23 Antworten in diesem Thema

[scal]

In Argentinien sind die fehlenden Szenen aus Metropolis aufgetaucht und befinden sich jetzt in den Händen von Restauratoren. Somit kommen wir endlich in den Genuss, den Film in seiner kompletten Fassung zu sehen, denn nur in dieser Fassung wird es möglich sein ganze ganze Spektrum der Charaktere und der Stadt zu erfassen. mehr dazu auf der CPC

Bearbeitet von scal, 03 August 2008 - 01:06.

[Neo Tokyo]

In Argentinien sind die fehlenden Szenen aus Metropolis aufgetaucht und befinden sich jetzt in den Händen von Restauratoren. Somit kommen wir endlich in den Genuss, den Film in seiner kompletten Fassung zu sehen, denn nur in dieser Fassung wird es möglich sein ganze ganze Spektrum der Charaktere und der Stadt zu erfassen. mehr dazu auf der CPC

Ein echter Glücksfall, dass die Szenen die Jahrzehnte überlebt haben. Wie sie nach Argentinien kamen weiß leider nur der Science-Fiction-Gott. EDIT: Mein 101. Beitrag. In der asiatischen Kultur die Zahl der Unendlichkeit.

Bearbeitet von Neo Tokyo, 03 August 2008 - 13:08.

[Yoscha]

Ich warte schon gespannt auf das Endergebnis der Restauration.

[Gallagher]

Nicht nur du...

[DarkWriter]

Vielleicht hatte jemand die Rollen dabei, als er via Odessa nach Argentinien floh.

Bearbeitet von DarkWriter, 03 August 2008 - 20:29.

[scal]

Wie gesagt das wichtigste ist ja das der Film da ist, wie die Bruchstücke nach Argentinien kamen ist echt unklar. Aber sind nicht auch vor dem WWII schon deutsche nach Argentinien abgehauen?wie sieht der werdegang von fritz lang nach Metropolis aus? Vielleicht liegt da ja der Ansatz dafür...

[Gallagher]

wie sieht der werdegang von fritz lang nach Metropolis aus?

*Hüstel*

Da empfehle ich doch die Lektüre meines Artikels "Die hellen Lichter der Großstadt: Metropolis wird 80", erschienen in Ausgabe 3 des Magazins Phase X.

[simifilm]

Wie gesagt das wichtigste ist ja das der Film da ist, wie die Bruchstücke nach Argentinien kamen ist echt unklar.

Das ist nicht so erstaunlich. Bereits bei der bisherigen restaurierten Fassung hat man meines Wissens auf Stücke zurückgegriffen, die man in Südamerika gefunden hat. Südamerika war damals ein wichtiger Absatzmarkt für den deutschen Film; warum das so war, weiss ich nicht, aber es war so ... Die jetzt gefundene Fassung scheint weitgehend der deutschen Premierenfassung zu entsprechen; tatsächlich hat man den Film aber schon sehr früh, also noch während der Erstauswertung, kurz nach der Premiere in Deutschland, recht gekürzt. Beispielsweise war in den USA schon immer eine kürzere Version im Umlauf. Offensichtlich aber haben es aber dennoch ungekürzte Fassungen auf den südamerikanischen Kontinent geschafft.

Aber sind nicht auch vor dem WWII schon deutsche nach Argentinien abgehauen? wie sieht der werdegang von fritz lang nach Metropolis aus? Vielleicht liegt da ja der Ansatz dafür...

Lang emigrierte 1933 in die USA. Aber mit dem Schicksal von Metropolis hat das rein gar nichts zu tun.

[Muside]

Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen. Für mich DIE filmhistorische Sensation der letzten zehn Jahre

[Armin]

Wie sie nach Argentinien kamen weiß leider nur der Science-Fiction-Gott.

... oder das Zeit-Magazin: http://www.zeit.de/o...etropolis-vorab

[Neo Tokyo]

... oder das Zeit-Magazin: http://www.zeit.de/o...etropolis-vorab

Sehr interessanter Artikel.

[scal]

Danke für den Link, wurde auch gleich in den Artikel mit eingepflegt.

[Oliver]

Südamerika war damals ein wichtiger Absatzmarkt für den deutschen Film;

Eben, und dort liefen eben auch vom US-Markt abweichende Versionen, das war bei Stroheims "Gier" ja auch so. Wie man ja in dem ZEIT-Artikel und woanders nachlesen kann, hat man in Südamerika wohl Langs ursprüngliche deutsche Schnittfassung von "Metropolis" gezeigt und nicht die in den USA veränderte Version, an die sich auch die spätere deutsche Fassung anlehnte.

[Yoscha]

Ich sollte den Kulturteil der Zeit doch mal lesen, ich hab ihn noch im Altpapier gefunden ...

Bearbeitet von Yoscha, 04 August 2008 - 21:29.

[hounk]

Die jetzt gefundene Fassung scheint weitgehend der deutschen Premierenfassung zu entsprechen

Die letztes Jahr gefundene Kopie scheint aber nur eine 16mm-Umkopierung der weitgehend deutschen Premierenfassung zu sein. Auch wenn es theoretisch möglich ist, dass durch optische Verkleinerung im Kopierprozess die kompletten Kader erhalten blieben, scheint es mir sehr viel wahrscheinlicher, dass auf der linken Seite das Bild beschnitten ist. Der Premierenfassung wirklich entsprechen wird diese Quelle insofern auch unabhängig von diversen einkopierten und neu entstandenen Defekten insofern nicht. Ist natürlich dennoch ein ganz sensationeller Fund gewesen, unbestritten.

[simifilm]

Die letztes Jahr gefundene Kopie scheint aber nur eine 16mm-Umkopierung der weitgehend deutschen Premierenfassung zu sein. Auch wenn es theoretisch möglich ist, dass durch optische Verkleinerung im Kopierprozess die kompletten Kader erhalten blieben, scheint es mir sehr viel wahrscheinlicher, dass auf der linken Seite das Bild beschnitten ist. Der Premierenfassung wirklich entsprechen wird diese Quelle insofern auch unabhängig von diversen einkopierten und neu entstandenen Defekten insofern nicht.

Meine Aussage bezog sich auch primär auf die Länge resp. die Anzahl der Szenen etc. Dass eine Kopie, die gut 80 Jahre nach der Premiere auftaucht, qualitativ nicht mit der Premierenfassung identisch ist, setze ich leider voraus - selbst wenn es sich um eine 35mm-Kopie gehandelt hätte.

[hounk]

Dass eine Kopie, die gut 80 Jahre nach der Premiere auftaucht, qualitativ nicht mit der Premierenfassung identisch ist, setze ich leider voraus - selbst wenn es sich um eine 35mm-Kopie gehandelt hätte.

Das eine (Alter 80 Jahre) hat aber mit dem anderen (Bildqualität) nicht unbedingt was zu tun. Bei halbwegs guter Lagerung und/oder falls die im Trägermaterial vorhandene Nitrocellulose von guter Qualität war, kann eine 35mm Kopie mitunter besser aussehen als ein nagelneuer Blockbuster, der im Cineplex 3 Wochen lang durch den Wolf gedreht wurde. 35mm Kopien wurden damals durchwegs vom Originalnegativ gezogen (bei großen Produktionen mehrere Kameras nebeneinander gestellt um mehrere Negative erstellen zu können), selbst wenn so eine Kopie im Kinobetrieb Kratzer bekommen hat, kann man sie heute naßkopieren (im Kopierprozess durch eine Flüssigkeit leiten, die den gleichen Brechungsindesx hat und somit die Kratzer verschwinden lässt oder zumindest stark reduziert) und hat damit ein Bild aus der gleichen Generation, wie heute bei Großproduktionen üblich.

Bei 16mm Kopien sieht die Sache schon anders aus. Da ist eigentlich fast auszuschließen, dass die direkt vom Kameranegativ gezogen wurden und Dublierungen über mehrere Generationen waren früher mit größeren Qualitätsverlusten verbunden. Einkopierte Kratzer, die schon in der Vorlage enthalten waren, kriegt man natürlich auch durch Naßkopierung heraus, Abnutzungen und Defekte der Kopie selbst kommen durchs kleinere Format bedingt praktisch doppelt so groß heraus. Mit viel Arbeit kann man da durch digitales Bearbeiten einiges herausholen, unter Umständen sogar genug, dass es auf einer DVD nicht so gravierend auffällt (im Fall dieser Metropolis-Kopie dürfte selbst das unmöglich sein, nach allem, was man über den Zustand so hört), in einer Kinokopie sieht man in jedem Fall dann den Unterschied.

Aber das war jetzt gar nicht was ich gemeint hatte. Es ging mir vielmehr um den totalen Bildverlusst, weil der Kaderausschnitt als in der ursprünglichen 35mm Fassung. Es werden ja bei der Restauration sicherlich nur die fehlenden Sequenzen aus der neuen Quelle ergänzt werden, da wird man schon einen großen Unterschied feststellen können.

Der Fund war nichts desto trotz eine Sensation, man wird dadurch den Film sicherlich wesentlich näher dem ursprünglichen Eindruck entsprechend erleben können, als bislang durch die Textzusammenfassungen. Nur eben ein Teil des Bildinhaltes fehlt von vorne herein, deshalb kann man meiner Meinung nach auch nicht ganz von "vollständig erhalten" sprechen.

[Oliver]

Wenn ich mich an die Artikel aus dem letzten Jahr richtig erinnere, fand man eine Kopie, die über die Jahrzehnte immer mal wieder ordentlich im Einsatz gewesen war und die entsprechend heruntergewirtschaftet sein sollte. @hounk: Wieso meinst Du denn, dass der Bildkader zwangsläufig beschnitten sein muss? Wir wissen ja noch nicht genau, auf was für einer Umkopierung diese Fassung beruhte. Klar ist (für mich), dass das 'neue' Material sicherlich nicht in dem Standard in den Film integriert werden kann, wie ihn die digital polierte Körber-Fassung bietet. Aber das ist doch nun wirklich Jammern auf höchstem Niveau, wenn man bedenkt, dass man wohl bald die Rotwang-Episode nicht mehr in Standbildern sehen muss und vor allem: Dass, entgegen zigfacher Verlautbarungen, die Körber-Fassung nun doch nicht das letzte Wort zum Thema "Metropolis" war! Zum Thema Sensation noch: Ich wüsste eigentlich nicht, bei welchem Fund man mehr aus dem Häuschen sein könnte oder "müsste". Welche Filme sollte man da nennen? Da fallen mir eigentlich nur "Greed" und die "Magnificent Ambersons" ein, nur bei letzterem wäre ich ähnlich gespannt wie auf den nun fast vollständigen "Metropolis".

Bearbeitet von Oliver, 06 Juni 2009 - 18:20.

[hounk]

@hounk: Wieso meinst Du denn, dass der Bildkader zwangsläufig beschnitten sein muss? Wir wissen ja noch nicht genau, auf was für einer Umkopierung diese Fassung beruhte.

Wir wissen, dass es eine 16mm Kopie ist und die ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit seitlich beschnitten.

Im Grunde ist jeder einmal verloren geglaubter Film, den man dann doch noch wo findet eine Sensation. Und natürlich auch, wenn bei einem so extrem wichtigen Film wie Metropolis derart umfangreich neue Szenen auftauchen. Das wollte ich in keiner Weise "kleinreden".

Nur allein schon der Threadtitel "Metropolis endlich komplett" stimmt sogesehen nicht ganz. Gesetzt den Fall, es würde noch wo eine inkomplette 35mm Quelle auftauchen, die Szenen enthält, welche bislang nur in beschnittenen Kadern überliefert ist, so würde das die Überlieferung noch zusätzlich kompletieren. Das allein war's was ich ursprünglich ausdrücken wollte.

Bearbeitet von hounk, 06 Juni 2009 - 19:20.

[simifilm]

In der NZZ hat es heute einen ausführlichen Artikel zum Stand der Rekonstruktion. Ist alles nicht so einfach, und komplett ist der Film nach wie vor nicht.

[simifilm]

Thomas Koebner von der Deutschen Kinemathek war heute bei uns am Institut und hat über die Restauration gesprochen. Die ganze Sache ist sehr kompliziert, da es ursprünglich drei verschiedene Negativfassungen gab, von denen aber keine komplett erhalten ist. Die neuste Fassung des Films ist ein Mix aus der Fassung von 2001; diese konnte vom Originalkameranegativ gemacht werden und ist deshalb qualitativ sehr gut. Die argentinische 16mm-Kopie, die für die neue Fassung zur Verfügung stand, ist zwar kompletter, aber in einem himmeltraurigen Zustand, so dass auch mit den neusten Entkratz- und Aufpolierverfahren nur wenig zu machen ist. Kommt hinzu, dass diese 16mm das falsche Format hat und auch noch teilweise unscharf ist. Koebner sprach ausführlich darüber, wie sie den Film unter anderem anhand der Partitur und der Zensurkarten restaurierten und welche Diskussionen es bei der Restaurierung gab, Eines der vielen Probleme des Films ist, dass die Geschwindigkeiten beim Dreh stark variierten und dass 24 Bilder pro Sekunde in jedem Fall falsch sind. Man entschied sich aber dennoch für eine Tonkopie (!) mit dieser Geschwindigkeit, damit diese neue Fassung auch breit gezeigt werden kann. Auf die Musik ging Koebner besonders ausführlich ein; er ist der Ansicht, dass der Film - obwohl er ja ein Stummfilm ist -, nicht ohne die Originalmusik gezeigt werden sollte; er benutzte mehrfach den Begriff des 'Gesamtkunstwerks'.

[Gallagher]

Auf die Musik ging Koebner besonders ausführlich ein; er ist der Ansicht, dass der Film - obwohl er ja ein Stummfilm ist -, nicht ohne die Originalmusik gezeigt werden sollte; er benutzte mehrfach den Begriff des 'Gesamtkunstwerks'.

Kann ich verstehen. Ich mag den Huppertz-Soundtrack auch. Ich habe ihn auf der DVD aus 2003 zum ersten Mal gehört und war hin und weg.

In Essen soll der Film im Herbst übrigens mit großem Orchester in der Lichtburg aufgeführt werden. Auf deren Website ist aber noch nichts darüber zu finden...

[simifilm]

Wer an diversen technischen Details der Restauration interessiert ist, dem sei diese Seite ans Herz gelegt.

[simifilm]

Diese Woche war das 90-jährige Jubiläum der Premiere von Metropolis. Der geschätzte Ralf Blülow hat dazu was auf heise.de geschrieben (dürfte für die Leser dieses Threads allerdings kaum neue Informationen beinhalten).