bloßlegung der eigengesetzlichen Zeitstruktur des literarischen Texts, der Gedankenleser die Motivierung des unmotivierten gedankenlesenden Er-Erzählers, und das ganze wunderbare thematische Material ist die Bloßlegung der sequentiellen Lückenhaftigkeit des Erzählens). Daß das literarische System mit außerliterarischen Systemen vernetzt ist, wird damit keineswegs in Frage gestellt. Ebensowenig kann bestritten werden, daß das (diffuse) kulturelle Wissen um die Gesetze der Wirklichkeit einen der Faktoren darstellt, die die Realismus-Kompatibilität eines erzählten Ereignisses beeinflussen. Gleichwohl ist die Beziehung zwischen künstlerischem Realitätssystem und Wirklichkeitswissen zu diffus, um sich als Grundlage einer Genretheorie zu empfehlen: Die Literatur importiert das Wirklichkeitsmaterial deformierend in die Eigengesetzlichkeit ihres Systems. In diesem Sinne ist nicht die Wirklichkeit, sondern ihre Vernichtung die Sache der Literatur.

Ich gebe Durst durchaus Recht, dass die Beziehung zwischen Realitätssystem und Wirklichkeitswissen mitunter diffus ist, daraus folgt für mich aber nicht, dass man diese Beziehung, die ja auch gemäss Durst vorhanden ist, einfach ignoriert. Denn auch wenn Konventionen wichtig sind, so geht nicht alles in ihnen auf. Die Frage, wie der Satz "Neil Armstrong flog auf den Mond" zu verstehen ist, hängt massgeblich davon ab, wann er geschrieben wurde, ist also vom kulturellen Wissen abhängig. Was mich schon gar nicht überzeugt, ist, wie Durst wunderbare Motive einfach immer zu Kommentaren der "immanenten Wunderbarkeit" des Textes macht. Das geht bei der Zeitmaschine und dem Hellseher vielleicht, aber spätestens bei Diboos Tentakeln wird es schwierig ... Vor allem aber, und das ist ein Punkt, den es für Durst gar nicht gibt, klammert er damit die konkrete Leseerfahrung vollkommen aus. So, das war etwas ausführlich und theoriebeladen, aber das musste mal raus. :lol:

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#15 †  a3kHH

†  a3kHH

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Geschrieben 19 November 2008 - 18:10

Dursts Ansatz hat ja einen Vorteil : Er ist kürzer, knackiger und damit besser verständlich ... :rolleyes:

#16 simifilm

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Geschrieben 19 November 2008 - 19:48

Dursts Ansatz hat ja einen Vorteil : Er ist kürzer, knackiger und damit besser verständlich ... :rolleyes:

Das würde ich vehement bestreiten.

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#17 Robin

Robin

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Geschrieben 19 November 2008 - 22:19

Wie kann ich konkrete Leseerfahrung wissenschaftlich verarbeiten?Das bleibt doch reine Spekulation oder? Jeder hat doch ein ganz individuelles Portfolie von Leseerfahrungen. Für mich ist es gruselig, für dich nicht. Ich bin begeistert, du nicht - denn du hast schon zwanzig Bücher von Tom Clancy gelesen...Deswegen ist die Sense of Wonder-Diskussion ja so wenig schlüssig...
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#18 simifilm

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Geschrieben 19 November 2008 - 23:46

Wie kann ich konkrete Leseerfahrung wissenschaftlich verarbeiten?
Das bleibt doch reine Spekulation oder? Jeder hat doch ein ganz individuelles Portfolie von Leseerfahrungen. Für mich ist es gruselig, für dich nicht. Ich bin begeistert, du nicht - denn du hast schon zwanzig Bücher von Tom Clancy gelesen...

Deswegen ist die Sense of Wonder-Diskussion ja so wenig schlüssig...

Mit konkreter Leseerfahrung meine ich natürlich nicht, dass es darum geht, individuell zu messen, wie ein individueller Leser reagiert. Aber ich würde schon sagen, dass es - mit allen Einschränkungen - dennoch Dinge gibt, die sich verallgemeinern lassen und nicht bloss subjektiv sind. Der Satz "Neil Armstrong flog zum Mond" wäre wohl von jedem Leser um 1900 als wunderbar/SF/etc. eingestuft worden, als etwas, was irgendwie "nicht-realistisch" ist. Das meine ich mit konkreter Leseerfahrung. Also die ganz banale Frage, wie ein Text wirkt oder wirken soll - mal ganz ohne theoriebeladene Überlegungen zur immanenten Wunderbarkeit der Literatur. Warum ist dieser Mondflug-Satz heute eine historische Aussage, vor hundert Jahren aber SF? Wenn man mal auf dieser ganz basalen Ebene bleibt, wirde deutlich, dass es da etwas gibt, das sich einfach auf Konventionen oder formale Aspekte reduzieren lässt. Um was es hier ausschliesslich geht, ist der Inhalt und dessen Verhältnis zur empirischen Aussenwelt.

So heikel es auch ist, Form und Inhalt strikt zu trennen: Es gibt meiner Ansicht nach, jenseits aller zweifellos vorhandenen formal-stilistischen Merkmale, einen grundsätzlichen inhaltlichen Unterschied zwischen einem Grimm'schen Märchen und Madame Bovary. Ja, es gibt die formalen Aspekte, es gibt bei Flaubert das, was Barthes den Realitätseffekt nennt, etc. Aber dennoch: Es gibt auch einen grundsätzlichen Unterschied zwischen einer untreuen Ehefrau und einer Hexe auf dem Besen. Und der hat nichts mit formalen Kriterien zu tun. Und das ist ein Unterschied, den ein einigermassen normal gebackener Leser auch intuitiv wahrnimmt. Das hat nichts mit dem Verdecken oder dem Aufdecken einer immanenten Wunderbarkeit zu tun. Und ich halte es auch nicht für redlich, diesen Aspekt, der zweifellos diffus ist, einfach unter den Teppich zu wischen (zu diffus wird es ohnehin nur damm, wenn man wie Durst versucht, an klaren Genrekategorien festzuhalten, anstatt von weichen Genregrenzen auszugehen).

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#19 Robin

Robin

    Infonaut

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Geschrieben 20 November 2008 - 06:46

ok. Danke für die Ausführungen. Das macht den Begriff, so wie du ihn verstehst, schon klarer.
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#20 Robin

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Geschrieben 24 November 2008 - 09:59

Kleine Korrektur: Der Begriff magischer Realimus stammt nicht aus Südamerika. Er stammt von dem deutschen Kunsthistoriker Franz Roh (1923) und von dem italienischen Schriftsteller Massimo Bontempeli (1927). Hat man mir erklärt.
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#21 simifilm

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Geschrieben 24 November 2008 - 10:18

Kleine Korrektur: Der Begriff magischer Realimus stammt nicht aus Südamerika. Er stammt von dem deutschen Kunsthistoriker Franz Roh (1923) und von dem italienischen Schriftsteller Massimo Bontempeli (1927). Hat man mir erklärt.

Richtig, er stammt ursprünglich nicht aus Südamerika, wird aber primär für südamerikanische Literatur verwendet. Roh verstand darunter noch etwas Anderes. Um ganz präzis zu sein (aus Rohrer, Seraina: „Magischer Realismus im Film“. In: Christen, Thomas/Blanchet, Robert (Hgg.): Einführung in die Filmgeschichte in drei Bänden. Bd. 3. New Hollywood bis Dogma 95. Marburg 2008, 229-248.):

Vorwegzunehmen ist, dass sich der Begriff magischer Realismus nur mit Mühe definieren lässt, zumindest dann, wenn man versucht, all jene Facetten mit einzuschließen, die damit schon in Verbindung gebracht worden sind. Er entspringt verschiedenen Disziplinen und hat sich in unterschiedlichen Phasen, geografischen Regionen und Künsten weiterentwickelt, was dazu führte, dass er sich im Laufe der Geschichte immer wieder gewandelt hat. Spätestens seit dem weltweiten Erfolg des chilenischen/lateinamerikanischen Bestsellers La casa de Los espíritus (Das Geisterhaus, 1982) von Isabel Allende ist magischer Realismus ein international vieldiskutiertes und auch in der breiten Bevölkerung bekanntes Phänomen. Die Wurzeln des Begriffs reichen jedoch bis zu den europäischen Avantgardbewegungen der Zwanzigerjahre zurück.

Erstmals wird der Terminus 1923 vom deutschen Kunstkritiker Franz Roh verwendet. Er bezeichnet damit eine postexpressionistische Bewegung in der Malerei, die gekennzeichnet ist durch Gegensätze. Der Maler wird demnach zu «einem Zauberer, der uns geheime Bindungen von Gegensätzen, die uns auseinander fielen, lehrt» (zit. nach Scheffel 1990, 12). Um diese Gegensätze hervorzuheben, richten die Künstler ihre Aufmerksamkeit insbesondere auf Details im Alltag und be-mühen sich um eine der Fotografie ähnliche Ästhetik sowie auf die Darstellung mystischer, nichtmaterieller Aspekte der Realität mit klaren Konturen und Schärfen. Roh ordnet der Bewegung die unterschiedlichsten Künstler der Weimarer Republik zu, unter ihnen Otto Dix, Max Ernst, Alexander Kanoldt, Georg Grosz oder Georg Schrimpf. Er gibt die Begrifflichkeit im Lauf der Entwicklung jedoch auf und verwendet fortan die Bezeichnung Neue Sachlichkeit.

Der Schriftsteller und Publizist Massimo Bontempelli spricht unabhängig von Roh wenig später von magischem Realismus in der Literatur, in dem die objektive Welt mit einer Vorstellungswelt bereichert werde. Durch eine Annäherung an das Alltägliche und das Fassbare soll zum Abstrakten oder Wunderbaren vorgedrungen werden, wodurch sich eine tiefere Schicht der Wirklichkeit manifestiert. Kunst erhalte dadurch die Kraft, die Wirklichkeit zu verändern und sei somit ein Akt der Magie anstatt einer bürokratischen Praxis. Die Terminologie hat also zwei Väter, wobei der eine aus der Malerei und der andere aus der Literatur stammt.

In einer zweiten Phase entwickelt sich der Begriff im lateinamerikanischen Kontext weiter und wird zu dem, was heute häufig als Inbegriff des magischen Realismus bezeichnet wird.

Bereits 1927 erscheint in der Zeitschrift Revista del Occidente Rohs Artikel «Nach Expressionismus: Magischer Realismus«. Das darin diskutierte Konzept des «realismo mágico» wird in den Intellektuellenkreisen von Buenos Aires aufgegriffen und in Verbindung mit Literatur diskutiert. Der Venezolaner Arturo Uslar Pietri wendet die aus Europa übernommene Formel Ende der Vierzigerjahre erstmals in Kurzgeschichten auf die lateinamerikanische Literatur an, wobei er die Verschmelzung von Realität und Fantasie betont.

Das Herzstück des lateinamerikanischen magischen Realismus stammt jedoch vom französisch-kubanischen Schriftsteller Alejo Carpentier, der in der Sekundärliteratur häufig auch als Begründer des heute üblichen Verständnisses des Begriffs betrachtet wird. Carpentier lebte während der Zwanziger- und Dreißigerjahre in Paris und setzte sich dort mit verschiedenen Künstlern und Strömungen auseinander. Nach seinen Haiti-Reisen und der anschließenden Rückkehr nach Kuba insistiert er auf einer lateinamerikanischen Form des magischen Realismus, die er künftig als «lo real maravilloso» be-zeichnen wird. Im Vorwort zum Buch «El reino de este mundo» von 1949 erläutert er die Hauptmerkmale seines Konzepts. Er behauptet, dass die Realität Amerikas an und für sich «maravillosa«, also wunderbar sei und daher eine eigene Form des Ausdrucks gesucht werden müsse.

Er sieht den Ursprung der Andersartigkeit in den Wurzeln der lateinamerikanischen Kultur, bei den indigenen Volkstämmen und deren Traditionen und Legenden, die geprägt sind durch ein Denken in Bildern, ein fehlendes lineares Zeitverständnis und das Mestizentum. Zusätzlich betont er, dass eine Grundvoraussetzung des magischen Realismus der Glaube an wunderbare Ereignisse sei. Dies gilt für die Leser von magisch realistischen Romanen wie auch für deren Verfasser. Der Begriff «lo real maravilloso» basiert also auf der Annahme, dass das Magische der Realität inhärent sei. Im Unterschied dazu bezeichnet der ursprüngliche Begriff des magischen Realismus eine ästhetische Kategorie. In dieser Auffassung erhält die Realität den magischen Aspekt durch die Interpretation des Künstlers.

Die Unterscheidung dieser beiden verschiedenen Konzeptionen war nicht von langer Dauer. Maggie Ann Bowers stellt in ihrer Untersuchung zum Wandel des Begriffs fest, dass ab Mitte der Fünfzigerjahre der Begriff «realismo mágico» gleichzeitig beide dahinter verborgenen Vorstellungen impliziere (2004, 18). Der Begriff magischer Realismus bezeichnet fortan also jene Literatur und Kunst Lateinamerikas, die sich in irgendeiner Form der Auseinandersetzung zwischen Realität und Magischem sowohl inhaltlich als auch formal widmet.

Mit dem Erfolg von Gabriel García Márquez, Isabel Allende und anderen Autoren erlebt das Konzept seit den Achtzigerjahren einen regelrechten Boom. Die Vereinigung der Widersprüche zwischen dem Magischen und dem Realen ist heute ein Schlagwort für künstlerische Werke aus diversen Schwellenländern. Mittlerweile haben Verlage und Filmverleiher entdeckt, dass sich lateinamerikanische Literatur und Filme mit dem Label «magisch realistisch» gut verkaufen lassen. Viele Autoren distanzieren sich jedoch von einer Zuordnung ihrer Werke zum magischen Realismus, da der Begriff im Zuge dieser Vermarktungsoffensive zu einer Sinnentleerung geführt hat.


Bearbeitet von simifilm, 24 November 2008 - 10:20.

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#22 Robin

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Geschrieben 24 November 2008 - 11:11

Richtig, er stammt ursprünglich nicht aus Südamerika, wird aber primär für südamerikanische Literatur verwendet. Roh verstand darunter noch etwas Anderes. Um ganz präzis zu sein (aus Rohrer, Seraina: „Magischer Realismus im Film“. In: Christen, Thomas/Blanchet, Robert (Hgg.): Einführung in die Filmgeschichte in drei Bänden. Bd. 3. New Hollywood bis Dogma 95. Marburg 2008, 229-248.):

Jetzt haben wirs ganz genau :) Danke!
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#23 molosovsky

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Geschrieben 01 Dezember 2008 - 05:59

Wollt nur mal zwischendurch bescheid geben:A ) Ich finde das hier alles dotaaal interessant zu lesen, aber †¦B ) Irgendwie kapier ich nix.Worum gehts dem Durst. Worum gehts dem Simi. Warum, wie, was?Vielleicht bin ich auch einfach nur spontan in den Monaten seit meiner Vollzeit-Arbeit zu arg verdummt für solch *abgehobenen* Kram.Kann jemand von Euch Klugen mal so lieb sein und knackig-knapp Resumme/Zwischenstand ziehen?GrüßeAlex / molo

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#24 simifilm

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Geschrieben 01 Dezember 2008 - 07:24

Wollt nur mal zwischendurch bescheid geben: A ) Ich finde das hier alles dotaaal interessant zu lesen, aber †¦ B ) Irgendwie kapier ich nix. Worum gehts dem Durst. Worum gehts dem Simi. Warum, wie, was? Vielleicht bin ich auch einfach nur spontan in den Monaten seit meiner Vollzeit-Arbeit zu arg verdummt für solch *abgehobenen* Kram. Kann jemand von Euch Klugen mal so lieb sein und knackig-knapp Resumme/Zwischenstand ziehen? Grüße Alex / molo

Finde ich jetzt schwierig zu antworten, denn 1. habe ich ja versucht, meine Position darzulegen, 2. sollte Dir die ohnehin nicht ganz unbekannt sein, 3. fragst Du so allgemein, dass ich gar nicht recht weiss, was Du nicht verstehst.

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#25 Robin

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Geschrieben 01 Dezember 2008 - 08:03

Ich weiß jetzt auch nicht genau worauf molo hinaus will.Kurz und knackig und seehr allgemein? Simi und der Herr Durst haben in einigen Punkten der Literaturtheorie andere Auffassungen bzw. auch andere Begriffsdefinitionen (wenn ich selbst das richtig verstehe) und deswegen gibt es da einen wissenschaftlichen Diskurs, der auch über Fußboten ausgetragen wird ;-)Und ich hab das Buch immer noch nicht wesentlich weitergelesen. Ich komme einfach nicht dazu.

Bearbeitet von Robin, 01 Dezember 2008 - 08:04.

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#26 simifilm

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Geschrieben 01 Dezember 2008 - 08:51

Vielleicht trägt dies zur Klärung bei.- Es geht in diesem Thread ja zuvörderst eigentlich um Dursts neues Buch (das niemand bislang gelesen hat) und in diesem Zusammenhang auch um den Begriff des 'magischen Realismus', den wir, glaube ich, einigermassen geklärt haben.- Dann geht es zudem um meine gekränkte Eitelkeit, da Durst mich in einer Fussnote zitiert und mich, wie ich finde, falsch wiedergibt, resp. auf den entscheidenden Punkt gar nicht eingeht.- Und in diesem Zusammenhang bin ich auf Dursts "Stellungnahme" gestossen, in der es genau um diesen Punkt geht, nämlich um den Zusammenhang zwischen literarischem Realitätssystem und aussertextlicher Wirklichkeit. Durst meint dazu: "Ja, diesen Zusammenhang gibt es, aber er ist zu diffus und deshalb ignoriere ich ihn", und ich sage: "Ja, dieser Zusammenhang ist diffus aber man kann ihn nicht einfach ausblenden, weil sich sonst gewisse Dinge schlicht nicht erklären lassen."Knackig-knapper krieg ich's nicht hin.

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#27 molosovsky

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Geschrieben 01 Dezember 2008 - 20:28

Sorry, wenn mein morgendliches Nichtdurchblick-Geständnis arg hingerotzt wirkte.Danke Simi!Genau so hab ich das nochmal gebraucht um durchzublicken.Naja. Mich wundert, wie Durst das durchzuhalten gedenkt, ohne sich ins hemeneutische Sumpfland zu manövrieren. Das literarische Realitätssystem einer Fiktion hängt sogar derart innig und entschieden mit der außertextlichen Wirklichkeit zusammen, dass ein Ausblenden dieses Bandes meines Erachtens nur für spezielle Untersuchungen halbwegs aufrecht erhalten werden kann. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Theorie, die einen Text nur anhand einer Analyse seines literarischen Realitätssystems abklopft, für umfassendere Studien zu einem ›Genre‹ oder einem fiktionalen/narrativen Modus schlüssig bleiben kann.Und Zitate zurecht kürzen geht freilich gar nicht.Zurecht also Buh in Richtung Durst.GrüßeAlex / molo

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#28 simifilm

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Geschrieben 01 Dezember 2008 - 21:05

Naja. Mich wundert, wie Durst das durchzuhalten gedenkt, ohne sich ins hemeneutische Sumpfland zu manövrieren. Das literarische Realitätssystem einer Fiktion hängt sogar derart innig und entschieden mit der außertextlichen Wirklichkeit zusammen, dass ein Ausblenden dieses Bandes meines Erachtens nur für spezielle Untersuchungen halbwegs aufrecht erhalten werden kann. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Theorie, die einen Text nur anhand einer Analyse seines literarischen Realitätssystems abklopft, für umfassendere Studien zu einem ›Genre‹ oder einem fiktionalen/narrativen Modus schlüssig bleiben kann.

Ich werde mir Dursts Bücher Anfang nächstes Jahr, wenn ich an das Todorov-Traktätlein gehe, noch einmal vorknöpfen; vielleicht schaut dann mehr dabei raus.

Und Zitate zurecht kürzen geht freilich gar nicht. Zurecht also Buh in Richtung Durst.

Diesbezüglich muss ich den Mann in Schutz nehmen. Es würde mich nicht erstaunen, wenn das nicht einmal bewusst geschehen ist. Ich bin davon überzeugt, dass ich in meinem Buch auch genug Zitate habe, mit denen die Uhrheber nicht unbedingt einverstanden wären. Und dies nicht, weil ich bewusst falsch zitiere, sondern weil ich den jeweiligen Text halt eben aus meinem Blickwinkel lese und verstehe. Und insofern würde ich Durst eine gewisse Betriebsblindheit zugute halten. Es ist gut möglich, dass er von seinem eigenen Ansatz so überzeugt ist, dass er meine Kritik daran gar nicht mehr versteht und sie entsprechend verzerrt wiedergibt.

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#29 molosovsky

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Geschrieben 02 Dezember 2008 - 05:35

MoinMoin.

Um ehrlich zu sein:
Ich hab auf Dursts Seite herumgestöbert und denke nicht, dass ich in absehbarer Zeit irgendwas von dem freiwillig lesen werde. †” Dieses Zeug von ihm ist, mit Verlaub, gewundener Quark.

(Dann OT ich mal lieber rum, solang wir darauf warten, bis jemand das »Begrenzte Wunderbare« durch hat.)

Ich freu ich mich doch viel mehr an meinem Hans Blumenberg und seiner »Die Lesbarkeit der Welt«. Da wechselt wenigstens das Aufblitzen von feinen Schmunzelgranaten zwischen dem komplizierten Schwurbelflügen ab.

Sätze wie †¦
Je dringlicher die Erlösung, um so fragwürdiger die Qualität der Schöpfung.

Grüße
Alex / molo

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#30 Gerd

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Geschrieben 02 Dezember 2008 - 06:25

Ich freu ich mich doch viel mehr an meinem Hans Blumenberg und seiner »Die Lesbarkeit der Welt«. Da wechselt wenigstens das Aufblitzen von feinen Schmunzelgranaten zwischen dem komplizierten Schwurbelflügen ab.

Sätze wie †¦
Je dringlicher die Erlösung, um so fragwürdiger die Qualität der Schöpfung.

Grüße
Alex / molo

Und was ist an dem Satz jetzt so besonderes? :thumb:
Sudden moroseness. One hop too far.


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